ARTE Regards
Non notée
Année : 2017
Nombre de saisons : 7
Durée moyenne d'un épisode : 32 minutes
Genre(s) : Documentaire
L’Europe dans sa diversité en reportages quotidiens : une plongée dans des réalités inédites
Saisons
Saison 1
Saison 2
Saison 3
Saison 4
Saison 5
Saison 6
Saison 7
Épisodes
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Épisode 1 - Auch unsere Niederlande! – Sylvana Simons und ihre neue Partei
13 mars 2017
In den Niederlanden könnte die rechtspopulistische „Partei für die Freiheit“ (PVV) bei den Wahlen am 15. März 2017 stärkste Kraft werden. Für Migranten und Muslime im Land ist das ein Alptraum. „Re:“ zeigt, wie verhärtet die Positionen in der einstigen liberalen Vorzeigedemokratie sind. Wie wird die Gesellschaft durch diesen hochemotionalen Wahlkampf verändert? (Text: arte)
Épisode 2 - Die Sonntagskrieger – Polens Zivilisten rüsten auf
14 mars 2017
Seit der Ukraine-Krise wächst in Polen die Angst vor einem russischen Einmarsch. Zehntausende Männer und Frauen tauschen abends Blaumann, Krawatte und Pumps gegen eine olivgrüne Kampfmontur, um für die Verteidigung ihrer Heimat zu trainieren. Sogar das Bildungswesen hat der Trend zur Militarisierung erfasst: Über 30.000 Schüler besuchen in Polen sogenannte Uniformklassen, in denen militärisch trainiert wird, auch mit scharfen Waffen. Tendenz: steigend. (Text: arte)
Épisode 3 - Geteiltes Zypern – Graben für den Frieden
15 mars 2017
Das Schicksal von Tausenden Menschen in Zypern ist bis heute ungeklärt. Das „Committee for Missing Persons in Cyprus“ exhumiert in anonymen Massengräbern verscharrte Opfer des Bürgerkrieges und übergibt die sterblichen Überreste den Hinterbliebenen. Die Frage der Vermissten und ihrer Schicksale ist eines der schmerzlichsten Kapitel in der Geschichte der Insel – in Genf verhandeln das griechische und türkische Zypern über eine Wiedervereinigung. (Text: arte)
Épisode 4 - Bulgaren gegen den Filz – Im korruptesten Land Europas
16 mars 2017
Als Genka Shikerovas Auto zum zweiten Mal brannte, wusste sie, dass es ein Anschlag war. Sie ist Investigativ-Reporterin in Bulgarien und deckt immer wieder Missbrauch von Steuergeldern und kriminelle Machenschaften auf. Toma Belev, ein Umweltaktivist, ist ständigem Druck ausgesetzt, wenn er illegale Bauvorhaben öffentlich kritisiert. Zum Beispiel im Weltcup-Skigebiet Bansko. Dort seien zahlreiche Pisten und Lifte ohne Genehmigung gebaut worden. Seit dem demokratischen Wandel in Bulgarien liegt die Macht in den Händen weniger Unternehmer, die Wirtschaft, Politik und Medien dominieren. Wer deren Geschäfte kritisch hinterfragt, lebe gefährlich, so Belev. Die Justiz schaue meistens weg. (Text: arte)
Épisode 5 - Supermutter & Karrierefrau – Frankreichs Erfolgsmodell in der Krise
17 mars 2017
Frankreich gilt als europäisches Vorbild in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Französinnen kehren schnell nach der Geburt wieder in den Job zurück. Als Folge werden weitaus mehr Kinder geboren als in Deutschland, zusätzlich sind die Betreuungsmöglichkeiten in Frankreich einzigartig. Doch die Doppelbelastung als berufstätige Mutter hat offenbar ihren Preis. Immer mehr Frauen melden sich zu Wort, die unter der frühen Fremdbetreuung ihrer Kinder leiden. Zugleich ist der Konsum von Psychopharmaka in Frankreich auffallend hoch. (Text: arte)
Épisode 6 - Allah liebt euch alle – Europas erster schwuler Imam
20 mars 2017
Homosexualität gilt im Islam als große Sünde. In der muslimischen Welt werden Schwule, Lesben und Transsexuelle im Namen der Religion verfolgt und mit dem Tode bedroht. Trotzdem lebt der französische Imam Ludovic Mohamed Zahed offen schwul und predigt seine tolerante Version des Islam mittlerweile in ganz Europa. Aber wie bringt er zusammen, was die große Mehrheit der Muslime für völlig unvereinbar hält? (Text: arte)
Épisode 7 - Die Lkw-Opas: Risiko auf der Straße?
21 mars 2017
Der 73-jährige Johann Rauhof fährt seit 45 Jahren große Lkw durch Deutschland. Alte Brummifahrer wie er müssen alle fünf Jahre zu einem medizinischen Check. Aber reicht das? Während der Bedarf an Lkw-Transporten kontinuierlich steigt, fehlt es den Spediteuren an Nachwuchs. Die Folge: Die Trucker werden immer älter und arbeiten zum Teil über ihre Rente hinaus. „Re:“ begleitet Lkw-Opas quer durch Deutschland und erfährt von den Sorgen und Nöten einer alternden Branche. Stress, lange Arbeitszeiten und medizinische Versorgungsprobleme gehören zum Alltag. Das wirft eine entscheidende Frage auf: Werden die Lkw-Opas zu einer Gefahr im Straßenverkehr? (Text: arte)
Épisode 8 - Letzte Zuflucht Waisenhaus – Griechenlands Familien in der Krise
22 mars 2017
Im siebten Jahr des griechischen Schuldendramas ist die Krise auch bei den Jüngsten angekommen und zersetzt mittlerweile sogar den Kern der Gesellschaft: die Familie. Da der Staat maximal nur ein Jahr lang Arbeitslosengeld zahlt und eine Grundsicherung wie in Deutschland oder Frankreich in diesem Jahr überhaupt erst eingeführt wird, verarmen viele griechische Familien rapide. Sogar ihre Kinder können manche Eltern nicht mehr versorgen. So auch die beiden Athener Mütter Rania Theodoraki und Viktoria Bublienko. Ihre Kinder leben nun nicht mehr bei ihnen, sondern in einem Waisenhaus. (Text: arte)
Épisode 9 - Ocupa Barcelona: Der Kampf um Wohnraum
23 mars 2017
„Sie werfen uns auf die Straße, nehmen uns die Arbeit und auch noch das Leben“, sagt ein Opfer dreier Zwangsräumungen in der zweitgrößten Stadt Spaniens, in Barcelona. Es sind keine vermummten Randalierer, sondern schuldlos verarmte Bürger, die um Wohnraum kämpfen. Spanien ist in Europa das Land mit den meisten Zwangsräumungen und mit den meisten leerstehenden Wohnungen. Eine Folge der Wirtschaftskrise und einer gigantischen Immobilienblase, die vor neun Jahren platzte. Die Spekulation geht weiter. Aber die Menschen wehren sich. Es ist eine Bewegung entstanden, die versucht, Zwangsräumungen zu verhindern. Das „Re:“-Team war eine Woche in der „europäischen Hauptstadt der Hausbesetzer“. (Text: arte)
Épisode 10 - Mein Leben als Werbefläche: Youtube und die Generation Z
24 mars 2017
Vom Klickzahl-Millionär zum echten Millionär nirgendwo in Europa geschieht das so häufig wie in Großbritannien. Rund 1.500 YouTube-Stars mit mehr als einer Million registrierten Fans gibt es weltweit, jeder zehnte von ihnen lebt und filmt sich im Vereinigten Königreich. Auf Englisch erreichen die britischen YouTuber vom Start weg ein weltweites Publikum. Hier werden Superstars wie Tanya Burr geboren, 27 Jahre alt, geschätztes Vermögen 2016: rund 2,5 Millionen Euro. Mehr als 300 Millionen Mal wurden ihre Videos geklickt. (Text: arte)
Épisode 11 - Pizza auf Ukrainisch – Stück für Stück zurück ins Leben
27 mars 2017
Wie bekommt man den Krieg aus dem Kopf? Vor diesem Problem stehen momentan Tausende junge Ukrainer, die im Osten des Landes gekämpft haben. Sie haben Kameraden fallen sehen, in permanenter Angst und Bedrohung gelebt. Und der Krieg geht im Kopf weiter: 50 bis 70 Prozent bräuchten psychologische Hilfe. Doch vom Staat gibt es die kaum. Auch Leonid Ostaltsev hat das erlebt. Seine Antwort darauf: „Pizza Veterano“. Von außen eine normale Pizzeria. Doch hier trägt der Pizzabäcker Flecktarn. Denn bei „Pizza Veterano“ arbeiten ausschließlich Kriegsheimkehrer. „Alle, die bei „Pizza Veterano arbeiten, haben das Gleiche durchgemacht. Wir verstehen uns“, sagt Leonid. In Militärkreisen hat sich seine Idee längst herumgesprochen. Pizza Veterano – inzwischen ein Treffpunkt für Soldaten auf Front-Urlaub. Mit Pizza gegen das Trauma und zurück ins Leben. Kann das funktionieren? (Text: arte)
Épisode 12 - Abschiebung in den Terror: Afghanistan – Ein sicheres Herkunftsland?
28 mars 2017
Afghanische Flüchtlinge wurden in Deutschland meist jahrelang geduldet. Seit Dezember 2016 organisieren Bund und Länder nun Sammelabschiebungen für nicht anerkannte Asylbewerber vom Hindukusch. Obwohl sich die Sicherheitslage dort nach einem Bericht der Vereinten Nationen drastisch verschlechtert hat. Im Februar erst wurde ein junger Afghane, der kurz zuvor aus Bayern abgeschoben worden war, bei einem Anschlag in Kabul verletzt. Gleichwohl beharren deutsche Behörden auf dem Standpunkt, einige Teile Afghanistans seien sicher. Ist diese Aussage korrekt und auch dann haltbar, wenn man das Schicksal Abgeschobener vor Ort betrachtet? „Re:“ beleuchtet in Bayern und Afghanistan die menschlichen Folgen von Abschiebung. (Text: arte)
Épisode 13 - Freilerner: Leben ohne Schule
29 mars 2017
Rund tausend Kinder in Deutschland sind „Freilerner“. Sie lernen nicht in Schulen, sondern zu Hause in „Projekten“. Wie viel Zeit sie mit dem jeweiligen Stoff verbringen, ist ihnen selbst überlassen. Anders als in vielen anderen europäischen Ländern, ist Freilernen in Deutschland nicht erlaubt. Wer seine Kinder dennoch zu Hause unterrichtet, riskiert Streit mit den Behörden bis hin zum Entzug des Sorgerechts. Die Reportage bietet einen Einblick in die Welt der Freilerner in Frankreich und Deutschland und zeigt, in welchem Spannungsfeld die betroffenen Familien stehen. (Text: arte)
Épisode 14 - Ein Bauer für Putin – Stefan Dürr und sein russisches Imperium
30 mars 2017
Stefan Dürr gilt als einer der wichtigsten Agrar-Unternehmer Russlands. Er hat Putin zu Sanktionen gegenüber der EU geraten. Er von Putin persönlich die russische Staatsbürgerschaft bekommen. (Text: arte)
Épisode 15 - Vier Eltern und ein Kind – Co-Parenting in den Niederlanden
31 mars 2017
Quinten ist beinahe zwei Jahre alt. Die Hälfte der Woche verbringt er bei seinen beiden Müttern, die andere bei seinen zwei Vätern. Kennengelernt haben sich die beiden homosexuellen Paare über eine Co-Parenting-Plattform im Internet – ein virtueller Treffpunkt für homosexuelle Paare, die gemeinsam ein Kind haben wollen. Offiziell sind bis jetzt aber nur Quintens biologische Eltern, Gabriella und Steven, seine Erziehungsberechtigten. Doch das soll sich mit einem neuen Gesetz ändern, denn immer mehr Menschen in den Niederlanden setzen auf diese Familienform. (Text: arte)
Épisode 16 - Liebe unerwünscht – Der zerrissene Balkan
3 avril 2017
Bosnien Herzegowina: Ein Zaun trennt den Schulhof zwischen bosnischen Muslimen und bosnischen Kroaten in Travnik. Und auch das Schulgebäude ist nach Ethnien getrennt. Die Muslima Amela ist hier zur Schule gegangen und mit dieser Teilung groß geworden. Doch nicht nur die Politik, sondern auch die Eltern pflegen die ethnische Abgrenzung vom Nachbarn. So war schon immer klar – Amela wird selbstverständlich einen Muslim heiraten. Kontakte zwischen den Volksgruppen sind unerwünscht, selbst in den Hofpausen. Dabei hatte das Verfassungsgericht schon 2012 die „Zwei-Schulen-unter-einem-Dach-Politik“ als verfassungswidrig erklärt. Im Alltag wird sie dennoch weiter praktiziert, auch wenn sie heute keiner mehr so nennen will. Vor zwei Jahrzehnten schossen in Bosnien – Herzegowina Nachbarn auf Nachbarn. Auch heute sind die Folgen des Krieges im Land noch sichtbar, in den zwischenmenschlichen Beziehungen sind sie allgegenwärtig. Im Land leben bosnische Muslime, bosnische Kroaten und bosnische Serben. Sie sagen sie leben gemeinsam, doch beim genaueren Hinsehen leben sie eigentlich nebeneinander. Denn einen Ehepartner einer anderen Volksgruppe würden nur die Wenigsten akzeptieren. (Text: arte)
Épisode 17 - Heilung unbezahlbar – Griechenlands krankes Gesundheitssystem
5 avril 2017
Das griechische Gesundheitssystem steckt in der Krise. Drei Millionen Griechen sind nicht krankenversichert. Tausende medizinische Fachkräfte haben das Land verlassen, die Ausgaben der Regierung für Gesundheit wurden seit der Finanzkrise halbiert. Ein Lichtblick für die Menschen ohne Versicherungsschutz sind die Sozialkliniken des Landes. Eine davon ist das Ellinikó im gleichnamigen Athener Stadtteil – für viele Patienten die letzte Anlaufstelle. „Re:“ zeigt den ehrenamtlichen Einsatz der Helfer im Ringen um die Gesundheitsversorgung für die sozial Schwächsten des Landes. (Text: arte)
Épisode 18 - Die Europaretter – Wie der „Pulse of Europe“ schlägt
6 avril 2017
Der Frankfurter Daniel Röder hat sie alle angestoßen: engagierte Europäer, die das Feld nicht den Nationalisten überlassen wollen. In mittlerweile sieben Ländern demonstrieren sie jeden Sonntag für Europa. Doch in Frankreich und den Niederlanden ist „Pulse of Europe“ noch klein, während Rechtspopulisten und Europagegner immer mehr Zustimmung gewinnen. Röder und seine Freunde in Amsterdam und Paris sind schwer herausgefordert, haben kaum noch Zeit für ihre Familien: Wie können die zusammenfinden und sichtbar werden, die ein geeintes Europa erhalten wollen? Und werden es genug sein? (Text: arte)
Épisode 19 - Agent Provocateur – Claude-Oliver Rudolph und der russische Sender RT
7 avril 2017
Beeinflussen Russlands Medien die politische Meinung in Europa? Von Berlin aus verbreitet der russische Staatssender RT (ehemals Russia Today) über einen Ableger News und Videos im Internet. Auf Deutsch. Von Putins Propaganda-Sender sprechen die einen, die Macher dagegen von einem „fehlenden Part“, den RT zeige. Erklärtes Ziel ist es, eine europäische Gegen-Öffentlichkeit zu schaffen. Auch der deutsch-französische Schauspieler Claude-Oliver Rudolph engagiert sich seit 2016 mit einer Kultur-Show für den Sender. Aber warum? Und was will der Kreml-Sender erreichen? (Text: arte)
Épisode 20 - Gespaltenes Kreuzberg – Deutschtürken vor dem Referendum
10 avril 2017
Die in Deutschland lebenden Türken stecken derzeit in einem handfesten Konflikt. Im Vorfeld des Referendums über ein Präsidialsystem in der Türkei am 16. April 2017 ist die türkische Community tief gespalten. Immerhin 1,4 Millionen wahlberechtigte Türken leben in Deutschland. Unter ihnen viele Anhänger Erdogans. Aber es gibt auch Gegner, die eine Front gegen ihn bilden. „Hayir – Nein!“ liest man in diesen Tagen auf Häuserfassaden und Flugblättern. Bei einem knappen Wahlausgang könnten die Stimmen der Deutschtürken über das Schicksal der Türkei entscheiden. Was denken die Türken und Kurden in Kreuzberg, der vermeintlichen Multikulti-Idylle Berlins? (Text: arte)
Épisode 21 - Addio Pizzo – Aufstand gegen die Mafia
11 avril 2017
Die sizilianische Mafia ist eine der berüchtigtsten Mafia-Organisationen der Welt. Wer sich mit ihr anlegt, lebt gefährlich. In kaum einer anderen Stadt wird das deutlicher sichtbar als in Palermo. Francesca Vannini und ihre Freunde wagen den Aufstand gegen die Mafia. „Ein Volk, das Schutzgeld zahlt, hat keine Würde“ unter diesem Motto ruft die Initiative Addio Pizzo zum Widerstand auf. Aktivisten zwischen 20 und 35 helfen Menschen, die sich gegen Schutzgelderpressungen wehren. Eine Geschichte über eine andere Art gegen die Mafia zu kämpfen. (Text: arte)
Épisode 22 - Du Opfer! Schulmobber im Visier von Carsten Stahl
12 avril 2017
Wenn Carsten Stahl ein Klassenzimmer betritt, wird es still. Der Ex-RTL-Star ist eine Berliner Kiez-Größe und ehemaliger Bandenchef. Seine kriminelle Vergangenheit hat er hinter sich gelassen und mit dem Milieu gebrochen, um seiner neuen Mission zu folgen: Gewaltprävention an Schulen. „Re:“ begleitet Stahl auf seinen emotionsgeladenen Anti-Mobbing-Einsätzen an der Berliner Vincent van Gogh-Schule. Einfühlsam und konfrontativ, provozierend und verständnisvoll zugleich lockt der Coach auch die harten Fälle aus der Reserve. (Text: arte)
Épisode 23 - Erdogans Referendum – Der Weg in die Diktatur?
13 avril 2017
Épisode 24 - Das heilige Wasser der Jesiden: Ein Muslim setzt Zeichen gegen den Völkermord
14 avril 2017
Als im August 2014 der „Islamischen Staat“ über die Jesiden im Nordirak herfallen, schämt sich Hammed Khamis als Berliner Moslem für die furchtbaren Verbrechen – besonders vor seiner besten Freundin, der Jesidin Tamara. Sie ist schwanger, und für die Taufe ihres Kindes nach jesidischem Brauch benötigt sie etwas, das es in Europa nicht gibt: das heilige Wasser aus der Quelle von Lalisch, dem Heiligtum der Jesiden im Nordirak. Doch eine Reise dorthin wäre für die junge Mutter lebensgefährlich.Kurzentschlossen bietet Hammed an, das heilige Wasser für Tamara zu holen – eine Reise entlang der Front und durch vom IS zerstörte Gebiete. (Text: arte)
Épisode 25 - Obdachlos trotz Job – Überleben in Paris
18 avril 2017
Paris – die Stadt der Liebe, die Stadt der Boulevards, die Stadt der Träume von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Doch zum Straßenbild gehören auch sie: Menschen, die unter den Brücken der Seine oder in den Eingängen der Geschäfte schlafen. 143.000 Menschen in Frankreich sind obdachlos, insgesamt 900.000 Menschen haben keinen festen Wohnsitz. Wirtschaftskrise und Wohnungsnot treiben immer mehr Menschen in die Obdachlosigkeit. Für ein EU-Land dabei beispiellos: Ein Viertel der Obdachlosen in Frankreich ist berufstätig, kann sich aber das Dach über dem Kopf nicht mehr leisten. Vor allem in der Gastronomie, im Bausektor und in Pflegeberufen sind die Löhne zu niedrig, um davon die hohen Pariser Mieten zu zahlen. Dem Klischee des Obdachlosen, der vor der Metro-Station bettelt, entspricht Majid Benhari überhaupt nicht. Der 37-Jährige ist groß, gepflegt und sportlich. Doch Majid Benhari ist seit eineinhalb Jahren obdachlos. Dass es ausgerechnet ihn treffen würde, dass er selbst bis vor Kurzem in Parks und Hauseingängen schlafen musste, ist für ihn bis heute ein Schock. Denn eigentlich war sein Leben in Ordnung. Zehn Jahre lang lebte er mit seiner Partnerin zusammen. Die beiden haben zwei Söhne, sieben und neun Jahre alt. Doch dann scheiterte die Beziehung. Majid musste die gemeinsame Wohnung verlassen und landete auf der Straße. Seine beiden Söhne hat er seit einem Jahr nicht mehr gesehen. Doch Majid Benhari will sich nicht hängen lassen. Er hat nur ein Ziel: Raus aus der Notunterkunft und endlich wieder eine eigene kleine Wohnung, in der ihn auch seine Söhne besuchen dürfen. Frankreich ist die zweitgrößte Volkswirtschaft in Europa. Am 23. April wird ein neuer Präsident gewählt. Arbeitslosigkeit, die Angst der Mittelschicht vor dem Abstieg und die soziale Dauermisere sind die großen Wahlkampf-Themen. „Re:“ zeigt den Kampf von Majid Benhari und anderen Obdachlosen, die eigentlich nur eins wollen: nicht ausgegrenzt zu werden, sondern wieder Teil der französischen Gese
Épisode 26 - Chez Jeanne – Wie Städter versuchen, ein Dorf zu retten
19 avril 2017
In kaum einem anderen westeuropäischen Land ist das Gefälle von Großstadt zum Land so groß wie in Frankreich. Die großen Städte platzen aus allen Nähten, in den Dörfern herrscht oft nur noch Trostlosigkeit. In der Nähe von Grenoble haben junge Menschen, – sie kommen aus der Stadt -, die Gegenrichtung eingeschlagen. Im 700-Seelen-Dorf Saint-Martin-de-la-Cluze haben sie den Laden und die einzige Bar wieder zum Leben erweckt. Und damit die Seele des Dorfes gerettet. Aber auch hier blicken sie misstrauisch auf die Eliten im fernen Paris, wenige Tage vor den französischen Präsidentschaftswahlen. (Text: arte)
Épisode 27 - Mein Bruder, der Terrorist – Zu Fuß gegen den Hass
20 avril 2017
Abdelghani Merah ist zu Fuß unterwegs von Marseille nach Paris, 1.000 Kilometer quer durch Frankreich. Mit seinem Marsch will er ein Zeichen setzen gegen den islamistischen Terror in Europa. Fünf Jahre ist es her, dass sein jüngerer Bruder in Toulouse bei einer islamistischen Anschlagserie sieben Menschen tötete. Mohamed Merah wurde noch auf der Flucht erschossen, ein weiterer Bruder wegen Mittäterschaft verurteilt. Abdelghani Merah hat mit seiner Familie gebrochen. Er möchte den Gräueltaten etwas entgegensetzen und im Gespräch mit den Menschen vor den Gefahren des Fundamentalismus warnen. (Text: arte)
Épisode 28 - Im Mekka des Rap – Der Sound der Banlieues
21 avril 2017
Während in einigen Pariser Banlieues die Gewalt wieder einmal eskaliert, schreiben sich Jugendliche in Les Tarterêts Wut und Frust im Rhythmus des Rap von der Seele. Sie träumen von einem Wandel und einem Ausweg aus ihrem Ghetto. Corbeil-Essonnes im Süden der französischen Hauptstadt, wozu das Hochhausviertel gehört, gilt als ein Mekka des französischen Rap. Das extrem angesagte Rap-Duo PNL ist hier groß geworden. Newcomer aus dem sozialen Brennpunkt finden hier im Rap ein Sprachrohr. Soziale Missstände, persönlich erlebte Gewalt und Diskriminierung, schwelende politische Fragen verarbeiten sie in ihren Songs. Doch können sie mit ihrer Musik auch etwas bewegen? (Text: arte)
Épisode 29 - Brexit – Die Hoffnung der englischen Fischer
24 avril 2017
Bis in die 1960er Jahre waren die britischen Fischer wohlhabend und stolz. Durch die gemeinsame Fischereipolitik der Europäischen Union verschlechterte sich ihre Situation deutlich. Heute ist der Fischfang in Großbritannien ein kaum noch lohnendes Geschäft. Als Denkzettel für die Politik und das Establishment haben die Fischer für den Brexit gestimmt. Aber wird sich ihre Situation damit verbessern? Die prominente Fondsmanagerin Gina Miller, die Klage gegen den Brexit eingereicht hatte, warnt: Der Austritt aus der EU wird für Großbritannien mit bislang unvorhersehbaren Folgen verbunden sein. (Text: arte)
Épisode 30 - Kreuz gegen Minarett – Kulturkampf in Erfurt
25 avril 2017
Die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde will in Erfurt-Marbach eine Moschee bauen, mit Kuppel und Minarett. Es wäre der erste Moschee-Neubau in Thüringen. Bürgerinitiativen aus Marbach fordern deshalb eine Bürgerbeteiligung, die Stimmung ist gereizt. Politische Unterstützung kommt von der AfD im Thüringer Landtag. Letzte Eskalation: riesige Holzkreuze, die von Bürgern neben dem Baugelände der Moschee aufgestellt wurden. Ist das nur Fremdenfeindlichkeit oder doch Angst vor dem Islam? In Erfurt ist ein Kampf um religiöse Symbole und kulturelle Identität entbrannt. (Text: arte)
Épisode 31 - Hotspot Adria – Die Partymacher
26 avril 2017
Europas Jugend hat eine neue Partylocation gefunden. Ibizia? Zu teuer. Lloret de Mar? Ein alter Hut. Wer viel und billig feiern will, den zieht es an den Zcre Beach nach Kroatien. Mehr als 100.000 Jugendliche pilgern jeden Sommer an den nur 400m langen Strand, an dem fünf Open Air Clubs ihre Gäste rund um die Uhr beschallen. Im 3.500-Seelen-Ort Novalja sind die 26.000 Betten die ganze Saison lang belegt ein höheres Pro-Kopf-Einkommen gibt es in ganz Kroatien nicht. Ein Riesengeschäft für die kroatische Bevölkerung? Mitnichten. Den großen Reibach machen allein die Partybetreiber und Reiseveranstalter. (Text: arte)
Épisode 32 - Der Wolf – Jäger oder Gejagter
28 avril 2017
Die Wölfe kehren nach Mitteleuropa zurück – und schon sind Konflikte vorprogrammiert. Die einen freuen sich, dass das Tier nicht ausgerottet und durch ein EU-Recht unter Schutz gestellt wurde. Auf der anderen Seite stehen Landwirte und Schäfer, vor allem in Brandenburg – sie legen sich auf die Lauer und gehen auf die Pirsch. Gibt es eine gemeinsame Lösung für den Umgang mit dem mythenreichen Räuber? (Text: arte)
Épisode 33 - Außen vor statt mittendrin – Woher kommt die Wut in den Pariser Banlieues?
1 mai 2017
In den Pariser Vororten, nur wenige Kilometer vom mondänen Stadtkern entfernt, kommt es immer wieder zu aggressiven Attacken zwischen Polizei und Bewohnern. Feindselig und voller Unverständnis stehen sich dann meist Jugendliche und Polizisten gegenüber. Häufig werden diese urbanen Aufstände von den Einsatzkräften brutal niedergeschlagen. In den Banlieues empfinden fast alle eine tiefsitzende Wut auf die in ihren Augen rassistische Mehrheitsgesellschaft, die sie ausgrenzt, erniedrigt und demütigt. „Re:“ blickt hinter die Kulissen dieses zentralen sozialen Konflikts in Frankreich. (Text: arte)
Épisode 34 - Projekt Versöhnung – Das Roma-Hotel im Kosovo
2 mai 2017
Im ethnisch tief gespaltenen Kosovo versucht ein Hotel-Projekt das scheinbar Unmögliche: Zwei Roma leiten ein Team mit serbischen und albanischen Angestellten. Ein außergewöhnliches Projekt, denn diese Gruppen sind seit dem Kosovo-Krieg 1998 / 99 oft immer noch verfeindet, die Gräben zwischen den verschiedenen Ethnien noch tief. Viele Angehörige der Roma leben im Kosovo in Slums und tiefster Armut. Der Zugang zu Bildung und Arbeitsmarkt ist ihnen oftmals verwehrt. Das Roma-Hotel Gracanica am Rande Pristinas will dagegen ein Zeichen setzen. (Text: arte)
Épisode 35 - Deutsch für Anfänger – Integration im Eiltempo
4 mai 2017
Die Sprache des Gastlandes zu sprechen, ist der entscheidende Schritt auf dem langen Weg der Integration. Und doch erhielt in Deutschland 2016 nur jeder zweite Flüchtling einen Platz in einem Integrationskurs. Der deutsche Bundesrechnungshof hat jüngst den zuständigen Stellen ein verheerendes Zeugnis für die Effizienz ihrer Sprachkurse ausgestellt. Wie man schnell eine Sprache lernen kann, damit beschäftigt sich der britische Sprachcoach David Lebor aus England seit zehn Jahren. Er hat ein System von „Erinnerungstechniken“ entwickelt, das es Menschen ermöglichen soll, in wenigen Wochen eine Sprache zu erlernen. Sein Prinzip führt die Schüler weg von der Schulbank und hinein ins Leben – denn nur durch die Praxis im Alltag kann man wirklich in einer Sprache ankommen, so Lebor. Als Lebor die Bilder der Flüchtlingskrise im Fernsehen sieht, nimmt er sich eine Auszeit und macht sich auf eigene Faust auf nach Berlin. Dort sucht er eine Gruppe von Flüchtlingen aus Syrien, Afghanistan und dem Libanon, die allesamt bereit sind, an dem Experiment teilzunehmen. Lebors System basiert auf „geographischen Erinnerungsbru¨cken“. Die Stadt – in diesem Fall Berlin – und ihre Bewohner sind hier Mittel zum Zweck. Der Coach ist mit seinen Schu¨lern ständig in Bewegung, zeigt ihnen ihre neue Heimat und – ganz wichtig – bringt sie mit Deutschen in Kontakt. Auf diese Weise, so verspricht er, werden sie in nur sechs Wochen konversationssicher. Kann das wirklich gelingen? (Text: arte)
Épisode 36 - Breaking the Silence – Israelische Bürgerrechtler unter Druck
5 mai 2017
Der Antrittsbesuch in Israel des neuen deutschen Außenministers Sigmar Gabriel endete mit einem Eklat. Da er darauf bestand, auch israelische Bürgerrechtler zu treffen, sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu seine Begegnung mit Gabriel kurzfristig ab. Netanjahus Begründung: „Ich werde keine Diplomaten treffen, die sich bei uns mit Organisationen verabreden, die unsere Soldaten als Kriegsverbrecher verleumden.“ Warum sind Nicht-Regierungs-Organisationen wie „Breaking the Silence“ in Israel so umstritten? Die Reportage führt in die palästinische Stadt Hebron im Westjordanland. Dort werden 800 jüdische Siedler von 650 israelischen Soldaten beschützt. „Breaking the Silence“ prangert die israelische Besatzungspolitik an und dokumentiert Übergriffe der Soldaten. Der Film zeigt, wie israelische NGOs aus Deutschland und Westeuropa finanziell unterstützt werden – weswegen sie von Kritikern in Israel als „ausländische Agenten“ beschimpft werden. Gerade erst wurden israelische Bürgerrechtler im Bundeskanzleramt und im Auswärtigen Amt in Berlin empfangen. Wie weit soll sich die deutsche Regierung in dem Nahostkonflikt engagieren? „Re:“ greift das Thema aktuell auf, am Vorabend des Antrittsbesuchs des neuen deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier in Israel. (Text: arte)
Épisode 37 - Der Letzte seiner Art – Ein Fischer im Donau-Delta
8 mai 2017
Das rumänische Donaudelta ist das zweitgrößte Delta der Welt, Unesco-Kulturerbe und seit 2007 ein durch die EU geschütztes Bioreservat. Hier treffen sich die großen europäischen Vogelströme auf ihrem Weg in den Süden. Doch die Anwohner, die seit Generationen vom Fischfang leben, sind wirtschaftlich am Ende. Die Umweltauflagen der Europäischen Union machen das kommerzielle Fischen selbst im kleinsten Ausmaß nahezu unmöglich. Und so prallen EU-Interessen und die Furcht vor dem wirtschaftlichen Kollaps aufeinander. „Re:“ begleitet eine der wenigen Fischerfamilien in ihrem harten Alltag. (Text: arte)
Épisode 38 - Neue Heimat Deutschland – Der Traum vom Job
10 mai 2017
Shenda hat die mündliche Prüfung für die Fahrschule geschafft. Trotz aller Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache. Selbst Auto zu fahren dieser Traum erfüllt sich für die 25-Jährige aus Syrien gerade Leipzig. Doch ihr zweiter Traum scheint unerreichbar: eine Arbeit als Friseurin. Da hilft auch das einjährige Praktikum bei einem renommierten Friseur nichts. Denn in Syrien hat Shenda nur die 7. Klasse abgeschlossen. Seit Herbst drückt Shenda wieder die Schulbank und im Mai muss sie den deutschen Abschluss der neunten Klasse bestehen. Und einen Ausbildungsplatz finden. Der Afghane Qazi scheint dagegen schon am Ziel angekommen: Er hat im thüringischen Schmölln einen festen Arbeitsvertrag als Näher erhalten. Seine Probezeit hat den Chef überzeugt. Seit Januar hat Quazi einen festen Arbeitsvertrag. In seinem Wohnblock für Asylbewerber in Altenburg ist er damit eine Ausnahme. Shenda und Quazi sind zwei der Flüchtlinge, die in den letzten drei Jahren nach Deutschland kamen. Allein 2015 waren es 850.000. Die wenigsten haben einen qualifizierten Berufsabschluss. Die Gesellschaft muss also investieren, um die Flüchtlinge für den Arbeitsmarkt fit zu machen und sie langfristig zu integrieren. Sprach- und Integrationskurse stehen für die Flüchtlinge auf dem Programm und auch für Arbeitgeber gibt es Schulungen zum richtigen Umgang mit „den Neuen“. Doch immer wieder kommt es zu Enttäuschungen: Flüchtlinge brechen das Probearbeiten ab, Praktikumsplätze werden gar nicht angetreten. Ganze Branchen haben keine Verwendung für Hilfsarbeiter. Das Gros der Wirtschaft sucht Facharbeiter. (Text: arte)
Épisode 39 - Die Nilgänse kommen – Europas ungebetene Gäste
12 mai 2017
Sie verfolgen Jogger und Radfahrer, hinterlassen ihren Kot in öffentlichen Grünanlagen, verunreinigen Badeseen und bevölkern zu Hunderten Äcker und Parks. Nilgänse kommen aus Afrika und breiten sich ungehindert in Europa aus. Sie sind robust und anpassungsfähig. Landwirte und Spaziergänger sind machtlos gegen die Invasion. In einigen Bundesländern sind die renitenten Vögel bereits zum Abschuss freigegeben. Tierschützer schlagen Alarm. Bedrohen die Gänse heimische Arten, machen ihnen den Lebensraum streitig? Der Streit um die Einwanderer droht zu eskalieren. Gibt es eine Lösung im Gänsestreit? (Text: arte)
Épisode 40 - Deutsche Kämpfer gegen den IS – Die Schlacht um Shingal
15 mai 2017
Kasim Shesho aus Bad Oeynhausen zog mit seinen Söhnen nach Shingal in den Nordirak, um gegen den „IS“ zu kämpfen. Als die Terroristen vor gut zweieinhalb Jahren tausende Jesiden ermordeten, verschleppten oder vertrieben, organisierte Shesho den Widerstand. Seitdem pendelt er zwischen Deutschland und Shingal – in der Hoffnung, dass der „IS“ irgendwann geschlagen sein wird und die jesidischen Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren können. (Text: arte)
Épisode 41 - #FreeDeniz – Ilkay Yücel kämpft für ihren Bruder Deniz
16 mai 2017
Seit dem 14. Februar sitzt der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel in der Türkei, wegen angeblicher Terrorpropaganda und Volksverhetzung, in Einzelhaft. „Dabei hat er nur seinen Job gemacht“, sagt seine Schwester Ilkay. Sie kämpft für die Freilassung ihres Bruders: Organisiert Mahnwachen, Autokorsos und tritt im Fernsehen auf. Dabei ist Ilkay eher schüchtern, doch für ihren Bruder macht sie sich gegen Präsident Erdogan stark, der Deniz als seinen persönlichen Gefangenen betrachtet: Solange er im Amt sei, wolle er ihn nicht freilassen. #FreeDeniz wird zum Symbol für die Pressefreiheit. (Text: arte)
Épisode 42 - Polens schwarze Zukunft – Ein Land klammert sich an die Kohle
17 mai 2017
Kein anderes EU-Land baut so sehr auf Kohle wie Polen. Doch der Abbau ist unrentabel, die polnische Steinkohle liegt zu tief. Schon jetzt importiert Polen günstigere und bessere Kohle aus Ländern wie Russland oder gar den USA. Dazu kommt der Druck von der EU: Wenn Polen die Klimaschutzziele erreichen will, dann muss sich das Land von der Kohle lösen. Doch davon wollen viele Polen nichts wissen. Obwohl sie in ihrem Alltag durch das Heizen mit Kohle unter immensem Smog leiden, hängen besonders die Oberschlesier an diesem schmutzigen und teuren Energieträger. (Text: arte)
Épisode 43 - Wo sind die Helden? – Nachwuchsprobleme bei der Bundeswehr
18 mai 2017
Fünf Jahre nach Abschaffung der Wehrpflicht hat die Bundeswehr ein massives Nachwuchsproblem. Die Belastung durch die zunehmenden Auslandseinsätze steigt, doch es gibt zu wenig Soldaten. Nach außen präsentiert sich die Bundeswehr als weltoffene und demokratische Armee, doch Diskriminierung, Extremismus und Fremdenfeindlichkeit sind nach wie vor ein Problem. „Re:“ hinterfragt: In welchem Geiste werden die Soldaten ausgebildet? Begleitet werden ein Rekrut bei seiner Grundausbildung; ein Personalgewinnungsoffizier und eine junge Zeit-Soldatin bei ihrem ersten Auslandseinsatz in Afghanistan. (Text: arte)
Épisode 44 - Menschenhandel in Turin – Princess rettet Leben
22 mai 2017
Princess ist unermüdlich: Abends besucht sie die jungen Zwangsprostituierten auf dem Turiner Strich, gibt ihnen ihre Telefonnummer und lädt sie in ihr Büro ein. Tagsüber fährt sie regelmäßig zu Erstaufnahmezentren für Migranten und spricht Frauen an, die ihrer Meinung nach Opfer des nigerianischen Menschenhandels werden könnten. Sie kümmert sich um jene, die sich nach ihrer Flucht voller Ängste und Traumata vor ihren Schleppern in geheimen Unterkünften verstecken, die Princess und ihr Mann Alberto für sie organisieren. Alles Frauen, die mit falschen Versprechungen nach Europa gelockt und später mit Gewalt zur Prostitution gezwungen werden. Die TV-Reportage von Chiara Sambuchi zeigt die italienische Stadt Turin als Zentrum des nigerianischen Menschenhandels in Europa. Aus Turin werden die immer jüngeren Sexsklavinnen nach Frankreich, in die Bordelle Deutschlands, ebenso wie nach Dänemark und Norwegen geschickt. Die „internationale Organisation für Migration“ (IOM) hat allein 2016 11.000 Opfer des Menschenhandels in Europa gezählt. Auch Princess ist eine von ihnen gewesen. Sie war 24, als sie nach Europa kam. In Nigeria hatte sie ein kleines Restaurant bis eine Bekannte ihrer Familie ihr erzählte, sie könne sie nach Europa bringen und ihr hier eine Stelle als Köchin besorgen. Sie könnte einige Jahre lang dort arbeiten, Geld sparen und dann zurückkehren, zu ihrer Familie nach Nigeria. Als sie aber in Turin ankam, wurde sie mit Gewalt zur Prostitution gezwungen. Nach einem Jahr Sklaverei gelang ihr die Flucht. Ab diesem Moment wusste sie, dass sie eine Mission hatte: Möglichst all jene Opfer des nigerianischen Menschenhandels zu retten, die sie finden könnte. Diejenigen, die die Flucht wagen, fürchten vor allem die Rache ihrer Schlepper. Sie haben unvorstellbare Gewalt erlebt und trotzdem, unter der aufmerksamen Betreuung von Princess, blühen sie schon nach wenigen Wochen wieder auf. Sie schaffen es, neu anzufangen. In der Reportage begleitet das TV-Team die Frauen und
Épisode 45 - Das Geschäft mit den Ärzten – Auf Medizinersuche in Osteuropa
24 mai 2017
Rainer Groll ist auf der Suche nach Talenten, konkret nach medizinischem Fachpersonal für den deutschen Markt, vorrangig nach Ärzten aus Osteuropa. Der europaweite Ärztemangel hat inzwischen ein neues Geschäftsmodell hervorgebracht, die „Ärztescouts“. Im Auftrag von deutschen Kliniken suchen sie Fachkräfte, die im Land nicht zu finden sind. Große Kliniken leisten sich eigene Scouts, um ihre Personallücken zu schließen. Rainer Groll ist einer von den selbständigen Vermittlern. In jüngster Zeit wird er vor allem in Tschechien, der Slowakei, Ungarn oder Lettland fündig. „Die Bedingungen hier sind für Ärzte sehr schwierig. Auch der Status eines Arztes ist nicht hoch, die Bezahlung schlecht“, schildert Groll die Situation in Osteuropa. Seit 2011 gilt die vollständige Arbeitnehmerfreizügigkeit für die jungen Ost-Mitgliedsländer der EU – damit stehen den osteuropäischen Spezialisten die Türen nach Europa weit offen. Schlechte Bezahlung, veraltete Technik, massiver Personalmangel, Korruption – Die Liste der Gründe der osteuropäischen Ärzte ins Ausland zu gehen ist lang. Für die Patienten und die Mediziner die bleiben, verschärft sich die Situation jedoch weiter. In Ungarn beispielsweise wandern jedes Jahr 1.000 Ärzte aus und 800 gehen in Rente. Doch nur 700 junge machen ihren Abschluss. (Text: arte)
Épisode 46 - Charleroi – Eine Stadt im Abstiegskampf
29 mai 2017
Das belgische Charleroi stand einst an der Spitze der europäischen Industrialisierung. Heute kämpft die Stadt gegen den wirtschaftlichen Niedergang. Viele Fabriken wurden bereits stillgelegt. Stahlwerke und Eisenhütten wirken wie ein rostendes Industriemuseum. Die Arbeiter, aber auch die Politiker sehen sich mit der Frage konfrontiert, ob die Wirtschaft den Konzernen oder den Menschen dient. (Text: arte)
Épisode 47 - Meine 92-jährige Mitbewohnerin: Studenten im Altenheim
30 mai 2017
Sechs Studenten leben Tür an Tür mit 160 Senioren. Das ganze ist ein Experiment der Generationen im Altenheim „Humanitas“ in Deventer, 70 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Jung und Alt sollen von diesem Projekt profitieren. Die Studenten erhalten kostenlosen Wohnraum. Als Gegenleistung müssen sie 30 Stunden im Monat mit den Senioren verbringen. Die Sendung „Re“ hat die Musical-Studentin Jolieke van der Wals über mehrere Monate begleitet. Die Reportage zeigt ihre persönliche Entwicklung und wie sie trotz anfänglicher Schwierigkeiten nach und nach Kontakt zu den Senioren aufbaut. Die 20-Jährige wollte endlich weg von Zuhause und auf eigenen Beinen stehen. Doch wie findet man ein bezahlbares Zimmer? Der studentische Wohnungsmarkt in den Niederlanden zählt nach Großbritannien zu den teuersten Europas. 300 bis 600 Euro im Monat zahlen holländische Studierende für ein Zimmer. Dazu kommen, die im Vergleich zu Deutschland, hohen Lebenshaltungskosten. Die Folge: Rund 36 Prozent der Studierenden in den Niederlanden leben noch bei ihren Eltern. Gleichzeitig stecken die Niederlande, wie der Großteil Westeuropas, tief im demographischen Wandel. Unter dem Begriff „Grijze druk“ (zu deutsch „Grauer Druck“) steht das Thema alternde Gesellschaft ganz oben auf der politischen Agenda. Das traditionell, solidarische Sozialsystem stellt eine alternde Gesellschaft vor enorme Herausforderungen. Es geht vor allem um die Frage, wie das Land mit der wachsenden Zahl pflegebedürftiger und demenzkranker Menschen umgeht. Gea Sijpkes ist die Direktorin des Altenheims Humanitas. Um ihr Haus attraktiver zu machen, hat sie das Projekt „Woonstudenten“ entwickelt: „Wir müssen aufhören, Ältere aus der Mitte unserer Gesellschaft an den Rand zu drängen und mehr Brücken zwischen Jung und Alt bauen.“ Umfragen unter den Bewohnern zeigen, dass sich ihr Wohlbefinden durch die jungen Mitbewohner deutlich verbessert hat. Die Studenten erklären den Senioren wie Tablet-Computer oder E-Mails funktioniere
Épisode 48 - Schäfer vor dem Aus – Ein Beruf im Wandel
31 mai 2017
Seit Jahrtausenden ziehen Schäfer mit ihren Herden durch Gebirge und Weiden Europas. Die Schafe halten Grünflächen in Schuss, verdichten den Boden und liefern Wolle und Fleisch. Doch der traditionsreiche Beruf steht vor dem Aus: Trotz 70-Stunden-Woche kommen viele kaum über die Runden. „Re:“ trifft Schäfer, die alles dafür tun, die Schäferei lebendig zu halten. Seien es die Pariser Stadtschäfer, die mit ihrer Herde in den Banlieues für Aufsehen sorgen oder eine der wenigen Schäferinnen auf der Schwäbischen Alb sowie der umtriebige Deichschäfer, der durch Vergrößerung die Zukunft des Betriebs sichert. (Text: arte)
Épisode 49 - Die Insel der Rebellen – Schotten kämpfen für ihre Freiheit
1 juin 2017
Für die Bewohner der schottischen Insel Eigg zählt nur eins: ihre Freiheit. Als der frühere Besitzer der Insel ihnen auf die Nerven ging, jagten sie ihn zum Teufel und kauften das Eiland vor 20 Jahren einfach selbst. Seitdem führen die Insulaner ein Leben in größtmöglicher Unabhängigkeit vom Festland, zum Beispiel mit einer weltweit einzigartigen, regenerativen Energieversorgung. Jeder hilft jedem, sei es beim Entladen der Fähre oder beim Hausbau. Die Rebellen kämpfen gegen jede Bevormundung, auch die, jetzt mit London Europa verlassen zu müssen. Willkommen in der „freien Volksrepublik“ Eigg. (Text: arte)
Épisode 50 - Hilfe statt Strafe – Portugals umstrittene Drogenpolitik
5 juin 2017
Bereits 2001 hat Portugal eines der liberalsten Drogengesetze der Welt erlassen. Die Behörden setzen nicht mehr auf den Krieg gegen die Drogenkriminalität, sondern auf Aufklärung, Therapien und vor allem Prävention. Für den Besitz von Drogen gelten seither hohe Grenzwerte: 25 Gramm Cannabis, fünf Gramm Haschisch, zwei Gramm Kokain oder ein Gramm Heroin darf jeder mit sich führen. Was hat sich dadurch verändert? Der Junkie Sergio arbeitet in einer Selbsthilfegruppe und hilft anderen Drogenkonsumenten. „Re“ begleitet ihn zu einem der Hotspots der portugiesischen Drogenszene. (Text: arte)
Épisode 51 - Fußball radikal – Ein linker Verein und seine Gegner
6 juin 2017
Der „SV Babelsberg 03“ ist vor allem durch seine leidenschaftliche linke Fan- und Ultraszene bekannt. Fußball und politisches Engagement gegen Ausländerhass und Homophobie das gehört in Babelsberg zusammen. Immer wieder kommt es deshalb in der Regionalliga Nordost zu Anfeindungen durch gegnerische Fans. Mit dem „FC Energie Cottbus“ ist das zu einer regelrechten Fan-Feindschaft geworden. Der ehemalige Bundesliga-Verein hat seit Jahren ein Problem mit rechten Ultragruppen. Im Brandenburg-Derby zwischen beiden Clubs droht die Situation zu eskalieren. (Text: arte)
Épisode 52 - Großbritannien vor der Neuwahl – Die Angst vor dem harten Brexit
7 juin 2017
Am 8. Juni finden in Großbritannien Unterhauswahlen statt. Premierministerin Theresa May will ein starkes Mandat für die kommenden Verhandlungen mit der EU und setzt voll auf die „Brexit-Karte“. Aber nicht alle Briten sind mit dem harten Kurs ihrer Regierungschefin einverstanden. Überall im Land stellen sich Pro-EU-Aktivisten gegen May. Haben die EU-freundlichen Briten, die sich in Organisationen wie „Open Britain“ zusammenfinden und für einen weichen Brexit kämpfen, überhaupt eine Chance? Die Sendung „Re:“ über einen Wahlkampf, der Großbritannien spaltet. (Text: arte)
Épisode 53 - Abschied vom Leben – Letzte Fahrt mit dem Wünschewagen
8 juin 2017
Bernd Ihlefeldt weiß, dass er bald sterben muss. Der 49-jährige ist unheilbar an Krebs erkrankt. Aber er hat noch einen letzten Wunsch. Mit seiner Frau möchte er Freunde im Frankenwald besuchen. Marco Roscher, Koordinator des Projekts „Wünschewagen“ vom Arbeiter-Samariter-Bund in Brandenburg, will ihm diesen Wunsch erfüllen. Zusammen mit einem Netzwerk von etwa 80 ehrenamtlichen Helfern ermöglicht der ausgebildete Rettungssanitäter Sterbenden und deren Angehörigen einen würdevollen Abschied. Mit dem „Wünschewagen“ – einem umgebauten Rettungsfahrzeug – können auch Schwerstkranke sicher reisen. Nur Fahrten zu Sterbehilfe-Einrichtungen ins Ausland sind ausdrücklich tabu. Bei jeder Tour taucht Marco Roscher tief in die Lebenswelten der Kranken ein. Er erlebt Hoffnungen, Trauer, Freude. Immer wieder kommt es vor, dass „Fahrgäste“ sterben, bevor sie die Tour antreten können. Auch dieses Mal ist es ein Wettlauf gegen die Zeit, denn der Zustand von Bernd Ihlefeldt verschlechtert sich nahezu täglich. (Text: arte)
Épisode 54 - Steuern für die Katz – Nicht nur Hunde sollen zahlen
13 juin 2017
Warum gibt es in Deutschland eine Hunde-, aber keine Katzensteuer? Ist das gerecht? 13 Millionen Katzen sind Raubtiere auf vier Pfoten, potenzielle Meuchelmörder der Vogelwelt. Insbesondere freilaufende Tiere gelten als eine Gefahr für bedrohte Arten, wie Haubenlerchen oder Rauchschwalben. Mit den Einnahmen aus einer Zwangsabgabe könnten Streuner kastriert und so Millionen Vögel gerettet werden. Auch Sandkästen und Grünanlagen blieben vom Katzenkot verschont. Kritiker halten dagegen, dass Aufwand und Ertrag in keinem sinnvollen Verhältnis stünden. Wer ist im Recht? Die Sendung „Re:“ über einen handfesten Streit zwischen Katzen- und Vogelfreunden. (Text: arte)
Épisode 55 - Granadas Volksheld – Ein Arzt mobilisiert die Massen
14 juin 2017
Im südspanischen Granada protestieren Zehntausende gegen Reformen im Gesundheitssystem. An ihrer Spitze: Jesús Candel, ein charismatischer Notfallmediziner. Für viele ist er ein Vorbild im Kampf gegen die Korruption in Spanien. Mittlerweile organisiert der Arzt Demonstrationen gegen alles, was die Einwohner Granadas als ungerecht empfinden. Die Sendung „Re:“ begleitet Candel bei seinem Aufstieg zum „Volkshelden“. Taugt seine Initiative zum Prototyp einer neuen, direkten Demokratiebewegung? (Text: arte)
Épisode 56 - Das Dorf und der Hühnerkönig – Ein ungleicher Kampf in der Ukraine
15 juin 2017
Ljudmilla Vdovichenko ist der Zumutungen überdrüssig, die sie täglich von den Hühnermastanlagen rund um das Dörfchen Oljanica, in der Zentralukraine, erreichen. Der ammoniakgeschwängerte Gestank, das nitratverunreinigte Grundwasser, die Misthaufen mit den Überresten toter Hühner überall am Ortsrand, die tonnenschweren LKW’s mit Hühnern und Futtermitteln, die dauernd über die Dorfstraße brettern und Risse in den Häusern hinterlassen. Die Rentnerin organisiert den Widerstand, sammelt Unterschriften gegen einen weiteren Ausbau der Hühnermastanlagen. Denn schon jetzt betreibt ein ukrainischer Großkonzern hier zwölf Stallanlagen, in denen jeweils 1,5 Millionen Hühner gemästet und im firmeneigenen Schlachthof geschlachtet werden. Damit ist „MHP“ der größte Geflügelfleischkonzern in Europa. Jetzt soll die Produktion verdoppelt und damit die Belastung der Anwohner erhöht werden. Doch die wehren sich. Im Nachbardorf Tschetwertiniwka blockierten die Dorfbewohner drei Tage lang eine Zufahrtsstraße zur Hühnermastanlage, um gegen den Bau einer weiteren zu protestieren. Zunächst gab der Konzern klein bei und schloss ein Memorandum ab, in dem man auf den Bau einer weiteren Anlage verzichtete. Zehn Tage später wurde Wolodimir Suchopary, der Wortführer des Widerstands gegen die Mastanlagen, brutal zusammengeschlagen. Die Lehrerin Oksana Bazylenko hat ihren Beruf aufgegeben, um gegen die Hühnermastanlagen zu kämpfen. Damit ihre minderjährigen Kinder nicht den körperlichen Belastungen und Umweltschäden ausgesetzt sind, die durch die Massentierhaltung hervorgerufen werden. (Text: arte)
Épisode 57 - Zurück nach Albanien – Wenn der Traum von Deutschland zerplatzt
16 juin 2017
Es geht um die Geschichte der albanischen Familie Uka, die mit ihren zwei- und vierjährigen Kindern im letzten Herbst nach Deutschland kamen, um hier ein besseres Leben führen zu können. Mittlerweile ist ihr Asylantrag abgelehnt. In ein paar Wochen muss die Familie zurück. Wann genau, dass wissen sie noch nicht. „Re:“ wird sie begleiten: Von ihrem Flüchtlingswohnheim in Gießen, über Frankfurt, mit dem Flieger nach Tirana und dann von dort aus mit dem Bus bis in einen abgelegenen, staubigen Vorort der albanischen Stadt Skhoder. Was geschieht mit einer Familie, deren Hoffnungen auf ein Leben in Deutschland zerplatzt sind und die jetzt einen Neuanfang wagen muss? Das Magazin „Re:“ wird mit der Kamera nah dabei sein, wird an den letzten Tagen in Deutschland erfahren, was sie sich noch vor ein paar Monaten hier erträumt hatten und dann mit ihnen nach Hause fahren. Dokumentarisch und nah an den Protagonisten, mit einem kleinen Team und sauber geführter Großchip-Handkamera. Ein paar Wochen später will „Re:“ noch mal nach Albanien fliegen um zu schauen, wie es der Familie Uka ergangen ist. (Text: arte)
Épisode 58 - Parkour als Rettung – Der Kampf um Neapels verlorene Jugend
19 juin 2017
Die Situation in Neapel ist dramatisch: Zehn Prozent der Menschen leben dort in absoluter Armut. Besonders im Problemviertel Barra – hier bricht fast jeder dritte Jugendliche die Schule ab und die Arbeitslosigkeit liegt bei 40 Prozent. Viele steigen bei der Camorra ein. So auch der 22-jährige Ex-Kriminelle Antonio. Er stemmte sich gegen die Perspektivlosigkeit und sagte sich von der Szene los. Heute holt Antonio die Kinder von der Straße. Als Mitglied des Vereins „Il Tappeto di Iqbal“ trainiert er sie in der Sportart „Parkour“ und verhilft den Jugendlichen so zu einer neuen Lebenseinstellung. (Text: arte)
Épisode 59 - Die Millionärs-Jägerinnen – Wie angle ich mir einen Oligarchen?
20 juin 2017
Anhimmeln, Anbaggern, Anschmiegen: In Moskaus „Jagdschulen“ lernen junge Russinnen, wie sie sich einen reichen Mann angeln. Eine Investition in die Zukunft – denn nirgendwo in Europa ist die Kluft zwischen Arm und Reich größer als in Russland. Die Schulen – für viele der einzige Ausweg aus einem Leben am Existenzminimum. Auch Tanja Tsupova ist auf der Suche nach einem Millionär – einem mit Herz. „Neben einem reichen Mann musst du nicht alles Mögliche tun, um zu überleben“, meint die 27-Jährige. Eine Geschichte über das Frauenbild in Russland – zwischen Püppchen und Powerfrau. (Text: arte)
Épisode 60 - Zu gut für die Tonne – Kampf der Lebensmittelverschwendung
21 juin 2017
Ein Riesenerfolg binnen fünf Jahren: In Dänemark hat die gebürtige Russin Selina Juul erreicht, dass die Lebensmittelabfälle um 25 Prozent reduziert wurden. Mittlerweile führt die Aktivistin eine Massenbewegung an, die zeigt, dass persönliche Initiative und bewusster Konsum sehr wohl einen Unterschied machen können. Weltweit landet etwa die Hälfte aller Lebensmittel auf dem Müll. Ein Großteil davon wäre vermeidbar, würden die Verbraucher nicht im Übermaß einkaufen, die Händler nicht vorauseilend wegwerfen, Kantinenbetreiber und Gastwirte nicht zu große Speisemengen produzieren. (Text: arte)
Épisode 61 - Die Stille nach dem Beben – Über den schwierigen Neuanfang in Mittelitalien
22 juin 2017
Eine heftige Erdbebenserie erschütterte Italien im vergangenen Jahr: Rund 300 Tote, zehntausende Obdachlose, viele zerstörte Kleinstädte und Dörfer. Inzwischen haben die Beben aufgehört und es ist still geworden um die betroffenen Menschen. Wie geht es ihnen heute – und was wurde aus den großen Versprechen vom raschen Wiederaufbau? Die Sendung „Re:“ zeigt, wie Bürokratie, unfähige Politiker und kriminelle Machenschaften die Betroffenen zwingen zu einem Leben in Baracken und Hotelzimmern. In ihrer Not versuchen die Menschen in den zerstörten Orten, sich selbst zu helfen. Dabei wollen sie verhindern, dass sich die Fehler des Wiederaufbaus nach früheren Erdbeben wiederholen. (Text: arte)
Épisode 62 - Wanderer gegen Mountainbiker: Showdown in den Alpen
26 juin 2017
Wanderer und Radläufer begegnen sich heute selbst auf den entlegensten Gipfeln – und nicht immer verläuft das Zusammentreffen friedlich. Denn die Zeiten, in denen die Bergradler die breiten Forststraßen nahmen und die Fußgänger hauptsächlich auf schmalen Klettersteigen unterwegs waren, sind vorbei. Aus der einstigen Trendsportart Mountainbiking ist ein Breitensport geworden. Ist eine strikte Trennung der Routen die Lösung? Aus touristischem Interesse möchte man keine der beiden Gruppen vergraulen – im Einvernehmen mit dem Naturschutz. (Text: arte)
Épisode 63 - Kampf auf der Klippe – Die Muschelfischerinnen von Galicien
28 juin 2017
Die Schwestern Isabel und Susana Gonzalez sind Entenmuschel-Fischerinnen, so genannte „Percebeiras“, an der Steilküste im Süden von Galizien. Die Delikatessen werden auf dem Markt für bis zu 200 Euro pro Kilo gehandelt. Das Muschelsammeln ist ein lebensgefährlicher Job zwischen Felsen und Meer. Doch die Schwestern kämpfen nicht nur mit der Brandung, sondern auch gegen die traditionell männerdominierte Branche. Muschelfischer wie Manuel Rodriguez fühlen sich durch die weibliche Konkurrenz zunehmend bedroht. (Text: arte)
Épisode 64 - Wenn der Boden zur Ware wird – Rumäniens Agrarland im Ausverkauf
29 juin 2017
Seit einer Gesetzesänderung von 2014 hat in Rumänien eine wahre Kaufwut eingesetzt: das sogenannte „Landgrabbing“. Immer größere Flächen Agrarland werden von ausländischen Groß-Investoren gekauft, die hohe EU-Subventionen für eine landwirtschaftliche Nutzung einstreichen. Doch nicht selten ist dies gar nicht der Fall. Weide- und Ackerflächen werden zwar als solche gekauft, jedoch nicht genutzt. Leidtragende dieser Entwicklung sind heimische Kleinbauern – ihnen fehlt das Land und der Zugriff auf Förderung. Einer ganzen Generation einheimischer Bauern wird so buchstäblich der Boden unter den Füßen weggezogen. Die Sendung „Re:“ trifft Leidtragende und Profiteure vor Ort. (Text: arte)
Épisode 65 - Die Dicken kicken: Wie Briten gegen ihr Fett kämpfen
30 juin 2017
160 Kilo geballte Energie auf dem Fußballplatz, aber Luft nur für zwei Minuten. „Man versus Fat“, Männer gegen ihr Fett, heißt das Projekt. In ganz Großbritannien spielen inzwischen 1.500 Männer, gemeinsam haben sie schon 10 Tonnen abgenommen. Gespielt wird in speziellen Ligen nach einem genialen Konzept: Punkte gibt es nicht nur für geschossene Tore, sondern auch für verlorene Pfunde. Vor jedem Spieltag geht es deshalb auf die Waage. Das Diätprogramm funktioniert. Keiner will das Team blamieren, also nehmen alle ab. Und sie können endlich wieder ihrer alten Leidenschaft nachgehen, dem Fußball. (Text: arte)
Épisode 66 - Touristen gegen Anwohner – Wem gehören die Städte?
3 juillet 2017
Touristen, nächtlicher Lärm und immer mehr Ferienwohnungen dem Amsterdamer Robin Labrijn reicht es. Besonders Wohnraumanbieter wie „Wimdu“ und „AirBnB“ sind ihm ein Dorn im Auge. Denn die haben Amsterdam radikal verändert ganze Häuserzeilen werden inzwischen illegal an Touristen vermietet. Mit seiner Bürgerinitiative „Platform 1013“ kämpft er gegen die „Touristification“ seiner Nachbarschaft. In Berlin gibt es ähnliche Probleme. Hier versuchen Stadtbeamte, unangemeldete Ferienwohnungen aufzuspüren und Wohnraum an Berliner zurückzugeben. Anwohner oder Homesharer, wem gehört die Stadt? Die Sendnung „Re:“ über Urlaub in der Nachbarschaft in Amsterdam und Berlin. (Text: arte)
Épisode 67 - Mission Schwarze Tulpe: Vermisstensuche im ukrainischen Kriegsgebiet
4 juillet 2017
Im Osten der Ukraine herrscht Krieg. 10.000 Tote auf beiden Seiten der Front. Doch neben den Opfern, die von ihren Angehörigen bestattet werden konnten, gelten viele Menschen bis heute als vermisst. Für die Familien, die nicht wissen, was mit ihren Söhnen, Vätern und Brüdern in diesem Krieg geschehen ist, ob sie leben oder tot sind, ein nicht enden wollendes Martyrium. Die 56-jährige Elena und der 65-jährige Nikolai aus Kriwoi Rog warten bis heute auf ein Lebenszeichen ihrer Söhne. 2014 gingen sie auf Seiten der Ukrainischen Armee in einen Krieg, von dem sie nicht ahnten, dass er sie in die Hölle führen würde. Was mit ihnen geschehen ist, ob sie in russischer Gefangenschaft sind, wie offiziell behauptet wird, sie leben oder tot sind, wissen sie nicht. Die einzige zivile Organisation, die in der sogenannten Anti Terrorist Operation Zone, dem vom Ukrainischen Militär kontrollierten Frontabschnitt, nach ihnen sucht, sind die Freiwilligen der „Schwarzen Tulpe“. Ihre Mission: Jeder Tote dieses Krieges wird geborgen, ganz gleich, ob es sich um Zivilisten, ukrainische Soldaten oder Separatisten handelt. Jeder von ihnen hat das Recht und den Respekt verdient, von seinen Angehörigen begraben zu werden. Für die Eltern sind die Freiwilligen der „Schwarzen Tulpe“ Hoffnung, der Wahrheit über das Verbleiben ihrer Söhne endlich näher zu kommen. Der 32 Jahre alte Alexej Jukow ist einer von den jungen Freiwilligen der „Schwarzen Tulpe“. Er arbeitet im Osten der Ukraine. Durch einen anonymen Hinweis aus dem Netz hat sein Team von einer möglichen Leiche in der Nähe von Sergejevka erfahren. Sie beginnen mit der Suche. Bei der Ausgrabung machen sie eine schreckliche Entdeckung. (Text: arte)
Épisode 68 - G20 in Hamburg: Countdown für den Gipfel
6 juillet 2017
Ein G20-Gipfel mitten in einer Millionen-Metropole und dicht an einem linken Szeneviertel – das hat es so noch nicht gegeben. Kritiker und Protestler aus ganz Europa bereiten sich in Hamburg vor. Ihnen stehen rund 15.000 Polizisten gegenüber, die Präsidenten, Teilnehmer und Tagungsorte schützen sollen. Bereits wenige Tage vor dem Gipfel kommt es für die Stadt zu einer ersten Bewährungsprobe: Während tausende Aktivisten für mehr Klimaschutz, Demokratie und soziale Gerechtigkeit in der Innenstadt demonstrieren, wollen linksautonome Gruppen mit eigenen Aktionen die Aufmerksamkeit auf sich lenken. (Text: arte)
Épisode 69 - Aufbruch statt Angst – Homo-Liebe im strengen Albanien
7 juillet 2017
„Hier würden wir gerne durchfahren, aber das ist zu gefährlich“, meinen Kristi Pinderi (28) und Xheni Karaj (26) und zeigen auf ein Zelt, das seit Wochen den Hauptboulevard von Tirana besetzt. Im und um das Zelt versammeln sich die Konservativen mit lauten Parolen gegen Europa und seine Werte. „Sie hassen auch uns Homosexuelle“, sagt Kristi, Leiter der „Pro LGBT“, Albaniens Organisation für Schwule, Lesben und Transgender. Er, Xeni und ihre MitstreiterInnen planen zum fünften Mal den „bikeride for pride“ – eine Fahrrad-Demonstration gegen Diskriminierung und Gewalt in der überwiegend erzkonservativen albanischen Gesellschaft. Dieses Mal könnte es noch schlimmer kommen als 2012, als etwa 50 Radfahrer mit Regenbogenflaggen durch die Stadt fuhren und dabei mit Rauchbomben beschossen wurden. Denn die rechte demokratische Partei plant genau an diesem Tag einen Massenprotest. Und die Polizei warnt davor, die Fahrradparade nicht ausreichend schützen zu können. Werden Kristi und Xheni es schaffen, mehr als 50 Mutige zu mobilisieren? Wird es wieder Gewalt geben gegen die Demonstranten? Oder muss die Fahrradparade sogar abgesagt werden? Obwohl Albanien ein Anti-Diskriminierungsgesetz eingeführt hat, weil es mit seiner hohen Arbeitslosigkeit, schlechter Infrastruktur und massiver Korruption auf die EU Mitgliedschaft hofft, gelingt es der Gesellschaft noch nicht, danach zu leben. Der Alltag von Schwulen und Lesben ist hart: Sie werden von ihren Familien rausgeschmissen, verlieren auch weiterhin ihre Arbeit, werden auf offener Straße geschlagen, und noch immer weigern sich manche Ärzte, sie zu behandeln. Xheni und Kristi kämpfen dagegen an. Sie touren durch Ministerien und Talkshows. Dort passiert es den mutigen Homosexuellen immer wieder, dass Gäste erst gar nicht mit ihnen im Studio zusammensitzen wollen. „Daran sind wir gewöhnt“, meint Kristi. „Und deswegen ist es wichtig, dass wir jedes Jahr unsere Fahrradparade machen“. Bis zum Schluss bangen sie, ob und wie viele gegen ein
Épisode 70 - Urlaub trotz Terror – Tourismus in Tunesien
10 juillet 2017
Der Terror hat unsere Art Urlaub zu machen tiefgreifend verändert. Immer öfter reist die Angst mit und stellt mit dem Ausbleiben der Gäste die lokale Wirtschaft vor Probleme. Die Sendung „Re:“ begleitet eine Angestellte in einem großen Hotel im tunesischen Sousse. Hier hat im Jahr 2015 ein islamistischer Attentäter 38 Touristen am Strand erschossen. Zeitgleich beginnt in Tunis der Prozess gegen Sicherheitspersonal und Polizisten, die bei dem Attentat fehlerhaft agiert haben sollen. Die Stimmung im Hotel bei den Bediensteten wie bei den Touristen ist angespannt: Wird sich das Land je von dieser Attacke erholen? (Text: arte)
Épisode 71 - G20: Der Kampf um die Bilder
11 juillet 2017
Der Krieg um die Wahrnehmung eskaliert. In einer Spezialausgabe seiner neuen Reportagereihe „Re:“ untersucht ARTE, was am vergangenen Wochenende in Hamburg wirklich geschah. Der Film zeigt aus mehreren Perspektiven, wie das Bild Hamburgs schwer beschädigt wurde. Es ging weit mehr kaputt als Autos und Schaufenster. Nicht nur das Ausmaß von Gewalt und Zerstörung ist beunruhigend. Es ist vor allem die Rücksichtslosigkeit, mit der die verschiedenen Interessengruppen ihre Bilder inszenieren, die erschreckt. Elf Autoren und acht Kamera-Teams waren am Wochenende für „Re:“ im Einsatz, um ein Bild der Ereignisse zu zeichnen, das Hintergründe der Geschehnisse erkennbar werden lässt. Es geht nicht nur um Randalierer, sondern auch um friedliche Demonstranten, es geht um Politik und ihre Optionen in einer von ‚sozialen Medien‘ hyperbeschleunigten Welt. Und es geht um Zekiye Karakus, aufgewachsen im Hamburger Schanzenviertel, die mit ihrem 15-köpfigen Pflegedienst versucht, zu ihren bedürftigen Patienten durchzukommen. „Re:“ ist unterwegs mit der Fotokünstlerin Rebecca Hoppé, die sich mit ihrer Kamera aufmacht, Bilder abseits des viralen Mainstream-Augenfutters einzusammeln und Susanne Gerrietz, vor deren Haus Autos angezündet wurden und die trotzdem am nächsten Tag friedlich protestiert. Die Zuschauer erleben mit, wie sich die Mächtigen der Welt präsentieren, hin- und hergerissen zwischen Beethoven und Blitzlichtgewitter, während draußen Blaulicht dominiert. „Re:“ am Tag danach eine filmische Aufarbeitung. (Text: arte)
Épisode 72 - Mit den Waffen einer Frau – Die neuen Strategien der extremen Rechten
12 juillet 2017
Der Look der Rechtsextremen hat sich geändert – wie auch ihre Parolen. Nun schicken sie ihre Frauen vor, um den Rechtsextremismus attraktiv zu machen. Auf Demonstrationen stehen sie als „Eyecatcher“ in der ersten Reihe, mit geflochtenen Zöpfen. Auf Facebook zeigen sie sich leicht bekleidet, verbunden mit dem islamfeindlichen Slogan: „Zu schön für einen Schleier.“ Und auf Instagram inszenieren sie sich als gefährliche Stadtguerilla, die dem multikulturellen System den Krieg erklärt. So wird in der extremen Rechten von heute „Sexyness“ zur Waffe, und selbst Mutterschaft zum Propagandainstrument. (Text: arte)
Épisode 73 - Bürokratie als Waffe: Pastor Ivanyi und die ungarische Politik
13 juillet 2017
Épisode 74 - Zu früh geboren: Der schwere Start ins Leben
14 juillet 2017
Mina und Sofie sind vier Monate zu früh geboren worden. So früh, dass sie ohne moderne Technik und die ständige Betreuung durch Ärzte und Pfleger nicht überleben werden. Bei ihnen ist der Anfang des Lebens eine medizinische und ethische Grauzone. Wann sollten Frühgeborene am Leben gehalten und wann im Sterben begleitet werden? In Europa gibt es unterschiedliche Leitlinien dazu. Axel von der Wense, Chefarzt einer Hamburger Neugeborenen-Intensivstation, begleitet Frühgeborene wie Mina und Sofie auf dieser Grenze zwischen Leben und Tod. (Text: rbb)
Épisode 1 - Erdogans Geiseln – Mutige Frauen von Gefangenen
17 août 2017
„Wir werden den Verrätern die Köpfe abhacken“. Das sagte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan zum Jahrestag des Putschversuches in der Türkei. Verräter sind für ihn auch alle Gefangenen. Kündigt er damit seine Unterstützung für die Wiedereinführung der Todesstrafe an? Re: begleitet die Frauen von drei Männern, die in türkischen Gefängnissen sitzen: ein Journalist, ein Karikaturist, ein Soldat. Die Frauen dürfen ihre Männer nur einmal pro Woche sehen, für eine Stunde. Sie alle fühlen sich als Geiseln Erdogans. Sie alle brauchen großen Mut, um in der Türkei des Jahres 2017 überleben zu können. (Text: arte)
Épisode 2 - Der Sound von Tiflis – Georgien im Umbruch
31 août 2017
Der Club Bassiani in Tiflis zählt nicht nur zu einem der besten Techno-Clubs weltweit, sondern ist zum Zentrum einer jungen georgischen Protestkultur geworden. Zviad Gelbakhiani und seine Freunde betreiben den Club Bassiani und setzen sich gegen Homophobie und für eine tolerante offene Gesellschaft ein. Auch wenn die Regierung des Landes seit der Unabhängigkeit Georgiens Richtung EU blickt, sind in vielen Köpfen die neuen Werte und der moderne Lifestyle noch nicht angekommen. Die Kirche hat enormen Einfluss, Homosexualität wird tabuisiert und so mancher träumt von den „guten alten Sowjet-Zeiten“. (Text: arte)
Épisode 3 - Krieg gegen Uber & Co – Spaniens Taxifahrer machen mobil
29 août 2017
Brennende Autos, Säureanschläge, Prügeleien: Der Taxikrieg in Spaniens Städten eskaliert. App-basierte Dienstleister wie Uber und dessen spanischer Konkurrent Cabify haben begonnen, den Taximarkt aufzumischen und radikale Taxifahrergewerkschaften wie „Elite Taxi“ wehren sich dagegen: mit lautstarken Demos mit Tausenden Teilnehmern und einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof. Es geht um die Zukunft der Branche: Dürfen sich angebliche „Sharing Economy“-Konzerne wie Uber über althergebrachte Regeln und Sicherheitsbestimmungen hinwegsetzen, Milliarden an Risikokapital verbrennen, um die eingesessenen Taxifahrer vom Markt zu drängen und auf Gewinne kaum Steuern zu zahlen? Oder haben Uber und Cabify recht, wenn sie sagen, dass der „mafiöse“ Taximarkt mit seiner undurchsichtigen Lizenzvergabe eine Liberalisierung gut gebrauchen könnte? „Re:“ trifft wütende Taxi-Aktivisten und verängstigte Uber-Fahrer auf den Straßen von Madrid und Barcelona. (Text: arte)
Épisode 4 - Colonia Dignidad – Opfer bis heute
28 août 2017
Werner Schmidtke lebte 41 Jahre lang als Sklave der Sekte Colonia Dignidad in Chile. Sein Leben bestand aus Sklavenarbeit, Prügeln und Elektroschocks. Schuld ist auch der deutsche Staat, der von Misshandlungen wusste, aber wegschaute. Heute ist Werner Invalide und Hartz4-Empfänger. In der Colonia Dignidad wurden auch politische Häftlinge ermordet. Doch daran erinnert heute nichts. Im Gegenteil: Das Sektengelände ist ein Touristen-Magnet geworden. Dagegen kämpfen seit Jahren Menschenrechtler und seit Neuestem auch Ex-Sektenmitglieder, die bereit sind, die Geschichte aufzuarbeiten. (Text: arte)
Épisode 5 - Frisuren für ein neues Ich – Wie die „Barber Angels“ Obdachlosen helfen
30 août 2017
Waschen, Schneiden, Föhnen. Friseurin Tina will mit ihrem Handwerk Gutes tun. Seit knapp einem Jahr gehört sie zum harten Kern der „Barber Angels Brotherhood“. Unter der Leitung von Gründer Claus Niedermaier schneiden die Barber Angels Obdachlosen in ganz Deutschland kostenlos die Haare. Auch Tina ist an vielen Wochenenden im Einsatz, um Menschen wieder Mut zu machen. Einer ihrer obdachlosen Kunden ist „Elvis“. Der 69-Jährige lebt seit 30 Jahren auf der Straße. Was bleibt von den Friseur-Einsätzen übrig, und helfen sie auf dem Weg zurück in ein geregeltes Leben? Eine Reportage über soziales Engagement mit Schere und Kamm. (Text: arte)
Épisode 6 - Kreativ gegen Hass – Schluss mit Hetze im Internet
1 septembre 2017
Der Berliner Satiriker Shahak Shapira ist bekannt für seine provokanten Aktionen. „Yolocaust“, wofür er Selfies, die Touristen vor dem Holocaust-Mahnmal in Berlin fotografiert haben, in Aufnahmen von Konzentrationslager hinein montierte, ging medial um die Welt. Seine neueste Aktion richtet sich gegen Hasskommentare im Internet: sexistische, rassistische oder antisemitische. Hasskommentare kennt er als Jude leider nur zu gut und der Hass im Internet nimmt zu, sagt Shapira. Viele antisemitische oder rassistische Kommentare auf Twitter oder Facebook werden von den Betreibern nicht, oder erst sehr spät entfernt. In Deutschland soll jetzt ein neues Gesetz die Internetplattformen dazu verpflichten, konsequenter gegen den Hass vorzugehen. Vielen reicht das nicht aus, sie werden lieber selbst aktiv. Unter ihnen ist auch der Ex-Neonazi Kevin Müller, der beide Seiten des Hasses kennt. Früher hat er selbst Hass verbreitet, heute engagiert er sich dagegen – und ist dabei ein großer Fan von Shapira. Bei dessen neuester Provokation, einer Art Guerilla-Aktion vor der Twitter-Zentrale in Hamburg, möchte Kevin gerne unterstützen. (Text: arte)
Épisode 7 - Nordirlands zerbrechlicher Frieden – Ein eingefrorener Konflikt
4 septembre 2017
Seit nahezu 20 Jahren ist der Bürgerkrieg in Nordirland vorbei, leben die Menschen offiziell in Frieden. Faktisch ist die Gesellschaft nach wie vor gespalten: In der 300.000-Einwohner Metropole Belfast bestimmen die so genannten „Peace Walls“ errichtet, um die gewaltsamen Konflikte zwischen Protestanten und Katholiken zu verhindern noch heute den Alltag. 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler lernen entweder in einer protestantischen oder katholischen Schule, gerade einmal zehn Prozent an integrierten Schulen. Der Brexit droht den schwelenden Konflikt zwischen Protestanten und Katholiken erneut anzufachen und alte Wunden aufzureißen. Denn obwohl die Nordiren im vergangenen Jahr mit deutlicher Mehrheit gegen den EU-Ausstieg gestimmt haben, werden sie die Europäische Union verlassen Nordirland gehört zu Großbritannien, kann daher keinen Alleingang durchsetzen. (Text: arte)
Épisode 8 - Leben ohne Konsum – Die Vision von der Selbstversorgung
5 septembre 2017
Zweieinhalb Stunden von Lyon entfernt wollen Benjamin Lesage und seine Freunde ein alternatives Lebensmodell entwerfen, jenseits der kapitalistischen Überflussgesellschaft. Eotopia heißt ihr Projekt, ein ökologisches und ökonomisches Experiment, die Utopie einer besseren Welt. Sie träumen von einem nachhaltigen Leben als Selbstversorger, in dem Geld keine Rolle mehr spielt. Weniger Besitz, weniger Kosten, dafür mehr Zeit, mehr Freiheit, mehr Nähe zur Natur. Doch wie realistisch ist diese Utopie? (Text: arte)
Épisode 9 - Gegen die Marihuana-Mafia: Wo Cannabis und Kriminalität blühen
6 septembre 2017
Der Anbau und Schmuggel von Cannabis ist ein Milliardengeschäft für die albanische Mafia. Albanien ist weltweit einer der größten Produzenten der Droge geworden – begünstigt durch Korruption, eine schwache Justiz und die weitverbreitete Armut. Auf Druck der EU hat die Regierung der Cannabis-Mafia den Krieg erklärt. Mit Erfolg? (Text: arte)
Épisode 10 - Kampf ums Wasser – Olivenanbau extrem in Andalusien
7 septembre 2017
Im südspanischen Andalusien sorgen industrielle Olivenplantagen für Konflikte. In der ohnehin trockenen Region werden die letzten Grundwasser-Reserven angezapft. Wasser, das den Menschen in der Gegend zunehmend fehlt. Immer mehr Dörfer werden verlassen, Landstriche drohen zu verwüsten. Eine Gruppe von Aktivisten kämpft nun um ihr Recht auf Wasser. David Dene und Pepe Rivera kämpfen gegen die Zeit. Die letzte Wasserquelle im Dorf der Umweltaktivisten und ihrer Mitstreiter droht zu versiegen. Ein Grund dafür sind riesige Olivenplantagen in der Region und ihr immenser Bedarf an Wasser: Bis zu 2.000 Bäume pro Hektar – und jeder einzelne von ihnen schluckt mehrere Liter Wasser am Tag. Dazu werden die letzten Grundwasser-Reserven abgeschöpft. Das Problem: Das fossile Grundwasser ist nicht erneuerbar. Aktivisten, Dorfbewohner und Kleinbauern haben das Nachsehen. Denn bislang gibt es kein spanisches Gesetz, das die intensive Landwirtschaft und ihren hohen Wasserverbrauch verbietet. Das wollen die beiden Umweltaktivisten ändern. Sie haben bereits Petitionen bei der EU eingereicht und sogar Ermittlungen bei der UN veranlasst. Doch währenddessen wird das Wasser in ihrem Dorf Los Molinos immer knapper. (Text: arte)
Épisode 11 - Dick und schön! – Frauen im Kampf gegen den Schlankheitswahn
8 septembre 2017
„Schlanke Menschen sind attraktiver als dicke Menschen.“ Das ist die Botschaft, mit der sich vor allem Frauen täglich konfrontiert sehen. Ob in der U-Bahn, in Zeitschriften oder auf Instagram: Überall prangen Fotos von perfekten Frauenkörpern. Daher sind immer mehr Frauen mit ihrem Körper unglücklich in Deutschland laut einer aktuellen Studie 91 Prozent! Schluss damit, sagen die Aktivistinnen der Body-Positivity-Bewegung. Sie kämpfen dafür, dass Deutschlands Frauen zurück zu einem positiven, normalen Körperbild finden, auch mit Cellulite und Speckröllchen. Auch wer dick ist, kann schön sein! „Re:“ begleitet eine Frau, die ihre Kilos zu akzeptieren lernt. (Text: arte)
Épisode 12 - Waldbrände in Portugal – Die Wahrheit hinter der Katastrophe
11 septembre 2017
Die Bilder von ausgebrannten Autowracks in Portugal vom Juni 2017 sind traurige Zeugen einer der größten Waldbrandkatastrophen in Europa. Vierundsechzig Menschen fielen den Flammen zum Opfer – mehr als jemals zuvor in der Geschichte des Landes. Der Umweltschützer Domingos Patachos mahnt seit Jahren, dass die eigentliche Ursache für die Waldbrände nicht die Hitze ist, sondern der blaue Eukalyptus. Die Pflanze stammt eigentlich aus Australien und ist wegen der ätherischen Öle, die sie enthält, leicht entzündlich. Außerdem entzieht sie dem Boden besonders viel Wasser. Da der Eukalyptus aber schnell wächst, ist er bei den Waldbauern äußerst beliebt und verdrängt immer mehr die einheimischen Bäume, vor allem die Kiefern. Ganze Plantagen mit Monokulturen sind entstanden – gefördert auch mit EU-Geldern. Sie liefern den Rohstoff für eine der wichtigsten Industrien Portugals: die Papierproduktion. „Re:“ begleitet den Umweltschützer Domingos Patacho von der Nichtregierungsorganisation Quercus bei seinem Kampf für eine bessere Forstwirtschaft, besucht Angehörige der Opfer der Brandkatastrophe, spricht mit Kleinbauern, die sich neu orientieren müssen, beobachtet Feuerwehrleute bei den Löscharbeiten und konfrontiert die Papierindustrie. (Text: arte)
Épisode 13 - Russlanddeutsche vor der Wahl – Im Fadenkreuz der Propaganda?
12 septembre 2017
Hackerangriffe auf das Wahlkampfteam des französischen Präsidenten und Fake-News in sozialen Netzwerken, auch in Deutschland – Experten vermuten dahinter Putins Strategie, westliche Gesellschaften zu destabilisieren. Zwischen den Fronten befinden sich die rund vier Millionen russlanddeutsche Aussiedler, die ihrer alten Heimat oft noch stark verbunden sind. Sind sie deshalb anfälliger für russische Propaganda? „Re:“ begibt sich auf Spurensuche. Nach bewusst gestreuten Fake-News über eine angebliche Vergewaltigung eines russlanddeutschen Mädchens durch Flüchtlinge demonstrierten Zehntausende Russlanddeutsche gegen die Politik von Kanzlerin Merkel. Aber nicht nur solche bewusst gestreuten Fake News sind Ursache des Unmuts, sondern häufig auch die schwierige Integration vieler Spätaussiedler, für welche die deutsche Politik mitverantwortlich ist. Irina beispielsweise musste 18 Jahre lang warten, bis sie als Spätaussiedlerin zu ihrer Mutter nach Deutschland ausreisen durfte. Sie kam im Sommer 2015, genau zur gleichen Zeit, als die große Flüchtlingswelle in Deutschland ankam. Für sie aber gab es damals keinen „großen Bahnhof“, wie in München, wo hunderte Bürger ankommende Flüchtlinge freundlich empfingen und beklatschten. Russlanddeutsche sind die größte Immigranten-Gruppe mit Wahlrecht in Deutschland und gehörten in den letzten Jahrzehnten überwiegend zur Stammwählerschaft der Unionsparteien. Mit der Flüchtlingswelle aber kippte die Stimmung: Die AfD hat das erkannt und wirbt massiv um ihre Stimmen… „Re:“ begleitet drei Generationen einer russlanddeutschen Familie beim Ankommen in der neuen Heimat und zeigt, wie die Russlanddeutschen ins Visier der AfD geraten sind. (Text: arte)
Épisode 14 - Jagd auf Vogeljäger – Kampf gegen den Vogelmord auf Malta
13 septembre 2017
Etwa 100 Millionen Vögel werden in Europa pro Jahr gejagt, also ganz legal geschossen und gefangen. Dazu kommen 20 bis 40 Millionen Zugvögel, vor allem Finken und andere Singvögel, die illegal gejagt, und damit gewildert werden. Hot-Spots der Vogeljagd sind die Küsten und Inseln des Mittelmeeres, wie Malta. Dagegen kämpfen Vogelschützer vieler Länder, angeführt vom „Komitee gegen den Vogelmord“ aus Bonn. Mehrmals jährlich – vor allem während des Herbst- und Frühjahrszuges der gefiederten Migranten – werden in Italien, auf Zypern und Malta sogenannte Vogelschutzcamps veranstaltet, um den Wilderern mit Ferngläsern, Spektiven, Foto- und Videokameras auf die Spur zu kommen. Mit Erfolg! Ein Kamerateam von „Re:“ hat die Vogelschützer bei Ihrer „Jagd auf Vogeljäger“ auf Malta über mehrere Wochen begleitet. (Text: arte)
Épisode 15 - Der letzte Umzug: Abenteuer Altenheim in Osteuropa
14 septembre 2017
Die 83-jährige Marianne Rothmann aus München zieht um. Ihre vorerst letzte Station: eine Einrichtung für betreutes Wohnen am ungarischen Plattensee. In Deutschland hatte sie vergeblich einen Platz gesucht, doch die Pflegeheime, die in Frage kamen, waren entweder zu teuer oder belegt. Ihren Lebensabend verbringt sie jetzt am Balaton. Günstig und versorgt aber fern der Heimat. Im Internet hat Marianne Rothmann eine Einrichtung in der Nähe der ungarischen Kurstadt Héviz entdeckt, eine Gegend, die sie aus dem Urlaub kennt. Mit 83 Jahren möchte sie nicht mehr alleine zu Hause wohnen und ein Umzug zu den Kindern kommt nicht in Frage. Die gebürtige Schwäbin war ihr Leben lang selbstbestimmt und das soll auch möglichst so bleiben. In dem ungarischen Heim leben 45 Senioren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in Ein- und Zweibettzimmern sowie in vier Bungalows für betreutes Wohnen. Mit deutschsprachiger Heimleitung, reichlich Pflegepersonal, Satelliten-Fernsehen und Karaoke-Partys. Der Preis: ab 1.370 Euro im Zweibettzimmer, inklusive Miete, Nebenkosten und allen Pflegeleistungen. Für Deutsche sind diese privaten Heime eine preiswerte Alternative. Für die meisten Ungarn sind sie jedoch unerschwinglich. Ihnen bleibt in der Regel nur die Pflege in der Familie. Und der ungarische Pflegenotstand wird durch die Senioren aus dem Ausland noch verschärft. Pflegekräfte, Krankenschwestern und Ärzte sind rar und viele ungarische Altenpflegerinnen arbeiten lieber in den privaten Heimen. Die Reportage begleitet Marianne Rothmann auf ihrem Umzug an den Plattensee und zeigt, mit welchen Herausforderungen nicht nur Deutsche, sondern auch Ungarn an ihrem Lebensabend konfrontiert werden. (Text: arte)
Épisode 16 - Gerüstet für die Apokalypse – Unter Preppern
15 septembre 2017
Prepper, das sind Menschen, die jederzeit mit einer Katastrophe rechnen und sich so gut wie möglich darauf vorbereiten. Terror-Attentate, Unwetterkatastrophen oder langer Stromausfall – all das und noch viel mehr sind für Prepper jederzeit mögliche Szenarien. Mit großem Aufwand wappnen sie sich für das mögliche Ende unserer Zivilisation. „Re:“ erkundet die Welt der Prepper, die zivilisationsverwöhnten Bürgern ein wenig bizarr erscheinen mag. Und geht den Fragen nach: Wie schnell kann unsere Zivilisation lahmgelegt, Lebensmittel knapp werden und Strom und Energie ausfallen? Haben die Krisenpropheten womöglich recht und wir sind viel zu naiv? (Text: arte)
Épisode 17 - Walfang auf Färöer – Tradition oder Tierquälerei?
18 septembre 2017
Seit Jahrhunderten gehört der Grindwalfang zur Geschichte der Färöer-Inseln im Nordatlantik. Das soll sich ändern. Tierschützer kritisieren die Jagd auf die Meeressäuger als ebenso unnötig wie grausam und rufen Touristen dazu auf, die Inseln als Urlaubsziel zu boykottieren. Das erhöht den Druck, denn neben der Fischerei gehört der Tourismus zum wichtigsten Standbein der Inselwirtschaft. „Re:“ begleitet Bewohner der Färöer-Inseln bei der Jagd nach den Meeressäugern und trifft die Tierschutzaktivisten der Gegenseite. Ist die martialische Tradition auf den Färöer Inseln noch zeitgemäß? (Text: arte)
Épisode 18 - Mallorca am Limit – Kampf ums Urlaubsparadies
19 septembre 2017
Joan Lacomba ist auf Mallorca geboren, er ist Künstler und liebt seine Heimat. Bisher inspirierte ihn die Insel zu farbenfrohen Landschaftsbildern – jetzt baut der 83-jährige Kunstwerke aus Müll, den er an den Stränden der Insel sammelt. Mit seinen Müll-Kunstwerken will er den schmutzigen Hinterlassenschaften der Touristen zumindest einen Sinn geben. Unterstützt wird er dabei von seiner Familie. Sein Sohn Gabriel ist Fotograf und fand die besten Motive bisher in den abgelegenen Bergregionen der Insel. Doch selbst die einst stillen Täler werden immer voller. „Sol y playa“, Sonne und Strand, das reicht vielen Touristen nicht mehr. Zahlreich erkunden sie das Hinterland und das Tramuntana-Gebirge, das seit 2011 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Aber es gibt auch die Einheimischen, die finden, dass Mallorca dankbar über den Touristenansturm sein sollte. „Wir brauchen die Touristen und können den Menschen ja nicht verbieten, bei uns Urlaub zu machen“, sagt Alex Fraile. Die 47-jährige ist Fremdenführerin und führt jeden Tag Touristengruppen durch die Altstadt von Palma de Mallorca. Ihr und vielen anderen Spaniern gehe es gut mit dem Massentourismus. Über Tourismuskritiker wie Joan und Gabriel Lacomba kann sie nur den Kopf schütteln. Die ständig steigenden Touristenzahlen – für Mallorca scheinen sie am Ende Fluch und Segen zugleich zu sein: Die Insel lebt vom Tourismus, gleichzeitig zerstören eben dessen Auswirkungen das Ökosystem und den Lebensraum der Einheimischen. „Re:“ erkundet die Zerrissenheit der Inselbevölkerung und sucht nach Lösungsansätzen und Zukunftsvisionen. (Text: arte)
Épisode 19 - Polens Naturerbe in Gefahr – Der Kampf um den letzten Urwald Europas
20 septembre 2017
Ein Naturparadies ist bedroht! Der Bialowieza-Nationalpark in Polen ist der letzte europäische Urwald und ein UNESCO-Weltnaturerbe. Seine beeindruckendsten Bewohner sind die 800 Kilogramm schweren Wisente. Daneben gibt es Wölfe, Luchse, Elche und mehr als 120 Vogelarten. Doch seit im März dieses Jahres die nationalkonservative Regierung in Warschau eine Verdreifachung des Holzeinschlags beschlossen hat, ist der Urwald zum Schauplatz eines Kampfes geworden. Umweltschützer der Organisation „Wildes Polen“ versuchen, die Abholzungen zu verhindern. Sie haben herausgefunden, dass es nicht – wie von offizieller Seite behauptet – um die Bekämpfung des Forstschädlings Borkenkäfer geht, sondern um kommerzielle Interessen beim Holzverkauf. „ARTE Re:“ begleitet den Umweltschützer und Gründer des Vereins Adam Bohdan bei seinem Protest. Die Aktivisten blockieren die Fällarbeiten, ketten sich an Forstmaschinen und demonstrieren für die Erhaltung des Urwalds. Trotz der oft gewaltvollen Reaktionen der Polizisten und Forstwächter, lassen sich Adam Bohdan und seine Mitstreiter nicht von ihrem Protest abbringen. Mittlerweile droht die UNESCO, den Bialowieza-Nationalpark auf die Rote Liste des gefährdeten Naturerbes zu setzen. Und der Europäische Gerichtshof verfügte ein sofortiges Ende der Abholzungen. Doch die polnische Regierung und die Forstverwaltung geben sich davon unbeeindruckt und roden weiter… (Text: arte)
Épisode 20 - Leben ohne Ackergift – Das unbeugsame Dorf im Vinschgau
21 septembre 2017
Eigentlich sieht es im Südtiroler Ort Mals ganz friedlich aus: schmucke Bauernhöfe, ein alter Dorfkern, traumhafte Landschaft. Aber unter der Oberfläche gärt es. Vor drei Jahren entschieden die Malser in einer Volksabstimmung, eine Landwirtschaft ohne Pestizide anzustreben. Beatrice Raas hat mit einigen Freundinnen damals den Stein ins Rollen gebracht – mit einem Leserbrief an die lokale Zeitung. Seit der Volksabstimmung stehen sich zwei Lager gegenüber: Auf der einen Seite die „Umweltrebellen“ um Beatrice und den Apotheker Johannes Fragner-Unterpertinger und auf der anderen Seite die konventionelle Obstwirtschaft, die in Südtirol durchaus eine gewichtige Rolle spielt. Zwar plädieren auch die Obstbauern für einen verantwortungsvollen Umgang mit Pestiziden, aber ein komplettes Verbot ist ihnen zu radikal. „ARTE Re:“ begleitet Beatrice und ihre Mitstreiter beim Einsatz für eine pestizidfreie Landwirtschaft, denn ihnen geht es nur um Eins: Sie möchten eine gesunde Umwelt auch für die Zukunft erhalten – und das geht ihrer Ansicht nach nur ohne Ackergift. (Text: arte)
Épisode 21 - Deutschland wählt – Europa fiebert mit
22 septembre 2017
Emmanuel Kastanakis betreibt seit über 30 Jahren eine Firma für Heizungstechnik in Thessaloniki. Die Finanzkrise brachte den in Deutschland studierten Ingenieur an den Rand des Ruins. Jetzt braucht er wichtige Kredite, bekommt sie aber nur mit einem griechischen Schuldenschnitt. Dafür hofft er auf Unterstützung deutscher Politiker, vor allem auf Martin Schulz. Auch auf Sizilien bekommt der Kanzlerkandidat der SPD große Sympathien entgegen gebracht, denn im Süden Italiens fühlt man sich mit der Flüchtlingskrise allein gelassen. Der Zorn auf die Politik Angela Merkels wächst. Zwar kommen mittlerweile weniger Flüchtende über das Mittelmeer, doch wer das Festland erreicht, ist umso häufiger schwer traumatisiert von den libyschen Lagern. Lange hat Angela Merkel das Thema im Wahlkampf ignoriert, nun spricht sie sich offen für Einreise-Kontrollen bereits in Afrika aus. Der Preis sind KZ-ähnliche Zustände in Libyen, sagt Padre Carlo D’Antoni. Er hat mehr als 20 Flüchtlinge bei sich aufgenommen. Die 23-jährige Lehrerin Ambre aus Paris fordert, dass grundsätzlich mehr für Flüchtlinge getan werden soll. Die Aktivistin vom Bündnis „Front Social“ sieht in der Politik von Emmanuel Macron und Angela Merkel ein unsoziales Spardiktat, das Europa zerstört. Gegen den Abbau von Sozialstandards à la Deutschland geht sie auf die Straße. Sie will nicht, dass die Schere zwischen Arm und Reich genauso auseinandergeht, wie im Nachbarland. Ambre, Padre Carlo D’Antoni, Emmanuel Kastanakis – drei Europäer mit sehr unterschiedlichen Hintergründen und ihre Perspektiven auf die Bundestagswahl in Deutschland 2017. (Text: arte)
Épisode 22 - Streit um Katalonien – Eine Nonne kämpft für die Unabhängigkeit
25 septembre 2017
Die Benediktinernonne Teresa Forcades kämpft seit zwei Jahren für ein unabhängiges Katalonien. Für sie ist es die Chance, eine sozialere und demokratischere Gesellschaft zu errichten. Dafür hat sie eine Auszeit von ihrem Leben im Kloster Montserrat genommen. Sie hat die Bewegung „Proces Constituent“ gegründet, mit der sie die Katalanen politisch mobilisieren will. Kritik an ihrem politischen Engagement aus dem Vatikan ignoriert sie. Ihre schärfste Widersacherin ist die Publizistin Miriam Tey, Vize-Präsidentin der Organisation „Katalanische Zivilgesellschaft“. Veränderungen will sie in einem vereinten Spanien erreichen. Auch für die Wirtschaft Kataloniens hält sie eine Abtrennung von Spanien für schädlich. „Re:“ begleitet die beiden Frauen in den Tagen vor dem Referendum. Teresa Forcades besucht soziale Kooperativen in Barcelona, diskutiert noch unter dem Eindruck des Terror-Anschlags mit Passanten über die Chancen eines neuen Staats und versucht, Gegner der Unabhängigkeit von den Vorteilen eines selbstverwalteten Kataloniens zu überzeugen. Am katalanischen Nationalfeiertag, dem 11. September, demonstriert sie dafür mit Hunderttausenden auf den Straßen Barcelonas. Währenddessen entwickelt Miriam Tey mit Studenten, die für ihre Anti-Unabhängigkeits-Haltung von Kommilitonen als Faschisten beschimpft werden, Gegenstrategien. Sie plant mit ihren Verbündeten Aktionen für den Verbleib in Spanien und für die Zeit nach dem Referendum. Schließlich treffen die beiden Gegenspielerinnen aufeinander… (Text: arte)
Épisode 23 - Schuften im Paradies – Die Saisonarbeiter von Santorin
26 septembre 2017
Santorin, die griechische Insel mit dem spektakulären Kraterrand, lockt jährlich Millionen Touristen. Hochzeitsreisende und Luxusurlauber zahlen bis zu 1.000 Euro die Nacht – so viel verdient ein Kellner oder Kofferträger im Monat. Sie arbeiten neun bis zwölf Stunden täglich, sieben Tage die Woche, acht bis neun Monate lang, ohne freien Tag. Ein Knochenjob in der sengenden Hitze von Oia, dem schönsten Inselstädtchen. Doch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft lässt sie Vieles ertragen. (Text: arte)
Épisode 24 - Hochzeit alla Napoletana – Ein Fest zwischen Traum und Wirklichkeit
27 septembre 2017
In der Provinz Neapel ist die Wirtschaftskrise allgegenwärtig und die sozialen Lebensumstände sind prekär, doch Domenico und Raffaella heiraten im ganz großen Stil. Über ein Jahr lang planen sie den Festakt ihres Lebens. Mehr als 50.000 Euro werden investiert. Allein, um die Kosten für das Hochzeitskleid tragen zu können, schuftete der Bräutigam ein viertel Jahr lang auf dem Bau. (Text: arte)
Épisode 25 - Kuriere am Limit? – Heiße Ware per Fahrrad
28 septembre 2017
Ein gefährlicher Job, knapp über dem Mindestlohn bezahlt: Fahrradboten, die mit großen pink- oder türkisfarbenen Thermoboxen auf dem Rücken durch europäische Großstädte rasen, sind ein neues Phänomen. Sie transportieren Essen aus Restaurants zu Kunden, die ihre Gerichte via Internet bestellt haben. Die Kuriere sind im Auftrag der konkurrierenden Startup-Unternehmen „Deliveroo“ und „Foodora“ unterwegs, in mittlerweile zwölf Ländern Europas. „Re:“ zeigt ihren rasanten und riskanten Alltag, und wie sie beginnen, sich zu organisieren – ein europäischer Arbeitskampf entsteht. (Text: arte)
Épisode 26 - Die Minenräumer von Bosnien – Der Kampf gegen einen unsichtbaren Feind
29 septembre 2017
94.000 Tonnen explosives Material und Landminen liegen heute noch in der Erde von Bosnien-Herzegowina. Damit ist das kleine Balkan-Land Europas trauriger Spitzenreiter. Laut Plan von 2009 sollten die Minen bis 2019 weitgehend beseitigt sein. Doch dieses Ziel wurde jetzt in weite Ferne gerückt und erst auf 2060 festgelegt. Der Grund für die Verzögerung: Korruption. Dass Bosniens Bevölkerung auch 22 Jahre nach Kriegsende inmitten von tödlichen Minenfeldern leben muss – für Davor Kolenda eine Schande. Er betreibt seit 18 Jahren eine eigene Minensuchfirma und macht den Filz und die Vetternwirtschaft in der staatlichen Minenbehörde für die verschleppte Minenräumung verantwortlich. Nach Ansicht Kolendas ein Skandal, da Minenunfälle billigend in Kauf genommen werden. Allein 250 Kinder sind nach dem Krieg in Minenfeldern verunglückt. „Re:“ begleitet Kolenda und seine Minensucher bei ihrem Kampf für ein minenfreies Bosnien-Herzegowina. Sie ringen um mehr Transparenz in der Minenbehörde und setzen zudem ihr Leben aufs Spiel. Für gerade mal 35 Euro am Tag! Vergangenheitsbewältigung inklusive: Kolendas Minensucher haben alle im Krieg auf unterschiedlichen Seiten gekämpft. Nicht selten waren sie selbst es, die damals die tödlichen Fallen gelegt haben. Heute arbeiten sie als Kollegen zusammen; Muslime, Serben und Kroaten, die sich bedingungslos vertrauen müssen, um zu überleben. Seit Ende des Krieges sind etwa 50 Minenräumer getötet und über 70 verletzt worden. (Text: arte)
Épisode 27 - Weizen oder Wohnen? Bauern gegen Städteplaner
2 octobre 2017
Metropolen in Europa liegen im Trend: Der Zuzug nach Paris, London oder Berlin boomt seit Jahren. Besonders betroffen davon ist aber auch München: Keine andere Region wächst so stark in Deutschland. Bis 2030 sollen 300.000 zusätzliche Menschen in München leben. Schon jetzt ist der Wohnungsmarkt maßlos überlastet und überteuert. Wo sollen die Menschen also leben? Die Stadt reagiert nun mit riesigen neuen Planungsgebieten an den Rändern der Metropole. Hier gibt es noch Landwirtschaft und viele kleine Betriebe. Die Bauern haben Angst, in letzter Konsequenz einfach enteignet zu werden. Dagegen wehren sie sich und kämpfen gegen die Stadt München. (Text: arte)
Épisode 28 - Im Urlaub Gutes tun – Junge Freiwillige in Kambodscha
3 octobre 2017
Sie wollen im Urlaub nicht nur touristische Highlights abklappern, sondern dem Gastland und den Leuten dort etwas zurückgeben: Jedes Jahr entschließen sich immer mehr Schüler, Abiturienten oder Studenten dazu, für Freiwilligenarbeit in Entwicklungsländer zu gehen. Die 17-jährige Lisa Baumann aus Deutschland unterrichtet im Norden Kambodschas Englisch und bereist nebenbei das Land. Eine Woche Rundreise, drei Wochen Freiwilligendienst an der Schule. Im Gegensatz zur Mitarbeit in Hilfsorganisationen, wie zum Beispiel Ärzte ohne Grenzen, oder bei einem Freiwilligen Sozialen Jahr, muss die Teilnahme bezahlt werden. In den Urlaub fahren und dabei Gutes tun – das kann man buchen. Dieser oft eher kurze Einsatz im Entwicklungsland mag mit reichlich Erfahrungen für den Helfer verbunden sein, aber hilft er auch langfristig der lokalen Bevölkerung? „Re:“ über den Sinn oder Unsinn von Freiwilligenarbeit in Kambodscha. (Text: arte)
Épisode 29 - Heißer Herbst in Frankreich – Gewerkschafter gegen Macrons Reformen
4 octobre 2017
Jean-Marc Ducourtioux ist im Kampfmodus. Der Gewerkschafter der CGT (Confédération générale du travail) streitet gemeinsam mit seinen Arbeitskollegen im französischen La Souterainne seit Monaten um den Erhalt einer Fabrik – und um seinen eigenen Arbeitsplatz. Lange Zeit hat das Werk des Autozulieferers GM&S für große Hersteller wie Peugeot gearbeitet. Dann kam das Aus. Seitdem hält die Belegschaft das Werk besetzt. Ein Investor will mit politischer Unterstützung der Regierung die Fabrik nun übernehmen, aber auch Arbeitsplätze abbauen. Das will Jean-Marc Ducourtioux nicht akzeptieren und errichtet dafür Blockaden. (Text: arte)
Épisode 30 - Tod auf Rezept – Wie wollen wir sterben?
5 octobre 2017
Drei von vier Deutschen wünschen, möglichst selbstbestimmt zu sterben, gegebenenfalls also Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Doch die meisten Ärzte in Deutschland verweigern sich diesem Wunsch. Manche, weil sie es aus ethischen Gründen ablehnen. Die meisten, weil sie gar nicht wissen, wie weit sie eigentlich gehen dürfen. Seit der Verschärfung des Paragrafen 217 ist die Gesetzeslage noch schwieriger geworden. In der Schweiz ist Freitodbegleitung möglich, weshalb sich oft eigentlich transportunfähige Menschen auf ihren letzten Weg machen müssen, statt zu Hause sterben zu dürfen. Dieser unwürdige Sterbetourismus kann nur durch Legalisierung in allen Ländern verhindert werden, sagt Dr. Erika Preisig, Ärztin mit eigener Praxis in der Nähe von Basel. Sie hilft todkranken Menschen beim Sterben, weil sie verhindern will, dass die sich sonst vor den Zug werfen oder vom Hochhaus stürzen. In diesem Sinne wäre Freitodbegleitung auch Suizidprophylaxe. Dr. Silke Pietsch ist Leiterin der Palliativstation in Hof. Sie ist strikt gegen jede Form von Sterbehilfe. Doch reichen die Möglichkeiten der Palliativmedizin aus, um ein qualvolles Sterben zu verhindern? Die Reportage lässt die Entscheidung des Krebspatienten Elmar May hautnah miterleben und zeigt auch die Freitodbegleitung eines sterbewilligen Mannes, der aus Frankreich in die Schweiz reisen muss und bei seinem letzten Weg von seinen beiden Söhnen begleitet wird. (Text: arte)
Épisode 31 - Die AfD im Bundestag: Zeitenwende in Berlin?
6 octobre 2017
Markus Frohnmaier ist einer der Gewinner der Bundestagswahl. Der 26-jährige Jurastudent zieht für die AfD ins Parlament ein. Frohnmaier wird von vielen dem rechten Flügel seiner Partei zugerechnet und ist ein Kandidat mit Widersprüchen: In Rumänien geboren, wurde er von einem deutschen Ehepaar adoptiert. Trotzdem warnt der Sprecher von Alice Weidel vor Überfremdung. Mitten in die Findungsphase der Bundestagsfraktion platzt der Austritt der Parteivorsitzenden Frauke Petry. Feierlaune bei den einen, Katerstimmung bei den anderen. So auch bei dem 35-jährigen Sozialunternehmer Shai Hoffmann. Vor der Bundestagswahl ist Hoffmann mit einem Team von Freiwilligen im Oldtimerbus durch die Republik gefahren. Sie wollten wissen, was die Menschen bewegt, welche Ängste und Sorgen sie haben und warum sie sich nicht mehr von den Volksparteien vertreten fühlen. Auch im Osten war der „Bus der Begegnungen“ unterwegs. Aber der Riss, der durch Deutschland geht, ist tief. Dass die Alternative für Deutschland drittstärkste Kraft geworden ist, hat sie vor allem Wählern in Ostdeutschland zu verdanken. Am AfD-Stammtisch in Elsterwerda ist die Freude über das Wahlergebnis dementsprechend groß. Für Shai Hoffmann ist der Erfolg der AfD hingegen ein Schock. Als Jude hält Hoffmann es für bedenklich, dass völkisches Denken in Deutschland Wählerstimmen gewinnt. Noch am Wahlabend demonstrieren die Aktivisten gegen die AfD in Berlin. Doch auch sie konnten nicht verhindern, dass die AfD in die Bundespolitik einzieht. Im Parlament müssen die Rechten nun zeigen, ob sie demokratiefähig sind. (Text: arte)
Épisode 32 - Das Land der Alten – Moldaus verlassene Generation
9 octobre 2017
Andrei Gîrleanu ist Altenpfleger in der Republik Moldau. Das ist keine einfache Aufgabe. „Die Bedürfnisse sind riesig, die Möglichkeiten gering“, sagt er. Das Problem: Altenpflege ist in Moldau traditionell Familiensache. Doch die Jungen verlassen scharenweise das Land. Hatte Moldau 1991 noch 4,3 Millionen Einwohner, sind es heute schätzungsweise noch 2,9 Millionen. Fehlende Jobs, miserable Bezahlung und schlechte Infrastruktur treiben die Arbeitsfähigen in die EU und nach Russland. Ihre Eltern bleiben allein zurück – mit winzigen Renten und in Häusern ohne fließend Wasser. Wenn sie Glück haben, gehören sie zu den 40 Patienten von Andrei. Einmal in der Woche schaut das Pflegeteam für 30 Minuten vorbei, versorgt Wunden, wäscht Kleidung, holt Wasser – und hört den Senioren zu. Finanziert wird diese Arbeit von Spendern aus der EU. „Wenn das Projekt eines Tages eingestellt werden würde, würden viele der Senioren sterben“, sagt Andrei. „Einfach, weil niemand mehr zu Besuch kommt.“ Er weiß: Was seinen Patienten am meisten fehlt ist die Kommunikation und die Nähe zu ihren Kindern. Aber auch finanziell sind die Herausforderungen groß. Die Rente reicht meistens nicht einmal, um die nötigsten Medikamente zu bezahlen. Wer kann beackert deshalb auch im hohen Alter noch seinen Gemüsegarten und verkauft einen Teil seiner Ernte. So wie der 89-jährige Vasile. Um Geld zu sparen verzichtet er auf vieles. Er hat zwar einen Stromanschluss, sitzt aber trotzdem meistens im Dunkel und den Fernseher macht er nur für die Abendnachrichten an. Für mehr reicht seine Rente nicht. (Text: arte)
Épisode 33 - Überleben in Venedig – Einwohner wehren sich gegen Massentourismus
10 octobre 2017
Sebastian Fagarazzi gehört einer bedrohten Menschenart an: Er ist Venezianer. Die Mehrheit seiner Freunde hat Venedig bereits verlassen, auch seine Zukunft in der Lagunenstadt ist ungewiss. Wohnungspreise explodieren, Jobs außerhalb der Tourismusbranche sind Mangelware. „ARTE Re:“ begleitet ihn durch eine Stadt, die immer mehr zur Touristenkulisse verkommt. Bis zu 30 Millionen Besucher kommen pro Jahr nach Venedig, die meisten nur für wenige Stunden. Mit ihnen müssen sich die rund 54.400 Einwohner enge Gassen und schmale Brücken teilen. Für Sebastian wird der Gang zum Supermarkt so zum Spießroutenlauf. Doch er sieht in der Not auch eine Chance: Gemeinsam mit seiner Partnerin Valeria versucht er, einen verträglicheren, nachhaltigeren Tourismus zu fördern. Auch die Jugendlichen von „Generazione Noventa“ (Generation 90) wollen sich nicht vertreiben lassen. Sie organisieren Demos und konfrontieren Touristen mit den Problemen der Stadt und ihrer Einwohner. Für sie steht fest: Eine Touristen-Obergrenze muss her. Doch damit tun sich die Stadtoberen schwer. Die Tourismusbeauftragte Venedigs, Paola Mar, betont, dass die Stadt allen gehöre, Einwohnern wie Besuchern. Die Uhr tickt: Können die Venezianer den Ausverkauf ihrer einzigartigen Stadt noch aufhalten? (Text: arte)
Épisode 34 - Mit Worten gegen den IS – Eine Jesidin erhebt die Stimme
11 octobre 2017
Die Jesidin Farida Khalaf ist durch die Hölle gegangen: entführt, verkauft, vergewaltigt von den Terroristen des IS. Doch sie hat nie aufgegeben. Die 21-Jährige ist ihren Peinigern entkommen und reiste mit einem deutschen Hilfsprogramm bis nach Baden-Württemberg. Hier hat sie den Mut gefunden, das Schweigen zu brechen: sie erzählt ihre Geschichte, klagt ihre Peiniger öffentlich an und fordert Gerechtigkeit für sich und Tausende Jesidinnen, denen der IS Gewalt angetan hat. Als ihr Heimatdorf befreit wird, wagt Farida Khalaf eine riskante Reise in den Nordirak, um den Ort ihrer Kindheit noch einmal wiederzusehen – das Dorf, in dem die Terroristen das Glück ihrer Familie für immer zerstörten. (Text: arte)
Épisode 35 - Adios Toreros? – Spaniens Streit um den Stierkampf
12 octobre 2017
Oscar del Castillo ist Gründer der Antistierkampf-Organisation „Gladiadores por la paz“. Der selbst ernannte „Friedenskämpfer“ stört regelmäßig Stierkampf-Veranstaltungen. Mit seinen Anhängern protestiert er auf Madrids Straßen und bereitet eine große Flitzer-Aktion in Spaniens berühmtester Arena Plaza Uno Las Ventas vor. Mit ihren Aktionen wollen die Tierschützer ein Verbot des blutigen Spektakels erreichen. Oscar del Castillo nimmt dafür sogar Gefängnisstrafen auf sich. Die Aficionados – die Befürworter des Stierkampfs – weisen den Vorwurf der Tierquälerei von sich. Kein Tier, sagen sie, wird so artgerecht gehalten wie der Kampfstier. Im Leben des ehemaligen Stierkämpfers Paulo Brazuna Gonçalves und seiner Frau Alfi dreht sich alles um den Stierkampf. Ihr Sohn will die Tradition weiterführen. Seit er ganz klein ist hat der 13-jährige Alfonso Ferreira nur einen Traum: Er will ein berühmter Stierkämpfer werden, wie sein Vater. Für den Tierschützer Oscar del Castillo ist das unbegreiflich. (Text: arte)
Épisode 36 - Tiroler Bauern gegen Stromkonzern – Der lange Schatten der NS-Zeit
13 octobre 2017
Mehr als 70 Jahre ist die NS-Zeit vorbei. Doch jetzt ist in Tirol ein erbitterter Streit entbrannt: der landeseigene Stromkonzern Tiwag hat Gründe an einen Fabrikanten verkauft. Doch dieses Land ist historisch belastet. Für den Bau eines Kraftwerks und eines Windkanals mussten im Dritten Reich Bauern unter zweifelhaften Umständen ihr Land verkaufen. Das immer wieder zugesicherte Rückkaufsrecht für den Fall, dass kein Kraftwerk gebaut wird, wurde übergangen. Die Nachfolger der Bauern protestieren jetzt dagegen. Zu spät? Denn die NS-Vergangenheit wurde bisher nur wenig aufgearbeitet, die zuständigen Archive werden nur sehr zögerlich geöffnet. Jetzt soll ein deutscher Historiker das Geschehen rekonstruieren. Niemand weiß, was seine Forschungen ergeben. Wem gehört also das Land? Den Nachfolgern der Bauern oder dem landeseigenen Stromkonzern Tiwag? (Text: arte)
Épisode 37 - Neue Fleischeslust – Europas Metzger-Revival
16 octobre 2017
Die jungen Schlachter bringen einen neuen Coolness-Faktor ins Gewerbe und propagieren so eine neue Fleischkultur. Sie sind Metzger aus Überzeugung, die mit Leidenschaft und Respekt, Tiere zum Essen zerlegen. Gemeinsam wollen sie ihre Kunden zu einem bewussteren Umgang mit Fleisch animieren und das Handwerk auch für junge Azubis wieder attraktiv machen. „ARTE Re:“ begleitet Jörg Förstera und Hendrik Haase aus Berlin, die in Kreuzberg eine gläserne Metzgerei gegründet haben. Beim alljährlichen Branchentreffen in Kopenhagen, dem „Butcher’s Manifesto“, treffen sie auf Gleichgesinnte, darunter viele Frauen. In Workshops und Diskussionsrunden wird hier der ethische Umgang mit Fleisch und dem Schlachterhandwerk vertieft und weitergegeben. Zum Beispiel durch die Amerikanerin Kate Hill, die in Frankreich eine Kochschule betreibt. Gemeinsam mit Dominique Chapolard, einem traditionellen Metzger aus der Gascogne, lehrt sie besonders Frauen die hohe Kunst der Charcuterie und sorgt so dafür, dass alte Traditionen weiterleben. Die Sendung beleuchtet eine junge Szene, die sich als Vorreiter versteht, die Traditionen wahrt, Innovationen wagt und sich weltweit vernetzt. Welche Bedeutung können sie im Zeitalter der Massentierhaltung erringen? Sicher ist: Die Szene wächst und ihre Anhängerschaft auch. (Text: arte)
Épisode 38 - Gekaufte Bräute – Bulgariens Roma-Heiratsmarkt
17 octobre 2017
Wenn ein Roma vom Kalajdzii-Clan in Bulgarien eine Ehefrau sucht, ist der Brautmarkt am Kloster Bachkovo seine erste Anlaufstelle. Seit Generationen treffen hier einmal im Jahr junge Roma-Mädchen auf ihre Ehemänner in spe. Die Kalajdzii – zu deutsch Kesselflicker – heiraten ausschließlich untereinander, andere Roma und vor allem Bulgaren bleiben außen vor. Bei der umstrittenen Tradition geht es auch um Geld. Hat ein junger Mann seine Traumfrau auserkoren, muss er ihren Eltern ein Angebot machen. Nur, wenn sich beide Parteien auf einen Preis einigen, kann geheiratet werden. Für die jungen Kalajdzii ist der Brautmarkt die einzige Möglichkeit, einen Partner zu finden. Ihr christlich-orthodoxer Glaube und ihre Tradition verbieten ihnen, auszugehen, zu flirten oder gar Beziehungen vor der Ehe zu haben. Doch immer mehr junge Roma rebellieren dagegen. Sie wollen ihre eigenen Entscheidungen treffen. Wollen lieben und heiraten, wen sie wollen. Vor allem für die Mädchen, die manchmal schon mit 15 Jahren in die Ehe geschickt werden, bedeutet die Hochzeit das Ende ihrer Selbstbestimmtheit – ein Leben als Hausfrau und Mutter ist ihnen vorbestimmt. „ARTE Re:“ begleitet den siebzehnjährigen Teni und die neunzehnjährige Maria in der Woche vor dem großen Ereignis. Dafür müssen stets neue Kleider angeschafft und manch weitere Vorbereitung getroffen werden. Lässt sich die große Liebe auf diese Weise finden? Wie verändern das Internet und die sozialen Netzwerke das unzeitgemäße Ritual? (Text: arte)
Épisode 39 - Jäger ohne Chance – Die cleveren Wildschweine von Usedom
18 octobre 2017
Wildschwein-Alarm auf der Insel Usedom: In Rotten kommen die Tiere nachts aus Polen über die Grenze und richten auf deutscher Seite massive Schäden an, vor allem Maisfelder werden regelrecht umgepflügt. Danach kehren sie ins polnische Swinemünde zurück. Denn die cleveren Tiere wissen ganz genau, dass sie dort nicht gejagt werden. Sie gelten vielmehr als Touristenattraktion und werden mitten in der Stadt sogar gefüttert. „ARTE Re:“ begleitet den Förster Felix Adolphi und den Jäger Thilo Naumann bei ihrem aufreibenden Kampf gegen die Wühlschnauzen. Sie lesen Spuren, stellen Fallen und lassen sich immer wieder Neues einfallen – trotzdem sind die Wildschweine auf Usedom oft immer noch zu schlau für sie. Der Frust der Jäger und auch die Sorgen der Bauern scheinen den polnischen Nachbarn ziemlich egal zu sein, mehr noch: Der Tierfilmer Krzysztof Chomicz hat sich mit den Schwarzkitteln fast schon angefreundet und ist strikt gegen die Jagd. Und das, obwohl Wildschweine immer wieder auch gegenüber Menschen aggressiv werden und nachweislich Seuchen übertragen. (Text: arte)
Épisode 40 - Der tschechische Trump: Andrej Babiš und der Storchennest-Fall
19 octobre 2017
Wird Europa bald von Großunternehmern und Multimillionären à la Trump regiert? Zumindest in Tschechien könnte es schon im Herbst dazu kommen. Andrej Babiš, zweitreichster Mann Tschechiens, global agierender Unternehmer und mehr als drei Jahre lang Finanzminister auf der Prager Burg, will neuer Ministerpräsident Tschechiens werden. Doch kurz vor der Wahl gerät Babiš in die Schlagzeilen. Eines seiner Unternehmen soll Subventionsbetrug mit EU-Fördergeldern begangen haben. Es geht um knapp zwei Millionen Euro aus einem Fördertopf für kleine und mittlere Unternehmen – beantragt für den Bau eines Wellness-Resorts vor den Toren Prags, der Storchennest-Farm. Doch hinter dem Storchennest steht anscheinend keine mittelständische Firma, sondern der milliardenschwere Megakonzern Agrofert von Andrej Babiš. Für Petr Sourek ist Babiš guter Stoff, wenn er Touristen durch Prag führt. Petr ist Künstler und Schauspieler und hat eine besondere Art der Stadtführung entwickelt, die er seit Jahren erfolgreich anbietet: „Corrupt Tour“, Führungen zu den größten Denkmälern der tschechischen Korruption. Sourek und sein Team wollen den Storchennest-Fall in ihre Stadtführung aufnehmen und machen sich dafür auf die Suche nach Informationen über den Mann, der Tschechiens neuer Premierminister werden will. Sourek trifft einen Whistleblower aus dem Finanzministerium, einen Investigativ-Journalisten und ein Mitglied der Babiš-Partei. Stück für Stück setzt sich das Rätsel um den Storchennest-Fall zusammen. Währenddessen gerät Andrej Babiš immer mehr unter Druck. Die tschechische Staatsanwaltschaft hat die Aufhebung seiner Immunität beantragt. Mitten im Wahlkampf wird der Storchennest-Fall für Andrej Babiš zur Stolperfalle. (Text: arte)
Épisode 41 - Karriere trotz Kind: Wie sich Familie und Beruf vereinbaren lassen
20 octobre 2017
Etwa 80% der sechs- bis zehnjährigen Kinder werden in Dänemark außerhalb der Schulzeiten betreut. Außerdem setzen viele dänische Firmen auf flexible Arbeitszeiten und Eigenverantwortung. Dabei ist es nicht so wichtig, dass die Mitarbeiter im Büro anwesend sind, sondern dass sie eigenständig ihre Aufgaben erfüllen. Das gibt Eltern die Möglichkeit, Beruf und Familie ohne ständige Reibungsverluste miteinander zu verbinden. Doch auch in Deutschland und Frankreich beginnt man umzudenken. Arzu Dreier lebt in Hamburg und arbeitet beim deutsch-französischen Flugzeughersteller Airbus. Die Luftfahrtingenieurin ist verheiratet und hat drei Kinder. Nach den Geburten hat sie jeweils acht bis zwölf Monate ausgesetzt. Bei Airbus war der Wiedereinstieg in den Job kein Problem – in Vollzeit, so wie Arzu Dreier es wollte. Denn das Unternehmen fördert die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gezielt. Zum Angebot gehören nicht nur die Betriebs-Kita und die Möglichkeit, Homeoffice zu machen, sondern auch eine Wiedereinstiegsgarantie für Mitarbeiter nach der Elternzeit. Natürlich bietet der Konzern dies alles nicht nur aus Nächstenliebe an. In Zeiten des Fachkräftemangels will Airbus vor allem gut ausgebildete Frauen an sich binden. Andere Firmen haben spezielle Angebote für Beschäftigte, die Familienangehörige pflegen müssen. Denn auch das gehört zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Gerade in Zeiten, in denen die Menschen immer älter werden. Die „ARTE Re:“-Folge „Karriere trotz Kind“ steht für konstruktiven Journalismus. Es zoll gezeigt werden, wie ein gesellschaftliches Problem besser gelöst werden könnte. (Text: arte)
Épisode 42 - Lachen gegen Orbán – Wenn Satire Partei ergreift
23 octobre 2017
Vetternwirtschaft, Fremdenhass, Repressionen gegen die freie Presse: Ungarn ist das Sorgenkind der EU, doch richtig maßregeln mag Brüssel Ministerpräsidenten Viktor Orbán nicht. Ausgerechnet eine Satire-Partei mischt dagegen das Land nun gehörig auf. „Ein Hund mit zwei Schwänzen“ startete als Street Art-Truppe, doch angesichts der Lage in Orbáns Ungarn, machen die Komiker nun ernst. Schlagzeilen außerhalb Ungarns machten die sogenannten Zweischwänzigen erstmals, als sie 2016 mit einer Plakat-Aktion Orbáns Anti-Migrations-Referendum implodieren ließen. Die Zweischwänzigen kämpfen mit Satire gegen die realsatirisch anmutende Politik Orbáns – das ist deutlich ernster als es klingt. „Re:“ begleitet Gergely und Ferri, die führenden Köpfe der Zweischwänzigen, bei ihren mutigen und bissigen Aktionen. Eine davon im symbolträchtigsten Ort der heutigen ungarischen Politik: Felscut, das Heimatdorf von Viktor Orbán. Hier ließ der Ministerpräsident einen nutzlosen Zug mit drei Haltestellen und ein völlig überdimensioniertes Fußballstadion bauen. Die Zweischwänzigen finden, dass Felscut ein weiteres Großprojekt verdient hat: Sie wollen vom Dorfplatz aus ein Raumschiff ins All schießen. (Text: arte)
Épisode 43 - Schulen für Afghanistan – Ein deutsches Erfolgsmodell vor dem Aus
24 octobre 2017
Es war eines der größten Versprechen der internationalen Gemeinschaft an Afghanistan: Bildung und Schulen für Mädchen. Nicht viel davon ist geblieben. Afghanistan ist heute unsicherer denn je. Aber es gibt Menschen, die unter Lebensgefahr weiter versuchen, zu helfen: Peter Schwittek und seine Frau Annemarie gehören dazu. Mit ihrem 1998 gegründeten Verein OFARIN (auf Deutsch: „gut gemacht!“) und trotz aller Drohungen gründen sie Schulen und ermöglichen es somit auch Mädchen, zu lernen. Das Besondere am Ansatz der Schwitteks ist, dass sie örtliche Mullahs in ihre Projekte mit einbeziehen und sich so den Rückhalt in der Bevölkerung sichern. Zwei Mal am Tag wird in der Abu Bakre Sediqu-Moschee in Kabul der Koran gegen Schulbücher getauscht. Jeweils für neunzig Minuten wird hier gepaukt, streng nach Geschlechtern getrennt, wie es in Afghanistan üblich ist. Etwa 9.000 Schüler, mehr als die Hälfte davon Mädchen, lernen zurzeit bei OFARIN und rund 500 Lehrkräfte, oft ehemalige Schüler, haben nun ein finanzielles Auskommen. Doch das Projekt ist in Gefahr. Misereor, der Hauptgeldgeber von OFARIN, hat die Finanzierung der Mädchenschulen eingestellt. Aufgeben kommt für die Schwitteks jedoch nicht in Frage. „ARTE Re:“ trifft dieses mutige deutsche Ehepaar und ihre afghanischen Mitstreiter. (Text: arte)
Épisode 44 - Weil Du Jude bist – Die Geschichte von Oscar, Opfer von Antisemitismus
26 octobre 2017
Erstmals seit zwei Jahren ist die Zahl antisemitischer Straftaten wieder angestiegen. Die frisch ins Parlament gewählte AfD, die in ihren Reihen Rechtsradikale und Nazis duldet, wird das Klima womöglich noch verschärfen. Was macht das mit den etwa 250.000 Juden in Deutschland? Im Zentrum unseres Films steht der Fall eines 14-jährigen Schülers aus Berlin. Monatelang war er in seiner Schule beschimpft, gemobbt und geschlagen worden – weil er Jude ist. Seine Mutter Gemma hat darüber ein „Gewaltprotokoll“ verfasst. Wenn man es liest, kann man ahnen, wie es dem Jungen ergangen ist. Es geht los, als Oscar im Ethikunterricht erzählt, dass er jüdisch ist. Sein türkischer Freund will daraufhin nicht mehr mit ihm sprechen, weil „Juden egoistisch sind und Araber töten.“ Es endet damit, dass Oscar mit einer täuschend echt aussehenden Spielzeugpistole bedroht wird und Todesangst erleidet. Die Eltern ziehen die Konsequenzen und nehmen ihren Sohn von der Schule. Oscars Eltern sind die Protagonisten in dieser Folge von „ARTE Re:“. Sie gewähren uns Einblick in ihr Leben, laden zu sich nach Hause ein und erzählen die Geschichte ihres Sohnes. Wir treffen auch Oscars Großvater, der während des Naziregimes von einer deutschen Familie versteckt und somit vor dem Nazi-Terror gerettet wurde. Nach dem Krieg wurde er auf einer Jesuitenschule als Jude derartig diskriminiert, dass er versucht hat, sich das Leben zu nehmen. Zwei Generationen später passiert seinem Enkel in Deutschland etwas ganz Ähnliches. Wird der Anstieg des Antisemitismus in Deutschland verharmlost oder sogar toleriert? (Text: arte)
Épisode 45 - Die Unbestechliche von Bukarest – Eine Staatsanwältin im Kampf gegen die Korruption
27 octobre 2017
Zehn Jahre nach der Aufnahme in die EU ist die Stimmung in Rumänien derzeit brisant: Hunderttausende demonstrieren gegen die Regierung, die immer wieder in Korruptionsaffären verstrickt ist. Für viele Menschen ist Laura Codruta Kövesi die letzte Hoffnung. Seit 2013 leitet die Staatsanwältin die Antikorruptionsbehörde DNA. Kövesi hat Tausende von Strafverfahren wegen Korruption, Amtsmissbrauchs oder Steuerhinterziehung eingeleitet, auch gegen die Führungsriege der Regierungspartei PSD. Deren Vorsitzender und zugleich der Schattenpremier des Landes, Liviu Dragnea, ist bereits wegen Wahlmanipulation vorbestraft. Er gilt als Schlüsselfigur der aktuellen politischen Krise und erbitterter Gegenspieler von Staatsanwältin Kövesi. „ARTE Re:“ zeigt den Alltag der Chef-Ermittlerin, die trotz Todesdrohungen unbeirrt ihren Kampf gegen die Korruption fortsetzt. (Text: arte)
Épisode 46 - Profi im Abseits – Der Fall des Fußballers Änis Ben-Hatira
30 octobre 2017
Änis Ben-Hatira war ein Fußball-Star: U21-Europameister, Profi bei Hertha BSC und Gewinner des Bambis für Integration für seine sozialen Projekte. Doch das ist vorbei. Ben-Hatira wurde von Politik und Medien massiv kritisiert und musste die Bundesliga verlassen. Grund waren seine Spenden für den muslimischen Hilfsverein Ansaar International. Der Verfassungsschutz schätzt Ansaar als extrem-salafistisch ein. Ansaar selbst dementiert. Jetzt kämpft Ben-Hatira in der Türkei gegen den sportlichen Abstieg. Er sieht sich als Opfer von Islamophobie. (Text: arte)
Épisode 47 - Reedereien in schwerer See: Ausgeflaggt und abgewrackt
31 octobre 2017
Containerschiffe versprachen einst das große Geld: Immer mehr und immer größere Schiffe wurden in Auftrag gegeben. Doch dann sanken die Frachtraten – und viele Reedereien konnten die Kredite für ihre Schiffe nicht mehr bedienen. Die Folge: erste Reedereien gingen Pleite. Viele kämpfen heute ums Überleben. Auch die Norddeutsche NSB stand vor dem Aus und sah sich zu einem schweren Schritt gezwungen: Allen deutschen Seeleuten wurde gekündigt. Die Schiffe wurden in Billiglohnländer ausgeflaggt. So konnte zwar die Reederei gerettet werden, doch alle 486 deutschen Mitarbeiter verloren ihren Job. Reinhold Stecher ist einer von ihnen – er kämpft bis heute für sich und seine Kollegen. (Text: arte)
Épisode 48 - Mutter und Gendarm: Frankreichs neue Reservisten
1 novembre 2017
Marjolaine Moreau hat sich freiwillig gemeldet. Die Hausfrau und Mutter von drei Kindern beginnt an der französischen Ecole de Gendarmerie de Chateaulin mit mehr als hundert anderen einen militärischen Vorbereitungskurs zur Verstärkung der Gendarmerie. 24 Tage lang proben die neuen Reservisten für den Ernstfall – Erste Hilfe, Festnahmen, Schießtraining. Für die 35-jährige Marjolaine Moreau eine körperlich und psychisch anstrengende Zeit. Sie ist dem Aufruf der Regierung nachgekommen, weil sie nach den Terroranschlägen von Paris und Nizza etwas für ihr Land tun wollte. Sie zählt zu einer Vielzahl von ehrenamtlichen Helfern im Land, auch „Génération Bataclan“ genannt. Aber schafft der Einsatz von normalen Bürgern an der Waffe tatsächlich mehr Sicherheit? (Text: arte)
Épisode 49 - Retter oder Schlepper? Flüchtlingshelfer in der Kritik
2 novembre 2017
Italien ächzt unter der Last der Flüchtlinge: Zwar haben in diesem Jahr weniger Menschen die lebensgefährliche Überfahrt von Nordafrika nach Süditalien gewagt, doch der Flüchtlingsstrom reißt nicht ab. Zudem würden die nichtstaatlichen Hilfsorganisationen (NGOs) zumindest teilweise mit den Schleppern paktieren, sagt die italienische Regierung. So habe sich ein regelrechter Fährdienst entwickelt, der mit Seenotrettung im eigentlichen Sinne nichts mehr gemein habe. Was steckt hinter diesen Vorwürfen? Die NGOs weisen die Anschuldigungen zurück, und die meisten sind auch nicht bereit, einen Verhaltenskodex zu unterschreiben, der die Rettung strengen Regeln unterwerfen würde. Zwar würden so die Flüchtlingszahlen minimiert. Doch dies käme einem Todesurteil gleich – für Tausende, die noch flüchten werden. Zugleich spielt das Regelwerk der libyschen Küstenwache in die Hände, die von der EU dafür bezahlt wird, dass sie Flüchtlingsboote abfängt und die Menschen nach Nordafrika zurückbringt. (Text: arte)
Épisode 50 - Mehr Geld für Bauern: Fair statt billig
3 novembre 2017
Stell Dir vor, Du bestimmst den Preis. Wieviel soll Milch kosten? Mit ein paar Mausklicks entscheiden: Darf die Kuh auf die Wiese? Und der Bauer mal in den Urlaub? Ja! Das kostet nur ein paar Cent mehr.In Frankreich geht das. „C’est qui le Patron?“ heißt die Initiative. Wer ist der Boss? Auf der Website stimmen Verbraucher über Milch- und Pizza-Preise ab. Und viele zahlen gerne etwas mehr für glückliche Kühe, gesunde Milch und Bauern, die von ihrer Arbeit leben können. (Text: arte)
Épisode 51 - Der Kampf um die Kohle: Wie Heimat zerstört wird
6 novembre 2017
Bislang schien der gigantische Braunkohle-Tagebau unaufhaltsam, alle Proteste waren sinnlos. Doch nun bekommen die Bergbau-Gegner massive Unterstützung: Klimaschützer stellen sich gegen die wohl dreckigste Gewinnung von Energie aus Kohle. Die Kohlekraftwerke vor Ort sind die größten CO2-Produzenten in ganz Europa und somit auch mitverantwortlich für den Klimawandel. Für die Kraftwerke ist ein über 10.000 Jahre alter Wald schon zu achtzig Prozent abgeholzt worden. In einer sonst eher beschaulichen, ländlichen Gegend treffen jetzt Norbert Winzen, seine Familie und andere Dorfbewohner ebenso wie Kohlekumpel auf junge Demonstranten aus vielen Ländern. Ein brisanter Zusammenprall komplett unterschiedlicher Kulturen und Lebenswelten. (Text: arte)
Épisode 52 - Wenn Boden zur Ware wird – Rumäniens Agrarflächen vor dem Ausverkauf
7 novembre 2017
Seit einer Gesetzesänderung von 2014 hat in Rumänien eine wahre Kaufwut eingesetzt: das sogenannte „Landgrabbing“. Immer größere Flächen Agrarland werden von ausländischen Groß-Investoren gekauft, die hohe EU-Subventionen für eine landwirtschaftliche Nutzung einstreichen. Doch nicht selten ist dies gar nicht der Fall. Weide- und Ackerflächen werden zwar als solche gekauft, jedoch nicht genutzt. Leidtragende dieser Entwicklung sind heimische Kleinbauern ihnen fehlt das Land und der Zugriff auf Förderung. Einer ganzen Generation einheimischer Bauern wird so buchstäblich der Boden unter den Füßen weggezogen. Die Sendung „Re:“ trifft Leidtragende und Profiteure vor Ort. (Text: arte)
Épisode 53 - Katholisch, weiblich, jung: Eine Frau kämpft ums Priesteramt
8 novembre 2017
Der Kampf für das Priesteramt ist auch der Kampf für die Gleichberechtigung der Frau in der katholischen Kirche. Dabei muss die Theologin Jacqueline Straub immer wieder harte Rückschläge hinnehmen. Die Männer in den kirchlichen Machtpositionen nehmen sie nicht ernst. Die Kirche beruft sich dabei traditionell auf die zwölf Apostel. Da Jesus bewusst Männer ausgewählt habe, seien auch nur Männer fürs Priesteramt geeignet. Und auch Papst Franziskus hat klar signalisiert, dass er an dieser Praxis nichts ändern will. Doch an der Basis findet Jacqueline Straub immer wieder tatkräftige Unterstützer. In der Schweiz darf sie in einer katholischen Kirche predigen. Denn viele Katholiken finden den Ausschluss der Frauen vom Priesteramt heute nicht mehr zeitgemäß. „Re:“ zeigt eine junge Frau, die keine Angst hat, anzuecken – weil sie von ihrer Sache überzeugt ist. (Text: arte)
Épisode 54 - Ehe „light“: Die etwas andere Art zu heiraten
9 novembre 2017
Fast jeder zweite Franzose, der sich formal bindet, wählt inzwischen den Vertragsweg, den sogenannten „Pacs“ (pacte civil de solidarité). Georgia, gebürtige Neuseeländerin, erhält dadurch ein Aufenthaltsrecht in Frankreich. Das Paar hat zusätzlich Vorteile bei der Steuer. Auch gegenüber dem Staat und in Krankenhäusern sind die beiden als Paar anerkannt. Das schwerfällige Scheidungsrecht samt Anwaltszwang kennen die „verpacsten“ Franzosen nicht. Ursprünglich war das eheähnliche Bündnis für Homosexuelle gedacht und gar nicht für Alle. Das Erstaunliche: Obwohl der „Pacs“ unbürokratisch aufgelöst werden kann, trennen sich weitaus weniger Paare als konventionell Verheiratete. Deutschlands Eherecht ist aufgebläht und birgt reichlich rechtliche Fußangeln. Das merken viele erst, wenn sie sich trennen wollen: Vierzig Prozent aller Ehen werden wieder geschieden. Eine gesellschaftliche Realität, vor der manche die Augen verschließen. Der Schutz der Ehe steht im Grundgesetz, eine Alternative zur Ehe steht nicht auf der Agenda. Dabei könnte es gut sein, dass der europäische Gerichtshof für Menschenrechte bald über die Zukunft der Ehe entscheidet. Am Straßburger Gericht liegt eine Klage von Helga Ratzenböck und Martin Seydl aus Österreich. Beide wollen nicht heiraten, ziehen eine eingetragene Partnerschaft vor, ähnlich wie der „Pacs“ in Frankreich. In der Alpenrepublik dürfen das aber nur Homosexuelle. „Das ist uns gegenüber diskriminierend“, meinen Ratzenböck und Seydl. Beide erhoffen sich vom Richterspruch ein europaweites „Zwei-Modelle-System“ – und vielleicht eine „Ehe light“ für Alle. (Text: arte)
Épisode 55 - Zerreißprobe Unabhängigkeit – Kataloniens gespaltene Familien
10 novembre 2017
In Katalonien ist seit dem Referendum vom 1. Oktober nichts mehr so, wie es mal war. Bisher waren die Katalanen immer stolz auf das friedliche Zusammenleben, trotz aller politischen Differenzen. Doch die einseitige Ausrufung der Unabhängigkeit durch die katalanische Regierung hat einen tiefen Graben gezogen. Ein Dialog zwischen Anhängern und Gegnern der Abspaltung ist kaum mehr möglich. Langjährige Freunde überwerfen sich. Arbeitskollegen wollen nicht mehr miteinander reden. Längst ist der Konflikt auch in den Wohnzimmern der Katalanen angekommen. So erlebt es auch Rosa-Mari. Ihr Sohn Alejandro (20), der bislang unpolitisch war, ist jetzt überzeugter Befürworter der Unabhängigkeit. Das stellt ihre Familie vor eine Zerreißprobe, denn Rosas neuer Partner Borja und Vater des gemeinsamen Sohnes Lukas (5) ist ein absoluter Gegner der Separatisten. Derzeit hält die Familie zusammen, aber wie lange noch? Kann der Riss in der katalanischen Gesellschaft wieder heilen? Wird nach den Wahlen am 21. Dezember eine Regierung zustande kommen, der es gelingt, die Katalanen wieder zu einen? „Re:“ wirft einen intimen Blick auf die katalanische Frage und ihre Konsequenzen für das Miteinander in der Region. (Text: arte)
Épisode 56 - Leben mit dem Terror: Das Trauma der Augenzeugen
13 novembre 2017
Die Angst vor Terroranschlägen gehört inzwischen zur Lebenswirklichkeit vieler Europäer. Seit den terroristischen Angriffen in Paris im November 2015 starben über 300 Menschen in ganz Europa bei islamistischen Terroranschlägen. Aber die Zahl unterschlägt die unsichtbar Versehrten: traumatisierte Augenzeugen und Angehörige. Die schrecklichen Erinnerungen an das Erlebte verfolgen Opfer und Augenzeugen noch lange danach. Viele wollen vergessen, können aber nicht. Alltägliche Dinge geraten plötzlich zu einer großen Herausforderung und die Rückkehr in den Alltag gelingt nur mühsam. „Re:“ begleitet Augenzeugen und Opfer des Terrors in ihrem Leben nach den Anschlägen und gibt Einblicke in die unterschiedlichen Versuche, das Trauma zu bewältigen. (Text: arte)
Épisode 57 - Tödliche Raserei – Harte Strafen für illegale Rennen
14 novembre 2017
Im Februar 2016 lieferten sich zwei Fahrer auf dem Berliner Kurfürstendamm ein illegales Rennen über mehrere rote Ampeln hinweg. Eines der Autos erfasste bei einer Geschwindigkeit von 160 Kilometer pro Stunde das Fahrzeug des 69 Jahre alten Rentners Michael W. Dieser starb noch am Unfallort. Die Raser landeten vor Gericht und wurden, bislang einmalig in Deutschland, zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Nicht erst seit diesem Tag ist in Deutschland eine Diskussion um einen härteren Umgang mit Rasern entbrannt. Der Kölner Nico Klassen, welcher selbst jahrelang illegale Autorennen fuhr und mittlerweile aus der Szene ausgestiegen ist, glaubt nicht, dass empfindlichere Strafen – wie vor kurzem vom Bundestag beschlossen – die Szene abschrecken. „Das Rasen ist wie eine Sucht“, sagt er, „vergleichbar mit Heroinabhängigkeit.“ Auf frischer Tat würden ohnehin die wenigsten erwischt, weil die gut vernetzten PS-Junkies sich untereinander warnen würden. Zudem sei die Verführung durch Carsharing-Dienste und relativ günstige Leasing-Angebote für Autos mit 400 bis 500 PS riesengroß. (Text: arte)
Épisode 58 - Let’s talk about Sex – Mit Aufklärung gegen Teenagerschwangerschaften
15 novembre 2017
Sexualkunde ist in Deutschland und Frankreich längst Pflichtfach. In Rumänien ist das anders. Dort meiden viele Schulen das Thema. Die Folgen sind gravierend: Rumänien hat, gemeinsam mit Bulgarien, den höchsten Anteil minderjähriger Mütter in der EU. Etwa dreimal mehr Teenagermütter als im EU-Durchschnitt gibt es. 2015 wurden 18.000 Frauen unter 20 Jahren Mütter. Das Unwissen über Sex und seine Folgen zu beseitigen ist das Ziel von Daniela Draghici und Alexandra Miroslav. Sie wollen nicht nur Sexualkunde an Schulen als Pflichtfach etablieren. Sie fordern auch mehr sexuelle Aufklärung für die gesamte Bevölkerung. In ihrem Kampf haben die beiden Frauen mächtige Gegner. Unterstützt von der orthodoxen Kirche versuchen Eltern-Organisationen und Politiker den verpflichtenden Sexualkunde-Unterricht an Schulen zu verhindern. Denn das Reden über Sex ist für viele in Rumänien noch immer ein Tabu. (Text: arte)
Épisode 59 - Einsatz unter Lebensgefahr – Deutsche Helfer im Irak
16 novembre 2017
In der Region Hawija im Nordirak tobt derzeit die Schlacht um die letzten Hochburgen des IS. Immer mehr Dörfer werden befreit. Cadus hilft der medizinisch extrem schlecht versorgten Bevölkerung. „Viele der Menschen dort haben seit Jahren keinen Arzt mehr gesehen. Das Gesundheitssystem hier ist vollständig zusammengebrochen“, so Fee Baumann, verantwortliche Regionalleiterin für den Bereich Nordirak. Oft hilft Cadus bereits wenige Tage nachdem ein Dorf zurückerobert wurde. Das Team besteht aus Ärzten, Rettungssanitätern und Krankenpflegern. Sie alle haben sich freiwillig für den Einsatz gemeldet. Alle drei Wochen wechselt die Crew. Gegründet wurde Cadus 2014 in Berlin von Sebastian Jünemann, einem ausgebildeten Rettungssanitäter und Psychologen. Jünemann hatte zuvor bereits Erfahrungen mit internationalen Hilfsorganisationen gesammelt. „Ich fand das Miteinander häufig nicht gut und auch die Projektumsetzung war oft nicht sehr effizient.“ Zusammen mit Gleichgesinnten entschloss er sich daher, unkonventionelle und direkte humanitäre Hilfe zu leisten. Weil Cadus keine öffentlichen Gelder bezieht, werden Fahrzeuge in Eigenarbeit umgerüstet und große Teile der Ausrüstung nach Möglichkeit selbst gefertigt. Weil ihr mobiles Hospital in nur wenigen Stunden auf- und wieder abgebaut werden kann, folgt Cadus den wechselnden Frontverläufen. Obwohl Cadus nur im Schutze der irakischen Armee arbeiten kann, behandeln sie jeden verletzten Menschen, egal welcher Partei er angehört. Die Bilanz von Cadus ist gut. Im Nordirak konnten sie mehreren hundert Menschen das Leben retten. (Text: arte)
Épisode 60 - Klimaschutz im Ausverkauf? Einblicke in die UN-Klimakonferenz
17 novembre 2017
Anne Dunn ist von den Fidschi Inseln nach Bonn gereist, um dem Klimawandel ein Gesicht zu geben. Die 25-jährige Klimabotschafterin ist bereits direkt betroffen: In dem Dorf ihrer Angehörigen auf Fidschi ist der Friedhof wegen des ansteigenden Meeresspiegels bereits überspült. Ihren kürzlich verstorbenen Vater konnte Anne Dunn deshalb nicht wie ihre Vorfahren begraben. Auch deswegen gehen ihr die Klima-Verhandlungen viel zu schleppend voran. Auch die Aktivistengruppe „The Yes Men“ sorgt mit kreativem Protest bei den Konferenzteilnehmern in Bonn für Irritationen. Getarnt als Vertreter der Trump-Regierung nehmen sie die Veranstaltung aufs Korn. Schwarzer Humor mit dem Motto: Damit im Klimaschutz etwas passiert, müssen Gesellschaft und Politik mit zivilem Ungehorsam konfrontiert werden. Denn der Markt allein regle die Probleme nicht. Werden die großen Ansprüche an die Klimakonferenz in diesen Tagen von der deutschen Politik unterlaufen? Bei den Sondierungsgesprächen der Jamaika-Koalition sind die Unterhändler der „Grünen“ kompromissbereit bei Themen wie Ausstieg aus Kohlekraftwerken und Verbrennungsmotoren. Für viele Öko-Aktivisten ein Verrat an den eigenen Idealen. Gleichzeitig fordern mehrere deutsche Konzerne einen radikalen Wandel der deutschen Klimapolitik. Nicht ohne Eigennutzen. Eine ungewöhnliche Frontverschiebung in der Klimapolitik. (Text: arte)
Épisode 61 - Mehr Security, keine Angst? Der Boom der Sicherheitsbranche
20 novembre 2017
Nach den islamistischen Anschlägen in Nizza, Berlin, London und Barcelona ist die Verunsicherung groß. In Berlin hat besonders der Terroranschlag auf dem Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche im Dezember 2016 tiefe Wunden hinterlassen: 71 % der Deutschen haben heute Angst vor Terroranschlägen, so viele wie nie zuvor. In gleichem Maße steigt die Nachfrage nach privaten Security-Diensten. Die Branche boomt. Allein in Berlin gibt es 2.764 Firmen, die Sicherheitsdienstleistungen anbieten. Auch der Ausbildungsmarkt wächst rasant. Das Angebot der Industrie- und Handelskammer in Berlin reicht von 5-, 10,- und 15-Tage-Lehrgängen für Wachleute bis hin zu zwei- und dreijährigen Berufsausbildungen. Einer, der sich für die dreijährige duale Ausbildung zur „Fachkraft für Schutz und Sicherheit“ entschieden hat, ist der 20-jährige Jean-Luc. Er ist im zweiten Lehrjahr. In unserer Reportage begleiten wir ihn bei seiner praktischen Ausbildung in einem Unternehmen und beim Unterricht in der Berufsschule, begleiten ihn unter anderem zu Einsätzen bei Sport-Events, dem Christopher Street und einer Filmpremiere. Wie sieht die Arbeit in der Sicherheitsbranche aus? Bedeutet mehr Security tatsächlich weniger Angst? Und wie fühlt man sich als Besucher heutzutage von Großveranstaltungen? „Re:“ beim Einsatz eines jungen Security-Manns in den Straßen von Berlin und auf den Spuren einer boomenden Branche. (Text: arte)
Épisode 62 - Auf dem Rücken der Frauen: Die Lastenträgerinnen von Melilla
22 novembre 2017
Europas südlichste Außengrenze verläuft in Melilla an der nordafrikanischen Mittelmeergrenze. Die spanische Exklave lebt vom Handel mit aussortierten Second-Hand-Waren, die als zollfreies „Handgepäck“ auf den Schultern marokkanischer Lastenträgerinnen den afrikanischen Binnenmarkt erreichen. „Das ist keine Arbeit, das ist Krieg!“ Nora El Koukhou ist eine dieser menschlichen „Packesel“, die täglich für ein paar Stunden die waschmaschinenschwere Ware sowohl auf einem Skatebord als auch eng am Körper verschnürt über die Grenze wuchtet. Solange die Ware am Körper liegt, bleibt sie nämlich steuer- und zollfrei. Es ist ein perfides Geschäft mit dem lukrativen Handel unter menschenunwürdigen Bedingungen und stellt einen der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren für Melilla dar. Die Lastenträger unter ihnen auch zunehmend Männer, Jugendliche, aber auch alte und kranke Menschen profitieren davon kaum. Wenn die Grenzübergänge schließen, stagniert der Warenverkehr und Frustration kommt auf. Während Nora El Koukhou verzweifelt ums Überleben kämpft, bleibt der Händler Mohammed Abdelkader auf seinen Waren sitzen. „Re“ begleitet die marokkanische Lastenträgerin am Grenzübergang Barrio Chino und ermöglicht einen Einblick in die komplexen Machenschaften mitten in Europa. (Text: arte)
Épisode 63 - Bernstein-Fieber – Illegaler Raubbau in der Ukraine
23 novembre 2017
Im unwegsamen Nordwesten der Ukraine, an der Grenze zu Weißrussland, liegt Bernstein im Boden. In den letzten Jahrzehnten hat hier ein undurchsichtiges Netzwerk aus Mafia, korrupten Beamten und Kleinkriminellen das Kommando übernommen. Immer wieder kommt es zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen der Bernstein-Mafia und der Polizei. Auch die Folgen für Natur und Umwelt sind dramatisch. Mehr als 1.700 Hektar Land sollen durch die Abbaumethoden zerstört sein. Und die Preise für den Schmuckstein steigen weiter, vor allem wegen der enormen Nachfrage aus China. Bis zu 600 US-Dollar bringen 100 Gramm Bernstein ein. Weil die wirtschaftliche Lage in der Ukraine schlecht ist und es besonders im Nordwesten kaum legale Arbeit gibt, lebt mittlerweile fast die ganze Region von dem illegalen Geschäft. Rund 200.000 Menschen, die vom Staat allein gelassen werden, schlagen sich mit Bernsteinhandel durch. Insgesamt werden jährlich etwa 300 Tonnen Bernstein illegal abgebaut. Doch von den Millionen Euro, die damit verdient werden, kommt bei den Menschen, die mit Schaufeln, Schläuchen und Pumpen den Stein mühsam aus dem Boden holen, nur ein Bruchteil an. (Text: arte)
Épisode 64 - Lust aufs Land – Wie sich Dörfer neu erfinden
24 novembre 2017
Die Lust auf ein Leben auf dem Land ist ungebrochen. Trotzdem geht in manchen Regionen die Bevölkerung zurück. Geschuldet ist das zum einen dem demografischen Wandel. Zum anderen fehlen den Menschen außerhalb der Städte oft die beruflichen Perspektiven. Die Folge: Abwanderung. Das französische Cantal kämpft mit einer besonderen Idee gegen das Dorfsterben: mit einem Workshop für potentielle Stadtflüchtlinge. Marie Milette zeigt Städtern die Vorzüge des Landlebens im Zentralmassiv – einschließlich Möglichkeiten zur beruflichen Selbstverwirklichung. „3 Tage, die dein Leben ändern“ heißt das Programm, und es hat bisher viele Paare und Familien in die abgelegene Bergregion geführt. Einen langsamen Tod prophezeiten Wissenschaftler dem kleinen Dorf Spessart in der Eifel schon vor vielen Jahrzehnten. „Aber wir sind immer noch da. Wir lassen uns doch nicht vorschreiben, wann wir sterben“, sagt Bürgermeister Frank Klapperich. Attraktive Bauplätze, Gelder für die Ortsverschönerung, Anwerbung von Betrieben, Engagement der Bürger – all das macht das Leben in Spessart attraktiv. Das wichtigste aber: „Man muss sich selbst helfen“, so Klapperichs Rezept. Es geht auf: Spessart verzeichnet Zuzug. Genauso wie Emsbüren im Emsland in Niedersachsen. Markus Silies ist einer von acht ehrenamtlichen Ortsteilbürgermeister und kennt das Geheimnis des Emsbürener Erfolgs: hohe Identifikation mit der Region, Lust auf ehrenamtliches Engagement und stets den Blick in die Zukunft gerichtet. Die Emsbürener packen wo es nur geht selbst an. Egal ob Bürgerbus, Spielplatz oder Ortsverschönerung. Der Begrüßungsspruch auf den Schildern am Ortseingang ist kein Zufall: „Willkommen bei den Machern“. (Text: arte)
Épisode 65 - Abgefischt! Kormorane und Fischotter im Jagdfieber
27 novembre 2017
Sie fressen über Nacht ganze Fischteiche leer: Kormorane und Fischotter. Seitdem beide Spezies unter Naturschutz stehen, ist die ostdeutsche Seenlandschaft zu ihrem bevorzugten Lebensraum geworden. Doch während sich die Naturschützer über die wachsenden Populationen freuen und weitere Maßnahmen zu ihrem Schutz ergreifen, ist die Situation für Fisch und Fischer existenzbedrohend. Immer mehr Fischer in der Lausitz und Mecklenburg-Vorpommern geben ihre Teiche auf. „Re:“ zeigt ihren mühsamen Kampf gegen die tierischen Räuber – und die Mühlen der Bürokratie. (Text: arte)
Épisode 66 - Chinesen auf Einkaufstour: Die Weinregion Bordeaux im Wandel
28 novembre 2017
Die Chinesin Li Lijuan ist Immobilienmaklerin, ihre Klienten gehören zu den reichsten Männer Chinas und Taiwans: Industriemagnaten, Tycoons, Börsenmakler. Männer, die ihr Vermögen in Milliarden zählen. Li Lijuan profitiert von dem neuen Trend unter asiatischen Milliardären: Plötzlich wollen alle ein Weinschloss in Frankreich besitzen. In China möchte man schließlich nicht mehr als „nouveau riche“ gelten, sondern Klasse beweisen, indem man europäische Tradition einkauft. Li Lijuan begleitet den taiwanesischen Investor Chengchang Lu, der gerade das Weingut Château Bel Air im Bordeaux gekauft hat, nach Saint-Émilion. Der mittelalterliche Ort ist das Epizentrum der Weinregion Bordeaux. Kein anderer Ort symbolisiert so gut die Verbindung von Tradition, französischem Lebensstil und alter Weinkultur. Einmal im Jahr wird hier der offizielle Beginn der Weinernte feierlich verkündet. Zu diesem Anlass wird Chengchang Lu zusammen mit weiteren Asiaten feierlich von der 800 Jahre alten Weinbruderschaft „La Jurade“ als neues Mitglied inthronisiert. Wer den Weinbau aus rein wirtschaftlicher Warte betrachtet, kann all das nur begru¨ßen. Dank der Händler und Investoren aus dem Reich der Mitte sind die Preise und Gewinne der französischen Winzer explodiert. Kein Wunder: Trotz eines Exporteinbruchs in den letzten Jahren bleibt China Hauptabnehmer fu¨r Bordeauxweine. (Text: arte)
Épisode 67 - Per Mausklick zum Welpen – Das mafiöse Online-Geschäft mit der Ware Hund
29 novembre 2017
Es geschieht in den meisten deutschen Großstädten: Auf offener Straße werden Hunde-Babys illegal verkauft. An Kunden, die meinen, sich auf diese Weise sehr billig ein Schmusetier zulegen zu können. Doch dann kommt das böse Erwachen: Die Welpen sind meist krank, voller Parasiten und traumatisiert. Mehr als die Hälfte der Tiere überleben nicht einmal die ersten Wochen beim neuen Herrchen. Eine traurige und – durch die Tierarztkosten – auch letztlich teure Erfahrung für die Kunden. Und massenhafte Tierquälerei an hilflosen Wesen obendrein. Der Berliner Tierschützer Stefan Klippstein hat diesem miesen Geschäft und denen, die es betreiben, den Kampf angesagt. Seine Erkenntnis: „Die Profite beim Welpen-Handel sind vergleichbar mit dem Drogen- oder Waffenhandel“, sagt er, „und das schmutzige Geschäft mit den Hunde-Babys ist gut organisiert von den Hunde-Produzenten in Osteuropa über Zwischenhändler bis hin zum Verkauf auf der Straße, wie in Berlin.“ Allein in Berlin werden pro Woche schätzungsweise 200 Hunde durch die Welpen-Mafia verkauft. Tausende in ganz Deutschland. Doch die deutsche Justiz hat die Dimension dieses Skandals noch nicht erkannt. Händler, die erwischt werden, kommen meist mit einer Ordnungswidrigkeitsstrafe davon und machen dann einfach weiter. „Re:“ begleitet Stefan Klippstein in Deutschland und in Tschechien, zum Teil mit versteckter Kamera, bei seinen Einsätzen gegen die Welpen-Mafia. (Text: arte)
Épisode 68 - Fit für die Firma – Die optimierten Angestellten
30 novembre 2017
Schritte zählen, Pfunde wiegen, die Schlafqualität messen dank digitaler Technik und täglichem Datensammeln sollen Mitarbeiter gesünder, glücklicher und auch leistungsfähiger werden. Das verspricht Virgin Puls, der selbsternannte „Anbieter von Gesundheitsleistungen für Unternehmen“ mit seiner Global Challenge. Vernetzt über den Computer treten weltweit 44.000 Angestellte, organisiert in siebenköpfigen Teams, über 100 Tage gegeneinander an. „Re:“ begleitet Mitarbeiter des australischen Verpackungskonzerns Amcor in Zürich bei ihrer „persönlichen Challenge“: Die Brasilianerin Fernanda (34) ist Headhunterin und will ihre work-life-balance verbessern, um nach der Arbeit besser abschalten zu können. Ein gleichaltriger Freund ist kürzlich an einem Herzinfarkt gestorben. Das hat ihr zu denken gegeben. Effie (25) aus UK arbeitet seit vier Jahren bei Amcor. Sie beschreibt sich als extrem ehrgeizig und hat sich gezielt ein Team aus Wettkämpfern gesucht. Ihr Motto „We won’t be second!“ Rajat ist 45 Jahre und möchte mindestens 5 Kilo abnehmen. Vor allem will er in seinem Team nicht als der Schlechteste abschneiden. Ihm gegenüber sitzt Radek (49), der sich Fitness und Gesundheit nicht durch eine Challenge verordnen lassen will und gerne gegen den ambitionierten Kollegen stichelt. Am Ende der 100 Tage wird abgerechnet: Haben sich die Teilnehmer verändert? Welche Erkenntnisse haben sie gewonnen? „Re:“ erhält Einblicke in den stressvollen Arbeitsalltag eines global agierenden Unternehmens und den Druck der Mitarbeiter, sich ständig optimieren zu müssen. (Text: arte)
Épisode 69 - Bärenjagd in Rumänien – Der Kampf um die Abschussquote
1 décembre 2017
József Benke ist Jäger in Rumänien. Nirgends in Europa gibt es so viele Bären wie hier – 6.500 sollen es sein. Doch seit einem Jahr darf kein Braunbär mehr gejagt werden. Die Umweltorganisationen feiern das als einen Sieg. Doch Jozsef Benke ist entsetzt: „Die Angriffe auf Menschen und Tiere werden noch weiter zunehmen!“ Die Jagdverbände setzen alle Hebel in Bewegung, um das Jagdverbot rückgängig zu machen. Umweltschützer wiederum werfen den Jägern vor, den Teufel an die Wand zu malen, um wieder lukrative Jagden für Jäger aus dem Ausland organisieren zu können. (Text: arte)
Épisode 70 - Die vergessenen Kinder – Europas Versagen in der Flüchtlingskrise
4 décembre 2017
Helfer sagen, solche Zustände wie in den griechischen Flüchtlingscamps haben sie bei ihren bisherigen Einsätzen weltweit noch nicht erlebt. Staatliche Stellen sind überfordert. Die griechische Regierung argumentiert, die Flüchtlinge wollten doch sowieso nicht in Griechenland bleiben. Besonders betroffen sind die unbegleiteten Minderjährigen. Und jetzt kommt der Winter. Hoffnung bringen allein private Hilfsorganisationen. (Text: arte)
Épisode 71 - Mussolini als Souvenir – Italiens faschistisches Erbe
5 décembre 2017
Drei Souvenirgeschäfte im Ort machen Riesenumsätze sie verkaufen alles, was das rechte Herz begehrt: Mussolini-Tassen, White-Power-T-Shirts, Hitler-Büsten. Ziel vieler Faschisten ist auch ein nahe gelegenes Privatmuseum, das der Mussolini-Fan Domenico Morosini gegründet hat in der ehemaligen Villa des Duce. Der Bürgermeister der Stadt Giorgio Frassineti, ein moderater Linker, kann gegen den Duce-Kult rechtlich wenig ausrichten. Er will ihn anders bekämpfen. Frassineti plant Mitten in der Stadt, im ehemaligen Hauptquartier der Faschisten, ein Museum und Studienzentrum zum Totalitarismus zu errichten. Bildung und Aufklärung statt Verherrlichung oder Dämonisierung. Der überzeugte Anti-Faschist Frassineti führt einen mühsamen Kampf. Es fehlt ihm an Geld und zum Teil auch an Unterstützung. Den Linken ist er nicht antifaschistisch genug und die Rechten verachten ihn ohnehin. (Text: arte)
Épisode 72 - Sex an der Grenze – Käufliche Liebe in La Jonquera
7 décembre 2017
Wie steht es eigentlich um die Prostitution in Europa? Wer über die französisch-spanische Grenze fährt, erhält postwendend die Antwort: La Jonquera ist Frankreichs Bordell! Das Grenzstädtchen liegt in Katalonien im Norden Spaniens. Seitdem Frankreich 2016 die Gesetze gegen die Prostitution verschärft hat, ist La Jonquera quasi Frankreichs Sex-Supermarkt. Mit Straßenprostitution und Bordellen. „Es ist ein Problem für das ganze Land“, sagt Sònia Martínez Juli, die Bürgermeisterin von La Jonquera: „Das erste, was die Leute sehen, wenn sie nach Spanien kommen, sind die Prostituierten.“ Der Besitzer des nach eigenen Angaben größten Sexclubs Europas, des „Paradise“, kommt ebenso zu Wort wie ein waschechter Hurensohn. Seine Mutter war jahrelang Prostituierte in La Jonquera, sein Vater war ihr Zuhälter. Er selbst verdient heute sein Geld als Tätowierer im Milieu und hat seine eigene Sicht auf seinen Heimatort. Französische Freier, die hier 90 Prozent der Kundschaft ausmachen, erzählen freimütig, warum sie hierherkommen, und eine rumänische Straßenhure erklärt, warum für sie Spanien als Arbeitsplatz so attraktiv ist. Spanien sei auf dem besten Weg, das Thailand Europas zu werden, hat eine neue Studie der Madrider Universität Comillas befunden: Was die Zahl der Prostituierten angeht, sei das Land Spitze in Europa (Text: arte)
Épisode 73 - Lieferwahnsinn – Wege aus dem Zustellchaos
8 décembre 2017
Seit April 2017 ist die Stadt Gent für alle PKW und LKW nur noch morgens bis 10 Uhr zugänglich. Danach dürfen nur zwei Firmen in die Stadt: „Bubble Post“ für kleine Lieferungen und „City Depot“ für große. Die Fahrer verteilen die Pakete mit zum Teil exotischen elektrischen Fahrzeugen wie dem „Stint“. „Zu Beginn waren viele Bürger natürlich skeptisch, dass wir den Verkehr so einschränken, mittlerweile sind die allermeisten jedoch positiv überrascht“, berichtet Hannelore Bonami von der Stadt Gent. Dort hat man den großen Wurf gewagt: wenige, neue Fahrzeuge, zentrale Paketdepots, Mehrfachlieferungen vermeiden. Und auch in Deutschland experimentiert man mit Ansätzen wie diesen. Die vier Jungentwickler von „Carla Cargo“ etwa setzen in Freiburg auf ein altbewährtes Konzept im modernen Gewand: Ihre Fahrradanhänger können dank elektrischer Unterstützung bis zu 150 Kilogramm transportieren und selbst engste Gassen in der historischen Altstadt befahren. „Immer wenn wir einen unserer Anhänger sehen, wissen wir, dass ein Auto weniger unterwegs ist – das ist ein gutes Gefühl“, sagt Marcus Bergmann der Gründer von „Carla Cargo“. Hamburg stellt aktuell an mehreren Standorten sogenannte „Mikrodepots“ auf: Von dort aus werden die Pakete mit Lastenrädern und Sackkarren ausgeliefert. Viele Wege, die aus dem Lieferwahnsinn herausführen können. (Text: arte)
Épisode 74 - Gewalt gegen Kinder: Wenn Eltern zu Tätern werden
11 décembre 2017
Dragana Seifert ist Rechtsmedizinerin am Universitätsklinikum Hamburg. Sie erkennt, ob ein Bluterguss tatsächlich, wie gern behauptet wird, von einem Sportunfall stammt, oder der blaue Fleck hinterm Ohr doch die Spur einer Misshandlung ist. Auch bei Valentino aus Brandenburg hat eine Gerichtsmedizinerin den Nachweis geführt, dass seine inneren Verletzungen die Folgen eines Schütteltraumas sind. Er wäre beinah daran gestorben. Sein Vater hatte geleugnet, das drei Monate alte Baby geschüttelt zu haben. Die Mutter, die den schwerbehinderten Valentino täglich im Vergleich zu seiner Zwillingsschwester Lilly erlebt, wertet die Tat ihres Ex-Partners als versuchte Tötung. Das Präventionsprojekt Babylotsen geht davon aus, dass alle Eltern gute Eltern sein wollen, es ihnen aber nicht immer gelingt. Die Babylotsinnen versuchen, schon während der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt Eltern mit hohen Belastungen herauszufiltern, um ihnen in Zusammenarbeit mit anderen Trägern Hilfe und Unterstützung zukommen zu lassen – in der Hoffnung, dass damit Gewalt und Kindesmisshandlung vermieden werden können. Wenn die Maßnahmen nicht greifen, müssen sie die Jugendämter informieren, um eine Kindeswohlgefährdung zu vermeiden. Doch Dragana Seifert, die Tag für Tag Kinder vor sich hat, die Opfer elterlicher Gewalt sind, plädiert dazu, gefährdete Kinder viel schneller aus den Familien zu holen, als es bislang üblich ist. Sie sagt: „Die Familienhilfe muss für die Kinder da sein, nicht für die Eltern!“ (Text: arte)
Épisode 75 - Mord auf Malta: Wie korrupt ist die Insel?
12 décembre 2017
Malta ist der kleinste Mitgliedstaat in der Europäischen Union ist ein beliebtes Ziel für Millionen Touristen. In die Schlagzeilen kam die Mittelmeerinsel aber auch immer wieder wegen Korruption, Bestechung und Geldwäsche. Bisher hat die EU wenig getan. Doch seit der Ermordung der Journalistin Daphne Caruana Galizia herrscht Entsetzten in Europa. Sie hatte kritisch und weitreichend recherchiert. Warum musste sie sterben? Und wie geht die EU damit um? (Text: arte)
Épisode 76 - Nur Platz für Millionäre? – Wohnungsnot in London
13 décembre 2017
Alle vier Wochen, immer am 14. eines Monats, hat Jacqui Haynes ihren großen Tag. Dann findet ein Schweigemarsch zu Ehren der Toten des Grenfell Towers statt, dessen Brand am 14. Juni ausbrach. Aus der Trauerveranstaltung ist inzwischen ein Forum für Aktivisten geworden, die eine neue Politik gegen die extreme Wohnungsnot in London fordern. Jacqui ist das Sprachrohr dieser Bewegung in der Gemeinde Kensington und Chelsea. Sie ist die Vorsitzende des Nachbarschaftsvereins der Lancaster West Sozialwohnungen, zu denen auch der Grenfell Tower zählte. Ihr Mitstreiter John Hamilton kämpft am anderen Ende Londons darum, den Bezirksbürgermeister von Lewisham zu stürzen. Der hatte bis 2018 500 neue Sozialwohnungen versprochen – bis heute sind nur 17 davon fertiggestellt. John und Jacqui vertreten eine stark wachsende politische Bewegung in der britischen Hauptstadt, die sich gegen Wahnsinnsmieten und Wohnungskäufe als Investment wehrt. (Text: arte)
Épisode 77 - Jagd auf Serieneinbrecher: Eine Soko bekämpft internationale Banden
14 décembre 2017
In Deutschland hat die Polizei im vergangenen Jahr rund 151.000 Einbrüche registriert. In Frankeich wurde 2016 243.000 Mal eingebrochen. Der Großeinsatz der eigens gegen solche Verbrechen gegründeten Sonderkommission in Hamburg zeigt Erfolg: Die Aufklärungsquote steigt, die Zahl der Einbrüche geht zurück. An der Spitze der Soko „Castle“: Alexandra Klein, 46, ehemals Hamburgs erste SEK-Leiterin. Aus dieser Zeit stammt ihr guter Ruf. In ihrer neuen Aufgabe muss sie sich in jeder dunklen Jahreszeit neu beweisen. An den Wochenenden sind die Einbruchzahlen nach wie vor dreistellig. Die Spezialeinheit „kümmert“ sich vor allem um sogenannte reisende Täter, Serieneinbrecher zumeist. Sie werden unterschieden nach Vorgehensweise, zum Beispiel „Bohrer“, „Dacheinsteiger“ oder „Fensterhebler“. Auch andere Gruppen können die Ermittler klar unterscheiden: Es gibt Tätergruppen aus dem Balkan, aus Georgien oder aus Chile. Das Ziel ist, sie festzunehmen und wenn dies nicht gelingt, dann wenigstens sie aus der Stadt fernzuhalten. Abschrecken – und das mit allen Mitteln. Im Umland der Metropole, dort wo es keine Sonderkommission gibt, steigen dagegen die Zahlen. Werden die Täter lediglich verdrängt? Kann eine Vernetzung der deutschen Polizei mit ihren Kollegen in den Herkunftsländern der Täter dagegen helfen? „Re:“ berichtet aus dem Innern der Sonderkommission und hinterfragt, wie nachhaltige Einbrecherjagd funktionieren kann. (Text: arte)
Épisode 78 - Kickboxen gegen Hass – Der harte Kampf um Integration in Österreich
18 décembre 2017
Wer Kampfsport trainiert, muss zielstrebig und diszipliniert sein. Und er lernt, Respekt vor dem Gegner zu haben, meint Karim Mabrouk, 24, mehrfacher österreichischer Staatsmeister im Thaiboxen. Kampfsport gegen Gewalt und radikale Gedanken – das ist der Ansatz der Wiener Initiative „Not in God’s Name“, die Karim zusammen mit anderen gegründet hat. Die überwiegend muslimischen Kampfsport-Idole wollen Vorbilder sein, gehen an Schulen, geben kostenlose Trainings, hören Jugendlichen zu. In den Kampfsport-Clubs, genau da, wo Jihadisten ihren Nachwuchs rekrutieren, setzen sie an. Mit Erfolg. Andere Länder wollen ihr Deradikalisierungs -Projekt übernehmen. Nur im eigenen Land, in Österreich, war es schwierig, Unterstützung von der Politik zu bekommen und Sponsoren zu finden. Die meisten Mitglieder von „Not in God’s Name“ arbeiten immer noch ehrenamtlich. Und sie sind skeptisch, wie es jetzt nach dem Rechtsruck in Österreich weiter geht. Eines ist für sie allerdings klar: Aufgeben kommt nicht in Frage. (Text: arte)
Épisode 79 - Grundeinkommen bedingungslos: Das finnische Experiment
19 décembre 2017
Befördert ein bedingungsloses Grundeinkommen vollendetes Nichtstun – wie Kritiker meinen – , oder verursacht es nicht vielmehr die Freisetzung ungeahnter kreativer Kräfte, die letztlich die gesamte Volkswirtschaft stärken? Das finnische Projekt erregt europaweit große Aufmerksamkeit. Zwar hat sich die Schweiz im Juni 2016 zunächst gegen die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens entschieden, aber in den Niederlanden, Schweden und in Deutschland gibt es eine große Zahl an Verfechtern des Modells und bereits ein paar kleinere Projekte. Finnland traut sich nun als erstes Land in Europa, die Auswirkungen des Grundeinkommens auf seine Bürger zu testen. „Re:“ verfolgt das Experiment in Finnland über ein ganzes Jahr und begleitet zwei Empfänger des bedingungslosen Grundeinkommens. Juha Järvinen, 38 Jahre alt und sechsfacher Familienvater, erhofft sich mehr Freiheit durch die zusätzliche steuerfreie Einnahme. Er will sich als Filmemacher selbstständig machen. Rosa Kultalahti-Singh, 26 Jahre alt und zweifache Mutter, ist sich unsicher, ob sich in ihrem Leben überhaupt etwas ändern wird. 560 Euro sind nicht viel – schon gar nicht in Finnland. Was will die finnische Regierung mit der Auszahlung eines Grundeinkommens wirklich erreichen? „Re:“ über das bisher einmalige finnische Experiment und die Frage, ob es ein Modell der Zukunft sein kann. (Text: arte)
Épisode 80 - Russlands Atomkatastrophe: Auf den Spuren des vertuschten GAUs von Majak
20 décembre 2017
Nadeschda Kutepowa ist Anwältin und Umweltaktivistin aus der südlichen Uralregion Russlands. In der Nähe ihres Geburtsorts Osjorsk hat sich der erste große Atomunfall der Geschichte ereignet. Am 29 September 1957 explodierte hier in der Atomanlage „Majak“ ein Atommülllager. Tausende Menschen wurden verstrahlt, aber die Sowjetführung verschwieg über 30 Jahre lang den Unfall in der geheimen Militäranlage. Betroffene wurden nie entschädigt. Dagegen beschloss Nadeschda Kutepowa vorzugehen und vertrat die Opfer der Katastrophe in Russland vor Gericht. Vor zwei Jahren musste sie jedoch nach Frankreich flüchten. In Russland wurde Kutepowa in den offiziellen Medien der Industriespionage bezichtigt. Ihr drohten 20 Jahre Gefängnis. Heute setzt Kutepowa ihre Arbeit von Paris aus fort. Per Telefon oder Skype berät sie Strahlenopfer wie Gilani Dambajew, der in Musljumowo lebt, einem Dorf in der Nähe von „Majak“. Dambajew leidet unter der sogenannten „Strahlenkrankheit“, hat aber nie eine Entschädigung bekommen. Bei ihren Recherchen stößt Kutepowa zufällig auf eine Umweltverträglichkeits-Lizenz, die eine französische Behörde der maroden Atomaufbereitungsanlage in Russland ausgestellt hat. Kutepowa ist schockiert. Kann es sein, dass französische Beamte der russischen Führung dabei helfen, die Folgen des Atom-Skandals zu verschleiern? Die Anwältin beschließt, sich auf Spurensuche zu begeben und die Schließung von „Majak“ zu erreichen. Umso mehr, da die Anlage aktuell wieder im Zusammenhang mit einem möglichen Störfall in den Schlagzeilen ist. (Text: arte)
Épisode 81 - Polen vor der Zerreißprobe: Eine Frau kämpft um ihr Land
21 décembre 2017
Épisode 82 - Wem gehört Jerusalem? Kampf um einen Sehnsuchtsort
22 décembre 2017
„Re:“ trifft Menschen auf beiden Seiten dieses Konflikts. Für sie ist Jerusalem mehr als ein politischer Streitfall. Die Stadt ist ihre Heimat. Die „Re:“-Reporter begleiten den aus der Schweiz nach Israel ausgewanderten Reiseführer Schmuel Kahn auf einer Tour durch die Altstadt, wo auf engstem Raum die heiligsten Stätten von Juden, Christen und Moslems liegen. Ali Qleibo, palästinensischer Soziologe, und Sprössling einer uralten palästinensischen Familie, fragt sich, wie er wohl reagieren würde, wenn seine Tochter einen jüdischen Mann heiraten wollte. Sarah, die Hamburgerin, die vor gut einem Monat die israelische Staatsbürgerschaft angenommen hat, plädiert engagiert für einen jüdischen Staat, während der Musiker Muhammad Mughrabi fest davon überzeugt ist, dass nur ein Dialog zwischen Israelis und Palästinensern das „Ende des Hasses“ bringt. Eine Reportage über Grenzen und Besitzansprüche, aber auch Hoffnung und Versöhnung. (Text: arte)
Épisode 83 - Schluss mit „Made in Germany“? Chinas Run auf den Mittelstand
8 janvier 2018
Hans Brandner ist Eigentümer eines kleinen Unternehmens im Allgäu, das er einmal an seinen Sohn übergeben will. Doch seine chinesischen Kunden setzen ihn zunehmend unter Druck. Schon vor Jahren war er gezwungen, auch in Nordchina ein Unternehmen zu gründen. Inzwischen begegnet er der chinesischen Übermacht aber nicht mehr nur auf dem dortigen wichtigen Absatzmarkt. Denn immer mehr Vorzeigunternehmen aus Deutschland gehören inzwischen Chinesen. Bei betroffenen Unternehmen wie Waldrich Coburg schätzen die Betriebsräte und Geschäftsführer die neuen Eigentümer: Die meisten chinesischen Investoren agieren langfristig und investieren in die deutschen Standorte. Doch Experten und Politiker machen sich Sorgen. Langfristig will das Reich der Mitte wichtige Schlüsselindustrien beherrschen. Das steht im Masterplan der chinesischen Regierung „Made in China 2025“.Der Generationswechsel im Mittelstand und die Nachfolgeproblematik bieten das ideale Einfallstor für die Investoren aus Fernost. Besonders gefragt: die sogenannten „Hidden Champions“, Weltmarktführer in Nischenbereichen. Firmen wie die von Hans Brandner in Deutschland könnten dabei nur der Beginn sein. Die chinesischen Aufkäufer werden zunehmend ein europäisches Problem. Das beunruhigt Bürger und bewegt Politiker wie den EU-Parlamentarier Daniel Caspary. (Text: arte)
Épisode 84 - Kein Land für Rentiere? Samische Hirten gegen den norwegischen Staat
9 janvier 2018
Mai-Lis Eira gehört zum letzten indigenen Volk Europas, den Sami. Sie und ihr Vater sind Rentier-Hirten. Doch sie haben bereits einen großen Teil des Weidelandes, das ihre Tiere seit Jahrhunderten nutzen, an die norwegische Industrie verloren. Jetzt soll eine Starkstromtrasse mitten durch das Tal gebaut werden, in dem ihre Renen kalben.“Re:“ begleitet Mai-Lis Eira und ihre Familie bei ihrem Kampf gegen den Stromkonzern, der zum norwegischen Staat gehört. Die Regierung will die Stromtrasse zur Energieversorgung der Ölindustrie nutzen und zeigt wenig Verständnis für die Existenzängste der samischen Hirten. (Text: arte)
Épisode 85 - Gebet statt Alkohol: Mönche gegen Litauens Suchtproblem
10 janvier 2018
Bruder Gediminas ist Franziskaner-Mönch. Und er hat sich einer Aufgabe verschrieben: dem Kampf gegen die Alkoholsucht in seinem Land Litauen. Denn: Alkohol ist dort ein riesiges Problem. Laut WHO wird nirgends in der EU so viel getrunken wie hier. Die Folge: Jedes Jahr sterben durchschnittlich 2.900 Männer und 950 Frauen an den Folgen des Alkohols. Das sind 30 Prozent aller Todesfälle. Bruder Gediminas hat mitten im Nirgendwo ein Kloster errichtet. Hier hilft er den Menschen, sich von ihrer Sucht zu befreien und Gott zu finden. Doch das ist nicht immer eine einfache Aufgabe. „Ich möchte eigentlich immer wieder alles hinschmeißen“, sagt der Mönch. „Am meisten schmerzt es, wenn solche Fälle mit Selbstmord enden.“ Der Mönch ist landesweit für seine Arbeit bekannt. Doch wer seine Hilfe möchte, muss beweisen, dass er es ernst meint. Das weiß auch Valentina. Die Kulturjournalistin ist Alkoholikerin und seit fünf Monaten im Kloster. Ihre Motivation: Sie darf ihr Enkelkind nur kennenlernen, wenn sie trocken ist. Das karge Klosterleben gibt ihr Ruhe – und die harte Arbeit hilft ihr dabei, ihr bisheriges Leben zu überdenken. Kochen, Holzhaken, Feuer machen, Schafe treiben, Putzen: Jede Woche bekommt sie einen anderen Dienst. Doch ihre Tage im Kloster sind gezählt. Schon bald muss sie sich wieder dem Alltag stellen: „Ich habe nicht die Angst, dass ich sofort wieder nach der Flasche greifen werde. Aber ich habe Angst vor ganz alltäglichen Sachen.“ Die Tatsache jedoch, dass sie jederzeit ins Kloster zurückkehren kann, gibt ihr Kraft. (Text: arte)
Épisode 86 - Mieten unbezahlbar – Wie der Brexit Wohnen in Europa teurer macht
11 janvier 2018
Seit dem Brexit-Referendum gewinnt Frankfurt immer mehr an Bedeutung; Banken richten ihren Blick von der Themse an den Main, wollen rund 10.000 Arbeitsplätze dorthin verlagern. Doch schon jetzt wächst Frankfurt jedes Jahr um etwa 15.000 Menschen. Steigende Mieten und ein eklatanter Mangel an Wohnraum machen das Leben in der Stadt für viele zu teuer.Daniela Kolloch erwartet ihr erstes Kind. Doch die Vorfreude auf das Baby ist gedämpft, denn sie wohnt nicht mit dem Vater des Kindes zusammen. Seit fast einem Jahr sucht sie mit ihrem Partner vergeblich nach einer Wohnung. Ähnlich geht es Frank Remmert. Der Ersthelfer, bei einem angesehenen Wohlfahrtsverband angestellt, nächtigt zeitweise in einer provisorischen Bleibe, um in Frankfurt arbeiten zu können. Eigentlich gibt es ein großes Angebot an Wohnungen, doch viele können sich die Mieten nicht mehr leisten. Es werden auch neue Wohnhäuser gebaut, aber die sind teuer. Hochwertiger Wohnraum soll internationale Investoren anziehen und Finanzunternehmen von Frankfurt als Standort überzeugen. Erste Banken haben sich bereits für den Umzug an den Main entschieden. Für Menschen mit kleinen Einkommen wie die Paketzustellerin Daniela Kolloch und Ersthelfer Frank Remmert ist es kaum noch möglich, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Sie fühlen sich in der Stadt immer weniger erwünscht. Wird Wohnen in Frankfurt zum Luxus und was bedeutet das für eine Stadt, die sich immer als offen für alle verstanden hat? Frankfurt wächst, aber für wen? (Text: arte)
Épisode 87 - Radikalisierung in Bosnien – Islamisten auf dem Vormarsch
15 janvier 2018
Sozialarbeiter Vahidin Omanovic vermittelt Jugendlichen seine Vision einer friedlichen Zukunft, um sie von Extremisten fernzuhalten. Zu seinen Widersachern gehört Elvedin Pezic, Islamist und Youtube-Prediger, der gerade bei jungen Muslimen immer beliebter wird. Pezic spricht sich gegen Gewalt aus, aber er predigt die Scharia und orientiert sich am Wahabismus, der in Saudi-Arabien dominant ist. Saudi-Arabien fördert diesen Islam in Bosnien durch den Bau von Moscheen und die Unterstützung wahabitischer Prediger. „Re:“ spürt in Sarajewo und auf dem Land der zunehmenden Islamisierung und dem saudischen Einfluss nach. (Text: arte)
Épisode 88 - Klassenkampf mit Bioseife – Eine griechische Fabrik in Arbeiterhand
16 janvier 2018
Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise ging Philkeram-Johnson, einer der bedeutendsten griechischen Produzenten für Baustoffe und Keramikfliesen, bankrott. Seitdem produzieren die Arbeiter unter dem Namen „Vio.Me“ in Eigenverantwortung ökologische Seife. Unter ihnen gibt es keine Hierarchie, jeder bekommt den gleichen Lohn und alle Entscheidungen werden im Kollektiv getroffen.Doch die Gläubiger von Philkeram-Johnson drängen auf eine Zwangsversteigerung der Fabrik, wodurch die Arbeiter alles verlieren würden. Kann das soziale Experiment bestehen? (Text: arte)
Épisode 89 - Gottes Gastarbeiter – Ausländische Pfarrer in Bayern
17 janvier 2018
Die katholische Kirche hat ein Nachwuchsproblem. Deshalb holt sie sich Geistliche aus dem Ausland, beispielweise aus Indien oder Afrika. Erwartet wird von ihnen, dass sie ihr Amt genauso ausüben wie ihre deutschen Kollegen. Doch kann das so einfach gelingen? Mangelnde Sprachkenntnis ist nur eine der Hürden, mit denen die „Importpriester“ zu kämpfen haben. Pater George kommt aus Kerala in Indien und unterstützt als Kaplan die Pfarreiengemeinschaft Peißenberg-Forst in Oberbayern. Dort wird er zum ersten Mal die Predigt bei der traditionellen Leonhardifahrt halten. Für ihn ein großer Tag, denn dort muss er sich Tausenden von Besuchern präsentieren.. Inzwischen gibt jeder zehnte katholische Priester an, dass Deutsch nicht seine Muttersprache ist. Eine 2011 erschienene Studie bescheinigt ihnen Probleme mit Rassismus: Von den aus Indien stammenden Priestern haben 16 Prozent Erfahrungen damit gemacht. Bei Afrikanern war es sogar jeder Dritte. An der Spitze sind Priester aus dem Kongo oder Nigeria. Der nigerianische Pfarrer Paul Igbo wurde nach Karlshuld bei Ingolstadt geschickt, wo zuletzt 17 Prozent der Bürger die AfD gewählt haben. Zu seinem Amtsantritt überraschte Igbo die Bürger im Donaumoos mit der provokanten Aussage, er finde, dass das gut zusammenpasse: schwarze Erde und ein schwarzer Geistlicher. DokThema beobachtet die Pfarrer bei ihrem Versuch, in der Gemeinde Anschluss zu finden, ohne dabei ihre eigene kulturelle Identität aufzugeben. Zudem kommt der aus dem Kongo stammende Zornedinger Ex-Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende zu Wort, der wegen rassistischer Drohungen sein Amt im Sommer 2016 niederlegen musste. (Text: BR Fernsehen)
Épisode 90 - Spiel bis zum Tod – Was steckt hinter dem Hashtag #Blauerwal?
18 janvier 2018
Steh’ um 4:20 Uhr auf und schau dir einen Horrorfilm an! Ritze dir einen Blauwal in den Unterarm, poste ein Foto davon! Geh’ auf das Dach eines Hauses und stürze dich in die Tiefe! 50 Aufgaben verteilt über 50 Tage. Am Ende steht der Selbstmord. Das Ganze spielt sich in geschlossenen Gruppen in den russischen sozialen Netzwerken ab. Die Gruppen haben Namen wie #BlauerWal oder #MeerDerWale. Aufgedeckt hat diese so genannte „Blue-Whale-Challenge“ die russische Journalistin Galina Mursalijewa. Sie sagt: In diesen Gruppen treiben Administratoren gesunde Jugendliche vorsätzlich in den Tod; dahinter steht ein kriminelles Netzwerk. Über 100 Jugendliche in ganz Russland seien dem schon zum Opfer gefallen. Auch Diana gehört dazu, davon ist ihr Vater Sergej Pestov fest überzeugt. Er hat nach dem Tod der 16-Jährigen recherchiert und herausgefunden, dass Diana im Internet Mitglied in einer Gruppe mit dem Namen #WaleSchwimmenNachOben war. Sie habe Nachrichten von Administratoren erhalten. Und es gebe Videoaufnahmen, die zeigen, dass Diana nicht allein war, als sie sich vom Hochhaus stürzte. Die „Blue-Whale-Challenge“ erhitzt weltweit die Gemüter, macht vor allem Eltern Angst vor dem unkontrollierbaren Internet. Doch viele Kritiker zweifeln an der Theorie. Einer der lautesten unter ihnen ist der Bulgare Georgi Apostolov. Er hält die „Blue-Whale-Challenge“ für Fake und wirft Galina Mursalijewa vor, journalistisch unsauber gearbeitet zu haben. Sie habe dadurch ein Phänomen kreiert, das es nicht gebe, das aber Klickzahlen bringe. Mursalijewas Motivation, so glaubt Apostolov: Sie wollte berühmt werden. (Text: arte)
Épisode 91 - Reichsbürger gegen den Staat – Eine Gefahr für die Demokratie?
22 janvier 2018
Joachim Widera besitzt einen „Deutschen Reichspass“. Er ist Bürger des Deutschen Reichs, das für ihn nie aufgehört hat zu existieren. Die BRD ist für ihn kein legitimer Staat, sondern ein von den Alliierten aufgezwungenes Besatzungsregime. Dafür hat er eigens eine Partei gegründet, die „Deutsche Zukunft“. Lange Zeit galt die Reichsbürgerszene als Sammelbecken für harmlose Spinner, Rechte und verkrachte Existenzen. Wie gefährlich die Szene geworden ist, zeigt ein Fall vom Oktober 2016, als ein Reichsbürger einen Polizisten erschoss. Seitdem wird die Szene durch den Verfassungsschutz beobachtet. 15.000 Reichsbürger soll es geben, Tendenz steigend. Im Internet tauscht sich die Szene aus, wie man Reichsbürger werden kann, und dort erfolgt die schnelle Mobilmachung für Aktionen in der Öffentlichkeit. Rüdiger Hoffmann und sein Verein Staatenlos e.V. verkünden allwöchentlich auf dem Marktplatz im ostdeutschen Wittenburg absurde geschichtsrevisionistische Thesen. Staatliche Gesetze, Steuer- oder Bußgeldbescheide sind für sie nichtig. Neben Behörden werden neuerdings auch Mitarbeiter in Geschäften drangsaliert, etwa wenn Reichsbürger mit selbstgedruckten Währungen zahlen wollen. Auch in Frankreich gibt es mit dem Reichsbürger-Milieu vergleichbare Gruppen: Eric Fiorile behauptet, dass der französische Staat nach dem Verfassungs-Referendum 2005 illegitim sei. Er träumt von einem Staatsstreich und will mit einem Nationalen Übergangsrat den Weg frei machen für ein neues Frankreich. Erkundungen in Milieus, in denen der Rechtsstaat und die Demokratie zunehmend erodieren. (Text: arte)
Épisode 92 - Italiens verlorene Jugend – Auswandern als Chance
23 janvier 2018
Die Neapolitanerin Serena Caterino sieht in ihrer Heimat keine Chancen mehr. Bereits vor mehr als zwei Jahren hat sie ihr Studium zur qualifizierten Krankenpflegerin abgeschlossen. Seitdem hat sie versucht, in Italien eine Anstellung zu finden vergeblich. Perspektivlosigkeit, schlechte Bezahlung und prekäre Lebensverhältnisse immer mehr junge Italiener sind gezwungen, ihr Glück im Ausland zu suchen. Serena ist bereits auf dem Absprung. Zuvor muss sie noch pauken und einen Sprachtest in Deutsch bestehen. Nur mit einem B2-Zertifikat wird ihr Krankenpfleger-Diplom in Deutschland anerkannt. (Text: arte)
Épisode 93 - Vorsicht, der Mehlwurm kommt! Das Essen der Zukunft?
24 janvier 2018
Die beiden Unternehmer Max Krämer und Baris Ösel haben sich einiges vorgenommen. Mit ihrem Start-up wollen sie in ganz Europa Appetit auf Krabbeltiere machen. Dafür haben sie einen Insekten-Burger entwickelt, der vor allem aus Buffalowürmern besteht. Doch in Deutschland dürfen sie ihren Insektenburger bisher nicht verkaufen. Das Problem: In der Europäischen Union ist die Zulassung von Lebensmittel aus Insekten bisher eine rechtliche Grauzone. Jedes Land entscheidet nach eigenem Gusto. Erlaubt ist der Verkauf beispielsweise in den Niederlanden und Belgien. Dieser EU-Wahnsinn führt dazu, dass die beiden Unternehmer ihren Insektenburger nur in den Nachbarländern anbieten dürfen. 2018 soll nun alles einfacher werden. Dann gilt für alle EU-Länder die sogenannte Novel Food-Verordnung. Insekten gelten damit als „neuartige Lebensmittel“. Für die Zulassung zuständig ist nun die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit und nicht mehr einzelne EU-Staaten. Jetzt könnte es nur noch eine Frage von wenigen Monaten sein, bis der Insektenburger auf deutschen Speisekarten landet. In den Niederlanden wurden bereits vor 10 Jahren mehrere Insektenarten überprüft und für sicher befunden. Seitdem entwickelt sich hier ein ganzer Wirtschaftszweig, der die Aufzucht und die Verarbeitung von Insekten immer weiter professionalisiert. Die Vereinten Nationen sind sich sicher, dass Insekten helfen könnten, den weltweiten Hunger und den Bedarf an tierischen Proteinen zu stillen. Dazu kommt, dass die Insektenzucht deutlich umweltfreundlicher ist als die Schweine- oder Rindermast. Laut einer UN-Studie brauchen Insekten nur zwei Kilogramm Futter, um ein Kilo essbares Gewicht zu produzieren. Schweine brauchen dafür die vierfache Menge, Rinder sogar zwölfmal so viel Futtermittel. Gleichzeitig produzieren Insekten deutlich weniger Treibhausgase als Kühe oder Schweine. (Text: arte)
Épisode 94 - Klassenfahrt nach Auschwitz – Deutsche Jugendliche und der Holocaust
26 janvier 2018
Die 19-jährige Deutsch-Iranerin Nahid und der 16-jährige Philipp nehmen freiwillig an einer Fahrt nach Auschwitz teil, gemeinsam mit 17 anderen Jugendlichen aus ihrer Düsseldorfer Schule. Philipps Großeltern sind nach dem Zweiten Weltkrieg geboren, über den Nationalsozialismus wurde in seiner Familie nur wenig gesprochen. Und Nahid will endlich „dieses Auschwitz“ sehen, über das sie im Geschichtsunterricht immer sprechen. Die gebürtige Iranerin, die vor fünf Jahren aus ihrer Heimat geflohen ist, hat kaum einen Bezug zum Holocaust. In ihrem alten Heimatland gehörten Antisemitismus und Israelhass zum ideologischen Programm. Für sie wie für Philipp ist es der erste Besuch eines Konzentrationslagers. Obwohl immer mehr Menschen aus der ganzen Welt die Gedenkstätte in Auschwitz besuchen, kommen aus Deutschland verhältnismäßig wenige Besucher. Gleichzeitig erleben Deutschland und Europa einen wachsenden Rechtspopulismus und einen zunehmenden arabisch-muslimischen Antisemitismus. Die Forderung nach verpflichtenden Besuchen von KZ-Gedenkstätten wird deshalb immer lauter. Aber kann eine Auschwitz-Reise tatsächlich etwas bewirken? (Text: arte)
Épisode 95 - Impfgegner auf dem Vormarsch – Keine Nadel in mein Kind!
29 janvier 2018
Impfen? Um nichts in der Welt! Denn Impfstoffe seien nicht sicher. Das sagen immerhin 41 Prozent aller Franzosen. Damit sind sie das impfkritischste Volk in Europa. Lucie Michel aus der Nähe von Nantes gehört zu den zahlreichen Impfgegnern in Frankreich. Sie glaubt, ihr sechsjähriger Sohn Malone habe durch Impfungen Epilepsie und Autismus entwickelt. Nun kämpft sie mit Hilfe eines Anwalts dafür, dass französische Gerichte den Impfschaden offiziell anerkennen. Und sie geht auf die Straße, denn seit dem 1. Januar müssen französische Eltern ihre Neugeborenen nicht nur gegen Tetanus, Diphtherie und Polio immunisieren lassen, sondern auch gegen Masern, Röteln, Mumps, Keuchhusten, Hepatitis B, Pneumokokken, Meningokokken sowie Haemophilus influenzae B. Wer dies unterlässt, kann sein Kind künftig in keiner französischen Bildungs- oder Betreuungseinrichtung mehr unterbringen. Aber was Impfkritiker dabei aus den Augen verlieren: Impfen schützt vor gefährlichen Infektionskrankheiten. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass bis zu drei Millionen Todesfälle durch Impfungen vermieden werden. Und wer impft, schützt nicht nur sich oder sein eigenes Kind, sondern auch die anderen. Nur glauben die Impfkritiker das nicht. Warum? „Re:“ über Mütter, die an Impfschäden glauben, tödliche Infektionskrankheiten und die Frage, ob Impfen eine rein individuelle Entscheidung sein sollte. (Text: arte)
Épisode 96 - Alpen in Gefahr: Der Klimawandel in den Schweizer Bergen
31 janvier 2018
Steigende Temperaturen, schmelzende Gletscher: Die heile Bergwelt in den Schweizer Alpen existiert schon länger nicht mehr und zieht dennoch erlebnishungrige Touristen an. Voraussetzung dafür: möglichst viele Events und ganz viel Schnee. Am letzteren mangelt es dieses Jahr ausnahmsweise mal nicht. Um das ultimative Berg-Erlebnis zu ermöglichen, rückt die Tourismus-Industrie den Alpen weiter zu Leibe. Bernhard Tschannen, Chef des Erlebnis-Skigebietes Glacier 3000 am Nobelort Gstaad, will mit neuen Ski-Pisten immer höher hinaus. Die neueste, der sogenannte Red Run, beginnt auf 3.000 Metern und wurde erst kürzlich aus dem Berg herausgebombt. Sie soll neue Kundschaft aus Asien anlocken, die möglichst viel möglichst schnell erleben will. Bislang geht diese Geschäftsstrategie auf aber ob das langfristig die Bergwelt für die Touristen, aber auch die Einheimischen, erhalten wird, ist fraglich. Klar ist: Durch den Klimawandel wird bis zum Ende des Jahrhunderts ein Großteil der Schweizer Gletscher verschwunden sein. Das Tauwetter in den Alpen bringt Menschen aber bereits heute in Not: Ein gewaltiger Bergrutsch hat im Sommer 2017 Teile des Dorfes Bondo in Graubünden verwüstet, acht Menschen starben. Über Jahrhunderte blieben die Gesteinsböden am Berg gefroren. Jetzt taut der Berg allmählich auf und bricht deshalb quasi auseinander. Annemieke und Reto Müller-Buob haben ihr Haus verloren; ihr Tal und ihre Heimat aufgeben, wollen sie dennoch nicht. Während die Müller-Buobs ihr Haus räumen müssen, steigt auf dem Gletscher bei Gstaad die Eröffnungs-Party für die neue Skipiste. (Text: arte)
Épisode 97 - Zu jung zum Sterben! Junge Erwachsene kämpfen gegen Krebs
2 février 2018
Viele junge Patienten suchen die Öffentlichkeit. Manche schreiben einen eigenen Blog wie Erik, dem die Ärzte nicht mehr helfen können und der dennoch anderen Betroffenen Mut machen möchte.Marlene steckte mitten im Abitur, als die Krankheit ausbrach. Sie war gerade ein Jahr mit ihrem Freund Daniel zusammen, da musste sie sich schnell vor der Chemotherapie Eizellen entnehmen lassen und einfrieren um die Familienplanung nicht zu gefährden. Marlene postet Bilder von sich und ihren Freunden auf Instagram und erzählt einer großen Zahl von Followern, wie das Leben trotz Krebs weitergeht. (Text: arte)
Épisode 98 - Bitte eine Niere: Organspende via Facebook
5 février 2018
Lammert Homma leidet seit 2014 an chronischem Nierenversagen. Der Körper des Holländers vergiftet sich langsam selbst. Die Folgen: Kraftlosigkeit, schnelle Erschöpfung – auch nach leichten Tätigkeiten. Täglich muss er sein Blut über die Dialyse reinigen lassen – zehn Stunden jede Nacht. Aber auch das reicht irgendwann nicht mehr aus. Um zu überleben, ist der 40-jährige auf eine neue Niere angewiesen. Lammert Homma steht zwar auf der Liste für eine Nierenspende bei der europaweit tätigen Stiftung Eurotransplant. Doch die Wartezeit dauert in den Niederlanden im Schnitt drei Jahre. Der Vater einer siebenjährigen Tochter befürchtet, dass ihm so viel Zeit nicht mehr bleibt. Lammert hat sich deshalb entschieden, die Suche nach einem geeigneten Spender selbst in die Hand zu nehmen: über Facebook. Und tatsächlich bekommt der Holländer Spenden-Angebote. Wie Lammert suchen in Holland Dutzende Nierenpatienten einen Spender via Facebook. Erardo Kea war 2013 der erste, der in Holland diesen Weg beschritt – mit Erfolg. Um Nachahmern zu helfen, hat Erardo einen Verein gegründet. „Stiching Doneren en Transplanteren“ übernimmt ehrenamtlich den Kontakt zu potenziellen Facebook-Spendern, klärt sie auf und begleitet sie durch die Tests. Auch Carmilla Corporaal ist den unkonventionellen Weg gegangen. Ihr Facebook-Aufruf wurde innerhalb von drei Tagen 55.000 Mal geteilt. Unter den Freiwilligen gab es schließlich einen Treffer: die 62-jährige Annet Rintjema. Die Organspende via Facebook ist in Holland möglich, weil dort Menschen auch außerhalb der eigenen Familie eine Niere uneigennützig spenden dürfen. Ein Modell auch für andere Länder? (Text: arte)
Épisode 99 - Nur die Ruhe! Die Neuentdeckung der Langsamkeit
6 février 2018
Einige Großunternehmen bieten ihren Mitarbeitern Programme zur Entschleunigung, zum Beispiel Meditationskurse während der Arbeit. Schüler in England haben das Pflichtfach Achtsamkeit, Yogakurse boomen. Doch bringen die Entschleunigungsprogramme wirklich etwas? Positive Gefühle kann man trainieren, meinen Neurowissenschaftler. Mitgefühltraining mithilfe von Meditation verstärkt die Aktivität von Gehirnregionen, die mit positiven Emotionen und Belohnung verknüpft sind. Das hilft beim Umgang mit Stress und erhöht die Motivation zu sozialem Verhalten. Was dem Einzelnen gut tut, nützt auch der Gemeinschaft. Denn das „Ausgebranntsein“ verursacht wirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe. Bis zu 13 Millionen Arbeitnehmer in Deutschland sind nach Schätzungen von Gesundheitsexperten und Krankenkassen schon heute von Burnout betroffen. „Re:“ begleitet einen Manager bei Thyssen Krupp, der das Thema „Achtsamkeit“ für sich und seine Mitarbeiter entdeckt hat, besucht Menschen, die mit einer Eselswanderung Ruhe suchen und stellt eine Musikerin vor, die aus dem Musikbusiness ausgestiegen ist. Außerdem werden Trainingsprogramme für Jugendliche gezeigt, die schon früh lernen sollen, mit Stress besser umzugehen. (Text: arte)
Épisode 100 - Kampf dem Kinderspeck: Wie Schüler in Finnland spielend schlank werden
8 février 2018
Im finnischen Seinäjoki müssen die Schüler in allen Fächern sportliche Aufgaben erfüllen. Dazu kommen gesunde Mahlzeiten – vom Gesundheitsamt bezahlt und bestimmt. Heute sind die Kinder messbar schlanker und fitter als vor sechs Jahren, als noch rund um Seinäjoki Finnlands dickste Kinder lebten. In Deutschland entscheiden meist die Eltern, ob die Kinder am Schulessen teilnehmen oder nicht. Viele überlassen die Essenswahl sogar ganz ihren Kindern. Projekte wie im finnischen Seinäjoki sind Vorbilder – und es gibt auch in Deutschland Initiativen, die dem Kinderspeck den Kampf angesagt haben. (Text: arte)
Épisode 101 - Umzug ins Mikrohaus – Antworten auf Europas Wohnungskrise
13 février 2018
Weniger Raum bedeutet auch: weniger Ressourcenverbrauch. Für immer mehr Menschen ist es wichtig, dass sie einen möglichst kleinen Fußabdruck auf der Erde hinterlassen. Alice und Jonas entsorgen ihr Wasser selbst und achten genau darauf, wie viel sie verbrauchen. Wer auf kleinem Raum wohnt, braucht auch deutlich weniger Strom und Heizung. „Es geht uns auch darum, zu überlegen, wie viel Platz brauchen wir wirklich? Wie viel Überflüssiges besitzen wir?“, sagt das Paar aus Freiburg. 2030 werden zwei Drittel der Erdbewohner Städter sein, schätzen Experten. Die Grundstückspreise steigen, Trinkwasser und saubere Luft werden knapp. Es droht eine Ghetto-Bildung, weil nur noch diejenigen in der Stadt wohnen können, die es sich leisten können. In Zürich zeigt das soziale Wohnprojekt ‚Kalkbreite‘, dass man bezahlbare Wohnungen mitten in die Stadt bauen kann – mit weniger Luxus und weniger Wohnfläche. Der Däne Kim Loudrup geht noch weiter: Weil es in den Innenstädten eng wird, weicht er einfach aufs Wasser aus. „Urban Rigger“ heißt sein Projekt im Hafen von Kopenhagen: Schwimmende Apartments, die man überall andocken kann. Gebaut aus alten Schiffscontainern. Die Uni Kopenhagen hat sie als Wohnheim gemietet – die ersten Studenten sollen dieses Jahr einziehen. Das Ziel: Wohnraum für alle zu schaffen. „Wenn die Studenten, oder Taxifahrer oder Krankenschwestern – alle, die das öffentliche Leben am Laufen halten, sich keine Unterkunft im Zentrum leisten können, dann bricht das ganze System auseinander“, sagt Kim Loudrup. (Text: arte)
Épisode 102 - Weniger ist mehr – Vom Glück, anders zu wirtschaften
15 février 2018
Ekaterina Polyakova, genannt Mimi, ist Youtuberin. Die Videos, die sie unter dem Namen „Minimal Mimi“ postet, werden bis zu 70.000 Mal geklickt. Die 28-Jährige zeigt der Internet-Community ihre minimalistisch eingerichtete Wohnung, präsentiert stylische und langlebige Outfits, gibt Tipps zu plastikfreiem Einkauf und veröffentlicht Anleitungen zur Herstellung von umweltfreundlichen Körperpflegeprodukten. Dieser selbst gewählte Minimalismus ist für Mimi kein Verzicht, sondern eine bessere Art zu leben.Was Mimi im „Kleinen“ versucht, kann auch in Gemeinden und ganzen Städten funktionieren: Im französischen Dorf Ungersheim initiiert der engagierte Bürgermeister zahlreiche Veränderungen. Ungersheim ist eine „Stadt im Wandel“, Teil des internationalen Netzwerks der „Transition Town“. Öffentliche Gebäude werden weitestgehend mit regenerativer Energie versorgt, die Gemeinde baut Bio-Gemüse an und fördert ehrenamtliches Engagement der Bürger. Denn auch der soziale Austausch gehört zu einem bewussten, glücklichen Leben dazu. Im englischen Totnes demonstriert Rob Hopkins, Gründer der „Transition Town“-Bewegung, wie auch ein Unternehmen nachhaltig und sozial geführt werden kann. 2013 gründete er mit anderen die New Lion Brauerei heute ist sie profitabel und ein Vorbild für viele Unternehmen, die anders wirtschaften wollen. (Text: arte)
Épisode 103 - Schweine in Gefahr – Wie Europa mit der Seuche umgeht
20 février 2018
Małgorzata Bruczyńska ist Veterinärinspektorin in Piaseczno, einer Kleinstadt südlich von Warschau. Die 47 Jahre alte Polin hat seit drei Monaten viel zu tun. Im November 2017 ist in ihrer Gegend die afrikanische Schweinepest, kurz ASP, ausgebrochen. Nun kämpft sie gemeinsam mit dem polnischen Militär und den Behörden gegen die Ausbreitung der Seuche. Unter anderem muss sie sich darum kümmern, dass die Kadaver ordnungsgemäß entsorgt werden. Doch das Engagement kommt vier Jahre zu spät, findet der polnische Schweinebauer Adam Zboina, er hat Angst, dass sein Tierbestand gekeult werden muss, denn die Seuche verbreitet sich rasend schnell und ist hoch ansteckend. Anders in Deutschland, hier herrscht schon seit Wochen Alarmbereitschaft, dabei ist die Seuche noch 300 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Der Deutsche Bauernverband fordert vorsorglich einen Abschuss von 70 Prozent der Wildschweine. Für Angela Dinter vom Fachverband für Nutztiere ein „Schuss ins Blaue“ – sie will sich ein eigenes Bild davon machen, wie groß die Gefahr in Deutschland wirklich ist. Was ist Panikmache und welche Maßnahmen sind wirklich sinnvoll, um zu verhindern, dass die Seuche auch nach Deutschland kommt? „Re:“ begleitet Angela Dinter zur letzten Treibjagd in Schwerin und auf ihrer Reise an die polnische Grenze. Sie fährt zu einem Freilandbauern und zu einem Großmäster, um zu schauen, welche präventiven Maßnahmen bereits umgesetzt wurden. (Text: arte)
Épisode 104 - Europas Sozis in der Krise – Zwischen Macht und Ohnmacht
23 février 2018
Épisode 105 - Junge? Mädchen? Egal! Schweden ringt um Gleichberechtigung
26 février 2018
Jungs spielen Fußball, Mädchen mit Puppen: Solche Geschlechter-Stereotype will Schweden bekämpfen – und zwar bereits im Kindergarten. Die Stockholmer Vorschule Egalia setzt auf eine geschlechtsneutrale Erziehung. „Kleine Jungs“ und „kleine Mädchen“ sind passé – hier gibt es nur noch „kleine Leute“. Jungs sollen weinen dürfen und Mädchen sich auch mal raufen. Pädagogen feiern das Konzept, Kritiker sprechen von Genderwahn im Kindergarten. (Text: arte)
Épisode 106 - Köche unter Dampf – Sterneboykott in der Spitzengastronomie
28 février 2018
Sternekoch Matthias Diether hatte nach sechs Jahren im Gourmet-Restaurant „First Floor“ im Palace Hotel Berlin und dem vergeblichen Kampf um einen zweiten Michelin Stern genug vom Korsett der Sterne-Prämierung und suchte Hals über Kopf das Weite. Diether wollte seinem Leben und seiner Arbeit einen „neuen Sinn“ geben und ging nach Estland. Dort leitet er seit zwei Jahren das „Alexander Chef’s Table“ in Tallinn und hat wieder Spaß am Kochen. Das Konzept ist „Casual Fine Dining“, weniger steif, weniger abgehoben. Die Küchen-Brigade serviert selbst, unterhält die Gäste und kocht einfach, als wenn 20 Freunde eingeladen wären. Der große Erfolg gibt Diether Recht. Inzwischen plant er ein eigenes Restaurant in Tallinn. Auch Ostdeutschlands erste Sterneköchin, die Erfurterin Maria Groß, hatte genug von den Arbeitsbedingungen und der Hierarchie in der Spitzengastronomie. Auf der Suche nach einem Kompromiss zwischen Sternewelt, regionaler heimischer Identität und eigener Philosophie übernahm Groß das Restaurant „Bachstelze“ in Erfurt. Sie kocht in der Küche alleine und entscheidet selbst, was auf den Teller kommt. Groß setzt nicht auf überspitzte Gourmetküche, sondern auf Street Food. Nachhaltigkeit und Regionalität der Lebensmittel sind die Bausteine ihrer Philosophie. Die junge Generation der Spitzenköche interpretiert ihren Job neu, ohne sich automatisch dem Sternediktat von Michelin zu unterwerfen, bei gleichzeitiger Suche nach alternativen Wegen, eine perfekte Work-Life Balance zu finden. Häufig mit Erfolg. (Text: arte)
Épisode 107 - Rundfunkgebühr abschaffen? – Die Schweiz vor der Entscheidung
2 mars 2018
Seit Wochen streiten die Eidgenossen über die Zukunft der öffentlichen Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG). Verantwortlich dafür ist die Volksinitiative „No Billag“. Ihr Ziel: Die SRG soll sich über den Markt finanzieren, statt wie bisher über die Gebührengelder, die das Inkasso-Büro Billag eintreibt. Für die Kritiker von „No Billag“ ist die Abschaffung der Gebühren ein Schreckensszenario. Sie befürchten das Ende der politisch unabhängigen Berichterstattung in der Schweiz. „Re:“ begleitet Befürworter und Gegner eines gebührenfinanzierten Rundfunks während der heißen Phase des Abstimmungskampfes. (Text: arte)
Épisode 108 - Grenzrebellen: Flüchtlingsretter in den französischen Alpen
5 mars 2018
Die Flüchtlinge finden immer wieder einen Weg. Egal, wie viele Flüchtlingsrouten geschlossen werden, egal, wie groß die Abschottung ist, die Europas Regierungen verfügt haben. Denn in ihrer Verzweiflung versuchen Menschen aus afrikanischen Ländern auch im Winter, die Alpenpässe zwischen Italien und Frankreich zu überwinden. Beispiel Névache im Departement Hautes-Alpes. In dem 250-Seelen-Bergdorf haben die Menschen beschlossen zu helfen, auch wenn die Gesetze es verbieten. Der 52jährige Philippe Zanetti sagt: „Ich bin nicht verantwortlich für das, was die Regierungen entscheiden. Aber ich kann versuchen, aus dem, was hier passiert, das Beste zu machen.“ Man habe eine Verantwortung, den Menschen zu helfen. Angefangen hat es, als zwei junge Flüchtlinge aus Mali versuchten, den fast 1.800 Meter hohen Bergpass Col de l’Échelle zu überqueren, mitten im Winter. Einem der beiden mussten die Füße amputiert werden, dem anderen die Hände. Seitdem machen sich die Menschen aus den Bergdörfern an der Grenze zu Italien pausenlos auf die Suche. „Wir haben das Gefühl, egal was wir machen, es wird nie enden“, sagt Philippe Zanetti. „Sie kommen täglich. Sie sind da. Was sollen wir tun?“ (Text: arte)
Épisode 109 - Mach mich nicht an! – London im Zeichen von #MeToo
6 mars 2018
Auf der Straße, in der U-Bahn, in Pubs – Übergriffe und sexuelle Gewalt gehören in Metropolen wie London zum Alltag. 85% der britischen Frauen im Alter von 18 bis 24 Jahren geben an, schon einmal in der Öffentlichkeit belästigt worden zu sein. Die 22-jährige Fotojournalistin Eliza Hatch gibt mit ihrem Foto-Projekt „Cheer up Luv“ diesen Frauen die Möglichkeit, ihre Geschichte öffentlich zu machen und sich nicht länger als Opfer zu fühlen. Dafür fotografiert sie die Frauen genau an den Orten, wo sie belästigt und bedrängt wurden.Einer, der es zu seinem Beruf gemacht hat, Frauen auf der Straße „aufzureißen“, ist Johnny Cassell. Der sogenannte Pick-Up-Artist veranstaltet fast jedes Wochenende Kurse für Männer, die wissen wollen, wie man Frauen erobert. Seine Eroberungs-Manöver sieht Johnny aber ganz harmlos als Teil eines selbstbewussten Auftretens – und das ist für Johnny keine Belästigung oder Sexismus. Mit der MeToo-Debatte hat er kein Problem.Angrabschen, zum Sex auffordern, verbale Anzüglichkeiten – das sind klare Formen sexueller Belästigungen. Dabei finden die meisten Übergriffe in alltäglichen Situationen statt, im Privaten, auf der Arbeit – oder beim Ausgehen. Die Initiative „Good Night Out“ richtet sich deshalb besonders an Pubs und Clubs im Londoner Nachtleben. Ehrenamtliche Mitarbeiter wie Jennifer Calleja beraten Pub-Manager und ihr Personal, wie sie die Gäste vor sexuellen Übergriffen schützen können. Zum Beispiel: Eine Frau, die belästigt wurde, nicht allein lassen, sondern sie wieder mit ihren Freunden zusammenbringen.“Re:“ über die bedrückende „Normalität“ von sexuellen Übergriffen im Alltag und was man dagegen tun kann. (Text: arte)
Épisode 110 - Die Last der Schulden: Wenn das Geld nicht reicht
7 mars 2018
Knapp sieben Millionen Bundesbürger sind überschuldet, das heißt, dass ihre Einnahmen ihre Ausgaben dauerhaft nicht decken. Hauptauslöser ist Arbeitslosigkeit, aber auch falsches Konsumverhalten, eine Scheidung oder Krankheit können der Grund für finanzielle Not sein. „Re:“ zeigt, wie Schuldner und Gläubiger, Inkassounternehmer und Gerichtsvollzieher mit Zahlungsschwierigkeiten umgehen. (Text: arte)
Épisode 111 - Leben im Laster: Der harte Alltag osteuropäischer LKW-Fahrer
9 mars 2018
Wochen und Monate auf der Straße – die kleine Fahrerkabine das einzige Zuhause. Keine eigene Dusche oder Toilette, der Autobahnrastplatz wird am Wochenende zum Wohnheim für Hunderte von Ihnen: LKW – Fahrer aus Osteuropa. Sie fahren für Niedriglöhne wochenlang durch ganz Westeuropa, denn sie brauchen dringend Geld und ihre Rechte kennen sie nicht. Die EU versucht schon lange, der ungebremsten Ausbeutung Herr zu werden, aber die Gesetze greifen nicht. „Re:“ begleitet den rumänischen Fahrer Kristinel auf seiner Tour durch Belgien, Frankreich und die Niederlande. Wie lebt er in seinem LKW? (Text: arte)
Épisode 112 - Generation Putin – Russlands Jugend vor der Wahl
13 mars 2018
Der heute 19-jährige Putin-Fan Andrej Nazirov war noch nicht einmal zwei Jahre alt, als Wladimir Putin zum ersten Mal Präsident wurde. Heute studiert Andrej Journalismus, will später Militär-Korrespondent werden. Er sei ein Patriot, sagt er. Deshalb engagiert er sich nebenher bei der kremltreuen Organisation SET. Er schreibt Artikel, bedient Twitter, macht Werbung für „seinen Präsidenten“. „Russland hat international einen schlechten Ruf“, findet Andrej. Gerade deshalb sei es wichtig, sich für die russischen, traditionellen Werte einzusetzen. Weit mehr als 1.000 Mitglieder hat die Organisation SET bislang russlandweit. Sie fördert junge Künstler und Kreative aus allen Bereichen – vorausgesetzt, sie haben die richtige Gesinnung: Sie müssen Putin treu sein. „Wladimir Putin ist für uns eine Vaterfigur“, sagt SET-Sprecher Makar Wichljanzew. „Wir wollen den Patriotismus stärken.“ Die große Mehrheit der Jugendlichen steht zwar hinter Wladimir Putin. Doch längst nicht alle sind darüber glücklich: Denn vor allem diejenigen, die nicht auf Kreml-Linie sind, bekommen Putins autoritären Regierungsstil zu spüren. Gegen Oppositionelle werden Gerichtsverfahren eingeleitet, sie werden attackiert, müssen um ihr Leben fürchten. Palina Nemirowskaya kämpft für mehr Demokratie in ihrem Land. Kein leichter Job, vor allem vor der Präsidentschaftswahl. Ihr politisches Engagement hat auch Auswirkungen auf ihr Privatleben. „Ja, ich bringe mich in Gefahr, aber was ist die Alternative?“, sagt die 22-Jährige. „Re:“ begleitet Putin-Fans und Gegner in der heißen Phase vor der Wahl. (Text: arte)
Épisode 113 - Eine Klinik in Jerusalem: Ärzte überwinden politische Schranken
15 mars 2018
Zehn Kilometer westlich von Jerusalem liegt die größte Klinik des Nahen Ostens: das Hadassah-Hospital. Vor über hundert Jahren wurde es von amerikanischen Hebammen gegründet. Ihr Credo: Bedürftigen helfen, unabhängig von Herkunft oder Religion. Das gilt hier bis heute und wird jeden Tag gelebt – so etwa vom israelisch-palästinensischen Ärzteteam auf der Kinder-Herz-Station. Die Kindersterblichkeit in Palästina ist fast fünfmal höher als in Europa. Die meisten der Kinder, die noch im Säuglingsalter sterben, haben einen angeborenen Herzfehler. Rund 300 lebensrettende Operationen führen die Kinderherzchirurgen jedes Jahr durch, 50 davon an Kindern aus den besetzten Gebieten, deren Eltern die Operation nicht bezahlen könnten – wäre da nicht die Organisation „Ein Herz für den Frieden“. Muriel Haim, französische Ärztin und Gründerin der Initiative, hat vor 13 Jahren beschlossen, etwas dagegen zu unternehmen, dass herzkranke palästinensische Kinder sterben müssen „nur weil sie auf der falschen Seite des Grenzzauns geboren sind“. Der Verein unterstützt auch die Ausbildung palästinensischer Ärzte. Einer von ihnen ist Ibrahim Abu Zahira. Neben seiner Arbeit im Hadassah betreibt er eine Praxis in Hebron, wo er als eines von acht Kindern aufwuchs. Während er vielen seiner Patienten helfen kann – nicht zuletzt mit dem Zugang zur Erste-Klasse-Medizin des Hadassah – gibt es in anderen Teilen der besetzten Gebiete noch immer Kinder, die sterben müssen, weil sie nicht oder nicht rechtzeitig im Hadassah ankommen. Nirit Sommerfeld, Jüdin und Künstlerin, streitet für deren Rechte und für die Aufhebung der Besetzung. (Text: arte)
Épisode 114 - Kleiderschrank der Zukunft: Schluss mit den Wegwerfklamotten!
16 mars 2018
Schon bei der Produktion eines Kleidungsstücks fällt zusätzlich fast die Hälfte der Stoffmenge als Müll an. „Warum diesen Rohstoffschatz nicht nutzen?“, fragte die Textildesignerin Reet aus in Estland und entwickelt nun aus solchen Stoffresten Recycling-Mode im großen Maßstab. Michael Spitzbarth ist Outdoor-Fan und Modeschöpfer. Jahrelang versuchte er große Firmen dazu zu bewegen, ihre Sport- und Trekkingbekleidung nachhaltiger zu produzieren – ohne Erfolg. Da gründete er sein eigenes Label „Bleed“ und macht den Großen der Branche nun vor, wie es geht. Bald will er sogar eine komplett regional hergestellte Bio-Jeans auf den Markt bringen. „Re:“ schaut ihm am Produktionsort in Helmbrechts bei Oberfranken über die Schulter. Von Hamburg aus wollen Thekla Wilkenig und Pola Fendel den Kleidungs-Einzelhandel revolutionieren: „Wir wollten raus aus dem Konsumwahn, aber trotzdem weiterhin immer cool gekleidet sein“, sagen beide. Gemeinsam gründen sie die „Kleiderei“. „Warum nicht Kleidung genauso leihen wie Bücher? So können wir unzählige Fehlkäufe verhindern und trotzdem immer wieder neue Mode ausprobieren.“ Nun versorgen sie hunderte Frauen monatlich mit einem Klamotten-Überraschungspaket ganz nach deren Style-Vorstellungen. Das Konzept ist so erfolgreich, dass es nun erste Großunternehmen nachahmen wollen. (Text: arte)
Épisode 115 - Die Gier der Konzerne – Eva Joly gegen die Steuerflucht der Multis
20 mars 2018
Die Reportage dokumentiert den Arbeitsalltag der französischen Europa-Abgeordneten Eva Joly und bietet Einblicke hinter die Kulissen der EU-Institutionen. Die gebürtige Norwegerin gehört der Grünen-Fraktion des Europäischen Parlaments an und hat sich vor allem den Kampf gegen die europaweit grassierende Steuerflucht und Steuerhinterziehung auf die Fahnen geschrieben. Als Vizepräsidentin der Enquete-Kommission über die „Panama Papers“ zieht Eva Joly die EU-Kommission zur Verantwortung und verlangt eine Gesetzesänderung, die Steuerdumping in jenen EU-Mitgliedstaaten verbieten soll, in denen dies zurzeit noch möglich ist. Die Entscheidung fällt im April 2018. Drei Monate lang begleiteten die Filmemacherinnen Eva Joly und ihre Mitstreiter: NGOs, Whistleblower und gleichgesinnte Politiker. Was dabei entstand, ist das Porträt einer überzeugten Europäerin. (Text: arte)
Épisode 116 - Zuhause alt werden – Helfer statt Heim
22 mars 2018
In den Niederlanden beginnt die Hilfe für Rentner wie Jan, 93, mit dem sogenannten Küchentischgespräch. Dabei fragt ein Sozialarbeiter nach den individuellen Bedürfnissen: Was geht noch alleine, was nicht? Dann organisiert er ein Netzwerk aus Helfern. Jans Tochter kümmert sich um Wäsche und Garten, die Nachbarin fährt den alten Mann gelegentlich zum Arzt, eine Ehrenamtliche bringt ihm das Mittagessen vorbei, der ambulante Pflegedienst kommt regelmäßig. So kann der 93-Jährige trotz dreier Herzinfarkte noch immer in der eigenen Wohnung leben – ohne ein Vermögen für die Hilfe ausgeben zu müssen. (Text: arte)
Épisode 117 - Fahren ohne Fahrschein – Ist kostenloser Nahverkehr die Zukunft?
27 mars 2018
Im brandenburgischen Templin leben die deutschen Pioniere des kostenlosen Nahverkehrs. Sie haben erfolgreich versucht, die Luftqualität des Kurorts zu wahren. In Tallinn können die Einwohner seit 2013 alle Busse und Bahnen kostenlos nutzen. Die Autokolonnen sind dadurch aus den Straßen der Innenstadt verschwunden. „Gratuit“ steht mit großen Lettern an den öffentlichen Verkehrsmitteln der französischen Hafenstadt Dünkirchen. Hier läuft gerade ein Probebetrieb für den Nulltarif an den Wochenenden. Die Maßnahme zeigt bereits erste positive Auswirkungen auf die Entwicklung der strukturschwachen Innenstadt. (Text: arte)
Épisode 118 - Schokolade ohne Reue – Ist fairer Genuss möglich?
29 mars 2018
Sie ist süß und zergeht auf der Zunge. Mehrere Kilo isst jeder Europäer im Jahr. Doch der Schokohunger hat einen bitteren Nachgeschmack. Der Kakao kommt meist aus Westafrika, und kaum jemand weiß, welches Elend unser Schokoladenkonsum dort verursacht: Armut, Kinderarbeit, Umweltzerstörung. Aber es geht auch fair: Schoko-Pioniere wie Hendrik Reimers von „fairafric“ produzieren Schokolade nach dem Bean-to-Bar-Prinzip. Von der Kakaobohne bis zur verpackten Tafel wird alles im Herkunftsland, in Ghana, hergestellt. So bleibt die Wertschöpfung im Land, und es entstehen qualifizierte Arbeitsplätze. (Text: arte)
Épisode 119 - Die Wende des R. Ménard: Von der linken Ikone zum Rechtspopulisten
3 avril 2018
Seit Robert Ménard mit großem Vorsprung vor seinen Konkurrenten ins Rathaus des südfranzösischen Béziers einzog, regiert er die Stadt auf seine Art. Gewählt wurde er unter anderem dank der Unterstützung des rechtsextremen Front National, und er schockiert die Öffentlichkeit seitdem regelmäßig mit provokanten Aktionen und polemischen Äußerungen. Seinen Wählern versprach er eine kleine Revolution – und er ließ Taten folgen: Er renovierte das Stadtzentrum, gestaltete ganze Viertel neu, verhinderte die Eröffnung von Community Cafés per Gesetz, ließ allen Widerständen zum Trotz eine Weihnachtskrippe aufstellen und verdoppelte das städtische Polizeiaufgebot. Nach Béziers kam Robert Ménard im Alter von neun Jahren, als seine Eltern aus Algerien zurück nach Frankreich zogen. Das war 1962. Mit der Stadt – der viertärmsten in Frankreich – fühlt er sich verbunden; aber er möchte sie auch verändern. Schuld an dem Elend sind für ihn mal die allgemeine Lotterwirtschaft, mal der Verlust der christlichen Werte, die Einwandererwelle oder die verschleierten Frauen… Seine Aussagen rufen immer wieder wütende Gegner und Menschenrechtler auf den Plan. Man wirft ihm Rassismus vor – doch so einfach ist es nicht mit Robert Ménard… Die Filmemacher haben zehn Tage in Béziers verbracht, um zu verstehen, wie Robert Ménard die Welt sieht. Der einstige Gründer von „Reporter ohne Grenzen“ hatte ihnen versprochen, frei arbeiten und mit seinen Unterstützern und Gegnern sprechen zu dürfen. Und er hat Wort gehalten. (Text: arte)
Épisode 120 - Die perfekte Welle: Big Wave Surfing in Portugal
5 avril 2018
Der kleine portugiesische Küstenort Nazaré ist das Mekka der Big-Wave-Surfer. Hier rollen die größten Wellen der Welt an Land. Die spektakuläre Brandung macht den Ort zum Anziehungspunkt für Extremsurfer und Zuschauer. Sebastian Steudtner ist einer der besten Big-Wave-Surfer der Welt und der einzige deutsche Profi, der diese Sportart ausübt. Er hat seinen Wohnsitz von Nürnberg nach Portugal verlegt, um dort keinen Tag zu verpassen, an dem er die „perfekte Welle“ surfen kann. Bereits zweimal hat Steudtner den „XXL Big Wave Award“ gewonnen, den Preis für die höchste gesurfte Welle des Jahres. Für Surfer eine Art Oscar.Doch wie entstehen sie eigentlich, die größten Wellen der Welt? Grund ist ein Unterwassercanyon mit bis zu 5.000 Metern Tiefe und 200 Kilometern Länge, der genau vor den Klippen Nazarés endet. Zugleich ein einzigartiges Naturphänomen. Der Bürgermeister des Ortes, Walter Chicharro, ist froh, eine Möglichkeit gefunden zu haben, nun auch in den tristen Wintermonaten Touristen in den Ort zu locken. Denn mit den Ausnahmesportlern kommen viele Schaulustige, die den tosenden Atlantik aus sicherer Distanz bestaunen.Auch wenn Sebastian Steudtner das Big-Wave-Surfen für weniger gefährlich als Fahrradfahren hält – es kommt immer wieder zu schweren Unfällen. Die Brasilianerin Maya Gabeira bezahlte 2013 den Ritt ihres Lebens fast mit dem Tod. Um den Sport sicherer zu machen, hat Sebastian Steudtner ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem entwickelt und absolviert ein hartes Trainingsprogramm. (Text: arte)
Épisode 121 - Geld, Gier und Gewissen – Die Korruptionsjäger der Ukraine
9 avril 2018
Die Ukraine gilt als eines der korruptesten Länder Europas. Vor knapp drei Jahren wurde auf Druck der Europäischen Union die Antikorruptionsbehörde NABU gegründet. Als Direktor wurde der 38-jährige Jurist Artjom Sytnik berufen. Er und seine 153 Ermittler, die mit Hilfe des amerikanischen FBI und der EU geschult worden sind, scheuen nicht davor zurück, auch gegen die Mächtigen des Landes zu ermitteln: Der Sohn des ukrainischen Innenministers wurde wegen des Verdachts auf Bestechung verhaftet und den Leiter der staatlichen Steuerbehörde ließ Sytnik festnehmen, weil er den Staat um fast 80 Millionen Dollar gebracht haben soll. NGOs, Aktivisten und Journalisten helfen mit ihren Recherchen der Behörde dabei, solche Fälle zu enthüllen. Doch dieser kompromisslose Kampf gegen die Vetternwirtschaft stößt inzwischen auf Gegenwehr innerhalb der Ukraine. Die Generalstaatsanwaltschaft geht nun gegen die Detektive von NABU vor und ermittelt gegen Sytnik selbst. Im ukrainischen Parlament stand außerdem kürzlich ein Gesetzesentwurf auf der Tagesordnung, der es erlaubt hätte, Sytnik per Mehrheitsentscheid zu entlassen. Nur nachdem der IWF und die EU Druck gemacht hatten, wurde der Entwurf zurückgezogen. (Text: arte)
Épisode 122 - Der große Frauenstreik – Junge Spanierinnen machen Politik
11 avril 2018
„Unser Land ist immer noch sehr machistisch, es gibt viel Gewalt gegen Frauen, die Hausarbeit machen sie ganz allein, sie verdienen weniger Geld und werden bei Kürzungen als erstes entlassen. Wir wollen diese alten Rollenmuster nicht mehr bedienen“, sagt Carlota. Dazu gehört auch der Kampf gegen eine Verschärfung des Abtreibungsrechts, für die Selbstbestimmung über den eigenen Körper. Es ist nicht leicht für die jungen Frauen, sich im konservativen, katholischen Spanien Gehör zu verschaffen und einen modernen Lebensstil durchzusetzen. „Vor allem weil man die Krise genutzt hat, um die Freiheiten und Rechte der Frauen zu beschneiden“, sagt der Soziologe Ernesto Garcia. Doch gerade jetzt sei der Feminismus die lebendigste und zukunftsträchtigste Bewegung in Spanien. Der Film begleitet Sara und Carlota bei ihrem feministischen Engagement und der Organisation des Streiks bis hin zum 8. März. Werden sie durchhalten, können sie es tatsächlich schaffen, Frauen aller Generationen für den Streik zu gewinnen – auch wenn diese damit vielleicht ihren kostbaren Arbeitsplatz aufs Spiel setzen? Gelingt es ihnen, ein nachhaltiges Signal an die konservative Politik zu senden, dass die jungen Frauen ein selbstbestimmtes, modernes Leben wollen? Welche Visionen haben die Spanierinnen der Generation „Jugend ohne Zukunft“? (Text: arte)
Épisode 123 - Stadt, Land, Flut – Neue Methoden bei Hochwasser
13 avril 2018
Die Flut kommt: In den nächsten 25 Jahren sind in Deutschland siebenmal mehr Menschen von Überflutungen bedroht als heute, belegt eine Studie des Potsdamer Instituts für Klimawandel. Das hat auch mit falschen Strategien zu tun: Jahrelang setzten Städte und Kommunen nur auf höhere, stabilere Dämme, mit dramatischen Folgen, weil sich Wasser immer seinen Weg bahnt. Doch inzwischen setzt vielerorts ein Umdenken ein: „Das Wasser einladen“, lautet die neue Marschrichtung. Vorreiter sind die Niederlande. In Dordrecht wird das Wasser im Falle einer Flut nicht länger mit immer massiveren Dämmen abgehalten. Die Stadt macht dem Wasser Platz: Spielplätze, Sportanlagen, ganze Siedlungen sind so angelegt, dass sie bei steigendem Pegel jede Menge Wasser aufnehmen können, ohne dass die Häuser „nasse Füße“ bekommen. Die Domstadt Köln hat ebenfalls aus früheren Hochwassern gelernt. Entlang des Rheins gibt es Schwemmwiesen, die Wasser aufnehmen, spezielle Pumpwerke und mobile Hochwasserwände. Und auch im Elbauetal bei Lenzen in Brandenburg geht man neue Wege in der Hochwasser-Bekämpfung: Dort wurde der alte Deich durchgestochen und dem Fluss so 600 Hektar Land zurückgegeben. Die Folge: Die Natur blüht regelrecht auf und seltene Tier-Arten haben sich hier angesiedelt. Die französische Stadt Nevers hat schon vor Jahren begriffen, dass ein Fluss nicht eingezwängt werden darf. Am Zusammenfluss von Loire und Allier gibt es deshalb eigens eingerichtete Brachflächen, Auenwälder und Sumpfgebiete. Maßnahmen, die den Fluss auch bei Hochwasser berechenbarer und weniger gefährlich machen. (Text: arte)
Épisode 124 - Kulturkampf in Lettland – Angst vor der russischen Minderheit
16 avril 2018
Die russischen „Nichtbürger“ Lettlands dürfen weder wählen, noch dürfen sie staatliche Ämter ausüben. Und doch machen sie mit 223000 Menschen einen großen Teil der lettischen Bevölkerung aus. Viele der ethnischen Russen leben in einer Parallelwelt, in der nur russisch gesprochen wird und praktisch nur russische Medien konsumiert werden. Bis zur Ukraine-Krise hat das niemanden sonderlich interessiert. Doch seit der Annexion der Krim wächst das Misstrauen der Letten gegenüber der russischen Minderheit. Die Stimmung zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen ist zunehmend aufgeheizt. Eine neue Schulreform verschärft den Konflikt. Sie sieht vor, dass der Schulunterricht zukünftig nur noch auf Lettisch gehalten werden soll. Gegen dieses Gesetz läuft die russische Minderheit Sturm. Kann ein friedliches Zusammenleben in Lettland funktionieren? (Text: arte)
Épisode 125 - Klappt die Inklusion? Eine Schule für alle Kinder
17 avril 2018
Alle Kinder mit oder ohne sonderpädagogischen Förderbedarf haben seit 2009 in Deutschland das Recht, eine „normale“ Schule zu besuchen. Auch in Frankreich sind die Schulen verpflichtet, Kinder mit Handicap zu unterrichten. Doch die Herausforderungen bleiben immens. Immer wieder sieht sich die Gesellschaft mit der Frage konfrontiert, wie Inklusion erfolgreich gelingen kann. Häufig fühlen sich die Lehrer mit der Bewältigung der enormen Aufgaben alleine gelassen. Es fehlt vor allem an Geld und gut ausgebildeten Sonderpädagogen. Der Sonderpädagoge Gerd Borgmann arbeitet in der Kölner Gesamtschule Holweide. Von 1.900 Schülern haben dort 200 Förderbedarf. Für ihn ist die Frage nach guter Inklusion vor allem eine Haltungsfrage. Auf die Sorgen vieler Eltern, dass Inklusion für Unruhe sorgt und damit das Gesamtniveau der Klassen senkt, reagiert er mit Unverständnis. Babette Radke aus Hamburg ist Mutter der 13-jährigen Menja. Der Besuch der Sonderschule kam für die Eltern von Menja, die Trisomie 21 hat, nie in Betracht. Sie sind überzeugt, dass ihre Tochter auf der nah gelegenen Regelschule besser aufgehoben ist. Dennoch haben sie Kritik: Sie finden, dass sich die Regelschulen zu wenig auf die Bedürfnisse der Inklusionskinder einlassen. In der Grundschule Claude Debussy im französischen Rouen ist man von der Inklusion überzeugt. Auch hier muss man um Gelder vom Staat kämpfen, aber der Grundgedanke der Inklusion, Vielfalt als Chance zu sehen, wird aktiv von der engagierten Lehrerschaft gelebt: Sie ist es, die die gemeinsame Beschulung hier zum Erfolg geführt hat. (Text: arte)
Épisode 126 - Fairer Job – Chancengleich am Arbeitsplatz
19 avril 2018
Jobsharing, gleiche Bezahlung für Mann und Frau oder gemischte Teams im Betrieb – „Re:“ zeigt unterschiedliche Konzepte, wie die Gleichstellung am Arbeitsplatz gelingen kann. Für viele Frauen in Deutschland bedeutet „Familie“ immer noch Karriereknick und Teilzeitfalle. Die Folge: weniger Einkommen, weniger Rente. Zudem haben mehr Frauen Jobs in Bereichen, die grundsätzlich schlechter bezahlt sind. Daher verdienen Frauen immer noch durchschnittlich weniger als Männer.Nicht so bei Pieron, einem deutschen Unternehmen aus der Metallbranche. Hier werden explizit Mädchen an den Beruf als Industriemechanikerin herangeführt. „Das ist doch nur eine Sache im Kopf: Das ist was für Frauen und das nicht“, meint Molina Lewak, eine der zahlreichen weiblichen Auszubildenden.Wenn es um Gleichstellung geht, schreitet Island als leuchtendes Vorbild voran. Hier wird schon früh etwas dafür getan, dass sich die Stereotype nicht in den Köpfen manifestiert. In der Schule gibt es das Pflichtfach „Gender-Studies“. Das führt langfristig zu einem anderen Verständnis von Gleichberechtigung in der Gesellschaft. „Isländischen Frauen wird viel zugetraut“, erzählt Erla Björg Gudrunardottir. Ausgerechnet in der immer noch von Männern dominierten Fischindustrie führt sie ein Unternehmen, in dem nur Frauen arbeiten. Eine Reportage über faire Bezahlung und Behandlung von Frauen und Männern in der Arbeitswelt. (Text: arte)
Épisode 127 - Fischen unter Polizeischutz – Wem gehört der Golf von Piran?
23 avril 2018
2017 fällte das EU-Schiedsgericht eine Entscheidung: Auf dem Meer bekam Slowenien weitgehend Recht und Anspruch auf die Bucht und damit einen Zugang zum offenen Meer. Bei der Ziehung der Landesgrenze dagegen kam Kroatien besser weg. Beide Seiten weigern sich aber den Schiedsspruch zu akzeptieren. Slowenien hindert seit Anfang des Jahres kroatische Fischer daran, slowenisches Hoheitsgewässer zu durchfahren. Gleichzeitig bietet Ljubljana einigen Dutzend Bürgern an, auf Staatskosten umzuziehen, weil ihre Häuser und Äcker nach dem Schiedsspruch Kroatien zugesprochen wurden. Die kroatische Regierung hingegen beansprucht weiter die Hälfte der Bucht für sich. Nach einem ersten Zwischenfall Ende Dezember fahren die kroatischen Fischer momentan unter Blaulicht und mit eigenem Polizeischutz in die von Slowenien beanspruchte Seezone, wo sie wiederum von slowenischen Polizeikräften empfangen werden. Eine längerfristige Lösung des Konfliktes ist nicht in Sicht. Die slowenische Regierung hat bereits angekündigt, den kroatischen Beitritt zum Schengenraum und zur Eurozone zu blockieren. „Re:“ besucht Menschen auf beiden Seiten der Grenze. Gibt es einen Ausweg aus dem ewigen Kampf um die Bucht von Piran? (Text: arte)
Épisode 128 - Reparieren wird belohnt – Weiternutzen statt wegwerfen
25 avril 2018
Detlef Vangerow aus Reutlingen ist sauer. In einem Wertstoff-Container findet er statt Schrott häufig Elektrogeräte, die funktionieren oder nur leicht beschädigt sind: Staubsauger, Küchenmixer, Radios. „Wie weit ist es gekommen, dass wir so etwas wegwerfen?“, fragt er. Deshalb hat er ein Unternehmen gegründet, das „Reparateure“ ausbildet und mithilft, den alten Geräten zu mehr Lebenszeit zu verhelfen – oder sie sogar „besser als neu“ zu machen. Röhrenradios aus grauer Vorzeit mit Musik-WLAN, Waschmaschinen mit Handysteuerung – alles ist denkbar. Von einer „Reparatur-Revolution“ würde auch die Wirtschaft profitieren. Laut einer Studie von 2016, die von der Unternehmensberatung Mc Kinsey miterstellt wurde, könnte die Wirtschaft bis 2030 jährlich um 0,3 Prozent schneller wachsen, wenn Rohstoffe möglichst lange genutzt werden.
Épisode 129 - Die Bitcoin-Millionäre – Mit vollem Einsatz ins Risiko
27 avril 2018
Der Holländer Didi Taihuttu (39) hat für Bitcoins und andere digitale Währungen sein Leben und das seiner Familie auf den Kopf gestellt. Noch vor einem halben Jahr besaß der Unternehmer ein Haus und drei Autos. 2017 verkaufte er alles und investierte sein Vermögen in digitale Währungen. Die kalte Jahreszeit verbringt die Familie nun in Thailand. Zwar hat sich Didis Vermögen allein im letzten halben Jahr um das Fünffache vermehrt und rein rechnerisch ist er nun Millionär. Aber die Bitcoin-Familie will langfristig Gewinn machen und pflegt deshalb einen minimalistischen Lebensstil. Brechen die Kurse ein, könnten Didi und seine Familie von heute auf morgen bankrott sein.Auch Robert Küfner und Till Wendler glauben an eine Revolution des Finanzwesens durch digitale Währungen. Und sie wollen ganz vorn mit dabei sein. In der Krypto-Hochburg Berlin haben die beiden Bitcoin-Millionäre das Start-up Advanced Blockchain AG gegründet. Die Pioniere beraten Unternehmen, wie sie die Technologie hinter den Bitcoins – die so genannte Blockchain – künftig nutzen können. Eine dezentrale Datenverarbeitung, die niemand manipulieren kann – mit dieser Idee sollen Finanzmarkt und Industrie umgekrempelt werden. Investoren und namhafte Firmen stehen bereits vor der Tür. Doch noch fehlt es den Jungunternehmern an Mitarbeitern mit dem richtigen Know-how. Auf der Suche nach Programmierern reist Till Wendler in die Ukraine. Die Jungunternehmer stehen extrem unter Druck. Wer im Markt der neuen Krypto-Technologie mitspielen will, muss schnell sein. (Text: arte)
Épisode 130 - Schwedens neues Sex-Gesetz: Der Staat an der Bettkante
30 avril 2018
Schweden hat ein großes Problem mit sexueller Gewalt und eines der schärfsten Sexualstrafrechte der EU. Am 1. Juli tritt in Schweden ein Gesetz in Kraft, das europaweit einmalig ist: Wer vor dem Sex nicht das Einverständnis seines Partners bekommt, kann hinterher der Vergewaltigung bezichtigt werden.Ganz Schweden diskutiert im Moment über diese Erweiterung des Sexualstrafgesetzes. Die Nation ist dabei gespalten. Zwar wurde das Gesetz von allen politischen Parteien unterstützt, doch in der schwedischen Gesellschaft gibt es sowohl Befürworter als auch Gegner.Wesentlich vorangetrieben wurde das Sex-Gesetz von der Initiative FATTA in Stockholm. Elin Sundin ist die Vorsitzende der gemeinnützigen Organisation. Um Missverständnissen vorzubeugen, erklärt sie, dass im neuen Gesetz nicht vorgesehen ist, dass Liebende einen Vertrag vor dem Sex unterschreiben müssen. Vielmehr sei es so, dass ein klares „Ja“ zum Sex mit einer eindeutigen Zustimmung oder einem unzweifelhaften Zeichen signalisiert würde – nur dann dürfe es zu intimen Handlungen kommen.Das Männerbild in Schweden sei sehr speziell, erklärt Samuel Björklund aus Umeå, im Norden Schwedens. Schon kleinen Jungs würde vermittelt, man solle, wann immer sich eine Gelegenheit für Sex bietet, diese ergreifen. Und so dreht sich schon ab dem Teenageralter alles um Sex. Samuel organisiert Männergesprächsrunden, „#guytalk“ genannt. Bei diesen Veranstaltungen hat er erlebt, wie selten Männer sich über die Themen Sex, Freundschaft oder Ängste austauschen und wie wichtig die Runden für die Teilnehmer sind. (Text: arte)
Épisode 131 - Der Traum vom Paradies – Aussteiger auf La Gomera
1 mai 2018
Die Höhlen-Hippies von La Gomera kommen aus ganz Europa. Was sie eint, ist der Wunsch nach einer einfachen Existenz – frei von den Zwängen der Moderne, im Einklang mit der Natur. Um sich diesen Traum zu erfüllen, haben sie ihr altes Leben zurückgelassen. So wie Mischa. Die Österreicherin arbeitete in Wien erfolgreich als Radiomoderatorin. Mit 24 bekam sie einen Burn-out und die Diagnose Gehirntumor. Nachdem sie ihre Krankheit besiegt hatte, krempelte sie ihr bisheriges Leben komplett um. Sie kündigte ihren Job, schwor sich, nur noch unter dem Sternenhimmel zu schlafen und zog hinaus in die Welt. Auf La Gomera fand sie ihr persönliches Paradies.Die Regierung von Gomera hat die Aussteiger jahrzehntelang in Ruhe gelassen. Doch mittlerweile geht sie immer rigoroser gegen die illegalen Behausungen vor. Hat die Hippie-Kommune in der Bucht der Aussteiger noch eine Zukunft? (Text: arte)
Épisode 132 - Bürger gegen Korruption – Die Slowakei nach dem Journalistenmord
3 mai 2018
Es sind die größten Demonstrationen in der Slowakei seit 1989. Für Igro Kupec von der Bürgerbewegung „Für eine anständige Slowakei“ sind die Proteste nur der Anfang. Der Sturz von Ministerpräsident Fico und Innenminister Kaliňák reicht vielen Slowaken nicht. Sie fordern Aufklärung im Journalistenmord und ein Ende der Korruption im Land. Martin Turček, Kollege des getöteten Journalisten, ist entschlossen, die Arbeit von Ján Kuciak fortzusetzen. Doch die Korruption ist überall – auch auf dem Land erlebt die junge Betka Bojková, wie dadurch nicht die Opfer, sondern die Täter geschützt werden. (Text: arte)
Épisode 133 - Gutes Essen, gute Arbeit – Kreative Köche revolutionieren die Kantine
4 mai 2018
Kalorienreiches Essen, aufgewärmt und vom Caterer lieblos in der Auslage angerichtet? Betriebskantinen machen nicht immer Appetit. Viele Arbeitnehmer kapitulieren vor dem Mittagsangebot am Arbeitsplatz und weichen aus auf Lieferservice, Restaurants oder das Lunchpaket von zuhause. Doch bei Zeitdruck und mangelnden Alternativen ist das Betriebsessen oftmals ein Muss. Geht das auch besser? Ein Mittagessen für jeden Geschmack fördert Leistung und Motivation der Mitarbeiter. Das weiß auch ein Dübelhersteller im Schwarzwald und wirbt zur Mittagszeit mit Sterne-Koch Harald Wohlfahrt um die Gunst der Belegschaft. In Frankreich sorgt Jean-Pierre Bourhis mit viel Kreativität für neue Trends in der Gastroszene und macht das Mittagessen zum smarten Gemeinschaftserlebnis der „neuen Arbeitswelt“. In Dänemark zeigt Kantinen-Revolutionär Mikkel Karstad, wie Bio-Erbsen und Möhren aus ökologischem Anbau zu den neuen Stars der Kantinenküche aufsteigen. (Text: arte)
Épisode 134 - Omas gegen Rechts – Österreichs Rentner rebellieren
7 mai 2018
Sie protestieren lautstark gegen die neue rechtsnationale Regierung unter Kanzler Sebastian Kurz, gegen Rechtsruck und Männerbünde in Österreich – und genießen mit ihrem Markenzeichen, den bunten Strickmützen, bereits Kultstatus. Die „Omas gegen Rechts“ gehen auf die Barrikaden und beweisen, dass sie seit den 68er Demos nichts verlernt haben. Ihre Botschaft: Österreich steht vor einem Rechtsruck, die neue Koalitionsregierung aus ÖVP und FPÖ bedroht wichtige Errungenschaften der 68er Revolution. Die „Omas gegen Rechts“, bei denen im Übrigen auch Opas mitmachen dürfen, wollen als politisch relevante Gruppe angesehen werden, indem sie sich zusammentun und öffentlich sichtbar werden – um so das gängige Klischee von alten Menschen und besonders alten Frauen zu brechen. Schon jetzt sind sie damit so erfolgreich, dass die rechtsextremen Identitären sie als Zielscheibe erkoren haben und schon mal gegen die Omas tweeten: „Wenn man länger lebt, als man nützlich ist, und dabei vor lauter Feminismus das Stricken verlernt hat.“ Für die Omas ist so ein Gegenwind nur Ermunterung – auch in anderen Bundesländern Österreichs wollen sich nun „Omas gegen Rechts“ zusammenschließen. „Re:“ begleitet die rebellischen Omas bei ihrem Kampf für Gleichberechtigung und Weltoffenheit. (Text: arte)
Épisode 135 - Leben im Ausnahmezustand – Israelis, Palästinenser und der Gaza-Streifen
8 mai 2018
„Re:“ begibt sich auf beide Seiten des Grenzzaunes und fragt, wie die ganz normalen Menschen diesseits und jenseits der Grenze leben. In Gaza begleitet die Reportage einen Organisator der Proteste und eine palästinensische Reporterin. Im direkt am Grenzzaun gelegenen Kibbuz Nahal Oz auf israelischer Seite ist die Reportage zu Gast bei der Familie Cherry. Wie lebt es sich, wenn der nächste Gewaltausbruch immer schon am Horizont lauert? Was denken die israelischen und palästinensischen Zivilisten voneinander, und ist dies wirklich ein unlösbarer Konflikt? Das sind die zentralen Fragen, denen „Re:“ bei unseren Nachbarn im Nahen Osten nachgeht. (Text: arte)
Épisode 136 - Schläge und Schweigen – Polnische Frauen begehren auf!
10 mai 2018
„Schmutz wird zu Hause gewaschen und geht niemanden etwas an!“ Gewalt gegen Frauen – in Polen ist das immer noch ein gesellschaftliches Tabu. Noch immer gilt hier das traditionelle, christliche Familienmodell, in der die Familie wichtiger ist als die einzelne Frau. Viele Frauen in Polen schweigen, wenn sie von ihrem Ehemann misshandelt oder vergewaltigt werden.Das Notfalltelefon im Frauenzentrum Babis in Zielona Gora ist fast immer besetzt. Am Telefon sitzt Dr. Anita Kucharska-Dziedzic. Seit 18 Jahren leitet sie das Zentrum, an das Frauen sich wenden können, wenn sie, oft nach Jahren der Misshandlung, den Mut finden darüber zu sprechen. Es ist eines von wenigen in Polen. Seit 18 Jahren gibt Anita den Opfern häuslicher Gewalt damit eine Stimme. Als die nationalkonservative PiS-Partei 2015 die Regierung übernimmt, werden alle staatlichen Zuschüsse für das Frauenzentrum gestrichen. Das Frauenhaus ist auf Spenden angewiesen. Ohne genügend finanzielle Mittel kann Anita keine Frauen mehr ins Frauenhaus vermitteln, sie kann die Miete für das Zimmer nicht bezahlen.“Re:“ begleitet die charismatische Anita bei ihrem Kampf, akut misshandelten Frauen zu helfen, spricht mit den Opfern von häuslicher Gewalt und zeigt, wie schwierig es geworden ist, Frauen in Not zu helfen. (Text: arte)
Épisode 137 - Gut vernetzt im Alter: Smarte Technik für Senioren
11 mai 2018
Unsere Gesellschaft wird immer älter. Und mit dem Alter kommt häufig die Einsamkeit. Eine Lösung: digitale Technik. Im nordrhein-westfälischen Elsoff zeigen Forscher und Dorfbewohner gemeinsam, wie das geht: Hannelore Spieß hält ein Tablet auf die Bananen im Dorfladen und fragt Rosalinde Pfeil: „Sehen sie gut aus? Wie viele willst du?“ Die Seniorin sitzt in ihrem Wohnzimmer, den Weg in den Dorfladen würde sie nicht mehr zu Fuß schaffen. Via Livestream kann sie eine virtuelle Einkaufstour mitmachen. Das Forschungsprojekt „Cognitive Village“ der Uni Siegen erforscht, wie digitale Technik im Alter helfen kann: vernetzte Wohnungen, die Angehörigen die Betreuung erleichtern oder Fußböden, die Stürze registrieren. Viele Senioren möchten darüber hinaus auch noch am Arbeitsleben teilhaben. Meistens ginge es dabei nicht ums Geld – sondern um Spaß an der Arbeit und das Gefühl, gebraucht zu werden, sagt Altersforscherin Theresa Grüner aus München. Doch was, wenn der Körper nicht mehr mitmacht? Mehr als 30 Jahre arbeitet Maj-Britt Lundqvist bereits als Tierpflegerin im nördlichsten Tierpark Schwedens – ein Traumberuf. Wegen einer Arthrose hätte die 61-jährige vor zwei Jahren fast in Frührente gehen müssen. Doch digitale Technik half ihr: Ein intelligenter Handschuh, gesteuert per App, gibt ihr neue Kraft in Fingern und Händen. Heute ist der Handschuh Teil ihrer Arbeitskleidung. Maj-Britt hofft, sich noch lange um „ihre“ Tiere kümmern zu können. Der Film zeigt, wie digitale Technik älteren Menschen dabei helfen kann, dran zu bleiben: am gesellschaftlichen, privaten und beruflichen Leben. (Text: arte)
Épisode 138 - Fünf Sterne für Rom: Italiens Populisten greifen nach der Macht
15 mai 2018
Die Fünf-Sterne-Bewegung definiert sich als basisdemokratisch und post-ideologisch. Programmatisch spricht sie rechte und linke Wähler an: mit Umweltthemen, Kritik an der italienischen Flüchtlingspolitik und dem Versprechen, finanzielle Verbesserungen für die sozial Schwachen zu schaffen.“Re:“ hat die populistische „Anti-System-Partei“ im Wahlkampf begleitet. Ihre Stammwähler sitzen im Süden Italiens, dort, wo die Arbeitslosigkeit hoch und die Durchschnittseinkommen niedrig sind. Salvatore Micillo, der in seinem Wahlkreis nördlich von Neapel 58 Prozent der abgegebenen Stimmen geholt hat, sagt: „Populismus bedeutet, sich an das Volk zu wenden und das ist nichts Schlechtes. Es geht eher darum, dem Volk Antworten zu liefern. Das Versprechen eines Grundeinkommens in Höhe von 780 Euro ist als Angebot der Politik gedacht, für die Bürger zu sorgen. Aber nicht, um dann zu Hause zu bleiben. Es bedeutet, dass der Staat dich unter seine Fittiche nimmt, dich beschützt, dir Arbeit gibt und versucht, dich auszubilden.“Die Kandidaten geben sich volksnah. Sie fahren Mittelklassewagen und propagieren Bescheidenheit statt Protz. „Das höchste Ziel der Politik liegt nicht darin, außergewöhnliche Dinge zu bewirken, sondern zu verhindern, dass Scheiße gebaut wird“, verkündet Parteigründer Beppe Grillo. Aber ist das „MoVimento 5 Stelle“ wirklich reif für Regierungsverantwortung? (Text: arte)
Épisode 139 - Pfleger verzweifelt gesucht: Lösen Zugewanderte den Notstand?
16 mai 2018
Eines der größten deutschen Probleme dieser Tage: der Pflegenotstand. Laut Bundesgesundheitsministerium fehlen derzeit bis zu 30.000 Alten- und KrankenpflegerInnen. Um dem Problem irgendwie Herr zu werden, rekrutiert die Bundesagentur für Arbeit und die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit Pflegekräfte aus dem Ausland. Aus Bosnien, Serbien, den Philippinen – und seit neuestem auch aus Tunesien. „Triple Win“ nennt sich das Programm: Deutschland gewinnt Fachkräfte, die wiederum eine Perspektive in Deutschland bekommen. Und das Herkunftsland senkt seine Arbeitslosenzahlen, denn rekrutiert wird ausschließlich in Ländern, die einen Überschuss an Pflegekräften haben. Über „Triple Win“ ist auch der 29-jährige Aymen Aouadhi aus Tunis nach Deutschland gekommen. Seit Anfang März arbeitet er zunächst als Pflegehelfer in einem Wiesbadener Krankenhaus. 4.000 Euro hat die Klinik für die Vermittlung bezahlt, aber wird er in Deutschland bleiben wollen? Dass Deutschland möglichst schnell möglichst viele neue Pflegekräfte braucht, ist unstrittig, warum aber nicht bereits hier lebende Geflüchtete für die Pflege gewinnen? In einigen Bundesländern versuchen sich bereits Initiativen an dieser Aufgabe. So auch in Neubrandenburg, Mecklenburg-Vorpommern. Der 20-jährige Afghane Mohammad Zia Hayafi macht gerade eine Ausbildung zum Alten- und Krankenpflegehelfer. Ein dringend benötigter Job, gerade in der überalterten Provinz. Das Problem ist nur: Sein Asylantrag wurde abgelehnt, die Abschiebung droht. Ergibt das Sinn? (Text: arte)
Épisode 140 - Bürger machen Politik: Neue Perspektiven für die Banlieue?
17 mai 2018
„Die Zeit der alten Parteien ist vorbei, wir brauchen mehr Bürgerbeteiligung, mehr direkte Demokratie.“ Der 25-jährige David stammt aus der Pariser Vorstadt Créteil. Er kommt aus einfachen Verhältnissen, beide Eltern sind Migranten, sein Vater arbeitet als LKW-Fahrer. David hat sich aus eigenen Kräften hochgearbeitet, er hat es geschafft, an einer Vorstadtuni zu studieren, und er hat jetzt einen Job in einer Werbeagentur ergattert. Die Interessen der kleinen Leute sieht er in der Politik jedoch nicht vertreten, sagt er, die würden nur von den Absolventen der Eliteschulen und dem etablierten Parteiapparaten bestimmt. Von dem neuen Präsidenten Emmanuel Macron ist er enttäuscht, er verspreche viel, doch passiert sei bislang zu wenig. David hat deshalb mit seinen multikulturellen Freunden aus der Vorstadt den Verein Créteil 3.0 gegründet. Er will die Belange der Bürger, vor allem der jungen Leute, nach vorne bringen. Davids Leitspruch: „Wir wissen selbst, was wir wollen, wir können uns allein organisieren!“ Und sein großes Ziel: Gemeinsam mit seinen Freunden will er das Rathaus der Stadt erobern, das seit 40 Jahren von demselben sozialistischen Bürgermeister gehalten wird. Dazu experimentieren sie mit neuen Politikformen: direkter Demokratie, Transparenz und Zusammenhalt der Bürger. (Text: arte)
Épisode 141 - Englands Streit um Eichhörnchen: Verdrängen die Grauen die Roten?
18 mai 2018
Die roten Eichhörnchen Großbritanniens sind bedroht. Bald könnte es auf der britischen Insel keine mehr geben, fürchten viele. Richard Thomson, Wildhüter auf dem schottischen Gut Kinmount Estate, will da nicht tatenlos zusehen: „Es wäre geradezu eine Sünde“, sagt er, „die roten Eichhörnchen gehören einfach in die britische Landschaft. Und Schottland ist so ziemlich die letzte Zuflucht für sie.“ Bedroht werden die roten Hörnchen vor allem durch einen nahen Verwandten, eingeschleppt aus Nordamerika: das Grauhörnchen.Es ist größer, vermehrt sich stärker und hat die roten Hörnchen im Süden der britischen Insel bereits weitgehend verdrängt. Nun sind die Grauhörnchen ganz offiziell zum Abschuss freigegeben. Doch dagegen regt sich Widerstand: Tierschützer demonstrieren, haben über 100.000 Unterschriften gesammelt mit der Forderung, das massenhafte Töten der Grauhörnchen zu beenden.Die Londoner Tierschützerin Natalia Doran protestiert nicht nur, sie bietet praktische Überlebenshilfe für alleingelassene Grauhörnchen-Kinder. Sie zieht sie mit der Flasche auf, bis sie alt genug sind ausgewildert zu werden: „Wir sollten uns klarmachen, dass das fühlende Wesen sind“, sagt Natalia, „Die roten Eichhörnchen mit sanften Methoden zu schützen zu versuchen, ist ja in Ordnung. Aber wenn ihr Schutz durch das massenhafte Töten, durch andauernde Grausamkeit an Tieren einer anderen Art geschieht, dann wird das unmoralisch.“ Es ist ein Dilemma: Darf man massenhaft Tiere töten, um den Bestand einer anderen Art zu bewahren? (Text: arte)
Épisode 142 - Aufstand der Zimmermädchen – Ausbeutung in Spaniens Urlaubsparadiesen
22 mai 2018
30 Zimmer am Tag, keine Toilettenpausen, teils unter 700 Euro Monatsnetto: Die Arbeit vieler Zimmermädchen ist in Spanien kaum zu ertragen und hat mit den Traumwelten vieler Spanientouristen nichts zu tun. Die wenigsten von ihnen haben eine Ahnung, wie schlecht es den Servicekräften in ihren Hotels eigentlich geht. Myriam Barros kennt die Not der Zimmermädchen dagegen aus erster Hand. Die alleinerziehende Mutter arbeitet als Reinigungskraft in einem Hotel auf Lanzarote, einem vor allem bei deutschen und britischen Pauschaltouristen beliebten Urlaubsparadies. Zusammen mit anderen Zimmermädchen gründete sie 2016 über Facebook „Las Kellys“, die erste Interessenvertretung für Zimmermädchen in Spanien. Die Gruppe leitete das politische Erwachen der schlecht bezahlten Servicekräfte ein und hat in ganz Spanien für Aufmerksamkeit gesorgt. „Las Kellys“ haben mittlerweile Ableger in anderen spanischen Städten gegründet. Von Madrid bis Benidorm haben sie eine Mission: Sie wollen raus aus der Unsichtbarkeit und endlich fair behandelt und fair bezahlt werden. „Re:“ begleitet Myriam Barros und ihre Mitstreiterinnen bei ihrem Kampf für bessere Arbeitsbedingungen. (Text: arte)
Épisode 143 - Mein Geld tut Gutes – Nachhaltiges Sparen und Finanzieren
24 mai 2018
Banken und Fonds, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben haben, lassen jeden Cent in umweltverträgliche und soziale Projekte fließen. Doch was genau heißt eigentlich „nachhaltig“? Und kann man damit überhaupt Geld verdienen? Die niederländische Triodos-Bank beispielsweise investiert ausschließlich in Projekte, die sie selbst als nachhaltig bewertet. Mittlerweile werben nicht mehr nur kleinere Firmen und Projekte mit Nachhaltigkeit. Auch einige börsennotierte Aktiengesellschaften und international aufgestellte Fonds versuchen sich mit diesem Attribut zu identifizieren. Aber kann ein Aluminiumwerk nachhaltig sein? Nachhaltigkeitsberater Alfred Strigl besucht dazu die österreichische AMAG (Austria Metall AG), um genau das herauszufinden. Strigl sitzt im Ethikrat der Kepler Fond KAG. Dort wird nach strikten Vorgaben entschieden, wohin die vielen Fonds-Milliarden der Anleger fließen. „Re:“ zeigt, dass sich nachhaltiges Investieren lohnen kann: für die Umwelt, für den Verbraucher und für die Banken. Und wer sich traut Risiko-Kapital zu geben, zum Beispiel für ein Unternehmen, das aus Gras Papier herstellen möchte, kann auch sehr viel verdienen oder auch verlieren: genauso wie beim herkömmlichen Bankgeschäft eben auch. (Text: arte)
Épisode 144 - Mein Bauch gehört mir! – Ein Referendum spaltet Irland
25 mai 2018
Krysia Lynch betreut werdende Mütter in Dublin – und setzt sich gleichzeitig für das Recht auf Abtreibung ein. Denn auch schwangere Frauen, deren Wunschkinder nicht lebensfähig sind, dürfen in Irland derzeit nicht abtreiben, sondern müssen das Kind austragen, bis keine Herztöne mehr zu hören sind. Das könnte sich jetzt ändern: Am 25. Mai stimmen die Iren per Referendum darüber ab, ob die gesetzlich verankerte Gleichstellung von ungeborenem Leben und Mutter aufgehoben wird. „Re:“ zeigt Krysias Engagement für die Selbstbestimmung der Frau – und wie sich auch die Gegenseite auf Irlands Straßen mobilisiert. (Text: arte)
Épisode 145 - Helfen oder wegschauen? Mut zur Zivilcourage
26 mai 2018
Die Rettungssanitäterin Denise Deni aus Hannover hat es schon oft erlebt: Autofahrer, die zu bequem sind, um eine Rettungsgasse frei zu machen, Gaffer, die ihre Arbeit am Einsatzort behindern. Wehren kann sie sich nicht, denn sie muss schnell und hochkonzentriert arbeiten. Mit jeder Minute steht das Leben der Patienten auf dem Spiel. In Berlin störte ein Passant einen Rettungssanitäter bei der Reanimation eines Kleinkindes, weil ihm der Rettungswagen im Weg stand.Der Polizeihauptkommissar Jens Mollenhauer widmet sich seit vielen Jahren dem Thema Gewaltprävention und Zivilcourage. Er testet und trainiert Passanten mit provokanten Übungen mitten auf der Straße. Dabei klärt er sie darüber auf, wie man helfen kann, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Seine Kinder unterstützen ihn dabei, mit Begeisterung spielen sie die Opfer. Der Vater erklärt ihnen erst, was er vorhat, dann folgt die Aktion – ein vermeintlicher Gewaltakt, eine angebliche Entführung – und sobald Passanten reagieren, löst er die Situation auf und erklärt den Menschen, was sie noch hätten machen können. Oberstes Gebot: Helfen, ohne sich selbst zu gefährden! Das bringt er schon Kindern im Schulunterricht bei, darauf achtet er auch als Polizist. Mollenhauer ist für den polizeilichen Jugendschutz in Hamburg verantwortlich und versucht, jungen Menschen Respekt und deeskalierendes Verhalten beizubringen. Kann das funktionieren? (Text: arte)
Épisode 146 - Die rebellische Insel – Korsikas Kampf um Autonomie
29 mai 2018
„Unsere Vorfahren waren nicht die Gallier“, sagt ein Korse zu Beginn und bringt es auf den Punkt: Die Insel will mehr Eigenständigkeit.Seit Jahren liegt Korsika im Clinch mit Paris. 40 Jahre lang wurde gar ein bewaffneter Kampf geführt, bevor die Nationale Befreiungsfront FLNC vor drei Jahren die Waffen niederlegte. Doch der Streit um Katalonien und der Erfolg der sogenannten Nationalisten bei den letzten Regionalwahlen, als sie erstmals die absolute Mehrheit erzielten, haben die Debatte um Autonomie und Unabhängigkeit wiederbelebt und ihr neue Aktualität verliehen. In Bastia und Ajaccio wartet man auf Macrons politische Angebote.“Re:“ warf einen Blick ins Landesinnere der rauen Insel und erlebte den Alltag des Bürgermeisters und Winzers Jean-Baptiste Arena und damit den Wunsch nach mehr Autonomie in einer der ärmsten Regionen Frankreichs mit.Patrimonio heißt das 900-Seelen-Dorf, in dem die Arenas ihren Wein anbauen. Schon seit mehreren hundert Jahren. Und „Core in Fronte“ heißt die Partei, die Jean-Baptiste Arena vertritt. Sie wollen mehr Rechte, mehr Autonomie, mehr Anerkennung. Eine spätere Unabhängigkeit sei nicht ausgeschlossen. Das Korsische soll als Amtssprache anerkannt werden. So wie das Katalanische in Katalonien. Allerdings sind die Ängste, Korsika könnte ein zweites Katalonien werden, übertrieben. Zu ungleich sind die Verhältnisse, zu arm ist Frankreichs „Schöne“ im Mittelmeer. (Text: arte)
Épisode 147 - Kampf um eine saubere Lagune – Spanische Küstenbewohner gegen die Agrarindustrie
31 mai 2018
Die südspanische Region Murcia ist Europas größter Garten – von hier aus werden die Regale nordeuropäischer Supermärkte befüllt, besonders in den Wintermonaten. 70 Prozent des spanischen Obst- und Gemüseanbaus finden hier statt. Doch der zweitgrößte Wirtschaftssektor Spaniens ist ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Der Grund: Die Abwässer der Agrarindustrie verseuchen die Salzwasserlagune Mar Menor mit Dünger und Unkrautvernichtungsmitteln.Die Küstenbewohner wollen der weiteren Verschmutzung der Lagune aber nicht länger tatenlos zusehen. Sie haben sich zu einer Protestbewegung formiert, die nicht mehr zum Schweigen zu bringen ist. Einer von ihnen ist Angel Monedero. Sein Haus wurde bereits zweimal von den belasteten Abwässern überschwemmt. Seitdem kämpft er für die Verurteilung der Obstproduzenten und der verantwortlichen Politiker.Aber nicht nur die Anwohner sehen ihre Zukunft bedroht. Auch die Fischer setzen sich gegen die Verschmutzung zur Wehr.
Épisode 148 - Faire Arbeit, gerechter Lohn – Wie der Job uns glücklich machen kann
1 juin 2018
Viele sind mit ihrer Arbeit unzufrieden, haben innerlich gekündigt und machen Dienst nach Vorschrift. Das muss nicht sein: Motivierte Mitarbeiter und faire Löhne sind möglich. Ein Start-up in Berlin zeigt, wie es auch anders gehen kann: Die Mitarbeiter dort entscheiden selbst über die Höhe des Gehalts. Jeder weiß, wieviel der andere verdient. Wer Kinder hat, in Scheidung lebt oder einen Angehörigen pflegt, bekommt mehr Geld. Flexible Arbeitszeiten, Mitbestimmung und Transparenz bei der Bezahlung. Das wünschen sich viele Arbeitnehmer. Immer mehr Firmen stellen sich darauf ein. Denn mit zufriedenen Mitarbeitern ist es einfacher, am Markt erfolgreich zu sein. Das gilt für kleine Start-ups genauso wie für Mittelständler oder größere Konzerne. Und nicht immer muss Gewinnmaximierung im Mittelpunkt der Firmenphilosophie stehen. Die Mondragón Corporación Cooperativa ist mit rund 74.000 Mitarbeitern das siebtgrößte Unternehmen in Spanien.
Épisode 149 - Faszination Guinness – Die Jagd nach den Rekorden
4 juin 2018
50.000 Rekorde hat Guinness bereits gesammelt. Jährlich erscheinen 4.000 neue im Buch Guinness World Records. Der Bayer Franz Huber ist einer, der es schon geschafft hat. Eigentlich arbeitet er als Elektriker. Doch als Schwertschlucker hat er sich bereits mit fünf Weltrekorden im Guinness-Buch verewigt. Er hält beispielsweise den Weltrekord für die meisten gleichzeitig geschluckten Schwerter. Dafür hat er 28 Schwerter miteinander verbunden und alle zusammen in seinen Rachen geschoben. Doch Ende 2017 hatte Franz Huber bei einem Rekordversuch einen folgenschweren Unfall: Er schlitzte sich mit einem Schwert die Speiseröhre auf. Ist der Preis für die Rekord-Jagd zu hoch? Nadine Causey, die Vize-Präsidentin von Guinness in London, sieht die Verantwortung bei den Rekord-Anwärtern selbst. Immerhin: Tiere und Dritte dürfen nicht geschädigt werden, und Menschen unter 16 Jahren nur unter bestimmten Bedingungen teilnehmen. Mit der Aufzeichnung der Rekorde und den verkauften Büchern erwirtschaftet Guinness World Records jedes Jahr mehrere Millionen Euro, aber mit genauen Zahlen hält sich die Zentrale diskret zurück. Lena Kuhlmann ist die einzige deutsche Guinness-Schiedsrichterin. Wenn sie vor Ort einen Rekordversuch betreut, achtet sie penibel auf die genaue Einhaltung der Regeln. Zum Beispiel in Spanien, wo in einem Fußballstadion die größte menschliche Schleife mit mehr als 8.000 Teilnehmern geformt werden soll. Oder in Österreich, dort soll der weltgrößte Kaiserschmarrn gebacken werden. Nicht nur das, der Schmarrn muss am Ende auch schmecken – nur dann ist der Rekord geschafft. (Text: arte)
Épisode 150 - Frankreichs Armenhaus – Die Insel Mayotte im Indischen Ozean
5 juin 2018
Die Insel Mayotte – zwischen Mosambik und Madagaskar gelegen – ist einer der südlichsten Orte Europas. Als die sie umgebenden Inseln der Komoren ihre Unabhängigkeit erklärten, beschlossen die Bewohner von Mayotte per Referendum, Franzosen zu bleiben. Mittlerweile bereuen sie das, denn Paris hat sich jahrelang nicht für die Insel interessiert, die heute die ärmste Region Europas ist. Dennoch ist die Insel ein Magnet für illegale Migranten aus den Komoren. Die Geburtsklinik von Mayotte gehört zu den größten Europas. Täglich kommen hier um die 30 Kinder zur Welt. Zum Beispiel Hadjarati Soumaila: Sie kam mit einem Fischerboot von einer Nachbarinsel und lebt illegal in einem Slum nahe der Hauptstadt Mamoudzou. Drei ihrer sechs Kinder sind auf Mayotte geboren. Die Hebamme Hairati Houdjati ist Einheimische. Sie findet, Frankreich solle mehr für die Insel machen. „Paris hat uns einfach ignoriert, vernachlässigt“. „Re:“ über ein weit entferntes Stück Europa. (Text: arte)
Épisode 151 - Schöne neue Pflegewelt? – Digitalisierung im Altenheim
6 juin 2018
Épisode 152 - Null Müll – Schluss mit dem Abfallwahnsinn
8 juin 2018
Rund sechs Millionen Italiener leben in sogenannten Zero-Waste-Gemeinden. In Capannori ist die Mülltrennung strikt und die Abfallgebühr richtet sich nach der Menge, die jeder Haushalt produziert. Je weniger, desto billiger. Um das exakt messen zu können, verteilt die Kommune kostenlos Mülltüten an die Familien – mit integrierten Mikrochips. So kann ein Scanner im Müllwagen bei der Abholung genau festhalten, wer wieviel wegwirft. „Wir kommen mit drei oder vier Restmüllsäcken im Jahr aus“, sagt Simone Tomei stolz. Die Erfolge der Stadt sind bemerkenswert: Die Abfallmenge pro Person wurde innerhalb weniger Jahre um rund 40 Prozent reduziert und die Recycling-Quote auf knapp 80 Prozent gesteigert. Doch Capannori ist noch ehrgeiziger: Bis 2020 soll gar kein Restmüll mehr anfallen. Zero Waste. Nach diesem Motto lebt die Kielerin Marie Delaperrière schon seit vielen Jahren.
Épisode 153 - Gemeinsam einsam – Großbritanniens Kampf gegen das Alleinsein
11 juin 2018
Neun Millionen Menschen in Großbritannien fühlen sich häufig bis ständig einsam. Einsamkeit gilt als ein Phänomen des Lebens älterer Menschen. Doch sie trifft auch Studenten, Alleinerziehende oder Zugezogene. Das Problem ist inzwischen so groß, dass sich nun ein Ministerium damit befasst. Aber welche wirksamen Lösungsansätze gibt es gegen die „Epidemie im Verborgenen“? (Text: arte)
Épisode 154 - Grausames Ritual: Beschnittene Mädchen suchen Hilfe in Deutschland
12 juin 2018
Épisode 155 - Traummann im Westen? – Rumäniens Frauen suchen das Weite
13 juin 2018
Liuba Radion hat eigentlich fast alles: Sie betreibt als Heilpraktikerin eine gut laufende Praxis, lebt mit ihrer Tochter in einer Eigentumswohnung. Doch sie will raus aus Rumänien. Sie sucht einen Mann fürs Leben. Und der soll unbedingt ein Deutscher sein. Wenn sie den richtigen Mann findet, würde sie für ihn auswandern. Mit einem Rumänen sei eine respektvolle Beziehung auf Augenhöhe nicht möglich. Rumänische Männer suchten in einer Frau entweder die billige Haushälterin oder ein aufreizendes, dummes Sex-Püppchen. Liuba hat sich bei der Partnerschaftsvermittlung von Antoinette Hambitzer angemeldet. Sie hat sich darauf spezialisiert, rumänische Frauen an deutsche Männer zu vermitteln. Den Frauen verspricht sie einen Neuanfang im Westen mit einem Mann, der sie respektiert. Den deutschen Männern verspricht sie eine hübsche Partnerin, die eigenständig, aber nicht allzu emanzipiert ist. In Bukarest empfängt Antoinette ihre Kunden aus Deutschland und stellt ihnen Frauen vor. Auch für Liuba hat sie einen Kandidaten. Rumänien ist mit seinen knapp 20 Millionen Einwohnern eines der ärmsten Länder der EU. Und auch bei der Gleichberechtigung gehört das Land zu Europas Schlusslichtern. Erfolgreiche Frauen und damit Vorbilder gibt es in Politik, Wirtschaft oder Wissenschaft. Trotz guter Qualifikation haben Frauen noch immer einen gesellschaftlich niedrigen Stellenwert. Sie erleben häusliche und sexuelle Gewalt, die kaum geahndet wird. In einem Land, das Frauen auf ihren Körper und ihr Aussehen reduziert, wundert es nicht, dass viele junge Mädchen davon träumen, Model, Moderatorin oder Promi zu werden. Die 18-jährige Mihaela Gheorghiu probiert es über einen Model-Kurs. Statt für ihr anstehendes Abitur zu lernen, schminkt sie sich lieber und postet Selfies im Internet. Sie möchte raus aus ihrem einfachen Leben im Provinznest und träumt von Glamour und Großstadt. (Text: arte)
Épisode 156 - Leben vom Überfluss – Warum alle die Tafel brauchen
14 juin 2018
Mancher Magen knurrt beim Anstehen. Immer mehr Menschen nutzen die Lebensmittel-Hilfe. Aber wie viele können die Tafeln noch versorgen? In Frankreich sind Supermärkte gesetzlich verpflichtet, ablaufende Waren zu spenden, damit weniger Lebensmittel weggeworfen werden. Startups sind entstanden, die kommerziell Unverkäufliches abholen und an Wohltätigkeitsorganisationen verteilen. In Deutschland dagegen ruht alles auf den Schultern der Ehrenamtlichen. Da wird es schon mal knapp bei der Offenbacher Tafel, doch Christine Sparr versucht allen zu helfen. Zwei Systeme – von denen viele profitieren. (Text: arte)
Épisode 157 - Kampf um die Kurve: Rechte Fußballfans in Italien
18 juin 2018
Die italienischen Fußballfans haben einen schlechten Ruf. Gewalt, Rassismus und faschistische Symbole sind in den Stadien alltäglich. Vereine und Polizei schlagen seit einiger Zeit mit Stadionverboten zurück. Die „Ultras“, die bedingungslosen Fußballfans, fühlen sich ungerecht behandelt. Sie seien die Sündenböcke der italienischen Politik, die von ihrem Versagen ablenken wolle. „Re:“ begleitet Beppe Franzo, einen der zentralen Köpfe der Ultra-Bewegung von Juventus Turin, in den Tagen vor dem letzten Heimspiel der Saison. Er trifft sich mit den Vertretern der wichtigsten Ultra-Gruppierungen für die Vorbereitungen des Saisonfinales. Dabei wird auch über das Versagen der Politik und die eigenen – oft genug rechtsextremen – Einstellungen gesprochen. Aber linke Ultras halten dagegen: Domenico Mungo, Anarchist und Lehrer, will Turin und die Ultrabewegung nicht kampflos den Rechten überlassen. (Text: arte)
Épisode 158 - Auf den Hund gekommen – Die Tierretter vom Goldstrand
20 juin 2018
„Re:“ begleitet die 31-jährige Jeni Karabishlieva von Frankfurt aus an den Goldstrand in Bulgarien. Mithilfe von Spenden deutscher Tierliebhaber päppeln sie und ihre Mitstreiter von „Animal Hope Bulgaria-Varna“ Straßenhunde auf, suchen neue Herrchen in Deutschland – oft gegen den Widerstand der Bevölkerung. Doch nun hat Bulgarien neue Regeln eingeführt, zusätzlich zu geltenden EU-Bestimmungen. Was bedeutet das für die Hunderetter? Der Blogger Ivailo Vassilev recherchiert für seinen Tierschutz-Blog. Die Hintergründe: Was verspricht sich Bulgarien von der Neuerung? (Text: arte)
Épisode 159 - Tötung aus Verzweiflung? Gattenmörderinnen in Rumänien
21 juin 2018
Hunderte Frauen sitzen in Rumänien im Gefängnis ein – wegen Gattenmordes. Auf jahrelange Gewalt zu Hause folgt jahrelange Haft. „Es tut mir leid, was mit meinem Mann passiert ist“, erklärt Raluca, „aber mir tut auch leid, wie sehr ich all die Jahre gefoltert worden bin“. Die Geschichten der Frauen ähneln sich: Oft leben sie in ärmlichen Verhältnissen auf dem Lande und haben früh geheiratet. Oft gehen dem Mord viele Jahre des Missbrauchs voran – auch gegen die gemeinsamen Kinder. Und fast immer trinken die Männer viel zu viel. Doch in der von Armut und Perspektivlosigkeit geprägten rumänischen Provinz hat der Mann das Sagen, und Gewalt gegen Frauen ist weit verbreitet. Es sei kein Tag ohne Prügel vergangen, erzählt auch Cristina. Sie hat ihren Mann mit einem Hammer getötet. Wenn ihr Mann getrunken hatte, machte er auch vor den Kindern nicht Halt. Als er tot war, war Cristina „erleichtert“. Die Gefängnisstrafe hat sie verbüßt, nun versucht sie einen Neuanfang. Ihre Kinder sind im Heim, das Jüngste in einer Pflegefamilie. Dass ihr Verhältnis zu ihnen trotz jahrelanger Trennung gut und eng ist, grenzt an ein Wunder. Dennoch: Bis sie wieder mit ihnen zusammenleben kann, muss sie noch viele Hürden nehmen. Die Trennung von den Kindern – auch für Raluca ist das die größte Strafe. Und ihre Kinder haben ihr die Tat nicht verziehen, schon jetzt ist das Verhältnis gebrochen. „Re:“ begleitet zwei Frauen, die sich nach eigenen Angaben nicht anders zu helfen wussten, als gewaltsam gegen ihre Ehemänner vorzugehen. (Text: arte)
Épisode 160 - Arbeiten mit Handicap – Behinderung als Jobchance
22 juin 2018
Die Berlinerin Steffi Gedenk ist von Geburt an fast blind. Dafür sind all ihre anderen Sinne extrem gut ausgeprägt, besonders ihr Tastsinn. Dem verdankt sie sogar ihren Beruf. Die 38-Jährige arbeitet als medizinisch-taktile Untersucherin in der Brustkrebsfrüherkennung und kann so helfen, Leben zu retten. Mittlerweile bildet sie andere blinde Frauen in dieser speziellen Untersuchungstechnik aus. Auch die Firma Auticon stellt Mitarbeiter wegen ihrer besonderen Fähigkeiten ein. Bei dem IT-Beratungsunternehmen arbeiten Asperger-Autisten. Sie erkennen Details und Muster, wo andere nur Wirrwarr sehen, etwa in Programmiercodes. Ist in den langen Datenkolonnen nur ein Zeichen falsch gesetzt, sticht der Fehler für Auticon-Mitarbeiter Martin Neumann heraus wie ein „roter Fleck auf einer weißen Wand“. Seine Fähigkeit kann Wirtschafts- und Finanzunternehmen teure Programmierfehler ersparen. Da Autisten oft Defizite im zwischenmenschlichen Umgang haben, helfen bei Auticon Jobcoaches, ein akzeptables Arbeitsumfeld für alle zu schaffen. Wie behinderte und nichtbehinderte Menschen gemeinsam wirtschaftlich erfolgreich arbeiten, zeigt der spanische Joghurtproduzent LaFageda in Katalonien. Von 310 Mitarbeitern sind 180 körperlich eingeschränkt, psychisch krank oder geistig behindert. Gründer und Psychologe Cristóbal Colón wollte so erreichen, dass auch psychisch kranke Mitarbeiter sich beweisen können. Der Erfolg gibt ihm recht: LaFageda erwirtschaftet einen Umsatz von über 20 Millionen Euro im Jahr. Die Mitarbeiter leben mit ihrem Lohn ein selbstbestimmtes Leben – außerhalb von Anstaltsmauern. (Text: arte)
Épisode 161 - Uran-Mine vor der Haustür: Streit um Spaniens Salamanca-Projekt
25 juin 2018
Jorge Rodriguez Martin ist Bürgermeister von Villavieja de Yeltes. Die kleine Gemeinde grenzt unmittelbar an die geplante Uran-Mine des britisch-australischen Konzerns Berkeley Energy. Regelmäßig fährt Jorge zur offenen Grube, denn Bau- und Fördergenehmigungen stehen noch aus. Seit vier Jahren engagiert er sich gegen die Mine, reicht Beschwerden ein und ficht Gutachten an. Wie viele in der Region fürchtet er, dass Boden und Wasser durch die radioaktive Strahlung kontaminiert werden könnten. Dadurch würde auch die nachhaltige Viehzucht leiden, eine der wenigen Einnahmequellen in der Region. Doch nicht alle sehen das Projekt skeptisch: In der Nachbargemeinde Retortillo erhofft sich mancher vom offenen Tagebau neue Arbeitsplätze. In der Region liegt die Arbeitslosenquote bei rund 16 Prozent. Eustaquio Herrero Martin ist selbstständiger Förster. Er hat schon viele uralte Steineichen auf dem Gelände der geplanten Mine gefällt. Ein willkommenes Zusatzeinkommen, denn trotz langer Arbeitstage und Wochenendeinsätzen bleiben der vierköpfigen Familie nur 1.000 Euro netto im Monat. Für Eustaquio ist klar: Die Uran-Mine würde viele Jobs und neue Chancen bringen. Bis 2019 will Berkeley in Salamanca die größte Uran-Mine Europas eröffnen. 2.000 Tonnen Brennstoff sollen im offenen Tagebau geschürft und verarbeitet werden – für Atomkraftwerke in ganz Europa. Trotz der Proteste aus der Bevölkerung unterstützt Spaniens Energieministerium das Projekt. Doch jetzt hat Nachbar Portugal, der ganz auf regenerative Energien setzt, Beschwerde gegen Spanien wegen möglicher Folgen für die Umwelt eingereicht. (Text: arte)
Épisode 162 - Der Wanderimker – Bienen für die Bauern
26 juin 2018
Wer soll die Obstblüten bestäuben, wenn die Insekten sterben? „Re:“ begleitet einen Imker, der im Odenwald von Bauer zu Bauer wandert und seine Bienen auf die Raps- oder Obstblüte schickt. Im Gegenzug sollen die Bauern aber auf die Giftspritze verzichten und den Feldrand wieder zum Blühstreifen machen. Sieht so die Zukunft aus? Oder findet „Re:“ die Zukunft in Belgien, wo unter Glas und Folie Hummeln aus Zuchtfabriken die riesigen Intensivkulturen bevölkern? Der Wanderimker Jürgen Parg glaubt an seine Mission. Immer mehr Bauern folgen ihm. Denn das Insektensterben lässt sich so vielleicht aufhalten… (Text: arte)
Épisode 163 - Alternative zum Rausch – Drogenhilfe für junge Menschen
27 juin 2018
Der Fleckenbühler Hof im nordhessischen Cölbe ist mehr als ein Bauernhof: Jeder Einzelne, der hier lebt und arbeitet, hat eine Suchtkarriere hinter sich und ist bereit, anderen den Weg aus der Sucht zu zeigen. Verbunden ist das für alle mit strikten Regeln und viel harter Arbeit. Wer das bei den „Fleckenbühlern“ versuchen will, wird aufgenommen – zu jeder Tages- und Nachtzeit. Dominik Forster war drogenabhängig, Dealer und landete im Knast. Heute holt er sich seinen Kick beim Klettern. Mit anderen ehemaligen Suchtkranken gründete Forster den „Mountain Activity Club“. Inzwischen klettern hier Menschen mit und ohne Drogenvergangenheit gemeinsam. Echte Gefühle und echte Erlebnisse ersetzen den Drogenrausch. Dominik Forster hat seine Erfahrungen in Büchern verarbeitet. Er will, dass andere von seinen Fehlern profitieren. An Schulen und in Suchteinrichtungen macht er Suchtprävention zum Event. Jugendliche in Island haben gute Chancen, nie in einer Abhängigkeit zu landen. Ob Tabak, Alkohol oder illegale Drogen – nirgends in Europa konsumieren Jugendliche weniger Suchtmittel als in Island. Vor 20 Jahren sah das noch ganz anders aus: Die isländische Jugend war das Sorgenkind Europas. Den Wandel brachte das Programm „Youth in Iceland“ mit einer Mischung aus staatlich geförderten Freizeitprogrammen und strengen Maßnahmen. Heute gilt das Land als Vorbild für Europa. So auch im spanischen Tarragona, wo man von den Erfolgen der Isländer lernen möchte. „Das isländische Modell ist wirklich wie ein magischer Schlüssel“, ist sich Patricia Ros, Präventionsexpertin aus Tarragona, sicher. (Text: arte)
Épisode 164 - Abgeschoben… und dann? – Afghanen zwischen Flucht und Neuanfang
29 juin 2018
Shams Ahmadi ist im Januar 2017 aus Bayern nach Kabul abgeschoben worden. Als „Re:“ ihn dort im März vergangenen Jahres traf, irrte er orientierungslos durch die Straßen der afghanischen Hauptstadt und wollte nur eins: zurück nach Deutschland. Gut ein Jahr später gilt er als verschwunden. Niemand weiß, wo Shams sich aufhält, als ARTE die Suche nach ihm in Kabul beginnt.Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte, die trotz weiterhin prekärer Sicherheitslage eine verstärkte Abschiebung nach Afghanistan fordert, will „Re:“ herausfinden, was aus Shams und den anderen jungen Afghanen geworden ist, die dort vor gut einem Jahr von der Reportage begleitet wurden. Einige sind bereits wieder auf dem Weg nach Europa, andere sogar zurück in Deutschland.Und was ist aus jenen geworden ist, die beschlossen haben, nicht zu fliehen? „Re:“ trifft auch den jungen Unternehmer Mirwais Arya wieder. Er hatte sein Geld in einen Burger-Laden und eine Pizzeria investiert, statt es einem Schlepper zu geben. Was sich als eine gute Entscheidung erwiesen hat, wie er nun erzählt. (Text: arte)
Épisode 165 - Retter alter Steine: Europäisches Kulturerbe in Gefahr
3 juillet 2018
Im schottischen Dörfchen Falkland steht ein Palast, der seit dem 15. Jahrhundert den schottischen Königen als Jagdsitz diente. 1539 wurde ein Ballspielplatz eingerichtet, der älteste seiner Art im ganzen Vereinigten Königreich. Vielleicht lernte Mary, Queen of Scots, hier das Tennisspiel? Oder sie bewunderte im Renaissance-Garten die Pfauen? Eins steht fest: Bald nach ihrer Hinrichtung verfiel der Palast, über 300 Jahre lang. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Garten als Kartoffelfeld genutzt.Kleine Geschichten, große Historie: Sie am Leben zu erhalten, hat sich der National Trust zur Aufgabe gemacht. Seit 1952 gehört Falkland Palace zu den hunderten historischer Gebäude, um die sich die gemeinnützige Organisation kümmert, finanziert durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und Eintrittsgelder. Mit 4,1 Millionen Mitgliedern ist der National Trust die größte Organisation Europas für Kultur- und Naturschutz. Und Vorbild auch für die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Sie unterstützt, wo privates Vermögen und öffentliche Fördermittel nicht ausreichen.Wie beim Großen Schloss Blankenburg in Sachsen-Anhalt, erstmals erwähnt 1123. André Gast blutete das Herz, als er das Schloss sah. Ein undichtes Dach, Hausschwammbefall und Vandalismus hatten dem historischen Gemäuer schwer zugesetzt. Er gründete einen Verein, der heute rund 400 ehrenamtliche Mitstreiter hat. Zusammen begleiten sie seit über zehn Jahren jeden Bauabschnitt, planen Veranstaltungen und betreiben ein Café. Es herrscht wieder Leben im Schloss! „Re:“ stellt Menschen vor, die sich für die Rettung des europäischen Kulturerbes engagieren. (Text: arte)
Épisode 166 - Müllkippe Nordsee: Gefährliche Geisternetze
4 juillet 2018
Umhertreibender Müll in der Nordsee ist ein wachsendes Problem für Tiere und Menschen. Doch nicht nur Verpackungsmüll aus Plastik stellt ein Problem dar: Alte und verloren gegangene Fischernetze aus Kunststoff, die als herrenlose „Geisternetze“ im Meer treiben, werden zur Gefahr für die Meeresfauna. (Text: arte)
Épisode 167 - Schmelzende Arktis: Mit Klimaforschern im Reich der Eisbären
5 juillet 2018
Marion Maturilli stapft durch den nassen, schmelzenden Schnee auf dem Weg zu ihren meteorologischen Messgeräten. An ihrer Seite der Stationsleiter Piotr Kupiszewski – bewaffnet mit einem Gewehr zum Schutz vor den Eisbären. In Ny Ålesund, dem nördlichsten Dorf der Welt, messen die Forscher der deutsch-französischen Polarstation AWIPEV die Folgen des Klimawandels stärker als in jeder anderen Region der Erde. Die Temperatur stieg hier auf Spitzbergen in den letzten zehn Jahren um 1,6 Grad – etwa 15 mal so schnell wie im weltweiten Mittel. Regen im Januar, Schneeschmelze Anfang Mai – das sind die neuesten Auswirkungen der globalen Erwärmung, von denen selbst die Wissenschaftler überrascht werden. (Text: arte)
Épisode 168 - SOS Notaufnahme: Ambulanzen am Limit
6 juillet 2018
Um ihre überfüllte Notaufnahme zu entlasten, testet die Klinik Frankfurt-Höchst seit Oktober 2017 eine zentrale Anmeldung für alle Patienten. Hier wird gefiltert: leichte Fälle werden in nahe gelegene Praxen oder zum Ärztlichen Bereitschaftsdienst geschickt. Als einzige Klinik in Deutschland bietet Frankfurt-Höchst somit rund um die Uhr eine Alternative zur Notaufnahme. Die verzeichnet jetzt 30 Prozent weniger Patienten – eine spürbare Arbeitserleichterung – und die Möglichkeit für die Ärzte, sich auf die tatsächlichen Notfälle zu konzentrieren. Doch Frankfurt-Höchst bleibt eine Ausnahme. Die Zahl der Patienten in deutschen Notaufnahmen ist in wenigen Jahren um fast zehn Prozent gestiegen.Am St. James’s Hospital in der irischen Hauptstadt Dublin mussten Patienten früher bis zu 14 Stunden warten. Seit Mitte der 90er Jahre hat sich die Lage entspannt – dank der Krankenschwester Valerie Small. Sie gewann die Ärzte und ihre Krankenhausleitung für ein Experiment, das viele Kliniken in Irland inzwischen übernommen haben, und das auch europaweit Nachahmer findet: das sogenannte ANP-System. Advanced nurse practioners sind besonders ausgebildete Pflegekräfte, die Patienten mit leichteren Diagnosen wie Brüchen oder Infektionen selbständig behandeln und auch Medikamente verschreiben dürfen. So halten die „ANPs“ den Notärzten den Rücken frei, damit die sich um die schweren Fälle kümmern können. Auch die Patienten profitieren: Die Wartezeit hat sich drastisch reduziert. Könnte das ein Modell für deutsche Krankenhäuser sein? (Text: arte)
Épisode 169 - Gift im Honig, tote Bienen: Rumänische Imker schlagen Alarm!
9 juillet 2018
Die Dokumentation hebt den Einsatz von Pestiziden wie Neonicotinoide auf eine neue Ebene. Denn nicht nur die Bienen sterben dadurch, auch der Honig wird zur Gefahr. Dabei gibt es strenge Regeln… Die industrielle Landwirtschaft in Rumänien setzt auf zahlreiche Pestizide, um die Ernte zu maximieren. Dass diese Pflanzenschutzmittel für viele Bienen tödlich sind, ist nicht neu. Dabei sind die Bauern darauf angewiesen, dass die Bienen ihre Pflanzen bestäuben. Die EU hat deshalb das aggressive Insektenvernichtungsmittel Neonicotinoid verboten. Das Insektizid lagert sich zum Beispiel in Gewässern ab. Dort holen die Bienen ihr Trinkwasser und bringen es ins Bienennest. Doch was nützt ein Verbot, wenn EU-Länder wie Rumänien immer wieder Ausnahmegenehmigungen erhalten? Für den Großteil der rumänischen Landwirte sind Pestizide inzwischen unerlässlich. Die Filmemacher sprechen mit Bauern vor Ort, die sich als „Entwicklungshelfer“ für die Landwirtschaft sehen – nicht als Umweltsünder. Das Bienensterben habe damit nichts zu tun – die Bienen würden ganz natürlich sterben. Die Imker in der Region sehen das anders, beklagen hohe Verluste ihrer Bienenvölker und Pestizide im Honig – selbst im Bio-Honig. (Text: rbb)
Épisode 170 - Die alternative Fußball-WM – Kicken für die Unabhängigkeit
12 juillet 2018
Wenn Trainer Beslan Adschindschal seine Fußballer über das Feld jagt, dann nicht, um sie nach Moskau zur WM zu schicken. Und doch soll sein abchasisches Team um den Weltmeistertitel kämpfen: bei der CONIFA-Weltfußballmeisterschaft in London. Von Abchasien bis Nordzypern spielen hier nicht anerkannte Staaten, autonome Gebiete und Minderheiten um den WM-Titel. Und Abchasien ist Titelverteidiger. Sascha Düerkop ist Generalsekretär der CONIFA. Die WM in London soll der Höhepunkt seiner Karriere werden. Doch Georgien scheint die Teilnahme Abchasiens verhindern zu wollen, und in London sind Proteste geplant. (Text: arte)
Épisode 171 - Slow Food oder Show Food – Bolognas schöne neue Feinkostwelt
13 juillet 2018
In einem Gewerbegebiet in Bologna hat vor einem halben Jahr der größte Food-Freizeitpark der Welt eröffnet: „Fico“. Auf einer Grundfläche von zehn Hektar soll der Besucher eine kulinarische Reise durch ganz Italien erleben, die Genüsse des Landes in Hofwerkstätten, Restaurants und Verkostungsständen erfahren: Prosciutto und Pasta, Grissini und Grappa, Pesto und Pecorino. Hinter dem Konzept steckt der italienische Selfmade-Millionär Oscar Farinetti, Gründer der international bekannten Feinkost-Kette „Eataly“. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, das Beste, was Italiens Felder, Keller und Käsereien zu bieten haben, in dem von ihm geschaffenen lukullischen Schlaraffenland zu vermarkten. Aber kann Slow Food in diesen Mengen an den Mann gebracht werden, ohne die Idee des bewussten, regionalen Essens zu verraten? Ist die Synthese aus Masse und Nachhaltigkeit machbar? Die umliegenden Einzelhändler und kleineren Erzeuger sind skeptisch. „Wenn wir Bio-Anbau wollen, dann auch richtig! Die Landwirte müssen ihre Produkte zu den Märkten bringen und sie dort verkaufen“, sagt Marco Mazzanti, dessen Familie seit Generationen von der Landwirtschaft lebt. „Die Bauernhöfe sollen kein Zoo werden, wo zu Unterrichtszwecken irgendwas vorgezeigt wird. Uns geht es um was anderes: Wir machen Didaktik durch unsere Produkte, durch unsere Gesichter, unsere Geschichten und Betriebe.“ (Text: arte)
Épisode 172 - Der NSU-Prozess und die Opfer: Das lange Leiden der Angehörigen
16 juillet 2018
Épisode 173 - Europas letzter wilder Fluss: Bedroht ein Staudamm Albaniens Natur?
17 juillet 2018
Trifon Murataj lebt am Fluss Vjosa im Süden Albaniens. Er fließt unverbaut und wild über 270 Kilometer quer durchs Land. Doch das soll sich ändern. Gemeinsam mit einem türkischen Investor, plant die albanische Regierung einen Staudamm. Das Dorf von Trifon Murataj wäre direkt betroffen, wenn Häuser, Acker- und Weideland vom Stausee überflutet werden. Auch der Franzose Aurélien Rateau setzt sich zur Wehr. Auf seine Art. Der Kanu-Guide führt eine Gruppe von europäischen Wissenschaftlern die Vjosa hinab. Bei den vielen Stromschnellen keine leichte Aufgabe. Gemeinsam wollen sie die Pflanzen- und Tierwelt entlang des Flusses untersuchen. Vieles ist kaum erforscht. Mit einem Gutachten wollen sie so Argumente liefern, um dem Bau des Staudamms zu stoppen. Lange Zeit galt Energie aus Wasserkraft nicht nur in Albanien als ökologisch sinnvoll. Sauber und effizient sei sie, sagt Lobbyistin Anita Shusku. Im Dorf von Trifon Murataj will man davon nichts hören, denn wenn der Staudamm vor der Haustür gebaut würde, müssten die Bewohner von Kute zwangsumgesiedelt werden. Der letzte noch unverbaute Fluss Europas wäre dann Vergangenheit. Dabei bezieht Albanien bereits heute seinen Strom zu fast hundert Prozent aus Wasserkraft und ist mittlerweile flächendeckend versorgt. Der übrige Strom wird ins Ausland exportiert. Trotzdem sind 400 neue Wasserkraftwerke geplant. Ein Millionengeschäft, von dem ausländische Investoren, aber kaum Albaner profitieren. Mit einer Petition unterstützen deshalb immer mehr Albaner die Anwohner im Kampf gegen den Staudamm. (Text: arte)
Épisode 174 - Schöner sterben: Ein junger Bestatter und seine Mission
18 juillet 2018
„Wenn die Angehörigen wüssten, wie ihre Verstorbenen behandelt werden, würden sie Amok laufen. Aber richtig!“ – dieser zornige Ausruf kommt von Eric Wrede. Er ist alternativer Bestatter und immer wieder fassungslos über den Zustand, in dem Verstorbene aus den Krankenhäusern bei ihm ankommen. „Wir müssen besser mit unseren Toten umgehen und dürfen sie nicht einfach allein lassen!“, meint Wrede.Und das ist die Mission des jungen Bestatters, der seine Zeitgenossen dazu bringen möchte, dem Tod wieder ins Auge zu sehen. Bei ihm darf jeder Angehörige bei der Totenwaschung dabei sein und sogar mit Hand anlegen, um den Abschied besser zu verkraften. Die Trauerfeier richtet Wrede nach den Wünschen seiner Kunden aus. Viele Friedhofsregeln findet er schlicht veraltet und kämpft dagegen an. Damit macht er sich nicht nur Freunde. Aber er ist auch nicht allein. Das Bedürfnis nach neuen Abschiedsritualen und einem offeneren Umgang mit dem Tod ist weit verbreitet.Auch innerhalb der Kirchen ist etwas von dieser Dynamik zu spüren. Der evangelische Pfarrer Popp hat in Pappenheim schon über 50 Beisetzungen im Friedwald durchgeführt. Hier werden die Urnen in der freien Natur unter Bäumen beigesetzt, ohne Grabstein, ohne Kreuz. Lange war den Kirchen diese Vorstellung der naturnahen Bestattung ein Graus. Aber Popp sieht es pragmatisch: „Der Christliche Ritus braucht neue Formen, um zu überleben. Und das ist eine“.So ist in Europa die Kultur rund um den Tod in Bewegung geraten. Immer mehr Menschen möchten die Rituale des Abschieds und der Trauer verändern. „Re:“ begleitet zwei von ihnen, die auf sehr unterschiedliche Weise für das gleiche Ziel kämpfen. (Text: arte)
Épisode 175 - Mutig gegen Rechtsrock: Eine Kleinstadt wehrt sich
19 juillet 2018
Thomas Jakob will seine Heimatstadt nicht den Rechten überlassen. Er kämpft gegen große Neonazi-Konzerte, die immer wieder in der Kleinstadt Themar in Thüringen stattfinden. Hier versammelt sich die rechtsextreme Szene aus Deutschland und Europa, darunter militante Gruppen.Doch Thomas Jakob und seine Mitstreiter von der Initiative „Themar gegen Rechts“ lassen sich davon nicht einschüchtern, wie viele andere, die lieber wegsehen. Mit kreativen Aktionen stellen sie sich den braunen Konzerten entgegen und zeigen dabei mutig Gesicht. Aber kann Themar den Rechtsrock überhaupt noch loswerden? (Text: arte)
Épisode 176 - Ackern für die Zukunft: Gartenvielfalt ohne Chemie
20 juillet 2018
Die Permakultur orientiert sich an den Kreisläufen der Natur und versucht, ein geschlossenes Ökosystem nachzustellen. Zwei, die dieses Prinzip in die Tat umsetzen, sind der Sternekoch Ricky Saward und der Gärtner David Schäfer. Auf nur drei Hektar baut Schäfer unterschiedliche Gemüse, Kräuter, Obstsorten und Pilze an – 150 bis 200 verschiedene Arten gedeihen dort bunt durchmischt. Das ermöglicht einen nachhaltigen Umgang mit dem Boden. Alle Lebensmittel, die Ricky Saward in seinem vegetarischen Restaurant verwendet, stammen aus David Schäfers Garten. Noch einen Schritt weiter geht die südfranzösische Stadt Albi: Sie will ihre knapp 50.000 Bewohner nur noch mit Lebensmitteln aus der Region versorgen. Möglich werden soll diese Vision durch die Permakultur. Dazu vergibt die Stadt Land an Menschen, die einen Permakultur-Garten anlegen wollen. Pflanzen, Säen und Ernten erfolgt dabei ausschließlich in Handarbeit. Auf Chemikalien, Dünger oder Pestizide wird komplett verzichtet. Monokulturen gibt es nicht. „Re:“ trifft Jean-Michel Bouat, im Bürgeramt zuständig für urbane Landwirtschaft, auf seinem Rundgang durch die Stadt und schaut, wie weit der Traum schon Realität geworden ist. Auch in Belgien hat die Idee der Kreislaufwirtschaft überzeugte Anhänger: Bereits vor 40 Jahren haben Gilbert und Josine Cardon ihren Hinterhof-Garten so angelegt. Auf 1.800 Quadratmetern wachsen 2.000 Bäume und etliche Obst- und Gemüsesorten. Einmal die Woche öffnet das Ehepaar die Pforten ihres Anwesens für Interessierte: Die beiden 80-Jährigen wollen möglichst viele Menschen für Permakultur begeistern. (Text: arte)
Épisode 1 - Der Jude und sein Dorf – Besuch in Deutschland
13 août 2018
Hans Bär besucht nach 80 Jahren Exil in Argentinien zum ersten Mal sein Heimatdorf. Mit 14 floh er mit der Mutter vor den Nazis. Nun reist er mit seinen Enkelinnen nach Wohnbach. Was ist aus dem Dorf geworden? Gibt es Menschen, die er noch kennt? Das Dorf bereitet ein großes Empfangsfest vor. Doch was passiert in einem kleinen Ort, wenn jemand zurückkehrt, der an jene Zeit erinnert, in der Juden vertrieben und ermordet wurden? Hans Bär will mit aller Kraft noch einmal einen Blick in die Vergangenheit wagen, aber dann verlässt ihn der Mut: Als er ankommt, kann er aus dem Auto nicht aussteigen. (Text: arte)
Épisode 2 - Schluss mit Schmiergeld – Griechen gegen Korruption
14 août 2018
Keine Finanzkrise hat die EU-Bürger so sehr an den Rand der Belastbarkeit getrieben wie der Absturz Griechenlands. Mit Unmut verfolgten viele Steuerzahler, wie immer neue Milliardenkredite für das Land bewilligt wurden, trotz kaum erkennbaren Fortschritts. Die Griechen haben in den vergangenen acht Jahren viele Reformen und Entbehrungen durchlebt, ächzen heute unter der Steuerlast. Am 20. August läuft das dritte Hilfsprogramm aus, danach muss das Land wieder eigenständig an den Kapitalmärkten überleben. Viele junge Griechen haben ihre Heimat während der Krise verlassen. Sie flüchteten vor Massenarbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Depression. Kristina Tremonti will ein Zeichen für den Neuanfang Griechenlands setzen. Sie gab ihren gutdotierten Job in New York auf und kehrte nach Athen zurück. Hier führt sie einen Kampf gegen Korruption und Steuerflucht. In Zusammenarbeit mit der OECD und mit eigenen Projekten will Tremonti einen Mentalitätswandel anstoßen: „Damit unser Land eine Zukunft haben kann, müssen wir Griechen eine ernsthafte Diskussion miteinander führen. Wir müssen die Dinge ansprechen und durchgreifen, wenn wir wirklich etwas verbessern wollen.“ Die 28-jährige appelliert an die Eigeninitiative der Griechen und sieht hier vor allem ihre eigene Generation in der Pflicht. Korruption und Steuerhinterziehung sollen nicht länger hingenommen werden. Doch sie weiß auch: Ohne den Staat geht es nicht. Ein härteres Durchgreifen beweist dieser seit einigen Jahren vor allem in Sachen Steuern. Zivile Fahnder wie Tina Papoti schwärmen täglich überall im Land aus. Doch die hohen Abgaben machen vor allem den kleinen Leuten in Griechenland zu schaffen: „Es ist für alle sehr schwer, zu überleben und gleichzeitig korrekt gegenüber dem Staat zu sein“, sagt sie. „Das verstehen wir. Deswegen versuchen wir, möglichst nett zu bleiben. Doch die Steuern müssen bezahlt werden.“ (Text: arte)
Épisode 3 - Abitur unterm Halbmond – 150 Jahre Deutsche Schule in Istanbul
15 août 2018
Deutsche Schule, Traditionsschule, Eliteschule – „Re: Abitur unter dem Halbmond“ begleitet den Abiturienten Berkin Ersoy und die deutsche Lehrerin Annika Grühn durch das 150. Jubiläumsjahr der Deutschen Schule Istanbul. Nach Terroranschlägen in der Metropole am Bosporus und extremen diplomatischen Verwerfungen zwischen Berlin und Ankara aufgrund willkürlicher Festnahmen deutscher Staatsbürger in der Türkei steht das Jubiläumsjahr unter keinem guten Stern. Viele Lehrer sind gegangen, keine neuen Lehrer nachgekommen. Auch Annika Grühn macht sich im ersten Halbjahr Gedanken, wie es weiter geht mit ihr und der Schule. Der Abiturient Berkin kommt aus einer türkischen Mittelschichtfamilie. Seine Eltern investieren einen Großteil ihrer Gehälter in die Ausbildung ihrer Kinder. Das türkische Bildungsministerium nimmt noch keinen Einfluss auf den Lehrplan. Dennoch überlegt sich die Lehrerin Grühn ganz genau, was sie im Unterricht sagen darf und was nicht. Gleichzeitig hat die Schule den Anspruch, kritische Geister auszubilden. Berkin weiß selbst, wie wichtig das heutzutage ist und ergänzt schmunzelnd, dass er auch die in der Schule vermittelten „deutschen“ Tugenden wie Pünktlichkeit und Disziplin angenommen hat. (Text: arte)
Épisode 4 - Hexe als Beruf – Rumänien zwischen Magie und Aberglaube
16 août 2018
Bratara Buzea in Bukarest ist die Königin der Hexen in Rumänien. Sie und ihre Tochter beherrschen die Schwarze und die Weiße Magie. „Re:“ begleitet sie bei ihren magischen Zeremonien, der Beratung von Kunden, der Verschreibung von Liebeszauber und bei einer Hochzeit. Ihr Metier hat sie zu einer wohlhabenden Frau gemacht, mit einem schönen Haus in Bukarest – für eine Frau vom Volk der Roma eine bemerkenswerte Karriere. Denn bis zum Sturz des rumänischen Diktators Ceausescu war die Hexerei streng verboten – wer dabei erwischt wurde, konnte im Gefängnis landen. Heute ist die Hexerei ein anerkannter Beruf in Rumänien – magische Lebensberatung für wohl 40 Prozent der Rumänen. Die orthodoxe Kirche duldet den Hexenglauben ihrer Gläubigen – sogar Pfarrer sollen den Rat der weisen Frauen gelegentlich und natürlich in aller Heimlichkeit suchen. Rumänische Soziologen untersuchen das Phänomen mit wissenschaftlicher Akribie und deuten es als ein Zeichen für die Naturverbundenheit der Rumänen im 21. Jahrhundert. Es ist wohl Sehnsucht nach dem vermeintlichen Heil aus Natur und Vergangenheit, einer Zeit vor dem globalen und digitalen Rationalismus. In Deutschland und Frankreich hingegen wenden sich viele Menschen fernöstlichen Religionen zu, manche suchen Rat auf Facebook – in Rumänien gehen sie im uralten Volksglauben zu ihren weisen Frauen, den Hexen. (Text: arte)
Épisode 5 - Hausbesetzer auf Mallorca – Eigentümer machtlos
17 août 2018
Wenn die Trauminsel der Deutschen zum Alptraum wird: Auf Mallorca besetzen organisierte Banden und verarmte Mallorquiner leerstehende Ferienvillen, und die Eigentümer sind machtlos. Möglich wurde dies durch eine Besonderheit im spanischen Rechtssystem: Wenn Hausbesetzer in ein leeres oder im Moment unbewohntes Haus eindringen, muss der Besitzer innerhalb von 72 Stunden Anzeige erstatten. Tut er dies nicht, kann eine Zwangsräumung nur noch mit einem richterlichen Beschluss erfolgen – bis dahin leben die Besetzer weiter in dem fremden Eigentum, manchmal über Jahre. Mit der Wirtschaftskrise ab 2008 nahmen die Hausbesetzungen deutlich zu. Besetzt wurden weitgehend leerstehende Immobilien in Bankbesitz. Doch seit Banden der organisierten Kriminalität die bislang für Hausbesetzungen günstigen gesetzlichen Regelungen für ihre Zwecke nutzen, hat sich die Situation deutlich verschärft. Der deutsche Hausbesitzer Frank Zingelmann wurde zum Präzedenzfall, als seine Villa von einer Roma-Familie besetzt, ausgeraubt und verdreckt wurde. Die Parlamentarier reagierten nun mit einer Gesetzesänderung, die eine kurzfristige Zwangsräumung ermöglicht. Doch Polizisten wie Carlos Orozco bezweifeln, dass sich die Missstände ändern werden. In seinem Viertel Marratxi, einem Vorort der Hauptstadt Palma, sind mehr als 30 Häuser besetzt. Carlos sieht darin ein soziales Problem. Zu viele Menschen können sich auf der teuren Ferieninsel Mallorca das Leben nicht mehr leisten. Die deutsche Immobilienmaklerin Karin Mönke rät ihren Kunden zum Einbau moderner Alarmanlagen und Videokameras. Auch ihre Ferienwohnung ist illegal besetzt. (Text: arte)
Épisode 6 - Eine unmögliche Reise? – Nidal will zurück nach Gaza
20 août 2018
Länger als vier Jahre hat Nidal Bulbul, ein in Gaza geborener Palästinenser mit deutschem Pass, seine Eltern und die zehn Geschwister nicht gesehen. In Berlin hat der ehemalige Reporter ein gutgehendes Café aufgebaut. Er hat Freunde, ein neues Leben. Das aber wird immer begleitet von der Sorge um die Familie in der alten Heimat. Ein Gefühl, mit dem sehr viele Menschen leben müssen, die in Europa Schutz vor Krieg oder Verfolgung gefunden haben. Als im Sommer alles auf eine neue Eskalation zwischen Israel und Gaza hindeutet, wirft Nidal von einem Tag auf den anderen alles hin. Er verkauft sein Café, gibt seinen Hund zu Freunden und bricht nach Gaza auf. Dorthin kommt man aber nur auf zwei Wegen: Entweder durch Ägypten oder durch Israel. Nidal will es über Israel versuchen. Aber werden die israelischen Behörden seinen deutschen Pass akzeptieren und ihn durchs Land nach Gaza reisen lassen? Gewährt die radikal islamische Hamas-Regierung im Gazastreifen ihm die Einreise? „Re:“ berichtet über einen emotionalen Trip mit vielen Unbekannten! (Text: arte)
Épisode 7 - Rom räumt auf – Bürger gegen den Verfall ihrer Stadt
21 août 2018
Cristiano Davoli ist mächtig genervt – vom Zustand der römischen Straßen und von der tatenlosen Politik. Mit über 100.000 Schlaglöchern gleichen Roms Straßen inzwischen einem Schweizer Käse. Deshalb ist der 45-Jährige täglich im Einsatz. Mit gespendetem Asphalt aus Baumärkten fährt Cristiano durch Rom und flickt die Straßen auf eigene Faust. Freiwillig und ohne Bezahlung. Dafür hat er die Bürgerinitiative „Tappa.mi“ (zu Deutsch „Stopf mich“) mit gegründet. In den letzten drei Jahren konnten Cristiano und sein Team immerhin über 5.000 Schlaglöcher füllen. Auch Alessia Mollichella ist regelmäßig für ihre Stadt auf den Beinen. Eigentlich arbeitet sie in einer Bank. Aber Mollichella gehört auch zum Verein „Retake Roma“, („Holt Euch Rom zurück“), einer Bewegung von mittlerweile über 5.000 Bürgern, die an jedem Wochenende gezielt römische Viertel säubert. Die Helfer entfernen Graffiti von den Hausfassaden, halten Parks und Gärten sauber und pflanzen sogar Blumen. Damit will Alessia Mollichella auch der Gleichgültigkeit vieler Mitbürger etwas entgegensetzen. Für Cristiano Davoli und Alessia Mollichella liegen die Hauptgründe für Roms Verfall in chronischer Misswirtschaft, Korruption und Bürokratie. Valter Mastrangeli ist einer der wenigen Politiker, die sich aktiv dagegen zur Wehr setzen. Der Stadtrat des römischen Problemviertels Tor Bella Monaca ist im Büro fast nie erreichbar, weil er den Ehrenamtlichen dabei hilft, die vielen Probleme auf Straßen und Plätzen ganz unbürokratisch zu lösen. Die römische Stadtverwaltung allerdings sieht die Ausbesserungsarbeiten der Bürger nicht gerne. (Text: arte)
Épisode 8 - Arme Rentner, reiche Rentner – Wege aus der Armutsfalle
22 août 2018
Huhnstein ist keine Ausnahme. Immer mehr deutsche Senioren verarmen. Nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung könnte bald jeder fünfte deutsche Rentner von Altersarmut bedroht sein. Hauptsächlich betroffen: Menschen, die zeitweise wegen Krankheit, Arbeitslosigkeit oder der Erziehung ihrer Kinder nicht in die Rentenversicherung einzahlen konnten – aber auch Niedrigverdiener, die viele Jahrzehnte gearbeitet haben.Nur wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt, in dem Dörfchen Alphen aan de Maas, lebt die Rentnerin Mariet van der Broeck. Insgesamt hat sie heute mehr Geld zur Verfügung als früher. Während sie als Krankenpflegerin zuletzt gerade einmal auf 950 Euro Monatsverdienst kam, erhält sie heute insgesamt fast 1.500 Euro monatlich. Der Grund: Das niederländische Rentensystem, Cappuccinomodell genannt. Als Basis erhält jeder, der mindestens fünfzig Jahre in Holland gelebt hat, eine Grundrente von 1.098 Euro, dazu kommen Betriebsrenten und eine private Altersvorsorge.Auch in Österreich kennen die Senioren die Probleme ihrer deutschen Nachbarn nicht. So kann die ehemalige Hilfsarbeiterin Renate Kauscheder von ihrer Rente gut leben und sogar zweimal im Jahr in Urlaub fahren. 1.009 Euro bekommt sie – und das vierzehn Mal im Jahr. Wie kann das gehen? Österreicher zahlen mehr in die Versicherung ein, der Arbeitnehmeranteil ist größer. Und: In Österreich muss sich jeder an der Finanzierung der Renten beteiligen, in Deutschland gibt es viele Ausnahmen.Holland und Österreich zeigen: Es gibt einen Weg aus der Armutsfalle für Rentner. (Text: arte)
Épisode 9 - Asyl nach Taufe – Wenn Flüchtlinge zum Christentum konvertieren
23 août 2018
In den Ländern der EU ist die Verfolgung aus religiösen Gründen ein gewichtiger Grund, jemandem Asyl zu gewähren. Hintergrund ist unter anderem die Entscheidung des französischen Cour Nationale du Droit d’Asile vom Oktober 2017. Eine aus dem Iran nach Frankreich geflohene Muslimin konvertierte in Frankreich zur Christin, der Gerichtshof erkannte dies als wichtiges Indiz an, ihr Asyl zu gewähren, weil ihr bei einer Rückkehr in den Iran wegen Apostasie Gefängnis oder sogar die Todesstrafe drohte. Pfarrer Martens von der Evangelisch-Lutherischen Dreifaltigkeitsgemeinde in Berlin Steglitz hat in den letzten Jahren 1.000 Flüchtlinge aus dem Iran und auch aus Afghanistan zum Christentum bekehrt. 2008 war seine Kirche wegen zu weniger Gläubiger von der Schließung bedroht, heute ist sie wieder voll, vor allem mit Gläubigen, die Farsi sprechen. In Yalova im Norden der Türkei predigt der Evangelist Vahid Hakani vor einer kleinen Gemeinde vor allem konvertierter Christen aus dem Iran. Sie ist eine Anlaufstelle für Menschen aus dem Iran, die ohne Visum in die Türkei fliegen können, um von dort aus eventuell nach Europa zu reisen. Vahid Hakani hilft ihnen, zum Christentum zu konvertieren. Die Frage nach dem wahren Glauben an welchen Gott – für diese Menschen bedeutet die Hinwendung zum Christentum auch die Möglichkeit, ein neues Leben in Freiheit zu beginnen. (Text: arte)
Épisode 10 - Jagd nach dem Sturm – Dem Extremwetter auf der Spur
24 août 2018
Gebannt schaut Bastian Werner in seiner Darmstädter Wohnung immer wieder auf sein Wetter-Radar. Der Student sucht nach Anzeichen für das nächste große Unwetter. Werner ist Sturmjäger und im Sommer 2018 ständig auf der Jagd nach den besten Fotos von Unwettern. Mit seinem Auto fährt er quer durch Deutschland und dokumentiert Blitze, Hagel, Starkgewitter und Überflutungen. Oft wartet er stundenlang, bis er die größte Gewitterzelle entdeckt hat. Dann muss es schnell gehen, denn lokale Extremwetter lösen sich genauso schnell wieder auf wie sie sich bilden. Werner sieht sich nicht als Katastrophen-Tourist, sondern vielmehr als Aufklärer von Wetterphänomenen, die er auch dem Klimawandel zuschreibt. Den kleinen Ort Furth im Wald nahe der tschechischen Grenze trifft im Frühsommer 2018 einer der schlimmsten Wolkenbrüche. „Re:“ ist gleich darauf vor Ort und trifft auf Eva und Erich Hoffman. Die beiden leiten eine kleine Gärtnerei mit vielen Gewächshäusern. Im Hagelschauer werden der Familienbetrieb und die Blumenernte komplett zerstört. Die Familie steht vor dem nichts, aber die Solidarität der nicht so sehr betroffenen Nachbarorte ist groß, und alle packen mit an. Beim starken Hagel in Furth wurden auch das Dach und die Fenster der imposanten Barockkirche Mariä Himmelfahrt zerstört. Das gab es noch nie in den vergangenen Jahrhunderten. Die Restaurierung eines einzelnen Fensters kann bereits 30.000 Euro kosten. Aber spielt die Versicherung mit? Diese Frage beschäftigt auch die Landwirte aus dem Umland. Sie haben große Teile ihrer Ernte verloren. Kaum einer von ihnen ist gegen Hagelschäden versichert, da es sie in der Region so noch nicht gab. Geht es nach den Meteorologen, werden Extremwetter wie diese künftig häufiger auftreten. Aber wie können sich die Menschen darauf vorbereiten? (Text: arte)
Épisode 11 - Lockruf aufs Land – Wie junge Mediziner wieder Hausarzt werden
27 août 2018
Hammerfest in Nordnorwegen und die ganze Region Finnmark gehören zu einer Sonderförderungszone. Wer hierher umsiedelt, bekommt einen Teil seines Studienkredites erstattet. Man bezahlt weniger Einkommenssteuern, bekommt mehr Kindergeld, Strom ist von der Mehrwertsteuer befreit. Die Stadt braucht jeden Einwohner und die wiederum brauchen Ärzte. Doch neben finanziellen Anreizen steht auch die praktische Ausbildung im Fokus. Ingrid Petrikke Olsen steckt hinter der Idee, Studenten aufs Landarztleben vorzubereiten. Die Ärztin ist Dozentin an der Arktischen Universität Tromsø, die hier in Hammerfest eine kleine Außenstelle hat. Seit August 2017 bekommt eine Gruppe von gerade mal vier Studenten ein Jahr lang einen Intensivkurs, abgestimmt auf die Bedürfnisse der Region, mit Hausbesuchen bei Patienten, Notfallübungen und regulärem Sprechstundendienst in einer Hausarztpraxis. Und in Deutschland? Im Moment fehlen 2.700 Hausärzte – so auch in Thüringen. Auch hier gibt es neue Überlegungen. Sabine Kuhnen ist Mitte dreißig, Mutter von drei Kindern und Ärztin. Eine Praxis zu übernehmen, sich in Schulden zu stürzen, den Schritt hätte sie nicht gewagt – bis die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen ihr unter die Arme griff. Die hat eine verwaiste Praxis im 2.800 Einwohner-Ort Gräfenthal aufgekauft und Sabine Kuhnen dort für zwei Jahre in Teilzeit festangestellt. So hat Sabine Kuhnen Zeit, sich in Ruhe zu überlegen, ob sie sich selbstständig machen und die Praxis übernehmen will. (Text: arte)
Épisode 12 - Italiens kleine Gangster – Ein Verein rettet sie vor der Mafia
28 août 2018
Armut, Arbeitslosigkeit und Ausgrenzung: Die Lebenswirklichkeit der Jugendlichen ist trist. Der Weg in die organisierte Kriminalität scheint unausweichlich. Der Anti-Mafia-Verein „Libera“ versucht, den jungen Straftätern Auswege aus der Abwärtsspirale zu zeigen. Auf Sizilien organisiert er ein Sommercamp für Jugendliche, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten und jetzt auf Bewährung sind. Hier begleitet Fatima aus Genua die Kids bei sportlichen Aktivitäten wie Kanufahren, Surfen oder Segeln. Vor zwei Jahren war sie selbst Teilnehmerin, heute betreut sie als Freiwillige von Libera Jugendliche, die mit Drogen gedealt und Raubüberfälle begangen haben. Höhepunkt des Sommercamps ist der Besuch einer ehemaligen Mafia-Familie in Trapani, die inzwischen mit den Behörden zusammenarbeitet. Ihr Mut, trotz Drohungen und Anfeindungen der Gewaltspirale ein Ende zu setzten, beeindruckt die Jugendlichen. Können die ehemaligen Mitglieder der Jugendgangs ihre eigene kriminelle Vergangenheit hinter sich lassen? (Text: arte)
Épisode 13 - Lockruf aufs Land – Wie junge Mediziner wieder Hausarzt werden
29 août 2018
Knapp 16 Millionen Menschen in Deutschland leben allein. In Frankreich sind es etwa 18 Millionen, viele von ihnen ungewollt. Jeder zweite Single sucht mittlerweile im Internet nach einem neuen Partner, der Anteil der über 60-Jährigen nimmt stetig zu. Wie schwer fällt der Schritt, sich als Senior in Dating-Portale zu begeben? Wie aussichtsreich ist die Suche?Die 66-jährige Ingrid aus Süddeutschland ist verwitwet und sucht seit mehr als vier Jahren einen neuen Mann fürs Leben. Bei verschiedenen Dates hat sie Langweiler, Angeber und Unverschämte kennengelernt. Ein Interessent wollte gleich bei der ersten Verabredung wissen, welche Körbchengröße sie hat und ob sie Strapse trägt. Trotz solcher Demütigungen und auch Beleidigungen („Du frustrierte Kuh“) gibt sie nicht auf. Auf ihre letzte Annonce hat sich ein charmanter Mann gemeldet, bei dem sie erstmals wieder „Schmetterlinge im Bauch“ hat. Doch je älter man wird, desto schwieriger scheint es, sich noch einmal fest zu binden.Nach Briefen, Fotos und Telefonaten ist auch im Alter der persönliche Eindruck entscheidend. Um sich diverse Einzelverabredungen zu ersparen, bietet eine Agentur in Nordrhein-Westfalen regelmäßig „Speed-Dating“ für „Silver Singles“ an. Hier haben Senioren jeweils zehn Minuten Zeit, ihr Gegenüber kennenzulernen und zu befragen. Gefallen oder Nichtgefallen wird auf einem Zettel angekreuzt. Bei Sympathie wird diskret ein Kontakt hergestellt. Das Problem: Interessierte Seniorinnen gibt es reichlich. Nur die Männer trauen sich nicht. Und die, die mitmachen, suchen oft etwas Jüngeres. (Text: arte)
Épisode 14 - Die Multi-Kulti-Macher – Wie kann Integration gelingen?
30 août 2018
Was können Städte tun, damit Integration und Sicherheit gleichermaßen funktionieren?90.000 Menschen aus 130 Nationen leben in Mechelen. Mit radikalen Islamisten hat man hier, anderes als in der umliegenden Region, keine größeren Probleme. Das liegt auch an Bart Somers, der seit 17 Jahren Bürgermeister der Stadt ist. Die Belgier nennen ihn „Mr. Zero Tolerance“. Null Toleranz, weil er eine flächendeckende Videoüberwachung installieren ließ und gegen Regelverstöße konsequent vorgeht. Aber auch Null Toleranz, weil er bei Ausgrenzung und Diskriminierung von Menschen genauso konsequent ist. Sein Rezept geht auf. In den Schulen lernen die Kinder von Einwanderern und Flüchtlingen wieder gemeinsam mit belgischen Kindern. Stadtteile, in denen früher nur Migranten lebten, werden nun wieder attraktiv für alle, Streetworker kümmern sich um Jugendliche, damit sie den Anwerbeversuchen islamistischer Gruppen widerstehen. Einfach war diese Aufgabe jedoch nie. „An Multi-Kulti muss man arbeiten“, weiß Somers, „das ist nicht irgendwann fertig.“ In Deutschland ist Multi-Kulti vielerorts immer noch schwierig. Stuttgart stellt dabei allerdings eine Ausnahme dar. Schon in den 1970er Jahren, als viele tausende Gastarbeiter kamen, wurde eine Belegungsquote im städtischen Wohnungsbau eingeführt, um Ghetto-Bildung von vornherein zu vermeiden. Der damalige Oberbürgermeister wollte, dass sich alle in der Stadt als Stuttgarter fühlen, auch diejenigen mit ausländischen Wurzeln. Der Geist von damals weht noch heute durch die Stadt. Viele Projekte stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl ihrer Bürger: Vereine, Polizei, soziale Dienste – Integration ist eine Aufgabe, die vielschichtig ist.“Re:“ zeigt die verschiedenen Strategien, die Multi-Kulti in Mechelen und Stuttgart zum Erfolg geführt haben. (Text: arte)
Épisode 15 - Gute Windkraft, böse Windkraft – Zwei Dörfer und der Ökostrom
31 août 2018
Windkraft steht nicht nur für saubere Energie, sie ist auch ertragreiches Geschäftsmodell. Spätestens seit dem erklärten Atomausstieg setzt Deutschland auf den massiven Ausbau der Windkraftanlagen. Rainer Christiansen freut das. Er betreibt einen Windpark an der dänischen Grenze und hat durch ein Genossenschaftsmodell dafür gesorgt, dass die Anwohner in Ellhöft partizipieren. Bei Gilbert Schulz in Mecklenburg-Vorpommern sieht die Lage anders aus: Immer mehr Windkraftanlagen in Pripsleben sorgen für Lärm und Schlagschatten. Kompensationen für die Anwohner gibt es hier keine. „Re:“ begleitet seinen Kampf für einen bürgerfreundlicheren Ausbau der Windkraft. (Text: arte)
Épisode 16 - Bildung mit Leidenschaft: Gleiche Chancen für alle Schüler
3 septembre 2018
Celil ist 16 Jahre alt und Hauptschüler in Deutschland. Er hat seit ein paar Wochen einen „Mentor“, den Studenten Joshua. Unter normalen Umständen hätten sich die beiden vermutlich nie kennen gelernt. Jetzt hilft Joshua ihm beim Training für die Aufnahmeprüfung bei der Polizei. Zusammengebracht hat die beiden die Organisation „Rock Your Life“. Mit dieser Idee, Studenten als ehrenamtliche Mentoren einzusetzen, haben schon fast 6.000 Hauptschüler bessere Chancen auf dem Weg ins Berufsleben bekommen. Europas Spitzenreiter in der Bildungsgerechtigkeit, Estland, setzt auf ein umfassendes Konzept. Schulessen, Schulbücher und öffentlicher Nahverkehr sind hier für jeden Schüler kostenlos. Und der Zugang zu Zukunftstechnologien bleibt nicht bloß denen überlassen, die es sich leisten können: Smartboards und 3D-Drucker nutzen hier alle. Kaarel Rundu ist Direktor des deutschen Gymnasiums in Tallinn.
Épisode 17 - Traumfrauen aus Silikon: Wenn Männer Puppen lieben
4 septembre 2018
Lebensechte Liebespuppen der neuen Generation werden technisch immer ausgereifter und erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Unlängst hat in Barcelona Europas erstes Puppenbordell eröffnet, Etablissements in Großbritannien, Deutschland und Frankreich folgten prompt. Enthusiasten und Sammler der Silikon-Damen preisen das als den langsamen Einzug dieser Spielart in Europas kulturellen Mainstream. Aber für einige Männer sind die Puppen mehr als nur Sextoy, sie leben mit ihnen.Das Kamerateam besucht den Frührentner Dean Bevan aus Suffolk in Großbritannien. Der ehemalige Krankenpfleger fühlte sich nach der Trennung von seiner Frau einsam. Die Lösung: Seine Puppe Sarah und sechs ihrer „Schwestern“, mit denen Dean im gleichen Haus wohnt. Er redet mit ihnen, fotografiert sie, schaut mit ihnen Fernsehen. Könnte Sarah sprechen und sich bewegen, würde er die Puppe einer echten Frau vorziehen.Alles nur ein harmloses Hobby oder Ausdruck einer bedenklichen gesellschaftlichen Entwicklung, in der zwischenmenschliche Nähe und Kommunikation Angst statt Wohlbefinden auslösen? (Text: arte)
Épisode 18 - Taxifahrerinnen in Istanbul: Zwischen Machos und Klischees
5 septembre 2018
Wer bei Funda ins Taxi steigt, der ist nicht selten überrascht. Die 43-jährige Istanbulerin ist eine Seltenheit in dieser männerdominierten Branche. Mit Hupkonzerten und waghalsigem Fahrstil quälen sich mehr als 20.000 Fahrer, oft rauchend und fluchend, durch den zähen Verkehr. Funda hingegen, eine von rund zehn Fahrerinnen, ist die Ruhe selbst. Sie störe der Verkehr kein bisschen, sagt sie. Im Auto fühle sie sich frei. Seit acht Jahren fährt sie, manchmal 24-Stunden am Stück. Pause macht sie nur, um zu beten oder um kurz die Augen zu schließen, ehe es weitergeht. Unter ihren männlichen Kollegen gilt sie nicht nur als besonders fleißig, sondern noch dazu als Schnellste, was ihre 13-jährige Tochter Melek nicht gerne hört. Sie sorgt sich um ihre Mutter, die sich seit dem Tod des Vaters um den Lebensunterhalt der Familie kümmert. Funda sagt, bislang habe sie noch keine allzu schlimmen Erfahrungen machen müssen, sie hoffe Überfälle oder ähnliches bleiben ihr erspart. All das hat Taxi-Fahrerin Figen schon erlebt. Einmal stach ihr ein Fahrgast ein Messer zwischen die Rippen, ein anderes Mal versuchte ein zugedröhnter Jugendlicher sie ausrauben. Dennoch fährt sie weiter, sie ist auf das Geld angewiesen. Denn auch Figen finanziert ihr Leben und das ihrer zwei Kinder selbst, allerdings leben die nicht bei ihr. Zu unstet sei ihr Leben, zu oft müsse sie nachts raus, sagt sie. Figen möchte deshalb mit dem Taxifahren aufhören, mittlerweile unterrichtet sie tagsüber als Fahrlehrerin. „Re:“ begleitet die beiden Frauen auf ihrer täglichen Fahrt durch die 18-Millionen-Metropole am Bosporus. (Text: arte)
Épisode 19 - Rebellen lieben Cash – Pro und contra Bargeld in Schweden
6 septembre 2018
Ohne Bargeld in die Zukunft – die Schweden schreiten mutig voran. Björn Eriksson war einmal Leiter von Interpol, heute sammelt er die wackere Schar der Bargeld-Enthusiasten um sich, deren Kampf zurzeit verloren scheint. Denn die Regierung betreibt die Abschaffung des Bargelds konsequent: Wurden in Schweden 2010 noch 40 Prozent aller Einkäufe bar bezahlt, waren es 2016 nur noch 15 Prozent. Mit der App „Swish“ zahlen sie dort bereits per Handy: Die Spende in der Kirche, die Tageszeitung am Kiosk, das Almosen für den Obdachlosen. Schwedens Regierung glaubt an den Fortschritt durch den bargeldlosen Zahlungsverkehr: Sicherheit für Kunden, Bekämpfung der Geldwäsche und natürlich will sie mit Hilfe der E-Krone auch Steuersündern leichter auf die Spur kommen. Die Verteidiger des Bargelds aber pochen auf Schein und Münze – Bargeld verheißt ihnen Freiheit, auch heute noch. Die Pläne, es abzuschaffen, wecken bei vielen Menschen Angst und Misstrauen. (Text: arte)
Épisode 20 - Wunder gegen Bares – Ein ukrainischer Prediger bekommt Gegenwind
7 septembre 2018
Zehntausende Menschen aus der ganzen Ukraine sind in den Kiewer Sportpalast gekommen, um ihn zu erleben: Wladimir Muntjan. Er verspricht, mit der Kraft des Heiligen Geistes Krankheiten aller Art heilen zu können: „Beim Gebet sehe ich in gewissen Momenten ganz deutlich, ob ein Körperteil betroffen ist und welche Erkrankung vorliegt“, beschreibt der Prediger seine Gabe. „Genau das spreche ich im Gebet an. Und genau das wird in dem Moment auch geheilt.“ In seinen Gottesdiensten berichten Anhänger immer wieder von wundersamen Genesungen. Auch Tatjana Swynar war überzeugt von den heilenden Kräften des Predigers. Zehn Jahre lang war sie Mitglied seiner Gemeinde, die sich „Wosroschdenie“ nennt, übersetzt „Wiedergeburt“. Inzwischen ist die junge Frau jedoch eine der schärfsten Kritiker des selbst ernannten Heilers. Denn es sei ein Geschäft mit Hoffnungen. Sie selbst sei das beste Beispiel dafür: Ihre Familie habe die eigenen vier Wände verkauft, als Tatjanas Schwester schwer erkrankte, in dem Glauben, dass sie damit die Chancen auf Heilung erhöhe. Der Erlös ging an Mutjans Gemeinde. Tatjana ist ausgestiegen, will nun andere aufrütteln, denn sie sei kein Einzelfall: „Die Menschen sind müde von der Politik und dem schlechten Lebensniveau, von den ganzen schwierigen Umständen hier. Und Muntjan verspricht ihnen finanziellen Wohlstand, Wunderheilungen.“ Muntjan indes expandiert: Er ist längst dabei, mit seinen Wundern andere Länder Europas zu erobern. Bei ersten Auftritten in Deutschland hat er bereits eine beträchtliche Schar an neuen Anhängern um sich versammelt. Der Anfang ist gemacht. (Text: arte)
Épisode 21 - Ausweg aus der Mietmisere: Letzte Chance Wohnungstausch?
10 septembre 2018
Für ältere Menschen ist es meist sehr schwer, ihre gewohnte Umgebung zu verlassen. Außerdem sind die Mieten inzwischen rasant gestiegen, so dass Senioren für eine kleinere Wohnung oft sogar mehr bezahlen müssten als für ihre jetzige große. An diesem Problem scheitern Johanna und Barkin aus Berlin. Sie suchen dringend einen Tauschpartner, weil ihre kleine Familie bald Zuwachs bekommt. Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, welche Unterstützung ist notwendig, damit ältere Menschen tatsächlich umziehen und so Wohnraum freimachen? Ein Rentnerehepaar aus Nürnberg macht diesen Schritt. „Re:“ beobachtet, wie es Abschied nimmt von seiner 4-Zimmer-Wohnung, in der es seine Kinder aufgezogen und den Großteil seines Lebens verbracht hat. In Deutschland gibt es viele Hürden, in Österreich dagegen ist das Recht auf Wohnungstausch im Mietgesetz verankert. Insbesondere für die Bewohner der berühmten Wiener Gemeindebauten ist der Tausch von einer größeren in eine kleinere Wohnung oder umgekehrt überhaupt kein Problem. Ein Programm, das sich an Senioren über 65 richtet, gleicht eventuelle Mietunterschiede aus. Erste Initiativen gibt es nun auch in Deutschland. In Berlin wird für die Bewohner der landeseigenen Wohnungsgesellschaften gerade eine Onlinetauschbörse eingerichtet. Rein rechnerisch könnte die deutsche Hauptstadt ihre Wohnungsprobleme nämlich auch ohne den Bau neuer Wohnungen lösen. (Text: arte)
Épisode 22 - Islands Touristenretter: Einsatz in der Wildnis
11 septembre 2018
Jökull Skúli Friðriksson gehört zu den freiwilligen Rettern Islands und leitet zum ersten Mal die einwöchige „Highland Patrol“ in Landmannalaugar, dem Isländischen Hochland. In der Gegend wird gerne unerlaubt Offroad gefahren. Dabei kommt es auf den unbefestigten Straßen vor spektakulärer Kulisse immer wieder zu Unfällen. Viele Touristen unterschätzen die raue Natur, sind schlecht vorbereitet oder einfach nur leichtsinnig und bringen sich und andere dadurch in Gefahr. Der 21-Jährige opfert seit rund fünf Jahren seine Freizeit für die „Icelandic Search and Rescue Association“ (ICE-SAR). Für Friðrik Gunnlaugsson ist es die dritte „Highland Patrol“. Wie viele der Retter unterbricht auch der 44-jährige Bankangestellte aus Reykjavik regelmäßig seine Arbeit für die Rettungseinsätze und das unbezahlt. Mit rund 4.000 aktiven Mitgliedern in 100 Teams sind die Retter im ganzen Land verteilt und können schnell reagieren. Allein letztes Jahr haben die engagierten Bürger über 1.000 Einsätze bewältigt, Tendenz steigend.Island boomt, aber das bleibt nicht ohne Folgen. Der Tourismus ist inzwischen zwar die stärkste Wirtschaftskraft und hat dem Land aus der Finanzkrise geholfen, aber es fehlt an einer richtigen Infrastruktur und Personal. Das bekommen auch Ranger wie Nina Aradóttir in der Isländischen Wildnis zu spüren. (Text: arte)
Épisode 23 - Armeniens Aufbruch: Chance und Risiko im Schatten Russlands
12 septembre 2018
Seit 1991 ist Armenien unabhängig. Aber auch nach dem Ende der UdSSR blieben die Probleme des kleinen Landes, eingekesselt zwischen Türkei, Aserbaidschan, Georgien und Iran, die alten: Korruption, Oligarchien und die Abhängigkeit von Russland. Dennoch gelang Armenien im Frühjahr 2018 nach Massenprotesten ein friedlicher Machtwechsel. Die Hoffnung auf Demokratie führt viele Armenier aus der Diaspora zurück in die alte Heimat. Die 31-jährige Tsovinar Chugaszyan ist eine von ihnen: Bis vor kurzem wohnte sie noch bei Frankfurt und erlebt nun die Zeitenwende in der Hauptstadt Jerewan hautnah mit. Für sie ist Armenien wie ein großes, dynamisches Start-Up: Alles ist möglich, und jeder kann mitmachen. Für Tsovinars Familie bedeutet der Machtwechsel aber noch mehr: Ihr Vater lebte bis zum Umsturz im Untergrund und erzwang durch einen Hungerstreik die Freilassung von politischen Gefangenen. Für ihn ist die „Revolution“ noch am Anfang. Viele demokratische Strukturen müssten erst noch aufgebaut werden. Armenien wieder aufbauen – das möchten auch die 25-jährige Aimee und ihr Vater Vahe Keushguerian, die aus den USA und aus Italien nach Armenien zurückgezogen sind. Zusammen wollen sie die jahrtausendealte Weinkultur Armeniens wiederbeleben. Denn fast 30 Jahre nach dem Ende der Sowjetunion ist das Land immer noch von der Planwirtschaft gezeichnet. Ein neues, demokratisches Armenien ist der Wunsch vieler Armenier. Aber kann dies einem Land gelingen, das immer noch im Schatten Russlands steht, umgeben von autokratischen Regimes im Südkaukasus? Armenien ist im Aufbruch. Ausgang ungewiss. (Text: arte)
Épisode 24 - Alltag für Demenzkranke: Eine Frage der Würde
13 septembre 2018
Das baden-württembergische Ostfildern zum Beispiel: Hier ist das Thema Demenz schon lange kein Tabu mehr. So kann die 81-jährige Felicitas Warth weiter auf dem Markt einkaufen gehen, trotz ihrer Krankheit. Die Händler wissen, wie sie mit demenzkranken Menschen umgehen können. Ostfildern bezieht demenziell erkrankte Menschen bewusst in das Stadtleben ein. Elf bürgerschaftliche Projekte bietet die Kommune an: von der Stadt und den Pflegekassen finanziert, von engagierten Bürgern umgesetzt wie das Mal-Atelier, Sportstunden, Besuchsdienste, Handwerkshilfen oder Tages-Betreuungsdienste. Teilhabe und Normalität, das wünschen sich die meisten Betroffenen. Im bayerischen Maria-Martha-Stift leben die Bewohner den Alltag, den sie ein Leben lang gewohnt sind, ob mit Haushalt, Fahrradfahren oder spontanen Ausflügen an den nahe gelegenen Bodensee. So kommen auch die Pflegekräfte ab und an in den Genuss leichterer Momente. Eine Win-Win-Situation: Die Mitarbeiter melden sich hier seltener krank als in anderen Pflegeheimen, und die Senioren bleiben länger fit. „Natürlich ist es nicht schön, eine Demenz zu haben“, sagt Sonja Köpf von der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft, „aber das Leben ist damit nicht zu Ende. Demenz ist heute noch immer ein Schreckensgespenst für viele. Und wir möchten, dass auch deutlich wird: Auch wenn der Kopf nicht mehr so funktioniert, wie wir das vielleicht gewohnt sind, das Leben dennoch lebenswert ist.“ So kann die letzte Zeit des Lebens bei Demenz aussehen. Eben – eine Frage der Würde. (Text: arte)
Épisode 25 - Die Fischer von Ischia: Jäger der verlorenen Schätze
14 septembre 2018
Die Lauros lebten in Ischia Ponte seit Generationen vom Fischfang, zunehmend mehr schlecht als recht. Giulio Lauro musste also umdenken. Inspiriert durch einen Fund von Hobbytauchern, die in den 1970er Jahren vor der Insel auf Überreste aus der Römerzeit gestoßen waren, vermutete Giulio, dass auf dem Meeresgrund noch mehr zu finden sein müsste. Zwar hatte er von Archäologie keine Ahnung, geschweige denn die für Unterwassertauchgänge erforderliche Ausrüstung, doch am Ende bewies er den richtigen Riecher. 2011 starteten Giulio und sein Sohn Gaetano den ersten professionellen Tauchgang, das Projekt trug fortan den Namen „Aeanaria“. Was dann passierte, war nicht weniger als eine archäologische Sensation. Erst fanden sie nur kleine Schätze: Keramiksteine, Reste von Amphoren. Kurze Zeit später Überreste von Mauern und Holzgerüsten. Wie sich bald herausstellte, handelte es sich um das Fundament einer römischen Hafenanlage. 14 Meter lang, drei Meter hoch, 2.000 Jahre alt. Dazu Münzen, Geschirr, Flacons, die von dem Leben der damaligen Zeit zeugen.“Wir entdecken fortlaufend neue Fundstücke“, sagt die Archäologin Alessandra Benini, die das Projekt wissenschaftlich begleitet. Sie hält die Küste vor Ischia für einen besonders interessanten Grabungsort, weil die Vulkaninsel ständiger Bewegung ausgesetzt ist und schon viele Bauten untergegangen sind.Giulio Lauro hat nicht nur die Existenz seiner Familie gesichert, sondern sich selbst einen Traum erfüllt: Er kann seinen Kindern und Enkeln eine wirtschaftliche Perspektive aufzeigen, die es ihnen ermöglicht, auf Ischia zu bleiben. (Text: arte)
Épisode 26 - Integration mit Ziegenkäse – Eine Äthiopierin in den Alpen
17 septembre 2018
Agitu Ideo Gudeta musste vor acht Jahren aus politischen Gründen ihre Heimat verlassen, nachdem sie sich gegen Landraub internationaler Konzerne engagiert hatte. In letzter Minute gelang ihr die Flucht nach Italien. Angekommen in Europa, musste die studierte Soziologin wieder bei Null anfangen. Der Neustart gelang. Die Äthiopierin zog in die Trentiner Alpen, begann Ziegen zu züchten und gründete eine eigene kleine Käserei. „La capra felice“, die glückliche Ziege, heißt der Betrieb. Für ihren Käse verwendet sie die Milch von Mochena-Ziegen, einer einst in den Südalpen verbreiteten Ziegenrasse, deren Bestand in den letzten Jahren dramatisch zurückgegangen ist.Mittlerweile ist ihre kleine Herde von 15 auf 180 Tiere angewachsen. Ihr Betrieb hat überregionale Bekanntheit erlangt und die Käsesorten der Äthiopierin werden mit Preisen ausgezeichnet. Aus der ganzen Region kommen junge Menschen, um von ihr wieder zu lernen, wie man Käse herstellt.“Re:“ erzählt die Erfolgsgeschichte einer mutigen Frau, die sich mit viel Können und einem cleveren landwirtschaftlichen Konzept durchgesetzt hat. (Text: ARTE)
Épisode 27 - Flüchtlinge statt Touristen – Ist Lesbos noch zu retten?
18 septembre 2018
Auf Lesbos bleiben die Touristen aus. Berichte über katastrophale Zustände in Flüchtlingslagern und die daraus resultierenden Aufstände lassen die griechische Ferieninsel in einen komplett anderen Fokus rücken. Die Ärztin Fevronia Kantartzis versucht den Menschen zu helfen, die durch die fehlenden Touristen in die Existenzkrise geraten sind. Sie begleicht Stromrechnungen und bringt Hilfe in das vom Erdbeben zerstörte Dorf Vrissa. Die Leiterin der Tourismuskammer plant eine neue Imagekampagne für Lesbos. Sie will den negativen Bekanntheitsgrad der Insel nutzen und ins Positive kehren. Reiseunternehmen sollen Lesbos wieder vermehrt anbieten. Doch solange die EU die auf der Insel gestrandeten Flüchtlinge nicht weiterreisen lässt, sind Eskalationen vorprogrammiert. Fast 10.000 Flüchtlinge leben mittlerweile zusammengepfercht auf nur einem Quadratkilometer. (Text: arte)
Épisode 28 - Generation Nichtschwimmer? Marseilles marode Hallenbäder
19 septembre 2018
Yanis Fatnassi hat einen großen Traum: Er will Profi-Schwimmer werden. Für den 18-Jährigen aus Marseille bedeutet das, gegen viele Widerstände zu kämpfen. Während er täglich für sein Abitur paukt, muss er drei- bis viermal die Woche trainieren. Aber das ist nicht so leicht. Im Mittelmeer kann er nicht unter Wettkampfbedingungen trainieren. Yanis braucht eine Schwimmhalle. Und die sind rar in Marseille. Die meisten Bäder in der Mittelmeermetropole wurden in den 1970ern gebaut. Viele davon wurden nicht instandgehalten und sind jetzt Ruinen. Besonders in den ärmeren Quartiers Nord wurde wenig Wert auf den Erhalt der Infrastruktur gelegt. Die Folge: Immer weniger Kinder aus Yanis Viertel lernen Schwimmen. Seit 2009 steigt die Zahl der Ertrinkenden in ganz Frankreich, auch an der Mittelmeerküste. Mittlerweile sind es in der Hauptsaison bis zu vier Menschen am Tag. Darunter immer mehr Kinder und Jugendliche. In Marseille hat man das Problem lange ignoriert. Es fehlt bis heute an Investitionen. Die Stadt hat nur zwölf kommunale Schwimmbäder für über 400 Schulen! Um dem Mangel etwas entgegen zu setzen, bieten Sportlehrer wie Rémi Lambert Kindern aus sozial schwachen Familien in den Ferien zweiwöchige Schwimmkurse an. Aber das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Auch am Stadtstrand La Plage de Corbières behilft man sich, wie es eben geht. Rettungsschwimmer unterrichten in Erster Hilfe und im Umgang mit Schwimmflossen, Taucherbrille und Schnorchel. Für viele der Kinder ist das völlig neu. (Text: arte)
Épisode 29 - Urlaub in Tschernobyl – Tourismus und Alltag in der Sperrzone
20 septembre 2018
Im Jahr 2019 rechnen die Reiseveranstalter in Tschernobyl mit über 100.000 Besuchern. Aus aller Welt kommen Touristen, um eine spannende Tour durch Geisterstädte zu unternehmen und um mehr über die Folgen eines nuklearen Unfalls zu erfahren. In den letzten Jahrzehnten wurde die Region aufwendig gesäubert. Ein kurzer Aufenthalt soll daher unbedenklich sein beteuern die Organisatoren, doch einige Bereiche sind noch immer schwer kontaminiert.Der Diplom-Chemiker Serhij Myrnyj war nach dem Unfall für die Strahlenmessung verantwortlich, heute ist er der größte Anbieter für Reisen nach Tschernobyl und versucht den schlechten Ruf der Region zu verbessern und die Wirtschaft durch Tourismus anzukurbeln. Sein nächstes Ziel: Tschernobyl soll UNESCO- Weltkulturerbe werden und der Region so neue Perspektiven eröffnen. Für die Touristen ist die Reise ins Sperrgebiet ein einmaliges Erlebnis, doch für andere ist die Zone harter Alltag. Illegale Siedler, die nach der Evakuierung wieder in ihre Heimat zurückgekehrt sind, leben hier zurückgezogen auf kontaminierten Boden. (Text: ARTE)
Épisode 30 - Invasion der Sumpfkrebse – Von der Plage zur Delikatesse
21 septembre 2018
Fast 30.000 amerikanische Sumpfkrebse hat Klaus Hidde in nur drei Monaten in Berlin bereits gefangen. Der 63-jährige ist ein erfahrener Traditionsfischer, doch diese Tierchen sind ihm neu. Und: Hidde ist der einzige, der in der deutschen Hauptstadt die Tiere fangen darf – und muss. Als 2016 die ersten amerikanischen Krebse in den Teichen des Berliner Tiergartens auftauchten, waren Naturschützer alarmiert: Der Krebs, auch Roter Amerikanischer Sumpfkrebs genannt, ist eine invasive Art, die eingeschleppt wurde und sich rasend schnell verbreitet. Die Invasoren können gefährliche Krankheiten auf heimische Krebse übertragen. Um die Verbreitung der Tiere zu stoppen, hat der Wildtierbeauftragte Derk Ehlert schon so einiges versucht. Mit Klaus Hiddes Hilfe will er die Krebse nun fangen lassen. Daraus ist bereits ein Geschäft geworden. Die eingewanderten Krebse entpuppen sich mehr und mehr als Delikatesse.Denn für den Menschen sind die eingewanderten Krebse unbedenklich. In China oder in den USA werden sie sogar in großen Zuchtanlagen extra für den Verzehr produziert. In freier Wildbahn in Berlin dagegen gilt es Geschäft und Naturschutz unter einen Hut zu kriegen. Matthias Engels hilft dem Fischer Klaus Hidde dabei. Engels betreibt einen Fischhof in Brandenburg und hat sich die Vermarktung der Krebs-Invasoren auf die Fahnen geschrieben. Als Händler kauft er die Krebse von Fischer Klaus Hidde und bietet sie als „Berlin Lobster“ an. Auch Star-Köche gehören mittlerweile zu seinen Abnehmern. (Text: arte)
Épisode 31 - Liebe halal – Muslimische Hochzeiten in England
24 septembre 2018
Walia und Ali sind junge, verliebte und gläubige Muslime. Die 25-jährigen Briten aus London haben sich erst vor kurzem über die Dating-App „muzmatch“ kennengelernt. Wer so zusammen kommt, tut das offiziell nur aus einem Grund: Heirat. Schon beim zweiten Treffen waren die Eltern dabei, um die Hochzeit zu besprechen. Denn erst nach der Nikah, der muslimischen Eheschließung, dürfen die beiden richtig zusammen sein. Dann ist ihre Liebe halal – aber deshalb nicht unbedingt rechtsgültig.Rund 60% der muslimischen Ehen in England werden nicht registriert, weil es gesetzlich nicht notwendig ist. Damit unterliegen die Ehen nur dem religiösen Gesetz (sharia). Trennt sich ein Paar, stellt es vor allem Frauen vor große Probleme. Frauen wie Sarah Shahzad aus Bradford. Die 28-jährige trennt sich nach zwölf Jahren und sieben Kindern von ihrem Partner, mit dem sie nur durch die Nikah verbunden ist.Als er begann sie zu schlagen, verließ sie ihn und nahm die Kinder mit. Doch nach der Trennung bekommt Sarah nun keinerlei finanzielle Unterstützung durch ihren Ex-Partner. Sie hat keinen rechtlichen Anspruch auf die Aufteilung des gemeinsamen Besitzes. Auch beim Unterhalt für die Kinder gibt es bürokratische Hürden. Jetzt steht Sarah ohne Geld und ohne Ausbildung da.Sarahs Geschichte ist kein Einzelfall. Deswegen setzt sich die Anwältin Aina Khan seit Jahren für die Registrierung muslimischer Ehen ein. Mit ihrer Initiative „Register Our Marriage“ reist sie durchs Land, hält Vorträge, klärt muslimische Frauen auf und versucht eine Gesetzesänderung durchzuboxen. (Text: ARTE)
Épisode 32 - Dicke Luft! Der Kampf gegen den Transitverkehr
25 septembre 2018
Europas schöne Alpentäler sind bedroht! Mit 2,5 Millionen LKW im letzten Jahr ist die Brennerroute über die Inntalautobahn der meist befahrene Pass über die Alpen. Der Tiroler Fritz Gurgiser hat vor dreißig Jahren das Transitforum Austria gegründet. Eine Bürgerinitiative, die sich gegen den immer stärker werdenden Transitverkehr wehrt.Es ist ein Kampf David gegen Goliath. Denn entgegen allen Versprechungen gelingt bislang die Verlagerung der Güter auf die Schiene nicht. Doch Fritz Gurgiser gibt nicht auf. Sein Druckmittel: Artikel 36 im Europarecht. Der besagt unter anderem, dass der freie Warenverkehr überall dort begrenzt werden kann, wo es zum Schutze der Gesundheit der Menschen nötig ist. Dies zu beweisen ist Gurgisers Mission: Er macht Lärmpegelmessungen und sammelt die Beschwerden Asthma kranker Anwohner. Gurgiser und seine Initiative haben für Tirol bereits einiges erkämpft: Der gesamte österreichische Teilabschnitt der Inntalautobahn ist mit einem „Flüsterasphalt“ belegt, es gibt ein Tempolimit vom 100 km / h und ein Nachtfahrverbot für LKW. Über weite Strecken wurde ein guter Schallschutz gebaut. Bei Innsbruck wurde die Autobahn sogar überbaut. Vor allem aber wurde der Brenner-Basistunnel in Angriff genommen.Doch alle Maßnahmen nützen nur wenig, wenn das Nachbarland Deutschland nicht mitzieht. Obwohl im Mai 2009 vertraglich zugesichert, stockt die Planung der Zulauftrassen. Und auch weitere zugesicherte Maßnahmen zur Eindämmung des Güterverkehrs lassen auf sich warten. Nun haben bayerische Anwohner den österreichischen Aktivisten zur Hilfe gerufen… (Text: arte)
Épisode 33 - Rebell im Priestergewand – Pater Ángel und seine offene Kirche
26 septembre 2018
Mitten in Madrid leitet Padre Ángel García Rodríguez eine der außergewöhnlichsten Kirchengemeinden Spaniens: San Antón. 24 Stunden am Tag ist das Gotteshaus geöffnet, weiche Sessel ersetzen harte Kirchenbänke. Obdachlose nutzen sie gern, um sich auf ihnen auszuruhen oder zu schlafen. Freies WLAN, Frühstück und Mittagessen für Hilfsbedürftige, Public Viewing im Kirchenschiff, wenn die spanische Nationalmannschaft spielt: Padre Angel macht San Antón zu einem Ort der Gemeinschaft für alle. Der 81-jährige will eine Kirche, die wieder näher an die Lebenswelt der Menschen rückt. Dabei rüttelt er an den Grundfesten der katholischen Morallehre, auch was Homosexualität angeht. San Antón liegt mitten in Chueca, dem Homosexuellen-Viertel von Madrid. Oft bitten gleichgeschlechtliche Paare García um seinen Segen. Padre Ángel erfüllt ihnen den Wunsch, auch wenn er damit gegen die kirchliche Lehre verstößt. Neben der Arbeit als Priester hat García die NGO „Botschafter des Friedens“ ins Leben gerufen, die sich um sozial benachteiligte Menschen kümmert. Doch die NGO ist umstritten. Kritiker werfen García vor, mit seinen sozialen Projekten den spanischen Staat aus seiner Pflicht zu nehmen und gewinnorientiert zu arbeiten. „Re:“ besucht den streitbaren Pater und seine Gemeinde in Madrid. (Text: arte)
Épisode 34 - Evgenia gibt nicht auf – Leere Netze in der Ägäis
27 septembre 2018
Zehn bis 20 Kilo Fisch am Tag haben Evgenia Floris und ihr Mann Georgios früher in der Ostägäis rund um Chios gefangen. Ein gutes Einkommen. Heute sind es höchstens fünf Kilo. Die Fische werden immer kleiner, manche Arten finden sie überhaupt nicht mehr in ihren Netzen.Für das Fischerpaar aus Mestá reicht es nicht mehr zum Leben, manchmal nicht einmal für das Benzin für ihr Boot.93 Prozent der Fischbestände im Mittelmeer sind überfischt, so eine EU-Studie. Vor allem die großen Trawler sind daran beteiligt. Aber es wird auch von „Kleinen“ illegal gefischt: mit Dynamit beispielsweise. Oder ohne Lizenz. Staatliche Kontrollen gibt es in Griechenland so gut wie nicht.Wie soll es weitergehen, fragen sich Evgenia und Georgios. Wovon sollen sie leben? Sie sind jetzt 69 und 78 Jahre alt und werden fischen, solange sie können. Denn es ist immer noch ihr Traumberuf. Aber ihnen ist klar: Eine Tradition geht zu Ende. Ihre Kinder werden nicht mehr als Fischer arbeiten. (Text: arte)
Épisode 35 - Wo der Balkan bebt – Das Trompetenfestival in Guca
28 septembre 2018
Drei Tage und drei Nächte lang herrscht in Guca der absolute Ausnahmezustand.Tonnenweise Fleisch und zigtausend Hektoliter Bier werden angekarrt. Auf den Straßen und in den Gaststätten und Bierzelten wimmelt es vor Musikern. Blasorchester aus ganz Serbien spielen hier um die Wette. Alle mit dem gleichen Ziel: Sie wollen die „goldene Trompete“ gewinnen. Denn der Festivalpreis bringt nicht nur Geld, sondern auch Bekanntheit und Aufmerksamkeit im In- und Ausland.“Re:“ begleitet das Orchestra of Danijel Kostic. Die junge aufstrebende Blaskapelle tritt das erste Mal in Guca auf. Und das mit der einzigen weiblichen Trompeterin im Programm – ein absolutes Novum. Das Festival soll für die junge Band ein Sprungbrett sein. Wird ihr Traum von einer internationalen Karriere in Erfüllung gehen? (Text: ARTE)
Épisode 36 - Der große Run auf die Berge – Neue Herausforderungen für die Retter
1 octobre 2018
Dreihundert Watzmann-Überschreitungen an einem schönen Sommertag! In den letzten Jahren ist die Zahl derer, die ihre Freizeit in den Bergen verbringen, rasant gestiegen – ein Trend, der in allen Alpenländern zu beobachten ist. Ob zu Fuß, mit dem E-Mountainbike auf den Gipfel oder im Klettersteig mit teils sehr hohen Schwierigkeitsstufen – die Bergsportarten werden immer vielfältiger und locken neues Publikum. Auch die digital natives gehören mittlerweile dazu, die gerne mit Selfies und Videos ihre Abenteuer am Berg dokumentieren. Hinzu kommt eine gewisse Servicementalität, ganz nach dem Motto: wenn ich nicht mehr weiterkann, geht’s heim mit dem Hubschrauber…Doch auch die ältere Generation, die eigentlich eher genusswandern will, wählt oftmals anspruchsvolle Routen, wobei es bei der Einschätzung der eigenen Fitness hapert. Zum alten Eisen will man schließlich noch lange nicht gehören.Während in Österreich die professionelle Flugrettung einen Großteil der Rettungs-Einsätze übernimmt, leisten dies in Bayern ausschließlich Ehrenamtliche. Sie sind bereit, ihr Leben zu riskieren – unentgeltlich und in ihrer Freizeit. Doch die Anforderungen werden immer größer – umso schwieriger, geeigneten Nachwuchs zu finden.“Re:“ ist bei Rettungs-Einsätzen am Watzmann und zwischen Großglockner und Großvenediger dabei und spricht mit Ausbildern, Rettern und Bergsportexperten. (Text: ARTE)
Épisode 37 - Gegen Homo-Hass in Russland – Franzosen retten verfolgte Homosexuelle
2 octobre 2018
Épisode 38 - Der digitale Bauer – Hightech in der Landwirtschaft
3 octobre 2018
Digitale Anwendungen helfen heutzutage vielen Bauern beim Pflanzenschutz, bei der Tierhaltung und der Wettervorhersage. Auch Landmaschinen sind mittlerweile mit intelligenten Technologien bestückt und kommunizieren untereinander. Satelliten und Sensoren liefern relevante Daten aus Stall, Weide und Acker. Ein Filmteam besuchte verschiedene moderne Landwirtschaftsbetriebe in Oberösterreich. (Text: arte)
Épisode 39 - Letzte Chance zum Babyglück – Fürs Wunschkind nach Tschechien
4 octobre 2018
Nadine und Falk Wegener sind seit 24 Jahren ein Paar – seit zehn Jahren versuchen sie ein Kind zu bekommen. Erfolglos. „Ihr medizinischer Weg in Deutschland ist beendet“, so die Ärztin bei ihrem letzten Besuch einer Kinderwunschpraxis in Berlin. Nach zehn missglückten künstlichen Befruchtungen geben ihre Ärzte in der Heimat auf.Was bleibt ist der Weg über die Grenze. Nur vier Stunden Autofahrt von ihrem Heimatort Erkner in Brandenburg entfernt, werben manche Kliniken mit über 70 Prozent Erfolgsaussichten. Die Gesetzeslage ist anders als in Deutschland, die Ärzte in Tschechien haben mehr Spielräume. So können die befruchteten Embryonen vor dem Transfer in die Gebärmutter genetisch untersucht und „aussortiert“ werden. Laut Embryonenschutzgesetz ist das in der Regel in Deutschland verboten. Ebenso wie die Eizellspende.Ein Strohhalm an den sich viele kinderlose Paare aus dem westeuropäischen Ausland klammern. Schätzungen zufolge lassen sich pro Jahr etwa 3.000 deutsche Paare in Tschechien behandeln. Mehr als 40 Kliniken gibt es bereits. Und so boomt das Geschäft mit der Hoffnung.Nadine und Falk haben sich für eine Klinik in Prag entschieden. Mit gemischten Gefühlen machen sie sich auf. „Alles nochmal auf Null – bei jedem Versuch habe ich 100 Prozent Hoffnung“, sagt die 42-jährige Nadine. Das Paar möchte es noch einmal mit eigenen Eizellen probieren. Die letzte Chance auf ein genetisch „eigenes“ Kind, denn die biologische Uhr tickt. Mit jedem Versuch, mit jedem zunehmenden Lebensjahr, schwindet die Aussicht auf das so ersehnte Babyglück. (Text: arte)
Épisode 40 - Die Würde der Kuh – Ein Schweizer kämpft für Rinder mit Hörnern
5 octobre 2018
„Was er sich in den Kopf gesetzt, das zieht er auch durch“, sagt seine Frau über ihn: Armin Capaul, Bergbauer, Alt-Achtundsechziger und Hornkuhrebell. Noch vor einem Jahr haben viele ihn für einen Spinner gehalten. Der Bergbauer aus dem Berner Jura hat die „Initiative für die Würde der landwirtschaftlichen Nutztiere“ in Leben gerufen. Fast im Alleingang. Das Ziel: er will erreichen, dass weniger Tiere – und vor allem Kühe – enthornt werden. In der Schweiz sind mittlerweile 9 von 10 Kühen ohne Hörner. Um im modernen Laufstall mehr Tiere halten zu können werden die Hörner weggebrannt. Doch Wissenschaftler sagen, die Hörner seien wichtig für Stoffwechsel und Kommunikation der Tiere.Armin Capaul will kein Verbot aussprechen, sondern er verfolgt das Ziel, dass jene Bauern, die ihren Kühen die Hörner lassen, finanziell unterstützt werden.154.071 Stimmern hat er dafür gesammelt, damit die Volksabstimmung genehmigt wird. Keiner hat ihm das zugetraut. Es ist ein Beispiel dafür, was eine Person alles bewegen kann in einem Land, in dem direkte Demokratie ein wichtiger Teil des politischen Prozesses ist. Nun bereitet er sich auf die Kampagne für eine Volksabstimmung am 25. November vor. Und braucht dafür genügend Geld für Werbeplakate und Flyer. Damit er die Menschen dazu mobilisieren kann, zur Wahlurne zu gehen und mit „Ja“ zu stimmen. (Text: ARTE)
Épisode 41 - Streit um Camembert – Die Käse-Krieger
9 octobre 2018
Véronique Richez-Lerouge hat eine Mission: den echten französischen Camembert aus der Normandie zu retten. „Als ich festgestellt habe, dass immer mehr Hersteller von Rohmilch-Camembert einfach vom Markt verschwunden sind, hat mich das traurig gemacht – und wütend.“ Für die Autorin und Gastro- Kritikerin ist der Camembert mehr als nur ein Weichkäse. Er ist ein nationales Kulturgut. Schon seit Jahren wird er durch billigere, industriell hergestellte Camemberts aus pasteurisierter Milch unter Druck gesetzt. 80 Prozent des französischen Marktes haben sie dem meist in kleinen Hof-Käsereien hergestellten Rohmilch-Camembert bereits abgenommen. Und in Zukunft – ab 2021 – sollen sie auch noch durch das Herkunfts- und Güte-Siegel „Appellation d’Origine Protege’“ (AOP) geadelt werden, das bislang nur der Original- Camembert tragen darf. Das hat das in Frankreich für die Vergabe zuständige Institut INAO so festgelegt. Ein Skandal, findet nicht nur Véronique Richez-Lerouge. Viele Freunde und Kenner der französischen Ess-Kultur sind empört. Denn einmal bedeutet das weiteren Druck auf den Rohmilch-Camembert, denn oberflächlich betrachtet ist er für Käufer kaum mehr von der Billig-Konkurrenz zu unterscheiden. Zum anderen sei das eine Art von Etikettenschwindel: „Das sind zwei unterschiedliche Produkte“, sagt der Sternekoch Mathieu Guibert: „Aber wenn man einen Camembert kauft, möchte man einen Camembert. Und nicht etwas, was so ähnlich schmeckt.“ Das ist eben der springende Punkt: Camembert aus pasteurisierter Milch ist eben nicht so schmackhaft wie sein Vorbild aus Rohmilch. Frankreichs Feinschmecker machen mobil. (Text: arte)
Épisode 42 - Georgien im Aufbruch – Land zwischen Europa und Stalin
10 octobre 2018
Auf seiner Reise spricht er unter anderem mit Demonstranten in der Hauptstadt Tiflis, der Kuratorin des bizarren Stalin-Museums in dessen Heimatstadt Gori und, – auf einer unwirtlichen Industriebrache -, mit einem überzeugten Stalinisten, der die hier endgelagerte Statue des Diktators gerne zurück auf ihrem Sockel sähe. Davit Gabunia besucht auf seiner Reise auch gezielt Orte, die eine persönliche Bedeutung für ihn haben. Sein Cousin Shalva starb im georgisch-russischen Krieg von 2008. Davit besucht erstmals das Grab in seiner Heimatstadt Poti am Schwarzen Meer. Zehn Jahre lang hat er sich nicht hierher getraut. Die Zerrissenheit seines Heimatlandes beobachtet der 36-Jährige direkt an der sog. „Administrativen Begrenzungslinie“ zwischen Georgien und Südossetien. Seit zehn Jahren hält Russland diesen Landesteil Georgiens besetzt. Davit trifft eine alte Bäuerin und erfährt, dass der Konflikt hier jeden Tag ihr Leben beeinflusst. Viel Stoff für Davits schwarzes Notizbuch, in das er alle Erlebnisse der Reise penibel einträgt und so ein Panoptikum des aktuellen Georgiens schafft. (Text: arte)
Épisode 43 - Städte für Bürger! Wenn Einwohner Lebensräume selbst gestalten
11 octobre 2018
In Paris zieht sich eine alte Bahnstrecke rund um die Innenstadt. 30 Jahre lang wurden die abgesperrten Gleise der „Petite Ceinture“ nicht mehr genutzt – ein wilder Grüngürtel entstand. Jetzt werden 20 Hektar davon für die Allgemeinheit geöffnet. Stadtplanerin Anne Labroille erarbeitet in Workshops mit den Anwohnern, wie die Freiflächen gestaltet werden sollen. „Das ist der einzige Ort in Paris, an dem man Vögel singen hört“, sagt sie. „Jeder Bürger von Paris soll die Möglichkeit bekommen, ihn zu genießen.“ Die Bürger selbst haben aktiv darüber entschieden im Rahmen des „Budget Participatif“, des Bürgerbudgets von Paris. Jeder Stadtbewohner kann Projekte vorschlagen, jeder darüber abstimmen.In Rotterdam wollte der Stadtplaner Kristian Koreman eine Brücke bauen, um ein heruntergekommenes Viertel neu zu beleben. Das Problem: Drei Stadtteile waren nach dem Zweiten Weltkrieg durch breite Verkehrsadern voneinander getrennt worden. Seine simple Lösung: eine leuchtend gelbe Holzbrücke namens „Luchtsingel“, finanziert durch Crowdfunding.In Hannover dagegen nahmen ein paar Skateboarder das Recht in die eigene Hand. Auf einer brachliegenden Fläche betonierten sie ihren eigenen Skatepark. Nachträglich erkämpften sie einen Pachtvertrag und besetzten gleich noch den Parkplatz daneben. Dort entstand eine Siedlung aus bunten Überseecontainern, in denen immer mehr junge Kreative nachhaltige Unternehmenskonzepte ausprobieren. Das „Platz-Projekt“ gilt mittlerweile deutschlandweit als Brutstätte unkonventioneller Ideen. Hier entstehen neue Impulse für die Entwicklung der Stadtkultur. (Text: arte)
Épisode 44 - Abgetorft! – Legen deutsche Unternehmen das Baltikum trocken?
12 octobre 2018
Ohne Torf kein Gemüse, Pflanzenproduktion ist ohne Torf nicht möglich. Weltmarktführer Klasmann-Deilmann, ein Unternehmen mit Sitz im Emsland, holt den Rohstoff inzwischen im großen Stil aus dem Baltikum. Um unseren Bedarf an Torf zu decken, werden sie dort irgendwann auch intakte Moore trocken legen, warnt Moorkundler Hans Joosten. Eine Umweltsauerei erster Güte, denn trockene Moore sind ein Problem für den Klimaschutz, sie dünsten ungeheure Mengen Treibhausgase aus. Hans Joosten fordert deshalb: Was trocken ist, muss wieder nass werden. „Re:“ begleitet Moorschützer und Torfproduzenten zu Torffeldern in Deutschland und im Baltikum. Führt unser immenser Torf-Konsum dazu, dass in Nachbarländern Moore zerstört werden? (Text: arte)
Épisode 45 - Jagd auf Journalisten: Montenegro und die Pressefreiheit
15 octobre 2018
Marko Vesovic ist auf dem Weg zu einem Informanten. Der Journalist recherchiert über Verflechtungen zwischen der regierenden Partei und der organisierten Kriminalität. Und begibt sich in Montenegro damit in Lebensgefahr. 2004 wird der Chefredakteur seines Blattes erschossen. Auch Mihailo Jovovic lebt gefährlich: Er leitet die liberale Zeitung Vijesti. Das auflagenstärkste Blatt des Landes ist unabhängig von der Regierung und berichtet über Korruption und Vetternwirtschaft in dem kleinen Balkanstaat. Vor fünf Monaten wird eine Kollegin durch einen Schuss schwer verletzt. Nach dem Anschlag wird auf Druck der EU eine Kommission gegründet, die sowohl die Attacken auf Journalisten als auch die Ermittlungen der Polizei in Montenegro dokumentieren soll. Denn bis heute ist der Fall nicht aufgeklärt, wie Dutzende andere Anschläge auf Kollegen zuvor. Chefredakteur Jovovic ist Mitglied dieser Kommission. Er sammelt Fakten und Daten über die Anschläge der vergangenen Jahre. Seit 2004 gibt es 80 Attacken auf Journalisten in dem kleinen Land mit nur 600.000 Einwohnern. Auf Mihailo Jovovics Redaktion wird ein Bombenanschlag verübt. 2004 wird der Chefredakteur der konservativen Zeitung Dan ermordet. Und jetzt der Schuss ins Bein auf seine Kollegin. Von der Hauptstadt Podgorica fährt Jovovic in die Stadt Berane. Unweit der Grenze zum Kosovo gibt es Probleme mit einer Gang. Einige Morde werden verübt. Über das Thema berichtet sein Kollege Tufik Softic und wird anschließend zusammengeschlagen. Doch Schweigen kommt für die Journalisten nicht in Frage. Ihre Hoffnung: Montenegro ist EU-Beitrittskandidat. Nur wenn die EU Druck macht, wird sich im Land etwas ändern. (Text: arte)
Épisode 46 - Jenseits der Hecke – Clash der Kulturen im Kleingarten
16 octobre 2018
Die deutschen Kleingärten erleben einen Generationswechsel: Immer mehr junge Menschen suchen das große Glück im Grünen, sehnen sich nach einem Stück Land als Ausgleich zum aufreibenden Alltag in der Stadt. Nicht immer verläuft das Laubenpieper-Leben in der Gemeinschaft konfliktfrei: Etwa dann, wenn der Rasen nicht akkurat gemäht ist.Michael Baumann ist Chef des „Gartenfreunde Südost e.V.“ in Leipzig. In der Saison sorgt er täglich für Recht und Ordnung auf dem Gelände des viertgrößten Kleingartenvereins in Leipzig. Den Zustrom junger Menschen sieht er mit gemischten Gefühlen: „Es war hier immer leise, still und traditionell. Wenn dann Kinder kommen und laut sind, kann man sich ja vorstellen, wie die älteren Mitglieder das finden.“ „Re:“ über Schrebergärtner zwischen blühender Oase und kleinbürgerlicher Spießigkeit. (Text: arte)
Épisode 47 - Leben vom Müll der anderen – Die Abfallsammler von Rumänien
17 octobre 2018
Die 65-jährige Rozalia und ihr Mann Gheorghe leben am Rande von Tirgu Mures in Transsilvanien, in einer heruntergekommenen Herrenhausruine. Tagtäglich fahren sie mit ihrem Pferdekarren die wilden Müll-Deponien im Umkreis ab, um dort zu sammeln, was irgendwie verwertbar ist: vor allem Metall. Seit 20 Jahren bestreiten sie mit dem Müll der anderen ihren Lebensunterhalt und riskieren dabei, mit giftigen Dämpfen in Berührung zu kommen oder in den unbefestigten Müllbergen einzustürzen. Das Betreten dieser unkontrollierten Müllkippen ist gefährlich und deshalb verboten. Nach EU-Standards dürfte es die illegalen Deponien gar nicht geben. Große Sorgen, dass sein Einkommen aus dem Müll bald ein Ende haben könnte, macht sich das Ehepaar trotzdem nicht: Zwar wurde vor Jahren schon eine neue, EU-konforme Deponie mit EU-Geldern gebaut. Aber die ist bis heute nicht in Betrieb: Der erbitterte Kampf der lokalen privaten Müllabfuhrfirmen um den lukrativen städtischen Vertrag und die allgegenwärtige Korruption verzögern den Prozess. So versickert Rumäniens Müllproblem buchstäblich im korrupten Sumpf der Bürokratie und alles bleibt bis heute beim Alten.Rozalias und Gheorghes Geschichte gleicht den Schicksalen von mehr als 1.500 Rumänen, die für weniger als umgerechnet zehn Euro am Tag auf Pata Rat, der größten Mülldeponie der Region, nach Wiederverwertbarem im Unrat wühlen – darunter hunderte von Kindern. Sie alle leben von dem, was andere wegwerfen. (Text: arte)
Épisode 48 - Leben bis zuletzt: Vom Umgang mit dem Tod
18 octobre 2018
Die 37-jährige Jana ist sterbenskrank, drei Chemo-Therapien haben keinen Erfolg gebracht. Jetzt hat sie sich entschieden, die letzte Lebensphase selbst in die Hand zu nehmen: mit einem neuen Projekt, einem eigenen kleinen Laden. Über ihre Krankheit redet sie ganz offen. Der Tod als Tabu – in England soll damit jetzt Schluss sein. Immer mehr Bürger kümmern sich darum, das Sterben ins Bewusstsein zu holen und in den Alltag zu integrieren. London erlebt gerade einen Boom der sogenannten „Death Cafés“. Dort treffen sich Menschen zum Tee, um mit Fremden über den Tod zu sprechen. Im südenglischen Plymouth werden Sterbende mit einer Vielzahl von Unterstützungsangeboten umsorgt und wieder aus den Krankenhäusern und Hospizen zurück in die Familien gebracht. Die Stadt ist wie 140 Städte weltweit eine „Caring Community“, zu Deutsch „Sorgende Gemeinde“ und verfolgt ein zukunftsweisendes Konzept. Das schwäbische Heidenheim ist die erste „Caring Community“ in Deutschland. Nachbarn schließen so genannte Wahlverwandtschaften und helfen sich gegenseitig. Wer sich gut kennt, sorgt dann auch am Lebensende füreinander. Denn Sterben beginnt dort, wo Menschen leben, lieben und arbeiten, alt werden, trauern und mit ihrer Endlichkeit zurechtkommen müssen: zu Hause. Die Beschäftigung mit dem Tod „zu Lebzeiten“ kann ein Gewinn sein. Deshalb zimmert eine Gruppe Interessierter im niedersächsischen Kirchlinteln gemeinsam einen Sarg. Dabei über Gott, die Welt und den Sensenmann reden, auch das hilft, Tod und Trauer wieder mehr in den Alltag zu integrieren. (Text: arte)
Épisode 49 - Balkan Rallye: 4000 Kilometer durch den wilden Osten
19 octobre 2018
Unbekannte Länder, fremde Sprachen, holprige Schlagloch-Pisten und die Suche nach einem Platz für die Nacht – Auf Robert (36), Tobias (49) und Joris (53) wartet das große Abenteuer. Sie wollen ihren Urlaub nicht auf der Sonnenliege, sondern auf den Sitzen ihres alten Mercedes verbringen. Zum ersten Mal in ihrem Leben nehmen sie an einer Rallye teil. Ihr Teamname: „Die Marschrutka-Freunde“. Der Balkan Express führt sie – und 169 andere Teams – 4.000 Kilometer durch den „wilden Osten“. Ihre Route führt von Dresden über Länder wie Rumänien, Bulgarien, Mazedonien, Albanien und Montenegro bis nach Salzburg. Die Regeln des Veranstalters: Kein Navi, kein GPS und keine Autobahnen. Jedes Team muss mindestens 500 Euro für einen wohltätigen Zweck spenden, und die Autos müssen mindestens 20 Jahre alt sein. Am Ende gewinnt nicht der Schnellste, sondern das Team, das die meisten Aufgaben erfüllt hat.Andere Teams wie die „Kapitalismusflüchtlinge“ hat der Ehrgeiz gepackt. Um einen Platz auf dem Siegertreppchen zu ergattern ringen sie mit Bären, setzen Schafe auf den Beifahrersitz und versuchen bulgarische LKW-Fahrer im Armdrücken zu besiegen.Die „Marschrutka-Freunde“ hingegen lassen es etwas ruhiger angehen. Sie suchen nicht nur das Abenteuer, sondern peilen ein rumänisches Waisenheim an, denn sie haben gehört, dass hier Hilfe benötigt wird. (Text: arte)
Épisode 50 - Leben ohne Versicherung: Kein Geld für die Krankenkasse
23 octobre 2018
Lorenz Eberhardt war erfolgreicher Unternehmer. Als es mit der Firma bergab ging, konnte er die Beiträge für seine private Krankenkasse nicht mehr zahlen und war zu alt, um in die Gesetzliche Krankenversicherung zurückzukehren. So wie Lorenz Eberhardt geht es Hunderttausenden in Deutschland: Sie sind nicht krankenversichert. Zunehmend trifft es Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, Unternehmer oder Freiberufler, aber auch Ärzte, Ingenieure, Kreative. Was geschieht, wenn sie ernsthaft erkranken? Als Lorenz Eberhardt einen Herzstillstand hatte, wurde er notoperiert. Jetzt hat er knapp 27.000 Euro Schulden bei einem Krankenhaus. Wollte er wieder krankenversichert werden, müsste er die Beiträge der vergangenen fünf Jahre zurückzahlen – etwa 50.000,- Euro – zuzüglich fünf Prozent Zinsen. Doch das ist für ihn illusorisch. Sein Unternehmen ist pleite, sein Wohnhaus wurde zwangsversteigert. Der Solinger Internist Christoph Zenses hilft seit zehn Jahren Menschen ohne Versicherungsschutz. Es sind oft schwere Fälle, die er behandelt, weil die Betroffenen den Gang zum Arzt aus Scham hinauszögern. Zu Vorsorgeuntersuchungen sind sie wegen der Kosten ohnehin lange nicht mehr gegangen. Peter Ostendorf, ehemaliger Klinikchef, hat in Hamburg eine so genannte „Praxis ohne Grenzen“ aufgebaut. Hier arbeiten insgesamt 60 Ärzte, Pfleger und Sozialarbeiter, alle ehrenamtlich. Medizinische Geräte und Arzneimittel werden über Spenden finanziert. Die Reportage zeigt, was es bedeutet, in einem reichen Land ohne den Schutz einer Krankenversicherung zu leben. (Text: arte)
Épisode 51 - Digitale Nomaden: Die Welt ist ihr Arbeitsplatz
24 octobre 2018
Viele habe schon in einer verwegenen Stunde daran gedacht einfach abzuhauen: Hinaus in die Welt und auf die Walz. Was bei Vielen ein Traum bleibt, leben die beiden. Die Motivation für ihren Lifestyle ist die pure Lust an der Welt. Ein stetes Leben hatten beide Protagonisten satt und wollten der Routine und dem Alltag entfliehen. Sie wollen sich maximal selbstverwirklichen ohne große Fangnetze und Vollkasko. Nur wer – wie die Beiden- loslassen kann fühlt sich wohl in dieser nomadischen Welt voller Abenteuer. Für Pete als DJ ist Party und Großstadt von großer Wichtigkeit – Suparni alias Supi ist das Gegenteil sie sucht nach Spiritualität und Bewusstsein. Die beiden Charaktere zeigen die ganze Spannbreite, die die Welt der Digital-Nomaden bereithält. Auch wenn die beiden Gegenpole dieser Welt darstellen, eint sie die Art wie sie ihren Lebensunterhalt durch „remote“-Arbeit verdienen. Ermöglicht wird dies durch das digitale Zeitalter: Ein Lebensgefühl und Lebensentwurf, den es vor der Erfindung des Internets nur begrenzt gab. Aber ihr Lifestyle stößt an Grenzen, das erfährt vor allem Suparni, die sich auch Kinder vorstellen kann. Doch jemanden zu finden, den man liebt und der denselben Lebensstil pflegt ist schwer. Das beständige Reisen ist dabei ein großes Hindernis. Wenn sie keinen Partner findet, kann sie sich auch ein Leben als Alleinerziehende vorstellen. Im Gegensatz dazu ist Pete noch voll auf der Überholspur und denkt noch nicht an die Zukunft. Noch findet er gefallen an schnellen Smalltalk und den kurzen aber intensiven Bekanntschaften. (Text: arte)
Épisode 52 - Aufbruch im Kiez: Problemviertel im Wandel
26 octobre 2018
Moin Uddin Ahamed kam vor acht Jahren aus Bangladesch nach Lissabon. Er landete in dem von Migranten geprägten Viertel Mouraria. „Hier sah es damals wie in einem Horrorfilm aus“, sagt er heute. Auf der Straße gehörten Drogendealer, Abhängige und Prostituierte zum Alltag. Ahamed lernte die Sprache, suchte Kontakt und hilft heute älteren Nachbarn beim Einkauf. Inzwischen hat sich das Viertel zum Szene-Bezirk für Studenten, Künstler und Touristen gewandelt – auch dank der vielen sozialen und kulturellen Initiativen der Bewohner. Sauberer ist es geworden und sicherer. Aber gleichzeitig wächst die Angst vor Verdrängung, besonders bei den Alten. Denn seitdem überall renoviert und gebaut wird, steigen die Mieten. Wenn es um mehr Sicherheit geht, wird schnell der Ruf nach „mehr Polizei“ laut. Dr. Anke Schröder weiß aber: „Man muss öffentliche Räume so planen, dass Menschen sich dort sicher fühlen und sich auch sicher bewegen können“. Die Architektursoziologin arbeitet für das Landeskriminalamt Niedersachsen. In schwierigen Vierteln analysiert Schröder die Lage vor Ort und versucht, mit Wohnungsbaugesellschaften, Anwohnern und der Polizei Lösungen zu finden. Auch das holländische Rotterdam galt lange als unsicheres Pflaster. Einige Ecken der Stadt waren so gefährlich, dass Rotterdamer sie mieden und in Reiseführern vor ihnen gewarnt wurde. Dann setzte der Bürgermeister „Stadsmariniers“ ein. Diese „Superbeamten“ mit besonderen Befugnissen sind jeweils einem Kiez zugeordnet. Sie können ohne großen bürokratischen Aufwand direkt beim Bürgermeister vorstellig werden, Probleme ansprechen und durch diesen direkten Draht auch sofort anpacken. Ein Modell, das Schule machen könnte. (Text: arte)
Épisode 53 - Surfen gegen das Trauma: Wie Soldaten zurück ins Leben finden
29 octobre 2018
Die Leidensgeschichte von Alan beginnt nach Einsätzen im Falklandkrieg und zwei Golfkriegen. Der Navy-Soldat ist zunehmend aggressiv, hat Schlafprobleme und fühlt sich oft antriebslos. Alan wird aus dem Dienst entlassen. Doch erst Jahre später, nach einem Suizidversuch, erhält er endlich eine Diagnose: Er leidet unter einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung. Seine Rettung ist die gemeinnützige Organisation „Surf Action“ in Cornwall, die auf Kriegsveteranen spezialisiert ist. Wenn Alan surft, spürt er keine Wut mehr, keine Angst. Es geht nur noch um eins: die nächste Welle. Auch andere Hilfsorganisationen haben erkannt, dass Surfen die traumatisierten Soldaten zwar nicht heilen, wohl aber die Symptome lindern kann. In einem einwöchigen Surfkurs in Bude (Cornwall) helfen sich Veteranen gegenseitig zurück ins Leben. Die meisten Teilnehmer der Gemeinschaftsinitiative „Operation Surf UK“, darunter auch Ex-Soldatinnen, stehen das erste Mal auf einem Surfboard. Hilft ihnen der Wassersport, zumindest zeitweise dem Krieg im Kopf zu entkommen? Alan arbeitet heute jeden Sonntag als Freiwilliger für die „Family Ocean Therapy“ von Surf Action. Dort hilft Alan auch dem Veteran Simon. Die Familie des vierfachen Vaters wäre fast an seinem Trauma zerbrochen. Simon trank zu viel, war oft laut und aufbrausend oder zog wochenlang aus dem gemeinsamen Haus aus, weil er den Lärm der Kinder nicht ertragen konnte. Schließlich fand er Hilfe bei Surf Action. Bei seinen jüngeren Kindern will er nun nachholen, was er den Älteren verwehren musste: ein guter Vater zu sein. (Text: arte)
Épisode 54 - Opa rennt: Senioren und der Leistungssport
30 octobre 2018
Erst mit Mitte 50 hat Manuel Alonso mit dem Leistungssport begonnen. Seitdem die Kinder erwachsen sind, dreht sich in seinem Leben – zum Leidwesen seiner Frau – alles um den Sport. Er trainiert jeden Tag außer freitags, läuft 70 Kilometer jede Woche. Das Wohnzimmer in Madrid ist geschmückt mit Medaillen und Pokalen. Die 1.500 Meter läuft er in 5:47,35 Minuten – Weltrekord in seiner Altersklasse der 80- bis 85-Jährigen. Die 800 Meter in 2:55,48 Minuten. Ebenfalls Rekord. Erfolg sei die beste Motivation, sagt er. „Aber in diesem Alter läuft man immer auch gegen sich selbst, gegen die eigene Bestzeit“, meint er. „Es geht nicht mehr darum besser zu werden, sondern sich nicht zu verschlechtern.“ Bei den World Masters Athletics, der Leichtathletik-WM der Senioren, muss sich Alonso gegen Spitzen-Sportler aus der ganzen Welt durchsetzen. Denn immer mehr Senioren betreiben Leistungssport – eine europaweite Entwicklung: Bei der ersten Senioren-WM 2013 in Rio de Janeiro gingen 4.000 Athleten an den Start. In diesem Jahr in Malaga sind es bereits rund 8.000 Wettkämpfer: Läufer, Hoch- oder Weit-Springer, Werfer. Die älteste Teilnehmerin kommt aus Indien und ist 102 Jahre alt.60 ist das neue 40 – wahrscheinlich ist 80 dann das neue 60. Viele Senioren sind länger gesund und fit als früher. Manuel Alonso Domingo muss sich regelmäßig beim Arzt durchchecken lassen – Belastungsproben, um zu sehen, ob das Herz und die Lungen die Anstrengungen mitmachen. „Wenn ich nicht mehr rennen könnte, wäre das eine Katastrophe. Der Sport hält mich am Leben“. (Text: arte)
Épisode 55 - Bleibt wo ihr seid! – Fischen gegen Fluchtursachen im Senegal
1 novembre 2018
Mouhamed Mbaye steht mit vollen Händen vor dem Fisch-Händler der Metro im hessischen Groß-Gerau. Heute Morgen ist die Lieferung aus dem Senegal angekommen -, und der Händler ist begeistert. Mouhamed lebt seit vielen Jahren in Europa. Lange vor der großen Flüchtlingswelle hat ihn seine Familie auf die Reise geschickt, um Geld zu verdienen im reichen Norden. Aus dem einfachen Fischer ist mit den Jahren in Spanien und jetzt in Deutschland ein Fisch-Importeur geworden -, und der hat eine Mission.“Wenn ich mit nachhaltigem Fischfang Arbeitsplätze in meiner Heimat schaffen kann, dann hält das vielleicht einige junge Menschen davon ab, ohne Perspektive nach Europa zu flüchten.“Das Geschäft lief in den ersten Jahren schleppend, jetzt hat Mouhamed einen deutschen Großhändler an der Angel und hofft, noch mehr Arbeitsplätze in seiner Heimat zu schaffen.Während die Politiker ständig von der „Bekämpfung der Fluchtursachen“ spricht, zeigt ein kleiner Unternehmer, wie es gehen kann. Nachhaltig wirtschaften, faire Löhne zahlen, Perspektiven schaffenDeutschland ist noch lange nicht Mouhameds Heimat geworden. Er hat sich in Berlin eingerichtet, aber irgendwann in der Zukunft will er wieder im Senegal leben, dort wo seine lange Reise begonnen hat. „Re:“ begleitet Mouhamed bei seiner Arbeit in Berlin und Frankfurt – und er nimmt den Zuschauer mit auf sein Fischerboot im Senegal -, denn Fischen ist immer noch seine größte Leidenschaft. (Text: arte)
Épisode 56 - Von Bali nach Bayern: Lehrlinge aus dem Paradies
5 novembre 2018
Itha Safitri hat noch nie ihre Heimat Bali verlassen. Doch die 18-Jährige hat keine Zukunft im indonesischen Inselparadies. Trotz der vielen Touristen, die jedes Jahr kommen, ist es schwer, einen gut bezahlten Job zu finden. Als Küchenaushilfe verdient Itha nur wenig. Sie ist die älteste von vier Töchtern. Ihr Vater hat die Familie sitzen gelassen, weil seine Frau keinen Jungen zur Welt gebracht hat. Als älteste Tochter versucht Itha nun, ihre Mutter und die Schwestern, so gut es geht, zu unterstützen. Vor ein paar Monaten hat Itha von einen Bekannten gehört, dass ein Mann aus Deutschland junge Indonesier für eine Ausbildung in Restaurants und Hotels suche. Itha hat nicht lange überlegt. Sie hat sich beworben, angefangen Deutsch zu pauken und eine Prüfung abgelegt. Ihr Traum, eine richtige Köchin zu werden, könnte sich endlich erfüllen. Vor ein paar Wochen kam die Zusage. Ein Gasthof in Bayern suche dringend eine Auszubildende. Itha hat noch nie von Bayern gehört. Und was die Menschen dort essen, weiß sie auch nicht. Sie hat ein wenig Angst vor ihrem neuem Leben in Deutschland. Doch sie will es unbedingt versuchen, damit sie einen Teil ihres Gehaltes nach Hause schicken kann.Der Mann, der Itha nach Deutschland holt, ist selbst Gastronom. Vor ein paar Jahren wollte Wolfgang Nickel seine Ferienanlage in Sachsen-Anhalt schon zumachen, weil er keine Auszubildenden mehr fand. 12.000 Kilometer entfernt von seiner Heimat kam ihm dann die rettende Idee. Bei einer Rundreise in Indonesien fragten Freunde seines Reiseführers, ob es nicht Arbeit bei ihm in Deutschland gebe. Wenige Monate später fingen die ersten Indonesier ihre Ausbildung in seinem Betrieb an. „Die haben mir den Hintern gerettet“, sagt Wolfgang Nickel. Wie der Gastronom den Fachkräftemängel bekämpft, hat sich rumgesprochen. Wolfgang Nickel unterstützt nun auch andere Betriebe bei der Suche nach Lehrlingen. (Text: arte)
Épisode 57 - Kohle oder Wald? – Kampf um den Hambacher Forst
6 novembre 2018
Polizeiketten drängen Menschen aus dem Wald, Kräne und Bagger zerlegen Baumhäuser von Aktivisten, ein tödlicher Unfall eines Journalisten sorgt für Ratlosigkeit – beinahe täglich ist Antje Grothus mittendrin in den Ereignissen und bei der Räumung im Hambacher Forst. Längst ist der Wald und die drohende Rodung für Grothus ein Symbol des Versagens deutscher Klimapolitik. Mit Appellen und friedlichen Demonstrationen stellt sich Grothus dem entgegen. Seit Jahren führt sie mit anderen Anwohnern eine lokale Initiative gegen den weiteren Ausbau des Braunkohle-Tagebaus von RWE. Grothus steht in unmittelbarem Kontakt zu den Baumbesetzern und will dafür sorgen, dass der Widerstand friedlich bleibt. Zwischen Baumbesetzern und Polizei vermittelt sie. Inzwischen ist sie sogar Mitglied der nationalen Kohlekommission. Im Auftrag der Bundesregierung verhandelt sie mit über die Zukunft der Kohle und einen möglichen Ausstiegstermin. Für ihre Anliegen streitet sie auch im Fernsehen bei einer Talkshow vor Millionenpublikum. Kann sie Konzernbosse und Politiker noch zum Einlenken bewegen?Auf der anderen Seite: der Polizist Ingo Mitschke, der als „Kontaktpolizist“ helfen soll, den Konflikt zu de-eskalieren. Harte Zeiten für den Polizeihauptkommissar aus Aachen. Der RWE-Konzern wird von der Landesregierung Nordrhein-Westfalens unterstützt, mehrere tausend Polizisten in schwerer Montur sind wochenlang im Einsatz. Und der wird zunehmend härter. Vor einem Jahr wurde auch Mitschke im Wald körperlich hart angegangen, was allerdings auch von vielen Baumbesetzern intern scharf kritisiert worden ist. Polizist Mitschke begibt sich weiterhin oft allein unter die vielen tausend Demonstranten und versucht, zu beruhigen und zu vermitteln: „Das Wichtigste ist doch, nie den Gesprächsfaden abreißen zu lassen.“ (Text: arte)
Épisode 58 - Streit um ETA-Häftlinge: Schwierige Versöhnung im Baskenland
7 novembre 2018
Über 50 Jahre lang kämpfte die ETA gewaltsam für ein unabhängiges Baskenland. Sie tötete mehr als 800 Menschen. Im Mai 2018 löste sich die Organisation endgültig auf. Was passiert mit ihren ehemaligen Mitgliedern und Unterstützern, jetzt wo die ETA nicht mehr existiert? 221 von ihnen sitzen aktuell noch in spanischen Gefängnissen, verteilt über das ganze Land, weit weg von ihren Familien. Die Angehörigen müssen für einen Besuchstermin hunderte von Kilometern fahren. Seit Jahren fordern sie ein Ende der „Zerstreuungspolitik“ und die Verlegung der Gefangenen ins Baskenland. Jetzt nach dem Ende der ETA, erwarten sie Zugeständnisse von der Regierung. Die Verlegung bleibt dabei nur ein Etappenziel. Wenn es nach den Angehörigen geht, sollen alle Gefangenen in absehbarer Zeit freikommen. Für viele Hinterbliebene von ETA-Opfern ist das allerdings unvorstellbar. Sie plädieren, auch nach der Auflösung der Organisation, für eine Politik der harten Hand.Gleichzeitig kehren aber immer mehr Gefangene nach beendeter Haftstrafe zurück in die Gesellschaft. Im Baskenland, mit seinen knapp 2,2 Millionen Einwohnern, leben sie oft Tür an Tür mit den Hinterbliebenen des Terrors.Ist ein friedliches Zusammenleben – quasi ein Neustart nach dem Ende der ETA – im Baskenland möglich? Und sind die Familien der ETA-Opfer bereit, zu vergeben? (Text: arte)
Épisode 59 - Achtung Schatzräuber! Bulgariens Kulturgüter in Gefahr
8 novembre 2018
„Täglich suchen zehntausende Bulgaren illegal nach archäologischen Schätzen“, sagt Angel Papalezov, Chef einer Spezialeinheit gegen Antikenraub. In den antiken Begräbnisstätten lagern kostbare Schätze, manche im Wert von mehreren Millionen Euro. Die Spurensuche ist schwierig, denn die illegale Schatzsuche wird von den meisten Bulgaren nicht als Straftat angesehen. „Re:“ begeleitet den täglichen Kampf gegen Kleinkriminelle, Dealer und Schmugglerbanden. Aber haben die Polizisten eine Chance gegen die finanzstarken Hintermänner? Weil es in Westeuropa und den USA viele private Sammler gibt, blüht der illegale Handel mit bulgarischen Antiken. Bulgarien ist in Europa eines der Länder mit den meisten archäologischen Schätzen. Mit den systematischen wissenschaftlichen Ausgrabungen seit den 90er Jahren kamen auch die Schatzjäger. „Das ist hier ein alter Beruf, das machen hier alle“, sagt ein Dorfbewohner. Rund 25.000 Bulgaren leben aktuell von der illegalen Schatzsuche. Etwa 150.000 ziehen gelegentlich mit Spaten oder Sonde los. Viele sind arm und wollen etwas dazuverdienen. Andere hoffen, schnell reich zu werden. „Für uns wird eine Fundstelle, die von Schatzräubern durchwühlt wurde, wissenschaftlich wertlos“, sagt die bulgarische Archäologin Dr. Angela Pencheva. Die Schätze, die die Archäologen in der Region um Plovdiv zu Tage fördern, sollen später im Regionalmuseum ausgestellt werden. „Re:“ beobachtet die Wissenschaftler während ihrer Arbeit. Was finden sie? Wie gehen sie mit der ständigen Bedrohung um, und wie versuchen sie, die Funde zu schützen? (Text: arte)
Épisode 60 - Johns Rückkehr nach Ghana: Ein Migrant sucht den Neuanfang
9 novembre 2018
John Nti wurde Anfang der 80er Jahre in der Küstenstadt Tema in Ghana geboren. Der tiefgläubige Christ und Vater zweier kleiner Kinder musste nach dem Tod seiner Mutter die Beerdigungskosten bezahlen. Dafür verkaufte er sein kleines Geschäft für Damenmode. Mit seinen letzten Ersparnissen kam er 2015 über die gefährliche Sahara-Route nach Libyen und dann mit dem Boot über das Mittelmeer bis nach Hamburg.Europa, Deutschland, Hamburg: für ihn und Millionen seiner Landsleute sind das Sehnsuchtsorte, die Hoffnung bedeuten. Denn in Ghana, wo 70 Prozent der Bevölkerung unter 30 Jahre alt sind, gab es für ihn keine Perspektive. Doch einmal in Deutschland angekommen, musste er feststellen, dass sich der Traum von einem besseren Leben nicht so einfach erfüllt. Drei Jahre lang lebt er in Hamburg ohne Papiere, Arbeit und eigene Wohnung. Damit ist er einer von ca. 4.000 Ghanaern ohne Bleiberecht in Deutschland. Anstatt auszureisen, verschwinden viele von ihnen in der Illegalität. John weiß, dass irgendwann die Abschiebung droht. Er kommt dem zuvor und organisiert mit Unterstützung des Flüchtlingszentrums Hamburg seine Rückreise nach Ghana. (Text: arte)
Épisode 61 - Rückkehr von der Terrormiliz: Wie Eltern um ihre IS-Tochter kämpfen
13 novembre 2018
Merve A. aus Hamburg-Wilhelmsburg ging 2014 zum Islamischen Staat nach Syrien. Sie folgte ihrem Freund Bilal, den sie aus der Schule kannte und der sich in einer Hamburger Moschee radikalisiert hatte. In Syrien bringt Merve zwei Kinder zur Welt. Bilal stirbt bei einem Bombenangriff. Merve gerät in kurdische Gefangenschaft. Die junge Frau, mit deutscher Staatsbürgerschaft, aus Hamburg, gehört zu jenen Frauen, die an der Seite ihrer mordenden Männer jahrelang in den Hochburgen des IS gelebt haben und nun behaupten, sie hätten vom Terror nichts mitbekommen.Jetzt, nachdem der IS militärisch geschlagen ist, sitzt Merve mit ihren Kindern in einem kurdischen Internierungslager in Nordsyrien. Rund 3.000 Kilometer von Deutschland entfernt. Merves Eltern, vor 30 Jahren aus der Türkei gekommen, hatten jahrelang nicht gewusst, wo Merve sich aufhält. Jetzt wollen sie die junge Frau unbedingt wieder nach Deutschland holen und sind extra nach Syrien gereist. (Text: arte)
Épisode 62 - Ein göttlicher Tropfen: Kretas Winzer setzen auf alte Reben
14 novembre 2018
Maria Tamiolakis Vater ist ein Pionier der alten kretischen Weinreben. Er wollte nicht mehr nur Kopien von Bordeauxweinen keltern oder Retsina, dessen Harz den wahren Geschmack verschleiern soll. Er pflanzte wieder alte kretische Reben, Vidiano, Mandilari, Kotsifali, die es schon zu Zeiten König Minos gab, vor 3.500 Jahren. Tamiolakis Tochter Maria und ihr Ehemann Dimitri führen das Erbe ihres Vaters auf 50 Hektar Anbaufläche fort. Sie hat Weinbau in Bordeaux studiert und dort ihren Ehemann kennengelernt. Die Trauben reifen in einer atemberaubend schönen Lage: Steile, karge Berge, von der Sonne verwöhnt, kleine Felder, viel Handarbeit – kretischer Wein ist Bio-Anbau. Archäologen haben vor Kurzem eine Amphore kretischen Weines von einem ägyptischen Schiff geborgen, das vor 3.000 Jahren unterging – gekeltert aus den Reben, die heute wieder en vogue werden. Noch ist Kretas neuer Wein ein Geheimtipp: Die Tamiolakis produzieren 50.000 Flaschen pro Jahr, wollen aber bald verdoppeln. (Text: arte)
Épisode 63 - Das Haus von morgen – Wie Bauen revolutioniert wird
16 novembre 2018
Der Bausektor gehört weltweit zu den ressourcenintensivsten Wirtschaftssektoren. Der Sand für die Zementherstellung wird knapp und immer teurer. Dazu kommt der hohe CO2-Ausstoß für Transport und Produktion von Beton. Ein Großteil der hochwertigen Baustoffe landet irgendwann auf der Sondermülldeponie – allein in der EU rund drei Milliarden Tonnen pro Jahr. Wiederverwertet oder recycelt wird kaum. Der österreichische Bauunternehmer Martin Rauch will deshalb auf Beton ganz verzichten. Seit 35 Jahren experimentiert er mit Lehm, einem traditionellen Baustoff, mit dem in vielen ärmeren Ländern der Welt noch heute Häuser errichtet werden. Nicht nur sein eigenes Haus baute er nach der sogenannten Stampflehmmethode, gemeinsam mit den Zürcher Boltshauser Architekten, sondern auch schon Wohnhäuser für seine Geschwister und Gewerbegebäude für Unternehmen. Jetzt möchte er mithelfen, wenn in Paris ein neues Wohngebiet aus Lehm entsteht.Die Berliner Architekten Tom Kaden und Markus Lager bauen Häuser aus Holz, einem nachwachsenden Rohstoff, der dazu auch noch CO2 bindet. Baurechtlichen Hindernissen zum Trotz, errichten sie in Heilbronn gerade Deutschlands erstes zehngeschossiges Holzhochhaus, das dazu auch noch fast vollständig zu recyclen wäre.In einem ehemaligen Erlebnisschwimmbad denkt der holländische Architekt Floris Schifferli darüber nach, wie man alte Stahlträger, Fenster oder Holzverschalungen wiederverwenden kann. Seiner Meinung nach dürfen Häuser keine Einwegprodukte bleiben. Beweisen will er seine Vision mitten in Rotterdam: Aus den Materialien eines abgerissenen Hauses entsteht dort gerade ein neues Gebäude. (Text: arte)
Épisode 64 - Höllenhunde: Wie gefährlich sind Pitbull und Co.?
19 novembre 2018
Vanessa Bokr ist Hundetrainerin und weiß, wie sich Bisse anfühlen. Neulich erst blutete sie im Gesicht, ein Hund hatte zugepackt, Berufsrisiko, „da habe ich einen Moment nicht aufgepasst“. Vanessa arbeitet mit auffälligen und gefährlichen Tieren. Ihre Auffangstation, die „Hellhounds Foundation“ in der Lüneburger Heide, ist für Problemhunde oft die letzte Chance, der Todesspritze durch einen Tierarzt zu entgehen. Von den 50 Hunden, die Vanessa und ihre Helferinnen betreuen, haben mehr als ein Dutzend schon Menschen angefallen. Sie versuchen, diese Hunde wieder zu resozialisieren, sie in den Griff zu bekommen.
Épisode 65 - Faire Fracht – Segler statt Containerschiffe
21 novembre 2018
90 Prozent der weltweiten Konsumgüter werden per Containerschiff transportiert. Auf hoher See verfeuern die Ozeanriesen meist billiges Schweröl mit hohen Schwefelgehalt. Schwarzer Ruß, die Umwelt belastende Abgase und klimaschädlicher CO2-Ausstoß. Geht Konsum nicht umweltschonender? – hat sich Andreas Lackner gefragt und eine Firma gegründet, die Fracht so transportiert wie schon vor hunderten von Jahren: mit Segeln statt mit Motor. „Es gibt zwar faire Herstellung von Produkten. Aber der Transport wird von niemandem berücksichtigt.“ Im niederländischen Den Helder bereitet er gerade die nächste Atlantik-Überfahrt des Segelschiffes „Tres Hombres“ vor. Das zweite Schiff, die „Nordlys“, soll Wein und Olivenöl von Portugal nach England und Deutschland bringen. Doch Kapitän Lammert Osinga bereitet der Wetterbericht Sorgen. Man lerne wieder mit dem Rhythmus der Natur zu leben. Aber: Funktioniert die Idee des fairen Transports? Und wer lässt sich auf dieses unberechenbare Geschäft ein? (Text: arte)
Épisode 66 - Die Hightech-Polizei – Neue Methoden der Verbrecherjagd
22 novembre 2018
In Niedersachsen werden Einbrüche mithilfe einer speziellen Software vorhergesehen. Sie errechnet durch statistische Verfahren, wo und wann die Gefahr eines Einbruchs besonders hoch ist. Die Beamten gehen in den Gebieten verstärkt auf Streife und achten genau auf Ungewöhnliches: ein verdächtiges Auto mit ortsfremdem Kennzeichen in einem Wohngebiet? Die Polizisten kontrollieren den Fahrer und versuchen so, Einbrüche zu verhindern, bevor sie passieren.Die Münchner Polizei setzt auf so genannte „Super-Recogniser“, Menschen mit der Fähigkeit, sich Gesichter besonders gut einprägen zu können.Oft sind sie besser als technische Gesichtserkennungsverfahren. 30 Münchner Beamte arbeiten als „Super-Recogniser“. Sie finden „Gefährder“ in Menschenmengen und Gesuchte auf Kamerabildern oder identifizieren Personen anhand ihres Passbildes.Die Schweizer Ermittlungsbehörden revolutionieren die Leichenschau. In Zürich erfasst ein „Computertomogramm“ jedes noch so kleine Detail von Opfern eines Mordes oder Verkehrsunfalls. Das Ziel: jede Verletzung und jede Auffälligkeit wird für die Ewigkeit festgehalten und kann auch in einem späteren Prozess genau nachvollzogen werden. Passt die Verletzung zur vermuteten Tatwaffe? Stimmen die Aussagen des Autofahrers nach einem tödlichen Unfall? Das Verfahren, „Virtopsy“ genannt, kann dazu beitragen, die Wahrheit ans Licht zu bringen. (Text: arte)
Épisode 67 - Tanzen mit Kühen: Der Stierkampf à la française
23 novembre 2018
Die Kühe sind die Mütter von Kampfstieren – ebenso wild und unnahbar wie ihre Söhne: Sie werden im Laufschritt auf den Torero zugeführt, und er muss entweder per Salto zwischen den Hörnern über sie springen oder ganz knapp so ausweichen, dass er den Körper der Kuh im Vorbeiwischen gerade noch berührt. Den Tieren wird dabei kein Haar gekrümmt, aber es kommt häufig zu Prellungen oder Knochenbrüchen bei den Toreros. Dieser traditionelle Macho-Sport, eine große Attraktion auch für die Touristen, zieht in letzter Zeit auch Frauen an, die sich in der Arena bewähren wollen. Die Teilnehmer an den Course Landaise treibt ihre Passion an, für die Tradition, für den Sport und für die Tiere. Das Publikum verehrt die Kampfkühe wie Heldinnen und bewundert die Toreros. Nach dem Ende ihrer Karriere in der Arena winkt den Kampfkühen ein schöner Lebensabend bis zum natürlichen Tod. (Text: arte)
Épisode 68 - Sklaverei in Italien – Yvan Sagnets Kampf für Erntehelfer
26 novembre 2018
Yvan Sagnet nennt sie Sklaven: hunderttausende Erntearbeiter aus Afrika und Osteuropa auf Italiens Feldern. Ohne sie würde in Italien keine Tomate, keine Orange, keine Olive geerntet werden. Doch sie werden ausgenutzt, leben oft unter menschenunwürdigen Bedingungen, hausen in Ruinen und sogenannten Ghettos. Im Jahr 2011 stand Yvan selbst auf den Feldern nahe der süditalienischen Kleinstadt Nardo und pflückte Tomaten. Vier Tage lang füllte er unter Schmerzen die 350 Kilo Kisten. Er verdiente 14 Euro am Tag. 10 musste er an den Caporale zahlen, für Transport, für Wasser. Caporale heißen die kriminellen Arbeitsvermittler, die die Männer kontrollieren und ausbeuten. Nach einem 14 Stunden Tag in der Hitze und unter Schlägen blieben Yvan nur 4 Euro. Er organsierte einen Streik, den ersten der Erntearbeiter. Mit Erfolg. Seitdem kämpft er für ihre Rechte und gegen die Caporale, die ihn deswegen immer wieder mit dem Tod bedrohen. Trotzdem hat er nun „NoCap“ gegründet, eine Organisation mit der er Produkte zertifizieren will, die unter ethisch korrekten Bedingungen hergestellt wurden. „Re:“ begleitet Yvan Sagnet bei seinem Kampf. (Text: arte)
Épisode 69 - Leben in Würde – Ajnas Ringen für Bosniens „Kinder der Schande“
27 novembre 2018
Ajna Jusić ist die Tochter einer Bosniakin, die während des Jugoslawien-Krieges von einem kroatischen Soldaten vergewaltigt wurde. Jahrelang hat die junge Frau nichts von ihrer gewaltsamen Zeugung gewusst.Schätzungen des Leibniz-Instituts für Sozialwissenschaften gehen davon aus, dass während des Krieges 2.000 bis 4.000 bosnische Kinder nach Vergewaltigungen zur Welt gekommen sind. Von der Gesellschaft vielfach ausgegrenzt und stigmatisiert, fristeten viele der „unsichtbaren Kinder“ ein Schattendasein. Doch mit dieser Diskriminierung soll nun Schluss sein. Ajna Jusić will sie über ihre NGO „Forgotten Children of War“ zusammenbringen und ihnen eine Stimme geben. In der Gemeinschaft, so Ajnas Hoffnung, können sie das Geschehene endlich verarbeiten und sich gegenseitig therapieren. Es geht ihnen um Anerkennung und Respekt, sie wollen sich nicht länger für ihre Herkunft schämen müssen. Aber Ajna geht es noch um viel mehr: Sie will Druck auf die bosnische Regierung ausüben. Denn bis heute werden die Kinder von Kriegsvergewaltigungen offiziell nicht als Kriegsopfer anerkannt. (Text: arte)
Épisode 70 - Recht auf Gesundheit – Alina rettet Leben in Rumänien
28 novembre 2018
Die Krankenschwester Alina Axinia ist die einzige medizinische Fachkraft in der abgelegenen Region im Nordosten Rumäniens – die letzte Hoffnung, die das Recht auf Gesundheit gewährleisten kann. Sie betreut vier Dörfer mit rund 1.300 potenziellen Patienten: Schwangere, Alte, Kinder. Die einzigen zwei Ärzte haben in den vergangenen Jahren die abgeschiedene Region verlassen. Alina dagegen ist gegen den Strom in die Region, die von der medizinischen Versorgung abgeschnitten ist, zurückgezogen. So muss Alina derzeit 500 akute Fälle gleichzeitig behandeln. Sie versorgt sie alle: mit Untersuchungen, Diagnosen, Medikamenten. Die Leiden reichen von einer harmlosen Erkältung über Brandwunden und Knochenbrüchen bis hin zu Krebserkrankungen und Geburten. Es gibt keine öffentlichen Verkehrsmittel und ein eigenes Auto kann sie sich nicht leisten: Wenn Krankenschwester Alina Axinia ihre Patienten in Rumänien versorgen will, muss sie laufen, zur Not auch trampen. Sie überwindet bei jeder Witterung ungesicherte, weite Wege, um von Dorf zu Dorf zu kommen. (Text: arte)
Épisode 71 - Hoffnung für Kinder: Luis’ Einsatz in Andalusien
29 novembre 2018
Es ist noch dunkel draußen, in dieser finsteren Gegend. Gegen acht Uhr morgens ziehen sie los, die Mitarbeiterinnen der Hilfsorganisation „Entre Amigos“ (auf Deutsch „unter Freunden“), um ihre „Problemfälle“ aufzuwecken. Zu instabil sind die Familienverhältnisse hier im Stadtviertel „Polígono Sur“, die Eltern oft arbeitslos oder drogenabhängig, haben andere Sorgen als sich um den Schulbesuch ihrer Kinder zu kümmern. Mittendrin im Viertel, das die spanische Statistikbehörde regelmäßig unter den ärmsten des ganzen Landes listet, liegt das so genannte „Las Vegas“, wo die Drogenbanden ihren Kampf um die Marktherrschaft führen und wo die Müllabfuhr nur mit Polizeischutz ihre Arbeit verrichtet. Und genau hier hat der Verein „Entre Amigos“ seinen Sitz.Der inzwischen 77-jährige Luis Martin Valverde hat die Organisation zusammen mit seiner Frau vor mehr als 30 Jahren gegründet. Der ehemalige Pfarrer schreibt gerade seine Memoiren über seine Zeit in Polígono Sur – den „3.000 Viviendas“ – so heißt das Viertel im Volksmund. Luis wollte in einem sozialen Brennpunkt die Frauen und damit die Familien stärken, den Kindern helfen, den Schwächsten in der Hierarchie. Und so führt der „Vater“ des Projekts durch diesen Film, zeigt das Elend, aber vor allem auch die vielen positiven Ansätze, um den Kindern in dieser rauen Umgebung Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu machen. Aufstehen, Zähneputzen, Waschen, Lesen, Schreiben – die zahlreichen Sozialarbeiter und Freiwilligen von „Entre Amigos“ fangen meist bei null an. Sie kämpfen gegen Vorurteile und Ausgrenzung, um diesen Kindern von Sevilla eine Chance zu geben. (Text: arte)
Épisode 72 - Leben unter Polizeischutz – Hamed Abdel-Samads Kampf um Meinungsfreiheit
30 novembre 2018
Sein Leben ist massiv bedroht: Hamed Abdel-Samad lebt seit fünf Jahren unter Polizeischutz. Das heißt: 24 Stunden Rundumbewachung durch eine Spezialeinheit des Landeskriminalamtes Berlin. Kein fester Wohnsitz, Bewegung in gepanzerten Fahrzeugen, sogar im Flugzeug fliegen bewaffnete Beamte mit. Grund dafür ist ein internationaler Mordaufruf von Dschihadisten und Salafisten. Die Fatwa gegen den deutsch-ägyptischen Schriftsteller ist bis heute in Kraft. Auslöser waren vor allem seine islamkritischen Thesen. „Re:“ zeigt den hohen Einsatz zum Schutz des Menschenrechts auf Meinungsfreiheit. (Text: arte)
Épisode 73 - Helfer oder Schmuggler: Der Fall Sarah Mardini
3 décembre 2018
Die griechischen Behörden werfen ihr und anderen Aktivisten der griechischen Flüchtlingsorganisation ERCI (Emergency Response Centre International) vor, Migranten bei der illegalen Einreise nach Griechenland geholfen zu haben. Eine schwere Anklage der griechischen Justiz. Sarah Mardini droht eine mehrjährige Haftstrafe. Die junge Syrerin bestreitet alle Anklagepunkte.Der Fall Sarah Mardini schlägt wieder international Wellen, genau wie vor drei Jahren bei ihrer eigenen Flucht: Damals zog sie schwimmend das sinkende Schlauchboot an Lesbos Küste und rettete so anderen Flüchtlingen das Leben.Auch in Sarahs Umfeld sind alle von ihrer Unschuld überzeugt: Mutter Mervat, die Flüchtlingshelferin Claudia Drost und der Berliner Schwimmtrainer Sven Spannekrebs. Sie glauben, dass Seenotretter zunehmend kriminalisiert werden sollen. „Re:“ über die Frage, ob Flüchtlingshelfer im Mittelmeer Retter oder Unterstützer der Schlepper sind. (Text: arte)
Épisode 74 - Tote auf der Balkanroute – Vermisst – Verscharrt – Vergessen
4 décembre 2018
Kurz vor Beginn der Flüchtlingskrise 2015 überrollt ein Zug in Mazedonien 14 Flüchtlinge. Bis heute leben mehrere Familien in Deutschland in Ungewissheit, ob unter den Toten auch ihre Verwandten sind. Sie erhalten keinerlei Bestätigung, von keiner Behörde und von keiner Hilfsorganisation. Der 19-jährige Mahdi Mohebi aus Afghanistan lebt in Bremen und hat das Zugunglück überlebt. Statt seine Aussagen zu protokollieren, schob die mazedonische Polizei ihn damals sofort zurück nach Griechenland. Schlimmer ist für Mahdi jedoch: Er erhielt keine Möglichkeit, um herauszufinden, was mit seinem jüngeren Bruder Alireza passiert ist. Hat der Zug ihn verletzt? Ihn getötet? Wenn ja, was ist mit seinen sterblichen Überresten geschehen? Antworten darauf suchen auch weitere Familien wie die Hasanis in Münster und die Mahdavis in der baden-württembergischen Gemeinde Unterstadion. Zu ihren Söhnen Mohamed Hasani und Hamid Mahdavi haben sie keinen Kontakt mehr, seitdem die Freunde 2015 zusammen auf der Balkanroute in Mazedonien unterwegs gewesen sind. Wo sind die beiden Freunde? Grundsätzlich ist jeder Staat verpflichtet, jeden Todesfall auf seinem Territorium aufzuklären. Offensichtlich besteht jedoch kein ernsthaftes Bemühen, den nicht identifizierten toten Flüchtlingen auf dem Balkan ihre Identität zurückzugeben. Die Angehörigen in Deutschland halten das qualvolle Warten nicht mehr aus. Sie wollen jetzt zurück auf die Balkanroute. „Re:“ begleitet sie auf ihrer Spurensuche in Mazedonien. Werden sie Antworten auf ihre drängendste Frage finden: Was geschah mit ihren Familienmitgliedern? (Text: arte)
Épisode 75 - Francos langer Schatten – Spanien und die Wunden der Vergangenheit
6 décembre 2018
Der 97-jährige Martin Arnal hat jahrelang dafür gekämpft, die Leiche seines Bruders zu exhumieren. Der wurde im spanischen Bürgerkrieg erschossen und in einem Massengrab in Huesca verscharrt. Vor mehr als 80 Jahren tobte in Spanien ein grausamer Bürgerkrieg, danach regierte General Franco bis zu seinem Tod 1975 mit eiserner Hand. Der Krieg und die anschließende Diktatur prägen das Land bis heute. Um den Übergang zur Demokratie versöhnlich zu gestalten, wurden die Gräuel der Franco-Zeit vielfach verdrängt. Ein Amnestiegesetz verhindert, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden, und eine unselige Allianz zwischen Staat und Kirche trägt noch immer dazu bei. Die Absicht der neuen linken Regierung, die Gebeine Francos aus dem „Tal der Gefangenen“ zu exhumieren, erhitzt nun die Gemüter. Zwei politische Blöcke stehen sich unversöhnlich gegenüber. Der Historiker und Publizist Antonio Gomez bemüht sich um die Aufarbeitung der Vergangenheit. Vor einigen Jahren hat er in Madrid den Verein Europa Laica (Laizistisches Europa) gegründet. In der Verbindung von Staat und Kirche sieht Antonio einen der Hauptgründe, warum die Vergangenheits-Bewältigung in Spanien so schwierig ist. Er versucht auf vielfältige Weise, die massiven Verflechtungen der katholischen Kirche mit dem Franquismus offen zu legen. Für Martin Arnal bedeutet es viel, dass sein Kampf Erfolg hatte und er endlich von seinem Bruder würdig Abschied nehmen kann. „Ich habe es nicht nur für meinen Bruder durchgefochten“ sagt er „sondern für alle Opfer des Franquismus.“ (Text: arte)
Épisode 76 - Faire Weihnachten – Umweltbewusst feiern
7 décembre 2018
Geschenkpapier, das Augen strahlen lässt, aber ohne Plastik, Metall und giftige Farben auskommt – und das nach der Bescherung nicht gleich Sondermüll wird, sondern komplett recycelt werden kann.Diese Idee hat der österreichische Druckexperte Gugler zusammen mit der Münchnerin Sarah Kessler entwickelt. Die junge Unternehmerin hat im Keller ihres Elternhauses – neben Beruf und Familie – das Start-Up „PlanetPaket“ gegründet. Die beiden Geschäftspartner verbindet eine gemeinsame Vision: Weihnachten ohne schlechtes Gewissen feiern zu können.Aus demselben Grund reist Michael Kraus jeden Herbst tausende Kilometer nach Georgien. Hier ist die Heimat des beliebtesten Weihnachtsbaumes der Deutschen: der Nordmanntanne. Mehr als 20 Millionen werden jedes Jahr verkauft. Ihre Samen werden tief im Kaukasus unter lebensgefährlichen Bedingungen geerntet. Ungesichert klettern die Männer in die 60 Meter hohen Wipfel, um die Zapfen zu pflücken, und das für einen kümmerlichen Lohn. Die dänische Firma „fair trees“ will die Arbeit der Zapfenpflücker in schwindelerregender Höhe endlich sicher machen: Sie hat Seile, Klettergurte und Helme im Gepäck und zahlt faire Löhne.Aus den georgischen Samen werden in Deutschland kleine Setzlinge gezogen, die auf Plantagen zu Weihnachtsbäumen heranwachsen. Dabei kommen für gewöhnlich gefährliche Pestizide zum Einsatz, die nicht nur der Umwelt schaden, sondern mit den Tannen auch den Weg in unsere Wohnzimmer finden. Günther Marx aus dem Spessart züchtet neuerdings Bio-Tannen. Noch liegt der Marktanteil für Öko-Bäume unter einem Prozent, doch der Pionier glaubt fest daran, dass künftig mehr Menschen fair und nachhaltig Weihnachten feiern wollen. (Text: arte)
Épisode 77 - Der koschere Cop – Ein Polizist kämpft gegen Judenhass
10 décembre 2018
Antisemitische Straftaten in Frankreich nehmen zu. Nach Angaben der französischen Regierung ist die Anzahl antisemitischer Übergriffe in den ersten neun Monaten des Jahres um fast 70 Prozent gestiegen. Samy Ghozlan, den in Frankreich alle nur den koscheren Cop nennen, will nicht mehr länger tatenlos zusehen. Der ehemalige Polizist ist selbst Jude und wurde mehrfach attackiert. Aus Angst um seine Familie ist er vor fast vier Jahren nach Israel ausgewandert. Aber der Kampf gegen den Antisemitismus in seiner Heimat lässt ihn nicht los. Immer wieder kommt er zurück nach Paris. Hier hat er eine Organisation gegründet, die Antisemitismus erkennen und verfolgen will. Und er hilft den Opfern, wenn ihnen sonst keiner hilft.Wie zum Beispiel Stella: Sie wurde in ihrer Wohnung überfallen, ihr Auto mit Davidsternen beschmiert. Aus Angst hat sie ihr zu Hause am Rand von Paris Hals über Kopf verlassen und ist in einen anderen Stadtbezirk gezogen. Ghozlan hat ihr dabei geholfen. Für den 76-jährigen ist die Geschichte von Stella kein Einzelfall. Er kennt viele Juden, die die Vorstädte verlassen, weil sie sich dort nicht mehr sicher fühlen. Er spricht von einem „neuen Antisemitismus.“ Früher seien es vor allem rechtsextreme Täter gewesen, heute hätten viele Attacken einen muslimischen Hintergrund.Unterstützung bekommt Ghozlan von seinem Freund Hassen Chalghoumi. Der Pariser Imam spricht offen wie kaum ein anderer islamischer Geistlicher über Antisemitismus unter Frankreichs Muslimen. Gemeinsam kämpfen die beiden gegen antisemitische Vorurteile und für ein friedliches Zusammenleben. (Text: arte)
Épisode 78 - Diagnose Down-Syndrom – Leben mit der Entscheidung
12 décembre 2018
Ob ein Kind im Mutterleib gesund ist, kann heute sehr genau festgestellt werden. Viele Frauen nehmen die vorgeburtliche Diagnostik wahr, um die weitere Schwangerschaft beruhigt genießen zu können. Doch was, wenn etwas nicht stimmt? Dann stehen sie vor der quälenden Frage: Schaffen wir das Leben mit einem behinderten Kind oder nicht? Monika und Olaf Körs mussten innerhalb weniger Tage diese weitreichende Entscheidung treffen. Sie entschieden sich für ihre Tochter Charlotte – trotz der Diagnose Down-Syndrom. „Re:“ zeigt ihren Alltag – und welchen gesellschaftlichen Druck die Möglichkeiten der Pränatalmedizin erzeugen können. (Text: arte)
Épisode 79 - Tradition oder Rassismus? Die Niederländer und ihr „Schwarzer Peter“
13 décembre 2018
Der „Zwarte Piet“ ist für viele Niederländer Teil ihrer Kultur, für Dunkelhäutige jedoch häufig eine Erinnerung an die Sklaverei. Sie nutzen die „Sinterklaas-Paraden“ für lautstarken Protest. Mit zornigen Traditionalisten gab es im letzten Jahr schon bei der Anreise Konfrontationen.In Almelo besteht Martin Kroeskop stoisch auf dem „Zwarten Piet“: „Mit einem gelben oder roten Piet gäbe es hier Bürgerkrieg“, fürchtet der Organisator des Volksfestes. In Amsterdam und Utrecht ist der „Schwarze Peter“ bereits abgeschafft – übrigens auf Empfehlung der Vereinten Nationen. Das war zu viel für Gerard Bloemink: nach 30 Jahren als schwarz angemalter Nikolaus-Helfer geht er kopfschüttelnd in den Ruhestand. (Text: arte)
Épisode 80 - Mama auf Entzug – Fürs Kind raus aus der Sucht
14 décembre 2018
Antje hat einen Traum: für ihre beiden Töchter „endlich eine ganz normale Mama“ zu sein. Seit Jahren ist die zweifache Mutter abhängig von Crystal. Doch sie kämpft gegen die Sucht an. Denn sie droht, ihre Kinder zu verlieren.Ihre letzte Chance ist ein Projekt des Uniklinikums Dresden. Ärzte und Therapeuten versuchen dort, Schwangeren und Müttern aus der Crystal-Sucht zu helfen, damit sie ihre Kinder behalten können. Vor vier Monaten hatte sich Antje bei „Mama denk an mich“ angemeldet. Für ihre Kinder. Doch dann wurde sie rückfällig.Die Klinik kam dahinter, ein Drogentest überführte sie. Crystal ist in ihrem Umfeld in Sachsen weit verbreitet und leicht verfügbar. Dazu noch günstig. Von Sachsen ist es nur ein Katzensprung ins Nachbarland Tschechien, wo direkt hinter der Grenze Crystal in großen Mengen produziert und nach Deutschland geschmuggelt wird. Zum Beispiel von Susanne. Sie dealt seit Jahren mit Crystal Meth. Einmal in der Woche fährt sie mit dem Zug nach Tschechien. Auf einem Markt gibt es die Droge an fast jedem Stand unter dem Ladentisch zu kaufen. Susanne schmuggelt sie im Körper über die Grenze. Erwischt wurde sie bisher nicht. Doch die Polizei schläft nicht und versucht den immer neuen Tricks der Dealer auf die Spur zu kommen.Antje darf noch einmal einen Therapie-Versuch bei „Mama denk an mich“ starten. Schafft sie es wieder nicht, drohen ihr harte Konsequenzen: Das Jugendamt könnte ihre Töchter in die Obhut einer Pflegefamilie geben. Antje will durchhalten. Gelingt ihr dieses Mal der Absprung von der gefährlichen Droge? (Text: arte)
Épisode 81 - Die Bar der Hoffnung – Wie eine Italienerin Flüchtlingen hilft
17 décembre 2018
Nur wenige Schritte vom Bahnhof des 25.000-Einwohner-Städtchens Ventimiglia entfernt, betreibt Delia Buonomo das kleine Bistro „Hobbit“. Bis zum Sommer 2015 war ihr Café sehr beliebt bei den Einwohnern von Ventimiglia. Die älteren Männer aus der Nachbarschaft spielten dort stundenlang Karten, aßen und tranken. Doch dann kamen die Flüchtlinge. Vor drei Jahren fing alles an, als Delia auf dem Bürgersteig vor ihrer Bar Mütter mit ihren Kindern weinen sah – vor Hunger. Delia bat sie herein, gab ihnen zu essen und zu trinken. Ihre Solidarität sprach sich schnell herum, die Flüchtlinge nennen sie heute „Mamma Africa“. Allen voran der Sudanese Jacopo Osman Mohammad, der für Delia mittlerweile eine Art Sohn geworden ist. Doch die Nächstenliebe wird für Delia zum Problem: Weil sie die Geflüchteten oft gratis versorgt, droht ihr selbst inzwischen die Pleite. Denn viele ehemalige Stammkunden meiden heute ihr Bistro. Manche beleidigen und bespucken Delia sogar. „Re:“ berichtet über einen italienischen Grenzort, der mit der aktuellen Flüchtlingssituation völlig überfordert scheint, und über eine Frau, die selbstlos ihr Leben der Hilfe für Andere widmet. (Text: arte)
Épisode 82 - Durstige Kälber – Der Kampf gegen Tiertransporte
18 décembre 2018
Die Tierschützerin folgt mit ihren Kollegen heimlich Transportern. Sie berichtet über ungeeignete Tränkesysteme, dokumentiert Missstände, schreibt Beschwerden und Anzeigen. Immer wieder alarmiert sie die Polizei, die Transporter dann stoppt. Die Bilanz solcher Kontrollen: unversorgte, geschwächte oder eingeklemmte Tiere. Bei den Beamten ist Baumgärtner eine respektierte Praktikerin. Im EU-Parlament tritt sie als Expertin bei Anhörungen auf. Die Ungerechtigkeit gegenüber Tieren treibt sie an. „Kälber sind ein Nebenprodukt der Milchindustrie“, sagt Baumgärtner. In der EU gibt es etwa 20 Millionen Milchkühe. Und ohne Kälber keine Milch. Für die Milchbauern sind die Tiere oft eine Belastung. Sie sind fast nichts wert. Es lohnt sich nicht, sie lange auf dem Hof zu füttern. Sobald sie nach dem Gesetz transportfähig sind, werden sie oft in Mastbetriebe gefahren. Die langfristige Lösung ist für Baumgärtner ein Kurswechsel in der Agrarpolitik. Doch bis dahin sei es ein weiter Weg. Vorerst ist ihr Ziel eine Begrenzung des Transports von Jungtieren auf acht Stunden. (Text: arte)
Épisode 83 - Genua nach der Katastrophe – Das Leben nach dem Brückeneinsturz
19 décembre 2018
„Du sitzt in deinem Lastwagen und fährst wie jeden Tag deine Ware zu den Kunden. Auf der Morandi-Brücke regnet es so stark, dass man nichts sehen kann. Plötzlich hörst du ein höllisches Krachen und alle Autos vor dir auf der Autobahnbrücke verschwinden im Nichts…““Du bist bei der Arbeit, in deiner Firma unterhalb der Brücke, lädst vom Lastwagen Kabel zum Recyceln ab, plötzlich hörst du quietschende Reifen, du schaust nach oben und als die Staubwolke sich lichtet, ist die Brücke nicht mehr da. Gleich danach eine erschreckende Stille…““Du kommst mit deiner Mutter aus dem Urlaub und kannst nicht mehr in dein Haus unter der Brücke. Sperrzone. Du weißt, wärst du nicht in den Urlaub gefahren, wärst du jetzt vielleicht nicht mehr am Leben. Einerseits bist du dankbar, aber dann das Leben im Hotel, ohne deine vertraute Umgebung, weit weg von deinem Viertel. Täglich Staus, weil deine Stadt in zwei Teile zerrissen wurde. Und das seit bald drei Monaten.“Stillstand. Der einzige Lastwagen, der immer noch auf der Brücke steht, ein Mahnmal. Ein Mahnmal ist aber auch die zerbrochene Brücke selbst – für Schlamperei, für Chaos, für Gewinnsucht. Für die 43 Todesopfer und ihre Hinterbliebenen eine mörderische Brücke seit dem 14. August 2018. (Text: arte)
Épisode 84 - Reisen und Helfen – Wie sinnvoll ist Freiwilligendienst?
21 décembre 2018
Zum Beispiel in Südafrika. Es ist das erste Land der Welt, das für seine Volunteer-Projekte ein Qualitätssiegel erstellt hat. Seit Juni 2016 nehmen Freiwillige in zertifizierten Projekten der örtlichen Bevölkerung keine Jobs weg, sondern schaffen im Idealfall neue, da die Volunteers zertifizierte Betreuung bekommen. Zum Beispiel bei der Interaktion mit Kindern und Wildtieren, die nur noch unter Begleitung von Fachkräften erlaubt ist. Mit Babylöwen in einer Aufzuchtstation kuscheln, ist unter dem Zertifikat nicht mehr möglich.Auch in Deutschland denkt man weiter. Der Senior Expert Service paart Anfragen von Organisationen aus Schwellen- und Entwicklungsländern mit Berufstätigen und Rentnern, die vor Ort als „Experten“ ihr im Berufsleben angehäuftes Wissen weitergeben. Der Wiesbadener Agraringenieur und Ökobauer Dr. Ralf Schaab „opfert“ so seit bald 20 Jahren einen Teil seines Jahresurlaubs, um Organisationen auf der ganzen Welt zu helfen. In Marokko hilft er einem Ökobetrieb mit geistig beeinträchtigten Angestellten, endlich schwarze Zahlen zu schreiben.Reisen und dabei Gutes tun geht aber auch in der Heimat: mit „Wwoofing“. Das heißt: vier bis sechs Stunden Arbeit am Tag, in der Regel auf einem Bauernhof. Dafür gibt es Kost und Logis umsonst. Frau Ehnes vom Eulenhof im baden-württembergischen Dogern nimmt seit sechs Jahren Wwoofer auf und ist begeistert. Denn die Wwoofer sind hochmotivierte Leute mit großem Wissenshunger, die schnell lernen und ihr richtig viel Arbeit auf dem Hof abnehmen. (Text: arte)
Épisode 85 - Radio der Engel – Wenn Englands Senioren senden
24 décembre 2018
Als „Angel Radio“ noch ein illegaler Piratensender war, da steckte an der Tür zum Sender der Schlüssel außen. „Wir wollten nicht, dass die Polizisten bei jeder Razzia die Tür eintreten. Das wurde langsam teuer“, erzählt Tony Smith, Gründer und Hauptmoderator des speziellen Senders. „Angel Radio“ ist ein Sender von alten Menschen für alte Menschen. „Aber wenn die Polizisten kamen, waren sie immer sehr freundlich. Wir hören euer Programm doch auch gerne, haben sie gesagt, aber ihr habt keine Lizenz.“ Das ist längst Vergangenheit: seit 18 Jahren sendet „Angel Radio“ aus Havant in Südengland.Mildred French ist 86 und kommt mit ihrem Rollator nur mühsam in das winzige Studio. Aber sobald Mildred sitzt, spielt sie die Musikwünsche ihrer Hörer und erzählt kleine Geschichten aus ihrem Alltag über eine gescheiterte Paketannahme oder den Geschmack ihrer frisch geernteten Bohnen. „Viele unserer Hörer führen höchstens einmal monatlich ein Gespräch mit einem Freund oder Verwandten, sie sind total einsam.“ „Angel Radio“ ist buchstäblich ihre Rettungsleine. „Wir spielen ihre Musik und wir sprechen ihre Sprache. Früher hieß „wicked“ zum Beispiel „schlecht“ oder „mies“. Heute meint das gleiche Wort „gut“. Alles ist irgendwie auf den Kopf gestellt.““Angel Radio“ ist komplett spendenfinanziert. Als kürzlich der Sender auf der nahegelegenen Isle of Wight ausfiel und ein neuer unbezahlbar erschien, erhielt Tony Smith plötzlich einen großzügigen Scheck von einem sehr reichen, auch schon betagten Förderer: Keith Richards von den Rolling Stones. „Angel Radio“ sendet heute ein stärkeres Signal als je zuvor. (Text: arte)
Épisode 86 - Winter in Schweden – Lebendiges Licht in langen Nächten
25 décembre 2018
Und wenn der Himmel dann auch noch wolkenbehangen ist, – also alles grau in grau erscheint -, dann erst recht. Chiara Carucci weiß, wovon sie spricht. Seit drei Jahren lebt die aus Italien stammende Lichtdesignerin in Stockholm. Skandinavier, sagt sie, – insbesondere die Schweden -, hätten ein anderes Verhältnis zum Licht und zur Dunkelheit. Sie respektierten die Dunkelheit mehr. Das sehe man auch daran, wie sie mit Licht umgehen. Es sei anders als im restlichen Europa. Das natürliche Licht spiele eine große Rolle. Die preisgekrönte schwedisch-serbische Lichtkünstlerin Aleksandra Stratimirovic pflichtet ihr bei. Die schwedische Natur spielt eine große Rolle in ihrer Kunst. „Re: Winter in Schweden“ entführt die Zuschauer in eine Welt diffusen Lichts und kuscheliger Dunkelheit. So wie es die Natur vorgibt, so wie es die Menschen hier seit Jahrhunderten erleben. (Text: arte)
Épisode 87 - Palermos stolze Schuhputzer – Die Rückkehr der Sciuscià
26 décembre 2018
Palermo gilt als eine der ärmsten Städte Europas, jeder vierte ist arbeitslos, Tausende strömen nach Norden. Aber Vicenzo, gelernter Zahntechniker, wollte bleiben. Jetzt sitzt er in Palermo auf einem kleinen Bänkchen mitten auf der Straße und putzt Passanten, die über ihm thronen, die Schuhe. Auch Enza, einst Fabrikarbeiterin und Sebastiano, Familienvater und Notar, polieren jeden Morgen fremde Schuhe auf Hochglanz. Plauderei mit den Kunden inklusive. Was zunächst als Protestaktion gedacht war, ist für alle zum Arbeitsalltag geworden. Wie fühlen sie sich dabei? „Re:“ über den Stolz der Sciuscià. (Text: arte)
Épisode 88 - Kindheit in Grönland – Das nördlichste Kinderheim der Welt
27 décembre 2018
Auf der Insel Uummannaq, in der Abgeschiedenheit West-Grönlands, finden verwaiste und misshandelte Inuit-Kinder zurück zu ihren Wurzeln. Im nördlichsten Kinderheim der Welt sollen ihnen grönländische Traditionen und Werte dazu verhelfen, sich von der Vergangenheit zu lösen, eine neue Identität und neues Selbstvertrauen zu entwickeln. Viele von ihnen haben Schreckliches erlebt: Der Vater des 15-jährigen Timmi hat sich umgebracht, seine Mutter wurde von ihrem Freund getötet. Oft sind die Eltern der Kinder Alkoholiker, überfordert mit der Erziehung, depressiv oder verstorben. Grönland hat eine der höchsten Selbstmordraten der Welt. Laut dem Kinderhilfswerk UNICEF hat jeder fünfte Grönländer mindestens einmal versucht, sich das Leben zu nehmen. Auch junge Menschen zwischen 15 und 29 sind besonders gefährdet. Im Kinderheim auf Uummannaq sollen Timmi und 34 andere Kinder sich von ihrer traumatischen Vergangenheit befreien und ihren Platz im Leben finden. Kann das gelingen? (Text: arte)
Épisode 89 - Ärger mit den Bären – Schäfer in den Pyrenäen wehren sich
28 décembre 2018
Der Kampf für oder gegen die Bären in den Pyrenäen – dafür stehen zwei Männer mit an vorderster Front: Der Schafzüchter François Thibaut lebt in der Region Ariège, dort rissen die Bären seit April 2018 allein 74 Schafe. Er ist gegen die Aussetzung neuer Bären. Für den Touristenführer Adrien Rousseau ist der Bär eine Legende, er ist sehr dafür, die Bärenpopulation zu verstärken. Bären gab es hier schon vor 250 000 Jahren – in den 1990er Jahren aber waren es nur noch sechs auf der französischen Seite. Damals begann man, neue Bären auszusetzen, zumeist importiert aus Slowenien, gemäß der Fauna, Flora, Habitat EU-Richtlinie von 1992. Heute sollen es wieder 43 Bären sein. Die Schafzüchter sind voller Wut über die Öko-Politik ihrer Regierung. Die Bären-Freunde werfen ihnen vor, maßlos zu übertreiben. Die staatlichen Behörden wollen die Natur schützen und die natürliche Fauna restaurieren. Ein großes Thema: Wie schaffen wir es, die Natur zu schützen und sie mit den Menschen zu versöhnen? (Text: arte)
Épisode 90 - Aufbruch nach 1.000 Jahren: Die Regensburger Domspatzen in Israel
1 janvier 2019
Es ist eine einzigartige Reise, zu der die Regensburger Domspatzen im September 2018 aufbrechen: Denn erstmals in der mehr als 1.000-jährigen Geschichte reist der berühmte Knabenchor ins Heilige Land. Und das ist gerade für ein Ensemble, das regelmäßig die Gottesdienste im Regensburger Dom begleitet, ein besonderer Ort. Seit 25 Jahren leitet Domkapellmeister Roland Büchner die Domspatzen und seitdem träumt er von dieser Reise. Kurz vor seinem Ruhestand geht dieser Traum nun in Erfüllung. Doch die 85 Jungs wandeln nicht nur auf den Spuren Jesu, sondern begegnen auch der eigenen Geschichte. Denn in der NS-Zeit war der Knabenchor gern gesehener Gast bei Adolf Hitler. Das alles spielt in Israel eine Rolle, besonders beim Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Aber auch ein anderes Thema, das man längst aufgearbeitet glaubte, überlagert plötzlich die Reise.
Épisode 91 - Die Aschenputtel-Ballerinas: Das Nationalballett Kosovo tanzt ums Überleben
2 janvier 2019
Teuta Krasniqi gibt heute bei der Probe wieder alles. Der Solistin des kosovarischen Nationalballetts liegt das anstehende Stück besonders am Herzen, denn ihr Kollege Sinan Kajtazi, ebenso Tänzer der Truppe, hat es selbst komponiert und choreografiert. Teuta und die anderen Künstler proben im Keller des Theaters in der Hauptstadt Pristina. In einem Raum, der viel zu klein ist für die 20 Tänzerinnen und Tänzer – und für ihre großen Träume. Die 28-jährige Teuta gilt als die beste Ballerina Kosovos, doch sie weiß selbst nicht, wie lange sie dort noch leben wird. Obwohl sie Primaballerina am Nationalballett ist, kann sie sich keine eigene Wohnung leisten und lebt immer noch bei ihren Eltern. Luljeta Ademir, die seit 17 Jahren im Ensemble ist, gibt Kindern Ballettunterricht, um über die Runden zu kommen. Sinan Kajtazi will mit seinem jüngsten Werk auch auf die Situation der Tänzerinnen und Tänzer des Nationalballetts aufmerksam machen.
Épisode 92 - Die Sinti von Saint-Jacques: Angst vor der Abrissbirne
3 janvier 2019
Nur wenige Schritte von der Fußgängerzone Perpignans mit ihren hübschen Boutiquen und schicken Restaurants entfernt, beginnt eine andere Welt. Im Stadtteil Saint-Jacques leben die Sinti nach ihren eigenen Regeln und Traditionen. Die Stadtverwaltung will dem nun ein Ende setzen.Nach Jahrzehnten der Vernachlässigung haben die Behörden damit begonnen, ein massives Sanierungsprogramm durchzuführen. Der Bürgermeister spricht von einer einmaligen Chance für das Viertel und seine Einwohner. Doch die Sinti befürchten, dass sie vertrieben werden sollen. Über 50 alte Häuser wurden bereits abgerissen. Ihre Einwohner mussten Saint-Jacques größtenteils verlassen. Alain „Nounours“ Gimenez ist in dem Stadtteil aufgewachsen. Zusammen mit einer Gruppe Gleichgesinnter hat er die Abrissbagger im Sommer vorerst aus dem Viertel vertrieben. Seitdem liegen die Arbeiten brach, die Sanierung wurde zu einem nationalem Politikum.
Épisode 93 - Bedrohlicher Vulkan: Islands Angst vor dem Öræfajökull
4 janvier 2019
Einar Guðmundsson hält jede Menge Rekorde: die schnellste Überquerung des riesigen Eisfeldes Vatnajökull, die einzige Besteigung mehrerer gefrorener Wasserfälle und der kombinierte Anstieg mit Skiabfahrt in vier Stunden auf den Öraefajökull. Doch jetzt ist die Bevölkerung um den derzeit gefährlichsten Vulkan der Insel mehr als angespannt. Er pumpt sich auf, durch zusätzliches Magma in seinen Tiefen. Fast täglich kommt es zu kleineren Erdbeben. Ein Besuch bei Einar, der „seinen“ Vulkan schon mehr als 300 Mal bestiegen hat, bei Menschen, die sich fürchten und bei Forschern in der Hauptstadt, die das für angemessen halten. (Text: arte)
Épisode 94 - Orbán gegen Obdachlose: Wenn Armut bestraft wird
7 janvier 2019
Im Sommer hat Orbáns Fidesz-Partei mit ihrer Zweidrittelmehrheit eine Verfassungsänderung verabschiedet, die den „gewöhnlichen“ Aufenthalt im öffentlichen Raum verbietet. Seit Mitte Oktober ist das Gesetz in Kraft. Auf der Straße zu leben, steht nun unter Strafe. Dabei haben Tausende keine andere Wahl. Nach Angaben von Nichtregierungsorganisationen gibt es nur 11.000 Plätze in Notunterkünften für 30.000 Obdachlose. Auch für Zoltán Hóbor ist eine Obdachlosenunterkunft keine Option. „Dort gibt es viel Streit, du wirst bestohlen und verprügelt“, erklärt der 52-Jährige. Seit sieben Jahren lebt er auf dem Moricz-Zsigmond-Platz in Budapest. Er ist krank und kann kaum laufen. Einige Anwohner geben ihm Essen und etwas Geld. Doch die ersten kalten Nächte, seine Verhaftung und der Gerichtsprozess haben Zoltán zugesetzt. Ágnes Kalota ist besorgt um ihn. Die Anwältin vertritt unentgeltlich Obdachlose vor Gericht und hat auch Zoltán verteidigt. Seine zweite Prozessrunde steht noch bevor. Kalota engagiert sich gemeinsam mit anderen Anwälten dafür, dass das Gesetz revidiert wird. Sie haben bereits eine Beschwerde beim ungarischen Verfassungsgericht eingereicht. Doch bis es zu einer Entscheidung kommt, wird noch viel Zeit vergehen – für Zoltán vielleicht zu viel. Er will und kann seinen Platz nicht mehr verlassen. Auch Szandra und Péter wurden schon von der Polizei verwarnt. Seitdem haben sie sich aus der Budapester Innenstadt zurückgezogen und versuchen Verstecke in den Wäldern der Randbezirke zu finden. Doch sichere Plätze sind inzwischen härter umkämpft denn je. (Text: arte)
Épisode 95 - Russlands Truckerinnen: Überleben in einer Männerwelt
8 janvier 2019
In Russland mit seinen 145 Millionen Einwohnern gibt es nur knapp zwei Dutzend Frauen, die als Truckerinnen ihren Lebensunterhalt verdienen. Nicht, weil es zu wenige Bewerberinnen gibt, sondern weil der Job per Gesetz als zu gefährlich gilt, um ihn von Frauen ausüben zu lassen. Dennoch setzen sich einige Russinnen über das Verbot hinweg und sitzen hinter dem Steuer eines großen Lasters. So wie Nastja: Sie ist 34 Jahre alt und wohnt mit Ehemann Andrej und Tochter Viktoria in St. Petersburg. Seit zehn Jahren fährt sie LKW. Die Strecken sind lang, denn die Bezahlung hängt von den gefahrenen Kilometern ab. Im Schnitt verdient Nastja umgerechnet 1.000 Euro pro Monat, worauf sie stolz ist, denn das ist deutlich mehr als der Durchschnittsverdienst in Russland. Zugleich liebt Nastja die Abwechslung, die ihr der Beruf verschafft: „Wenn ich zwei Wochen zu Hause bin, wird es mir langweilig, und ich will wieder fahren.“ Wenn Nastja unterwegs ist, übernimmt ihr Mann die häusliche Rolle, versorgt das Kind und kümmert sich um den Haushalt. Auch Julia fährt beruflich einen 15-Tonner. Dass LKW-Fahrerinnen in Russland Exotinnen-Status haben, zieht für die 30-Jährige ganz praktische Konsequenzen nach sich. So muss sie, wenn sie auf einem Rasthof duschen möchte, alle Kabinen mieten, weil es keinen abgetrennten Sanitärbereich für Frauen gibt. „Re:“ zeigt zwei ungewöhnliche Fernfahrerinnen, die viele Tonnen Güter sicher durch die Weiten Russlands transportieren. (Text: arte)
Épisode 96 - Urlaub statt Knast: Wie Norwegen Verbrechen ahndet
9 janvier 2019
Der Staat Norwegen unternimmt viel dafür, dass die Straftäter auf das Leben nach der Strafe vorbereitet werden. Auf der Insel Bastøy sind kaum Wachen, und die sind sogar unbewaffnet. Das Konzept heißt Vertrauen, und tatsächlich ist noch nie etwas passiert. Aber ist das noch Strafe? Oder Urlaub auf Kosten der Allgemeinheit? Keine Gitter oder Mauern: Die Häftlinge wohnen in WGs, haben Zugang zu scharfen Messern und Motorsägen.Im Blues House probt Jens mit seiner Band. Jens ist ein verurteilter Mörder und jetzt nach jahrelanger Abhängigkeit endlich clean. Auf Bastøy hat er die Möglichkeit, Musik zu machen. Mit seiner Band Skyldig som faen (Schuldig wie die Hölle) tritt er sogar außerhalb der Gefängnisinsel auf. Nicht nur Jens, auch die Gefängnisleitung ist fest davon überzeugt, dass er sich gebessert hat und wieder in die norwegische Gesellschaft integriert werden kann. 15 verurteilte Mörder wohnen zurzeit in Bastøy. Im Schnitt wurden die 120 Bewohner zu Haftstrafen von über sechseinhalb Jahren verurteilt. (Text: arte)
Épisode 97 - Digitale Zukunft: Unterstützung für junge Gründer
11 janvier 2019
Eine Möglichkeit: Bulgarien. Das südosteuropäische Land hat sich langsam zu einem El Dorado der Startup-Szene entwickelt. „Wir haben uns konkret für Sofia als Ort zum Gründen entschieden“, sagt Janis Schmidt aus Köln. Denn in Bulgarien zahlt man pauschal nur zehn Prozent Einkommensteuer. Die Lebenshaltungskosten sind im Vergleich zu Deutschland sehr niedrig. Und es gibt noch einen weiteren wichtigen Vorteil: Viele gut ausgebildete IT-Fachkräfte! Auch England wappnet sich für die Zukunft. Dort werden bereits die Kleinsten ans Programmieren heranführt. Seit 2014 ist Informatik Pflichtfach für alle Schüler zwischen fünf und 14 Jahren. Mindestens zwei Programmiersprachen müssen sie lernen. „Oft geben wir den Kindern ja genau vor, was sie tun sollen“, sagt die Grundschullehrerin Rebecca Williams. „Aber wenn wir bereits die ganz Kleinen an logisches Denken und Programmieren heranführen, lässt sie das später viel flexibler im Denken und Handeln werden. Sie stellen fest, dass die erstbeste Antwort nicht immer auch die richtige ist.“ Was der politische Wille für Start-ups möglich macht, lebt Frankreich gerade vor. So hat Präsident Emmanuel Macron im Sommer 2017 mit der „Station F“ den weltgrößten Inkubator für junge Unternehmen eröffnet. Und lockt damit Gründer aus der ganzen Welt an. Sein Ziel: die Startup-Nation Nummer eins in Europa zu werden. (Text: arte)
Épisode 98 - Der Tod im Auge: Reporter gegen die Mafia
14 janvier 2019
Die Bombenexplosion von Anfang Oktober 2018 ist aber ist nur der Anfang einer tragischen Woche für die italienische Journalistin. Ihr Leben hängt an einem seidenen Faden, weil sie über die italienische Mafia berichten. „Re:“ hat Federica in dieser für sie lebensbedrohlichen Zeit mit der Kamera begleitet.Paolo Borrometi zählt die Tage bis zum nächsten Attentat gegen ihn. Der sizilianische Reporter wurde vor vier Jahren brutal zusammengeschlagen, später wurde sein Haus in Brand gesetzt. Den Zorn der Kriminellen haben seine Artikel über die Geschäfte der Mafia mit dem „roten Gold“ verursacht. Damit bezeichnet man die Kirschtomaten, die von kriminellen Familienunternehmen billig produziert und auf dem europäischen Markt angeboten werden. In Folge seiner Artikel haben die kriminellen Unternehmen Aufträge in Höhe von Millionen Euro verloren und deshalb entschieden, dass der Journalist sterben soll. Paolo hat die höchste Form vom Polizeischutz bekommen: Vier Leibwächter verfolgen ihn überall; im Haus, in dem er jetzt wohnt, sind rund um die Uhr Soldaten. „Ich habe meine Freiheit verloren“, sagt Paolo, „dafür habe ich aber die Freiheit, meine Pflicht als Journalist zu erfüllen: Ich darf meine Leser informieren, koste es was es wolle“. Die Reportage begleitet Paolo im Alltag unter permanenter Bewachung, bei seiner Arbeit für den Fernsehsender TV2000, bei dem er Interviews über die Mafia mit Staatsanwälten, Richtern und Kronzeugen führt. Sie beobachtet ihn außerdem bei einem heiklen Dreh an einem geheimen Ort. Auch in diesem Fall wird es um die Geschäfte der Mafia gehen. Und vier Leibwächter werden ihn überall hin begleiten. (Text: arte)
Épisode 99 - Fliegende Müllabfuhr: Krähen im Kampf gegen Plastikabfall
15 janvier 2019
„Wie beschämend! Meine Krähen sammeln ein, was Menschen achtlos wegwerfen“, sagt Christophe Gaborit und legt die Stirn in Falten. Gaborit ist Falkner, er arbeitet im Freizeitpark Puy du Fou in Frankreichs Westen, eine Stunde von der Atlantikküste entfernt. Auf dem Parkplatz des historischen Themenparks bringt Gaborit die Besucher zum Nachdenken. Mit seinen fünf abgerichteten Krähen reinigt er den Boden von Plastikmüll. Vor allem Zigarettenstummel und kleinere Kunststoffteile picken die Vögel auf und fliegen sie zu einer Holzkiste. Die Filter enthalten Mikroplastik. Gaborit leistet so seinen Beitrag zu einer plastikfreieren Zukunft. Ein Ziel, das er mit Manon Cuillé teilt, die in Paris für Zero Waste Frankreich arbeitet. Manon ist Yogalehrerin und Umweltingenieurin. Recycling ist nicht die Lösung – Müll vermeiden, wo es geht, lautet ihr Motto. Das gilt vor allem für Plastikverpackungen. In Niort begleitet „Re:“ Manon bei einem Seminar, in Paris geht sie in Restaurants, um wiederverwertbare Behälter anzupreisen. In der Banlieue von Paris ist Fanny Vismara zuhause. Sie koordiniert die französische Bewegung „Plastic Attack“, ein loser Bund von Bürgern, die mit Protestaktionen in Supermärkten das Augenmerk der Konsumenten auf die Vermüllung des Planeten lenken wollen. Alle drei Akteure verfolgen ein Ziel: Sie möchten die Öffentlichkeit für die ökologische Verantwortung jedes einzelnen Bürgers sensibilisieren. Die französische Regierung hat Plastikgeschirr und Trinkhalme aus Kunststoff verboten. Aber allein in Paris werden jedes Jahr 315 Tonnen Zigarettenstummel weggeworfen. Also eigentlich genug Arbeit für Christophes fliegende Müllabfuhr aus dem Puy du Fou. (Text: arte)
Épisode 100 - Zum Verzehr geeignet: Reste kreativ verwerten
17 janvier 2019
Selma Seddik, Freke van Nimwegen und Bart Roetert betreiben in den Niederlanden drei Restaurants nach dem Prinzip „Lebensmittelrettung“. Sie nutzen fast ausschließlich Produkte, die für den Müll bestimmt waren – Obst und Gemüse, das nicht mehr verkauft, aber noch verzehrt werden kann, Brot vom Vortag oder Fischbestände aus Überproduktion. Außerdem lassen sie besondere Biere brauen – aus geretteten Kartoffeln und Brot. Über 500.000 Kilo Lebensmittel konnten Selma und ihr Team so schon vor dem Müll bewahren. In Köln treibt sich Nicole Klaski immer wieder auf den Äckern von Biohöfen herum. In Absprache mit den Landwirten sammelt sie krummes oder zu klein geratenes Gemüse, das bei der Ernte liegen geblieben ist. Die geretteten Lebensmittel bietet sie – ebenso wie abgelaufene (aber genießbare) Supermarktwaren – in ihrem Laden „The Good Food“ in Köln an. Es ist der erste Laden dieser Art in Deutschland. Die Kunden bezahlen, was ihnen die Ware wert ist. Am Ende der Erntesaison steht für den jungen Mosterei-Besitzer Achim Fießinger aus Ketzür eine ganz besondere Aktion an. Zusammen mit Gleichgesinnten erntet er die öffentlichen Apfelbaumalleen in der Umgebung ab und verarbeitet die Früchte zu frischem Saft. „Es hängt tonnenweise Obst dran, das nicht genutzt wird“, so Achim Fießinger. „Die tollen Äpfel fallen runter, liegen im Dreck und verkommen – das kann nicht Sinn der Sache sein“. (Text: arte)
Épisode 101 - Kein Recht auf Familie? Geflüchtete kämpfen um ihre Angehörigen
18 janvier 2019
Die Morgenroutine von Fteim Almousa ähnelt der unzähliger Mütter: Sie weckt ihre vier Kinder, sorgt für ein ordentliches Frühstück und schickt sie pünktlich in die Schule. Doch seit über drei Jahren passiert all das über das Videotelefon. Denn die Syrerin lebt in Baden-Württemberg, ihr Mann mit den Kindern in einem Flüchtlingslager im Nord-Libanon. Als Fteim 2015 nach Deutschland kam, hoffte sie ihre Familie bald nachholen zu können. Doch dann wurde der Familiennachzug ausgesetzt. Für die 49-Jährige eine Katastrophe. Die jahrelange Trennung und die Ungewissheit drohen die Familie zu zerstören, besonders die Kinder leiden.Im August 2018 gibt es neue Hoffnung. Das „Familiennachzugneuregelungsgesetz“ tritt in Kraft. Es betrifft subsidiär Geschützte – also Menschen, die zwar keinen Asyl- oder Flüchtlingsstatus haben, im Herkunftsland aber vom Tode bedroht sind. Sie können jetzt Ehepartner und minderjährige Kinder nach Deutschland holen. Ob Fteim von dieser Regelung profitiert, ist völlig ungewiss. Maximal 1.000 Familienangehörige dürfen pro Monat nachziehen, und selbst diese Zahl wurde bislang nicht erreicht. Wieder heißt es warten für Fteim. Sie hofft, durch ein Gerichtsverfahren doch noch als Flüchtling nach der Genfer Konvention anerkannt zu werden und damit einen Rechtsanspruch auf Familienzusammenführung zu erstreiten. Doch das kostet Zeit. Ihre älteste Tochter Riham ist inzwischen volljährig geworden und damit vom Familiennachzug ausgeschlossen. Die Familie droht auseinander zu brechen. (Text: arte)
Épisode 102 - Exportschlager Diesel – Wo werde ich meinen Alten los?
21 janvier 2019
Dimitar Gumnerov ist Händler auf Bulgariens größtem Automarkt in Sofia. Gerade macht er einen gebrauchten Diesel flott. „Ich kann nicht verstehen, wie ein Westeuropäer so staubige und dreckige Autos fahren kann“. Damit meint er den Zustand des Wageninneren. Denn in Bulgarien sind Diesel beliebt, täglich holen Händler ausrangierte Diesel aus Westeuropa ins Land.Gumnerov bestellt seine Gebrauchtwagen vor allem in Italien und Deutschland. Seit der Diesel in Deutschland in Verruf geraten ist, hat er die Wahl. Die Deutschen wollen selbst neuere Diesel-Modelle loswerden, die Bulgaren nehmen sie mit Kusshand. Das Geschäft floriert.Stefan Dimitrov passt das gar nicht. Zum Selbstkostenpreise verteilt der Unternehmer und Familienvater Messstationen an Freiwillige, um Fakten zur Luftverschmutzung zu sammeln. Denn gerade jetzt im Winter hat Sofia ein riesiges Problem damit. Die Stadt liegt im Tal, und die kalte Luft aus den Bergen legt sich wie eine Glocke über die Stadt, die schmutzige warme Luft kann nicht entweichen. Eine Studie besagt, dass der Verkehr eine Hauptursache für die schlechte Luft ist. Die Autoflotte ist alt.Auf seiner Internetseite AIR.bg laufen die Daten der Selfmade-Messstationen zusammen. Jeder kann sie einsehen. Stefans Hoffnung: damit auch die bulgarischen Diesel-Fans zum Umdenken zu bewegen. Denn für ihn ist saubere Luft ein Menschenrecht. Er selbst hat sich deshalb gerade als einer der ersten Bulgaren ein E-Auto gekauft. Doch das ist für Gumnerovs Kunden nicht drin. Sie setzen weiter auf erschwingliche Diesel-Gebrauchtwagen aus dem Westen. (Text: arte)
Épisode 103 - Höher, schneller, weiter! – Ein Leben für den Sport?
23 janvier 2019
Finn Braun gehört zu den größten deutschen Nachwuchstalenten im Skispringen. Sein Traum: Weltcup und Olympiateilnahme. Seit September geht der 16-Jährige in ein Sportinternat. Dafür verlässt er Eltern, Freunde und muss sein Leben komplett den Anforderungen des Leistungssports unterordnen. Dr. Anja Hirschmüller kennt den Druck des Profisports und seine gesundheitlichen Gefahren. In einer Schweizer Klinik behandelt sie Leistungssportler und arbeitet präventiv für einen gesünderen Spitzensport. Ein Film über die Faszination und den Preis sportlicher Weltrekorde. (Text: arte)
Épisode 104 - Gestrandet in Berlin: Polen holt obdachlose Landsleute zurück
24 janvier 2019
Wojciech – genannt Wolle – und Darek sind in den Straßen von Berlin unterwegs – Tag und Nacht. Sie halten Ausschau nach Obdachlosen aus Polen, leuchten die dunklen Ecken von Parks aus, sehen unter Brücken nach. Ihr Ziel: die Landsleute nach Hause zu holen.Berlin gilt als eine der Hochburgen der Obdachlosigkeit in Europa. Laut Schätzungen leben 8.000 bis 10.000 Menschen auf der Straße, davon 70 % Osteuropäer. 2.000 Polen sollen darunter sein. Sie kamen in der Hoffnung auf Arbeit und ein besseres Leben nach Deutschland – und landeten im Elend. Trotzdem wollen viele nicht zurückkehren. Aus Scham versagt zu haben oder schlicht, weil sie zu tief in die Drogensucht und den Alkoholismus abgerutscht sind.2017 wuchs der Berliner Verwaltung das Problem über den Kopf, sie schlug einen härteren Kurs gegen Obdachlosigkeit ein und bat osteuropäische Regierungen um Hilfe. Polen reagierte und beauftragte die polnische Hilfsorganisation BARKA mit einem Modellprojekt. Doch die bereitgestellten Mittel sind knapp. Sie reichen grade mal für ein Vierteljahr Arbeit von Wolle und Darek. 20 Polen sollen sie in diesem Zeitraum mindestens zurückbringen. Die Hoffnung ist groß, dass dann weitere Gelder bewilligt werden – auch von deutscher Seite.Keine leichte Aufgabe. Manchmal bekommen die Sozialarbeiter Flüche und schroffe Zurückweisungen zu hören, wenn sie Obdachlose gezielt auf Polnisch ansprechen und ihnen Hilfe anbieten. Doch sie lassen sich nicht entmutigen. Darek, selbst ehemaliger Obdachloser in London, weiß: Man kann niemanden zu Hilfe zwingen. Und: Alles braucht seine Zeit. (Text: arte)
Épisode 105 - Traumjob Cam-Girl? Der neue Boom in Osteuropa
29 janvier 2019
Szandra ist Webcam-Girl in Budapest. Ihr Job ist es, mit Männern im Internet zu chatten und sich vor der Kamera für sie auszuziehen. Und weil ihre besten Kunden in Amerika sitzen, klingelt ihr Wecker jeden Morgen schon um drei.Aufreizend geschminkt und leicht bekleidet, sitzt sie am Computer in einem eigens dafür eingerichteten Studio. Sie erfüllt sexuelle Wünsche von Männern, die irgendwo auf der Welt am Rechner sitzen und ihr Anweisungen geben. Je nachdem, wie weit die Männer mit ihr gehen wollen, müssen sie für ihre Dienste bezahlen. Sie selbst beharrt darauf, dass sie trotzdem keine Prostituierte ist.Von jedem Euro, den ein Mann im Internet für Szandra ausgibt, erhält sie nur 30 Cent. Denn Studio-Betreiber und Webcam-Seiten im Internet verdienen an den Mädchen mit.Dennoch ist Szandras Einkommen doppelt so hoch wie der ungarische Durchschnittsverdienst. Der seelische Preis ist hoch: „Wer diesen Job macht, der hasst Menschen“, sagt die 25-jährige. „Ich kenne niemanden, bei dem es nicht so ist.“Niedrige Löhne und schlechte Jobperspektiven treiben immer mehr gut ausgebildete Frauen in Osteuropa dazu, als Webcam-Girl zu arbeiten. Ein neuer Zweig beim Geschäft mit dem Sex, der der milliardenschweren Pornoindustrie Konkurrenz macht. (Text: arte)
Épisode 106 - Rebellion in Frankreich: Widerstand gegen Macron
31 janvier 2019
Was anfangs nur ein spontaner Protest gegen hohe Spritpreise war, hat sich binnen kurzer Zeit zu einer Massenbewegung entwickelt: In Frankreich halten die „Gilets Jaunes“ das Land in Atem. Die „Gelben Westen“ sind zum Synonym geworden für die Wut über die Reformpolitik des französischen Präsidenten Macron und zu seiner bisher größten Herausforderung im Amt. Die Aufständischen werfen Macron vor, ein Repräsentant der Reichen zu sein und die Nöte der einfachen Bürger zu ignorieren. Losgetreten wurde die Protestwelle von der Bretonin Jacline Mouraud. Eine Videonachricht bei Facebook, in der sie ihrem Zorn freien Lauf lässt, machte die 51-jährige Mutter von drei Kindern berühmt. Seitdem gilt Mouraud als eine Art Anführerin der Bewegung, sie tritt häufig in Talkshows auf und attackiert Politiker. Hinter den „Gilets Jaunes“ stecken weder Oppositionspolitiker noch Gewerkschafter, die Protestkundgebungen werden fast ausschließlich über das Internet organisiert. Die politischen Forderungen der Demonstranten: niedrigere Steuern, höhere Renten, mehr Mitsprache. Sie fühlen sich abgehängt von der Pariser Elite, sind frustriert und verzweifelt darüber, dass die Privilegierten des Landes für die Belastungen und Abstiegsängste der Mittelschicht vermeintlich kein Interesse zeigen. „Re:“ hat Jacline Mouraud bei ihrem Kampf gegen Macron begleitet und spürt den Gründen der aufgestauten Empörung der Protestbewegung in Frankreich nach. (Text: arte)
Épisode 107 - Weg von der Straße: Wie Finnland Obdachlosigkeit bekämpft
5 février 2019
Finnland ist das Vorzeigeland in Europa, wenn es darum geht, Leute von der Straße zu holen. Die Strategie: „Housing First“. Die Menschen sollen zuerst in einer eigenen Wohnung leben – ganz egal, ob sie drogensüchtig oder arbeitslos sind. Dann können sie sich allen weiteren Problemen widmen. Die Idee dahinter: Mit einem dauerhaften Dach über dem Kopf lässt sich wieder zurück ins Leben finden. Finnland hat es so geschafft, die Anzahl der Langzeitwohnungslosen innerhalb von acht Jahren um 35 Prozent zu reduzieren. Für ehemalige Obdachlose wie Katja hatte die Wohnung eine enorme Bedeutung. Sie gewann einen Rückzugsort, Privatsphäre. Und gleichzeitig Anerkennung: „Anderswo war ich eine Drogenabhängige und Diebin. Aber hier wurde ich akzeptiert wie ich war. Ich brauchte mich nicht zu schämen für das, was ich war.“ Unterstützung bekommen die ehemaligen Obdachlosen von Sozialarbeitern wie Elina Liikanen. Wie klappt der Weg zurück von der Straße ins Leben? (Text: arte)
Épisode 108 - Alleingang am Mont Blanc: Grenzerfahrungen eines Solo-Bergsteigers
13 février 2019
2017 gelingt dem Solo-Extrembergsteiger Jost Kobusch die Erstbesteigung des Nangpai Gosum II im nepalesisch-chinesischen Grenzgebiet. Der 7.296 Meter hohe Gipfel zählte bis dahin zu den höchsten unbestiegenen Bergen der Erde. „Das ist eines der letzten echten Abenteuer, die man noch erleben kann“, sagt Deutschlands jüngster Himalaja-Bergsteiger.Jost zieht es dorthin, wo noch niemand vor ihm war und wenn doch, wählt er andere Routen, um zum Gipfel zu kommen. Immer alleine unterwegs, ohne Hilfsmittel oder Sherpas.Mit zwölf Jahren beginnt er mit dem Klettern, weil er seine Höhenangst überwinden will. Jost ist im bürgerlichen Leben Student für Sports Engeneering an der TU Chemnitz, aber seine Passion ist das Solo-Extrembergsteigen. Der 26-Jährige entstammt keiner Bergsteiger-Familie, im Gegenteil: Sein Geburtsort in Nordrhein-Westfalen liegt 135 Meter über dem Meeresspiegel. Auslöser seiner Leidenschaft ist die Kletter-AG in der Schule.Erst mit 17 Jahren wagt sich Jost in die Berge, mit 18 folgt die erste Expedition in den Himalaja. 2015 überlebt Jost im Mount Everest Base Camp ein Lawinenunglück, bei dem 19 Menschen starben. Am 1. Mai 2016 erreicht der Solo-Alpinist ohne die Zuhilfenahme von künstlichem Sauerstoff den 8.091 Meter hohen Himalaja-Gipfel Annapurna. Damit ist er der jüngste Bergsteiger, der es auf diesen Gipfel geschafft hat. Aber warum steigt der 26-Jährige immer wieder auf in Todeszonen, in denen er ohne künstlichen Sauerstoff kaum überleben kann?“Solobergsteigen ist für mich eine Form von Meditation. […] Am Berg bin ich zwar allein, aber ich bin nicht einsam“. (Text: arte)
Épisode 109 - Dachbodenschätze: Trödel oder Sammlerstück?
15 février 2019
Was ist Kunst, was ist eine Fälschung? Für Manches sind Kunstfreunde bereit, erstaunliche Summen zu bezahlen. Im renommierten Auktionshaus Lempertz zieht in Berlin die bevorstehende Auktion einer einmaligen Porzellansammlung aus dem frühen 19. Jahrhundert Sammler aus der ganzen Welt in ihren Bann. Die „Twinight Collection“ des New Yorker Magnaten Richard Baron Cohen kommt unter den Hammer. 20 Jahre lang hatte er Unsummen investiert und sie auf der ganzen Welt zusammengekauft, aber: „Meine Söhne mögen das Porzellan nicht. Wenn jemand die Sammlung zerschlägt, dann bin ich es selbst“, erklärt Baron Cohen. Doch was werden sie im Einzelnen bringen? „Man weiß vorher nie, was passiert“, erklärt Auktionator Kilian Jay von Seldeneck, „Manches floppt wider Erwarten, und dann gehen manchmal die Preise auch durch die Decke.“ Was ist echt, was nicht? Martin Janssen macht Haushaltsauflösungen und betreibt in Bremen ein Geschäft für „Antikes und Kurioses“: „Ich erlebe immer wieder, dass Leute gar nicht wissen, was für Schätzchen sie da Zuhause haben“, so Janssen. Doch auch das Gegenteil kommt vor: Da entpuppt sich das vermeintlich kostbare englische Porzellan, das ihm angeboten wird, als eher durchschnittliche Massenware. Was ist wertvoll, was ist eine Enttäuschung? Manchmal schwer zu sagen – besonders, wenn man selbst kein Experte ist. Wie Paul van Tongeren. Er meint, im Besitz einer Skulptur aus dem Frühwerk des berühmten Bildhauers Ernst Barlach zu sein. Er will Gewissheit und macht sich auf, um sich Expertisen von Fachleuten in Museen und Auktionshäusern geben zu lassen. (Text: arte)
Épisode 110 - Hebamme dringend gesucht! Notstand im Kreißsaal
18 février 2019
In deutschen Kliniken gibt es zu wenig Hebammen. Wegen schlechter Arbeitsbedingungen kündigen immer mehr Frauen ihren Job. Die Folge: Schwangere müssen abgewiesen werden, Kreißsäle schließen. Und das bei steigender Geburtenrate. Bei ihrer Arbeit in einer Hamburger Klinik versucht Hebamme Maria Preßentin, die Frauen trotzdem mit viel Ruhe und Zuwendung bei der Geburt zu unterstützen. Das ist nicht immer einfach. Hebamme Susanne Lohmann arbeitet aus diesem Grund nur noch freiberuflich in der häuslichen Betreuung. Auch hier sind Hebammen Mangelware, denn die Wochenbettbetreuung ist schlecht bezahlt und nicht planbar. Susanne Lohmann sucht eine politische Lösung. Sie glaubt, Hebammen in Deutschland sollten sich ganz neu organisieren. (Text: arte)
Épisode 111 - Wolfshunde – Treue Gefährten oder gefährliche Haustiere?
7 mars 2019
Anna Caroline Hein hat ein Herz für komplizierte Charaktere. Neben ihrem Hundehotel betreibt sie eine Auffangstation für Wolf-Hund-Mischlinge. Fast jede Woche bekommt sie Anfragen, doch ihre Kapazitätsgrenze ist längst erreicht. Denn in Europa gibt es nicht nur den Markt für die zwei anerkannten Wolfhunderassen, sondern auch einen Graumarkt für Wolfshybriden, wie man die Mischlinge auch nennt. Die Tiere mit unterschiedlich hohem genetischen Wolfsanteil werden unter anderem aus den USA eingeführt. Für die Behörden ist dabei nur sehr schwer zu kontrollieren, ob es sich um erlaubte Wolfshunde oder um unter Artenschutz stehende Wildtiere handelt.Gelangen solche Tiere auch in die Natur? Manche Schafhalter glauben das. Sie vertrauen den Genanalysen des in Deutschland zuständigen Instituts nicht und haben Gen-Proben von gerissenen Tieren von einem privaten forensischen Labor prüfen lassen. Nun gibt es Streit, denn das Labor behauptet, dass Mischlinge einige der Tiere gerissen haben. Wolfshundeliebhaber glauben an eine Hetzkampagne gegen ihre Tiere, Wolfsexperten an den Versuch, gezielt Ängste gegenüber Wölfen zu schüren.Anna Caroline Hein ist sich unsicher. Sie fragt sich, wohin all die faszinierenden, jungen Mischlinge verschwinden, mit denen sich ihre Halter in den sozialen Netzwerken präsentieren. Nach dem Motto: Je wölfischer der Hund, desto cooler der Besitzer. Die Hundekennerin liebt ihre Schützlinge und versucht sie an geeignete Halter weiterzuvermitteln. Gleichzeitig fordert sie dringend mehr Aufklärung und die kontrollierte Überwachung der Zucht von Tieren mit hohem Wolfanteil. (Text: arte)
Épisode 112 - Kostbare Jakobsmuscheln: Wie französische Fischer sie schützen
8 mars 2019
Mathieu Yonnet fährt schon seit 17 Jahren auf See, um die wilden Jakobsmuscheln zu fischen. Er profitiert heute davon, dass die Generation der Fischer vor ihm, in der Normandie und der Bretagne, aus ihren Fehlern lernten und sich strenge Regeln auferlegten, die heute noch gelten. Sie fischen nur vom 1. Oktober bis 15. Mai, 2 Stunden pro Tag, Montag bis Donnerstag, und nur Muscheln ab einer Größe von 11 Zentimetern.Sie halten sich strikt daran, denn es lohnt sich: In den letzten Jahrzehnten erholten sich die Bestände so gut, dass sie im vergangenen Jahr 63.000 Tonnen wilder Muscheln ernten konnten – ein Rekord, und das mit Nachhaltigkeit. Gendarmerie und Küstenschutz wachen auf hoher See über die Einhaltung dieser Regeln. Allerdings liegt ein Teil der wilden Muschelgründe in den internationalen Gewässern. Da gibt es in den letzten Jahren immer wieder Ärger mit britischen und irischen Fischern, die sich an keine Regel halten wollen. (Text: arte)
Épisode 113 - Dublin und die Silicon Docks – Überleben in der Boomtown
11 mars 2019
Microsoft, Facebook, Amazon und Google machten aus dem alten Hafen von Dublin die Silicon Docks. Nagelneue Büropaläste und Apartmenthäuser für die Mitarbeiter. Alles sehr teuer. Michelle findet es richtig, dass Irland die Großen mit niedrigen Steuern herlockt. Aber sie sieht auch die Kehrseite: Das alte Dublin zerfällt, die Mieten steigen, und schon 150.000 Menschen leben in Notunterkünften. Michelle hat eine schöne Wohnung und dazu ein altes Reihenhäuschen. Das übergibt sie jetzt einer obdachlosen Familie. „Re:“ trifft Menschen, die den Verfall und die Spaltung Dublins nicht mehr hinnehmen wollen. (Text: arte)
Épisode 114 - Die Currywurst wird 70 – Legende ohne Ende
12 mars 2019
Der Imbiss-Unternehmer Tim Koch aus Essen will im Jubiläumsjahr das Ruhrgebiet als wahre „Heimat der Currywurst“ ausrufen. Begründung: Die in Soße getränkte Wurstspezialität sei mit den amerikanischen Soldaten im Zweiten Weltkrieg nach Deutschland gekommen – und die seien schließlich früher im Ruhrgebiet gewesen als in Berlin.Darüber kann man in Berlin nur lachen. Das Familiengeschäft „Konnopke’s Imbiss“ existiert seit nunmehr 85 Jahren, hat die DDR überlebt und floriert heute mehr denn je. Im Jahr 1960 verkaufte Gründer Paul Konnopke die erste Ost-Berliner Currywurst, nur wenige Jahre nach der angeblichen Erfindung durch die Berlinerin Herta Heuwer und ihre Patentanmeldung der Wurst-Erfindung. Doch die Zeiten ändern sich: Wo früher die Arbeiter der Republik verköstigt wurden, lassen es sich heute Touristen und Hipster schmecken – vorzugsweise „ohne Darm“ und gerne als „Menü“ mit Pommes.Nun haben auch noch die Stadt Hamburg und der Unternehmer Alexander Prinz zu Schaumburg-Lippe ihre Urheberschaft angemeldet. Aber wer hat das Land als erster mit Currywürsten beglückt? Das abschließende Urteil der Historiker steht noch aus. Aber egal, wo sie herkommt: Die Erfolgsgeschichte der Currywurst steht beispielhaft für das deutsche Wirtschaftswunder nach dem Zweiten Weltkrieg. Und weil sich der Geschmack der Kundschaft langsam ändert, bietet man inzwischen auch vegetarische und sogar vegane Varianten an. (Text: arte)
Épisode 115 - Mein Leben als Cyborg – Wenn Technik unter die Haut geht
14 mars 2019
Neil Harbisson ist ein Vorreiter der Cyborg-Bewegung. Der von Geburt an farbenblinde britische Künstler ist der erste offiziell von einer Regierung anerkannte Cyborg. Vor einigen Jahren ließ er sich von einem befreundeten Chirurgen eine Antenne mit einem kleinen Farbsensor in seinen Schädel einpflanzen. Nach drei Monaten hatte sie sich fest mit seinem Schädelknochen verbunden. Der Sensor erkennt die Farben, ein Mikroprozessor übersetzt sie in Töne. Seitdem nimmt Harbisson Farben als Klänge wahr. Das Implantat hat er sich nicht aus einer medizinischen Notwendigkeit einsetzen lassen. Ihm geht es um die Erweiterung der menschlichen Sinne. Mit dieser Botschaft tourt der 34-Jährige als Cyborg-Aktivist um die Welt, hält Vorträge, organisiert Konferenzen und Workshops.Mittlerweile ist Harbisson nicht mehr alleine. Mit Gleichgesinnten gründete er in Barcelona die Transspecies Society. Ihr Ziel: Andere Menschen dabei unterstützen, auch zu Cyborgs zu werden. Das Netzwerk umfasst bisher Ingenieure, Künstler, Philosophen und Anwälte. Die Mitglieder treffen sich regelmäßig, um zusammen neue Sinnesorgane zu entwickeln und sie sich gegenseitig unter die Haut zu setzen. „Re:“ war dabei. (Text: arte)
Épisode 116 - Kriegsangst in der Ukraine: Machtkampf am Asowschen Meer
15 mars 2019
„Russland will unsere Region destabilisieren, um sich das, was es 2014 nicht bekam, nun über wirtschaftlichen Druck zu holen.“ Davon ist Oleksandr Oliynyk, Direktor des Hafens Mariupol, überzeugt,Seit Beginn des Krieges in der Ostukraine leidet die Wirtschaft Mariupols, und der Güterumschlag des Hafens ist drastisch zurückgegangen. Spätestens mit der Eröffnung der Brücke von Kertsch, die die annektierte Halbinsel Krim mit dem russischen Festland verbindet, hat sich die Situation in den ukrainischen Häfen im Osten noch mal verschlimmert: Große Frachtschiffe, die höher als 33 Meter sind, können sie nicht mehr anfahren.Dazu kommen die Kontrollen des russischen Grenzschutzes und der Küstenwache des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB, die die Schiffseigner tagelange Wartezeiten und damit Geld kosten. Immer mehr Reedereien wollen die ukrainischen Häfen im Osten nicht mehr anfahren.“Natürlich haben wir Angst, unsere Arbeit zu verlieren“, klagt Hafenarbeiter Artjom, der schon seit einiger Zeit nur noch vier Tage in der Woche arbeiten kann. Sergej von der Werft nebenan hat diese Maßnahme erst in diesem Jahr ereilt. Alle spüren den zunehmenden Druck und die Übermacht Russlands. Bei manchem wächst die Angst, dass der Krieg bald auch Mariupol erreichen könnte.Die Reportage begleitet Menschen in Mariupol und Berdjansk durch ihren Alltag – unweit der Frontlinie. Ihre Existenz ist eng mit dem Asowschen Meer verbunden und droht nun zwischen die Fronten im Russland-Ukraine-Konflikt zu geraten. (Text: arte)
Épisode 117 - Tausche Zeche gegen Laufsteg – Deutsche Kumpel in New York
18 mars 2019
Der Tag schien für Christian immer in weiter Ferne zu liegen, aber jetzt ist er da: Seit dem 21.12.2018 wird keine Kohle mehr gefördert, die Kumpel sind mit den letzten Abrissarbeiten unter Tage betraut und bereiten sich parallel auf ihren ganz großen Auftritt im Rampenlicht vor. Matthias Bohm, Gründer der jungen Gladbecker Modefirma „Grubenhelden“, verarbeitet abgelegte Bergmannskleidung zu neuer Mode. Für sein Debüt auf der Fashion Week in New York nimmt er, neben professionellen Models, echte Bergmänner mit.In ihrer dunkelsten Stunde unternehmen die Kumpel eine verrückte Reise in eine andere Welt. Kohlestaub trifft Paillette: Die Bergmänner sind die wahren Underdogs auf einer der bedeutendsten Modemessen der Welt.Doch die wirklich große Herausforderung ist eine andere – Wie wird es in Zukunft weitergehen? Welche Perspektive haben die jungen Bergmänner? Was passiert mit den älteren Kumpel? Die Gemeinschaft, in der sie sich im wahrsten Sinne des Wortes auf Leben und Tod aufeinander verlassen haben, wird es bald nicht mehr geben. Ihre Heimat wandelt sich, und sie müssen neue Wege gehen. (Text: arte)
Épisode 118 - Dörfer ohne Doktor – Ärzte gehen neue Wege
21 mars 2019
Der Landarzt stirbt aus – fast überall. Doch wer behandelt künftig die Menschen in den Dörfern? Im deutschen Odenwald gründen die letzten Landärzte eine Genossenschaft und locken junge Ärzte mit Nine-to-Five-Jobs. Im französischen Vogesendorf Oberbruck chattet die Bergbäuerin per Video mit ihrem Arzt, und der Ortsvorsteher kämpft für die Zukunft des telemedizinischen Kabinetts. In Basel sitzt Digitalarzt Manuel Puntschuh in einem Callcenter und behandelt Patienten aus der ganzen Schweiz per Telefon. Medikamente und Krankenscheine gibt es ganz ohne Körperkontakt. Hat hier die Zukunft schon begonnen? (Text: arte)
Épisode 119 - Odessa im Griff der Mafia: Bürgerrechtler gegen die Korruption
25 mars 2019
Die lokale Politik in der Stadt am Schwarzen Meer ist von Korruption durchsetzt. Dubiose Geschäftsleute haben nicht nur beste Verbindungen in die Politik, offenbar ist sogar der Bürgermeister von Odessa selbst Teil des Problems. Zurzeit muss er sich vor Gericht wegen mutmaßlicher massiver Korruption verantworten. 2018 gab es landesweit mindestens 145 Angriffe auf Aktivisten, die auf Missstände in der Ukraine aufmerksam machten. Die Akteure der Zivilgesellschaft werden bedroht, zusammengeschlagen, ihre Autos werden abgefackelt, sie werden mit Messern angegriffen oder mit Schwefelsäure übergossen. Die Auftraggeber werden nur selten ermittelt, denn Justiz und Polizei dienen allzu oft den falschen Herren. Fünf Jahre nach der Maidan-Revolution sind die kleptokratischen Eliten von früher noch immer mächtig. Ob die Präsidentschaftswahl am 31. März daran etwas ändern wird? (Text: arte)
Épisode 120 - Traumberuf Fußballprofi – Millionengeschäft mit dem Nachwuchs
27 mars 2019
Nirgendwo läuft das Geschäft mit dem Fußball so gut wie in Europa. Ein System, das darauf ausgelegt ist, immer neue, immer bessere und vor allem auch immer jüngere Top-Spieler zu „produzieren“. Mittlerweile haben bereits 12-Jährige professionelle Spielerberater. Der Traum ist teuer erkauft: bis zu achtmal Training die Woche und kaum noch Freizeit. Der 17-jährige Innenverteidiger Jordi Bongard ist schon weit gekommen: Er lebt im Nachwuchsleistungszentrum des deutschen Fußball-Erstligisten Borussia Mönchengladbach. Im Leistungszentrum ist Jordis Leben streng geregelt – Schule und Fußball, dazwischen essen und schlafen. Viel mehr gibt es nicht. Aber der 17-Jährige ordnet seinem Traum alles andere unter. Er weiß, dass dieses harte Training notwendig ist, um ganz nach oben zu kommen. Aktuell gibt es 54 Leistungszentren in Deutschland; junge Spieler, die es bis hierhin geschafft haben, gelten als Spitzentalente, und dennoch wird nur ein Bruchteil von ihnen den Weg in die Bundesliga schaffen. Wird Jordi darunter sein?Nicht nur auf ihm und seinen Teamkollegen lastet enormer Druck, auch die Vereine konkurrieren hart um die besten Nachwuchstalente. Transfersummen in Millionenhöhe sind auch für 16-jährige Spieler längst keine Seltenheit mehr. „Re:“ aus dem harten Alltag der jungen Spitzenspieler. (Text: arte)
Épisode 121 - Auf den Spuren der Täter: 25 Jahre nach dem Völkermord in Ruanda
1 avril 2019
Alain Gauthier steht mit seiner Frau am Völkermord-Mahnmal in der ruandischen Hauptstadt Kigali. Dafroza Gauthier ist selbst Ruanderin – ihre Mutter wurde beim Genozid vor 25 Jahren getötet.Damals schaute die Weltgemeinschaft tatenlos zu, während in Ruanda innerhalb weniger Wochen hunderttausende Tutsi und Regimegegner von der Hutu-Mehrheit umgebracht wurden.Bis heute fühlen sich viele der Überlebenden des Genozid im Stich gelassen. Denn die Mühlen der Justiz mahlen langsam, und viele Täter konnten einer Strafe bis heute entkommen. Das wollen Alain und Dafroza Gauthier nicht akzeptieren. Sie wollen die Täter finden, die sich in Europa versteckt halten.Wer konnte, der floh und tauchte unter, so verschlug es auch einige Völkermörder nach Europa. Besonders Frankreich galt lange als sicherer Unterschlupf, weil es als einziges Land niemanden nach Ruanda ausliefert.Drei Urteile gegen Völkermörder gab es bisher in Frankreich – eine Quote, die für Alain Gauthier inakzeptabel ist. Er vermutet, dass in seinem Heimatland viele weitere Täter leben.Etwa 40 Anklagen gegen mutmaßlich Völkermörder hat Alain Gauthier mit seinem Kollektiv für Zivilkläger aus Ruanda (CPCR) in den letzten 20 Jahren eingereicht. Doch sein Kampf für Gerechtigkeit ist ein Wettlauf mit der Zeit. Die Suche nach belastbaren Zeugen wird von Jahr zu Jahr schwieriger. (Text: arte)
Épisode 122 - Die neue Lust am Pelz: Wildtiere im Visier
3 avril 2019
7.000 Füchsen, Mardern und Waschbären hat Frederik Daniels das Fell im letzten Jahr über die Ohren gezogen. Daniels leitet die deutschlandweit bisher einzige Tier-Abgabestation in Raststatt in Baden-Württemberg und ist einer von vorerst zwei Mitarbeitern des Pilotprojekts „Fellwechsel“. Mit dem Projekt will der Deutsche Jagdverband etwas für sein Image tun. Das Argument der Jäger: Wildtiere wie Füchse müssen ohnehin zur Waldpflege geschossen werden. Nun sollen zumindest die Felle nicht mehr entsorgt, sondern weiterverarbeitet und verkauft werden. „Das ist nicht nur nachhaltiger, sondern vermindert auch Billigimporte aus Fernost und grausame Zuchthaltung“, so Daniels. Das sieht Revierförster Mario Natale aus Saarlouis im Saarland anders. Natale war früher selbst einmal Jäger und ist heute erbitterter Gegner der Jagd. Natale befürchtet, dass die Jagd auf Füchse weiter intensiviert werden könnte. „Ich verstehe, dass Menschen sich gern mit diesem schönen Tier schmücken wollen, doch mir ist ein Fuchs, der sich bewegt, lieber als ein toter Fuchs.“ Mario Natale hält den Jägern Zahlen entgegen: Im letzten Jagdjahr wurden mehr als 400.000 Füchse von Jägern erlegt. Wenn man nun aktuell rund 7.000 Felle nutzt, sei das verschwindend gering. Auch Krankheiten wie die Räude oder der Fuchsbandwurm ließen sich, anders als von Jägern oft behauptet, durch die Jagd nicht verhindern. Vom Nachbarland Luxemburg fühlt sich Natale bestätigt. Dort hat man die Fuchsjagd bereits 2015 abgeschafft. (Text: arte)
Épisode 123 - Bezahlbares Zuhause: Rezepte gegen die Wohnungsnot
5 avril 2019
Eine Lösung sehen Experten im Bau von Wohnraum auf bereits bebauten Flächen, der so genannten Nachverdichtung. In der Frankfurter Platensiedlung hat der Architekt Stefan Forster das größte Nachverdichtungsprojekt Deutschlands konzipiert. Auf bereits bestehende dreistöckige Wohnblocks werden zwei zusätzliche Geschosse aufgesetzt. So entstehen zusätzlich zu den 342 alten Wohnungen fast 700 neue. Die Belastungen für die Bestandsmieter sinken dadurch, dass die neuen Etagen als Holzmodule vorgefertigt werden. „Ich denke als Architekt auch politisch und sehe mich in der sozialen Verantwortung, bezahlbaren und qualitativ hochwertigen Wohnraum für unsere Gesellschaft herzustellen“, sagt Forster. „Ein vernünftiger Wohnungsbau trägt auch zur sozialen Befriedung bei!“ In Südtirol unterbindet schon seit den 1970er Jahren das so genannte Raumordnungsgesetz jegliche Spekulation mit Grund und Boden. Sobald Acker in Bauland umgewandelt wird, bekommt die Gemeinde automatisch ein Vorkaufsrecht für 60 Prozent der Fläche. „Ohne dieses Gesetz sähe meine Heimat heute völlig anders aus“, sagt Dieter Pinggera, Bürgermeister von Schlanders. In Brüssel hat eine Gruppe von Bürgern einen ganz anderen Weg gewählt, um die Spekulation mit Bauland zu stoppen. Sie gründete einen Community Land Trust, eine Art Grund- und Bodenstiftung mit einer zentralen Idee: Wenn Immobilien ohne das Land verkauft werden, auf dem sie stehen, werden sie dadurch erschwinglicher. Auf diese Weise schafft der Community Land Trust Wohnungen, die auch für Einkommensschwache bezahlbar sind. (Text: arte)
Épisode 124 - Wege aus dem Stau: Straßenverkehr neu gedacht
8 avril 2019
Die Firma Schneider im Schwarzwald hat sich einiges ausgedacht, um ihre Mitarbeiter dazu zu bringen, ihr Auto stehen zu lassen. Für viele Mitarbeiter kommt das Auto erst an dritter Stelle – nach Betriebsbus und betrieblich gefördertem E-Bike.Rolf-Dieter Lafrenz aus Hamburg will den LKW-Verkehr optimieren. „Ich stand im Stau und neben mir reihte sich ein LKW an den anderen. Als ich dann erfuhr, dass rechnerisch jeder dritte LKW leer fährt, war mein Ehrgeiz gepackt.“ Diese Leerfahrten will er mit seinem Startup CARGONEXX so weit wie möglich reduzieren – mit Hilfe von künstlicher Intelligenz.Die Australierin Kylie van Dam lebt mit ihrer Familie in der niederländische Kleinstadt Houten, der Fahrradstadt Nummer eins in den Niederlanden. „Als ich Houten kennen lernte, war das für mich der Himmel auf Erden“, erzählt sie strahlend. „Genau dieses Lebensgefühl hab ich immer gesucht.“ Kylies Kinder können alles alleine mit dem Rad machen und lieben ihre Selbstständigkeit. Und Kylie muss sich keine Sorgen machen: In den vergangenen 30 Jahren gab es in ganz Houten nur einen einzigen tödlichen Verkehrsunfall.Im französischen Dunkerque hat sich Bürgermeister Patrice Vergriete für die Verbesserung des Nahverkehrs entschieden: kostenfrei, mit neuen Linien und höherem Takt. Kann das helfen, den Verkehr in der Stadt zu reduzieren? (Text: arte)
Épisode 125 - Frauen unerwünscht! Verbotene Berufe in Russland
10 avril 2019
Eine Schwimmhalle in Moskau. Draußen ist es eisig kalt, aber im Schwimmbad herrschen angenehme Temperaturen. Trotzdem haben die Männer am Beckenrand dicke Neoprenanzüge an. Einer nach dem anderen springen sie ins Wasser. Ihr Tauchtraining beginnt. Am Beckenrand steht Oxana Chevallier, die Trainerin. Eigentlich wollte sie als Rettungstaucherin beim Katastrophenschutz arbeiten, aber als Frau ist ihr das in Russland verboten. Deshalb hat Oxana eine eigene Tauchschule gegründet. Hier bildet sie Männer in dem Beruf aus, in dem sie selbst nicht arbeiten darf. Rund 400 Berufe gibt es in Russland, die Frauen nicht ausüben dürfen: Kapitänin gehört dazu oder LKW-Fahrerin. Die Liste stammt aus sozialistischen Zeiten, seit einigen Jahren ist sie in der Diskussion, abgeschafft wurde sie aber bis heute nicht. Wie Oxana will auch Swetlana Medwedewa sich damit nicht abfinden. Für ihren Traum, als Kapitänin zu arbeiten, zieht sie vor Gericht und bekommt schließlich nach fünf Jahren und etlichen Gerichtsprozessen Recht. Oxana Chevallier hingegen steht vor einer großen Entscheidung: Soll sie bleiben und hoffen, dass die Diskussion, die um die Liste der verbotenen Berufe im Gang ist, etwas ändert für Frauen wie sie? Oder soll sie das Land verlassen und in Westeuropa ihren Traumberuf ausüben? (Text: arte)
Épisode 126 - Abenteuer Höhlenforschung: Abstieg ins Hölloch
15 avril 2019
Michael Schafroth geht voran. Er ist der Erfahrenste der drei Höhlenforscher. Was seine beiden Söhne Niki und Moritz auf dem Weg durch die Hölloch-Höhle im Allgäu erleben, wie sie engste Stellen passieren können, das wissen die beiden Nachwuchshöhlenforscher beim Einstieg noch nicht. Sie durchqueren erstmals an einem Stück die zweitgrößte Höhle Deutschlands. Es wird eng, nass und kalt in den drei Tagen. Abgeschnitten von jeglicher Kommunikation, werden sie durch Seen tauchen, sich von Klippen abseilen und in völliger Finsternis ihr Nachtlager aufschlagen. (Text: arte)
Épisode 127 - Angelockt und abgezockt: Das Geschäft mit der Armut in Tschechien
16 avril 2019
Petr Globočník sucht eine neue Wohnung für sich und seine Familie. Täglich ist der Sozialarbeiter in den Roma-Vierteln entlang der tschechisch-deutschen Grenze unterwegs. Dort kümmert er sich um die Kinder, achtet darauf, dass sie zur Schule gehen, hilft, wo er kann. Petr ist selbst in einer solchen Plattenbausiedlung im böhmischen Litvínov aufgewachsen. Damit sein Arbeitsweg kürzer wird, will er nun mit seiner Familie dorthin zurück. Doch viele der Bauten sind verfallen, Kakerlaken, Schimmel und Dreck keine Seltenheit. Dennoch – Peter ist fest entschlossen. Denn er möchte ein positives Zeichen setzen – vielen gängigen Vorurteilen zum Trotz. Jiří Sieber ist Eigentümer einiger solcher Plattenbauten in der Region. Darin leben hauptsächlich Roma, die es in Tschechien schwer haben, eine Wohnung zu finden. Viele haben keinen Job, leben von staatlichen Sozialleistungen. Dennoch verdient Jiří Sieber ordentlich an seinen Mietern. Denn er kassiert vom Staat. Der versucht immer mehr, der Abzocke etwas dagegen zu setzen. (Text: arte)
Épisode 128 - Nachhaltig reisen – Wie Urlaub und Klimaschutz gelingen
18 avril 2019
Reisen ohne Flugzeug: Dazu verpflichteten sich im letzten Jahr 50.000 Schweden und schlossen sich der „We Stay on the Ground“- Kampagne an: Sie bleiben auf dem Boden. Eine von ihnen ist die Reisebloggerin Evelina. Die 26-Jährige genießt ihre neue Reisegeschwindigkeit und will mit gutem Beispiel vorangehen. Mit Bus, Bahn und minimalem Gepäck bereist Evelina heute Europa und die Welt.Doch was bedeutet nachhaltiger Tourismus, abgesehen von der klimafreundlichen Anreise? Angela Giraldo, gebürtige Peruanerin und Chefin des Siegels „Tour Cert“, zertifiziert Hotels und Reiseveranstalter auf der ganzen Welt. Ihr Ziel ist es, Nachhaltigkeit messbar zu machen: Wie hoch sind Wasserverbrauch, Emissionen und Abfallmengen, welche Chemikalien werden zur Reinigung benutzt? Auch faire Arbeitsbedingungen werden mitbewertet.Alte Häuser restaurieren und den Tourismus auch in kleine, abgelegene Orte bringen: Das ist das Konzept von „Albergo Diffuso“ – Unterkünfte, die in die Dorfgemeinschaft integriert sind statt Massentourismus. Die Idee stammt aus Italien und ist jetzt auch in Deutschland angekommen. Dort bemüht sich das unterfränkische Mainbernheim gerade, möglichst viele private und kommunale Gebäude für einen sanften Tourismus umzugestalten. Auch das „Re:“-Filmteam reist klimafreundlich: Zu den Drehorten in Deutschland, Dänemark, Schweden, Norwegen und Italien ging es mit der Bahn. Für den Transport der Kameraausrüstung wurden nach Möglichkeit vor Ort Elektroautos oder Lastenfahrräder ausgeliehen, der CO2-Ausstoß bei zwei Flügen wurde über Ausgleichszahlungen kompensiert. (Text: arte)
Épisode 129 - Hightech gegen Handicaps – Neue Hilfen für Menschen mit Behinderung
23 avril 2019
Nicolas Huchet verlor bei einem Arbeitsunfall seine rechte Hand. Die Prothese der Krankenkasse verfügte lediglich über bewegliche Daumen und Zeigefinger. „Ich hatte die Handlungsfähigkeit eines Krebses“, erzählt der Franzose. Kostenpunkt für eine bionische Hand, die natürliche Handbewegungen perfekt nachahmt: 40.000 Euro. Für ihn unbezahlbar. Daraufhin entwickelte Huchet selbst eine künstliche Hand, die er im 3D-Drucker herstellte. Heute leitet er die Non-Profit-Organisation „My Human Kit“. Mit dem „menschlichen Baukasten“ möchte er dazu beitragen, dass jeder Betroffene seine eigene Prothese entwerfen und ausdrucken kann – für weniger als 1.000 Euro.Die Casting Show „Voice of Germany“ machte die blinde Schweizerin Bernarda Brunovic berühmt. Geboren mit einer schweren Sehbehinderung, wurde Brunovic bis zu ihrem 15. Lebensjahr 33 Mal operiert – ohne Erfolg. Bei der letzten Operation verletzt der Chirurg das linke Auge, sie verliert es und beschließt, sich von ihrer Blindheit nicht länger behindern zu lassen. Die junge Frau konzentriert sich auf ihre Ausnahmetalente: Sport und Gesang. Den technologischen Fortschritt verfolgt sie aber weiter. Seit kurzem arbeitet sie mit einem neuen Spracherkennungscomputer, der ihr das Studium erleichtern soll.Leichter haben es künftig auch die Menschen, denen bei harter körperlicher Arbeit ein Exoskelett unter die Arme greift. Eine Firma in Augsburg entwickelt seit zwei Jahren eine Technologie, die menschliche Bewegungen unterstützt. Das beugt Rückenleiden vor und eröffnet Menschen mit chronischen Beschwerden einen Weg zurück ins Arbeitsleben. (Text: arte)
Épisode 130 - Wahlkampf für Anfänger: Die neue Europa-Partei VOLT
26 avril 2019
Der Deutsche Damian Boeselager, die Französin Colombe Cahen-Salvador und der Italiener Andrea Venzon lernten sich während des Studiums kennen und saßen im Juni 2016 zusammen, als die Briten für den Brexit stimmten. Die drei waren schockiert und beschlossen, eine neue proeuropäische Partei zu gründen. Nicht irgendeine, sondern die erste paneuropäische Partei: Volt. Was bedeutet, dass Volt-Kandidaten in mehreren Ländern Europas mit demselben Parteiprogramm gewählt werden können und – wenn sie tatsächlich den Einzug ins Europa-Parlament schaffen sollten – als Volt-Fraktion zukünftig Politik machen. Damit das gelingt, brauchen Damian, Colombe und Andrea mindestens 25 Sitze im Parlament. Aus der anfänglichen Idee ist mittlerweile eine recht große europäische Bewegung geworden. Über 20.000 Menschen unterstützen sie, in 13 EU-Ländern ist Volt bereits als Partei angemeldet. Am Parteiprogramm konnten alle Mitglieder mitschreiben. Volt will die EU entbürokratisieren, den Klimaschutz stärken und eine gesamteuropäische Lösung der Flüchtlingsfrage finden. Diese Vorstellungen stoßen allerdings nicht in allen EU-Ländern auf offene Ohren. In Polen, wo die nationalkonservative Partei PiS regiert, kämpft Volt mit Julia Aniśko als Anführerin um die gesetzlich vorgeschriebenen 1.000 Mitglieder, damit Volt zur Europawahl zugelassen wird. Wird ihr das gelingen? „Re:“ hat die Gründer Damian Boeselager, Colombe Cahen-Salvador und Andrea Venzon quer durch Europa begleitet und erzählt, wie drei politisch völlig unerfahrene Europäer versuchen, eine paneuropäische Partei auf die Beine zu stellen. (Text: arte)
Épisode 131 - Billigflieger in Europa: Wer zahlt drauf?
29 avril 2019
Das Ehepaar Benke verreist viel. Sie wohnen im Hunsrück, zehn Minuten vom Flughafen Hahn entfernt. Vor 20 Jahren hob dort die erste Ryanair-Maschine ab, die Region glaubte an goldene Zeiten. Der Flughafen wurde mit Steuermillionen zu einem Drehkreuz für die irische Fluglinie ausgebaut. Inzwischen ist der Traum geplatzt, der Billigflieger mit den meisten Flügen nach Frankfurt umgezogen. In Hahn gehen die Passagierzahlen zurück, Investitionen in Parkplätze, Hotels und Gewerbegebiete lohnen sich nicht mehr. Während die Benkes dank Billigtickets in Urlaub fliegen, haben andere das Nachsehen… (Text: arte)
Épisode 132 - Handwerk mit Zukunft – Qualität statt Masse
2 mai 2019
Bäckermeister Jürgen Fink geht mit seinem Familienbetrieb im hessischen Steinau seinen eigenen Weg. Wie gelingt ihm als traditioneller Handwerker der Erfolg in Zeiten von Backshops und aufgewärmten Rohlingen?Auch viele Laien interessieren sich für Handgemachtes: Im „Haus der Eigenarbeit“ in München gibt Möbelschreiner Florestan Teilken sein Fachwissen an Hobbyhandwerker weiter: „Das Verständnis für den Aufwand, den der Bau eines Möbelstücks mit sich bringt, ist verlorengegangen. Dass ich den Leuten im Laufe eines Kurses wieder das Handwerk nahebringen kann, ist das Schönste.“ Steinmetzin und Maurerin Helena Reppin will das Image von Handwerksberufen aufpolieren. „Das Schöne an jedem Handwerk ist ja, dass man etwas mit den Händen erschafft und darauf stolz sein kann“. Auch in Italien bietet das Handwerk vielen Jugendlichen eine neue Perspektive. In einer Schneiderschule in Penne lernen schon Teenager den Umgang mit Nadel und Faden und tragen mit ihrer Berufswahl zum Fortbestehen echter italienischer Handwerkstradition bei. (Text: arte)
Épisode 133 - Neue Kräfte für die EU: Junge Praktikanten in Brüssel
3 mai 2019
Sie sind jung, haben einen sicheren Job gekündigt, um in Brüssel ein Praktikum von fünf Monaten in den EU-Institutionen zu machen. Die EU ist für sie attraktiv, denn sie hat Macht und ist für die Karriere nützlich. Rosie Birchard aus Schottland, 24, sagt über Brüssel: „Es ist eine Stadt voller Menschen mit Visionen, die grenzenlos denken.“ Und Jeremy Dommnich, 25, Deutsch-Uruguayer, ergänzt und denkt dabei an seiner Generation: „Ich glaube auf jeden Fall, dass man nicht nach Brüssel kommt, wenn man nicht an Europa glaubt.“ Und für Brüssel nimmt die EU nur die Crème de la Crème unter den jungen Aspiranten, nur 1.300 von 20.000 Bewerbern, jedes Jahr. Ist die Arbeit von EU-Technokraten tatsächlich reizvoll für junge Menschen, die bereits viel von der Welt gesehen, bereits eine kleine internationale Karriere absolviert haben? Mit ihnen werfen wir einen Blick in die Zukunft der EU. (Text: arte)
Épisode 134 - Die Spur der Verschwundenen – Istanbuls Familien gegen das Vergessen
6 mai 2019
Für die pensionierte Lehrerin Ikbal Eren ist die Suche nach ihrem Bruder Hayrettin eine Lebensaufgabe. Der damals 26-jährige wurde im Zuge des Militärputsches 1980 in Istanbul von der Polizei festgenommen und tauchte nie wieder auf. Vermutlich wurde der linke Aktivist zu Tode gefoltert. Wie er verschwanden in den 80er und 90er Jahren viele Hundert Menschen in Polizeihaft, vor allem Kurden und Linke. Ikbal und Angehörige anderer Verschwundener protestieren dagegen jeden Samstag auf dem zentralen Galatasaray-Platz in Istanbul – und das seit über 20 Jahren.Auch Ikbals Bruder Faruk ist oft dabei. Er ist Journalist, links und regierungskritisch. Im Herbst 2018 verlor er seine Stelle als leitender Redakteur der Zeitung Cumhuriyet. Arbeitslos geworden, beginnt er ein Buch über seinen verschwundenen Bruder zu schreiben – eine emotional belastende Aufgabe. Denn die aktuellen Ereignisse wühlen alte Wunden wieder auf. Im August 2018 wird der friedliche Protest der „Samstagsmütter“ von der Polizei gewaltsam zerschlagen und verboten. Die Regierung wirft ihnen Verbindungen zur PKK vor. Die Menschenrechtsanwältin Gülseren Yoleri betreut mit dem Verein IHD die Familien der Verschwundenen. In den letzten zwei Jahren seien wieder Dutzende Oppositionelle vorübergehend entführt und gefoltert worden, erklärt sie. Yoleri fürchtet, der türkische Staat könnte wieder zu seinen brutalen Methoden der 90er Jahre zurückkehren. Mit den Samstagsmüttern will sie auf vergangene und aktuelle Fälle aufmerksam machen, bevor es zu spät ist – und aller Staatsgewalt zum Trotz. (Text: arte)
Épisode 135 - Kohle-Abbau in Griechenland: Wie der Bergbau die Griechen entzweit
8 mai 2019
In der Mine sagt Apostolis Kallianidis, 33 Jahre alt und Familienvater von zwei Kindern: „In diese Erde, wo mein Großvater Samen ausgesät hat, führe ich Dynamit ein. Hier war früher mein Dorf, Kleitos. Aber ohne die Kohlekraftwerke keine Arbeit.“ Er ist in der dritten Generation Minenarbeiter. Das Dorf Akrini ist umzingelt, die Menschen krank infolge der Emissionen aus den Kohlekraftwerken. Das halb staatliche Elektrizitätswerk hat ihnen die Felder abgekauft und sollte sie umsiedeln, hat aber den Rückzieher gemacht: Keine Kohle unter dem Dorf, keine Umsiedlung. Nikos Voriatzidis, 54 Jahre alt, muss drei Kinder großziehen. Er weiß nicht wie. Mavropigi, ein Geisterdorf, ein Schlachtfeld. Der 45-jährige Tasos Emmanuil, Ex-Bürgermeister, geht täglich dorthin, um die Hunde zu füttern. Sie blieben, die Menschen gingen mit Abfindungen, die sie nun laut Gericht zurückzahlen müssen. Keiner weiß wie. In Anargyri kam der Hirt von den Feldern neben der Mine gerannt: „Flieht, flieht, die Erde senkt sich unter unseren Füßen“. Noch ein Erdrutsch fast am Ende der Ebene. Aristos Karipides konnte nichts mehr tun, sein Haus brach, so als sei es aus Papier gebaut. Es war seine Lebensversicherung, seine Rente, wofür er ein Leben lang gespart hatte. Das Elektrizitätswerk sagt, es sei eine Naturkatastrophe und will nichts bezahlen. (Text: arte)
Épisode 136 - Als Azubi ins Ausland: Von den europäischen Nachbarn lernen
10 mai 2019
„Re:“ begleitet drei junge Azubis bei ihren Praktika im Ausland. Fabian Walter macht gerade im hessischen Fulda seinen Meister zum Maler- und Farbtechniker. Aber den 20-Jährigen zieht es ins Ausland. Für drei Wochen renoviert er in Metiş, im rumänischen Siebenbürgen, die alte Kirchenburg des Dorfes.Steinmetzin Hanna Antoni lernt im italienischen Carrara, dem internationalen Zentrum des Marmors, wie man den hochwertigen Naturstein richtig bearbeitet. Und in Dresden versucht der 21-jährige französische Bäckerlehrling Paul Tridon zu lernen, wie deutsches Brot gebacken wird. Und auch, warum es den Einheimischen so gut schmeckt.Praktische Berufserfahrungen im Ausland werden für alle Berufe – auch nicht-akademische – immer wichtiger und zunehmend auch von den Arbeitgebern erwartet. Dafür gibt es in Europa das Programm Erasmus+. Es gibt Auszubildenden die Möglichkeit, bis zu zwölf Monate in einen ausländischen Betrieb reinzuschnuppern. Die Kosten für Reise, Unterkunft und Verpflegung werden zu rund 80 Prozent aus den EU-Fördertöpfen finanziert. Erasmus+ ist gefragt – bis zum Jahr 2020 werden mehr als vier Millionen Menschen von diesen EU-Mitteln profitieren.“Re:“ über drei junge Azubis, die mit Hilfe ihrer europäischen Nachbarn ihr Handwerk verbessern wollen, sich im Ausland durch Sprachbarrieren kämpfen und lernen, wie Italiener, Deutsche und Rumänen ticken. (Text: arte)
Épisode 137 - Brexit-Chaos in der Karibik: Die Insel Anguilla steht Kopf
13 mai 2019
„Guten Morgen, heute ist Brexit Day“ – so begrüßte Radio-DJ Hammer am 29. März seine Hörer – bei strahlendem Sonnenschein unter der karibischen Sonne. 6.500 Kilometer Luftlinie von Großbritannien entfernt, liegt die Insel Anguilla. Ein britisches Überseegebiet, Englands koloniales Erbe. Ein Urlaubsparadies. Der Brexit ist auch hier in der Karibik eher Fluch als Segen. Denn Anguilla grenzt an Saint Martin. Und dieses nur 20 Bootsminuten entfernte Eiland ist halb französisch und halb holländisch – EU und Brexit-Chaos sozusagen im Miniformat in der Karibik. „Saint Martin ist unser Downtown, dort shoppen wir, dort gehen wir zum Arzt“, sagt der Ministerpräsident von Anguilla, Victor Banks. Der Brexit schlägt auch hier in der Karibik Wellen. „Was wird aus meinem EU-Pass?“, sorgt sich DJ Hammer. Er befürchtet noch schlimmere Folgen für die Insel als nach Hurrikan Irma, der die Insel 2017 komplett zerlegte. Und wird Felix Fleming, der Theaterdirektor, weiterhin – ohne Visa, ohne Anstehen an der Grenze – seine Familie in Saint Martin und das Grab seines Vaters besuchen können? Was wird aus den Schildkröten im Marine Park, der mit EU-Geldern subventioniert wurde? Wie erlebt die anguillanische Bloggerin Shellecia Brooks-Johnson, die seit einem halben Jahr im englischen Cambridge wohnt, die Stimmung in England? Eins ist klar: Abstimmen durften die Einwohner von Anguilla beim Referendum nicht, aber unter dem Brexit leiden werden auch sie. Der Brexit und seine karibischen Folgen – der Film beleuchtet das europäische Thema Nummer Eins der letzten Monate aus ungewöhnlicher Perspektive. (Text: arte)
Épisode 138 - Schluss mit Zirkustieren? – Tierschützer gegen Zirkusbetreiber
15 mai 2019
Mindestens 160 Raubkatzen sind laut einer vorsichtigen Schätzung des Tierschutzbundes in bundesdeutschen Manegen im Einsatz. Löwen, Tiger und Leoparden, europaweit sind es wahrscheinlich zwischen 650 und tausend Tiere. Was für Zirkusse eine begehrte Attraktion ist und Zuschauer zieht, ist Tierschützern schon seit Jahren ein Dorn im Auge. Sie bemängeln die wenig artgerechte Haltung in zu kleinen Käfigen oder Gehegen, und einer von Zwang geprägten Dressur von unsinnigen Kunststückchen. Sie belegen das mit Videos, die mit versteckter Kamera gefilmt wurden, und fordern ein Wildtierverbot in Zirkussen. Dem halten die Zirkusbetreiber entgegen, dass ihre Tiere mit Liebe und Geduld ausgebildet würden, und die Raubkatzen heute oft weitläufige Freigehege zur Verfügung haben. Aber wegen der täglichen Beschäftigung seien große Gehege gar nicht notwendig.Im Auftrag der Reportage-Reihe „ARTE Re:“ hat ein Team von RS-Film Tierschützer und Aktivisten von „Vier Pfoten“ und der niederländischen „Stiftung AAP“, aber auch Zirkusunternehmen wie den Circus Krone, über mehrere Wochen begleitet, war hautnah bei Raubtierdressuren dabei, aber auch bei Demonstrationen und hat die Rettung und Resozialisierungen ehemaliger Zirkustiere begleitet. (Text: arte)
Épisode 139 - Albaniens rebellische Jugend: Zwischen EU und Exil
17 mai 2019
Nirgendwo in Europa ist die Euphorie für die EU größer als in Albanien. 93% der Bewohner des kleinen Balkanstaates träumen davon, dass ihr Land Teil der Europäischen Union wird. Im Sommer sollen die Gespräche dazu aufgenommen werden. Die Unzufriedenheit im Land ist groß, jeder Zweite spielt mit dem Gedanken, das Land zu verlassen. Als erstes sind die Studenten in Massen auf die Straße gegangen, um ihre Frustration über Korruption, zu hohe Studiengebühren und zu geringen Zukunftschancen kund zu tun. Nun vergeht kaum noch ein Tag ohne Demos gegen die Regierung. „Re:“ taucht ein in die Kernzelle der Studentenproteste. Was fordern sie? Warum ist die EU das Ziel ihrer Sehnsüchte? Und wo sehen sie ihre Zukunft – in der Heimat oder im Ausland? (Text: arte)
Épisode 140 - Holzkohle adé: Polens Köhler vor dem Aus
21 mai 2019
Es ist Mitternacht, draußen im Wald ist es kalt und stockdunkel. Heute ist Marian (62) dran – er muss raus aus dem Bett, um nach den Öfen zu schauen. Brennt der Ofen noch? Wie ist die Farbe des Rauches? Nur ein kleiner Fehler – und die Arbeit eines ganzen Tages war umsonst. Drinnen schnarcht Zbyszek (60), sein Kollege, weiter. Die beiden Männer sind Köhler und leben schon seit vielen Jahren gemeinsam im Wald, in den polnischen Karpaten, unweit der ukrainischen Grenze. Ihr Zuhause ist eine einfache Baracke ohne Strom und fließend Wasser. Sie stellen Holzkohle her – nach jahrhundertealter Tradition. Tag und Nacht wachen sie über die Schornsteine. Färbt sich der Rauch blau, verbrennt das Holz zu Asche. Das heißt: keine Kohle – und kein Geld. Früher lieferten sie Kohle an Stahlwerke und Glashütten, heute machen sie Grillkohle für Abnehmer in Deutschland. Doch die Konkurrenz ist hart. Große Kohlefabriken verderben die Preise. Vor 15 Jahren gab es hier noch mehr als hundert Orte, an denen Köhler arbeiteten. Heute stirbt der Beruf in Polen aus. „Ob wir im nächsten Jahr noch arbeiten dürfen, weiß ich nicht“, sagt Marian.Andere Köhler haben ihre Arbeit schon verloren: Robert (41) und sein Vater Andrzej (62) bleiben dennoch im Wald. Sie hoffen, irgendwann wieder in ihrem Beruf arbeiten zu können. Bis dahin fahren sie regelmäßig mit dem Rad ins sechs Kilometer entfernte Dorf Cisna. Hier bekommen sie als Tagelöhner auf Baustellen 2,50 Euro die Stunde. Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel. Aber ein anderes Leben ist für sie undenkbar – der Wald ist ihr Zuhause. (Text: arte)
Épisode 141 - Dem Rechtsruck auf der Spur: Eine Zeitung sucht Antworten
23 mai 2019
Vor den Wahlen in Sachsen begeben sich drei Reporter der Sächsischen Zeitung auf Recherchen im rechten Umfeld. Neonazi-Aufmärsche, AfD-Versammlungen, mit Bautzen eine tief polarisierte Stadt in Ostsachsen – die Journalisten zeigen, wie sich das Land verändert. So gerät Lokalreporter Andreas Weller bei einem Neonazi-Aufmarsch rund um den Gedenktag zur Bombardierung Dresdens zwischen die Fronten. Bei seiner Arbeit wird der Journalist von der Polizei behindert. Die AfD und ihr ehemaliger Landesvorsitzender André Poggenburg aus Sachsen-Anhalt versuchen, die Bombennacht in Dresden für ihre Zwecke zu nutzen.Reporter Tobias Wolf reist zur AfD nach Seifhennersdorf, um mit einem AfD-Aussteiger über die Radikalisierung der Partei zu sprechen.Auf einer AfD-Wahlkampfveranstaltung will er herausbekommen, warum es in der Partei gärt. Mit seinem Kollegen Ulrich Wolf bildet Tobias Wolf mittlerweile ein eingespieltes Team. Die Politik-Reporter fragen sich: Welche neuen rechten Strukturen gibt es hinter und neben den bekannten Parteien und Playern in Sachsen? In Bautzen trifft Ulrich Wolf auf Bürger, die das politische System ablehnen und die versuchen, mit neuen Lokalmedien eine Gegenöffentlichkeit aufzubauen. Bei der Suche nach den Strippenziehern trifft Reporter Ulrich Wolf auf gesellschaftliche und wirtschaftliche Verflechtungen, beispielhaft für viele Orte in Sachsen und Deutschland. Der Rechtsruck, der einst von Neonazis ausging, so das Fazit der Reporter, greift zunehmend auf die bürgerliche Mitte über. (Text: arte)
Épisode 142 - Mostar Rock School: Mit Musik gegen Vorurteile und Hass
24 mai 2019
Der Lebenslauf des 40-jährigen Orhan „Oha“ Maslo liefert genügend Stoff für einen Spielfilm. Mit 14 schloss er sich den bosnischen Truppen an, dann lebte er in einem Heim, lernte Schlagzeug spielen und tourte nach dem Krieg mit der international bekannten Band Dubioza Kolektiv um die Welt. 2011 beendete der Drummer seine Karriere als Musiker und gründete die Mostar Rock School. „Ich setze auf die Jugend. Nur wenn die sich versteht, kann sich das Land versöhnen. Es bringt nichts, ständig über die Teilung zu klagen, man muss aktiv etwas dagegen tun. Für mich spielt Religion keine Rolle und beim Musikmachen ist sie sowieso nicht wichtig, genauso wenig wie Nationalitäten oder ethnische Zugehörigkeiten, da kommt es darauf an, wie Du spielst“, erklärt er. Über 500 Schüler haben an den Kursen der Schule bislang teilgenommen, so wie in diesem Jahr Aria, Mario und Riad. Die Sängerin, der Drummer und der Bassist fiebern mit Schuldirektor Oha auf das nächste Konzert hin. Nur noch wenige Tage haben sie Zeit, um sich auf ihren Auftritt vorzubereiten. Und der ist nicht ohne. Zu den Konzerten kommen regelmäßig an die 300 Besucher. Dass der 16-jährige Riad und der 18-jährige Mario Freunde sind, ist in Mostar nicht selbstverständlich. Denn Riad kommt aus dem muslimischen Osten, Mario aus dem katholischen Westen. Die beiden haben sich durch die Musik kennengelernt. „Es ist hier ein bisschen wie früher in Berlin, nur ohne Mauer. In den Köpfen vieler Menschen ist die Stadt geteilt. Für uns beide gibt es diese Mauer aber nicht, wir haben keine Lust, darüber überhaupt nur nachzudenken. Wir wollen die Vergangenheit einfach nur vergessen und gute Musik machen.“ (Text: arte)
Épisode 143 - Raus aus Serbien? Albaner im Preševo-Tal ringen um Abspaltung
27 mai 2019
Die albanische Bevölkerungsmehrheit im Preševo-Tal im Süden Serbiens fühlt sich benachteiligt. Die Infrastruktur und die Wirtschaft liegen am Boden, jeder Zweite ist arbeitslos. Tausende Presevaren haben ihrer Heimat schon den Rücken gekehrt, arbeiten in der Schweiz oder in Österreich. Am liebsten würden sich die Bewohner Preševos von Serbien loslösen und dem benachbarten Kosovo anschließen. Die internationale Gemeinschaft ist aber skeptisch. Zu groß ist die Angst vor dem erneuten Aufflammen von Konflikten auf dem Balkan. Shqiprim Arifi soll die schwierige Situation im Preševo-Tal nun verbessern. Vor drei Jahren wurde der in Deutschland aufgewachsene 43-Jährige zum Bürgermeister gewählt. Arifi glaubt aber nicht, dass ein Gebietsaustausch mit Kosovo etwas an der Rückständigkeit Preševos ändern würde. Er ist überzeugt, dass die Bewohner mehr Eigeninitiative zeigen sollten, denn nicht an allem ist die Regierung in Belgrad schuld. Gemeinsam mit seiner neu gegründeten Partei ‚Alternative für Veränderung‘ will Arifi alte Parteistrukturen aufbrechen und mit der serbischen Regierung und mit internationalen Geldgebern zusammenarbeiten. Mit deren Unterstützung will er die marode Infrastruktur sanieren und Arbeitsplätze schaffen. Eine Herkulesaufgabe, die Zeit kostet. Vielen Bewohnern Preševos, wie den Ladenbesitzern Llokman und Rexhep Rexhepi, geht das zu langsam. Sie glauben nicht, dass der neue Bürgermeister wirklich etwas bewirken kann. Sie schmieden eigene Pläne: den Wegzug aus Preševo. „Re:“ begleitet Shqiprim Arifi bei seinen Bemühungen, die Probleme des Preševo-Tals zu lösen. (Text: arte)
Épisode 144 - Nachwuchs dringend gesucht! Azubi-Mangel im Handwerk
30 mai 2019
Jürgen Rudeck aus Grünkraut im Allgäu leistet seit Monaten ein enormes Arbeitspensum. Vor Aufträgen kann sich sein mittelständisches Unternehmen kaum retten. Deshalb ist der 61-jährige Lackierermeister dringend auf der Suche nach Mitarbeitern. „Die Auftragslage ist nicht nur heute gut, sondern schon das ganze Jahr. Wir könnten viel mehr machen, wenn wir mehr Leute hätten!“ Genau da liegt das Problem. Handwerksbetriebe wie die von Jürgen Rudeck leiden in Deutschland zunehmend unter Nachwuchs-Mangel. Im vergangenen Jahr blieben fast 57.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. Jürgen Rudeck hat derzeit einen einzigen Azubi: Hamed Bajami. Für den jungen Asylbewerber aus Afghanistan ist die Ausbildung zum Maler und Lackierer eine Chance. Allerdings bedroht die unsichere Bleibeperspektive der Asylbewerber Rudecks Zukunftspläne: „Es wäre eine Katastrophe, wenn die ihre Arbeitserlaubnis verlieren sollten“. Nun hat sich eine junge Praktikantin angekündigt: Ramona ist 22 Jahre und möchte als Lackiererin arbeiten. Ob Rudeck sie von seiner Firma wird überzeugen können?Einige Handwerkerbetriebe gehen sogar noch einen Schritt weiter im Kampf gegen den Nachwuchsmangel. Mit einem exklusiven Azubi-Camp will Michael Gürtler junge Menschen für seinen Betrieb anwerben. Fünf Tage Abenteuer mit Gleichaltrigen fern von zu Hause: Teambuilding, Baustellen-Besuche und Boxtraining stehen auf dem Programm. Auch der 16-jährige Karl ist mit dabei und macht sich in den Tests gut. Michael Gürtler sähe ihn gern in seinem Betrieb. Wird sich Karl am Ende tatsächlich für eine Ausbildung als Installateur entscheiden? (Text: arte)
Épisode 145 - Tanzen gegen die Krankheit: Zwei Freunde und der Hip-Hop
3 juin 2019
Hendrik ist 21 Jahre alt, als er plötzlich Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen bekommt. Die Diagnose: Friedreich-Ataxie. Die seltene Erbkrankheit greift Nerven und Muskeln an und gilt bisher als unheilbar – den Erkrankten droht normalerweise nach kurzer Zeit ein Leben im Rollstuhl. Doch Hendrik will sich damit nicht abfinden. Mit eiserner Disziplin trainiert der junge Familienvater täglich seine Beweglichkeit. Zwar braucht er einen Gehstock, aber noch kann er eigenständig laufen. Vor drei Jahren beschloss der 36-jährige, tanzen zu lernen. Als Tanzstil wählte er Hip-Hop, einen intensiven Stil mit besonders schnellen Bewegungen. Sein Tanzlehrer Franklyn wird für Hendrik schnell zum Freund. Der 29-jährige Profi tanzt Hip-Hop seit seiner Jugend. Nun steht er vor einer großen Chance: Zusammen mit seinem Tanzpartner Ousman Conteh hat er sich für die Weltmeisterschaft in Paris qualifiziert. Vor 18.000 Zuschauern muss sich das Duo mit den besten Tänzern der Welt messen. Der Traum einer Weltkarriere ist zum Greifen nah. Während der Profitänzer vor der größten Herausforderung seines Lebens steht, bedeutet für Hendrik jede Bewegung eine Anstrengung. Trotzdem arbeitet er Vollzeit als Nachhaltigkeitsmanager. Sein sehnlichster Wunsch ist es, eines Tages seine zweijährige Tochter Mila über den Strand zu tragen. Dafür trainiert er nicht nur täglich, sondern nimmt auch seit einem Jahr an einer Medikamentenstudie teil. Seine große Hoffnung ist es, eines Tages doch noch geheilt zu werden. Um Hendrik zusätzlich zu motivieren, schlägt Franklyn ihm einen Auftritt vor Publikum vor. (Text: arte)
Épisode 146 - Popstar der Populisten? Die AfD im EU-Parlament
6 juin 2019
AfD-Mann Reil gibt sich gern kumpelhaft. Er gefällt sich als „Anwalt des kleinen Mannes“, wettert im Ruhrgebietsslang gegen Eliten, Establishment und die SPD. 26 Jahre war er bei den Sozialdemokraten, bis er 2016 wegen der Flüchtlingspolitik medienwirksam zur AfD wechselte. Die Rechtspopulisten setzten den Bergmann auf Listenplatz 2 für die Europawahl, gleich hinter Parteichef Jörg Meuthen. Reil scheint gut fürs Image. Er ist unterhaltsam, gern gesehener Redner bei AfD-Veranstaltungen – ein „Popstar der Populisten“? Zumindest auf ersten Blick. Solange Reil gegen die angebliche „Klimahysterie“ und „Gender-Sternchen“ polemisieren kann, ist er obenauf. Bei Nachfragen zum AfD-Wahlprogramm tun sich bei ihm allerdings Wissenslücken auf. „Guido Reil“, sagt der EU-Parlamentarier Jens Geier von der SPD, „hat keine politische Vision.“ Tatsächlich arbeiten andere aus der AfD an Strategie und Netzwerk im EU-Parlament. (Text: arte)
Épisode 147 - Briefe an Julia: Ein Club in Verona beantwortet Liebespost
10 juin 2019
Schon seit 200 Jahren besuchen Menschen Verona, um auf Julias Spuren zu wandeln. In Verona verflechten sich Fantasie und Realität zu einem undurchdringlichen Gewirr. Die Geschichte steht für die Macht der Liebe und die Suche nach dem Glück und die Hoffnung, dass Liebe doch alle Grenzen überwinden kann. Der „Club der Giulietta“ ist eine Initiative, die extra ins Leben gerufen wurde, um keines der vielen Schreiben unbeantwortet zu lassen. Das Büro der Julias liegt mitten in der Altstadt, jeder Briefträger kennt es. Giovanna ist das personifizierte Archiv der Liebesgeschichten der ganzen Welt. Ihr erklärtes Ziel: Den meist leidgeplagten Briefeschreibern Hoffnung zu geben. Einmal im Jahr wird am 15. Februar ein Preis für den schönsten Brief vergeben. Eine der Preisträgerinnen ist Alessandra Palombo aus Rom. Alessandra aber hat ihre große Liebe verloren und träumt in ihrem preisgekrönten Brief davon: „Ich habe bis an meine Grenze geliebt, Giulietta, und ich wurde auf eine Art geliebt, die einer Beschreibung entbehrt.“ (Text: arte)
Épisode 148 - Gastro-Krise in Mecklenburg: Dürfen Ali und Jawad helfen?
11 juin 2019
Mecklenburg-Vorpommern ist das beliebteste Reiseziel der Deutschen. Trotzdem schließen Hotels und Restaurants gleich reihenweise. Der Grund: Personalmangel. Es finden sich kaum noch Mitarbeiter, die den stressigen Job übernehmen wollen. Auch Alexander Borchard ist ständig auf Mitarbeitersuche. Sein Familienhotel in Wesenberg ist gut gebucht, er bräuchte 45 Mitarbeiter, hat aber nur 40. Nun hat das Verwaltungsgericht Greifswald entschieden: Seine beiden afghanischen Angestellten sollen abgeschoben werden. Die beiden sind seit vier Jahren bei ihm als Kellner beschäftigt und bei Gästen und Mitarbeitern beliebt. Jetzt geht Borchard auf die Barrikaden. (Text: arte)
Épisode 149 - Benzin im Blut! Zwei Frauen auf der Überholspur
13 juin 2019
Die 18-jährige Rennfahrerin Sophia Flörsch katapultierte ein spektakulärer Unfall Ende 2018 in die internationalen Schlagzeilen: Auf der Rennbahn von Macau, eine der gefährlichsten Strecken der Welt, flog ihr Wagen bei Tempo 270 aus der Kurve und krachte gegen ein mobiles Podest neben der Rennbahn. Elf Stunden Notoperation folgten wegen einer gebrochenen Halswirbelsäule und Rückenmarksverletzungen. Doch jetzt will Sophia wieder angreifen – und wenn sie eines nicht will, dann als „das Mädchen mit dem Unfall“ in Erinnerung bleiben. Nach ihren schweren Verletzungen kämpft sie sich nun zurück ins Leben – und auf die Rennstrecke. Ihr Ziel nach wie vor: die Formel 1. Die hat auch die 20-jährige Engländerin Esmee Hawkey im Blick. Ihr Weg aber ist ein anderer. Sie startet als eine von 18 Fahrerinnen in der neu gegründeten „Formel W“, einer Renn-Liga, die eigens für Frauen geschaffen wurde – von einem Mann: dem Weltklassefahrer David Coulthard. In der Formel W sollen sich ausschließlich Frauen miteinander messen, ohne jede männliche Konkurrenz. Alle bekommen denselben Rennwagen, ein 270 PS starkes Modell, so dass sich hier wirklich die beste Fahrerin und nicht die Fahrerin des technisch besten Rennstalls durchsetzen kann – zumindest theoretisch herrscht hier Chancengleichheit. Sophia Flörsch hat sich von Anfang an gegen einen Start in der Formel W entschieden – sie will keinen Frauen-Bonus und genießt es, andere auf der Rennstrecke hinter sich zu lassen, egal ob Männer oder Frauen. Sophia ist überzeugt, dass sie es aus eigener Kraft nach ganz oben schaffen wird. Ohne Frauen-Liga. (Text: arte)
Épisode 150 - Russlands Cowboys: Wilder Westen im Osten
17 juin 2019
Russlands „Wilder Westen“ liegt zehntausend Kilometer entfernt von Texas oder Wyoming. Vor neun Jahren kamen die ersten Rinder hier an. Anfangs kannte sich niemand mit den Tieren aus – Hilfe von Profis aus den USA war gefragt. Inzwischen haben Hunderte russische Cowboys in Suprjagino ihre Ausbildung absolviert. Im Frühjahr treiben sie eine der weltweit größten Black-Angus-Rinderherden vor sich her: insgesamt über 500.000 Tiere. Dahinter stecken die beiden Brüder Alexander und Viktor Linnik mit ihrem Fleischkonzern Miratorg. Rund 150.000 Tonnen Rindfleisch produzieren sie im Jahr – ein Teil davon geht ins Ausland. Gleichzeitig bieten sie jungen Russen eine berufliche Perspektive. In der eigens gegründeten Akademie wird der russische Nachwuchs zu „Operatoren“ ausgebildet – von „echten“ amerikanischen Cowboys. „Re:“ begleitet die russischen Operatoren bei ihrer täglichen Arbeit und den Herausforderungen im Umgang mit den Rindern im „Wilden Westen“ Russlands. Dabei wird gezeigt, worin sich die russischen von den amerikanischen Cowboys unterscheiden. Außerdem werden die Neulinge von den erfahrenen amerikanischen Kollegen in die Geheimnisse des Cowboy-Daseins eingeführt. (Text: arte)
Épisode 151 - Das ungesühnte SS-Massaker: Ein französisches Dorf kämpft um Gerechtigkeit
18 juin 2019
In Ascq in Nordfrankreich ermordeten deutsche Soldaten ein Jahr vor Kriegsende 86 Zivilisten. Auch 75 Jahre danach halten die Menschen dort die Erinnerung an die Opfer des Massakers wach. Sie kämpfen um Gerechtigkeit. Denn ein Täter von damals lebt noch – unbehelligt in der Nähe von Hildesheim in Deutschland. Der einstige SS-Mann rechtfertigt bis heute das Massaker. Den Hildesheimer Lokalreporter Tarek Abu Ajamieh lässt dieser Fall nicht los. Seine Fahrt zur Gedenkfeier nach Ascq wird eine ganz besondere Dienstreise – auf der Suche nach Antworten auf die Frage: Kann es noch Gerechtigkeit geben, nach all den Jahren? (Text: arte)
Épisode 152 - Für immer jung: Fit bis ins hohe Alter
20 juin 2019
Heinrich Döbereiner, 48 Jahre alt und übergewichtig, versucht seinen eigenen Masterplan zu finden. Unter ärztlicher Aufsicht will er fitter werden und sein „biologisches Alter“ senken. „Wenn ich an meiner Gesundheit nichts ändere, könnte es knapp werden“, meint der Familienvater. Er setzt auf Sport als Medizin, dosiert körperliches Training wie ein Medikament. In den Bergdörfern Sardiniens leben auffallend viele Hochbetagte. Guido Cabras schwört auf Gemüse aus eigenem Anbau, weil die einfache Art zu leben sein Rezept für ein langes und gesundes Leben ist: „Gesund mit vielen Opfern. Mit Arbeit. So bin ich 96 Jahre alt geworden.“ Sport und gesunde Ernährung? Ist es so einfach? Forscher haben herausgefunden: Unser Gehirn hört nie auf sich zu verändern, ist auch im Alter offen für Neues. Lernen wir im Alter noch einmal neue Abläufe, bilden sich im Gehirn neue Nervenzellen. Das hält jung und geistig fit. In Magdeburg tanzen Senioren für die Wissenschaft und setzen auf Musik, Choreographie und Lebensfreude als Prävention gegen Demenz. Die Menschen werden immer älter – und ihre Lebenserwartung steigt weiter. „Re:“ stellt Menschen vor, die ihren persönlichen Jungbrunnen gefunden haben. Dargestellt werden auch wissenschaftliche Erkenntnisse, die jeder für sich nutzen kann, um den letzten Lebensabschnitt so gesund wie möglich zu erleben. (Text: arte)
Épisode 153 - Babys ohne Arme – Rätsel um Neugeborene in Frankreich
24 juin 2019
Isabelle Grassin aus der Bretagne entdeckte erst nach der Geburt ihrer Tochter Charlotte, dass ihrem Baby der linke Unterarm fehlt. Der Schock war groß. Doch dann erfuhr Isabelle, dass in der Nähe noch drei weitere Kinder mit der gleichen Fehlbildung zur Welt gekommen waren. Sie vernetzte sich mit den betroffenen Müttern. Heute fordern sie gemeinsam von der staatlichen Gesundheitsbehörde eine Untersuchung über die Gründe der Fehlbildungen. Unterstützt werden sie dabei von Emmanuelle Amar, der Leiterin des regionalen Melderegisters für vorgeburtliche Fehlbildungen in Lyon. Amar alarmierte erstmals 2011 die Gesundheitsbehörde über eine auffällige Häufung in ihrem Bezirk bei einer ansonsten sehr seltenen Fehlbildung. Der Staat aber reagierte nicht. Sie blieb hartnäckig und ging selbst auf Spurensuche. Sie befragte die betroffenen Mütter und fand heraus, dass noch in zwei weiteren Regionen in Frankreich im selben Zeitraum Babys ohne Arme zur Welt gekommen waren. Alle Mütter der drei Landstriche wohnen nah beieinander, in kleinen Dörfern auf dem Land, in der Nähe von Landwirtschaftsflächen. Waren es womöglich Pestizide von den Feldern, giftige Rückstände aus der Nahrung, unsichtbare Schadstoffe aus der Luft oder verunreinigtes Trinkwasser? Immer wieder befragt Emmanuelle Amar im Umland Lyons betroffene Familien sowie die Bürgermeister nach neuen Hinweisen. Ob jemals der Grund für die Fehlbildungen entdeckt wird, ist ungewiss. Aber Isabelle und die anderen Mütter wollen sich von ihren Kindern nicht vorwerfen lassen, dass sie nicht alles versucht haben, die Ursache zu finden. (Text: arte)
Épisode 154 - Dopen bis das Herz versagt? – Gefährliche Spritzen im Fußball
25 juin 2019
Fitspritzen ist im europäischen Profi-Fußball üblich. Ob dabei gedopt wird, ist allerdings schwer nachweißbar. In Zypern sind jetzt drei Profi-Fußballer zur Polizei gegangen, weil sie unter massiven Herzproblemen leiden. Sie behaupten, dass sie heimlich gedopt wurden. In Zypern stellt der Generalstaatsanwalt das Verfahren ein. Deshalb bitten sie den deutschen Anti-Doping Experten Prof. Fritz Sörgel um Hilfe. Er will mit Haaranalysen herausfinden, ob ihre Vermutung stimmt. Er ist ihre letzte Hoffnung. Kann er es beweisen? (Text: arte)
Épisode 155 - Plastikmüll statt Mode – Ersticken wir in Billig-Altkleidern?
27 juin 2019
Längst hat sich der Kleiderkauf vom Bedarf entkoppelt, ist zur Freizeitbeschäftigung geworden. 60 Kleiderstücke kauft jeder Deutsche pro Jahr. Doch die vielen Billigklamotten – meist aus Fasermix – schaffen am Ende ihres Lebens Probleme. Helmut Huber, Altkleidersammler aus Nürnberg, stellt fest: Die Qualität wird immer schlechter. Er muss rund ein Drittel mehr Ware abholen und sortieren, um gleichviele, tragbare Altkleider wie vor zehn Jahren zu erhalten. Ein weiteres Problem: Billiger Fasermix lässt sich nicht recyceln, Outdoorkleidung aus reinem Synthetik-Material, das weder saugt noch puffert, taugt nicht mal mehr als Putzlappen. Wenn sich nichts ändert, so Huber, muss die Kleidersammlung eines Tages bezuschusst werden. Dazu kommt, dass Synthetikfasern beim Waschen Mikroplastik ins Abwassersystem abgeben. Franziska Uhl macht all das fassungslos. Die angehende Textilingenieurin aus Reutlingen ist durch Studium und Nebenjobs zur Kritikerin der Textilindustrie und des ungebremsten Kleiderkonsums geworden. Sie will in ihrem späteren Job nicht mithelfen, noch mehr billigen Fasermix zu produzieren, sondern sucht nach Alternativen. Dabei hat sie eine eigenwillige Lösung gefunden: eine Naturfaser, die nicht extra produziert werden muss: Chiengora – Hundehaar! Weich wie Kaschmir und, wie Franziska sagt, im Überfluss vorhanden. Gemeinsam mit einer Freundin hat sie inzwischen ein Startup gegründet. Die ersten Wollknäuel liegen schon in den Ladenregalen. Nun muss noch die größte Herausforderung gemeistert werden: Wie kommt Franziska im großen Stil an den Rohstoff heran? (Text: arte)
Épisode 156 - Bahn-Abenteuer Dogu-Express – In 24 Stunden durch die Türkei
1 juillet 2019
Eine Fahrkarte für den Dogu-Express kostet umgerechnet sechs Euro, doch auf dem Schwarzmarkt zahlt man bis zu 100 Euro. Denn die Fahrt mit dem nostalgischen Zug quer durch die Türkei von Ankara nach Kars ist ein Abenteuer, das sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Knapp 300.000 Menschen nutzen den Zug im Jahr, gerade bei jungen Leuten hat er Kultstatus. Auch Student Volkan Akan und seine Freunde haben monatelang versucht, Tickets für den Dogu-Express zu ergattern. Der Zug braucht für die 1.310 km lange Strecke von der türkischen Hauptstadt bis zur armenischen Grenze 24 Stunden. In Zeiten von Billigfliegern und Hochgeschwindigkeitszügen mutet die Durchschnittsgeschwindigkeit von 70 km / h anachronistisch an; ein Verkehrsmittel, das aus der Zeit gefallen scheint. Und genau das schätzen die Reisenden am Dogu-Express – das Gefühl der Entschleunigung. Das junge Pärchen Melve und Atalay reist aus genau diesem Grund mit dem Dogu-Express: um mehr Zeit miteinander verbringen zu können. Schaffner Hüseyin Celik arbeitet seit vielen Jahren im Express und liebt nach wie vor seinen Job und die atemberaubende Landschaft, die er durchquert. (Text: arte)
Épisode 157 - Ausmisten nach Plan – Macht Ordnung glücklich?
2 juillet 2019
Strümpfe unterm Frühstückstisch, Legosteine auf dem Wohnzimmerteppich, Gummibärchen im Kleiderschrank – bei Familie Glück in Wiesbaden herrscht Chaos. Eigentlich sind Wibke und Robert Glück mit ihren Kindern Marlene und Neo eine echte Bilderbuchfamilie, aber das Thema „Aufräumen“ sorgt regelmäßig für Frust. Mutter Wibke will endlich Ordnung schaffen und sich von überflüssigen Dingen trennen. Spielzeug, Kleidung, Krimskrams – die Glücks besitzen viel mehr, als sie wirklich brauchen. Damit sind sie nicht allein. 10.000 Gegenstände häuft der Durchschnitts-Europäer an. Immer mehr Menschen ist das zu viel. Sie wollen reduzieren, ihr Konsumverhalten überdenken, sich aufs Wesentliche besinnen. Doch ohne Hilfe ist das gar nicht so einfach. Darum holt Familie Glück professionelle Unterstützung ins Haus. Béa Bänziger hat sich gerade als Ordnungsberaterin selbstständig gemacht und arbeitet nach der Methode der japanischen Magic Cleaning-Ikone Marie Kondo: nur Dinge, die glücklich machen, dürfen bleiben. Alle übrigen Gegenstände erhalten ein „Dankeschön“ und wandern in den Müll oder werden gespendet. Was bleibt, wird übersichtlich in Schachteln arrangiert. Rita Schilke ist bereits seit zehn Jahren als Aufräumcoach tätig, lange bevor Ausmisten ein Trend wurde. Bei ihr gibt es keine spirituelle Begrüßung der Wohnung, keine Danksagung an die aussortierte Socke. Die Berlinerin regt ihre Kundinnen mit sanftem Druck an, sich endlich von der nie benutzten Bonbonniere und dem zerknautschten Teddybären zu trennen. (Text: arte)
Épisode 158 - Zur Wahl über die Grenze – Orbán holt Ukrainer nach Ungarn
5 juillet 2019
Ákos Hadházy ist parteiloser Abgeordneter im ungarischen Parlament. Einst war er Mitglied in Viktor Orbáns Partei Fidesz – heute zählt er zu den härtesten Widersachern des Ministerpräsidenten. Er hat beobachtet, dass bei den letzten Parlamentswahlen Shuttlebusse Menschen aus der Ukraine zur Wahl nach Ungarn brachten, wo sie fast ausschließlich für Orbáns Fidesz-Partei stimmten. Hadházy will herausfinden, ob das auch bei der Europa-Wahl geschieht und reist an die ukrainische Grenze: Er findet dünn besiedelte Dörfer und leerstehende Häuser, in denen auf dem Papier zahlreiche Menschen wohnen. Gemeldet sind hier Mitglieder der ungarischen Minderheit aus der Ukraine, wenn sie in Ungarn einen offiziellen Wohnsitz haben, sind sie im Land wahlberechtigt. Was treibt die Menschen aus der Ukraine an die ungarische Wahlurne, sind es die höheren Renten und Soziallhilfeleistungen, die sie als Ungarn erhalten? Auf der ukrainischen Seite der Grenze lebt die Journalistin Krisztina Kudlotyák. Sie ist Teil der ungarischen Minderheit im Land und eine treue Anhängerin von Viktor Orbán, der hier in Schulen, Kirchen und Kulturprogramme investiert. Bei einem Fest im ukrainischen Dorf Beregszász erzählen ihr die Menschen von wirtschaftlichen Nöten, ihrem Verständnis von Identität und der Hetze ukrainischer Rechtsradikaler, die Listen mit den ungarischen „Landesverrätern“ öffentlich ins Netz stellen. Doch trotz dieser Bedrohungen fahren auch am 26. Mai 2019 viele von ihnen wieder nach Ungarn – zur Wahl über die Grenze. (Text: arte)
Épisode 159 - Wohin mit den IS-Kämpfern? Die Kurden und die Gefangenen aus Europa
8 juillet 2019
Ende März 2019 tobte die letzte Schlacht gegen den sogenannten Islamischen Staat. Das Kalifat, das einst große Teile Syriens und des Irak beherrschte, ist militärisch geschlagen. Es waren vor allem die Kurden Nordsyriens, die die Hauptlast im Kampf gegen die Terrormilizen zu tragen hatten. Doch jetzt haben sie ein Problem: Etwa 1.000 ausländische IS-Kämpfer und ihre Angehörigen sind in kurdischer Gefangenschaft. Ihre Heimatländer – allen voran Deutschland, aber auch Frankreich und Großbritannien – zögern, die Ex-Kämpfer und ihre Familien zurückzunehmen. Die Kurden selbst sind am Ende ihrer Kräfte. Denn die Bewachung und Versorgung der Gefangenen kostet Geld und Personal. Zudem sind die ehemaligen IS-Kämpfer ein hohes Sicherheitsrisiko. Darüber hinaus ist ihre selbstverwaltete Region in Nordsyrien akut gefährdet. Die Türkei droht immer wieder mit Angriffen. Die Kurden fühlen sich im Stich gelassen. Denn sie haben nicht nur ihr Territorium gegen den „IS“ verteidigt, sondern mit ihrem Kampf auch weitgehend verhindert, dass der Terror der Islamisten nach Europa gelangen konnte. „Re:“ hat mit den Kurden in Nordsyrien gesprochen. (Text: arte)
Épisode 160 - Staatsfeind Wildschwein – Dänemark und sein eiserner Vorhang
9 juillet 2019
Wildschwein-Angst im Königreich: Schwarzkittel könnten die Afrikanische Schweinepest einschleppen und die Landwirtschaft ruinieren. Der Stahlgitterzaun zwischen Ost- und Westküste ist höchst umstritten: Kritiker sehen das 10 Millionen Euro teure Projekt als ein weiteres Symbol der Abschottung Dänemarks – nach der Wiedereinführung der Grenzkontrollen. Auch Wildbiologen schütteln den Kopf: Zum einen gibt es kaum Wildschweine in der Region, zum anderen bleiben durch Straßen, Feldwege oder Bahngleise viele Öffnungen, sodass die Tiere ohnehin queren können. Während die Ferkelerzeuger um ihre Existenz bangen und vom Staat einen Schutz gegen die Seuche fordern, machen die Zaungegner mobil gegen ein Bollwerk, das für sie hochproblematisch ist – erst recht in Zeiten der Flüchtlingsdiskussion und des Erstarkens populistischer Parteien in Europa. (Text: arte)
Épisode 161 - Seniorenheim der Stars – Mit Verdi ins Alter
11 juillet 2019
Casa di riposo – zu Deutsch „Haus der Ruhe“. Doch ruhig geht es in dem Altersheim nur selten zu. Für den besonderen Klang sorgen in dem neogotischen Bau in Mailand rund 60 Musiker, Sänger und Komponisten, die hier ihren Lebensabend verbringen. Zu verdanken haben sie das Giuseppe Verdi. Er gründete 1896 das Haus, um den Künstlern im Ruhestand unabhängig von ihren finanziellen Mittel einen Zufluchtsort unter Gleichgesinnten zu schaffen – sein „liebstes Werk“, wie der berühmte Gönner die „Casa Verdi“ einmal nannte. Eine großartige Idee zu einer Zeit, in der es noch keine Altersvorsorge gab. Doch wie funktioniert das Zusammenleben solch unterschiedlicher künstlerischer Charaktere? Die Aufmerksamkeit, die den Stars während ihrer aktiven Zeit entgegen gebracht wurde, haben sich die Musiker hart erarbeitet. Gilt nun auch im Ruhestand das Motto: einmal Diva, immer Diva? Seit den 1990er Jahren dürfen auch Studenten zeitweise mit ihnen zusammen wohnen. Besonders freut sich darüber die 94-jährige Bissy Roman. Ursprünglich aus Rumänien stammend, hat Bissy an den großen Bühnen der Welt als Gesangslehrerin gearbeitet. Noch heute bildet sie, die sieben Sprachen spricht, den Nachwuchs aus. Musik ist in der „Casa Verdi“ nicht nur Lebensgefühl, sondern Alltag. 15 Klaviere, eine Orgel, Harfen und Schlaginstrumente stehen den Bewohnern zur Verfügung. Die Bühnen der Welt, vereint unter einem Dach in Mailand. (Text: arte)
Épisode 1 - Falsche Liebe – Online-Betrügern auf der Spur
26 août 2019
Nach Feierabend und am Wochenende verbringt Annette Kiefer Stunden damit, Liebesbetrüger aufzuspüren. Die Norddeutsche warnt Menschen auf der ganzen Welt vor ihrer Masche: Erst bezirzen sie ihre Opfer über das Internet mit Liebesschwüren und bringen sie dann mit ausgebufften Lügengeschichten um ihr Geld. Hinter den Fake-Profilen stecken Kriminelle meist aus Ghana oder Nigeria. Schätzungen nach gibt es weltweit mehr als 250.000 dieser sogenannten Love-Scammer. Jährlich sollen sie über 1,5 Milliarden Euro ergaunern. Geld, das von Menschen wie Christina Kasten stammt. Nach einer unglücklichen Ehe ließ sich Christina Kasten auf Liebesbekundungen eines Mannes im Internet ein. Als ihr angeblicher amerikanischer Traummann vorgab, in Dallas ein Haus für ihre gemeinsame Zukunft kaufen zu wollen, glaubte sie an ein spätes Liebesglück. Um die Immobilie zu finanzieren, verkaufte sie ihr Haus bei Berlin und überwies 135.000 Euro. Doch mit dem Geld verschwand auch der vermeintliche Liebhaber. Weil die Polizei kaum etwas gegen die Liebes-Abzocker aus dem Ausland unternimmt, wendet sich Christina Kasten an Annette Kiefer. Gemeinsam wollen sie den Betrüger auffliegen lassen. Als Lockvögel treten die beiden mit Scammern in Kontakt. Ziel ist es, die wahre Person hinter den falschen Profilen und Fotos herauszubekommen und zu veröffentlichen, um ihnen weitere Betrügereien zu erschweren. Und: Christina Kasten macht sich auf den Weg in die USA. Bei der Polizei vor Ort hofft sie, mehr herauszubekommen, um so mit der belastenden Vergangenheit abschließen zu können. (Text: arte)
Épisode 2 - Fernbeziehungen: Besser lieben ohne Alltag?
28 août 2019
„Ich bin diejenige die gegangen ist. Ich glaube es ist immer schwerer für den, der bleibt“, sagt Irma Barros. Ein guter Job, eine internationale, bunte Stadt – Irma liebt ihre Unabhängigkeit und ihr Leben, das sie sich in Rotterdam aufgebaut hat. Seit fast fünf Jahren sieht sie ihren Freund Carl Miche nur an Wochenenden und im gemeinsamen Urlaub. Beide kommen aus Reims in Frankreich und Carl ist dortgeblieben. Lange soll es aber nicht mehr so weitergehen. Beide wünschen sich einen gemeinsamen Alltag – aber wo? Einen gemeinsamen Alltag haben auch Marii Väljataga und Aaron Wendland nicht – und das, obwohl sie seit zwei Jahren verheiratet sind. Beide haben in ihrer Beziehung noch nie mehr als fünf Wochen miteinander an einem Ort verbracht. Sie wohnt in Brüssel, er in Moskau. Damit ihre Beziehung gelingt, müssen sich beide Paare immer wieder kleine und große Ziele setzen und das bedeutet auch viel Beziehungsarbeit: Wie schaffen es die Paare trotz der Distanz immer wieder Verbundenheit aufzubauen? Wie blicken ihre Freunde und Familie auf ihre Beziehung und welches gemeinsame Leben wäre in Zukunft denkbar? (Text: arte)
Épisode 3 - Tod im Paradies: Kampf um Wildtiere in den Niederlanden
30 août 2019
Eddy Nagel schießen die Tränen in die Augen, wenn er seine Fotos von verhungernden Wildpferden anschaut. Für das Tierleid machen er und andere niederländische Tieraktivisten die Politik und Forstverwaltung verantwortlich. „Sie haben vor 20 Jahren ein grausames Experiment gestartet“, sagt Nagel. Der Streit entzündet sich am Naturschutzgebiet Oostvaardersplassen nordwestlich von Amsterdam. Auf Land, das dem Meer abgerungen wurde, wollte man die Natur sich selbst überlassen und eine niederländische Wildnis erschaffen. Rotwild, Rinder und Wildpferde wurden vor 25 Jahren ausgesetzt, damit die Vegetation kurz blieb. Seitdem vermehren sich diese Großtierarten stark, sie haben keine natürlichen Feinde. „Die behaupten, das sei freie Natur, aber so ist es nicht. Es gibt einen Zaun um das Gebiet, die Tiere sind gefangen“, schimpft Aktivistin Yvonne Bierman. Inzwischen gibt es so viele Tiere in Oostvaardersplassen, dass sie in den kalten Monaten nicht genügend Nahrung finden. Im Winter 2017 / 2018 verhungerten 3.200 Großtiere. Seitdem füttern die Tierschützer illegal mit Heu und protestieren lautstark. Die Politik beschließt schließlich, dass der Bestand reduziert werden soll. Nur wie? „Wenn sie die Tiere töten, bricht hier die Hölle los“, sagt Yvonne Bierman. Die Reportage begleitet den Kampf um das Naturparadies in seine heiße Phase. Politiker bekommen Morddrohungen, und von einem Gericht wird das Urteil erwartet, ob 1.800 Tiere abgeschossen werden. (Text: arte)
Épisode 4 - Die Mondbrunnen von Spanien: Der tödliche Durst unserer Lebensmittel
3 septembre 2019
Wasseraktivisten wie Felipe Fuentelsaz kämpfen gegen illegale Wasserentnahme und Brunnenbohrungen und werben für ein neues und nachhaltiges Wasser-Schutz-Label, das Landwirte und Verbraucher für die Wasserfrage sensibilisieren soll.Felipe spürt seit 16 Jahren mit Hilfe von Satellitenbildern illegale Anbauflächen und Brunnen auf und zeigt diese beim lokalen Wasseramt an. Doch bislang ohne großen Erfolg. Sein Hauptaugenmerk liegt auf seiner Heimatregion, zu der auch der Nationalpark Doñana gehört. Dieses UNESCO-Weltnaturerbe ist stark durch die illegale Wasserentnahme durch intensiven Obst-Anbau bedroht. Am Rand der Doñana werden etwa 30 Prozent der europäischen Erdbeeren produziert. Durch etwa 1.000 illegale Brunnen – allein in der Umgebung der Doñana – ist der Grundwasserspiegel drastisch gesunken. Bäche und Flüssen können das Feuchtgebiet nicht mehr bewässern. Sümpfe und Lagunen trocknen aus. Für Felipe ist der Kampf ums Wasser eine Lebensaufgabe. Aus seiner Sicht lebt Europa über seine Verhältnisse. Durch den Verkauf von Früchten und Gemüse exportiert Spanien Wasser in andere Länder. Gleichzeitig ist das von der Wirtschaftskrise angeschlagene Spanien angewiesen auf die Agrarwirtschaft, die sich als einer der wenigen stabilen Sektoren gezeigt hat. (Text: arte)
Épisode 5 - Sehnsuchtsort Berlin: Wem gehört die Stadt?
5 septembre 2019
Die Reportage zeigt, wie Menschen um ihr zu Hause, ihre Existenzgrundlage, um ein Recht auf Stadt ringen – und sich dabei vor allem auch selbst kritisch reflektieren müssen: Inwieweit war oder bin ich selbst Teil von Gentrifizierung? Die Lust auf Abenteuer und Veränderung hat Lisa Dahlström nach Berlin gezogen. Die junge Schwedin wollte nach dem Studium raus aus der gewohnten Umgebung und hatte nur ein Ziel: Berlin. „Es gibt hier einfach diese Form von Freiheit. Dass du tun und lassen kannst, was du für richtig hältst. Hier muss ich keinen Erwartungshaltungen anderer Leute entsprechen“, sagt sie. Matze Hielscher lebt seit 20 Jahren in Berlin und liebt die Wandelbarkeit der Stadt. Mit Anfang 20 hierher zu kommen war sein großes Los. Aus dem ehemaligen Bassisten einer Indie-Band ist mittlerweile ein erfolgreicher Unternehmensgründer geworden. Auch er zahlt mittlerweile deutlich mehr Miete, kann es sich aber gut leisten. Für ihn ist Berlin so lange gut, wie es sich verändert. Die gebürtige Berlinerin Hülya Kiliç kämpft engagiert und unermüdlich gegen die Gentrifizierung in ihrem Heimatbezirk Kreuzberg. Eine Mammutaufgabe, angesichts der um sich greifenden Verdrängung, die die zweifache Mutter und Gewerbetreibende viel Kraft kostet. Die Reportage gibt den Menschen hinter der allgegenwärtigen Schlagzeile „Gentrifizierung in Großstädten“ ein Gesicht. Vor dem Hintergrund einer politisch aufgeladenen und gesellschaftlich aufgeheizten Debatte, die in allen Städten europaweit relevant ist, zeigt „Re:“ unterschiedliche Perspektiven. (Text: arte)
Épisode 6 - Straßenhändler in Barcelona: Geduldet und gejagt
6 septembre 2019
Assane ist vor viereinhalb Jahren aus dem Senegal nach Spanien gekommen. In Barcelona lebt er ohne Papiere und stellt sich jeden Tag auf die Straße um illegal T-Shirts zu verkaufen. Assane ist ständig auf der Hut, dass ihn die Polizei beim Verkauf nicht erwischt, denn dann droht ihm der Verlust seiner Ware, eine Geld- oder sogar mehrjährige Haftstrafe. „Als ich nach Europa kam, dachte ich, hier würde für mich alles besser werden. Aber es ist viel härter. Die Spanier regen sich ständig über uns auf, dabei versuchen wir doch nur zu überleben.“Daouda hat es geschafft, er lebt inzwischen legal in Spanien. 2015 gründete der Senegalese mit einigen Mitstreitern „Top Manta“, die Gewerkschaft der fliegenden Händler, eine Art Verein, mit eigener Modemarke und einer Boutique. Mitten in der Altstadt verkauft der 34-jährige nun T-Shirts und Pullover mit politischen Statements wie: „legale Kleidung, gemacht von Illegalen“. Daouda ist nicht nur auf die neu geschaffenen Arbeitsplätze stolz, sondern vor allem darauf, Sprachrohr der Verkäufer zu sein: „Wir brauchen eine Lobby. Man jagt uns, man behandelt uns schlecht. Aber wir gehen nicht mehr weg. Europa hat uns in Afrika alles genommen, da können wir nicht mehr bleiben, jetzt sind wir hier.“Seit einiger Zeit entstehen immer mehr Interessensgemeinschaften gegen den illegalen Handel. So wie die Nachbarschaftsgemeinschaft von Barceloneta, die dafür kämpft, dass die Stadt den Verkauf eindämmt. Gastronomen machten weniger Umsatz und selbst Straßenkünstler fühlen sich benachteiligt. Die Stimmung in Barcelona ist explosiv. (Text: arte)
Épisode 7 - Rap in Russland: Der Kampf um die Meinungsfreiheit
10 septembre 2019
Rap – im Reich von Präsident Putin gibt es für die Jugend kein wichtigeres Musik-Genre. YouTube-Videos von Rappern wie Husky, Face, Oxxximiron, Timati und Ic3peak werden zig Millionen Mal geklickt, sofort, wenn sie auf dem Markt sind. Die Clubs sind voll, die Radiosender stellen ihr Programm auf Hip-Hop um, jeder Jugendliche hat seinen persönlichen Star. Doch die erfolgreiche Underground-Kultur ist der Machtelite mittlerweile ein Dorn im Auge, zu offen wurden Putin und Polizeikräfte kritisiert. Als es zu viel wurde, schlug der Staat zurück: Rapper wurden Ende 2018 verhaftet, ihre Konzerte verboten. Seitdem ist alles anders in der Szene: Singende Kritiker sind selten geworden, die Rapper schwenken massenweise um auf unpolitische Inhalte. Kein Sprechgesangskünstler will seine Konzerte verlieren – und damit seine wichtigste Einnahmequelle. Die Repressalien Putins haben gewirkt. Und trotzdem gibt es Superstars wie Ivan Timofeevich Dryomin – bekannt als „Face“ – die sich von ihrer kritischen Position nicht völlig verabschiedet haben. Rap in Russland – ein Kampf um die Meinungsfreiheit. (Text: arte)
Épisode 8 - Jagd auf Tabak-Schmuggler: Zigaretten-Schwarzmarkt in Rumänien
11 septembre 2019
Dilowe liegt in der Karpaten-Ukraine – eine arme Region mit über 50 Prozent Arbeitslosigkeit. Viele Einwohner leben vom Schmuggel. „So lange diese verrückte Nachfrage an Schmuggelzigaretten besteht“, erklärt Roman, „hängen die Menschen hier an diesem Geschäft wie Fliegen am Klebeband“. Alle paar Tage schiebt der Ukrainer Zigaretten über die EU-Außengrenze – entweder als Schlepper oder als Scout der Schlepper. Hinter der Grenze übernehmen dann Rumänen die Ware, um einen Großteil weiter nach Westeuropa zu transportieren – für die EU ein Schaden von über zehn Milliarden Euro pro Jahr.“Hier geht es um organisierte Netzwerke, in denen jede Person eine bestimmte Rolle hat“ so Radu Lungu, Unterkommissar der rumänischen Grenzpolizei in Sighetu Marmatiei, nur wenige Kilometer von Dilowe entfernt. Gemeinsam mit der ukrainischen Grenzpolizei versuchen die Beamten, den Schmuggel einzudämmen. Zwar nimmt die Erfolgsquote auf beiden Seiten mit jedem Jahr zu, aber der Tabak-Schwarzmarkt blüht nach wie vor in der EU. Im Zentrum von Sighetu Marmatiei tummeln sich täglich Verkäufer, die Schmuggelzigaretten anbieten, die nur halb so viel wie legale Zigaretten in Rumänien kosten. „Hier wird ein Riesengewinn in sehr kurzer Zeit erzielt“, so Grenzpolizist Lungu.Ende 2018 haben die ukrainischen Behörden in Dilowe einen Grenzzaun gegen den Schmuggel errichtet – zum Ärger vieler Dorfbewohner und des Bürgermeisters Andrej Panusjuk, der schon wegen Bestechung der Grenzpolizei vor Gericht stand: „Ich sehe nichts Schlechtes am Zigarettenschmuggel“, sagt er, „es ist ja kein Menschen- oder Drogenhandel“. (Text: arte)
Épisode 9 - Laufen und hoffen: Flüchtlinge nehmen am Maxi Race teil
12 septembre 2019
Als freiwilliger Helfer in einem Heim für Asylbewerber erlebt Cyrille Jeancler, wie das Warten auf Anerkennung oder Ablehnung des Asylantrags die jungen Migranten zermürben kann. Sie dürfen in dieser Zeit weder arbeiten noch studieren. Vor drei Jahren begann Cyrille Jeancler deshalb, eine kleine Gruppe für eines der härtesten Bergrennen Frankreichs zu trainieren, das Maxi-Race in Annecy: 85 Kilometer in den französischen Alpen, von ganz unten bis auf 5.200 Metern Höhe. Amir, einer der Teilnehmer vom letzten Jahr, ist wieder mit dabei. Er ist inzwischen anerkannt als Asylbewerber, hat einen Job und ist fest überzeugt davon, dass der Sport ihm geholfen hat, im Exil Fuß zu fassen. Idriss ist ein junger Mann aus dem Tschad, erst seit ein paar Wochen im Heim. In seiner Heimat wäre er niemals auf die Idee gekommen, zum Vergnügen zu rennen. Aber zum Erstaunen aller ist er ein großes Lauftalent. ARTE-Reporter waren dabei, vom ersten Trainingslauf bis zum Finale des Maxi Race. (Text: arte)
Épisode 10 - Sicher ankommen: Wie Verkehrsunfälle verhindern?
13 septembre 2019
Auf Deutschlands Straßen verlieren jedes Jahr mehr als 3.000 Menschen ihr Leben, Hunderttausende werden verletzt. Viele Unfälle könnten aber mit einfachen Maßnahmen verhindert werden. In der Schweiz ist zum Beispiel das „Rasen“ kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat. Bei Tempoverstößen drohen hohe Bußgelder, Führerscheinentzug in manchen Fällen sogar eine Gefängnisstrafe. Außerdem müssen alle Autofahrer ab 75 eine verkehrsmedizinische Fahrtauglichkeitsuntersuchung machen. Daneben sind der Ausbau sicherer Verkehrswege und die Entschärfung von Unfallschwerpunktstellen fester Bestandteil der schweizer Verkehrspolitik. Auch in Deutschland gibt es Programme, die abschrecken und aufklären sollen. Die 26-jährige Sandra Kocer wurde unverschuldet Opfer eines Frontalunfalls mit einem Auto, dessen Fahrer unter Einfluss von Drogen und Alkohol stand. Damit andere dieses Schicksal nicht erleiden, engagiert sich Sandra in einem Präventionsprogramm für Jugendliche. Auch Kommunen können etwas für die Verkehrssicherheit tun: In Neumünster fährt die Müllabfuhr nur noch mit Abbiege-Assistent in die Kurven. Technische Assistenzsysteme sollen helfen, die Gefahr des toten Winkels zu bannen. Weil es in Paris zunehmend Probleme mit einer neuen Art von Verkehrsteilnehmern gibt – den Fahrern der sogenannten „Trottinettes“, den E-Rollern – bieten einige der Verleiher regelmäßig Fahrsicherheitstrainings an, die ihre Kunden für die speziellen Gefahren der Roller sensibilisieren sollen. (Text: arte)
Épisode 11 - Au-pair mit 60: Als Leih-Oma ins Ausland
16 septembre 2019
Was macht man als Best Ager, wenn die Kinder groß sind und noch viel Lebenszeit übrig? Für Frauen jenseits der fünfzig gibt es seit einigen Jahren ein Angebot, das vielen jungen Leuten bekannt ist: als Au-pair für einige Zeit in ein fremdes Land gehen, um dort eine Familie bei der Kinderbetreuung zu unterstützen. Im Gegenzug haben die Leih-Omas die Chance, die Kultur ihres Gastlandes kennenzulernen und dort ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Und auch immer mehr Gastfamilien finden Gefallen an den Oma-Au-pairs, wissen deren Erfahrung im Umgang mit Kindern zu schätzen.Die Grafikdesignerin Elke Schultheiss ist selbst Mutter von drei erwachsenen Kindern. Jetzt nimmt sie sich eine berufliche Auszeit, um einer siebenköpfigen Familie in Spanien unter die Arme zu greifen. Eine große Herausforderung, aber auch eine Chance. Denn Elke träumt schon lange davon, wieder einmal im Süden zu leben. Wie damals, als sie als junge Frau in Italien lebte. Und Spanisch will sie lernen. Wie werden sich ihre Ziele mit dem vollen Terminkalender ihrer Gastfamilie vereinbaren lassen?Auch Maria Riedl erfüllt sich mit ihrer Au-pair-Zeit einen großen Traum. Die Heilpraktikerin hat ihre drei Kinder allein groß gezogen. Zeit und Geld zum Reisen gab es kaum. Jetzt verlässt sie ihr kleines Dorf in Bayern, um in Brighton ihr Englisch zu verbessern. Dafür soll sie als Leih-Oma dem temperamentvollen vierjährigen Relja Deutsch beibringen. Auch für seine alleinerziehende Mutter ist es die erste Erfahrung mit einem Au-pair. Wird Maria in ihrer Familie auf Zeit den neuen Herausforderungen gerecht werden können? (Text: arte)
Épisode 12 - Wassermangel auf Zypern: Trinkwasser im Ausverkauf
18 septembre 2019
Weltweit werden immer mehr Trinkwasserquellen von Großkonzernen aufgekauft. Auch Konzerne aus anderen Bereichen mischen mit und versuchen, was vom Kuchen abzubekommen. Der Verkauf von abgefülltem Quellwasser ist eines der profitabelsten Geschäfte auf dem Getränkemarkt.Zypern lebt vom Tourismus – die Besucherzahlen steigen von Jahr zu Jahr. Immer mehr Pools, Hotels und Golfplätze verbrauchen Unmengen Wasser. Doch Zyperns Wasservorräte gehen zur Neige. Die Insel besitzt keine Süßwasserseen und ist auf den immer seltener fallenden Regen angewiesen. Da der Tourismus zu den wichtigsten Einnahmequellen der Insel gehört, will die Regierung hier allerdings keinen Wasserverbrauch regulieren.Nirgendwo in Europa ist das Trinkwasser ein so ein kostbares Gut wie auf Zypern – und 90 Prozent des Markts sind im Besitz internationaler Konzerne. Makarios Perikleous gehört zu denen, die über die restlichen 10 Prozent verfügen. Seine Familie besitzt eine Wasserquelle in den Bergen. Dort hat Makarios hat seine eigene kleine Wasserfabrik gebaut: „Stagona Agrou“. Ein Familienbetrieb.Schon oft haben die großen Konzerne bei ihm vor der Tür gestanden, ihm viel Geld geboten. Doch er will auf keinen Fall verkaufen.Um gegen die Großkonzerne zu bestehen, muss er sich etwas einfallen lassen: Er beliefert mit seinem Wasser auch kleinste Cafés, Privatpersonen und hat eigene Wassertankstellen errichtet, an denen sich die Einwohner sauberes Wasser zapfen können. Er ist täglich unterwegs, um neue Kunden zu gewinnen, die in Zukunft bei ihm statt bei den Großkonzernen kaufen. (Text: arte)
Épisode 13 - Theater im Knast: Wie die Römer mit Häftlingen umgehen
19 septembre 2019
Laura Salerno ist die Regisseurin des Theaters im Hochsicherheitsgefängnis Rebibbia in Rom. Von 1500 Häftlingen verbringen 150 ihre Tage allein in ihrer Zelle. Sie sind Mafiosi, Diebe, Vergewaltiger. Zweimal in der Woche gehen 20 von ihnen zur Theaterprobe. Manche haben hier mit Shakespeare lesen gelernt und wohl auch durch ihn begriffen, wie sie ihre Gewaltausbrüche besser im Zaum halten könnten. Fabio und Nazario gehören zu den vielversprechendsten Talenten in der Truppe.Roberto hingegen ist schon lange raus aus dem Gefängnis: Dort entdeckte er seine Liebe zum Theater. Draußen ließ er sich dann zum Beleuchter umschulen.Theater im Knast, noch dazu im Hochsicherheitstrakt: Zuerst war es nur eine vage Idee – doch die Zahlen überzeugen. In Italien werden 70 % der Häftlinge, die nicht arbeiten dürfen, rückfällig, und 19 Prozent der Häftlinge, die in der Haft beschäftigt wurden. Bei den Theater-Häftlingen sind es nur 3 Prozent. (Text: arte)
Épisode 14 - Abenteuer Interrail: Gratis durch Europa
20 septembre 2019
Wie lassen sich junge Menschen für Europa begeistern? Am besten mit einem kostenlosen Interrail Bahnticket. Die ideale Möglichkeit, den europäischen Kontinent zu bereisen, die hippsten Städte, die coolsten Strände, Geheimtipps, also die Vielfalt Europas zu entdecken.“Discover EU“ heißt die Initiative der Europäischen Kommission, die jährlich rund 12.000 jungen EU-Bürgern eine kostenlose Reiseerfahrung in Europa per Interrail Bahnticket bietet. Teilnahmeberechtigt sind alle 18-jährigen EU-Bürger. Sie müssen lediglich ihre Reisepläne offenlegen sowie fünf Fragen zur Europäischen Union beantworten.Die Aktion ist ein Plädoyer für mehr Offenheit und Toleranz. Gegen Abschottung, gegen Nationalkonservativismus, gegen Fremdenhass. Die jungen Leute lernen die Vorteile eines vereinten Europas konkret kennen: freies Reisen ohne Passkontrollen, oft der Euro als einheitliches Zahlungsmittel und meist gute Verbindungen im Schienennetz.Max aus Frankfurt bricht direkt nach der Abiturprüfung auf zu seiner 14-tägigen Fahrt: Brüssel – London – Amsterdam – Paris – Barcelona – Madrid – Marseille – Nizza – Monaco – Neapel – Mailand – Budapest – Wien – München – Leipzig – Dresden – Frankfurt. Er will so viel wie möglich aus seinem Interrail Ticket herausholen, die Reise ist das Ziel. Gefällt ihm ein Ort besonders gut, will er später wiederkommen.Die drei Französinnen Iuna, Claire und Myriam lassen es ruhiger angehen. Ihre Bahnreise geht nach Prag und Wien, wo sie per Malstift und Zeichenblock die kulturellen Schätze der beiden Metropolen für sich entdecken.Hannah aus Nantes reist das erste Mal allein und ohne Eltern durch Europa. Schon nach den ersten Stopps in Berlin, Budapest und Prag hat sie Sehnsucht nach zuhause. (Text: arte)
Épisode 15 - Segel setzen gegen Krebs: Junge Patienten auf hoher See
23 septembre 2019
Im Sommer 2014 gründete Marc Naumann die gemeinnützige Organisation „Segelrebellen“. Er selbst war 2010 und 2012 an einem Hirntumor erkrankt und musste sich einer anstrengenden Chemotherapie unterziehen. Entgegen des dringenden Rates seiner Ärzte ging er auf eine Segelreise – und kehrte mental wie körperlich gestärkt wieder zurück. Das Segeln wurde zu seiner Zukunftshoffnung. Das nötige Wissen brachte er mit – Naumann arbeitet schon seit etlichen Jahren als Profiskipper für Segelreisen. Heute bestehen seine Crews aus bis zu acht an Krebs erkrankten Menschen und aus ehemaligen Patienten, die womöglich dauerhaft geheilt sind, bei denen die Krankheit aber vielleicht auch nur ruht. Mitsegeln kann jeder, der kräftig genug dafür ist. Ob das der Fall ist, darüber sind sich die Teilnehmer und deren behandelnde Ärzte nicht immer einig. Doch im Zweifelsfall hilft das offizielle Motto der Segelrebellen bei der Entscheidung: Fuck cancer, go sailing! (Text: arte)
Épisode 16 - Pipeline contra Rentiere: Nord Stream 2 und die Folgen
25 septembre 2019
Die Gaspipeline „Nord Stream 2“ von Russland nach Europa erhitzt die Gemüter: Totale Abhängigkeit von Russland – oder künftig einfach mehr Zuverlässigkeit für Gaskunden in Deutschland und Frankreich? Auch in Russland ist das Projekt vor allem aus Umweltschutzgründen umstritten. Am Polarkreis liegt das Gasfeld „Bovanenko“, das der russische Energiekonzern Gazprom betreibt. Von hier aus wird ab November 2019 ein großer Teil der Liefermenge in die Rohrleitung eingespeist. Die Trasse verläuft zunächst oberirdisch und dann ab Wyborg in Russland bis nach Lubmin im Nordosten Deutschlands auf dem Grund der Ostsee, insgesamt ist sie mehr als 1.200 Kilometer lang.Sergej Povetkin arbeitet seit zehn Jahren auf dem „Bovanenkovo“-Vorkommen – das bringt ihm und seiner Familie gutes Geld. Für „ARTE Re:“ durfte erstmals ein Kamerateam den Alltag der Gazprom-Mitarbeiter auf dem Gasfeld detailliert dokumentieren. Der 50-Jährige arbeitet 30 Tage am Stück, jeden Tag bis zu zwölf Stunden und sorgt dafür, Lecks zu schließen oder gefährliche Situationen zu meistern. Seine Arbeit ist riskant. Dann darf er sich einen Monat lang zu Hause bei seiner Familie in Ufa westlich des Urals ausruhen, bis alles wieder von vorne beginnt – mehrere Flugstunden von seiner Heimat entfernt. Majko Seroettos Arbeitstag sieht hingegen ganz anders aus: Der 46-jährige ist seit 25 Jahren Hirte in der sibirischen Tundra. Den Bau der Gaspipeline empfinden er und seine Familie als Bedrohung. Die Zerstörung ihres Lebensraumes aufgrund der exzessiven Erschließung durch Gazprom erschwert ihnen ihre Arbeit und den Erhalt ihrer Tradition immens. Wenn sie mit ihren Rentieren im Sommer gen Kara-See wandern, müssen sie Eisenbahngleise oder Pipelines überqueren. Die Ausbeutung der Gasquellen raubt den Rentieren ihren Lebensraum, beklagen Majko und seine Familie. Sie verlieren immer häufiger Tiere, da es ihnen an Nahrung mangelt. (Text: arte)
Épisode 17 - Nachhaltig bauen: Wie man Schutt in Rohstoffe verwandelt
26 septembre 2019
In Hannover plant der Architekt Nils Nolting ein Einfamilienhaus, für das so viel Material wie möglich wiederverwendet werden soll. Ein neuer Kreislauf für Metalle, Glas, Steine, Fliesen, Ziegel und Keramik. „Es war ein Abenteuer. Wir haben am Anfang nicht gewusst, wie viel wir tatsächlich aus alten Gebäuden nehmen können.“, erzählt Nolting. Nun gießt das Team Böden aus zerriebenen Ziegeln und setzt Fensterrahmen aus einem ehemaligen Jugendzentrum ein. Die neuen Mieter sind begeistert: „Es ist so modern und hell geworden.“. Auch Tom van Soest in den Niederlanden verhilft alten Baustoffen zu neuem Leben. Aus Abbruchhäusern holt er Betonreste, Ziegelbrüche, Dachpfannen, Mörtelreste, Bodenplatten und Fliesen und verarbeitet sie zu stabilem, „neuem“ Stein. Er probiert, zerkleinert, mischt und mixt. Inzwischen verarbeitet die Amsterdamer Firma tausend Tonnen Abfall pro Jahr zu neuen, bunten Klinker-, Fassaden- und Bausteinen. Auf der Jagd nach wertvollen Materialien ist auch Brigitte Kranner. Auf den großen Wertstoffhöfen in der Nähe von Wien inspiziert sie alte Kabel, aussortierte Heizungen oder Aluminiumfenster und kann in wenigen Sekunden abschätzen, welchen Wert sie haben. „Das ist reines Kupfer“, erklärt sie, während sie das hellrosa leuchtende Metall aus einem dunklen Kunststoffkabel schält: „Das wird zu hundert Prozent recycelt, einfach eingeschmolzen und wieder zu perfektem Kupferdraht mit exakt der gleichen Qualität wie Kupfer, das aus Erz gewonnen wird. So schonen wir das Klima, wenn wir nicht in den Ländern des Südens abbauen müssen.“. (Text: arte)
Épisode 18 - Streiken fürs Klima: Europas Schülerbewegung wächst
27 septembre 2019
Famke aus Berlin, die Schweizerin Lena und Antoni aus Polen demonstrierten im vergangenen halben Jahr jeden Freitag für das Klima, anstatt in die Schule zu gehen. Aber auch ihre Sommerferien widmen sie voll und ganz dem Umweltschutz. Famke reist zu einem Kongress von „Fridays for Future“ in Dortmund, bei dem sich Schüler aus ganz Deutschland austauschen – und lernen. Wie lassen sich ihre Forderungen mit Politik und Wirtschaft vereinbaren? Die Schüler haben Wissenschaftler und Volkswirte, wie Prof. Dr. Christoph Schmidt, der die Bundesregierung zur CO2-Steuer berät, eingeladen, um diese Frage mit ihnen zu diskutieren. Der 17-jährige Schüler Antoni aus Warschau reist zum polnischen „Climate Camp“, in dem sich verschiedene Umweltschutzgruppen und -aktivisten vernetzen. Welche gemeinsamen Ziele und Forderungen gibt es? Erstes Ziel der „Fridays-for-Future-Bewegung“ ist, die Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens durchzusetzen. Ansonsten unterscheidet sich die Agenda noch von Land zu Land. Die deutschen Aktivisten setzen sich beispielsweise für die Einführung einer CO2-Steuer ein, die polnischen möchten erreichen, dass der Klimawandel im Schulunterricht thematisiert wird. Um endlich gemeinsame Ziele formulieren und somit mehr Druck auf die europäische Politik ausüben zu können, vernetzen sich nun die bisher eher lose verbündeten Schülergruppen auf internationaler Ebene. Die 16-jährige Lena aus Basel ist Mitorganisatorin des ersten europaweiten Kongresses der Bewegung im schweizerischen Lausanne. Die drei jungen Klimakämpfer haben kein geringeres Ziel, als die Erde und damit ihre eigene Zukunft vor der Klimakatastrophe zu retten. (Text: arte)
Épisode 19 - Bukarest bröckelt: Kulturerbe vor dem Zerfall
30 septembre 2019
Wenn Edmond Niculusca, 26 seine Lesung auf dem Dach eines Altbaus hält, geht es um weit mehr als Worte. Die Altstadt von Bukarest verfällt – in dem ohnehin erdbebengefährdeten Gebiet bröckeln denkmalgeschützte Altbauten, unsanierte Wohnhäuser drohen einzustürzen. Die korrupten Behörden sehen tatenlos zu – mehr noch: Sie stellen vielfach illegale Genehmigungen für den Abriss aus und spielen damit Spekulanten in die Hände. Edmond macht, so spektakulär wie poetisch, auf die Situation aufmerksam. Und immer mehr Bukarester wehren sich gegen die Behördenwillkür, den Ausverkauf und Verfall ihrer Stadt. (Text: arte)
Épisode 20 - Rückkehr nach Masuren: 74 Jahre nach der Flucht
2 octobre 2019
Rita Stormer (83) hat kaum jemals über ihre eigene Kindheit gesprochen. Erst spät erfahren ihre eigenen Kinder, dass sie als Achtjährige am Ende des Zweiten Weltkrieges eine traumatische Flucht aus Ostpreußen durchlebt hat. Jetzt im hohen Alter beginnt sie, zögerlich davon zu erzählen. Sie würde in ihrem Leben doch noch einmal gerne an die Orte ihrer Kindheit zurückkehren, sagte sie dem Sohn. Der ist TV-Journalist und schlägt seiner Mutter vor, sie mit der Kamera zu begleiten. Und sie willigte ein. Weil Carsten ihr Sohn ist, weil sie ihm vertraut, und weil ihr bewusst ist, dass es viele Deutsche ihrer Generation gibt, die eine ähnliche Kindheit hatten und sich daher für ihre Reise interessieren dürften. Die Stormers machen sich also auf die Reise. Von Vaterstetten bei München, wo Rita Stormer heute lebt, nach Kętrzyn in Polen, das damals Rastenburg hieß und in Ostpreußen lag. Mit schönen und traumatischen Erinnerungen, vielen bangen Fragen sowie großer Vorfreude im Gepäck kommt Rita Stormer in Polen an. Wird sie ihr Geburtshaus noch finden, und wenn ja, wer lebt wohl jetzt in ihrer ehemaligen Wohnung? Steht der Gutshof der Großeltern noch? Wie werden die Polen auf sie als Deutsche reagieren? Wird sie vielleicht jemanden treffen, der sich noch an ihre Familie erinnert? Und werden vor Ort vielleicht alte Erinnerungen lebendig, die sie Jahrzehnte lang verdrängt hat? „Re:“ über eine emotionale Familien-Reise in die Vergangenheit, die auch ein Stück deutsche Geschichte ist. (Text: arte)
Épisode 21 - Einsam auf den Färöern: Neue Frauen braucht das Land!
3 octobre 2019
Antonette holt ihre Tracht aus dem Schrank. Sie muss noch die Silberknöpfe polieren, so wie eine echte Färöerin. Denn in wenigen Tagen ist Ólavsøka, der Nationalfeiertag der Färöer. Die 36-Jährige kommt eigentlich aus der Millionenmetropole Manila. Doch das Leben auf den Philippinen war für sie zu laut, zu anstrengend und zu unsicher. Auf der Suche nach Geborgenheit und Sicherheit hat Antonette vor einem Jahr Regin Egholm geheiratet. Vor drei Monaten kam ihre erste Tochter auf die Welt. Antonette ist eine von rund 200 philippinischen Frauen, die heute auf der dänischen Inselgruppe im Nordatlantik leben. Regen statt Sonne, Trockenfisch statt Südfrüchte: Das neue Leben am Rande Europas ist für viele zunächst ein Kulturschock. Und doch teilen Filipinas und Färöer oft auch gleiche Werte: Familie, Glaube und Traditionen sind in beiden Kulturen wichtig. Diese Werte sind für junge emanzipierte Färöerinnen oft Grund genug, die Inseln zu verlassen. Die einzige Universität ist ihnen zu klein, die meisten Männer zu altmodisch. Die Folge: Auf den Inseln leben heute rund 15 Prozent mehr Männer als Frauen. Die Landesregierung versucht, die Färöer attraktiver zu machen: Neue Studiengänge und mehr Jobs sollen die Frauen zurück auf die Inseln locken. Ingilín Didriksen ist eine Rückkehrerin. Wie viele Frauen hat die 27-Jährige direkt nach der Schule die Inseln verlassen. Nach dem Studium und ersten Jobs in Dänemark wagt sie nun den Schritt zurück. Diesen Sommer kandidiert sie für das färöische Parlament. Sie möchte die Färöer zu einem Ort machen, von dem junge Frauen nicht mehr weglaufen wollen. (Text: arte)
Épisode 22 - Sanfter Alpentourismus: Wie Urlauber helfen, die Alpen zu schützen
4 octobre 2019
Es sind längst nicht mehr nur Naturschützer, die ein Umdenken fordern. Immer mehr Urlauber werden selbst aktiv und helfen, die Alpen zu schützen. Abseits des Mainstream-Tourismus suchen sie das Ursprüngliche der Bergwelt. Einer, der diesem Wunsch nachkommt, ist der Pferdehofbesitzer und Touren-Guide Erich Küffner aus dem Allgäu. Er entschleunigt seine Gäste mit einer „1-PS-Tour“. Statt mit dem Auto geht es per Pferd durch die Berge. Die Touristen sind nicht nur Pferdenarren, sie sind auf der Suche nach Natur pur und einem Urlaub im Einklang mit den Bergen. Mehrere Tage geht es durch die Alpen, auf Wegen und Pfaden, die ein normaler Tourist oft gar nicht zu Gesicht bekommt. CO2-neutral und absolut umweltverträglich. Eine Tour, die begeistert und bei nicht wenigen ein neues Naturverständnis auslöst. Ludwig Weiss ist so etwas wie der Beschützer des Bergwalds. Denn ohne den Wald sind viele Bergdörfer von Lawinen und Erdrutschen bedroht. Mehrmals im Jahr pflegt er zusammen mit freiwilligen Helfern ein Waldstück im Allgäu. Es wird geschwitzt anstatt relaxt. Die „Aktion Schutzwald“ hat der Deutsche Alpenverein organisiert. Wie dringend notwendig dieser Arbeitsurlaub für die Berge, aber auch für den Tourismus ist, zeigt sich im Tal von Balderschwang. Das Berghotel von Karl Traubel wurde Anfang Januar 2019 von einer Lawine fast völlig zerstört. Am Hang fehlte der Schutzwald. Im Bergdorf Cadrg in den Julischen Alpen in Slowenien entschieden sich die Einwohner für einen ganz traditionellen Tourismus. Das ausgezeichnete „Öko-Dorf“ setzt auf ursprüngliche Landwirtschaft und Selbstvermarktung. Viele der Familien bieten Fremdenzimmer an und garantieren den Gästen ein einfaches und absolut ruhiges Leben im Ort. Im nahe gelegenen Soca-Tal sucht der aus Deutschland angereiste Fliegenfischer Basti Gries die ungestörte Ruhe und Schönheit der Natur. Sein Hobby hilft hier außerdem noch der Arterhaltung. Mit dem Geld aus den teuren Angel-Lizenzen kann der Fischereiverein fast ausgestorben
Épisode 23 - Abnehmen um zu Überleben – Der Kampf gegen Adipositas
8 octobre 2019
Die Lebenserwartung der Menschen in Europa steigt, der Trend zu Übergewicht könnte die Entwicklung jedoch umkehren. Das ist das Ergebnis einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Gesundheit in Europa vom September 2018. Adipositas hat sich in den vergangenen Jahren weltweit zu einer regelrechten Epidemie entwickelt. In Deutschland ist jeder Zweite übergewichtig, mehr als jeder Fünfte adipös. Die WHO stuft Adipositas als Krankheit ein, dabei ist das Körperfett über das Normalmaß hinaus vermehrt. Berechnungsgrundlage ist dabei der sogenannte Body Mass Index, kurz BMI. Laut WHO sind Menschen mit einem BMI ab 30 adipös. Die 47 jährige Sonja Bauer aus Deutschland wiegt 220 Kilo, ein lebensbedrohliches Gewicht, das sie ans Bett fesselt. Hilflos lebt sie in ihrer Wohnung in Süddeutschland, kann sich selbst nicht mehr versorgen. Sie weiß, dass die Krankheit Adipositas über kurz oder lang ihren sicheren Tod bedeutet. Die ehemalige Altenpflegerin träumt von einem normalen Leben. Seit Jahren ist daran aber nicht zu denken. In der Vergangenheit hat sie immer wieder versucht abzunehmen, Diäten und Kuren haben nicht geholfen. Sonja Bauer hat immer weiter zugenommen. Sie nimmt den Kampf mit dem krankhaften Übergewicht auf. Sie will abnehmen um zu überleben. Ein interdisziplinäres Ärzteteam der Universitätsklinik Erlangen wird ihr dabei helfen. (Text: arte)
Épisode 24 - Streit um wilde Wisente – Zerstören Ur-Rinder den Wald?
9 octobre 2019
Épisode 25 - Wege aus chronischem Schmerz: Neue Konzepte für mehr Lebensqualität
11 octobre 2019
Der typische Schmerzpatient wird von einem Arzt zum nächsten geschickt – häufig ohne dauerhaften Erfolg. Viele warten jahrelang auf die richtige Diagnose und eine angemessene Behandlung. Doch neue Therapien und Ansätze wecken die Hoffnung auf einen Alltag ohne Schmerzen. Manche Patienten können beispielsweise nicht stehen, nicht sitzen, nicht laufen, nicht mal die Schuhe zubinden. Zahlreiche Besuche bei Ärzten und Orthopäden blieben ohne Erfolg. Andreas Jelitto, Chefarzt der Klinik für Schmerztherapie im Krankenhaus Schleiden, ist der Meinung, dass die Versorgung von Schmerzpatienten in Deutschland katastrophal sei. Das sei auch darin begründet, dass Schmerzmedizin in Deutschland kein eigener Facharztbereich ist. Vielen Ärzten fehlt es an Know-how zu chronischen Schmerzen – und an Geld sowie Zeit für eine richtige Diagnose und Behandlung. Könnte die Lösung in Irland zu finden sein? Hier gibt es seit 2014 eine spezielle Ausbildung zum Facharzt für Schmerzmedizin. Seit der Einführung dieser Zusatzausbildung hat sich hier viel verändert: Ärzte können sich mehr Zeit für Patienten nehmen, die Leistungen besser abrechnen und mehr Geld wird in die Forschung gesteckt. Die Reportage zeigt am Beispiel Irlands, welche Vorteile die strukturelle Änderung im Facharztbereich bringt. Auch neue Therapien werden vorgestellt: Christoph Stein von der Charité in Berlin forscht an einer neuen Generation von Schmerzmedikamenten, die genauso gut wirken wir Opiate, jedoch keine Nebenwirkungen haben. Und an der Schmerzklinik in Kiel hilft der Arzt Hartmut Göbel Patienten mit chronischer Migräne – mit einer neuartigen Migräne-Impfung. (Text: arte)
Épisode 26 - Rock ‚n‘ Roll im Rollstuhl – Estnische Kinder und ihr großes Abenteuer
14 octobre 2019
Épisode 27 - Die Schatzis kommen – Hochzeits-Fieber im Kosovo
16 octobre 2019
Épisode 28 - Knast ohne Gitter – Wie gut funktioniert alternatives Strafen?
18 octobre 2019
Viele Häftlinge sitzen wegen kleinerer Delikte ein, zum Beispiel weil sie ohne Fahrkarte Bus gefahren sind und ihre Geldstrafe nicht bezahlt haben. Wie kann Strafe auch ohne Gefängnisse funktionieren? Der 22-jährige Sedin ist kein Kleinkrimineller: Organisierte Bandenkriminalität, Einbruch, Diebstahl, Hausfriedensbruch: Die Liste seiner Delikte ist lang. Zweimal war er schon in regulärer Haft, doch dieses Mal ist alles anders: Er verbüßt seine Strafe im Seehaus in Leonberg, einer Modelleinrichtung für junge Straftäter, lebt in einer Wohngemeinschaft mit anderen Jugendlichen und pädagogisch ausgebildeten Hauseltern. Die Regeln sind streng: Frühsport um sechs Uhr, acht Stunden arbeiten, Bäder und Klos werden selbst geputzt. Das funktionierende Gruppenleben tut Sedin gut: „Die letzten Male, wo ich entlassen wurde, da habe ich immer gesagt: Jetzt lasse ich mich nicht erwischen. Dieses Mal habe ich die Einstellung: Ich mache nichts mehr.“ Um erwachsene Straftäter kümmert sich der Verein PräventSozial in Stuttgart, unter anderem mit dem Programm „Schwitzen statt sitzen.“ Detlef Börstler ist einer der Teilnehmer. Mehrmals wurde er beim Schwarzfahren erwischt und hat seine Geldstrafe nicht bezahlt. Mit Hilfe des Vereins wandelte er seine Strafe in 16 Stunden gemeinnützige Arbeit um – Arbeit, die ihm gut getan hat. Statt einsam in der Zelle zu sitzen, knüpfte er sogar neue Kontakte. Eine weitere Alternative zur Haft ist die elektronische Fußfessel. In Deutschland tragen manche Täter nach dem Ende einer Gefängnisstrafe Fußfesseln, damit sie weiter überwacht werden können. In Österreich dagegen sind sie eine Strafalternative, um Gefängnishaft zu vermeiden. Karl Peinhart leitet die Überwachungszentrale in Wien und sieht die Vorteile: „Die Leute werden gar nicht erst rausgerissen aus ihrem sozialen Gefüge.“ Bei dem elektronisch überwachten Hausarrest müssen sich Verurteilten an einen strengen Tagesablauf halten, jede Minute ihres Alltags wird genau festgelegt. Das ist oftmals ei
Épisode 29 - Eine Niere für Darius – Organspende-Skandal in Rumänien
21 octobre 2019
Für Emanuel Ungureanu ist es ein Schock, als sich im Transplantationszentrum Cluj, wo er arbeitet, der Verdacht erhärtet, dass Ärzte gegen Bestechungsgelder Wartelisten manipulieren. Wer nicht das nötige Kleingeld hat, wartet länger auf seine Spender-Niere – mancher bis in den Tod. Sozialarbeiter Emanuel will nicht zusehen: 5 Ärzte zeigt er an und beschließt, den kranken Kindern im Zentrum auf eigene Faust zu helfen. Er organisiert Dialysen und Behandlungen auch im EU-Ausland. So wie für Darius. Der zehnjährige Junge braucht dringend eine neue Niere. Für die Eltern ist Emanuel die letzte Hoffnung. 120 Kindern wie Darius hat Emanuel seit 2007 bereits helfen können. Doch das reicht ihm nicht. Damit die Korruption bei der Organvergabe endlich aufhört, kämpft er nun als Abgeordneter im Parlament für ein neues Transplantationsgesetz. Doch es gibt Widerstände. Der Sozialarbeiter trifft sich mit dem investigativen Journalisten Andrei Ciurcanu. Andrei recherchiert zu illegalen Transplantationen. Im Zentrum seiner Recherchen steht Mihai Lucan. Der Chirurg gilt als Hauptfigur im illegalen Handel mit Organen. Er soll wohlhabenden Ausländern gegen Bezahlung Organe transplantiert haben, statt sie an die Patienten auf der Warteliste zu vergeben. Im Herbst wird ihm der Prozess gemacht. Trotz des Verdachts darf Prof. Mihai Lucan weiter als Arzt arbeiten. (Text: arte)
Épisode 30 - Strahlende Zukunft – Die Finnen und ihre Liebe zur Atomkraft
22 octobre 2019
Eurajoki ist als „Finnlands elektrischste Gemeinde“ bekannt. Drei der bald sechs Kraftwerke des Landes und das neue Endlager stehen hier. Bürgermeister Vesa Lakaniemi und die Bewohner sind hochzufrieden mit dieser Entwicklung – und der Betreiber tut alles, damit das auch so bleibt. Inklusive bunte Familienausflüge ins AKW und in die Hallen mit radioaktivem Abfall. Die Bewohner von Eurajoki sehen die Atomenergie nicht nur als Klimaretter, sondern auch als Wirtschaftsmotor. Immerhin fließt ein Großteil des Geldes von dort direkt in die Gemeindekassen. Nur ein kleines Grüppchen hartnäckiger Aktivisten stört den Frieden rund um die finnischen Atommeiler. Tapio Solala wehrt sich seit 30 Jahren gegen den Atomstrom und kämpft zusammen mit ein paar verstreuten Mitstreitern gegen die Endlagerung des gefährlichen Strahlenmülls tief unter der Erde. Er ist damit ein Außenseiter in seiner Heimat. Zusammen mit ein paar Mitstreitern organisiert Tapio Solala einen skurrilen und zynischen Protest im Besucherzentrum des Kernkraftwerks. Der alte Haudegen weiß aus Erfahrung: Je kreativer die Aktion, desto größer die Wirkung. (Text: arte)
Épisode 31 - Zu fit für den Ruhestand – Senioren auf dem Arbeitsmarkt
23 octobre 2019
Gerade wer Freude an der Arbeit hat, bleibt gern länger im Beruf. Und manche satteln noch einmal komplett um: Andrea Rosemann kündigt mit Ende 50 ihre sichere Stelle und gründet ein Modelabel. Wie viele ältere Unternehmensgründer erhält sie keinen Kredit von der Bank. Deshalb will die Jungunternehmerin eine Crowdfunding-Kampagne starten, um die Kollektion der nächsten Saison zu finanzieren. In die Zukunft blickt Andrea Rosemann optimistisch: Sie will ihr Unternehmen auch noch mit Ende 60 führen. „Wenn Plan A nicht funktioniert, dann funktioniert Plan B. Und ansonsten gibt es noch ganz viele weitere Buchstaben im Alphabet.“ In Norwegen ist ein später Berufswechsel längst Normalität. LKW-Fahrer Rolf Sørum startet mit 64 Jahren trotz seiner Rente eine neue Karriere als Busfahrer. Genau das Richtige für ihn: „Ich arbeite gern. Ich habe eben Hummeln im Hintern. Und ich finde es schön, unter Menschen zu sein.“ Der norwegische Staat erkannte vor einigen Jahren, dass immer mehr ältere Menschen im Arbeitsleben gehalten werden müssen, um den demografischen Wandel abzufedern. Mit einer großen Reform wurde das Rentensystem umgestaltet: Jetzt lohnt es sich für Senioren finanziell, wenn sie lange berufstätig bleiben. Und Unternehmen bemühen sich, die Arbeitsbedingungen an die Bedürfnisse älterer Arbeitnehmer anzupassen. In anderen europäischen Ländern gibt es weniger Unterstützung von offiziellen Stellen. Dennoch sind immer mehr Ältere erwerbstätig. Die einen wollen die Rente aufbessern, andere haben Spaß an der Arbeit und wünschen sich soziale Kontakte. (Text: arte)
Épisode 32 - Die Bettler aus der Walachei: Bedürftige oder organisierte Banden?
25 octobre 2019
Die Lebenserwartung der Menschen in Europa steigt, der Trend zu Übergewicht könnte die Entwicklung jedoch umkehren. Das ist das Ergebnis einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Gesundheit in Europa vom September 2018. Adipositas hat sich in den vergangenen Jahren weltweit zu einer regelrechten Epidemie entwickelt. In Deutschland ist jeder Zweite übergewichtig, mehr als jeder Fünfte adipös. Die WHO stuft Adipositas als Krankheit ein, dabei ist das Körperfett über das Normalmaß hinaus vermehrt. Berechnungsgrundlage ist dabei der sogenannte Body Mass Index, kurz BMI. Laut WHO sind Menschen mit einem BMI ab 30 adipös. Die 47-jährige Sonja Bauer aus Deutschland wiegt 220 Kilo, ein lebensbedrohliches Gewicht, das sie ans Bett fesselt. Hilflos lebt sie in ihrer Wohnung in Süddeutschland, kann sich selbst nicht mehr versorgen. Sie weiß, dass die Krankheit Adipositas über kurz oder lang ihren sicheren Tod bedeutet. Die ehemalige Altenpflegerin träumt von einem normalen Leben. Seit Jahren ist daran aber nicht zu denken. In der Vergangenheit hat sie immer wieder versucht abzunehmen, Diäten und Kuren haben nicht geholfen. Sonja Bauer hat immer weiter zugenommen. Sie nimmt den Kampf mit dem krankhaften Übergewicht auf. Sie will abnehmen um zu überleben. Ein interdisziplinäres Ärzteteam der Universitätsklinik Erlangen wird ihr dabei helfen. (Text: arte)
Épisode 33 - Läden mit Geschichte – Die Rettung des historischen Lissabon
28 octobre 2019
Sofia Tempero, Stadthistorikerin und Angestellte der Stadt, leitet eines der Rettungsteams für alte Läden in Lissabon. Sie sagt: „Die alten Läden machen Lissabon unsterblich, sind ihr lebendiges Gedächtnis. Da hat meine Großmutter eingekauft, ich kaufe dort ein: die traditionelle Seife, die maßgeschneiderten Handschuhe. Wir lassen hier Puppen reparieren oder einen eisernen Türknauf nach altem Muster in Handarbeit herstellen…“ Doch um das Label „Laden mit Geschichte“ zu erhalten – und damit den Schutz vor Zwangsräumungen – müssen die alten Läden sich einer Überprüfung unterziehen und viele Hürden nehmen. Sofia Temperos Daumen kann sowohl nach oben wie nach unten zeigen, auch wenn sie lieber alle Läden retten würde. Bei ihrer Arbeit stößt sie auf wahre Schätze: Drogerien, die auf Wunsch noch Parfüms für die Kunden mischen, Tante Emma Läden, die die individuellen Kaffeemischungen ihrer Kunden kennen, Werkstätten im Hinterhof, die Bändchen aller Art und auf Bestellung weben… Diese oft hundertjährigen Läden sind mehr als Geschäfte, sie sind in vielen Altstadtvierteln sozialer Treffpunkt der Lissaboner. Die aber müssen oft so zahlreich aus der Stadt wegziehen, wie Touristen die Stadt belagern – und natürlich auch Wohlstand bringen. Ein Dilemma. Sofias Arbeit ist ein Wettlauf gegen die schwindelerregende Immobilienspekulation in Lissabon. (Text: arte)
Épisode 34 - Erdogan gegen die Kurden – Was wird aus den IS-Kämpfern?
29 octobre 2019
Nach dem Einmarsch türkischer Truppen in Nordsyrien sind Hunderttausende Menschen auf der Flucht. Viele von ihnen benötigen dringend medizinische Hilfe. Ausländische Mitarbeiter von Hilfsorganisationen mussten die umkämpfte Region verlassen. Im benachbarten Irak warten sie darauf, nach Nordsyrien zurückzukehren. Die Berliner Hilfsorganisation CADUS arbeitet seit 2014 im Gebiet der kurdischen Selbstverwaltung, die von einem Tag auf den anderen zum Krisengebiet wurde. Noch sind einige lokale Helfer vor Ort, aber auch für sie wird die Lage zunehmend schwierig. In der nordirakischen Stadt Erbil berichten deutsche Mitarbeiter von CADUS, dass sie derzeit nicht wissen, ob und wann sie die medizinische Versorgung in Nordsyrien wieder aufnehmen können. Währenddessen nutzen offenbar die im Kurdengebiet in provisorischen Gefängnissen inhaftierten ehemaligen IS-Kämpfer die Gunst der Stunde, um im allgemeinen Chaos zu fliehen. Sie begrüßen die türkische Invasion und hoffen auf ein Wiederaufleben des „Islamischen Staates“. Weil sie für die Verteidigung ihres Landes gebraucht werden, sehen sich die kurdischen Milizen kaum noch in der Lage, die IS-Terroristen zu bewachen. (Text: arte)
Épisode 35 - Jean-Claude Juncker: Europa, mach es gut!
30 octobre 2019
Der 31. Oktober markiert dieses Jahr nicht nur Halloween und das Ende einer weiteren Brexit-Frist, sondern auch den letzten Arbeitstag von Jean-Claude Juncker als Präsident der Europäischen Kommission. Aber noch ist er im Amt. Noch versucht er Europa zusammenzuhalten. Ein normaler Job ist das nicht. Das Pensum ist immens. Die Abfolge der Ereignisse schnell. Während Großbritannien versucht, sich zu verabschieden, und Italien erstmal Schlimmeres verhindert hat, hört Europa ihm zu. Sogar Trump hört ihm zu. Noch ist er mittendrin, und „Re:“ dabei. Bei Gipfeltreffen, bei Staatsbesuchen, in Rumänien, in Straßburg, in den USA und immer wieder an seinem Schreibtisch, zum Gespräch. Aber die Reportage begleitet nicht nur den Präsidenten, sondern auch sein Team. Mina Andreeva, die ihre liebe Mühe hat, den Präsidenten vom Wert neuer Fotos zu überzeugen. Etienne Ansotte, der zeigt, wie umgänglich Trump in Junckers Gegenwart werden kann. Margaritis Schinas, der versucht, die europäische Presse für Junckers Europa zu begeistern. Für sie alle und besonders für Jean-Claude Juncker endet im Oktober eine fünfjährige, wilde Karussellfahrt, mit maximalem Einsatz für jenes Europa, für das Juncker schon immer stand: ein Europa der Nuancen. Und weil Abschied und Rückblick fast dasselbe sind, erzählt dieser denkende und lesende Politiker einer Spezies, die es nicht mehr lange geben wird, von seinem Europa. Ein Europa, von dem er sich nun verabschiedet. (Text: arte)
Épisode 36 - Das Drama um den Brexit: Eine Nation kämpft mit sich selbst
31 octobre 2019
Drei Jahre nach dem Referendum ist noch immer alles möglich. Ob Großbritannien nun wirklich am 31. Oktober die EU verlässt und falls ja, unter welchen Bedingungen, das weiß einen Monat vor dem möglichen Schicksalsdatum niemand. Caroline Nokes, 47 Jahre alt, ist Abgeordnete der Conservative Party und eine der 22 Tory-Rebellen, die Boris Johnson am 3. September die Gefolgschaft verweigerten und sich gegen die Pläne eines No-Deal-Brexits aussprachen. Das britische Unterhaus setzte in einem Eilverfahren ein Gesetz durch, welches Johnson untersagt, ohne Abkommen am 31. Oktober aus der EU auszutreten. Caroline Nokes macht nun bis auf Weiteres wieder Politik auf lokaler Ebene in ihrem Heimatort Romsey. Sie hat sich einen Hundewelpen angeschafft und versucht, die Gemüter ihrer Wähler zu beruhigen. Im Südosten Englands betreibt Tim Chambers eine der größten Obst- und Beerenplantagen des Landes in vierter Generation. Er hat beim Brexit-Votum 2016 für „Leave“ gestimmt, weil er die EU nicht für zukunftssicher gehalten hatte. Jetzt ist er mit den praktischen Folgen seiner Entscheidung konfrontiert, denn der Großteil seiner Saisonarbeiter stammt aus Bulgarien. Wird er sie nach einem ungeregelten Brexit weiter beschäftigen können? In London kämpfte Sarah O’Keefe vor drei Jahren für den Verbleib ihres Landes in der EU. Dass ein Brexit noch verhindert werden kann, daran glaubt auch sie nicht mehr – aber einen „No-Deal“ will sie unbedingt verhindern. „Re:“ über wütende, konsternierte und verunsicherte Bürger eines Landes, das am 31. Oktober der EU den Rücken kehren will. (Text: arte)
Épisode 37 - Jodeln statt Yoga – Die neue Lust am Volksgesang
1 novembre 2019
Immer öfter auf dem Selbsterfahrungsprogramm gestresster Großstädter: Jodeln statt Yoga. Die textlose, zwischen Kopf- und Bruststimme wechselnde Gesangsart kann körperlich so intensiv sein, wie das Rumbolzen auf dem Fußballplatz – und gleichzeitig eine meditative Erfahrung. In Berlin-Mitte lehrt Jodel-Trainerin Doreen Kutzke „Urban Yodeling“, eine Art Freestyle-Jodeln: einfach mal richtig laut sein und Dampf ablassen. Bis sich ihre Schüler das aber trauen, bedarf es einer intensiven Körperarbeit. Erst dann sind sie enthemmt genug und bereit für das archaische Erlebnis Jodeln. Was die wenigsten wissen: In vielen Ländern wird gejodelt. Doreen Kutzke sucht deshalb nach Jodel-Traditionen in aller Welt und trifft in Weißrussland auf Jodel-Fans zu einem Kulturaustausch der besonderen Art. Für Stimmtrainerin Ruth Seebauer ist Jodeln eine Art singender Kontrollverlust. In Bayern nimmt sie blutige Anfänger mit auf Jodel-Wanderungen. Sie hat noch jeden Teilnehmer zum Jodeln gebracht. Mitunter ist auch eine Sennerin dabei, die die fast vergessene Technik wiederbeleben möchte.In der Schweiz ist Jodeln bis heute eine identitätstiftende nationale Tradition, nicht nur zum Überwinden weiter Strecken, sondern auch zum Ausdruck von tiefer Trauer und ausgelassener Freude. Karin Niederberger ist die erste Präsidentin des Eidgenössischen Jodlerverbands. Sie möchte an den Regeln des Jodelns festhalten und das Urtümliche und Echte am Jodeln bewahren. Auf großen Jodler-Festen muss ihr Jodelchor vor einer strengen Jury genauso bestehen wie der Rest der 22.000 aktiven Jodler in der Schweiz. (Text: arte)
Épisode 38 - Treffpunkt Kriegsgrab – Feiern für den Frieden
4 novembre 2019
Junge Leute aus Deutschland, Polen und Russland verbringen im Sommer in Polen außergewöhnliche Ferien: Sie arbeiten auf deutsch-russischen Kriegsgräberstätten. Dabei entwickeln sie Ideen und Botschaften für ein friedliches und tolerantes Miteinander in Europa, haben viel Spaß und sind am Ende so etwas wie eine Familie geworden. (Text: arte)
Épisode 39 - Lesbos und die Flüchtlinge – Eine Insel vor dem Kollaps
5 novembre 2019
Die Flüchtlingskrise hat sich wieder verschärft – mit katastrophalen Zuständen auf Lesbos, dem griechischen Urlaubsparadies in der Ägäis. Die Erstaufnahme ist völlig überfüllt. Eine weitere Folge: Die Touristen bleiben weiter aus. Stavros Mirogiannis versucht, inmitten der chaotischen Zustände im Camp bei Moria irgendwie zu helfen. Gleichzeitig kümmert sich die Ärztin Fevronia Kantartzis um die Einheimischen. Viele von ihnen sind durch die Tourismus-Flaute in Existenznot geraten, auch die medizinische Versorgung wird immer problematischer. Die Tourismuskammer plant eine neue Imagekampagne für Lesbos. Sie will den negativen Bekanntheitsgrad der Insel nutzen und ins Positive kehren, Reiseunternehmen sollen Lesbos gerade für Pauschaltouristen wieder vermehrt anbieten. Doch solange die EU die auf der Insel gestrandeten Flüchtlinge nicht weiterreisen lässt, sind Eskalationen vorprogrammiert. Über 13. 000 Flüchtlinge leben mittlerweile zusammengepfercht auf nur einem Quadratkilometer. (Text: arte)
Épisode 40 - Atommüllendlager ja oder nein? Ein gallisches Dorf leistet Widerstand
7 novembre 2019
Rund um das französische Dorf Bure, wo für etwa 30 Milliarden Euro ein Endlager für hochradioaktiven Abfall entstehen soll, ist die Lage angespannt. Zwar floss zunächst viel Geld in den Ort, doch dann kamen erst die Atomkraftgegner – und kurz darauf die Polizei. Mehrmals gerieten Aktivisten und Staatsmacht in den vergangenen Jahren aneinander. An kritischen Tagen waren bis zu 500 Polizeibeamte im Einsatz. Seit ungefähr zwei Jahren ist ein rund 80 Mann starker Trupp der Gendarmerie zur Dauerüberwachung von Bure und den Nachbardörfern abkommandiert. Sie sollen die Atomkraftgegner in Schach halten. Bislang klappt die staatlich verordnete Prophylaxe: Die Aktivisten haben sich durch die massive Polizeipräsenz zurückgezogen. Doch das Leben im Dorf hat sich massiv verändert, das bäuerliche Idyll ist einem Gefühl ständiger Bedrohung gewichen. Bauern, Aktivisten und Polizisten – sie alle fragen sich, was die jeweils anderen als nächstes geplant haben. Das Hotel des Ortes wurde schon einmal von Atomkraftgegnern verwüstet. Bauern, die gegen das Endlager protestieren, sehen mehrmals täglich eine Polizeistreife vor ihrem Hof. Und ist es womöglich nur die Ruhe vor dem nächsten Sturm, die Bure gerade erlebt? Anfang August fand in der Nähe des Dorfes das dreitägige Festival Les Bure’lesques statt, das sich den Widerstand gegen die „atomare Mülltonne“ auf die Fahne geschrieben hat. „Re:“ über den Widerstand gegen ein geplantes atomares Endlager im französischen Nirgendwo – und wie Polizei und Justiz versuchen, diesen zu unterdrücken. (Text: arte)
Épisode 41 - Neue Konzepte für den Handel – Wie Innenstädte wieder belebt werden
8 novembre 2019
Ein buntes Treiben in der Stadt – nirgendwo in Deutschland wird dafür so konsequent umgebaut wie in Kiel. Oberbürgermeister Ulf Kämpfer will seine Vision in die Tat umsetzen: „Ich glaube, dass eine Stadt ein emotionales Zentrum braucht. Wenn man Freunden oder der Verwandtschaft Kiel zeigen will, fährt man mit denen sicher nicht ins Einkaufszentrum auf die grüne Wiese.“ Das Herzstück: der „Kleine Kiel-Kanal“, der der Stadt am Wasser mehr Flair und Lebenslust einhauchen soll. Auch wenn der Umbau noch nicht fertig ist, zeigt er bereits Wirkung: Der alte Bootshafen ist zu einem beliebten Treffpunkt geworden, über 50 neue Geschäfte und mehrere Hotels werden bald in der Innenstadt eröffnen, und Hunderte neue Mieter leben dort bereits.Von einer eigenen Boutique mitten in Paris hat Alexandra Delaporte immer geträumt. Doch die hohen Mieten in City-Lage haben sie abgeschreckt. Das Risiko war zu groß. Jetzt aber bekommt die Französin unerwartet ihre große Chance. Vier Wochen lang darf sie ausprobieren, ob ihr Ladenkonzept aufgeht – für eine kleine Miete im „Testeur de Commerce“, einem sogenannten Testladen der Stadt. Wenn es klappt, wird aus der Probe ihr eigenes, dauerhaftes Geschäft. Eine zusätzliche Attraktivität für das Stadtviertel – und eine Win-Win-Situation für Alexandra und für Paris.Die Dänen Jan Gehl und Camilla von Deurs sind so etwas wie Stars unter den Stadtplanern. Ihre Devise: Der Mensch gehört auf die Straße. Raus aus den Häusern, raus aus den Autos. Fahrradfahrer und Fußgänger haben in Kopenhagen oberste Priorität, der Platz für Autos wird verknappt. Kleine Ruheinseln, kostenlose Hafenbäder, grüne Flanierstraßen, breite Radwege – in jedem Stadtviertel wird genau das angelegt, was die Menschen dort brauchen. „Die Stadt um Radfahrer und Fußgänger herum zu bauen, ist unendlich viel billiger als sie um Autos herum zu bauen“, das ist das Credo der beiden Architekten. (Text: arte)
Épisode 42 - Die Unerschrockenen: Russlands Jugend rebelliert
11 novembre 2019
Pawel Tschuprunow ist auf dem Weg in den Gerichtssaal. Mit seinem Handy filmt er jeden einzelnen Schritt mit. Damit sichert er sich ab, damit er später beweisen kann, wie das Verfahren abgelaufen ist. Gleich wird hier verhandelt, ob er doch noch als Kandidat für die Kommunalwahl antreten darf. Pawel gehört zu „Wesna“ – einer Gruppe junger Russen, die genug haben von 20 Jahren Putin. Sie sind jung, sie lehnen sich auf – und versuchen sich in Russland politisch einzubringen. Ihr Protest ist friedlich. Gewalt lehnen sie ab. Dennoch stoßen sie mit ihren Aktionen regelmäßig auf Widerstand. Manchmal reicht es, ein Plakat auf der Straße hochzuhalten, und schon haben die Demonstranten die Polizei im Nacken. Die meisten Mitglieder der Gruppe wurden schon einmal festgenommen. Anders als die Generation ihrer Eltern, drängen sie trotzdem in die Öffentlichkeit. Anschelika Petrowskaja koordiniert bei „Wesna“ die Protestaktionen der Gruppe. „Obwohl meine Eltern selbst oppositionell eingestellt sind, wollen sie, dass ich mich lieber auf mein Studium fokussiere. So wird sich aber nie etwas ändern. Man muss vorangehen, damit andere ebenfalls aufstehen.“ Kurz vor der Wahl in St. Petersburg plant die Gruppe neue Aktionen – und versucht, unabhängige Kandidaten aufzustellen. Doch es ist ein ungleicher Kampf. Der Ausgang ist ungewiss. (Text: arte)
Épisode 43 - Den Städten geht die Luft aus – Wege aus der Abgas-Krise
13 novembre 2019
Wenn Larry Couchy in Paris mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, vermeidet er Straßen mit hoher Schadstoffbelastung – mithilfe der App „Plume Air Report“, die ihm die Luftqualität anzeigt. Larry Couchy arbeitet für das gleichnamige Unternehmen und ist sicher: „Indem wir den Kontakt mit belasteter Luft vermeiden, können wir ein gesünderes Leben führen.“ Gleichzeitig soll die App Menschen für das Thema Luftverschmutzung sensibilisieren, damit sie sich stärker für eine Verbesserung der Luft einsetzen. Kohlenstoffdioxid ist Klimakiller Nummer eins. Jan Wurzbacher und Christoph Gebald haben eine Technologie entwickelt, mit der man der Luft CO2 entziehen kann, um es für industrielle Zwecke zu recyceln oder sogar ganz aus der Atmosphäre zu entfernen. Rund 900 Tonnen CO2 saugt ihre Anlage jährlich aus der Luft. Die Menge entspricht den Emissionen, die rund 200 Autos im Jahr ausstoßen. Die Vision der Gründer: „Wir wollen ein Prozent der globalen CO2-Emissionen aus der Erdatmosphäre holen.“ Was nicht recycelt wird, soll ganz aus der Atmosphäre verschwinden: In einer Pilotanlage auf Island speichern sie das CO2 schon in der Erde. Ein Hauptgrund für die dreckige Luft in unseren Städten sind Autoabgase. In Norwegen ist man schon weiter: hier ist jedes fünfte verkaufte Auto bereits ein Elektroauto, getankt wird mit Ökostrom. Die norwegische Regierung verfolgt das Ziel, dass ab 2025 keine Autos mehr mit Verbrennungsmotoren verkauft werden. Die Hauptstadt Oslo geht noch weiter: Die Innenstadt erlaubt in vielen Bereichen keine Autos mehr. Weniger Autos bedeuten neben sauberer Luft auch neue Möglichkeiten der Raumgestaltung: 750 Parkplätze in der Innenstadt sind verschwunden, hier sind Sitzmöglichkeiten, Spielplätze und Grünflächen entstanden. (Text: arte)
Épisode 44 - Die Marmorbrüche von Carrara: Fluch und Segen für Mensch und Natur
14 novembre 2019
Sandro Manfredi kämpft gegen den seiner Meinung nach schweren Raubbau in den Marmorsteinbrüchen der toskanischen Alpen. Als er 2018 Anzeige erstattete gegen einen illegalen Marmorsteinbruch, hatte er kurz darauf einen beinahe tödlichen Unfall: Jemand hatte die Radmuttern an seinem Auto gelöst. Franco Barratini baut in seinen Steinbrüchen Marmorblöcke ab, die er für 4.000 Euro pro Tonne verkaufen kann. Früher brauchte man einen Monat, um die Menge an Marmorblöcken herauszulösen, die man heute in nur drei Tagen herausbrechen kann. Die Umweltschützer sorgen sich um die Folgen des Marmor-Abbaus. Der Marmorstaub dringt ins Grundwasser, färbt die Flüsse milchweiß und schwebt in der Luft, mit noch immer nicht restlos geklärten Folgen. Carrara hat in den letzten neun Jahren vier Überschwemmungen erlebt – Umweltschützer führen sie auch zurück auf den Marmorabbau, der durch die rapide verbesserten Abbaumethoden so stark zugenommen hat, dass das hydrogeologische Gleichgewicht immer mehr ins Wanken gerät. (Text: arte)
Épisode 45 - Dammbruch in Brasilien – Welche Schuld trifft Deutschland?
15 novembre 2019
Was hat eine Umweltkatastrophe in Brasilien mit dem Verbraucher in Europa zu tun? Jede Menge, findet Claudia Müller-Hoff. Die Berliner Rechtsanwältin sieht direkte Verbindungen zwischen einem Dammbruch in Brasilien und einer deutschen Firma.Im Januar 2019 sterben fast 300 Menschen bei der Katastrophe im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais. Das Eisenerz, das dort produziert wird, geht zu großen Teilen an die deutsche Autoindustrie- und das ist nicht die einzige Verbindung nach Europa. Claudia Müller-Hoff will die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.Denn immer wieder verstoßen auch deutsche Firmen bei ihren Auslandsaktivitäten gegen die Menschenrechte. „Re:“ begleitet Claudia Müller-Hoff in Deutschland und Brasilien. Wird sie Zeugen und Beweise finden, um die Verantwortlichen in Deutschland vor Gericht zu bringen? (Text: arte)
Épisode 46 - Reiches Land – Arme Kinder: Soziale Not in Großbritannien
18 novembre 2019
Gründe für die wachsende Armut in Großbritannien: die umstrittene Sozialhilfereform der konservativen Regierung, explodierende Mieten, wenig Sozialwohnungen. Es kann jeden treffen: schlechte Wirtschaftslage, Job verloren, plötzlich alleinerziehend, kein eigenes soziales Netz, das einen auffängt. Auf der anderen Seite steht eine Regierung, die sparen will und auch die Armen selbst in der Verantwortung sieht: Wer arbeiten kann, aber nicht will, soll spüren, dass es sich nicht lohnt, zuhause rum zu sitzen. Die Sozialhilfereform hat die Bürokratie eingedampft, um Menschen schneller zurück in die Arbeitswelt zu bringen. Mit mäßigem Erfolg. Leidtragende sind in jedem Fall die Kinder. Ein Problem, mit dem auch anderen EU-Staaten kämpfen: Durchschnittlich ist in der gesamten Union jedes vierte Kind unter 18 Jahren von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Arme Kinder wachsen auf mit einem Taschenrechner im Kopf. Sie wissen, wie es um die Einkünfte ihrer Familie steht. Sie wissen, dass sie im Gegensatz zu anderen Jugendlichen grundsätzlich schlechtere Chancen haben – auf Bildung, auf eine Wohnung und irgendwann auf einen guten Job. Kurzfristig kämpfen die Familien um ein paar Cent, die sie sparen. Langfristig kämpfen sie um Anerkennung und Gerechtigkeit. Armut bedeutet viel mehr als nur niedriges Einkommen und wenig Geld im Geldbeutel: Unsicherheit, Stress, Einsamkeit, Langeweile, schlechte Gesundheit. Insbesondere für Kinder ist das unerträglich. Sie fühlen sich ausgegrenzt und einsam. In einem Alter, in dem man nach Anerkennung sucht, gefallen will. Ihnen ist schon früh klar, dass sie nicht mithalten können. Dass ihre Startchancen ins Leben schlecht sind. Denn Armut schließt aus. (Text: arte)
Épisode 47 - Traumjob oder Ausbeutung? – Thailändische Beerenpflücker in Schweden
21 novembre 2019
Chang ist einer von mehr als 6.000 thailändischen Saisonarbeitern, die in den schwedischen Wäldern nach Beeren suchen. Statt auf dem Reisfeld zu schuften, pflückt er jetzt täglich bis zu zwölf Stunden Blau- und Preiselbeeren. Viel weiß er nicht über das skandinavische Land, aber für ihn ist es eine Riesenchance: „In Thailand würde ich jetzt nur auf die Reisernte warten, aber hier in Schweden kann ich hoffentlich viel Geld machen!“Chang ist das erste Mal in Schweden. Eine Leiharbeitsfirma hat ihn angeheuert und ihm das Arbeitsvisum und Flugticket besorgt. Dafür hat sich Chang hoch verschuldet. Und auch in Schweden muss er zunächst die Kosten für Unterbringung und Verpflegung abarbeiten, bevor er überhaupt etwas verdient. Die Skandale in den vergangenen Jahren haben ihn nicht abgeschreckt. Thailändische Arbeiter wurden um ihren Lohn geprellt. Im Jahr 2013 beging ein Pflücker sogar Selbstmord in Schweden. Zu groß war seine Verzweiflung, ohne Geld nach Hause fliegen zu müssen.Eine besondere Regelung hat den Kampf um die Beeren erst möglich gemacht. In Schwedens Wäldern herrscht „Jedermannsrecht“. Der kostbare Rohstoff gehört dem, der ihn zuerst erntet. Unternehmen haben daraus ein Riesengeschäft gemacht. Doch gleichzeitig hat das mancherorts zu Verhältnissen wie im Wilden Westen geführt. Zwar gibt es inzwischen einen garantierten Mindestlohn von knapp 2.000 Euro, doch ob der auch immer gezahlt wird, lässt sich nur schwer kontrollieren.Das Risiko gehen immer die Pflücker aus Thailand ein, sagt Mats Wingborg. Der investigative Journalist berichtet seit Jahren über die Situation der Beerensammler: „Das System ist anfällig für Betrug. Dazu kommt, dass die Thailänder mindestens einen Monat arbeiten müssen, um erstmal ihre Schulden abzubezahlen. Und wenn die Ernte schlecht ausfällt, fahren manche sogar mit Schulden nach Thailand zurück.“ (Text: arte)
Épisode 48 - Silver Gamers – Zocken im Rentenalter
22 novembre 2019
In Stockholm bereiten sich die Silver Snipers mit ihrem Coach Fredrik Andersson auf einen harten Wettkampf vor. Die Senioren spielen im Team den Ego-Shooter Counterstrike und wollen damit gegen deutsche, US-amerikanische und finnische Mannschaften antreten. Die 67-jährige Inger Grotteblad wurde von ihrem Enkel an das Spiel herangeführt. „Es fühlt sich wie eine Mission an“, sagt sie heute. Die Silver Snipers sind in Schweden mittlerweile echte Berühmtheiten. Immer wieder werden Inger und ihre Teamkollegen auf der Straße von meist jungen Gamern angesprochen. Wird es ihnen dieses Jahr gelingen, den Pokal zu gewinnen?Auch Uschi Cezanne (81) und Peter Zeidler (76) aus Berlin sind bereits regelrechte Stars in der Gaming-Szene. Die beiden testen Computerspiele für den YouTube-Kanal „Senioren Zocken“. Mit ihrer lockeren Art haben sie es mittlerweile auf über 430.000 Abonnenten geschafft. Neugier erhalten und körperlich und geistig fit bleiben – das wollen die zockenden Senioren auch anderen vermitteln. Sie treffen damit einen Nerv. Denn der Umsatz mit Computer- und Videospielen steigt seit Jahren stetig an. Die größte Gruppe von Spielern in Deutschland ist mittlerweile 50 plus. Zusammen mit Joschka Lippelt, Co-Geschäftsführer von Senioren Zocken, reisen die Rentner zur Gamescom nach Köln. Dort treffen sie auf den Wissenschaftler Manouchehr Shamsrizi. Für eine erste Testphase hat Shamsrizi eine Spielekonsole namens „MemoreBox“ für Altenheime entwickelt. Gerade für Menschen mit Einschränkungen können Computerspiele eine Möglichkeit sein, Reaktionsvermögen und Beweglichkeit zu trainieren. (Text: arte)
Épisode 49 - Das versunkene Dorf – Giftschlamm in Rumänien
25 novembre 2019
In den 1970er-Jahren entschied der rumänische Diktator Ceausescu in der Nachbarschaft des Dorfes Geamana 500 km nordwestlich von Bukarest, eine Kupfermine zu betreiben. Das Tal, in dem Geamana liegt, wurde ausgewählt, die Rückstände aus der Kupfermine aufzunehmen. Nach und nach versanken die Häuser im Schlamm. Die meisten der etwa 400 Familien sind mittlerweile geflohen, einige wollen bleiben. (Text: arte)
Épisode 50 - Spiritualität 2.0 – Der Traum vom optimierten Ich
28 novembre 2019
Die Reportage zeigt, was moderne Spiritualität ausmacht und warum so viele Menschen heute Sehnsucht nach einem höheren Sinn im Leben haben. Ein Phänomen, das inzwischen auch ein Milliardenmarkt ist. Der Film begleitet drei Menschen mit ganz unterschiedlichen Haltungen zu diesem Boom, ist mit einer Suchenden unterwegs und beleuchtet, inwiefern ein solcher Prozess sinnstiftend sein kann, beobachtet einen Superstar der Szene bei der Arbeit und begibt sich auf die Spur einer massenhaften Faszination. Doch nicht alle sind von moderner Spiritualität begeistert – auch das erzählt die Reportage und trifft eine Frau, die von ihren Coachings enttäuscht ist. Moderne Spiritualität half Nicole Walk in einer existentiellen Krise, nachdem bei ihr Brustkrebs entdeckt wurde. Eigentlich sei sie ein Verstandesmensch, doch die Krankheit habe ihr den Weg zur Spiritualität geöffnet: „Ich möchte schauen, was meinem Leben einen Sinn außerhalb meines Jobs geben kann. Man hat ja seine klassischen Hobbys, aber da gibt es noch eine Menge mehr, was mein Leben bereichern kann und da, denke ich, kann Life Coaching ideal unterstützen“. Auch Dina Hellwig hat einmal daran geglaubt, mithilfe eines Coaches ihr Leben optimieren zu können. Sie investierte Stück für Stück mehr Geld in ein Online-Programm, doch die versprochenen Erfolge blieben aus. Heute ist für sie klar: „Spiritualität und Glauben hat jeder. So etwas darf nicht missbraucht werden, um damit Geld zu verdienen!“ Laura Malina Seiler ist der Super-Star der spirituellen Szene in Deutschland. Sie hat mit ihren Lebenstipps auf den sozialen Medien schon Zehntausende unterstützt. Ihr Podcast hat 14 Millionen Downloads, ihre Bücher sind Bestseller. Sie profitiert davon, dass Menschen aus Leere und Kälte einer Leistungsgesellschaft ausbrechen wollen und sich dabei nicht klassischer Religion oder Esoterik zuwenden. (Text: arte)
Épisode 51 - Bis zum letzten Krümel – Rezepte gegen Brotverschwendung
29 novembre 2019
Dabei geht es nicht nur um weggeworfene Lebensmittel, sondern auch um unsere Umwelt. Das Ackerland, das nur für die Tonne bewirtschaftet wird, ist größer als Mallorca. Bauern, Bäcker und Brotliebhaber suchen nach neuen Rezepten für altes Brot und gegen die Verschwendung. Bio-Landwirt Niko Gottschaller steht jeden Tag vor den Brotbergen, die in Bäckereien in seiner Nähe unverkauft bleiben. Damit „füttert“ er seine eigens dafür entwickelte Biogasanlage und produziert so Strom aus Brot. Und selbst für die Reste der Reste hat Niko Gottschaller schon eine neue Idee. Der Bäckermeister Roland Schüren führt einen Familienbetrieb in vierter Generation und kennt den Kampf gegen die Brotverschwendung von klein auf. „Wir mussten immer die Dinge zuhause essen, die nicht schön genug waren für die Kunden. Meine Oma hat es auf die Spitze getrieben, dass auf jeden Fall alles verwertet werden muss.“ Und das schafft er tatsächlich! In seiner Bäckerei landet nicht ein Krümel mehr im Müll. Zuerst holt die Tafel ab, was sie gebrauchen kann. Doch der Großteil der Reste wandert zurück in frische Brote. Wie aber kann man verhindern, dass überhaupt so viele Brotreste anfallen? Die Antwort darauf liefert eine Software, die die beiden Programmierer Eyüp Aramaz und Tobias Pfaff entwickelt haben. Ist sonntags das Wetter gut, kaufen die Leute montags weniger Brot. Am Monatsanfang dafür mehr als am Monatsende. Dinge wie diese weiß das Programm und errechnet so, wie viel ein Bäcker wann, wovon backen soll. So bleibt am Abend bis zu 25 Prozent weniger Brot übrig als früher. Gut für den Umsatz und für die Umwelt. (Text: arte)
Épisode 52 - Müllhalde Mittelmeer – Ein Fischer zieht vor Gericht
2 décembre 2019
Épisode 53 - Londons Messer-Morde – Eltern kämpfen gegen Jugendgewalt
3 décembre 2019
In der englischen Hauptstadt brodelt es gewaltig: Brutale Messerattacken erschüttern die Stadt und treffen vor allem junge Londoner. Allein von Januar bis Ende September 2019 starben hier laut Polizeistatistik 110 Menschen durch Stichwaffen, 2018 waren es insgesamt 135. Oft entscheidet der Wohnort über Leben und Tod. Wer das falsche Viertel betritt, läuft Gefahr Opfer eines Angriffs zu werden. Hintergrund der Gewalttaten sind Revierkämpfe zwischen rivalisierenden Straßengangs aus benachbarten Stadtteilen. Doch immer öfter trifft die Gewalt auch Unbeteiligte. Um erstochen zu werden, reicht es aus zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein.Justin Finlayson kämpft mit seiner Stiftung „United Borders“ gegen den Anstieg der Gewalt. Mit einem zum Tonstudio umgebauten Bus fährt er durch verfeindete Stadtteile und bringt Jugendliche durch Musik wieder zusammen. Dass die Gewalt jeden treffen kann, musste sein Sohn Rico erleben. Er wurde Opfer eines Messerangriffs, überlebte nur schwer verletzt. Mit Gangs hatte er nie etwas zu tun. Peguy Ganda hat ihren Sohn Champion durch eine Messerattacke verloren. Sie hat sich mit anderen betroffenen Müttern zusammengetan, um die Politik endlich zum Handeln zu bringen. (Text: arte)
Épisode 54 - Sinnsuche in Sibirien – Jesus aus der Taiga und seine Jünger
6 décembre 2019
1991 hatte der ehemalige Polizist Sergei Torop ein Erweckungserlebnis. Seitdem nennt er sich Wissarion und behauptet, der wiedergeborene Christus zu sein. In den Wäldern Sibiriens gründete er die Kirche des Letzten Testaments. Während die Sowjetunion zerfiel und damit die Grundordnung vieler Russen, scharten sich immer mehr Menschen um den sibirischen Jesus und seine ökologisch-spirituelle Lehre. Seine Anhänger nennen sich die „Einige Familie“, gründeten Dörfer und versorgen sich weitestgehend selbst. Das Grundprinzip dieser Gemeinschaft ist es, sich gegenseitig zu helfen und „bessere Menschen zu werden“. Sie wollen eine neue Gesellschaft auf Erden schaffen und damit die Wiedergeburt in eine bessere Welt. Inzwischen leben in dieser Gemeinschaft etwa 4.000 Menschen. Auch die Deutschen Siegfried Werning und Anais Spätgens sind dem spirituellen Ruf gefolgt und haben ihr komfortables Leben in Deutschland gegen ein entbehrungsreiches in der Taiga getauscht. Doch sie alle behaupten von sich, dass in den Wäldern Sibiriens eine lebenslange spirituelle Suche zu Ende gegangen sei. Für sie ist klar: Wissarion ist der wiedergeborene Jesus Christus. Eine spirituelle Gemeinschaft, die glücklich im Einklang mit sich selbst und der Umwelt zu leben scheint. (Text: arte)
Épisode 55 - Notstand in der Kita – Italienische Erzieher sollen helfen
9 décembre 2019
Deutschlandweit fehlen mehr als 100.000 Erzieher. Der Mangel an Pädagogen wird zum immer größeren Problem, die Warteliste für Kinder, die einen Platz in der Kita wollen, immer länger. Es fehlen Betreuungseinrichtungen und Erzieher / innen. Dabei besteht seit dem 01.08.2013 bundesweit ein Rechtsanspruch für einen Betreuungsplatz in einer Kita für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr.Pädagogen aus dem Ausland sollen helfen. Das hat man sich auch in Stuttgart gesagt, wo insgesamt 1.900 Erzieher fehlen.Die Organisation Konzept E, Spezialist für Kinderbetreuung und der Internationale Bund, eingetragener Verein für Bildungsarbeit, haben deshalb eine Anwerbeaktion für italienische Erzieher gestartet, die nun mit viel Motivation und Engagement ihrem Traumjob in Stuttgarter Kindergärten nachgehen können.Eine Win-win-Situation. In den Betreuungsstätten, in denen die jungen Italiener nun eine Festanstellung und berufliche Perspektiven bekommen haben, weht nun nicht nur ein frischer Wind, sondern erstmals seit langer Zeit stimmt wieder das Verhältnis zwischen Erziehern und den zu betreuenden Kindern.Und für die Italiener ist ein lang gehegter Traum in Erfüllung gegangen.Denn zu Hause in ihrer Heimat haben italienische Erzieher kaum berufliche Perspektiven. Festanstellungen gibt es kaum und die Bezahlung ist schlecht. Paradox, denn gleichzeitig sind die Voraussetzungen und die Qualifikation für diesen Beruf in Italien sehr hoch. Erzieher kann dort nur werden, wer dafür ein abgeschlossenes Studium vorweisen kann. (Text: arte)
Épisode 56 - Neulinge im EU-Parlament – Das erste halbe Jahr
11 décembre 2019
„Für Europa reicht’s“ oder „Besser als nix“ – mit solchen Wahlkampf-Sprüchen schafft es die deutsche Partei „Die Partei“ im Mai 2019 mit 2,4 Prozent der Stimmen ins Europaparlament. Neben Martin Sonneborn sitzt nun auch der 34-jährige Satiriker Nico Semsrott als Abgeordneter in Brüssel und Straßburg. Doch anders als sein Parteikollege schließt er sich einer Fraktion an – den europäischen Grünen. Beabsichtigt Semsrott ernsthafte Politik zu betreiben oder geht es ihm um einfach mehr Aufmerksamkeit? Mit seinem schwarzen Kapuzenpulli, diversen Gimmicks und einer Kamera für seine Youtube-Aktionen sorgt Nico Semsrott nun für reichlich Irritation im Polit-Betrieb. Seine Kritik gilt dabei genauso dem Erstarken der rechten Parteien wie der umstrittenen Wahl Ursula von der Leyens zur neuen Kommissionspräsidentin. Julie Lechanteux verurteilt die Satire-Auftritte von Semsrott. Aber auch sie und ihre Parteifreunde von „Rassemblement National“ stellen sich bei der Wahl von der Leyens quer. Zwischen Ausschüssen und Tagespolitik muss sich Lechanteux auf der europäischen Bühne dabei erst einmal zurechtfinden. Politische Erfahrungen hat sie bisher nur auf der lokalen Ebene gesammelt – als Assistentin des Bürgermeisters von Fréjus. Nun sitzt sie wie über 60 Prozent der neuen EU-Abgeordneten zum ersten Mal im Parlament. In Fraktionssitzungen mit den Stars des Rassemblement National Jordan Bardella und Nicolas Bay muss sich Julie Lechanteux profilieren. (Text: arte)
Épisode 57 - Tiere als Helfer – Im Einsatz für den Menschen
13 décembre 2019
70 Tiere hält Ingrid Stephan in ihrem Institut für „Soziales Lernen mit Tieren“ – von Hühnern über Schweine und Kaninchen bis hin zu Eseln und Pferden. Jedes Tier hat bestimmte Fähigkeiten, kann Menschen mit Handicaps auf eine andere Art helfen. Die Betroffenen selbst suchen sich aus, mit welchem Tier sie arbeiten wollen. „Tiere sprechen die tiefen Schichten im Menschen an“, erlebt Ingrid Stephan immer wieder. Menschen werden kontaktfreudiger, können sich besser konzentrieren, Demenzkranke erinnern sich an längst Vergessenes. Tiere beeinflussen nachweislich Blutdruck und Herzfrequenz. Sie trösten, stimulieren und regen an.Auch Daniel Hagemeier setzt auf die besonderen Fähigkeiten von Tieren. Der Spürhundeführer aus der Schweiz hat seine beiden Hündinnen auf die Suche nach dem Asiatischen Laubholzbockkäfer trainiert. Der Käfer befällt Bäume und durchlöchert sie unrettbar. Die Hunde können die Larven in einem frühen Entwicklungsstadium riechen und einen Befall frühzeitig erkennen. So kann die Ausbreitung des Käfers gestoppt werden.Auf den Geruchssinn von Tieren setzt auch Nikola Kezic. Der Bienenexperte und Landwirtschaftsprofessor aus Zagreb trainiert Bienen für die Suche nach versteckten Landminen. „Alleine in Kroatien lagern noch 40.000 Minen im Boden“, sagt Kezic. Er arbeitet an zwei Methoden, wie Bienen helfen können, das gefährliche Erbe des Jugoslawien-Krieges aufzuspüren.Ulf Muuß vom Flughafen Köln / Bonn hat ebenfalls ungewöhnliche Mitarbeiter. Mit Frettchen fängt der Jäger Kaninchen. Die Nager ziehen Greifvögel an und erhöhen so indirekt das Risiko für Vogelschlag. (Text: arte)
Épisode 58 - Räder für Poroschkowo – Mit Pedalkraft in die Moderne
16 décembre 2019
Ion Patrash, genannt John, ist der Baptistenpfarrer des Dorfes Poroschkowo im Westen der Ukraine, 40 Kilometer von der EU-Außengrenze entfernt. Bildung und Mobilität, so glaubt Ion Patrash, sind die Schlüssel, um seine Schäfchen aus der Vergangenheit in die Gegenwart zu führen. Ihnen dauerhaft ein besseres Leben zu ermöglichen. Um seine Gemeinschaft endlich mobil zu machen, setzt der Pfarrer auf Fahrräder, weil sie ein billiges, leicht handhabbares Transportmittel sein können. Ein Fahrrad brauche keinen Hafer, sei schnell zu reparieren und radeln wäre leicht zu erlernen, so zumindest die Theorie. Bei seiner Mission hilft ihm der Tiroler Rentner Siegfried Nagele, der als Privatmann seit einigen Jahren Hilfsgüter in die Ukraine liefert, auch nach Poroschkowo. Dieses Mal sind im Anhänger des Österreichers auf der Reise nach Transkarpatien keine Hosen und Kleider, sondern Mountainbikes, die an zuvor ausgeloste Mitglieder der Gemeinde verteilt werden sollen. Doch nicht alle im Dorf finden diese Aktion gut…Wie werden die Walachen die Fahrräder annehmen? Welche Möglichkeiten wird ihnen die neue Mobilität bieten? Und wie reagieren die Familien, die keine Räder bekommen? Kommt es zu sozialen Verwerfungen im Dorf? „Re:“ über den Wunsch zu helfen und die Folgen. (Text: arte)
Épisode 59 - Giftiges Gold – Umweltproteste in der Türkei
17 décembre 2019
Süheyla Doğan ist Bauingenieurin und stammt aus Istanbul. Wie viele Oppositionelle hatte sie nach den brutal niedergeschlagenen Gezi-Park-Protesten in Istanbul das Leben in der Stadt aufgegeben, um sich in der Provinz ein neues Leben aufzubauen, fernab der Machtzentren des Erdoğan-Regimes. Sie zog in ein Dorf in der Nähe der idyllischen Gänseberge an der Westküste und fing mit ökologischem Anbau an. Oliven, Kräuter, Früchte und Gemüse zieht sie auf ihrer Farm. Auch Cem Birder ist Bauingenieur aus Istanbul, wie Süheyla Doğan bekam auch er die Gezi-Park-Proteste mit und hat sich an den Gänsebergen ein neues Leben aufgebaut. Nun holt der lange Arm der Erdoğan-Regierung die beiden Bauingenieure wieder ein: Denn genau hier soll eine Goldmine entstehen, Betreiber ist ein kanadischer Bergbaukonzern. Entgegen den Versprechen, nur ein paar tausend Bäume zu roden, wurden bereits 195.000 Bäume gefällt. Doch die Bevölkerung rebelliert, genau wie damals bei den Gezi-Protesten. Gerade in Regionen, in denen die Opposition stark ist, würden heute auffallend viele umweltschädliche Projekte genehmigt, kritisieren Süheyla Doğan und Cem Birder. Oberhalb der Mine organisiert Doğan ein Zeltlager, das Mitglieder des „Vereins zum Schutz der Natur und der Kultur in den Gänsebergen“ aufgebaut haben. Immer wieder gesellen sich neue Mitstreiter dazu. Den Umweltschützern gegenüber stehen die Befürworter der Goldmine, zum Beispiel der AKP-Dorfvorsteher von Karaibrahimler, Mehmet Sezgin. Er träumt vom großen Aufschwung durch Industrialisierung, die für die Menschen dort wichtiger wäre als Naturschutz. (Text: arte)
Épisode 60 - Die Toten von Stalingrad – Auf der Suche nach gefallenen Soldaten
18 décembre 2019
Épisode 61 - Zielscheibe des Hasses – Bürgermeister im Visier der Rechten
20 décembre 2019
Wer ein Amt bekleidet und öffentlich für Menschenrechte eintritt, geht ein Risiko ein. Auf anonyme Hetze folgen immer öfter Taten. Einige Lokalpolitiker haben wegen rechter Morddrohungen bereits ihr Amt aufgegeben. Burkhard Jung, der Oberbürgermeister von Leipzig, sieht eine Strategie dahinter und will nicht, dass sie aufgeht, er macht weiter. Pierre Serne, Lokalpolitiker in Paris, geht kaum noch aus, schläft schlecht, hat zehn Kilo abgenommen. Der Aufruf von ultrarechten bewaffneten Neonazis, ihn zu eliminieren, beeinträchtigt ihn. Aber auch er steht zu seinen Überzeugungen und macht weiter. (Text: arte)
Épisode 62 - Zerrissene Familien – Geflüchtete kämpfen um ihre Kinder§
23 décembre 2019
Diesen Moment hat Fteim Almousa herbeigesehnt. Nach vier Jahren Trennung kann sie ihren Mann und drei ihrer Kinder am Flughafen Düsseldorf wieder in die Arme schließen. Gleichzeitig ist es ein bitterer Moment für die syrisch-palästinensische Familie. Denn die älteste Tochter Reham bleibt allein in einem libanesischen Flüchtlingslager zurück. Nur Ehepartner und minderjährige Kinder haben einen Anspruch auf Familienzusammenführung, argumentieren die Behörden. Tatsächlich ist Reham heute 19 Jahre alt. Doch als ihre Mutter nach Deutschland flüchtete und den Asylantrag stellt, war das Mädchen erst 15. Dass Reham die Leidtragende an der langen Bearbeitungszeit ist, hält die Familie für ungerecht. Sie hofft darauf, dass die 19-Jährige mit einem Härtefallantrag doch noch Chancen auf ein Visum hat.Das Einleben in Deutschland ist eine große Herausforderung für die zerrissene Familie. Die Sorge um die Tochter im Krisengebiet, Schuldgefühle und Existenzängste plagen Eltern und Kinder. Für ihre Schwestern ist Reham die engste Vertraute, für ihren kleinen Bruder Ahmad eine zweite Mama. An ihre Mutter Fteim müssen sich die Kinder erst gewöhnen. „Ich bin glücklich, dass meine Kinder bei mir sind. Aber sie sind mir fremd. Ich habe sie nur geboren, nicht großgezogen“, sagt sie. Fteim und ihr Mann hoffen, dass ihre Kinder eines Tages eine deutsche Universität besuchen werden. Doch jetzt müssen sie erst mal den Alltag in einem fremden Land bewältigen. Der Trennungsschmerz macht es ihnen doppelt schwer – doch sie sind fest entschlossen, Deutschland zu ihrer neuen Heimat zu machen. (Text: arte)
Épisode 63 - Ein Kiosk für kleine Dienste – Unterwegs mit Alltagshelfern in Paris
24 décembre 2019
Épisode 64 - Bier statt Messwein – Ein deutscher Pfarrer in Tschechien
25 décembre 2019
Phillip Irmer hat zum Schlachtfest geladen. Ein großes Schwein und zwei Fässer Bier sollen die Dorfgemeinschaft fördern. „Phillip Bier“. Benannt nach ihm, Pfarrer Philipp Irmer. Wenn er zum Gottesdienst einlädt, kommt fast niemand. Denn Philipp Irmer ist Pfarrer in einer der Atheisten-Hochburgen Europas. Nordböhmen in Tschechien, ein Landstrich, der noch immer von den Folgen des Zweiten Weltkriegs gezeichnet ist. Einst Heimat der deutschen Minderheit in der ehemaligen Tschechoslowakei. Heute hat diese Region, die direkt an Deutschland grenzt, viele Probleme: Sie gilt als ein sozialer Brennpunkt, in weiten Teilen verwaist, gekennzeichnet von Armut, Vertreibung und Verfall einerseits und Spannungen mit Minderheiten andererseits. Und Pfarrer Irmer mittendrin. Da die Leute nicht zu den Predigten kommen, muss Irmer neue Wege gehen. Lädt die Menschen eben auf ein Bier ein, in die erneuerte Ossegger Brauerei. Irmer öffnet demonstrativ die Tore – mit einem Schlachtfest statt dem Abendmahlskelch. Er renoviert mehrere Kirchen der Region gleichzeitig, dafür muss dringend Geld her. Wie schon zu alten Zisterzienser-Zeiten soll das Bier es bringen, also investiert er in Brauereien.Viele Menschen hier begegnen ihm mit Skepsis: Manche, weil er Pfarrer ist, andere, weil er Deutscher ist in einer Region, aus der die deutsche Minderheit nach dem Zweiten Weltkrieg vertrieben wurde – ein Kapitel der europäischen Geschichte, das die Tschechen bis heute nicht aufgearbeitet haben. Doch Irmer gibt die Hoffnung nicht auf, die Menschen mit seinem Tatendrang für sich und seine Projekte zu gewinnen. (Text: arte)
Épisode 65 - Syrien ohne Christen – Der Mut der Verzweifelten
26 décembre 2019
Wo einst lebendige christliche Gemeinden in Syrien das Leben prägten, stehen heute Ruinen, verlassene Häuser und dazwischen uralte Kirchen, die bis in die römische Antike zurückreichen. Seit dem Beginn des syrischen Bürgerkrieges 2011 haben hunderttausende Christen ihre Heimat Richtung Europa verlassen oder sind umgekommen. Die wenigsten Flüchtlinge wollen nach dem Ende des Krieges zurückkehren. Und bis heute sitzen noch immer viele Christen in Syrien auf gepackten Koffern. Setzt sich dieser Trend fort, dann droht einer der ältesten christlichen Gemeinschaften der Welt der Untergang.Vor allem orientalische Christen in aller Welt beobachten diese Entwicklung mit größter Sorge. Paulus Kurt stammt aus dem Südosten der Türkei. Ende der 1970er Jahre floh er als Jugendlicher mit seiner Familie nach Deutschland. Seine Eltern waren nahe der Grenze zu Syrien zwischen die Fronten von türkischer Armee und militanten Kurden geraten. Die Bürgerkriegsbilder aus Syrien erschütterten den orientalischen Christen zutiefst. 2017 gründet er mit Mitstreitern in Bayern eine kleine Hilfsorganisation, die sich für notleidende Menschen einsetzt – unabhängig von ihrem Glauben.Zusammen mit seinen Mitstreitern hat er in zweijähriger Arbeit einen alten Krankenwagen in Deutschland repariert und will ihn nun nach Syrien bringen. Paulus Kurt will vor Ort Zeichen der Hoffnung setzen und die letzten verblieben Christen Syriens motivieren, im Land ihrer Ahnen auszuharren. Wird ihm das gelingen? Was erwartet ihn in Syrien? (Text: arte)
Épisode 66 - Die dunkle Seite des Lichts – Wenn die Nacht zum Tag wird
27 décembre 2019
Michael Sessler aus Schweinfurt ist Hobbyastronom. Doch die Sterne über der Stadt kann er von der Sternwarte aus kaum mehr sehen. Grelle Werbetafeln und Gewerbegebiete erhellen den Himmel über seiner Stadt immer stärker. Gegen diesen hellen Wahnsinn will er mit Aufklärungsaktionen und einer Petition kämpfen. Die Biologin Stefanie Suchy aus Österreich dokumentiert schon länger gemeinsam mit einem Astrofotografen die zunehmende Lichtverschmutzung über dem Inntal bei Innsbruck. Skilifte, Sportanlagen und die Straßenbeleuchtung von Gemeinden hat sie im Visier. Als Beauftragte der Tiroler Umweltanwaltschaft wirbt sie für bessere Beleuchtungskonzepte bei Städteplanern und Gewerbetreibenden. Sie weiß: Durch den Siegeszug der LED-Technologie wird Licht zwar oft energiesparender und gezielter eingesetzt, aber eben auch immer häufiger – nicht nur zur Weihnachtszeit. Stefanie Suchy will, dass die negativen Auswirkungen von zu viel Licht auf Menschen und Tiere auch im Bewusstsein der Verantwortlichen ankommt.Und tatsächlich wehren sich immer mehr Bürger gegen grelle, störende Beleuchtung in ihren Straßen. Wie kann man die richtige Balance finden zwischen Sicherheits- und Wohlempfinden einerseits und der immer noch unterschätzten Gefahr für Mensch und Tier andererseits? (Text: arte)
Épisode 67 - Ein Riesling aus Norwegen – Weinbau im Klimawandel
30 décembre 2019
Die Klimazonen für die Rebpflanzen wandern nach Norden, während die Winzer in Südeuropa um ihre Existenz fürchten müssen. So hofft Anne Engrav in Norwegen auf die erste erfolgreiche Lese. Der Klimawandel ist für die meisten Winzer noch ein Vorteil. Die heißen Sommer der letzten Jahre haben große Jahrgänge hervorgebracht. Trotzdem müssen spanische und deutsche Winzer sich auch mit Ideen und Leidenschaft gegen die Herausforderungen der weltweiten Erwärmung stellen. Forscher der Weinbau-Universität Geisenheim warnen längst vor negativen Folgen: Spätfrost im Frühjahr und Starkregen im Sommer. (Text: arte)
Épisode 68 - König der Einsamkeit – Ein Aussteiger ringt um sein Inselleben
1 janvier 2020
Man strandet auf einer einsamen Insel und baut sich dort alleine eine Existenz auf. Für Mauro Morandi ist das weder Wunsch- noch Alptraum, sondern gelebte Realität. Seit sage und schreibe drei Jahrzehnten ist der inzwischen 80 Jahre alte Aussteiger der einzige Bewohner des kleinen Mittelmeer-Eilands Budelli. Ein italienischer Robinson Crusoe? „Nein, das bin ich sicher nicht“, sagt Mauro. „Robinson Crusoe wollte ja wieder weg von seiner Insel. Ich aber will hier sein.“ Ein Film über ein Leben in selbstgewählter Einsamkeit. Wie schnell vergeht die Zeit, wenn man selbst das Tempo vorgibt? Wie viel Natur verträgt der Mensch, wie viel Mensch die Natur? Und was braucht man eigentlich alles zum Glücklichsein? Es sind die großen Fragen, die in der Welt von Mauro eine zentrale Rolle spielen.Doch da ist auch die Sorge, nicht für immer auf der Insel bleiben zu dürfen. Denn, wenn es schlecht für ihn läuft, könnte Mauro Morandi schon bald aus seinem Paradies vertrieben werden. (Text: arte)
Épisode 69 - Machtkampf im Gestüt – Polens berühmte Araberzucht in Gefahr
2 janvier 2020
Kamil Biernat ist aufgeregt. In wenigen Tagen beginnt die „Pride of Poland“ – eine weltbekannte Pferde-Auktion. Seit Monaten bereitet Kamil seine Pferde darauf vor. Er ist Trainer in dem polnischen Nationalgestüt Janów Podlaski, berühmt für die Zucht von Araber-Pferden. Haltung, Bewegung, Eleganz – Biernat will, dass seine Pferde zu den Besten gehören. 1,4 Millionen Euro zahlte ein Züchter hier noch vor wenigen Jahren für eine einzelne Stute – der bisherige Rekord.Doch hinter dem Glanz des Araber-Gestüts bröckelt die Fassade. 2016 entließ der damalige Landwirtschaftsminister der nationalkonservativen Regierungspartei PiS den langjährigen Direktor Marek Trela – trotz internationaler Proteste von Kunden und Auktionären. Später sind zwei teure Stuten gestorben. Das Gestüt bangt seither um seinen guten Ruf und hat finanzielle Sorgen.Trainer Kamil Biernat und Züchterin Anna Stefaniuk haben vor der diesjährigen Auktion alle Hände voll zu tun. Der Druck ist groß:
Épisode 70 - Bosnien im Pyramiden-Fieber – Ein Mythos spült Touristen ins Land
6 janvier 2020
Semir Osmanagic weist einen neuen Reiseleiter ein. Das, was er ihm am Fuße eines Berges im bosnischen Visoko zeigt, sei ein Indiz dafür, dass hier die ältesten Pyramiden der Welt zu finden seien. Sie heißen „Sonnenpyramide“ oder „Pyramide des bosnischen Drachens“ und ihre Erbauer sollen vor 30.000 Jahren gelebt haben.Seit der studierte Politik- und Geschichtswissenschaftler die pyramidenförmigen Formationen nördlich von Sarajevo zum ersten Mal sah, lässt er nichts unversucht, um die Welt von der vermeintlichen Sensation zu überzeugen. Hunderte Freiwillige helfen ihm gerade dabei, dem Geheimnis der Pyramiden auf die Spur zu kommen. Obwohl Wissenschaftler aus aller Welt längst übereingekommen sind, dass die doch eher ein Mythos sind. Ein Mythos, der Leben in die Region bringt. In diesem Jahr sind gut 50.000 Touristen in die Kleinstadt Visoko gereist – mehr als die Stadt Einwohner hat.
Épisode 71 - Eine Stadt speckt ab – Die 100.000-Kilo-Diät von Narón
7 janvier 2020
Schlankheitskur statt Völlerei: Galizien im Nordwesten Spaniens ist bekannt für seine üppige Küche, doch in der Kleinstadt Narón setzen viele Bewohner jetzt auf fettarme Kost. Die Bürger haben sich seit 2018 einer Gemeinschaftsdiät verschrieben: Alle Bewohner sollen möglichst auf eine kalorienbewusstere Ernährung umschwenken und sich wenigstens eine Stunde am Tag bewegen, so die Idee von Hausarzt Carlos Piñeira. Er hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die sich ausbreitende Fettleibigkeit in seiner Stadt zu bekämpfen. Narón soll aus seiner Sicht zum Vorbild für andere Kommunen in Europa werden. Rund 40.000 Menschen leben in dem kleinen Städtchen – und davon specken inzwischen 8.000 ab. Zusammengerechnet haben die Teilnehmer schon mehr als 50.000 Kilo verloren. Für Carlos Piñeira steht fest: Abnehmen bringe den Menschen mehr Lebensqualität. Zudem spare das Gesundheitssystem Kosten für teure Behandlungen.
Épisode 72 - Die letzten Schwammtaucher – Die Insel Kalymnos im Wandel
8 janvier 2020
Im Mittelpunkt der Reportage steht Pantelis Georgantis, einer der letzten Erben der alten Schwammtaucher-Tradition. Der Film dokumentiert seinen täglichen Überlebenskampf, zeigt einen Alltag, der so hart wie gefährlich ist. Seinen Bruder Nikolas hat Pantelis vor Jahren bei einem Tauchgang verloren. Auch er selbst kam bei einem Tauschgang in 60 Meter Tiefe zu schnell nach oben, ohne den Druck auszugleichen: Wegen der Dekompressionskrankheit hat er heute ein gelähmtes Bein. Trotzdem taucht er jeden Tag in die Tiefe. Weil seine Familie von etwas leben muss, aber auch weil er selbst nicht ohne das Tauchen leben kann. „Da unten ist eine andere Welt, ein anderes Leben. Da vergesse ich alle Sorgen. Da bin ich wie ein König“, sagt er. Früher war Pantelis Bankangestellter. Aber in der Bank konnte er nicht „atmen“.
Épisode 73 - Nähen zum Hungerlohn – Billigtextilien vom Balkan
13 janvier 2020
Kristina Ampeva, eine 31-jährige Textil-Aktivistin, kämpft für die Rechte der Näherinnen in Nordmazedonien. Fast im Alleingang, denn es gibt weder Betriebsräte noch funktionierende Gewerkschaften im Land. Die Textilarbeiterinnen werden nicht nur ausgebeutet, sondern arbeiten oft unter unzumutbaren Bedingungen, bei brütender Hitze im Sommer, in fast unbeheizten Räumen im Winter. Viele müssen unbezahlte Überstunden machen und an den Wochenenden arbeiten. Die internationalen Bekleidungskonzerne verlangen zwar immer häufiger die Einhaltung der Sozialstandards für die Arbeiterinnen, aber die Kosten dafür übernehmen sie nicht. Die sollen die Betriebe vor Ort tragen. (Text: arte)
Épisode 74 - Armeniens Waldwächter – Kampf gegen die illegale Abholzung
14 janvier 2020
Gor Hovhannisyan will dem Kahlschlag im Dilijan-Nationalpark nicht länger tatenlos zuschauen. Der 37-Jährige kennt das Naturschutzgebiet seit frühester Kindheit. Bei seinen Wanderungen durch den Park stieß er immer öfter auf gefällte und angesägte Bäume. Die offiziellen Parkbehörden sind von Korruption betroffen und taten in seinen Augen zu wenig, um die illegale Abholzung einzudämmen. Gor Hovhannisysan beschloss zu handeln. Der Politologe schmiss seinen Job an der Universität Jerewan und zog mit seiner Familie in die Gegend des Nationalparks, um etwas gegen das Baumsterben zu unternehmen. Er leitet ein kleines Team von selbsternannten Parkwächtern, das ausgestattet mit Motocross-Maschinen, Flug-drohnen und GPS-Geräten Jagd auf illegale Holzfäller macht. Diese kommen zumeist aus dem Ort Haghartsin in der Umgebung. Gor Hovhannisysan glaubt, dass viele Bewohner das illegal gefällte Holz nicht nur zum Heizen benutzen, sondern damit handeln.
Épisode 75 - Aufforsten für das Klima? – Der Streit um Irlands Baumplantagen
15 janvier 2020
Die Grafschaft Leitrim im Norden Irlands: John O’Reilly arbeitet beim irischen Forstunternehmen Green Belt. In Zeiten des Klimawandels sieht er im Wald ein Business mit Zukunft. Auch weil die Aufforstung neue Jobs in der strukturschwachen Region bringt. So sieht das auch Brendan Lynch. Der 46-Jährige stammt aus einer Bauernfamilie, die ihren Lebensunterhalt lange mit der Viehzucht bestritten hat. Doch weil das Einkommen in den letzten Jahren drastisch gesunken ist, pflanzt er seit ein paar Jahren Fichten auf seinem Grundstück an. Die Gewinne sind steuerfrei und sollen auch seine Kinder absichern. Die Sorgen der Umweltschützer findet er übertrieben. Denn nicht alle Einwohner in Leitrim können sich mit den Fichtenwäldern anfreunden. Die Künstlerin Edwina Guckian hat vor zwei Jahren die Bürgerinitiative „Save Leitrim“ ins Leben gerufen.
Épisode 76 - Bäume im Klima-Stress – Wie sieht der Wald der Zukunft aus?
16 janvier 2020
Johannes Wurm leitet den Forstbetrieb Nürnberg. Das Baumsterben ist auch in seinem Revier sichtbar, vor allem bei Nadelholzbeständen, aber auch bei Buchen, die bisher als robust galten. Jedes Jahr lässt Johannes Wurm rund 200.000 neue Bäume pflanzen. Je nach Standorteignung wird entschieden, welche Baumarten in den Waldboden eingesetzt werden. Ziel ist ein robuster, klimatoleranterer Mischwald.In den mit Fichtenbeständen dominierten Wäldern Tschechiens hat der Vater des Forstwissenschaftlers Pavel Bednar schon vor Jahrzehnten erkannt, dass Monokulturen anfällig für Schäden sind. Als Förster begann er, in seinem Revier den Fichtenwald in einen resilienten Mischwald umzubauen. Mit Erfolg. Pavel Bednar ist überzeugt, dass Wirtschaftswald und ökologische Stabilität kein Widerspruch sein muss. Da ursprüngliche Naturwälder mit einer hohen Artenvielfalt in Europa kaum noch existieren, muss der Mensch die Waldbestände dem Klimawandel anpassen.
Épisode 77 - Jagd auf den Abzockerclan – Auf der Suche nach dem verlorenen Geld
17 janvier 2020
Viele Opfer ärgern sich über sich selbst und ihre eigene Leichtgläubigkeit. Doch die kriminelle Energie hinter der Betrugsmasche des Abzockerclans des Rainer von Holst hat auch Menschen mit Erfahrung in der Finanzbranche überrascht. So sollten mit Hilfe einer sogenannten Halbstromtechnik, die von Holst angeblich in Deutschland und den USA vermarktete, technische Geräte bis zu 58% Strom sparen. Angeblich hätte die Hilton Kette schon tausende dieser Geräte bestellt und verbaut.Darauf fiel nicht nur Rentner Günther J. rein, der 50.000 € seiner Ersparnisse einzahlte und bis heute keinen Cent zurückbekam, sondern auch hunderte andere Kleinanleger. Andere Firmen des windigen Unternehmers operierten ebenfalls mit leeren Versprechungen.Als die Anleger Strafanzeigen erstatteten, setzte sich von Holst in die USA ab. Seine erwachsenen Kinder, die als Geschäftsführer seiner Unternehmen fungierten, wurden 2019 zu teilweise mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.
Épisode 78 - Extinction Rebellion – Notwendiger Klimaprotest oder Ökoterrorismus?
20 janvier 2020
Extinction Rebellion – kurz XR – existiert erst seit einem Jahr und ist überaus erfolgreich. Allein in Deutschland gibt es bereits rund 80 Ortsgruppen mit rund 4.000 aktiven Mitgliedern. Das Städtchen Stroud in Südwest-England gilt als Geburtsort der Bewegung. Der Ort ist seit langem Anziehungspunkt für ökologisch bewusst lebende Menschen. Die gesamte Gründungsriege der XR lebt dort. Eine der Gründerinnen ist Skeena Rathor. Die dreifache Mutter sagt, dass sie für ihre Überzeugungen auch ins Gefängnis gehen würde. Diese Ansicht teilen auch Gail Bradbrook und Simon Bramwell, die ebenfalls Gründungsmitglieder sind. Auch sie haben Kinder und sind über 40 Jahre alt. Die Extinction Rebellion motiviert auch Erwachsene – im Gegensatz zur reinen Schülerbewegung um Greta Thunberg. XR-Gruppen blockieren mit Sit-ins Brücken, Straßen und Plätze und legen den Verkehr lahm. Sie ketten sich an den Eingängen von Firmen und Behörden fest und überschreiten dabei die Grenzen der Legalität.
Épisode 79 - Die Tourismus-Pleite – Was kommt nach Thomas Cook?
21 janvier 2020
Thomas Cook ist pleite. 22.000 Menschen haben für den ältesten Reisekonzern der Welt gearbeitet. Auf Teneriffa geht die alleinerziehende Yolanda noch jeden Tag ins Büro, obwohl es kein Geld mehr gibt. Aber sie hofft noch auf ein Wunder. Kellnerin Vanesa hatte nur einen Zeitvertrag. Sie ist ohne jede finanzielle Unterstützung – wie die meisten Tourismus-Arbeiterinnen auf den Kanaren. Einige Einheimische hoffen, dass die Pleite eine Chance für nachhaltigeren Tourismus ist. Auch die deutsche Thomas Cook meldete Insolvenz an. Auch Reiseverkehrskaufmann Peter Laufer ist mit 53 Jahren plötzlich arbeitslos. (Text: arte)
Épisode 80 - Jungbrunnen Jogurt? – Chinesen pilgern in ein bulgarisches Dorf
22 janvier 2020
Es gilt in Bulgarien als mystisches Elixier für langes Leben: Joghurt aus den Rhodopen. Damit werden nun auch Milchprodukte der chinesischen Staatsmolkerei „Bright Dairy“ in China beworben. Eine Delegation aus China kam vor neun Jahren und hat sich genau angeschaut wie Milch und Joghurt in Bulgarien produziert werden. Die Joghurt-Kultur mit „Lactobacillus bulgaricus“ aus dem kleinen bulgarische Bergdorf Momchilovtsi hat es den Chinesen besonders angetan. Die haben sie dann mitgenommen und in China mit Milch von Chinesischen Kühen das Joghurt einfach kopiert. Seitdem machen sich jedes Jahr mehr Chinesen auf – zum Ort des langen Lebens – in das Dorf Momchilovtsi, das sie aus der TV-Werbung kennen. Die Bewohner von Momchilovtsi lernen inzwischen Mandarin und begrüßen die bis zu 8000 Besucher jährlich aus dem Reich der Mitte mit einem dreitägigen Joghurt-Festival im September.
Épisode 81 - Geschichte einer Versöhnung – Hilfe aus Sachsen für Holocaust-Überlebende
24 janvier 2020
Als die deutschen Handwerker vor seiner Tür stehen, ist Josef Aron erstaunt. Der 85-Jährige ist Holocaust-Überlebender – einer von knapp 200.000, die noch in Israel leben. Über 40.000 leben wie er unterhalb der Armutsgrenze. Große Renovierungsarbeiten kann Josef Aron sich nicht leisten. Doch jetzt sind die Maler, Fliesenleger und Klempner aus Sachsen da, um den Wasserschaden in seiner Wohnung unentgeltlich zu reparieren. Die Handwerker haben zwei Wochen Urlaub genommen, Flug und Unterkunft selbst bezahlt, um jetzt anzupacken. Sie alle eint der Wunsch nach Wiedergutmachung. Die Idee für dieses Projekt hatte Michael Sawitzki, der in Chemnitz eine Firma für Naturstein führt. Als er vor 15 Jahren zum ersten Mal Israel bereist, ist er fasziniert von dem Land. Doch dass viele der Holocaust-Überlebenden in Armut leben, lässt ihn nicht in Ruhe. Er will helfen und zwar mit dem, was er am besten kann: seinem Handwerk.
Épisode 82 - Konservatoren in Auschwitz – Arbeiten gegen das Vergessen
27 janvier 2020
Agnieszka Tanistra-Różanowska und ihr Team arbeiten seit Wochen an Baracke 124. Ihre Aufgabe ist es, die ehemalige KZ-Häftlingsunterkunft auf dem Gelände der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau für die Nachwelt zu erhalten. Die Baracke ist eins von 150 Gebäuden, die zu der Gedenkstätte gehören. Dazu kommen Wege, Straßen, Bahngleise, Stacheldraht – stumme Zeugen der Naziverbrechen an diesem Ort. 75 Jahre nach der Befreiung des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee verfallen die Gebäude und Anlagen auf dem 200 Hektar großen Gelände zunehmend. Ein Team von Spezialisten soll das verhindern. Ihr Ziel ist es, den Ort so authentisch wie möglich zu erhalten. Wie schwierig das ist, zeigt sich, als an Baracke 124 eine neue Dachrinne angebracht werden soll. Gleichzeitig müssen sie die emotionale Belastung aushalten, Tag für Tag an dem Ort zu arbeiten, an dem während des Nazi-Terrors Massenmorde verübt wurden.
Épisode 83 - Burn-out auf dem Bauernhof – Landwirte in Existenznot
28 janvier 2020
Laurent und Pascale Laraud sind seit 35 Jahren leidenschaftliche Rinderzüchter in Fleurat und arbeiten 16 Stunden am Tag. Auszeiten kennen Sie nicht – doch gesundheitliche und finanzielle Probleme machen es immer schwieriger, den täglichen Herausforderungen standzuhalten. Ein Präventionsprogramm der französischen Sozialversicherung für Landwirte, ermöglicht Laurent und Pascale erstmals Urlaub. Mit einem Dutzend Leidensgenossen verbringen sie fünf Tage an der Atlantikküste. Einfach mal durchatmen, sich austauschen und erkennen, dass man mit seinen Problemen nicht allein ist. Begleitet wird die Gruppe von zwei Sozialarbeiterinnen, denn nicht wenige fallen in der ersten Auszeit ihres Lebens erstmal in ein tiefes Loch. Für Landwirt Christoph Rothhaupt aus Bayern wurde die Belastung zu groß. Nach dem Tod seines Vaters musste der Jungbauer den Milchviehbetrieb der Familie weiterführen und hätte sich „fast zu Tode geschafft“.
Épisode 84 - Widerstand in der Taiga – Ein Dorf wehrt sich gegen Moskaus Müll
29 janvier 2020
Für Nikolay Viktorov bedeutet der Wald alles. Er verbreitet den Widerstand der Menschen aus Urdoma im Internet und in den Medien; russlandweit wird inzwischen berichtet. „Die Menschen die hier wohnen, haben den Protest gestartet. Aber jetzt brauchen wir jede Unterstützung. Denn Urdoma schafft das nicht allein,“ sagt der 52-Jährige. Nikolay und seine Mitstreiter befürchten, dass vor ihrer Haustür die größte Mülldeponie Europas entstehen wird – mit gefährlichen Konsequenzen für ihre Umwelt. Das Sumpfgebiet um die blockierte Deponie mündet in Bäche und Flüsse, und die fließen bis ins Weiße Meer. Die Natur ist wild und unberührt, reich an Nahrung für die Region. Tag und Nacht wachen die Aktivisten darüber, dass der Bau nicht fortgeführt wird. Doch immer wieder droht dem Protestcamp die Räumung durch die Polizei. Russland steckt in einer Müllkrise, nur 7 % der Haushaltsabfälle werden recycelt. Im ganzen Land schießen Mülldeponien aus dem Boden, viele davon illegal.
Épisode 85 - Patient vor Profit: Medizin im Sinne des Menschen
31 janvier 2020
In Deutschland gibt es viele Krankenhäuser – insgesamt rund 1.400 oder im Schnitt eines für weniger als 60.000 Einwohner. Ihre schnelle Erreichbarkeit gibt eine gefühlte, jedoch falsche Sicherheit. In nur zwei von fünf Häusern gibt es einen Herzkatheterarbeitsplatz oder eine Schlaganfalleinheit. Wenn der Bürger also das nächsterreichbare Krankenhaus wählt, liegt er in der Regel falsch – er muss entweder weiter verlegt werden oder erhält eine inadäquate Therapie. Deutschland hat gegenüber dem EU-Schnitt 65% mehr Betten pro Kopf (gegenüber Dänemark sogar rund 180%). Häufig werden diese Betten gefüllt, auch wenn keine offensichtliche Indikation vorliegt. Diese Betten stehen in verhältnismäßig vielen Krankenhäusern, wobei diese teils nur über eine mangelhafte Ausstattung für den Ernstfall verfügen. Wie Patienten in diesen Häusern diagnostiziert und therapiert werden, ein Rätsel. Ungewöhnlich ist auch die niedrige Personalausstattung pro Patient.
Épisode 86 - Der Untergang von Venedig – Ist die Lagunenstadt noch zu retten?
3 février 2020
Familie Perkhofer ist es gewohnt, dass in der Stadt im Winter regelmäßig Stege aufgebaut werden, damit Touristen und Einheimische trockenen Fußes durch die überschwemmte Altstadt kommen. Doch die Wucht des Hochwassers im November 2019 hat die Besitzer des Hotels Gabrielli überrascht. Das Erdgeschoss des ehemaligen Palastes aus dem 14. Jahrhundert stand unter Wasser und muss jetzt renoviert werden. Die Schäden in den Hotels, Restaurants oder Geschäften gehen in die Millionen. Noch nicht absehbar sind die Folgen des Hochwassers für die Kirchen und Kunstschätze der Lagunenstadt. Salz- und Schmutzwasser greifen Stein- und Holzböden sowie die kostbaren Mosaiken in den Palazzi und den mehr als 50 gefluteten Kirchen an. Der Ozeanograph Georg Umgiesser erforscht seit mehr als 25 Jahren die Auswirkungen des Klimawandels auf Küstengebiete und hat für die aktuelle Hochwasser-Situation in Venedig mehrere Problemfelder identifiziert.
Épisode 87 - Kinderlos dem Klima zuliebe? – Wenn Frauen in den Gebärstreik treten
4 février 2020
Blythe Pepino (33) ist erfolgreiche Sängerin, gesund und in einer festen Beziehung. Sie hat sich immer Kinder gewünscht. Doch nachdem sie den Bericht des UN-Weltklimarates über die Konsequenzen einer weiteren globalen Erwärmung gelesen hatte, änderte sich ihre Einstellung schlagartig: Ein Kind in die Welt zu setzen, dessen Lebensraum wahrscheinlich eine kaputte Welt sein würde, kann Blythe nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren. So nutzt die Musikerin ihre Bekanntheit und gründete die Protestbewegung BirthStrike. Auch das Ehepaar Hamilton sorgt sich um die Zukunft des Planeten. Sie haben sich deshalb eine strikte „Ein-Kind-Politik“ verordnet. Kate und Gregory Hamilton leben in der Nähe von Bristol. Nach der Geburt ihrer Tochter fällten sie eine schwerwiegende Entscheidung: Breanne soll keine Geschwister bekommen, da die Erde nicht durch weitere Kinder belastet werden soll. (Text: arte)
Épisode 88 - Streit um die Weichsel – Das Ende eines wildes Flusses?
5 février 2020
„Königin der Flüsse“, so nennen die Polen die Weichsel liebevoll. Noch ist sie ein weitgehend naturbelassener Strom. Nun jedoch plant die polnische Regierung die Weichsel zu regulieren, um sie für die Containerschifffahrt befahrbar zu machen. E40 nennt sich das gigantische Wasserstraßenprojekt, das die Ostsee mit dem Schwarzen Meer verbinden soll. Umweltschützer sehen darin eine Gefährdung einer der letzten urwüchsigen Flusslandschaften in Europa. Binnenschiffer hingegen setzen voll auf die E40: Sie hoffen, dass dadurch ihr Beruf endlich wieder eine Perspektive bekommen könnte. Cecylia Malik ist Künstlerin und einer der bekanntesten Umweltaktivisten in Polen. Sie liebt die Weichsel in ihrer wilden Schönheit. Durch die geplante Wasserstraße sieht sie Fische und die Tiere rund um den Fluss, Wasserpflanzen und Auenwälder bedroht.
Épisode 89 - Flower Power ohne Pestizide – Von fairen Ernten und frischen Blüten
7 février 2020
Nicht nur am Valentinstag: Das Geschäft mit Schnittblumen floriert. Doch oft kommen sie aus Afrika oder Lateinamerika. Durch die langen Transportwege und den starken Einsatz von Pestiziden entsteht eine schlechte Ökobilanz. Immer mehr Blumenproduzenten wollen nun daran etwas ändern. Eine von ihnen ist Margrit de Colle, Österreichs erste Bio-Blumen-Bäuerin. Statt einer bewässerten Monokultur, die im Glashaus auf Substrat wächst, setzt sie auf Blumenvielfalt in kompostierter Erde, unter freiem Himmel und garantiert ohne Pestizide. „Wir vergessen, dass wir Teil der Natur sind. Wir vergessen die Jahreszeiten. Alles ist immer verfügbar.“ So empfiehlt sie zum Verschenken im Winter ein Blumenarrangement mit Zweigen, Beeren oder Tannenzapfen – alles, was es in der kalten Jahreszeit in der Natur so gibt. Regional und saisonal Blumen kultivieren und konsumieren:
Épisode 90 - Der Glasflaschenrebell – Ein Getränkehändler kämpft gegen Plastik
10 février 2020
Ein Risiko für sein Geschäft: Immerhin macht er ein Drittel seines Umsatzes mit Mineralwasser in Plastikflaschen. „Wenn der Kunde nicht mitspielt, dann ist das das Ende der Firma“, sagt Peter Kastner. Aber er fügt hinzu: „Man darf kein Preisschild an den Umweltschutz setzen.“ Mit seiner Aktion gegen Einwegflaschen aus Kunststoff und für Mehrweg-Glasflaschen macht er bald bundesweit Schlagzeilen. Peter Kastner wird zum Gesicht im Kampf gegen Plastik. Seinen Kunden erklärt er geduldig, warum er das macht. Und die meisten gehen diesen „Mehrweg“ mit. Dem Glasflaschenrebell ist aber auch klar, dass er sich mit der Getränkeindustrie anlegt. Die setzt auf die bruchsichere PET-Flasche. Je mehr recyceltes Material in so einer neuen Flasche stecke, desto ökologischer sei die. Die Pet-Cycle-Industrie setzt auf einen Kunststoffkreislauf, in dem geschredderte Plastikflaschen Rohstoff für neue werden.
Épisode 91 - Litauens dribbelnde Helden – Wo Basketball zusammenschweißt
11 février 2020
Olegas Kojenets hat nur einen Traum: Basketballprofi werden. Dafür kämpft der junge Litauer – Tag für Tag. Schon vor der Schule trainiert der ehrgeizige 16-Jährige – am Nachmittag geht es weiter. Freizeit, Partys, Mädchen: Fehlanzeige. Für die Litauer ist Basketball viel mehr als ein Sport. Er ist Teil ihrer Identität. Allein 60 Basketballschulen gibt es in dem Land, das seit seiner Unabhängigkeit von der Sowjetunion von 3,7 Millionen Einwohnern auf 2,7 Millionen geschrumpft ist. Jedes Spiel des Erstligisten Zalgiris ist ausverkauft, das ganze Land fiebert mit. Olegas trainiert in Kaunas, der Hauptstadt des Basketballs, an der Nachwuchsschule von Zalgiris. Er ist einer der besten Basketballspieler seines Jahrgangs – spielt sogar schon in der Jugend-Nationalmannschaft. In nächster Zeit wird sich entscheiden, ob sich die harte Arbeit gelohnt hat. Er muss den Sprung von seiner Jugend-Karriere in den Profi-Männer-Sport meistern.Valdemaras Chomicius ist eine Basketballlegende in Litauen.
Épisode 92 - Lithium-Abbau in Portugal – Ein Dorf auf den Barrikaden
12 février 2020
Trás-os-Montes, im äußersten Nordosten Portugals, ist ein Paradies auf Erden: hügeliges Bergland mit einer einzigartigen Natur, Bäche und Flüsse mit kristallklarem Wasser: eine jahrhundertealte, von der UNO anerkannte Kulturlandschaft mit kleinbäuerlicher Bevölkerung. Doch seit einigen Monaten beobachten die insgesamt 150 Bewohner des Dorfs Covas do Barroso mit Schrecken, wie ihr Paradies von einem multinationalen Lithiumabbau-Konsortium namens „Savannah Ressources“, mit Sitz in London, in eine „Hölle auf Erden“ verwandelt wird: Riesige Lkws und Bagger fallen über die Dörfer her und bohren Löcher in die Erde. Ganze Felsen werden mit Dynamit weggesprengt: Prospektionsarbeiten. Die Bewohner fürchten den Verlust ihrer Heimat, die Vergiftung des Wassers, Staubbelastung, das Ende des ParadiesesDie Reportage begleitet den scheinbar aussichtslosen Kampf der Dorfbewohner gegen das Lithium-Konsortium und für den Erhalt ihrer Heimat – ein ungleicher Kampf – David gegen Goliath. (Text: arte)
Épisode 93 - Tanzen, um frei zu sein – Lindy Hop in der Türkei
14 février 2020
Die Istanbulerin Ilgın Nazlı Bartuçu (32) ist eine der bekanntesten Lindy Hop-Tanzlehrerinnen der Türkei. Für den aus den USA stammenden Swing-Tanz gab sie 2017 sogar ihren Job als Ingenieurin auf. Nun will sie ihr Leben erneut auf den Kopf stellen: Sie zieht in die Kurdenhochburg Diyarbakır im Südosten der Türkei, in die Heimat ihres Mannes, um dort eine Lindy Hop-Tanzschule aufzubauen. Ihr zur Seite steht Hakan Durak (41), der 2010 als Erster den Lindy Hop in die Türkei brachte. In Istanbul veranstaltet er große Partys und Tanzfestivals, doch das ist ihm nicht genug. Auch außerhalb der Metropolen sollen Menschen mit dem Tanz neue Perspektiven und mehr Freiheit erleben. Diyarbakir ist seit Jahren geprägt vom Kurdenkonflikt. Terroranschläge, Verhaftungen; der Krieg im Nachbarland Syrien sowie massiver politischer Druck der Erdoğan-Regierung überschatten die Region.
Épisode 94 - Ciao Trostlosigkeit – Hoffnung für Palermos Problemviertel
17 février 2020
Épisode 95 - Designer-Mode aus der Tonne – Altkleider und ihr Weg um die Welt
19 février 2020
Die Kleiderschränke sind voll, doch die Nachfrage reißt nicht ab. Fast Fashion und Überproduktion führen dazu, dass jährlich Millionen Tonnen Altkleider in den Container geworfen werden. „Es gibt sicherlich einen Trend in Richtung Wegwerfmode“, meint auch Roland Lindner. Der Textilverwerter aus Bremerhaven sortiert den Textilmüll und verkauft ihn dann weiter ins Ausland. Ein Drittel der weltweit entsorgten Kleidung landet schließlich in Afrika. An dem Altkleiderhandel verdienen viele mit. Togo importiert jährlich Secondhandkleidung im Wert von rund 50 Millionen Euro. Der Hédzranawoé-Markt in Togos Hauptstadt Lomé ist der wichtigste Handelsplatz für Altkleider. Hier sucht der französische Designer Amah Ayivi aus den ausrangierten Textilien Einzelstücke aus, die er dann wieder zurück nach Europa bringt. In seinem Pariser Designer-Laden werden die einst von Europäern aussortierten Teile wieder angeboten.
Épisode 96 - Die grüne Pest – Algen in der Bretagne
20 février 2020
Die Umweltschützer beschuldigen die Landwirte des Mordes an Mensch und Natur, die Überdüngung durch die Massentierhaltung provoziere das ungehemmte Algenwachstum. Die konventionellen Landwirte verteidigen sich, sie hätten doch schon eine Menge getan in den letzten Jahren, um die Belastung von Grundwasser, Flüssen und Meer durch Nitrate zu vermindern. In der Bretagne leben 300.000 Menschen und 6 Millionen Schweine – 60 Prozent aller französischen Schweine werden hier in Massen gezüchtet, sowie 40 Prozent aller Hühner. Inès Léraud hat sich in den letzten vier Jahren intensiv mit dem Phänomen der Grünalgenpest befasst und ihre Arbeitsergebnisse in einem Comicbuch zusammengefasst: „Die verfluchten Algen sind Symptome einer tief sitzende Krankheit“, list man auf der Rückseite. „Ein Übel, das seinen Ursprung in der Industrialisierung nach dem Zweiten Weltkrieg hatte.
Épisode 97 - Tödliche Keime – Wenn Antibiotika nicht mehr wirken
21 février 2020
Ron Hendrix beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Infektionskrankheiten in Krankenhäusern. Der Niederländer ist Hygienearzt und berät einen deutschen Klinikverband im Münsterland. „Wir haben in den Niederlanden früh erkannt, dass wir die Verbreitung der Keime genauso kompromisslos bekämpfen müssen wie die eigentlichen Infektionen. Dazu müssen wir aber möglichst schnell wissen, mit welchen Keimen wir es zu tun haben.“ Hendrix hat dafür gesorgt, dass auch deutsche Kliniken ihre Labore wieder öffnen. Viele deutsche Krankenhäuser hatten die eigene Labordiagnostik Anfang der 2000er Jahre aus Kostengründen aufgegeben. Ein Irrweg meint Hendrix. In Dänemark sind, nach der nachgewiesenen Vermehrung von antibiotikaresistenten Keimen durch die Massentierhaltung, die Bauern unter Druck geraten. Freiwillig haben sie sich dazu entschlossen, den Einsatz von Antibiotika massiv zu reduzieren.
Épisode 98 - Beruf Minenräumer – Die Ukraine und ihr Kriegserbe
24 février 2020
Im Ukraine-Konflikt sind bisher 13.000 Menschen gestorben. Allein 2000 Menschen wurden im Osten des Landes durch Minen oder nicht explodierte Kampfmittelrückstände getötet oder schwer verletzt. Weltweit ist die Ukraine heute auf dem 5. Platz der Länder, in denen es die meisten Unfälle mit Minen und Blindgängern gibt. Junge Ukrainer versuchen daher in akribischer und gefährlicher Arbeit die Böden in der Ostukraine wieder zu säubern. Jelena Tschisch ist eigentlich studierte Juristin, doch seit zwei Jahren arbeitet sie als Minenräumerin für die Danish Demining Group. Zusammen mit ihren Kollegen säubert sie sechs Tage die Woche händisch die Böden, um den Menschen ihre Bewegungsfreiheit wiederzugeben und ein sicheres Leben zu ermöglichen. Daran arbeitet auch Aleksej Jaresko. Als Kriegsflüchtlinge in seine Stadt kamen, wollte der gelernte Psychologe sich engagieren.
Épisode 99 - Rohstoffe in der Tiefsee – Ausbeutung oder Meeresschutz?
25 février 2020
Die Nachfrage an Rohstoffen wächst. Seltene Metalle sind mehr denn je gefragt, um die steigende Produktion von Elektrofahrzeugen erfüllen zu können. Elektroautos brauchen allein dreimal mehr Kupfer als herkömmliche Fahrzeuge. Verschiedene Industrienationen stehen schon in den Startlöchern, um den Tiefseebergbau zu starten. Die IMB, die Internationale Meeresbodenbehörde, hat bislang 30 Lizenzen zur Exploration von Rohstoffen am Ozeangrund erteilt. In der Schatzkammer Tiefsee lagern wertvolle Rohstoffe, um die längst ein Wettlauf der Hightech-Industrie begonnen hat. Den wollen Umweltschützer verhindern. Und setzen dabei auf das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit und Verhandlungen mit der UN. Auch Deutschland hat zwei Lizenzen bekommen. Der Zugang zu begehrten Rohstoffen lockt, dafür hat sich der Lobbyverbund „Deep Sea Mining Alliance“ gegründet. Der sieht keine großen Risiken für die Natur.
Épisode 100 - Polizeigewalt in Frankreich – Viel zu brutal oder so hart wie nötig?
26 février 2020
Nie zuvor stand die französische Polizei so sehr im Mittelpunkt des Interesses. Es sind Szenen einer städtischen Guerilla-Kriegsführung: die Demolierung des Arc de Triomphe und zerstörte Schaufensterscheiben im ganzen Land, schwer verletzte Demonstranten und Polizisten. Die Krise der Gelb-Westen und die Gewalt zwischen Polizei und Demonstranten zerrütteten die Beziehung zwischen den Franzosen und ihren Ordnungskräften. Hingegen wirkte die deutsche Polizei beim G-20 Gipfel in Hamburg überfordert von den Gewalttätern in der friedlichen Menge. Hat dort die Strategie des Dialogs und der Deeskalation versagt, die nach den harten Einsätzen der deutschen Polizei unter anderem bei den Anti-Atom-Demos in Wackersdorf, Dannenberg oder Brokdorf entwickelt wurde? Frankreich verfügt über 7 unterschiedliche Polizeieinheiten, jeweils unter eigenem Kommando, mit unterschiedlichen Ausbildungen und Zuständigkeiten.
Épisode 101 - Traumjob Butler – Leben, um zu dienen?
27 février 2020
Matthias Schulz ist 50 Jahre alt und gelernter Speditionskaufmann. Jahrelang arbeitete der Hamburger im Frachtgewerbe, dann führte er ein Fitnesscenter. Doch wirklich glücklich war er in seinem Berufsleben nie. Irgendwann erfuhr er von der „International Butler Academy“. Hier kann man sich für 14.500 Euro zum Serviceprofi ausbilden lassen. Der Gedanke, Butler zu werden, elektrisiert Matthias Schulz. Er kündigt seinen Job und beginnt im September 2019 einen achtwöchigen Ausbildungskurs an der niederländischen Diener-Schule. Die Kurse sind meist ausgebucht, die Teilnehmer kommen aus aller Welt. „Re:“ begleitet Matthias Schulz bei seiner Ausbildung, die Ehrgeiz und Ausdauer verlangt. Die Tage sind bis zu 16 Stunden lang, freie Wochenenden gibt es nicht. Auf dem Stundenplan stehen der korrekte Umgang mit Antiquitäten, Schmuck- und Zigarrenkunde und internationale Etikette – natürlich. Doch das Berufsbild hat sich verändert.
Épisode 102 - Welche Rechte haben Tiere? – Tierschutz in den Niederlanden
28 février 2020
Frederieke Schouten ist studierte Tierärztin und kämpft dafür, die Verhältnisse in der Fleischindustrie zu verbessern. Sieben Jahre lang hat sie in der Schweinemast gearbeitet, hat versucht, innerhalb des Systems für mehr Tierwohl zu sorgen – ohne Erfolg. Dann schmiss sie ihren Job hin, wechselte die Seiten und gründete mit anderen Tierärzten die Organisation „Caring Vets“. Der Tierärzte-Verband weist nicht nur auf schlimme Zustände in den Ställen hin – die Mitglieder überprüfen auch jene Betriebe, die als vorbildlich gelten. Dabei werden sie manchmal auch positiv überrascht, wie tierfreundlich Bauern sein können. Während ein Schweinezüchter mit seinen Tieren über ein Feld joggt, spricht sich ein Hühnerbauer für vegane Ernährung aus. Tierärzte und Landwirte in den Niederlanden versuchen, neue Wege zu gehen. Der Polizist Erik Smit ist im Auftrag des niederländischen Staates für das Wohl von Haustieren zuständig. Er gehört zur „Dierenpolitie“, zur Tier-Polizei.
Épisode 103 - Gigantomanie am Gipfel – Skifahren um jeden Preis?
2 mars 2020
Jakob „Jake“ Falker ist österreichischer Bergbahnbetreiber. Er investiert in den 130 Millionen Euro schweren Zusammenschluss der Skigebiete von Pitz- und Ötztal. Falkner glaubt, dass das Projekt notwendig ist, um im hart umkämpften Business des Skitourismus mithalten zu können. Dass dafür rund 120.000 Tonnen Gestein weggesprengt werden müssen, sei eben unvermeidlich in einem Geschäft, das in den Alpen seit Jahrzehnten erfolgreich betrieben wird: neue Skipisten und Lifte, immer höher hinauf. Täler werden per Seilbahn verbunden, Straßen, Hotels und Skihütten gebaut – alles zum Wohl der Bevölkerung vor Ort, denn sie profitiert von Einnahmen und neuen Arbeitsplätzen. So sieht Jakob Falkner das, und nicht nur er. Doch die Fans der „Gletscherehe“ sehen sich einem ungewohnt heftigen Gegenwind ausgesetzt. Eine Allianz aus Bürgern und Umweltaktivisten kämpft erfolgreich gegen das Projekt. Auch die Australierin Jessie Pitt ist dabei.
Épisode 104 - Unsichtbar und tödlich – Deutschland in der Sepsis-Krise
3 mars 2020
Die 24-jährige Lisa Böhle hatte anfangs keine Ahnung, was eigentlich mit ihr los war: „Ich habe gedacht, ich habe eine Grippe“. Doch wenige Stunden später verschlimmerte sich ihr Zustand, sie kam auf die Intensivstation, wurde in ein künstliches Koma verlegt. Erst zwei Tage später stand die Diagnose fest: schwere Sepsis. In Deutschland mit etwa 80.000 Opfern pro Jahr die dritthäufigste Todesursache. Eine Sepsis entsteht, wenn Erreger wie Bakterien durch eine äußere Verletzung ins Blut kommen. Oder durch eine Ansteckung, ähnlich wie bei einer Grippe. Breiten sich die Erreger im Körper weiter aus, gerät die Immunabwehr außer Kontrolle. Sie greift nun nicht nur die Erreger an, sondern auch die gesunden Organe. Diese Überreaktion gegen die eigenen Organe nennt man Sepsis. Die Folge: Die Blutbahnen verstopfen, Organe und sogar Gliedmaßen können absterben. Auch bei Lisa mussten die Milz und beide Unterschenkel entfernt werden.
Épisode 105 - Delikatesse der Nordsee – Die Auster kommt zurück
5 mars 2020
Die heimische, die Europäische Auster, ist schon seit Jahrzehnten in der Nordsee ausgestorben. Eines der letzten natürlichen Vorkommen findet sich an der irischen Atlantikküste. Dort untersuchen Meeresbiologen, unter welchen Bedingungen sich die Austern am besten vermehren oder welche Krankheiten ihnen schaden – wichtige Daten auch für ihre Kollegen am deutschen Alfred-Wegener-Institut. Denn Karen Wiltshire, Wissenschaftlerin auf der Insel Sylt, hat eine Vision: Sie möchte die Europäische Auster in der Deutschen Bucht wieder ansiedeln. Ein Projekt, das sich über viele Jahre hinzieht – aber die ersten Versuche stimmen optimistisch. (Text: arte)
Épisode 106 - Das Leben kehrt zurück – Ein Geisterdorf in den Pyrenäen
6 mars 2020
Verlassene Dörfer gibt es in Spanien viele. Eines der schönsten ist Jánovas in den aragonischen Pyrenäen. Es ist eingebettet in atemberaubende Natur. Doch jetzt regt sich dort neues Leben. „Re:“ begleitet Kinder und Enkel der enteigneten Familien, wie sie ihre Häuser wiederaufbauen. Die Reportage folgt ihrem emotionalen Kampf für ihre Heimat. Die Einwohner von Jánovas wurden ab den 60er Jahren enteignet. Ihr Dorf sollte einem Staudamm weichen. Der Kampf wurde erbittert geführt und einige Familien leisteten lange Jahre Widerstand. Manche Häuser wurden gesprengt oder zerstört. Es war ein generationenübergreifender Kampf gegen den staatlichen Wahnsinn. Ende der 80er Jahre war der Kampf verloren und alle Bewohner waren vertrieben. Der Staudamm aber wurde nie gebaut. Vor zwei Jahren begann die Rückeroberung der Heimat: Die Enteignungen konnten teilweise rückgängig gemacht werden. „Re“ zeigt, wie wichtig Heimat ist und wie groß die Wunden der Entwurzelung sein können.
Épisode 107 - Schweinepest auf dem Vormarsch – Europas unterschätzte Gefahr
7 mars 2020
Bisher wütete die für Schweine tödliche afrikanische Schweinepest, kurz ASP, in Osteuropa vor allem unter Wildschweinen. Doch in Rumänien hat die Seuche eine neue Dimension erreicht und ist auf Hausschwein-Bestände übergesprungen. Landesweit ist die ASP in Bauernhöfen, Mastbetrieben und bei den traditionellen Kleinhaltern mit einem Schwein im Hinterhof ausgebrochen. Rund 800 Sperrzonen mussten bereits errichtet werden. „Re“ besucht den Kirchensänger Ion, er hat seine drei Schweine verloren, seine Existenz ist bedroht. Mit Ion erleben die Zuschauer, wie Unwissenheit, Armut oder Not es den Behörden fast unmöglich machen, die Schweinepest einzudämmen. Daher führt Amtstierarzt Dragos Paun einen fast aussichtslosen Kampf – bei einer Lkw-Kontrolle entdeckt er hunderte Pakete mit Schweinefleisch in Kurier-Fahrzeugen: Das Fleisch kommt aus ASP-Gebieten, obwohl das Versenden von Fleisch strengstens verboten ist.
Épisode 108 - Der Berg als Freizeitpark? Das Allgäu ringt um seine Zukunft
11 mars 2020
Anja Hagenauer und ihr Bruder Michael haben während ihrer ersten Lift-Saison in Rettenberg genug Gründe zu zittern: Wird es dieses Jahr ausreichend Schnee geben – trotz immer wärmerer Winter? Und wird der Lift, den sie aufgekauft und wiedereröffnet haben, auch angenommen – trotz des heftigen Protests einer Bürgerinitiative? Über 20 Millionen Euro möchte die Familie Hagenauer am Grünten investieren. Bis zu 30 Prozent der Kosten könnten sie mit Geldern aus der Seilbahnförderung der bayerischen Staatsregierung abdecken – für sie unverzichtbar! Sie wollen in Rettenberg etwas voranbringen! Ganz anders die Sicht von Norbert Zeberle. Seit 20 Jahren ist er der Wirt am Grünten. Doch dies wird voraussichtlich seine letzte Saison am Gipfel sein. Kommt es, wie es sich die Hagenauers wünschen, wird die traditionsreiche Hütte bald einer moderneren Gastronomie weichen.
Épisode 109 - Volkskrankheit Depression – Wie neue Therapien helfen können
13 mars 2020
Depression ist die zweithäufigste Volkskrankheit der Welt – mehr denn je sind Therapiemöglichkeiten gefragt. Ketamin, Online-Therapie, Urban Gardening: Die Reportage zeigt überraschende Einblicke in neue, zukunftsorientierte Behandlungsmethoden. Die klassische Behandlung bei einer Depression besteht aus Medikamenten und Psychotherapie. Doch bei mindestens einem Drittel der Patienten schlagen Antidepressiva nicht an, bei rund einem Viertel wirken sie gar nicht. Jetzt erobert ausgerechnet eine chemische Droge aus der Partyszene die Medizin: Ketamin. Seit Jahrzehnten als Narkosemittel in der Medizin verwendet, wurde die antidepressive Wirkung von Ketamin erst vor kurzem entdeckt. Ketamin wirkt schneller als alle anderen Anti-Depressiva, dafür aber nur kurzzeitig.
Épisode 110 - Misswahl im Wandel – Vom Ende der Bikinirunde
16 mars 2020
Die Miss-America-Wahl wird gerade umgekrempelt – wohl zum Leidwesen der männlichen Zuschauerschaft: Die Runde, in denen die jungen Frauen mit einem Nichts von Bikini bekleidet sind, wird abgeschafft. Die Kandidatinnen sollen stattdessen anziehen dürfen, „was immer sie wollen“. Das hört sich fortschrittlich an, ist aber ein Ausdruck des Amerika, das die Prüderie nie ganz losgeworden ist. (Text: arte)
Épisode 111 - Ein neues Virus geht um die Welt – Corona und die Folgen
17 mars 2020
Lidia Oostvogels steckt in einem Wettlauf gegen die Zeit. Die Ärztin und ihr Team vom Tübinger Biotech-Startup CureVac zählen zu den wenigen, die an einem Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus arbeiten. Die Forscher verfolgen einen neuen Ansatz, der auf Gentechnik basiert. Das Team hofft auf schnelle Ergebnisse in den nächsten Monaten, für den Sommer planen sie klinische Tests. Sie suchen nach internationaler Unterstützung – bei Infektionsexperten auf einem Kongress in Lyon sowie bei einer speziell eingerichteten Corona-Task-Force im Weißen Haus. Während sich die Lage in Mitteleuropa täglich verschärft, kehrt Peking bereits langsam zur Normalität zurück. Einen Rückgang der Infektionszahlen verbucht die chinesische Regierung bereits als Erfolg. Doch für die Einwohner und Reporter Georg Fahrion bleibt die Situation weiterhin angespannt. Die Einschränkungen des öffentlichen Lebens werden zunehmend zur Belastung.
Épisode 112 - Wunderbiene am Nil – Ein deutscher Imker auf Mission
18 mars 2020
Gerade beginnt man zu erforschen, weshalb die ägyptische „Wunderbiene“ Varroa tolerant ist, und schon droht sie zu verschwinden. Für den deutschen Imker Günter Friedmann geradezu tragisch. Darstellungen aus der Pharaonenzeit zeigen, dass in Ägypten seit mehr als 3.000 Jahren mit der sogenannten Lamarckii geimkert wurde. Das Verschwinden dieser Biene wäre also nicht nur hinsichtlich ihrer Genetik, sondern auch kulturell ein immenser Verlust. Wie auch in Europa sieht Günter Friedmann die ägyptische Imkerei in einer prekären Situation. Da sind zum einen Krankheiten und Parasiten, die den hochgezüchteten europäischen Bienen zusetzen, aber auch die Bedrohungen durch die konventionelle Landwirtschaft, die mit Pestiziden arbeitet. Zusammen mit seinem ägyptischen Partner, dem Imker Islam Siam, begibt sich Friedmann auf eine Reise an den Nil, um nach weiteren Beständen der robusteren Lamarckii-Bienen zu suchen.
Épisode 113 - Obst ohne Gift: Wenn Natur die Chemie ersetzt
20 mars 2020
Pilzbefall und Insekten machen vielen Obstbauern zu schaffen. Konventionelle Landwirte setzen Pestizide ein, die Kollegen aus der Biobranche verwenden Schwefel und Kupfer. Doch es gibt nachhaltigere Methoden. Harald Quint ist Bankkaufmann und Jurist. Vor gut 10 Jahren beschloss er, nachhaltig zu investieren. In Grund und Boden, den er mit Obstanbau natürlich bewirtschaften wollte. Die für die Ernte schädlichen Insekten wie Apfel- oder Pflaumenwickler bekämpft er nicht mit Insektiziden, sondern mit Hühnern. Damit auch bei niedrigen Temperaturen seine Obstblüten befruchtet werden, züchtet er Wildbienen und auch für Früchte, die nicht den optischen Qualitätsansprüchen des Einzelhandels entsprechen, sucht er nach Lösungen. Auf 1,5 Hektar will er in diesem Jahr erstmalig auf alle Mittel verzichten und setzt nur auf die Kraft von 800 Hühnern, die Pflaumen und Birnen frei von Schädlingen halten. Klaus Rummel aus Nußdorf in der Pfalz sieht die Zukunft des Weinanbaus in neuen Sorten.
Épisode 114 - Chasseurs de déchets - Des Suisses retroussent leurs manches
23 mars 2020
La Suisse a la réputation d’être la championne de la propreté. Mais sa richesse lui joue des tours : elle produit énormément de déchets. Et bien souvent, les poubelles sont déversées illégalement dans les lacs, dans les forêts, ou tout simplement sur la route. Des chasseurs de détritus, professionnels ou particuliers, montent au créneau.
Épisode 115 - Eine Kämpferin gegen die russische Justiz – Die Menschenrechtsanwältin Wera Gontscharowa
26 mars 2020
Die Anwältin Wera Gontscharowa verteidigt jene Angeklagten und Verurteilten, die im russischen Staat ansonsten praktisch keine Hilfe erfahren. Ob politische Angeklagte oder misshandelte Häftlinge – Wera steht in ihrem Kampf einem oft politisch motivierten Staat und einem brutalen Gefangenensystem gegenüber. Der Job ist zeit- und kraftraubend, und die furchtlose Anwältin nimmt für ihre Fälle Gefahren, Unsicherheit und zahllose Rückschläge in Kauf. Wera Gontscharowa kümmert sich zum Beispiel um den Fall von Konstantin Kotow. Der Programmierer wurde zu vier Jahren Arbeitslager verurteilt. Sein einziges Vergehen: Er nahm dreimal an nicht genehmigten Demonstrationen teil. Schaffen es Wera Gontscharowa und ihre Kollegen, den jungen Mann doch noch aus dem Gefängnis zu holen? In der sibirischen Millionenstadt Omsk befinden sich einige der härtesten Gefängnisse Russlands.
Épisode 116 - Wir ernten, was wir säen – Saatgutretter im Einsatz
27 mars 2020
Oliver Christ arbeitet seit mehr als 20 Jahren auf dem Demeterhof Piluweri in Müllheim. Seine große Leidenschaft ist das natürliche Vermehren von Pflanzensaatgut. Dafür muss er jedes Jahr die Herausforderungen der Natur meistern: Kälte, Dürre, Mäusefraß. Die Mühe lohnt sich, da ist er sich sicher. Eigenes Biosaatgut zu erzeugen, bedeutet für ihn unabhängig sein von der Chemieindustrie und vor allem, die Nahrungserzeugung in der eigenen Hand zu behalten. Agrarwissenschaftlerin Eva-Maria Schüle pflegt mit Herz und Seele seit zwei Jahrzehnten den Klostergarten der ehemaligen Freiburger Kartause. Als das Gelände 2014 zum Schulgarten des Robert-Bosch-Colleges wird, initiiert sie Workshops für Schüler und Interessierte. So kann sie ihr Wissen über Anbau und Saatgutgewinnung der teils vom Aussterben bedrohten Pflanzen weitergeben. Biolandwirt Giuseppe Li Rosi fühlt sich wie alle sizilianischen Bauern tief mit der Insel und ihren Feldfrüchten verbunden.
Épisode 117 - Sperrzone Norditalien – Im Zentrum der Corona-Krise
30 mars 2020
Eine gespenstische Ruhe liegt über Stadt, das Wasser in den Kanälen ist so klar wie schon lange nicht mehr. Mit einer Sondergenehmigung der Behörden bereisen die beiden TV-Reporter Markus Frings und Marco Polo den vom Virus besonders betroffenen Norden Italiens. Von Venedig aus machen sie sich auf den Weg nach Bergamo, das Zentrum der europäischen Corona-Pandemie. Hier sind leider die meisten Toten in ganz Italien zu verzeichnen. Unterwegs treffen die beiden auf Ärzte, Kioskbesitzer und Gastronomen, die versuchen das Beste aus der schwierigen Situation zu machen. Marco Polo zeigt zudem wie seine Familie mit drei kleinen Kindern mit dem neuen Alltag in Südtirol zurechtkommt. (Text: arte)
Épisode 118 - Allein gegen das Stahlwerk – Die Giftschleuder von Tarent
31 mars 2020
„Atmen ist in Tarent das Gefährlichste, was man tun kann“, sagt die Kinderärztin Grazia Parisi. Ihre Patienten leiden unter chronischem Husten. Viele haben schon seit ihren ersten Lebensjahren Asthma. Die dioxinhaltigen Schadstoffe haben die Einwohner krankgemacht. Die Wahrscheinlichkeit an Krebs zu erkranken, ist in Tarent deutlich höher als in anderen Teilen des Landes. Der Umweltaktivist Luciano Manna filmt jede Woche mit einer Kleinbildkamera die Wolke von Schadstoffen, die von der Industrieanlage ausgestoßen wird. Seine Aufnahmen veröffentlicht er im Internet, um seine Mitbürger mit den Beweisen der Kontamination zu konfrontieren. Immer mehr folgen seinen Enthüllungen. Doch bis hierhin war es ein langer Weg. Früher habe er oft vergeblich versucht, die Einwohner Tarents auf die Luftverschmutzung aufmerksam zu machen. Denn das Stahlwerk ist der größte Arbeitgeber in der Region. Zurzeit arbeiten über 8.000 Menschen direkt für das Stahlwerk.
Épisode 119 - Der Wiederaufbau von Notre-Dame – Frankreichs offenes Herz
2 avril 2020
Philippe Villeneuve ist Chefarchitekt der schwierigsten Baustelle Europas und leitet den Wiederaufbau der bei dem Brand am 15.04.2019 schwerbeschädigten Notre-Dame. Etwa 120 Bauarbeiter arbeiteten zunächst bis zum 25. Juli an der Sicherung der Kathedrale. Dann wurde die Baustelle für einen Monat wegen des Bleistaubs geschlossen, der beim Brand des Dachstuhls freigesetzt worden war. Wegen der komplizierten Auflagen gehen die Arbeiten nur sehr schleppend voran. Für Philippe Villeneuve eine Katastrophe, da „seine“ Kathedrale weiterhin einsturzgefährdet ist. Die Kathedrale vom hochgiftigen Bleistaub zu befreien – das ist Véronique Vergès-Belmins Aufgabe. Jedes neue Reinigungsverfahren muss aufwändig getestet werden, denn die Kunstwerke von Notre-Dame dürfen auf keinen Fall weiter beschädigt werden. Seit 40 Jahren ist Mado, wie sie liebevoll genannt wird, die Seele des Restaurants „A l’Ombre de Notre-Dame“, direkt neben der Kathedrale gelegen.
Épisode 120 - Wirtschaft mit Zukunft: Langsames Wachstum – mehr Zufriedenheit
3 avril 2020
Das baden-württembergische Unternehmen Richard Henkel GmbH stellt Badeliegen aus Stahlrohr her. Vor einigen Jahren hat die Geschäftsführerin Susanne Henkel beschlossen, dass ihr Betrieb nicht mehr wachsen soll. Seither geht es dem Unternehmen besser als vorher. Die Arbeitsplätze der Mitarbeiter sind sicher, die Rendite stimmt und Geschäftsführerin wie Belegschaft fühlen sich gut. Das Unternehmen konzentriert sich auf den Erhalt und Ausbau des Kundenstammes durch einen umfassenden Kundendienst. Das überzeugt nicht nur die Kunden, die Henkel GmbH hat so auch die Kosten für sich und die Umwelt gesenkt: „Wir haben den Energieverbrauch halbiert, Abfallerzeugung sogar um 90 Prozent reduziert. Das Unternehmen produziert nicht mehr auf Kosten des Planeten.“, so Susanne Henkel. In der Tourismusbranche werden alljährlich Wachstumsraten verkündet. Doch immer mehr setzen auf Reduktion – wie das Hotel Post im österreichischen Bezau.
Épisode 121 - Alles retour – Die Kehrseite des Online-Handels
6 avril 2020
Was bei den Kunden beliebt ist und für die Händler lästig, hat Dinko Muhic zum erfolgreichen Geschäftsmann gemacht. Palettenweise kauft und verkauft er das, was Kunden an Amazon, Zalando & Co.zurückgeschickt haben, Retouren. Mittlerweile ersticken die Onlinehändler darin, Kosten und Aufwand wachsen ihnen über den Kopf. Jedes sechste online bestellte Paket geht retour, bei Kleidung sogar jedes zweite. Die Rücksendung kostenpflichtig machen, davor schrecken die Onlinehändler in Deutschland noch zurück. Stattdessen ist, um die Paketflut in den Griff zu bekommen, eine ganz neue Branche entstanden. Auch Andreas Kalina verdankt seinen Job der Retourenflut. Prüfen, aufbügeln, neu verpacken -140.000 Artikel großer Versandhäuser checken er und seine Kollegen täglich in Europas größtem Retourenzentrum. So einen Service kann sich Sabine Grosse nicht leisten.
Épisode 122 - Unter Quarantäne – Wie Corona Existenzen bedroht
8 avril 2020
Die Regierung versucht den Schaden, den der Ausbruch des Corona-Virus verursacht, bestmöglich aufzufangen. Die Schuldenbremse wird ausgesetzt und mit einem Rettungsschirm über 40 Milliarden Euro sollen Klein- und Solo-Selbstständige vor der Privatinsolvenz gerettet werden. Doch viele freiberuflich arbeitende Menschen können nicht warten. Stefan Streck ist einer von ihnen. Er ist Musiker, DJ und Tontechniker. Von einem auf den anderen Tag wurden alle Veranstaltungen und damit Aufträge für ihn abgesagt. Auf seinem Konto hat er noch 700 Euro und keine Ahnung, wie er in den kommenden Monaten seine Miete bezahlen soll. Ähnlich ergeht es dem Berliner Taxifahrer Thomas Dahl, dem die Fahrgäste ausbleiben und somit auch jegliches Einkommen. Auch die Tafeln in Deutschland sind stark betroffen. Durch die Hamsterkäufe der Deutschen erhalten sie im Schnitt 50 Prozent weniger Lebensmittel von den Supermärkten, weil dort vieles leergekauft wird.
Épisode 123 - Wir sind im Krieg – Wie Frankreich gegen das Coronavirus kämpft
9 avril 2020
„Wir sind im Krieg; in einem Gesundheitskrieg. Wir kämpfen weder gegen eine Armee noch gegen eine andere Nation, aber der Feind ist da, unsichtbar, flüchtig und auf dem Vormarsch. Und das erfordert unsere allgemeine Mobilisierung. Wir sind im Krieg.“ Emmanuel Macron am Montag, 16. März 2020. Vom Elsass über Paris bis zur Bretagne: „Re:“ erhielt mehrere Tage lang Einsicht in den Alltag von Franzosen, die gegen das unsichtbare Virus kämpfen. „Re:“ war bei den Ärzten und Pflegefachkräften des Universitätskrankenhauses von Mülhausen im Elsass und filmte den Alltag eines Arztes und Bürgermeisters in der Bretagne. „Re:“ blickt in den Alltag der Franzosen in Paris, die eingesperrt und gezwungen sind, Familienleben und Homeoffice irgendwie unter einen Hut zu bringen. Auf dieser Reise durch ein Land in Quarantäne entdeckt „Re:“ auch ganz neue Formen von Solidarität in den Zeiten der Pandemie, ganz im Sinne von „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“. (Text: arte)
Épisode 124 - Corona in Jerusalem – Ostern im Ausnahmezustand
10 avril 2020
Zu Ostern sind die Hotels in Jerusalem für gewöhnlich ausgebucht. Die ganze Welt will zur Karwoche den Kreuzweg Jesu, die Via Dolorosa, ablaufen. Doch dieses Jahr ist alles anders. Die Reisefreiheit ist stark eingeschränkt, Menschenansammlungen verboten und auch große Gottesdienste müssen abgesagt werden. Die Al-Aqsa-Moschee – nach Mekka und Medina die drittheiligste Stätte im Islam – und die Klagemauer, die heiligste Stätte der Juden, sind praktisch leer. An der Grabeskirche, Ort der Kreuzigung und Auferstehung Jesu, beträgt die übliche Wartezeit um einen Blick auf die Grabplatte zu werfen, ein bis zwei Stunden. Jetzt ist fast niemand mehr da. Die Menschen in der Altstadt von Jerusalem haben schon oft leere Straßen gesehen, aber weder 6-Tage-Krieg noch 9 / 11 sind mit den Auswirkungen des Coronavirus vergleichbar. Pater Mathias J. Karl ist Prior der Dormitio Abtei auf dem Zionsberg.
Épisode 125 - Die spanische Tragödie – Wie Corona ein Land überrollt
14 avril 2020
„Die Krankenwagen kommen nicht mehr. Wenn unsere Bewohner sterben, öffnen wir die Fenster und lassen sie in Ruhe, bis jemand kommt, um sie zu holen.“ Raquel Rubio, Altenpflegerin in der „Residencia La Alameda“ 40 km von Madrid entfernt, ist direkt an der tödlichsten Front. In den vergangenen zwei Wochen sind in ihrem Heim acht Bewohner gestorben. Spezialeinheiten der spanischen Armee durchkämmen Altersheime im ganzen Land. In Raquels Altersheim desinfizieren sie die Zimmer der Verstorbenen.Extrem ist auch die Situation in vielen Krankenhäusern. In der katalanischen Kleinstadt Igualada kämpfen die Intensivschwestern Susanna Ribos und Anjelina Asaldi: „Wenn das alles vorbei ist, werden die Therapeuten viel zu tun haben. Jetzt halten wir noch durch. Wir motivieren uns gegenseitig. Aber es ist sehr, sehr hart.“ Zwei Wochen lang war Igualada hermetisch von der Außenwelt abgeschnitten. Zu viele Menschen waren dort am Virus erkrankt und verstorben.
Épisode 126 - Weitermachen in der Krise – Leben mit geschlossenen Grenzen
16 avril 2020
Pawel Martinek kennt eigentlich keine Grenzen. Seit ein paar Jahren arbeitet der Tscheche im Dreiländereck Polen-Tschechien-Deutschland als Landarzt. Die Menschen hier in der Lausitz mögen ihn und er mag sie. Hier sieht er seine Zukunft und die seiner kleinen Familie. Seine Frau erwartet im Juni ihr erstes Kind. Seine und ihre Eltern wohnen nur wenige Kilometer entfernt in Tschechien. Doch jetzt sind sie unerreichbar. Corona hat die Grenzen für sie geschlossen.Zuzana Cizkova ist Hausärztin in Zittau. Sie pendelt täglich nach Tschechien. Normalerweise ist es nur ein Arbeitsweg von 30 Minuten. Ihre Tochter geht in Deutschland in den Kindergarten. Die Patienten in Zittau brauchen sie. Doch auf einmal heißt es: Die Grenze ist zu.Mike Krause ist ein Bauer wie er im Buche steht mit 60 Kühen und großen landwirtschaftlichen Geräten. Der Stall wird von seiner Schwägerin Lenka gemanagt; Milchkühe mit ihren Kälbern.
Épisode 127 - Vom Balkan nach Bitterfeld – Pflegersuche in Bosnien
17 avril 2020
Für Cornelia und Juliane Heidrich wird es immer schwieriger, die Löcher im Dienstplan zu stopfen. In ihrem Seniorenheim in Bitterfeld herrscht Personalnot. Früher arbeiteten hier 110 Mitarbeiter, inzwischen sind es nur noch 50, die sich um die 200 Patienten im Haus am See kümmern. Die Heidrichs suchen händeringend nach Verstärkung. Denn wenn die offenen Stellen nicht bald besetzt werden können, befürchtet Leiterin Cornelia Heidrich, dass sie bald sogar noch ihre bisherigen Mitarbeiter verlieren könnte. Denn das Personal arbeitet längst an der Belastungsgrenze.Deshalb reisen Cornelia und ihre Tochter Juliane nun zur Pflegersuche nach Sarajevo. In einem Hotel in der Innenstadt haben sie zu Vorstellungsgesprächen geladen. Sechs Bewerber wollen sie nach dem Sichten der Unterlagen nun persönlich kennenlernen. Schnell wird klar: Alle Kandidaten wollen nach Deutschland: Doch kommen sie für den Job in Frage? Eine der Bewerberin ist Alma Vrazalica.
Épisode 128 - Dem IS verfallen – Ein Vater sucht seine Söhne in Syrien
20 avril 2020
In den syrisch-kurdischen Städten Qamishli, Amude und Al-Hasakah will Joachim Gerhard zum ersten Mal Zugang zu Gefängnissen mit IS-Gefangenen erhalten. Er hofft auf diese Weise unter tausenden internationalen IS-Gefangenen seinen Sohn Fabian (27) finden und identifizieren zu können. Auch seinen jüngeren Sohn Manuel (24) vermutet er im kurdisch kontrollierten Nordosten Syriens. Beide hatten sich 2014 nach Syrien abgesetzt und dem IS angeschlossen. Aus mehreren Quellen hatte Joachim Gerhard erfahren, dass sich seine Söhne bei der letzten Schlacht der Kurden gegen den IS im Osten Syriens vor einem Jahr ergeben hätten und jetzt in IS-Gefängnissen der kurdischen Autonomieverwaltung sitzen würden. Falls seine Söhne noch am Leben sind, ist die Zeit sie zu finden, günstiger als jemals zuvor.
Épisode 129 - Festung Europa: Druck auf Griechenlands Grenzen
22 avril 2020
Gut 13.000 Geflüchtete sind seit Anfang März im Grenzgebiet zwischen der Türkei und Griechenland gestrandet, fast die Hälfte davon Familien mit Kindern. Die Menschen sind zur Verhandlungsmasse im Kräftemessen zwischen der türkischen Regierung und der Europäischen Union geworden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan droht der EU, den Flüchtlingspakt nicht mehr einzuhalten. Als Reaktion hat Griechenland seine Grenze zur Türkei abgeriegelt. Nicht nur an den Grenzposten, auch entlang des 200 Kilometer langen Flusses Evros patrouillieren Polizei und Militär, ergänzt durch griechische Anwohner als selbsternannte Grenzschützer.Seit 2015 hat sich die Stimmung in der Region gewandelt. Während die Mehrheit der Griechen damals die flüchtenden Menschen noch willkommen hieß und unterstützte, herrschen heute Angst und Überforderung. Seit Anfang März hat die griechische Regierung das Asylrecht ausgesetzt – ein klarer Bruch des EU-Rechts. Rund 90.000 Asylanträge bleiben liegen.
Épisode 130 - Ade Urlaubsparadies Algarve – Das Virus vertreibt die Touristen aus Portugal
23 avril 2020
Corona stand nicht auf dem Urlaubsplan. Touristen aus allen Ländern Europas sind fassungslos und verunsichert, seitdem die portugiesische Regierung verkündet hat, sie müssten verschwinden. Viele ältere Menschen, also zur Risikogruppe gehörend, wähnten sich in Portugal in Sicherheit, da die Region anfangs nur wenige Infektionsfälle hatte. Andere Camper wiederum sind seit einem Jahr auf Europareise. Sie alle fühlen sich wie aus dem Paradies vertrieben. Aber auch die Portugiesen können die Entscheidung ihrer Regierung nicht begreifen. Der Inhaber eines Öko-Campingplatzes, Joaquim Lourenço sagt, bei ihm seien ältere Menschen am sichersten, in ihren Wohnwägen voneinander getrennt, jeder Wagen auf einer Fläche von mehr als 100 Quadratmetern. Algarve ohne Touristen, wie soll das gehen? Er musste 20 Mitarbeiter nach Hause schicken, will aber teilweise finanziell weiter für sie aufkommen. Das Projekt seines Lebens, das er mit seiner Frau aufgebaut hat, ist in Gefahr.
Épisode 131 - Infizierte Wirtschaft – Deutschlands kreativer Mittelstand
24 avril 2020
Für zahllose kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland ist derzeit ungewiss, wie sie die Corona-Krise überstehen sollen – wenn überhaupt. Mindestens 25 Prozent von ihnen werden ihre Angestellten in den kommenden Wochen in Kurzarbeit schicken. Nun werden viele kreativ – wie Hartmut Funke aus Sachsen. Bis vor wenigen Wochen wurden in seiner Stickerei Tischdecken, Gardinen, Bekleidung und Maßanfertigungen hergestellt. Als die Bundesregierung den Kampf gegen das Virus aufnahm, spürten sie dort die Folgen sofort – das Geschäft brach zusammen. Der Unternehmer beschloss, sein Wissen und seine Maschinen im Kampf gegen Corona einzusetzen. 19 Angestellte produzieren nun jeden Tag 1000 Schutzmasken aus Baumwolle.Da medizinische Atemschutzmasken bisher kostengünstig überwiegend aus China importiert wurden, ist der Bedarf in Deutschland momentan grenzenlos. 20 Millionen Masken hat die Bundesregierung kürzlich an die Länder ausgeliefert.
Épisode 132 - Wir und Selensky – Neuer Präsident – neue Hoffnung?
28 avril 2020
Seit über fünf Jahren leben sie als Flüchtlinge im eigenen Land – Swetlana und Wolodymyr Tarakahlo. Als der Krieg in der Ostukraine begann, flohen sie in den Westen des Landes. Eine neue Umgebung, eine neue Sprache, eine andere Kultur- für die Tarakahlos war die Eingewöhnung nicht leicht. Unter dem neuen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj schöpfen sie wieder Hoffnung. Die Hoffnung auf Frieden- und darauf, vielleicht doch nochmal in die alte Heimat zurückkehren zu können.Wolodymyr Selenskyjist jetzt seit gut einem Jahr Präsident. Der ehemalige TV- Entertainer wollte vor allen Dingen die Korruption in der Ukraine bekämpfen. Wie sehen ihn die Menschen in der Ukraine heute? Hat er ihre Erwartungen erfüllt oder überwiegt die Enttäuschung?Swetlana und Wolodymyr machen sich auf den Weg in die besetzten Gebiete in der Donbass-Region, wo Swetlanas Mutter immer noch lebt.
Épisode 133 - Ernten trotz Corona-Krise – Wie Landwirte dem Virus die Stirn bieten
30 avril 2020
Franziska Gehrer hat sich geschworen, die festen Jobs auf dem Hof zu retten. „Wenn die Ernte in Schwung kommt, helfen alle auf dem Acker“, sagt sie. Die Seniorchefs, ihre Eltern, machen im Hofladen mit. Auch Freiwillige haben sich gemeldet, Studierende und Arbeitsuchende. Gehrer freut sich über die Solidarität, ist aber skeptisch: „Spargelstechen lernt man nicht eben so,“ sagt die 33-Jährige. Der Job ist körperlich zehrend, erfordert Anstrengung und Sensibilität. Und rechnen muss es sich natürlich auch. Erstmal will das kleine Team es so versuchen. Aber wer weiß, sagt Gehrer, vielleicht wird sie doch Hilfe brauchen. Peter Eisold aus der Oberlausitz probiert das bereits aus: In seiner Verzweiflung hat der Hopfenbauer erst bei ebay Kleinanzeigen Leute gesucht. Dann kamen überraschend doch fünf seiner polnischen Mitarbeiter. Sie harren in Deutschland aus und lernen die Neulinge aus der Stadt an. Benjamin und Phillip, die bisher in der Gastronomie arbeiteten.
Épisode 134 - Deutschland im Corona-Notstand – Vorübergehend geschlossen
1 mai 2020
Niendorf an der Ostsee: Im Frühjahr kommen die Besucher normalerweise in Scharen. Jetzt sind die Strände wie leergefegt, die Restaurants geschlossen. Nur Fischer Peter Dietze hat seinen kleinen Verkaufsstand noch geöffnet; auch wenn er mit ein paar Kunden kaum noch Umsatz macht. Es kommen keine Touristen mehr, die Restaurants nehmen den Fisch nicht mehr ab. Peter Dietze steht vor dem Bankrott. Nicht viel besser geht es Sternekoch Max Strohe. Es hat Jahre gedauert, sich mit dem eigenen Restaurant „Tolus Lotrek“ in Berlin ein Stammpublikum aufzubauen. Von einem Tag auf den anderen mussten Max Strohe und seine Partnerin Ilona Scholl schließen. Doch statt Däumchen zu drehen, will Max Strohe sich engagieren: Er hat das Projekt „Kochen für Helden“ ins Leben gerufen. Aus eigenen Lagerbeständen und mit Lebensmittelspenden kocht sein Team für Pflegekräfte und Ärzte. Für all die Leute, die in diesen Tagen Menschenleben retten.
Épisode 135 - Corona in Schweden – Bewährt sich der Sonderweg?
4 mai 2020
Schweden wählt beim Umgang mit der Corona-Pandemie einen Sonderweg: Kitas und Schulen sind geöffnet, Cafés und Restaurants bewirten Gäste, die Einkaufsstraßen sind gut besucht. Nur die alten Menschen werden isoliert und Großveranstaltungen abgesagt. Die meisten Einwohner unterstützen das Konzept, auch die Stockholmer Familie Lindstrand. Die Familie mit drei Kindern achtet auf soziale Distanz. Sie sind aber froh, dass Restaurantbesuch und Einkaufsbummel noch möglich sind. Doch es mehren sich kritische Stimmen, weiß die Journalistin Mia Pettersson. Immer mehr Ärzte kritisieren, dass das Gesundheitssystem des Landes zu schlecht vorbereitet ist. (Text: arte)
Épisode 136 - Auswanderer in Corona-Zeiten – Der geplatzte Traum?
5 mai 2020
Viele Auswanderer ringen nicht nur mit den fast überall angeordneten Geschäftsschließungen oder Mobilitätseinschränkungen, sondern auch mit länderspezifischen Versorgungsengpässen und der örtlichen Bürokratie. Vor allem im Tourismus-Sektor ist jetzt verlorener Umsatz nicht mehr aufzuholen. Wer kein solides finanzielles Fundament hat, steht vor dem finanziellen Ruin.Die Deutsche Annett Schrank führte vor rund 13 Jahren die Liebe nach Rom. Nach anfänglichen Schwierigkeiten baute sie sich eine Existenz als Reiseführerin mit mehreren Angestellten auf. Doch seit Corona ist ihr Geschäft vollständig zum Erliegen gekommen. Die Touristen bleiben weg, die Sehenswürdigkeiten sind gesperrt. Sie sagt: „Es ist eine Katastrophe. Wir stehen nicht nur wirtschaftlich, sondern auch als Familie kurz vor dem Zusammenbruch. Aber hier streitet sich niemand um Klopapier.“Auf der thailändischen Insel Koh Samui führt Sam Gruber eine kleine Ferienanlage.
Épisode 137 - Aufstieg am Mount Everest – Allein zum höchsten Gipfel der Welt
6 mai 2020
Der Plan klingt kühn: Als erster Extrembergsteiger will Jost Kobusch den höchsten Gipfel der Welt allein und im Winter besteigen. Ohne Sauerstoff. Auf einer neuen Route. Er möchte sich der Naturgewalt mit so wenigen Hilfsmitteln wie möglich stellen – ein faires Kräftemessen, der majestätischen Größe des Mount Everest angemessen. Er kritisiert die Kommerzialisierung des Extremsports und jene Menschen, die auf Grund mangelnden Könnens und fehlender Physis nicht auf den Berg gehören. Sein Vorhaben sieht der junge Deutsche daher nicht nur als persönliche Grenzerfahrung, sondern auch als Protest gegen den Massentourismus. Der Solo-Extrembergsteiger will sich nicht einreihen bei jenen Kletterern, die im Frühjahr, wenn die Wetterbedingungen günstig sind, mit Hilfe von Sherpas den Gipfel erklimmen:
Épisode 138 - Anpacken statt verpacken – Wege aus dem Müll-Dilemma
8 mai 2020
Gerade Obst und Gemüse wird aufwendig verpackt, um die Frische bis zum Kunden zu erhalten. 2016 wurden allein dafür mehr als 93.000 Tonnen Kunststoff verbraucht. Für eine Revolution sorgt jetzt James Rogers aus Kalifornien: Er hat ein Spray aus Pflanzenmaterial erfunden, das direkt auf das Obst gesprüht wird und es so haltbar macht.Auf Bali kämpft Kevin Kumala für saubere Strände und ein plastikfreies Meer. Der Surfer wollte sein Brett nicht mehr über vermüllte Strände schieben. Als Biologe experimentiert Kumala lange herum. Er will einen ungiftigen Stoff für Becher und Tüten entwickeln, der sich im Meer auflöst. Und das klappt! Aber wird er es schaffen, die Plastiktüten und Becher mit dieser Entwicklung aus seiner Heimat zu verbannen?Am besten ist es, erst gar keinen Müll entstehen zu lassen. „Wir sind es leid, unseren Erdball vollzusauen“, sagen Anne Shemann und ihre beste Freundin Cristin Prehn.
Épisode 139 - Quarantäne auf Lesbos – Das Virus und die Flüchtlinge
11 mai 2020
Unter den Geflüchteten auf Lesbos macht sich Panik breit. 40.000 Menschen leben auf engstem Raum, es gibt kaum fließendes Wasser: Falls sich das Corona-Virus in dem Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos ausbreitet, droht eine Katastrophe.Das Versprechen einiger europäischer Länder, wenigstens die Kinder und Jugendlichen sofort aus dem Lager zu holen, geht in den nationalen Corona-Notlagen fast unter. Und doch treiben die Zustände in Moria viele Menschen um. Der Däne Salam Aldeen gründete das „Team Humanity“, das als eines der wenigen Hilfsorganisationen noch im Lager arbeiten darf. Salam selbst wurde Anfang 2020 unter fadenscheinigen Gründen aus Griechenland abgeschoben. Er lebt in Berlin und leitet seine Hilfsorganisation per Telefon und Internet. Unter Hochdruck nähen seine Freiwilligen Gesichtsmasken und verteilen diese im Lager. Salams Kontakt in der Hauptstadt ist Andreas Toelke.
Épisode 140 - Ein Virus bedroht Rumänien – Die Angst vor den Rückkehrern
12 mai 2020
Eigentlich ist Vlad Roşca selbständiger Ernährungsberater. Doch die Corona-Epidemie hat auch sein Leben komplett umgekrempelt. Da er nicht tatenlos zusehen wollte, wie das rumänische Gesundheitssystem mehr und mehr kollabiert, hat er sich als Freiwilliger gemeldet und kämpft nun seit zwei Monaten an der ungarisch-rumänischen Grenze gegen die Weiterverbreitung des Virus in Rumänien. Es ist ein riskanter und auch harter Job. Seit Wochen kehren Tausende Auslands-Rumänen, die wegen der Pandemie-Maßnahmen ihre Arbeit verloren haben, in ihre Heimat zurück. Gut vier Millionen Rumänen leben im Ausland, die meisten in den Risikogebieten Italien und Spanien. Doch anstatt nach Hause zu ihren Familien zu dürfen, müssen fast alle zunächst in die staatlich organisierte Quarantäne. Und genau dies muss Vlad Roşca den erschöpften Menschen an der Grenze beibringen. Konflikte sind vorprogrammiert.
Épisode 141 - Die Corona-Geisterstädte – Metropolen im Lockdown
15 mai 2020
Einmal ganz allein mitten auf der Fahrbahn über die Brooklyn Bridge schreiten. Davon haben in New York schon viele geträumt. Was früher unmöglich schien, ist heute real – Corona sei „Dank“. Vor allem in Millionenmetropolen sorgen menschenleere Straßen für ein ungewohntes Bild. Touristische Sehnsuchtsorte haben sich in Geisterstädte verwandelt. Bizarr und bedrückend, aber auch inspirierend und beruhigend.“Ich glaube, dass vielen von uns erst jetzt auffällt, wie viel Ruhe eine Stadt ausstrahlen kann und wie viele Vögel in ihr leben. Wir haben unser bisheriges Leben als selbstverständlich empfunden, aber das ist es nicht. Wir sollten auch in Zukunft daran denken, dass wir mit weniger auskommen können und die Umwelt besser schützen“, sagt Emma Pencheon aus London, die ihre Stadt so noch nicht erlebt hat.Die seltsame Faszination der still gewordenen Großstädte wird in New York, London und Paris nur allzu deutlich.
Épisode 142 - Mit dem Schlittenhund durch Norwegen: Das härteste Rennen Europas
18 mai 2020
Die Teilnehmer trotzen Extremtemperaturen, Stürmen und Schlafmangel. Die „Finnmarkslopet“ ist für die Norweger wie die Tour-de-France für die Franzosen. Der Wettkampf wird live im Fernsehen übertragen. Heftige Stürme, Neuschnee und plötzliche Temperaturstürze sind jederzeit möglich und die Musher, so heißen die Schlittenfahrer, sind auf sich allein gestellt. Sie müssen entscheiden wann und wo Pausen gemacht werden. Vierzehn Hunde im Gespann dürfen starten, und um zu gewinnen müssen mindestens sechs der Alaska-Huskys über die Ziellinie kommen. Harte Bedingungen!Deshalb trainiert Ben Voigt von August bis März jeden Tag mit seinen Hunden. Und das schon seit zehn Jahren, seit er mit seiner Frau nach Norwegen ausgewandert ist. In ihrem heutigen Zuhause, in Longfjordbotn, haben sie selbst 35 Tiere.Hanna Lyrek ist in das Leben als Schlittenführerin quasi hineingeboren. Ihre Mutter ist ebenfalls Musherin, bereits mit vier Jahren bestritt Hanna ihre erste Hundeschlittentour – und zwar alleine.
Épisode 143 - Kreuzfahrt und Corona – Ein Passagierschiff auf Irrwegen
19 mai 2020
Das Kreuzfahrtschiff MS Amera startet am 24. Februar die Reise von Argentinien nach Uruguay und Brasilien. Das Ziel und Ende der Reise: Manaus, mitten im Amazonasgebiet. Covid-19 ist noch kein großes Thema in Deutschland, das Wort Pandemie nimmt noch keiner in den Mund. Nach zweieinhalb Wochen Fahrt liegt das Schiff in Belem im Rio Para an der Pier. Fast stündlich schließen inzwischen Häfen in Europa, im Persischen Golf und in der Karibik. Der Kapitän beschließt: Die Gäste müssen in Manaus raus, das Schiff soll möglichst mit der Crew alleine zurück nach Deutschland. Doch der Gouverneur verbietet die Ausschiffung. Dabei gilt das Kreuzfahrtschiff als Virusfrei. Zweimal überprüft die Brasilianische Gesundheitsbehörde den Gesundheitszustand an Bord und erklärt ihn für unbedenklich. Vergeblich. Ab jetzt sind alle an Bord eingesperrt. Wir begleiten den Kapitän und die Crew bei ihren logistischen Herausforderungen.
Épisode 144 - Italiens fehlende Pfleger – Weggespart und ausgewandert
21 mai 2020
2015 hat die Neapolitanerin Serena Caterino ihr Studium zur qualifizierten Krankenpflegerin abgeschlossen. Zwei Jahre lang versuchte sie vergeblich in Italien eine Anstellung zu finden. Schließlich ergriff sie ihre Chance, als sie eine Stelle in Deutschland angeboten bekam. Damals wäre sie gerne in ihrer Heimat geblieben. Allein in der Region Kampanien sind in den letzten Jahren um die 15.000 Stellen im Gesundheitswesen eingespart worden. Auch eine Folge der Finanzkrise von 2007. „Re:“ hat Serena damals auf ihrer Reise begleitet. Heute arbeitet sie immer noch in einem Krankenhaus in Hamburg. Durch die Corona-Pandemie bekommt sie nun Job-Angebote aus Italien. Plötzlich braucht man dort jene Fachkräfte, die man vor der Krise einfach gehen ließ. Doch eine Festanstellung bietet man ihr noch immer nicht an.Filippo Guarnieri arbeitet als Krankenpfleger in einem Krankenhaus in Benevento, 40 Kilometer von Neapel entfernt.
Épisode 145 - Eingesperrt und ausgeliefert – Über den Anstieg häuslicher Gewalt in Frankreich
22 mai 2020
Seit mehr als einem Monat sind die Franzosen bei sich zuhause eingesperrt. Die Spannungen zwischen den Paaren verschärfen sich. Was Psychologen befürchtet hatten, ist eingetreten: Die häusliche Gewalt nahm dramatisch zu, die Notrufe bei der Polizei stiegen je nach Region um 30, 50, bis hin zu 80 Prozent.Überall in Frankreich vervielfachen Vereine zum Schutz der Frauen in diesen Zeiten der Ausgangssperre wegen des Coronavirus die Zahl der „sicheren Zufluchtsorte“ in Frauenhäusern und Hotels. Aber an vorderster Front steht die Polizei. Frauen in Not können sie nun auch per Chat im Internet alarmieren, Frankreichs Präsident Macron hatte dies vor längerer Zeit schon angeregt. In Guyancourt zeigt „Re“, wie Polizeibeamte mit den Opfern von häuslicher Gewalt Kontakt aufnehmen, um ihnen zu helfen – seit dem Beginn der Quarantäne wurde die Internetpräsenz der Polizei wegen der Verdoppelung der Hilferufe um 10 Beamte aufgestockt.
Épisode 146 - Rätsel um Babys ohne Arme – Die Fälle in Deutschland
25 mai 2020
Lisa Halama aus Neuss erfährt erst nach der Geburt ihrer Tochter Sia, dass ihrem Baby die rechte Hand fehlt. Der Schock ist groß, und Lisa und ihr Mann David müssen lernen, mit der Dysmelie ihrer Tochter umzugehen. Aber Sia ist kein Einzelfall. Im Spätsommer 2019 werden innerhalb weniger Wochen in einem Gelsenkirchener Krankenhaus drei Kinder mit ähnlichen Handfehlbildungen geboren. Die Kölner Hebamme Sonja Liggett-Igelmund glaubt nicht an eine zufällige Häufung: Der kurze Zeitraum, in dem die Fälle auftreten, ist für die erfahrene Hebamme auffällig. Erst im letzten Jahr erregte im Nachbarland Frankreich eine Häufung von Handfehlbildungen in drei Departements großes Aufsehen. Sonja bringt den Fall in Deutschland an die Öffentlichkeit und muss feststellen, dass es wie in Frankreich auch hier keine systematische Erfassung von Fehlbildungen gibt – was die Ursachenforschung sehr schwierig macht.
Épisode 147 - Der Untergang von Hasankeyf – Ein Weltkulturerbe versinkt im Stausee
27 mai 2020
Eyüp Agalday ist das jüngste von acht Kindern und das einzige in seiner Familie, das nicht in einer Höhle in Hasankeyf zur Welt kam. Viele Bewohner der legendären Siedlung waren noch vor einer Generation Halbnomaden. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich in der abgelegenen Region ein bescheidener Wohlstand entwickelt. Eyüp Agalday betrieb ein Café in den Felsen. Doch schon bald wird alles im Wasser des riesigen Stausees versinken. Noch harrt Eyüp Agalday mit einigen Gegnern im alten Hasankeyf aus. Die Familie hat in einer Höhle ihren Stall. Dort leben sie seit Jahrzehnten mit hundert Ziegen, drei Hütehunden und einem Esel. Die Tiere bringt Eyüp Agalday stets auf die Weideflächen oberhalb des alten Hasankeyf, aber wenn das Wasser weiter ansteigt, wird der Weg dorthin nicht mehr passierbar sein. Eyüp wird sich wohl von seiner Herde und seinen Höhlen trennen müssen.
Épisode 148 - Alltag ohne Alkohol – Leben mit null Prozent
29 mai 2020
Nathalie Stüben war jung, erfolgreich – und alkoholabhängig. Heute hat die 34-jährige Journalistin das hinter sich. Ihre Geschichte ist zu ihrer Mission geworden: Der Podcast „Ohne Alkohol mit Nathalie“ soll den Hörern Mut machen, ehrlich in den Spiegel zu schauen. In Fernsehauftritten und Zeitungsinterviews will Nathalie Stüben ihre Erfahrungen mit der Öffentlichkeit teilen – und der Sucht das Stigma nehmen.Alkohol ist eine unterschätze Droge und gesellschaftlich akzeptiert. Renée Stulz aus Wiesbaden wurde in der Weihnachtszeit nachdenklich: „Da geht man auf den Weihnachtsmarkt, es gibt Glühwein, es sind Weihnachtsfeiern, und beim Weihnachtsessen Zuhause gibt es auch was zu trinken. Das war alles ein bisschen ‚too much‘.“ Während der Fastenzeit verzichtet sie jetzt auf Alkohol, zusammen mit ihren Freunden Liane, Wolfgang und Marcel.
Épisode 149 - Raubkatzen im Wohnzimmer – Russen und ihre exotischen Haustiere
1 juin 2020
Porsche, Prada oder Puma? Ausgefallene Statussymbole kommen in Russland gut an. Ganz oben auf der Wunschliste elitärer Leidenschaften rangieren Wildtiere. Statt in freier Natur leben Raubkatzen in Russland oft in privaten Haushalten. Sie werden für Fotoshootings quer durchs Land gefahren. Alex Volkov pflegt eine innige Beziehung mit seinem Leoparden Ceaser: „Ich habe lange in der Armee gedient und brauche seitdem einen Nervenkitzel, sonst wird mir langweilig. Ein Leben ohne Risiko und Adrenalin ist für mich nicht mehr vorstellbar. Dieses Tier gibt mir all das, was ich brauche: starke Gefühle und Provokation.“Ein Bär im Garten, ein Leopard auf dem Beifahrersitz. Motive dieser Art garantieren viele Likes auf Instagram. Anastasija Chernega hält einen Luchs in ihrer Wohnung: „Das günstigste Wildtier im Unterhalt ist ein Löwe. Auch wenn er viel Futter braucht und schwer zu halten ist. Er benötigt vier bis fünf Kilogramm Fleisch am Tag. Versuche mal, so viel Geld für Futter aufzubringen!
Épisode 150 - Bulgariens bedrohtes Biotop – Ist die Kresna-Schlucht noch zu retten?
2 juin 2020
Durch die Schlucht führt eine Landstraße, die schon jetzt vom Fernverkehr massiv frequentiert wird. Nun soll sie zu einer europäischen Hauptverkehrsader werden, die Thessaloniki mit Dresden verbindet. „Schon jetzt haben sich die Populationen gefährdeter Arten aufgrund dieser Straße massiv reduziert“, erklärt Andrey Kovatchev, „mit der geplanten Autobahn wird es nur noch schlimmer, es wird höchste Zeit, dass die Regierung das endlich versteht.“Seit 2011 baut Bulgarien an der 174 Kilometer langen Autobahn, bis 2023 soll sie fertig sein. Die Kosten belaufen sich auf 1,2 Milliarden Euro, 790 Millionen davon sind EU-Gelder. Nur noch ein Bauabschnitt fehlt: jener durch die Kresna-Schlucht. Sie ist Teil der Natura2000-Gebiete der EU, in deren Schutz ebenfalls Millionen aus Brüssel fließen.Umweltschützer schlagen Alarm. Sie sehen in dem geplanten Autobahnabschnitt durch die Kresna-Schlucht eine Verletzung der Habitat- und Vogelschutzrichtlinien der EU.
Épisode 151 - Deutsche Handwerker in Afrika – Unterwegs mit den Grünhelmen
4 juin 2020
Noemi Wenzel stiefelt mit Zylinder und langer schwarzer Cordhose durch den Dschungel von Sierra Leone, Westafrika. Die 22-Jährige ist Tischlerin und seit zwei Jahren auf Wanderschaft. Auch bei 40 Grad im Schatten trägt sie die vorgeschriebene Kluft. Zusammen mit einem sierra-leonischen Kollegen bringt sie eine Deckenverkleidung in einem Raum eines Rohbaus an, der zu einem kleinen Schulcampus mitten im Urwald gehört. Simon Bethlehem (35) ist hier der Bauleiter. Er arbeitet seit 2011 für die Hilfsorganisation „Grünhelme“. Sie bauen Krankenstationen und Schulen, sorgen für Berufsausbildungen vor Ort und kümmern sich um Geflüchtete in Krisengebieten. Sierra Leone ist eines der ärmsten Länder der Welt. Doch nach elf Jahren Bürgerkrieg, Ebola- und Hungerkatastrophe gibt es einen Lichtblick. Der neue Präsident geht gegen Korruption vor und Schulbildung wird für alle Kinder kostenlos. Nur: Der Staat hat kein Geld für Schulneubauten. Deshalb sind die Grünhelme hier.
Épisode 152 - Wem gehört das Heilige Land? Deutsche Siedler im Westjordanland
8 juin 2020
Was treibt Menschen aus Europa an, ihr vergleichsweise komfortables Leben gegen ein deutlich komplizierteres und gefährlicheres in den von Israel besetzten palästinensischen Gebieten einzutauschen? Die Kölnerin Chaya Tal und der Bonner Nethanel von Boxberg haben genau das getan: Sie sind in den Siedlungsblock Gush Etzion in der Nähe von Bethlehem im Westjordanland gezogen. Beide sind überzeugt, dass Judäa und Samaria, wie sie dieses Gebiet nennen, dem Volk Israel, also den Juden gehört. Nach internationalem Recht gilt das Gebiet allerdings als illegal von Israel besetzt, auch wenn Israels Regierung das nicht akzeptiert. Chaya und Nethanel sind nicht die einzigen Europäer unter den etwa 450.000 Siedlern im Westjordanland – gerade in Gush Etzion haben Belgier, Franzosen, Schweizer oder Niederländer ein neues Zuhause gefunden.
Épisode 153 - Der letzte Fang? Ostseefischer vor dem Aus
11 juin 2020
Die letzten Fischer an der Ostsee kämpfen ums Überleben. Sie dürfen nur noch einen Bruchteil früherer Mengen an Hering fangen. Ihr „Brotfisch“ gilt inzwischen als so stark gefährdet, dass viele Betriebe ohne Perspektive sind. Doch viele Fischer bezweifeln die Statistiken der Biologen, sie sehen die Ostsee noch immer voller Fisch. Ganz anders die Forschungsergebnisse des Rostocker Thünen-Instituts: der Klimawandel bedrohe den Nachwuchs des Herings, nur mit drastischen Maßnahmen könne man gegensteuern. „Re:“ begleitet Fischer zwischen Rügen und Usedom durch ihre Schicksalssaison. (Text: arte)
Épisode 154 - Schneller als das Virus – Der digitale Wettlauf gegen Corona
12 juin 2020
In der litauischen Hauptstadt Vilnius ist Viktoras Daukšas mit seinem Projekt Debunk.eu ganz plötzlich ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Zusammen mit freiwilligen Helfern und Algorithmen der Künstlichen Intelligenz sucht er nach Fake-News. Die Corona Pandemie bringt Falschmeldungen in nicht gekanntem Ausmaß hervor und manche verbreiten sich schneller als das Virus. Viktoras Daukšas Team ist spezialisiert darauf, die Falschinformationen bis zur Quelle zurück zu verfolgen und öffentlich bloß zu stellen. Fast wöchentlich ist er nun im Fernsehen zu sehen und gefragter Gesprächspartner, wenn es darum geht, was stimmt und was nicht.Daten und Hightech nutzt auch Dirk Brockmann in Berlin. Er ist Professor am Robert-Koch-Institut und entwickelt zusammen mit anderen europäischen Wissenschaftlern und IT-Spezialisten eine der zurzeit größten, freiwilligen Corona-Datensammel-Apps. Gefüttert wird sie mit Daten von Smartwatches und anderen sogenannten Wearables.
Épisode 1 - Unser Sommer auf Mallorca – Neustart auf der Urlaubs-Insel
10 août 2020
Épisode 2 - Unser Sommer in Portugal – Mit Surfbrett und Fado durch die Krise
11 août 2020
Fadosängerin Henriqueta Baptista trat vor dem Lockdown jeden Abend im Altstadtviertel auf. Seit Mitte Juni haben die Fado-Restaurants wieder geöffnet, bleiben aber meistens leer. Henriqueta geht trotzdem hin, denn Fado ist ihr Leben. Auch Surflehrer Pedro Carvalho hofft nach dem Lockdown auf den Sommer. Touristen lassen auf sich warten. Immerhin kann er Kinder aus der Umgebung unterrichten. Er hat Geldsorgen, aber auch mehr Zeit für seinen Sport. Tuktuk-Fahrer Hugo Samora hat die Krise besonders hart getroffen. Auf Kundschaft wartet er vergeblich. Er weiß nicht, wie es weitergehen soll. (Text: arte)
Épisode 3 - Unser Sommer in Bulgarien – Wolken überm Sonnenstrand
13 août 2020
Der Urlaub sieht für viele in diesem Sommer anders aus als erwartet. Trotz Reiseerleichterungen in den EU-Ländern befürchtet die bulgarische Tourismusbranche, die jedes Jahr Milliarden Euro erwirtschaftet, massive Verluste. Wie viele Touristen werden in diesem Sommer an den Sonnenstrand kommen? Wie kann die bulgarische Schwarzmeer-Region, die sich in den letzten Jahren vom Geheimtipp zum Urlaubs-Hotspot gerade auch für westeuropäische Touristen gemausert hat, die Corona-Krise überleben? Vladislav (30) ist Manager in einem Hotel direkt am Sonnenstrand und lebt gemeinsam mit seiner Frau, die hier als Köchin arbeitet, im Hotel. Der Vier-Sterne-Komplex ist erst seit wenigen Jahren in Betrieb und muss in diesem Jahr aufgrund der globalen Corona-Krise mit einem heftigen Einbruch rechnen. Vladislav hofft, dass zumindest Inlandstouristen und Urlauber aus den Nachbarländern in dieser Saison seine Gäste sind und das Hotel überleben kann.
Épisode 4 - Unser Sommer in Griechenland – Kos und die Rückkehr der Touristen
12 août 2020
Griechenland hat die Corona-Krise im europäischen Vergleich bis jetzt gut gemeistert. Von entscheidender Bedeutung ist nun die touristische Sommersaison. Die Branche trägt gut 30 Prozent zur jährlichen Wirtschaftsleistung bei. Seit dem 15. Juni dürfen Saisonhotels wieder öffnen. Die Ferieninsel Kos lebt vom Pauschaltourismus. Doch noch immer gehen wegen Corona Stornierungen ein und werden Flüge abgesagt. Matina Christodoulidou, Eigentümerin mehrerer Hotels, hat sich entschieden, wenigstens zwei ihrer fünf Häuser zu öffnen. Noch wenige Stunden vor dem Start paukt sie mit den Mitarbeitern Verhaltensregeln: „Abstand, Abstand, Abstand!“ Die Gäste sollen sich sicher fühlen. Nicht zuletzt aus Solidarität mit den Gastgebern haben viele Stammgäste auch in diesem Jahr wieder gebucht. In ihrer Lieblingsstrandbar ist das Bestellen und Bezahlen jetzt berührungslos mit einer App organisiert. „Wir lassen uns den Urlaub vom Virus nicht vermiesen.
Épisode 5 - Die Vögel verschwinden – Hilfe für bedrohte Arten
14 août 2020
Die Biologen Heinrich Belting und Johannes Melter wollen genau wissen, warum es immer weniger Wiesenvögel in Deutschland gibt. Dazu rüsten sie Uferschnepfen mit Funksendern aus und folgen ihnen in die Überwinterungsgebiete nach Afrika. Dabei wird klar: Trotz einiger Probleme in den Winterquartieren sterben hierzulande deutlich mehr Vögel als auf den Zügen. Im Vogelschutzgebiet Dümmer in Niedersachsen haben die Forscher deshalb optimale Bedingungen für die Vögel geschaffen. Mit Bewässerungsschleusen und Landankauf. Ihr Projekt soll jetzt auf 13 andere Gebiete in Deutschland übertragen werden. Im Berliner Regierungsviertel untersucht Vogelschutzexpertin Claudia Wegworth, wie dramatisch sich die Zunahme von Glasfronten an Gebäudekomplexen auf die Vogelwelt auswirkt. Eine Arbeitsgemeinschaft der deutschen Vogelwarten schätzt, dass allein in Deutschland jedes Jahr mehr als 100 Millionen Vögel durch den Flug gegen Glasscheiben sterben.
Épisode 6 - Unser Sommer auf Rügen: Happy End am Ostseestrand?
17 août 2020
Auf Rügen und Usedom leben mehr als 80 Prozent der Bewohner vom Tourismus. Die Einnahmen vom vergangenen Sommer reichten gerade so, um über den Winter zu kommen. Im Frühjahr wusste noch niemand, wie lange die Ausnahmeregelungen gelten würden. Gastronomen, Hoteliers und andere Dienstleister bangten um ihre Existenz. Sven hat sein Eiscafé auf Usedom gerade erst übernommen und all seine Ersparnisse in die Renovierung gesteckt. Er ist auf seine polnischen Mitarbeiter angewiesen, die im fünf Kilometer entfernten Swinemünde leben. Karolina aus Polen betreibt auf Rügen eine Reinigungsfirma. Seit Januar hatte sie keine Aufträge und keine Mitarbeiter mehr. Erst der Saisonstart bringt wieder Arbeit, viele neue Vorschriften und Hoffnung für das kleine Unternehmen. Ihre eigene Familie hat Karolina seit Monaten nicht mehr gesehen.Astrid führt mit ihrer Tochter zusammen ein Hotel in Binz auf Rügen.
Épisode 7 - Unser Sommer in Frankreich: Retten Sie unsere Ferien!
18 août 2020
Épisode 8 - Magersucht als Wettbewerb: Essstörungen bei Instagram
19 août 2020
„Du bist so schön! Wie machst du das?“ In den Kommentarspalten unter den Videos und Fotos von Influencerinnen werden sie sichtbar – die vielen jungen Frauen, die ihren weiblichen Idolen in den sozialen Medien nacheifern. Die Internetstars teilen mit ihren Followern Tipps zu Ernährung oder Work-out, zum besten Styling. Im schlimmsten Fall wird dieser Drang nach Selbstoptimierung zur Sucht, nicht selten zur Magersucht. „Re:“ begleitet Betroffene, die mit der Krankheit kämpfen oder auf dem mühevollen Weg der Genesung sind: darunter eine 14-Jährige, die nach zehn Monaten Klinikaufenthalt nach Hause zurückkommt. Schlank ist sie immer noch, aber sie hat große Fortschritte gemacht. Als sie eingeliefert wurde, war sie zum Gehen zu schwach und musste per Magensonde ernährt werden. Jetzt gilt es, das in der Klinik Erlernte auch im Alltag umzusetzen. Die Influencerinnen, denen sie früher folgte, hat die junge Frau mittlerweile auf ihrem Handy gelöscht.
Épisode 9 - Anders ackern: Landwirtschaft der Zukunft
21 août 2020
Ökolandwirtin Stephanie Strotdrees aus Harsewinkel im Münsterland hat ein Ziel: Alles, was wir in Zukunft essen, soll irgendwann ökologisch angebaut sein. „100 Prozent Bio in der Landwirtschaft hinzubekommen, ist für mich keine Vision, sondern es ist zwingend notwendig. Wir können nicht so weitermachen wie bisher.“ Als Vizepräsidentin des Anbauverbands Bioland ist sie als eine der Ersten ein Vertragsverhältnis mit großen Discountern und Supermarktketten eingegangen. Nicht nur auf dem Acker, auch an den Hochschulen feilen Visionäre an nachhaltigen Ideen für die Zukunft. Wissenschaftler der Universität Tübingen sind einem Zuckermolekül auf der Spur, das die Landwirtschaft revolutionieren könnte. Sie forschen an einer Glyphosat-Alternative, die auf natürlichen Stoffen basiert und biologisch abbaubar ist – ein möglicher Ersatz für das umstrittene Pflanzenschutzmittel. Riesige Landmaschinen fahren über die Äcker von Bernhard von Weichs aus Borlinghausen im Kreis Höxter.
Épisode 10 - Lampedusa und die Flüchtlinge – Die überforderte Ferieninsel
24 août 2020
Für die einen ist sie das Einfallstor nach Europa, für die anderen Erholungsort: die Mittelmeerinsel Lampedusa. Durch ihre exponierte Lage ist sie zum Dreh- und Angelpunkt für Flüchtlinge aus Afrika und dem Nahen Osten auf ihrer Reise in eine bessere Welt avanciert. Fast täglich landen im Sommer Boote mit Migranten an. Doch die kleine Insel ist dem Ansturm nicht gewachsen, und die Stimmung in der Bevölkerung angespannt. Viele Insulaner wollen den Flüchtlingen keinen Aufenthalt mehr gewähren, auch wenn dieser nur vorübergehend ist. Corona hat die Situation noch verschärft. Auf Lampedusa gibt es kein Krankenhaus. Sollte das Virus auf die Insel eingeschleppt werden, droht eine Gesundheitskatastrophe. Angela Maraventano betreibt seit Jahrzehnten ein Restaurant am Hafen. Sie lebt vom Tourismus. Die Insel gilt vor allem bei Italienern als Geheimtipp. In ihrer Freizeit macht die ehemalige Lega-Abgeordnete mobil gegen die Flüchtlinge.
Épisode 11 - Jeder Tropfen zählt – Dürre auf dem Acker
26 août 2020
Unterfranken leidet unter zunehmender Trockenheit und das sorgt für Konflikte – vor allem nördlich von Würzburg, wo intensiver Gemüsebau betrieben wird. Winzer und Gemüsebauern stehen vor großen Herausforderungen, denn der Klimawandel vor ihrer Haustür entwickelt sich viel schneller als von den Behörden prognostiziert. Gemüsebauer Thomas Schwab aus Remlingen im Westen von Würzburg sitzt weitgehend auf dem Trockenen, seit ein Brunnen versiegt ist, der seinen Bewässerungsteich speist. Für ihn hat ein zähes Ringen um einen Ersatzbrunnen begonnen. Um zukunftsfähig zu werden, arbeitet der Landwirt aber auch an Lösungen, die es ihm ermöglichen, künftig mit deutlich weniger Wasser auszukommen. Die Inspiration dazu hat er sich aus Israel und Kalifornien geholt. Andere Konzepte setzen auf die Nutzung von Mainwasser, um lange Trockenperioden zu überstehen. Doch viele Bürger fürchten die Konsequenzen: noch mehr intensiver Gemüsebau und Folientunnel?
Épisode 12 - Wissen, was man kauft – Mehr Transparenz für Kunden
27 août 2020
Die Textilbranche ist einer der größten Umweltverschmutzer weltweit. Was zählt, sind Masse und Preis. Ralf Hellmann will das ändern. Seine Firma stellt Bett- und Tischwäsche für Hotels, Krankenhäuser und Restaurants her. Wie fast alle Textilhersteller hat er die Produktion längst in Länder außerhalb Europas verlagert, unter anderem nach Indien. Trotz der Entfernung schaut er genau hin: Jeder Produktionsschritt soll umwelt- und sozialverträglich sein – und ganz transparent. „Von den meisten Produkten, die wir nutzen“, sagt er, „wissen wir gar nicht, wo sie herkommen“. Um das zu ändern, organisiert der Unternehmer für seine Kunden Reisen nach Indien; dorthin, wo alles beginnt: bei den Baumwollfarmern. Er hofft, wenn seine Abnehmer einmal in ihrem Leben sehen, wer ihre Laken und Tischdecken herstellt, werden sie bereit sein, mehr Verantwortung zu übernehmen – und höhere Preise akzeptieren. Rolf Slickers, ein Großkunde, reist mit.
Épisode 13 - Die Lebensmittel-Retter: Ins Regal statt in die Tonne
31 août 2020
Jeden Monat verteilt die Berliner Tafel rund 660 Tonnen übrig gebliebene Lebensmittel an rund 125.000 Bedürftige. Allein 50.000 Menschen kommen zu den Ausgabestellen des Kooperationspartners „Laib und Seele“. Das oberste Prinzip: Lebensmittel gehören nicht in die Tonne, sondern auf den Tisch. Das findet auch der Berliner Start-up-Gründer Raphael Fellmer. Sein Unternehmen Sirplus betreibt seit 2017 sogenannte Rettermärkte in Berlin und bald auch bundesweit zusätzlich zum Onlineshop. Dort werden Lebensmittel günstig verkauft, die ansonsten weggeworfen worden wären. Der Umsatz von Sirplus lag 2018 nach eigenen Angaben bei 1,2 Millionen Euro. Nun tritt auch ein Riese auf den deutschen Markt: Das bereits in Schweden fest etablierte Unternehmen Matsmart eröffnet seinen Onlineshop in Deutschland. Der Gründer Karl Andersson ist überzeugt davon, dass man den Kampf gegen die Verschwendung nur mit den Mitteln des Marktes führen kann.
Épisode 14 - Schlachten auf dem Hof: Der erfolgreiche Kampf Schweizer Landwirte
2 septembre 2020
„Wenn der Moment nicht passt dann muss ich denn Finger lang lassen. Wenn der Moment gekommen ist, der richtige schaut, den Kopf im richtigen Winkel dreht – wie soll ich es sagen – dann ist es meine Verantwortung, abzudrücken.“ Zusammen mit Tierschützern, Wissenschaftlern, Politikern und anderen Landwirten erwirkten sie in der Schweiz eine Gesetzesänderung. Am 1. Juli 2020 ist ein neues Gesetz in Kraft getreten. Danach ist die Weide- und die Hoftötung im Stall entweder mit Kugel- oder mit Bolzenschuss bei Nutztieren generell erlaubt. Ein Meilenstein sagt Nils Müller. Damit sei die Schweiz in Sachen Tierschutz der EU weit voraus. Viele Landwirte in Europa sehen es genauso. Zum Beispiel Mechthild Knösel aus Überlingen am Bodensee. Doch die Veterinärbehörden legen ihr viele Steine in den Weg und argumentieren mit EU-Recht. Ihre Forderung lautet daher: die EU solle sich an der Schweiz ein Beispiel nehmen und die Schlachtung auf dem Hof vereinfachen. (Text: arte)
Épisode 15 - Bauen, mieten, leben – Ideen für bezahlbares Wohnen
3 septembre 2020
Bezahlbarer Wohnraum und Bauland sind knapp. Die Spekulation floriert. Viele Kommunen haben die Kontrolle über die eigene Stadt verloren. Deshalb werden immer mehr Menschen selbst aktiv. Nirgendwo in Deutschland ist Wohnen so teuer wie in München. Das spürt auch Unternehmer Tobias Schmid: „In meinem Betrieb fehlen die Fachkräfte. Hier bewirbt sich niemand, weil niemand die horrenden Mieten hier zahlen kann!“ Statt den Betrieb auszubauen, wird er selbst zum Bauherrn und Vermieter. Werkswohnungen erleben überall in Deutschland derzeit ein Revival. Darunter Unternehmen, die bereits eine lange Tradition pflegen. So auch die ÜSTRA – die Nahverkehrsbetriebe in Hannover. Zu den 500 Immobilien im Bestand, wird ein neues ökologischen Bauprojekt umgesetzt: eine nachhaltige Investition in die Mitarbeiter und den Standort. Was wäre, wenn jeder bauen kann, wie er will? In Almere südlich von Amsterdam ist das möglich.
Épisode 16 - Pommes-Berge durch Corona: Kartoffelbauern in der Klemme
4 septembre 2020
Bei Florian Oymans aus Geldern am Niederrhein lagern noch immer 1,5 Millionen Kilogramm Kartoffeln, die Hälfte seiner Ernte aus dem letzten Jahr. Was mit den Kartoffeln im Wert von 225.000 Euro passiert, weiß er noch nicht. Die Kartoffelsorte eignet sich ausschließlich für die Pommes Frites-Produktion. Dazu stehen schon wieder neue Kartoffeln auf dem Feld und müssen bald geerntet werden. Auch sie haben bislang keinen Käufer. Außerdem setzen dem Landwirt die Folgen des Klimawandels zu. Florian Oymans steckt deshalb mit seinem Betrieb in der Klemme. Ernst-Rainer Schnetkamp ist Geschäftsführer eines der größten deutschen Pommes-Frites-Produzenten. Normalerweise laufen in seiner Fabrik in Niedersachen pro Jahr 50 Millionen Kilogramm Tiefkühl-Pommes-Frites vom Band. Doch seit der Pandemie ist der Verkauf um bis zu 90 Prozent eingebrochen. Seine Kühllager sind bis obenhin voll. Abnehmer gibt es nicht.
Épisode 17 - Schausteller in Not – Eine Saison ohne Volksfeste
7 septembre 2020
Eigentlich würde Johannes Braun nach der Winterpause mit seiner Familie von Volksfest zu Volksfest ziehen. Aber in seinem Hof bei Nürnberg steht alles still: Autoscooter, traditionelles Kinderkarussell, Süßwarengeschäft. Johannes Braun wird aktiv, um wenigstens einen kleinen Teil seines finanziellen Ausfalls zu kompensieren: Auf dem Grafenauer Stadtplatz verkauft er an drei Tagen pro Woche gebrannte Mandeln und Zuckerwatte. Und nach langen Verhandlungen mit der Stadt darf er Ende Juni mitten in Nürnberg endlich auch sein Kinderkarussell aufbauen – ein kleiner Trost für eine verlorene Saison. Auch die junge Augsburger Schaustellerin Stefanie Schmidt begleitet die Reportage durch die Krisenzeit. Wird es 2020 überhaupt noch ein Volksfest geben? Und wird sie wenigstens auf dem Weihnachtsmarkt in Augsburg noch etwas verdienen? Sie muss hohe Kredite abbezahlen, denn sie hat investiert, um ihre Hexenküche auszubauen und konkurrenzfähig zu bleiben.
Épisode 18 - Gemeinschaft statt Gymnasium – Zoff in Tschechiens Lehrerzimmern
8 septembre 2020
Adam ist erst zehn Jahre alt und steht schon vor der bislang wichtigsten Prüfung seines Lebens. Er möchte nach der fünften Klasse auf das Gymnasium – früher als üblich in Tschechien. Doch die Plätze in den staatlichen Sondergymnasien sind rar. Nur die Besten schaffen die Aufnahmeprüfung. Deshalb muss Adam ein Jahr lang büffeln. Fußball spielen mit Freunden ist vorerst passé. Eine Art vorzeitiger Abschied von der Kindheit.Nicht nur deshalb gilt für die Grundschuldirektorin Katerina Vavrova die Devise: Gymnasium – ohne uns! Denn Tschechiens Bildungssystem setzt eigentlich auf ein langes, gemeinsames Lernen von schwachen und starken Kindern. Bis einschließlich zur achten Klasse geht die Grundschule regulär, erst ab der neunten beginnt das Standardgymnasium. Katerina Vavrova will ihre Kinder zusammenhalten und zeigen, dass man in der Gemeinschaft genauso weit kommen kann wie bei der Selektion vorgeblicher Eliten.Adams Eltern sehen das anders.
Épisode 19 - Familien unter Druck – Wie Corona Kinder und Eltern belastet
10 septembre 2020
Franziska Walleit (34) aus Berlin-Hellersdorf hat vier Kinder und wohnt in einem sozialen Brennpunkt. Mit der Corona-Pandemie wurde die Mama von Felix (11), Emilia (7), Oskar (6) und Emil (4) plötzlich zur Lehrerin und Kita-Erzieherin. Dazu kommen die finanziellen Sorgen. Partner Andreas ist in Kurzarbeit. Geld geben die Walleits nur noch für Lebensmittel, Miete und Mietnebenkosten aus. Der Urlaub auf dem Campingplatz wurde gestrichen. Einmal die Woche bringt Bernd Siggelkow, der Begründer der privaten Kinder- und Jugendeinrichtung „Arche“, Lebensmittel vorbei. Für viele im Beton-Kiez Hellersdorf ist er derzeit der wichtigste Ansprechpartner. Für Familie Sangare im Pariser Vorort Bagnolet war die weitreichende Ausgangssperre besonders hart. Zu fünft leben sie in einer kleinen Wohnung. Der Wegfall von Schule und Kantinenessen sorgte über Wochen für zusätzliche Kosten.
Épisode 20 - Irinas Kinder – Der lange Weg zurück zur Schule
11 septembre 2020
Nach fast drei Monaten Lockdown sieht die junge Grundschullehrerin ihre Klasse wieder. Wochen des Homeschoolings haben Spuren hinterlassen. Wie schafft sie es, die Kinder an den Schulalltag zu gewöhnen und mit dem verlorenen Stoff umzugehen? Und wie wird es nach den Sommerferien sein – nach sechs weiteren Wochen, in denen die Kinder ohne ihre Klassengemeinschaft sind? Irina Gontscharow weiß, wie sehr die Kinder auf Schule und guten Unterricht angewiesen sind. In der Klasse 2E der Geschwister-Scholl-Schule Wiesbaden sind auch viele Mädchen und Jungen mit Migrationshintergrund. Irina konnte ihre Schüler und Schülerinnen in der Corona-Zeit nur einmal kurz treffen und musste erleben, dass die Kinder sich ganz unterschiedlich entwickelt haben. Manche hatten ihr Deutsch fast verlernt, einige wirkten verängstigt, andere schienen gut mit der Situation und dem Homeschooling zurechtzukommen.
Épisode 21 - Luftfahrt am Boden – Wie geht’s weiter mit dem Fliegen?
14 septembre 2020
Es ist die größte Krise in der Geschichte des Flughafens. Die Reportage begleitet über drei Monate lang die Beschäftigten. Uli Neumann und Thomas Jahn zum Beispiel, beide Lufthansa-Piloten, die den Auftrag bekommen, eines der längsten Passagierflugzeuge der Welt, die A340–600, in die spanische Wüste zu bringen – um sie dort „einmotten“ zu lassen. Ein Abschied womöglich für immer, von einer Maschine, die eigentlich noch gut in Schuss ist, nun aber erst mal nicht mehr gebraucht wird.Auch einer der größten Airline-Caterer der Welt ist betroffen: LSG Sky Chefs. Der Geschäftsführer Volker Müller verwaltet den Stillstand auf 18.000 Quadratmeter Küchenfläche. Seine Mitarbeiter sind seit Wochen damit beschäftigt, 500.000 Geschirr- und Besteckteile wegzupacken. Und: Durch die Corona-Krise steht auch die Zukunft der wichtigsten deutschen Fluglinie auf dem Spiel: die der Lufthansa.
Épisode 22 - Der Libanon im freien Fall – Das Drama vor den Toren Europas
15 septembre 2020
Die Menschen im Libanon rufen schon seit Monaten nach einer Revolution. Nach großen Protesten und Gewaltausbrüchen trat die Regierung Ende 2019 zurück, doch die wirtschaftliche Situation verschlechtert sich weiter. Die libanesische Währung ist im freien Fall, der Preis für Lebensmittel explodiert und darüber hinaus steigt auch noch die Zahl der Corona-Ansteckungen dramatisch an. Die Explosion am 4. August im Hafen von Beirut sehen die Libanesinnen und Libanesen als ein weiteres Symbolbild für das Versagen der Politik. Sie machen die politische Führung dafür verantwortlich, dass die Menschen nun buchstäblich vor den Trümmern ihrer Existenz stehen. Mehr als 170 Tote, rund 6000 Verletzte und ein Sachschaden von schätzungsweise 15 Milliarden Dollar sind die Bilanz eines Unglücks, das hätte verhindert werden können. Dokumente belegen, dass verschiedene Behörden über die unsachgemäße Lagerung des hochexplosiven Ammoniumnitrats Bescheid wussten.
Épisode 23 - Basta Europa!? – Corona-Wut in Italien
17 septembre 2020
Épisode 24 - Wo die Wüste wächst – Klimawandel in Rumänien
18 septembre 2020
In der rumänischen Region Oltenien sind die Folgen des Klimawandels deutlich zu sehen und zu spüren. Wo einst grüne Wiesen und Wälder das Ufer der Donau säumten, sieht man heute nur noch sandige Flächen. Mehr als 800 Quadratkilometer längs der Donau umfasst das Gebiet inzwischen. Der Wind bläst den Sand in die Dörfer und sogar bis in die über 200 Kilometer entfernte Hauptstadt Bukarest. Es ist die Folge einer Kombination aus Klimawandel und rücksichtsloser Agrarpolitik. Diktator Nicolae Ceauşescu wollte in den 70er und 80er Jahren die landwirtschaftliche Großproduktion vorantreiben, ließ dafür Wälder abholzen und Seen trockenlegen. Umweltschützer, Unternehmer und Lokalpolitiker versuchen nun, die fortschreitende Verwüstung im Süden ihres Landes zu stoppen. Der Bukarester Abgeordnete und Umweltaktivist Octavian Berceanu reist regelmäßig in die Region, um die Hauptquellen der Versandung zu finden.
Épisode 25 - Tatort Wald – Die Holzmafia in Rumänien
21 septembre 2020
Umweltaktivisten wie der 35-jährige Horea Petrehus vermuten das. Der Bildhauer und Förster stellt sich gegen die zerstörerischen Profitjäger der Holzindustrie. Um die natürlichen Waldressourcen besser überwachen zu können, gründete Petrehus einen Verband für die Forschung der Habitate. Die meiste Zeit verbringt Petrehus in der Natur. Dabei weicht ihm Pedro, ein Hirschkalb, nicht von der Seite. Er hat es als verwaistes Kitz gefunden und großgezogen. Der Mann mit dem roten Bart kennt den Wald wie seine Westentasche und erkannte früh die dramatische Situation. Lebensräume für Bären, Hirsche, Wölfe, Wildschweine, diverse Vogelarten und viele kleine Lebewesen drohen zu verschwinden. Auch Gabriel Paun von der Umweltorganisation Agent Green hat sich der Rettung des rumänischen Urwalds verschrieben. Und er weiß, wie gefährlich dieses Engagement ist. Sechs Waldschützer sind bereits ermordet worden. Petrehus und Paun scheuen trotzdem keine Gefahr.
Épisode 26 - Neustart im Hochzeitsparadies? – Santorin nach dem Lockdown
22 septembre 2020
Die griechische Insel Santorin – in den letzten zehn Jahren hat sie sich zu einem der weltweit größten Hotspots für Hochzeiten entwickelt. Millionen von Touristen und Tausende von Trauungen brachten Infrastruktur und Umwelt an die Belastungsgrenze.Doch nun hat die Zwangsruhe durch die Corona-Pandemie die Insel ins Mark getroffen. Die Besucherzahlen sind drastisch eingebrochen. Für viele Bewohner Santorins ist dies eine Chance um nach Alternativen zum Massentourismus zu suchen, so auch für die Winzerin Ionna. Andere hingegen, wie die Hochzeitsplanerin Anastasia und der Hochzeitsfotograf Wasim, hoffen auf eine schnelle Rückkehr zur Normalität. (Text: arte)
Épisode 27 - Stress im Rotlichtviertel – Amsterdam und die Party-Touristen
24 septembre 2020
In Amsterdams Rotlichtviertel De Wallen drängen sich allabendlich Besucher aus aller Welt – zum Sightseeing oder auf der Suche nach dem Exzess. Lange Zeit führten hier Anwohner und Sexarbeiterinnen eine friedliche Koexistenz. Doch der Touristenansturm verändert das Viertel und sorgt für eine zunehmend angespannte Situation. Die Anwohner schlagen schon lange Alarm. Jetzt will der Stadtrat durchgreifen. Immer mehr rückt dabei die Prostitution in den Fokus. Im Rathaus wird diskutiert, inwieweit halbnackte Frauen hinter Schaufenstern einen „falschen“ Tourismus anziehen. Die Sexarbeiterinnen des Viertels fürchten jetzt um ihren Arbeitsplatz. Seit Jahrhunderten sind Prostituierte fester Bestandteil des Viertels. Droht ihnen bald das Aus? Lola arbeitet seit über 25 Jahren als Fensterprostituierte und setzt sich mit ihrer Gewerkschaft für den Erhalt der Rotlichtschaufenster ein. Die Frauen sehen nicht ein, warum die Sexarbeiterinnen, die seit jeher zum Viertel gehören, jetzt die Leidtragenden des Tourismusproblems sein sollen. Der 60-jährige Bert Nap wohnt seit 40 Jahren in De Wallen und hat sich lange Zeit nicht an den Sexarbeiterinnen gestört. Doch die Partytouristen machen das Leben im Viertel immer unerträglicher. Seit Jahren setzt er sich als Nachbarschaftsvertreter bei der Stadt für Gegenmaßnahmen ein. Bezirksbürgermeisterin Mascha ten Bruggencate versucht, mit verschiedenen Aktionen die angespannte Situation zu entschärfen. Zur Diskussion steht auch die Frage, ob die Fensterprostitution aus der Altstadt verbannt werden soll. (Text: arte)
Épisode 28 - Jung, mutig, demokratisch – Aufbruch in Belarus
25 septembre 2020
Belarus: die letzte Diktatur Europas. Alexander Lukaschenko regiert seit 26 Jahren autoritär und repressiv das Land. Es existiert keine unabhängige Justiz, Oppositionelle leben gefährlich, kritische Journalisten ebenso. Doch trotz jahrzehntelanger Repressionen ist eine junge Generation Belarussen herangewachsen, die mehr Freiheit und Rechte will: Piotr ist 25 Jahre alt und versucht schon seit 10 Jahren, auf Missstände in seinem Heimatland aufmerksam zu machen und sie zu verbessern – für sein politisches Engagement saß er bereits mehrfach im Gefängnis. Vor den Parlamentswahlen 2019 gründete er eine politische Initiative mit, um die Belange der Jugend stärker in die Öffentlichkeit zu bringen. Ales hingegen hatte wie viele junge Belarussen eine Zeitlang seine Heimat verlassen, um anderswo ein freieres Leben führen zu können. Doch er ist wieder nach Belarus zurückgekehrt: Ales ist eine Art Pionier einer neuen Landbewegung, in der junge Familien wieder aufs Dorf ziehen. Weit weg vom Arm der Diktatur, können sie hier ihren Alltag weitgehend selbstbestimmt gestalten. Mit der internationalen Gemeinschaft sind sie digital dennoch aufs Beste vernetzt, viele arbeiten als Programmierer oder wie Ales und seine Frau als Journalisten und Grafikdesigner.Lukaschenkos autoritäre Herrschaft hat Risse bekommen: durch die neue Oppositionsbewegung, die aus der Mitte der Gesellschaft entsteht, haben Ales und Piotr wieder Hoffnung geschöpft, dass der Wandel in Belarus unaufhaltsam ist. (Text: arte)
Épisode 29 - Drogen, Mafia und Bausünden – Neapels schlimmstes Viertel
5 octobre 2020
Einst als Musterbeispiel des sozialen Wohnungsbaus gefeiert, gelten die „Vele di Scampia“, die „Wohnsegel von Scampia“ im Norden Neapels heute als die schlimmste Wohnsiedlung Italiens. Seit Jahrzehnten von der Camorra beherrscht, prägen Armut, Müll, Zerstörung und Kämpfe rivalisierender Mafia-Banden den Gebäudekomplex. Die wie faule Zähne in den Himmel ragenden Hochhäuser gelten in ganz Italien als Symbol für das Versagen des Staates. Heute leben mehrere Tausend Menschen in „Le Vele“. Genaue Zahlen gibt es nicht, denn viele Bewohner sind hier illegal untergekommen, zahlen weder Miete noch Strom. Seit 2016 planen die Behörden von Neapel, die schlimmsten Blocks abzureißen. Doch immer neue Probleme verhindern die Umsiedlung der rund 350 offiziell registrierten Familien, die dringend auf ein neues Zuhause warten.Der 39-jährige Omero Benfenati wohnt schon sein gesamtes Leben in einem der Wohnsegel. Er kennt jeden Bewohner persönlich und ist der Sprecher des „Vele Komitees“. Der junge Familienvater Rosario Caldore spielte als kleiner Junge mit Asbest-Stückchen, seine Kinder sollen es besser haben und nicht neben Dealern, Killern und Alkoholikern aufwachsen. Während sie für den Abriss und eine menschenwürdige Unterbringung kämpfen, fürchten andere, wie Eduardo, der seit Jahren illegal im Wohnkomplex lebt, das Dach über dem Kopf zu verlieren.Emanuele Cerullo, der seit kurzem in einem besseren Viertel wohnt, meint, dass sich Probleme und Kriminalität nur verlagern. Er fordert ein Ende der Perspektivlosigkeit für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Es ist ein historischer Moment. Wird die Gomorrha-Kulisse fallen? (Text: arte)
Épisode 30 - Wildtiere erobern die Stadt – Im Schatten von Corona
6 octobre 2020
Wildziegen besetzen eine Stadt im britischen Wales, Delfine erobern italienische Häfen und jede Menge Wildschweine sind in Barcelona, Paris und Berlin auf dem Vormarsch. All dies geschah während des Corona-Lockdowns. Wildtiere eroberten die Großstädte! Diese Entwicklung ist nicht neu, denn die Städte bieten den Tieren Nahrung in Hülle und Fülle, dazu Schutz vor Feinden und Platz für ihre Bauten. Der Rückzug des Menschen während der Corona-Zeit hat diesem Trend aber nochmal neuen Schwung verliehen. Allein in Berlin soll es jetzt über 5.000 Wildschweine in der Stadt und mehr als 1.500 Fuchsreviere geben. Von den Scharen hungriger Waschbären ganz zu schweigen. Für die Reportage-Reihe „Re:“ hat ein Team von Wildtier-Experten, Tierschützern und Naturfotografen auf ihren Expeditionen ins „Tierreich Großstadt“ begleitet und war hautnah dabei, wenn Füchse abends auf Berliner Terrassen erschienen oder Waschbären westfälische Gärten plünderten. (Text: arte)
Épisode 31 - Auf Knochen gebaut – Leben mit dem Erbe des Gulags
7 octobre 2020
GULag – das Netz aus Zwangsarbeitslagern in der Sowjetunion, in dem schätzungsweise 20 Millionen Menschen inhaftiert waren und Millionen Menschen starben. Trotz dieser unheimlichen Größenordnung wurde die Geschichte des Terrors gegen die eigene Bevölkerung in Russland nie richtig aufgearbeitet. Das Thema wird bis heute vielerorts tabuisiert und steht nicht auf dem Lehrplan in Russlands Schulen.Robert Latypow will das ändern. Er ist Leiter der NGO „Memorial“ im russischen Perm. Seine Hauptaufgaben: Eine Erinnerungskultur schaffen und die Geschichte der Vertriebenen, Inhaftierten und Ermordeten des Sowjetsystems erzählen. Dabei trifft Robert immer wieder auf Gegenwind. Denn in Putins Russland ist für systemkritische Geschichtsschreibung wenig Platz. Vielmehr soll an den heldenhaften Sieg im Zweiten Weltkrieg erinnert werden. Wenn Robert mit Mitarbeitern und Freiwilligen Gedenkstätten errichtet oder historische Dokumente sammelt, stellen sich ihm deshalb immer wieder Polizei und Geheimdienst in den Weg.Das Netz der Arbeitslager spannte sich über das komplette Riesenreich und ist insbesondere im Hohen Norden weit ausgedehnt. Zwangsarbeiter mussten hier zwischen den 30er und 50er Jahren des 20. Jahrhunderts Rohstoffe abbauen und Infrastrukturprojekte vorantreiben. Dies fand größtenteils unter unmenschlichen Bedingungen statt. Auch heute noch arbeiten die Menschen in den Minen von damals und erledigen die Knochenarbeit. Allerdings ist nur den wenigsten Arbeitern bewusst, dass sie ihre Arbeit an Orten verrichten, wo früher ein Terror gegen die eigene Bevölkerung ausgeübt wurde. (Text: arte)
Épisode 32 - Bergbauern in Not – Ohne Hilfe geht’s nicht mehr
9 octobre 2020
Fritz Teuscher mistet seine Ziegen. Trotz seiner Arthrose-Diagnose muss die Arbeit auf dem Hof weitergehen. „Man drückt den Schmerz ein bisschen weg, das ist eben so“, erklärt der Schweizer Bauer. Jedes Jahr verbringt seine Familie den Sommer mit ihren Tieren auf der Stierenmoos-Hütte im Berner Oberland. Zwei Familien leben von der Arbeit in dem Betrieb. Dabei sind sie auf Hilfe angewiesen. Auch dieses Jahr werden sie über mehrere Wochen von einer Freiwilligen unterstützt: Die 30-jährige Nadja Isenschmid hat bislang noch keine Kuh gemolken. Jetzt wird sie bei Familie Teuscher arbeiten und leben. Die Bewirtschaftung der Bergregionen sind Schweizer Kulturgut und fest im allgemeinen Bewusstsein verankert. Die Bergbauern sind auf die Hilfsbereitschaft und Solidarität der Bevölkerung angewiesen: Rund 1.000 Freiwillige leisten jährlich diesen Familien Hilfe. In ihrer Zeit auf dem Hof erlebt Nadja die Herausforderungen, vor denen vor allem die kleine Landwirtschaft steht. Denn trotz massiver Subventionierung durch den Schweizer Staat stellt sich die Frage: Lohnt sich diese Arbeit heute noch? (Text: arte)
Épisode 33 - Überlebende in Srebrenica – 25 Jahre nach dem Massaker
12 octobre 2020
Hasan Hasanović überlebte als 19-Jähriger nur knapp den Genozid in Srebrenica und den Todesmarsch der muslimischen Bosniaken durch die Wälder nach Tuzla. Sein Zwillingsbruder, sein Vater und sein Onkel wurden damals auf der Flucht vor serbischen Häschern ermordet. Mehr als 8.000 Menschen zwischen 13 und 78 Jahren, vorrangig Männer, haben die Soldaten der Republika Srpska 1995 umgebracht. Bis heute verfolgen Hassan die Gesichter der Toten und Schreie der Verletzten. Aber er hat gelernt, mit seinem Trauma zu leben. Für das Srebrenica Genozide Memorial sammelt er Dokumente und interviewt Überlebende des Massakers, damit die Wahrheit nicht in Vergessenheit gerät. Mit aller Macht kämpft er gegen die Leugner des Massenmords, die zahlreicher werden und die Gräueltaten in aller Öffentlichkeit abstreiten. Immer wieder bezweifeln serbisch nationalistische Politiker den Genozid im serbischen Teil Bosniens. Hasan Hasanović ist überzeugt, nur wenn die Wahrheit anerkannt wird, kann es Versöhnung geben. Und er glaubt, „bis heute ist der Konflikt zwischen den muslimischen Bosniaken und den bosnischen Serben nur eingefroren und nicht gelöst.“ Tatsächlich wurden viele Kriegsverbrecher nie verurteilt und bestraft. Auch die Leugner kommen straffrei davon. Damit nie vergessen wird, was damals in den Wäldern geschah, haben Hasan Hasanović und seine Kollegen hunderte Lebensgeschichten aufgezeichnet und für das Archiv des Memorials gesammelt. „Meine Arbeit ist erst zu Ende“, berichtet er, „wenn auch der letzte Überlebende seine Geschichte erzählt hat“. (Text: arte)
Épisode 34 - Radikal regional! – Essen ohne Umwege
13 octobre 2020
Tanja Jacobi hat sich ihren Traum von eigenen Gemüsegarten am Stadtrand von Berlin erfüllt. Dort erntet die Psychologin nun ihre ersten Zucchini, Zwiebeln und Paprika: „Es ist ein tolles Gefühl, dass man bestimmte Produkte nicht mehr kaufen muss.“ Die Parzelle hat sie von einem Gemüsebauern gepachtet, dem es um neue Formen solidarischer Landwirtschaft geht. Das Ziel: Verbraucher zu Erzeugern zu machen. Für Tanja bedeutet das eigene Gemüse ein Stück Freiheit und vor allem Unabhängigkeit: „Gerade in solchen Zeiten ist es super, so ein Gemüsebeet zu haben. Das kann einem niemand nehmen.Auch in Berliner Spitzenrestaurants schmeckt man den Wandel. Junge Köche wie Vadim Otto Ursus lieben es radikal regional. In Brandenburg experimentiert Ursus in einer Datsche mit den wilden Zutaten, die er vor Ort findet. Die Corona-Krise bestätigt den Koch in seiner Philosophie. Er ist entschlossen, den puren Geschmack der Region auf die kulinarische Agenda zu heben.Wie man Weltläufigkeit und Regionalität erfolgreich verbinden kann, beweist Dalad Kambhu. Die Thailänderin hat eine Model-Karriere in New York hinter sich und wurde für ihr Restaurant Kin Dee als erste Köchin Berlins mit einen Michelin-Stern ausgezeichnet. Die thailändische Küche kombiniert sie selbstbewusst mit Zutaten aus Brandenburg Statt Papaya gibt es bei ihr schon mal Kohlrabi. Das Argument, eine Küche sei nur dann authentisch, wenn auch die Zutaten von dort eingeflogen wurden, findet sie – gerade in Zeiten von Corona – einfach nicht mehr zeitgemäß. (Text: arte)
Épisode 35 - Albtraum Moria – Europas ungelöstes Flüchtlingsproblem
15 octobre 2020
Das Lager Moria auf Lesbos war berühmt und berüchtigt für seine katastrophalen Zustände. In dem Camp, das ursprünglich für 3.000 Menschen angelegt wurde, lebten zuletzt etwa 13.000 Menschen unter unwürdigen Bedingungen: mangelndes Trinkwasser, Stromausfälle, unhaltbare hygienische Zustände. In den letzten Monaten sahen sich die in dem hoffnungslos überfüllten Lager ausharrenden Menschen auch noch mit der Angst vor einer ungehemmten Ausbreitung von COVID-19 konfrontiert. Seit dem achten September 2020 ist Moria Geschichte. Das Lager brannte komplett ab. Über Nacht landeten die ehemaligen Bewohner und Bewohnerinnen des Lagers auf der Straße. Die griechische Regierung errichtete in Windeseile ein neues Camp. Doch viele Menschen weigern sich, dorthin zu gehen. Sie befürchten, dass dort gleiche oder gar schlimmere Zustände herrschen werden wie in dem alten Lager. Die Flüchtlinge auf Lesbos wollen nur eins: Die Insel endlich verlassen. Währenddessen ringt die EU weiter um eine gemeinsame Asylpolitik. (Text: arte)
Épisode 36 - Der Steinadler kehrt zurück – Erfolg für Naturschutz im Allgäu
16 octobre 2020
Der Lebensraum des Steinadlers wird vom Menschen zunehmend bedroht. In den Allgäuer Alpen galt der Vogel schon fast als ausgestorben – doch dann kamen Vogelschützer wie Henning Werth, die den Turnaround für den König der Lüfte schafften. Früher wurde der Steinadler erbarmungslos vom Menschen gejagt. Heute lauern neue Gefahren: Mit modernen Outdoor-Aktivitäten dringt der Mensch immer weiter in seinen natürlichen Lebensraum ein. Egal ob Bergsteiger oder Wanderer, Gleitschirmflieger oder die Bergbahnen – sie alle sind eine große Bedrohung für den Steinadler. Lange Zeit war Henning Werth ein Einzelkämpfer, doch jetzt bekommt er Verstärkung: Eine neu geschaffene Task Force der Bezirksregierung von Schwaben bildet Ranger aus und versucht, über persönlichen Kontakt die unterschiedlichen Interessen von Tourismus, Landwirtschaft und Naturschutz zu koordinieren. Eine Maßnahme, durch die bereits erste Erfolge zu erkennen sind. (Text: arte)
Épisode 37 - Ami go home? – Deutschland und die US-Truppen
19 octobre 2020
Deutschland ohne die „Amis“ – für viele undenkbar. Doch Präsident Trump will gut 12.000 US-Soldaten abziehen. Gegen den Rat seiner Militärs und zum großen Bedauern der Bevölkerung vor Ort. Es geht um zehntausende Arbeitsplätze und gelebte deutsch-amerikanische Freundschaft, die den Alltag prägt. Der Countdown läuft: Wie wird die US-Wahl die Situation beeinflussen? Über ein Drittel der in Deutschland stationierten US-Soldaten sollen verlegt werden – dies hat Donald Trump noch vor der Präsidentenwahl angeordnet. Grafenwöhr ist der größte Truppenübungsplatz in Europa, zudem einer der modernsten weltweit. Hier üben US-Soldaten und ihre NATO-Partner für ihre Einsätze in Afghanistan oder im Irak. Weiter westlich in Ansbach ist die größte Kampflieger-Brigade Europas stationiert, mit weit über 100 Helikoptern. Die anfänglichen Besatzer sind längst zu Beschützern und Freunden geworden. Alles in der Region ist auf die Amerikaner ausgerichtet: US-Autohäuser, US-Schulen, US-Musikvereine. „Die Amis haben uns das Tor zur Welt geöffnet“, so sehen es die meisten bayerischen Bürger hier. Doch mit Trump als Präsidenten und den seither eher schwierigen Beziehungen zwischen den Staaten macht sich Unsicherheit breit. Jim Albright ist vor Jahren in Bayern als GI gelandet. Inzwischen hat er hier seine Frau gefunden und die Seiten gewechselt. Nun arbeitet er als Pressefotograph für die Fränkische Landeszeitung. Die Dokumentation begleitet ihn bei Schießübungen der Kampfhubschrauber und bei Begegnungen von US-Soldaten mit Einheimischen in den Gemeinden. Sind viele Bürger nicht froh, dass Kanonendonner und Fliegerlärm verschwinden? Und: Was verbindet Amerikaner und Deutsche – über Bier und Grillen hinaus? Hat sich seit Trump an der Regierung ist etwas an dem Verhältnis verändert? Ein sehr spezieller Blick aus dem bayerisch-amerikanischen Hinterland auf diese entscheidende US-Wahl. (Text: BR Fernsehen)
Épisode 38 - Helfen aus Leidenschaft – Junge Albaner trotzen der Armut
20 octobre 2020
„Wenn ich jungen Menschen, die eine Hilfsorganisation gründen wollen, zwei Tipps geben darf: Das Wichtigste ist Transparenz! Und der zweite Ratschlag: Haltet euch fern von der Politik!“ Das sagt Arbër Hajdari, Gründer der albanischen Hilfsorganisation Fundjavë Ndryshe. Vor fünf Jahren hat der damalige Jurastudent beschlossen, sich an jedem Wochenende um Arme in seiner Heimat Albanien zu kümmern. „Es ist verrückt“, sagt Arbër, „wir haben diese Armut unser ganzes Leben gesehen. Aber irgendwie haben wir es geschafft, sie auszublenden. Das wollte ich nicht mehr.“ 12.000 Freiwillige arbeiten für Fundjavë Ndryshe – längst helfen sie an jedem Wochentag. Die albanische Regierung hat den jungen Leuten eine ehemalige Panzerkaserne als Hauptquartier überlassen. Das Herz ist die Telefonzentrale. Hier melden sich Menschen in höchster Not. Die Witwe Idvana und ihre Töchter etwa sind nach dem Tod ihres Mannes von ihren Schwägern aus dem gemeinsamen Haus verjagt worden. Jetzt leben sie in einem Kuhstall voller Ratten und Schlangen, die vierjährige Ameli kann vor Angst nicht mehr schlafen. Arbër hat diesen Fall zur höchsten Priorität erklärt. Für Idvana und ihre Kinder gibt es immerhin ein Happy End: Sie bekommen eine Mietwohnung und Idvana einen neuen Job als Altenpflegerin. Arbër hat Tausenden albanischen Familien aus der Armut geholfen. Aber es bleibt noch sehr viel Arbeit: Rund 40 Prozent aller Albaner leben von weniger als fünf Euro pro Tag. (Text: arte)
Épisode 39 - Waldbrände in Deutschland – Eine unterschätzte Gefahr?
22 octobre 2020
Der Oberfranke Thorsten Sprenger gehört zu einer ganz besonderen Truppe freiwilliger Feuerwehrleute. Die Mitglieder von @fire sind international im Einsatz und werden zu Hilfe gerufen, wenn es Spezialwissen braucht, um z.B. bei großen Vegetationsbränden schwer erreichbare Glutnester aufzuspüren. Statt Hubschrauber, die aus der Luft löschen, sind dafür mobile Einsatzkräfte am Boden gefragt, die zu Fuß und mit leichtem Gerät ausrücken. Neue Techniken, wie sie die Helfer von @fire Katastrophenschutz Deutschland beherrschen, weil sie sie gezielt bei ihren Einsätzen im Ausland beobachten können und üben. Eine weitere Erkenntnis, die sich in der Brandbekämpfung immer mehr durchsetzt: Es braucht noch viel mehr Vernetzung und Austausch – nicht nur international, auch Feuerwehren und Förster müssen enger zusammenarbeiten. Die Erlanger Brandamtsrätin Birgit Süssner ist studierte Försterin und Feuerwehrfrau. Als Trainerin der Feuerwehrleute ist die gebürtige Oberfälzerin daher besonders gefragt. Die Reportage begleitet Thorsten Sprenger und Birgit Süssner bei ihren Übungen und im Einsatz. (Text: arte)
Épisode 40 - Der letzte Wunsch – Glücksmomente für Sterbenskranke
23 octobre 2020
Nicht alle letzten Wünsche sind so spektakulär; oft ist es nur das Lieblingsnusseis vom Italiener im Nachbarort, das die Menschen noch einmal kosten wollen, manchmal ein Besuch im Zoo, oft eine Hafenrundfahrt. Mittlerweile hat die NGO Stichting Ambulance Wens der Gründer Kees und Ineke Veldboer 270 freiwillige Helfer: Die Fahrer sind zumeist Polizistinnen und Polizisten, die medizinische Betreuung leisten Intensiv- und Krankenpflegerinnen und -pfleger. Sieben Krankenwagen mit Sonderausstattung hat ihre Stiftung und damit bislang mehr als 14.000 Wünsche erfüllt. Dankbare, oft geradezu fröhliche Gesichter der sterbenskranken Menschen sind das schönste Gegengeschenk für die Freiwilligen. „Egal, was es ist“, sagt Gründer Kees Veldboer, „wir wollen, dass die Patienten und Patientinnen noch einmal glücklich sind, bevor sie gehen.“ (Text: arte)
Épisode 41 - Gefangen an Bord – Seeleute im Lockdown
26 octobre 2020
Einmal pro Woche verlässt das Containerschiff Dornbusch den Hamburger Hafen Richtung Kaliningrad. Die zehnköpfige Crew besteht zum Großteil aus Filipinos. Bootsmann Eddi Sedilla ist einer von ihnen. Statt neun ist er wegen lang überfälliger Crew-Wechsel bereits 14 Monate an Bord. Er steckt fest, die Situation ist belastend. „Sich umbringen, wäre keine Wahl. Betet zu Gott. Amen“ sagt er. In seinem Spind an Bord hat er 20 Kilogramm Schokolade für seine Töchter und seine Frau auf den Philippinen gepackt. In wenigen Tagen soll es nun endlich soweit sein.Rund 300.000 Seeleute aus den Philippinen, Indien oder China sind aufgrund der Corona-Pandemie an Bord eines Schiffes „gefangen“. UN-Generalsekretär António Guterres warnt vor einer humanitären Krise. Oft sind die Seeleute die einzigen, die ihre Angehörigen mit Geld versorgen. Mechiel Quasito ist bereits seit 13 Monaten an Bord der Dornbusch. Fast täglich führt sie Videogespräche mit ihren Töchtern in der philippinischen Provinz Bicol. Mechiels Mann ist verstorben, eine Schwester passt auf die fünf Kinder auf. Und die fragen ständig, wann sie endlich wiederkommt. Als Köchin ist Mechiel besonders gefragt auf dem Schiff. Während andere sich sonntags ausruhen können, hat die 42-Jährige jeden Tag Schicht. Einen Landgang oder Besuche im Seemannsclub sind für sie quasi unmöglich. Nur rund drei Stunden liegt das Schiff am Terminal, dann geht es schon weiter. Zumindest ihr Kollege Eddi hat schließlich Glück und kann tatsächlich die Heimreise antreten. 21 Tage Quarantäne auf den Philippinen muss er trotzdem über sich ergehen lassen. (Text: arte)
Épisode 42 - Lula hofft auf eine Chance – Jobcoaching für geflüchtete Frauen in Holland
27 octobre 2020
Lula Jabr musste in Eritrea Militärdienst leisten. In Holland hat die 31-Jährige einen Traum: Sie will studieren und später bei den Vereinten Nationen arbeiten. Malaak Swed aus Syrien ist Anthropologin. Sie hofft, dass ihre akademischen Zertifikate in Holland etwas wert sind. „Ich fühle mich wie ein Baby, das alles neu lernen muss“, sagt sie. Beide Frauen sind entschlossen, Arbeit zu finden und ihr Leben neu aufzubauen. Beide haben im Sommer einen sechswöchigen Workshop bei „She matters“ angefangen – verbunden mit vielen Hoffnungen und Fragen. Wie präsentiere ich mich auf dem Arbeitsmarkt? Finde ich etwas in meinem Feld? „She matters“-Gründerin Christina Moreno weiß, dass das nicht einfach ist. Moreno nennt dann plakative Zahlen: Von den Flüchtlingen, die 2014 einen Aufenthaltsstatus bekamen, hatten drei Jahre später nur etwa elf Prozent einen Job gefunden. Zwar wächst die Zahl mit der Zeit, aber es werde zu lange Potenzial vergeudet, findet sie. Moreno will vor allem Frauen fördern, die seltener als geflüchtete Männer arbeiten. Studien zeigen, dass sie häufig Nachreisende sind, weniger im Fokus stehen, oft schlechter holländisch sprechen. Dazu zeigten Medien sie oft in Flüchtlingscamps, erschöpft und orientierungslos. Christina Moreno will, dass die Aufnahmegesellschaft die Frauen mit anderen Augen sieht: Oft werde vergessen, dass viele in ihrer Heimat Berufe hatten, die ihnen Sinn und Halt gaben. „Re:“ begleitet Lula Jabr und Malaak Swed für mehrere Wochen durch den Workshop, durch Höhen und Tiefen, Zweifel und Hoffnung. Werden sie ihrem Traum näherkommen? (Text: arte)
Épisode 43 - Aussteiger mit 92 – Zuhause in den Karpaten
29 octobre 2020
Juliusz ist müde. Seit Stunden regnet es in Strömen. Alles ist klamm und kalt geworden in seiner Hütte. Gar nicht gut für die alten Knochen des 92-Jährigen. Doch um in der Wildnis überleben zu können, muss er sich bewegen, so sehr es auch weh tut. Damit er zumindest in der Nacht nicht frieren muss, heizt er mit seinem Campingkocher ein paar Steine auf, die sein Bett wärmen sollen. Seine Hütte hat weder einen Ofen noch fließend Wasser. Doch Juliusz denkt nicht daran, sein Aussteigerleben aufzugeben. Er fühlt sich hier wohl. Der Wald am Ufer des Solina-Sees ist sein Königreich und er ist der König der Vagabunden. Sein Nachbar Krzysztof (77) besucht ihn gerne. Er hat sich noch im sozialistischen Polen für ein Leben in der Natur entschieden. Zwei kritische Geister, ein Rückzugsort, die beiden verbindet eine tiefe Freundschaft. Dass Krysztofs Hüfte und sein Rücken permanent schmerzen, versucht er zu ignorieren. „Wer hier leben will, muss arbeiten können“, davon ist er überzeugt. Und er möchte so lange hier bleiben wie irgend möglich. Ein Leben im Altenheim, das kommt für ihn nicht infrage. (Text: arte)
Épisode 44 - Streit um Motorradlärm – Biker gegen Anwohner
30 octobre 2020
Unnötiger Lärm oder unverzichtbares Lebensgefühl? Immer öfter verzweifeln die Anwohner idyllischer Landstraßen, weil Motorräder ihnen den letzten Nerv rauben. Auch die schiere Zahl der Fahrer macht Probleme: Im schönen Lautertal, im Herzen der Schwäbischen Alb, können es an einem Wochenende bis zu 3000 Maschinen am Tag werden. Holger Siegel, lebt mit seiner Familie am Rande einer stark befahrenen Strecke im Schwäbischen Wald. Er hat den Kampf gegen den Krach aufgenommen. Über die Webseite „Motorradlärm.de“ vernetzt der Vorsitzende des „Arbeitskreises gegen Motorradlärm“ gestresste Anwohner, um Druck auf die Politik ausüben zu können. Die nimmt sich des Themas an: erste Fahrverbote nur für Motorräder sind in Kraft. Im österreichischen Bezirk Reutte greift man zu härteren Mitteln: Motorräder, deren Standgeräusch mehr als 95 Dezibel beträgt, dürfen einige der schönsten Strecken Tirols nicht mehr befahren. Wer trotzdem fährt, zahlt 220 Euro. Auch die Motorradfahrer machen mobil. Björn Bechtel lebt inmitten des Kurvenparadieses der Schwäbischen Alb. Er liebt seine 170 PS starke Honda-Fireblade und ist Chef der regionalen „Knieschleifer aus Überzeugung“ – einer bundesweiten Gruppe von Freunden schneller und starker Maschinen. Björn Bechtel und seine Mitstreiter pochen auf ihr Recht, mit ihren legalen, oft teuer bezahlten Maschinen immer und überall fahren zu dürfen. Holger Siegel als Sprachrohr gestresster Anwohner fordert dagegen das Recht, sich zuhause erholen zu können, ohne dabei von Motorradlärm belastet zu werden. Gute Argumente haben beide Seiten. Welche wiegen schwerer? (Text: arte)
Épisode 45 - Jagd am Polarkreis – Die Samen gegen den schwedischen Staat
2 novembre 2020
Das Argument der Samen-Gemeinde Girjas, das letztlich auch den Obersten Gerichtshof überzeugte: Seit Tausenden von Jahren hätten sie hier gejagt, gefischt und das Land als Weideland für ihre Rentiere genutzt. Bis der schwedische Staat kam und ihnen – aus ihrer Sicht – immer mehr Land und damit ihre Lebensgrundlage nahm. Zwischen 20.000 und 40.000 Menschen gehören der Gruppe der Samen in Schweden an. Rund 4.700 von ihnen sind Rentierbesitzer, wie die Familie von Ylva Sarri. Sie begrüßt das Urteil, denn die schwedischen Jäger würden mit ihren Hunden die Rentiere ängstigen und die Arbeit der Samen behindern. Regelmäßig fangen die Halter ihre Tiere ein, um sie zu schlachten und Fleisch und Fell zu verkaufen. Joachim Almgren ist einer von über 300.000 schwedischen Jägern im Land, der nun bangt, mit seinen Hunden in Zukunft nur noch eingeschränkt jagen zu können. Jagd und Fischfang sind bei den Schweden beliebte Freizeitaktivitäten, auf die sie ungern verzichten würden. Was, wenn andere Samen-Gemeinden dem Vorbild von Girjas Sameby folgen und vor Gericht ziehen, um die alleinige Vergabe der Jagdrechte zu erstreiten? Welches ist das höhere Gut: das Wohl der Rentiere oder das Jagdrecht der Schweden? (Text: arte)
Épisode 46 - Berlins mobile Tierärztin – Mit Herz für Hund und Herrchen
3 novembre 2020
Wenn Tierärztin Jeannette Klemmt mit ihrem ausrangierten Rettungswagen zum Einsatz an Berliner Brennpunkten fährt, weiß sie nicht, was sie erwartet. Nur eins ist klar: Ihre Kunden leben in großer Not und können sich die Behandlung einer Tierärztin normalerweise nicht leisten. So wie die 18-jährige Hundebesitzerin Toni. Mit einer Gruppe obdachloser Jugendlicher lungert sie tagsüber am Berliner Alexanderplatz rum. Die junge Frau ist schon Mutter, aber solange sie keinen festen Wohnsitz hat, muss ihr Baby bei einer Pflegefamilie leben. „Ich vermisse meinen Sohn sehr, deswegen habe ich jetzt einen Hund, damit ich wenigstens den bemuttern kann.“ Die Tierärztin macht eine kleine Check-up-Untersuchung und unterhält sich nebenbei mit Toni über ihre momentane Lebenssituation. Wofür Sozialarbeiter und Streetworker meist Wochen brauchen, gelingt der Veterinärin manchmal schon nach ein paar Minuten. Jeannette Klemmt bekommt den Zugang über die Tiere und versucht dann einen Kontakt zu Sozialarbeitern herzustellen. Die 29-jährige Jenny, die ihre kranke französischen Bulldogge zum mobilen Einsatzfahrzeug der Tierärztin bringt, kann das aus eigener Erfahrung bestätigen: ‚Ich glaube nicht, dass ich es ohne meinen Hund geschafft hätte. Es gab Zeiten, da hätte ich ohne ihn nicht weiterleben wollen.“ Jenny konnte von den Drogen loskommen. Inzwischen hat sie eine eigene Wohnung und einen Job. ‚Ohne Hilfe wäre ich da nie rausgekommen‘. Tierärztin Jeanette Klemmt arbeitet seit 20 Jahren auf der Straße, doch ihr Einsatz ist notwendiger denn je: Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst rasant, und immer mehr Menschen sind vom Verlust ihrer Wohnung bedroht. (Text: arte)
Épisode 47 - Mehr Sinn statt Gier – Kapitalismus neu gedacht
5 novembre 2020
Christian Kroll hat 2009 die Suchmaschine Ecosia gegründet, die Bäume gegen den Klimawandel pflanzt. Bis heute konnte über Werbeeinnahmen die Pflanzung von mehr als hundert Millionen Bäumen finanziert werden. Kroll hätte sein Unternehmen längst für viele Millionen Euro verkaufen können, doch dem Gründer waren Bäume immer wichtiger als der eigene Geldbeutel, und er wollte seine Firma vor Spekulanten schützen. Deshalb hat er Ecosia 2018 über ein Stiftungsmodell in ein sich selbst gehörendes Unternehmen überführt, sich quasi selbst enteignet. Damit wurde es unmöglich, Ecosia gewinnbringend zu verkaufen, Firmenkapital zu entnehmen oder den Firmenzweck – Bäume pflanzen – zu ändern. Der Unternehmer Armin Steuernagel berät Unternehmern, die ihre Firmen gleichfalls „verschenken“ möchten. Und er hilft mit seiner Purpose-Stiftung Start-ups, die sich bereits als Purpose-Unternehmen gründen wollten, etwa Wildplastic aus Hamburg, das Mülltüten aus recyceltem Plastik herstellt. Steuernagel fordert ein Update für den Kapitalismus. Konkret: Steuernagel setzt sich als politischer Lobbyist dafür ein, rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine Transformation zu Purpose-Unternehmen erleichtern sollen. Michael Hetzer war Familienunternehmer bei Elobau. Der Industriebetrieb in Leutkirch stellt Sensoren und Bedienelemente für den Landmaschinenbau her. Doch anstatt seine Firma irgendwann einem seiner Söhne zu vererben, hat er es in ein Stiftungsmodell überführt. Er wollte damit die Last von den Schultern der Söhne nehmen. Und ihm ist der Purpose – der Sinn seines Tuns – wichtig. (Text: arte)
Épisode 48 - Einer gegen die Mafia – Jagd auf Rumäniens Unterwelt
6 novembre 2020
Drogenhandel, Schutzgelderpressung, Prostitution und Anstiftung zum Mord – die Liste der Straftaten ist lang, über die Dragoş Boţa berichtet. Seit mehr als zwanzig Jahren schreibt der mutige rumänische Journalist über die Machenschaften der Mafia in seiner Heimatstadt Timișoara. Er hat aufgedeckt, dass die Verbindungen der Bande um Lucian Boncu bis in Politiker- und Beamtenkreise reichen. (Text: arte)
Épisode 49 - Ultraorthodoxe Aussteiger: Neues Leben für Juden in Deutschland
9 novembre 2020
Weltweit leben mehr als 1,3 Millionen Juden in ultraorthodoxen Gemeinschaften. Eine Art Parallelwelt, in der allein die Regeln Gottes zählen. Jeder Aspekt des Alltags ist klar geregelt: Die Frauen kümmern sich um Haushalt und Kindererziehung, die Männer widmen ihr Leben dem Studium der Religion. Schätzungen zufolge verlassen allein in Israel zehn Prozent der Juden ihre streng religiöse Gemeinschaft, Tendenz steigend. Vor allem junge Erwachsene fliehen, überraschenderweise nach Deutschland. Akiva Weingarten wächst in einem New Yorker Vorort auf, bei den Satmarern, einer ultraorthodoxen jüdischen Sekte. 2014 macht er einen radikalen Schnitt. Er verlässt seine Frau und seine drei Kinder und beginnt in Berlin ein neues Leben. Ohne Familie, ohne Kreditkarte und Konto – und ohne je einen Beruf erlernt zu haben. Mittlerweile ist um ihn herum eine freie Gemeinschaft aus ehemaligen Ultraorthodoxen entstanden, denen der Rabbiner mit lebenspraktischen und auch theologischen Fragen hilft. Aussteiger Moshe Barnett und David Lamberger leben erst seit ein paar Monaten zusammen in einer WG in Dresden. Sie suchen nicht nur ein neues Leben, sondern auch ein neues Verhältnis zu Gott. (Text: arte)
Épisode 50 - Spätfolgen von Covid-19 – Leben nach der Krankheit
10 novembre 2020
Covid-19 ist eine Multiorganerkrankung, die durch den SARS-CoV-2-Virus ausgelöst wird. Die Symptome der Erkrankung sind mittlerweile bekannt. Aber was ist mit den Spätfolgen, die vermehrt auftreten? In Deutschland gibt es mehr als 200.000 offiziell genesene Covid-19 PatientInnen, doch nicht alle sind wirklich gesund. Sie klagen häufig über verminderte körperliche als auch geistige Leistungsfähigkeit. Eine von ihnen ist die 31-jährige Assistenzärztin Maria. Seit ihrer Ansteckung vor sechs Monaten, kann sie nicht wieder regulär arbeiten. Um die Folgeerkrankungen besser zu verstehen, startet im Oktober die bisher größte Studie zu Corona-Langzeitfolgen am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Ärzte-Teams aus verschiedenen Fachbereichen planen, einige Tausend offiziell genesene Covid-19 PatientInnen zu untersuchen. Im Fokus stehen Lunge, Herz, Nieren, Leber sowie Stoffwechsel und Nervensystem. Der Berliner Christopher Bley würde gerne Teil einer solchen Studie sein, denn der 35-Jährige fühlt sich von den Ärzten allein gelassen. Der Familienvater kämpft seit seiner Erkrankung mit Kurzatmigkeit. Lange hatte er gehofft, dass die Symptome von allein verschwinden. Von Ärzten ignoriert und belächelt, fühlt sich auch die Frankfurter Autorin Nina Marewski. Mit ihren Online-Texten über ihre Krankheitsgeschichte gibt sie Post-Covid-PatientInnen eine Stimme. ARTE „Re:“ begleitet drei Menschen, die mit Spätfolgen der Viruserkrankung zu kämpfen haben. Was bedeutet die gesundheitliche Einschränkung für sie und wie kommen sie mit der Ungewissheit zurecht, ob sie jemals wieder ganz gesund werden? (Text: arte)
Épisode 51 - Schuften im Schlachthof – Rumänen in Deutschland, Asiaten in Rumänien
12 novembre 2020
Das Dorf Goreni liegt im rumänischen Transsilvanien. Hier gibt es außer Landwirtschaft kaum Jobs. Die meisten gehen daher zum Arbeiten nach Westeuropa. So wie Elisabeta, die in Deutschland Erdbeeren pflückt. Ihr Mann Zlotan ist Schweißer in Frankreich. Sohn Paul war bis März Schichtarbeiter bei Tönnies und will jetzt wieder zurück – obwohl sich seine Tante und sein Onkel genau bei diesem Fleischkonzern mit Covid-19 infiziert haben und im Moment in Deutschland in Quarantäne sind. Elisabeta bereitet das große Sorgen. Gerade erst wurde die 54-Jährige in Deutschland um einen großen Teil ihres Lohnes betrogen. Dennoch, irgendwie muss die Familie Geld verdienen, sonst kommen sie nicht durch. Seit dem EU-Beitritt Rumäniens sind die Preise explodiert und gerade Lebensmittel oft sogar noch teurer als in Deutschland. Doch ein Viertel aller Rumänen sind als Kleinbauern tätig. Gerade sie kommen nicht über die Runden. Vier Millionen Rumänen arbeiten daher im Ausland – das ist jeder fünfte – darunter viele junge Erwachsene, wie Elisabetas 20-jähriger Sohn Paul. Die Folge der Arbeiterkarawane nach Westeuropa erlebt man in Cluj, Nordrumänien: Vasile, der Betreiber einer Hamburger-Restaurantkette, sucht händeringend Arbeitskräfte. Doch kein Rumäne will für das Geld, das er zahlen kann, arbeiten. Und so hat er 13 Männer aus Sri Lanka angeworben. Auch in der Fleischfabrik in Cluj arbeiten Asiaten, die dort für wenig Lohn Därme reinigen und Fleisch zerlegen. Über 30.000 Visa hat Rumänien – trotz der Coronakrise – allein im Jahr 2020 für Arbeiter aus asiatischen Ländern ausgestellt. (Text: arte)
Épisode 52 - Italiens Olivenbäume in Gefahr – Killer-Bakterium breitet sich aus
13 novembre 2020
Seit 2013 frisst sich ein Bakterium durch die Olivenhaine des süditalienischen Salento. Hunderttausende Olivenbäume sind befallen und abgestorben. Ganze Landstriche sind zerstört. Die EU hat eine Pufferzone eingerichtet, damit sich das Bakterium nicht weiter in den Norden Italiens verbreitet. In dieser Pufferzone werden alle infizierten und auch die gesunden Bäume im Umkreis von 100 Metern gefällt.Olivenbauer Ippazio Gianuzzi hat 90 Prozent seiner Olivenbäume verloren. Statt 500 Zentner erntet er jetzt nur noch knapp 60. Eine Katastrophe für die Familie: „Wir kämpfen ums Überleben und halten uns mit Erspartem über Wasser“. Seine Hoffnung setzt er auf Neuzüchtungen von Olivenbäumen, die gegen das Bakterium resistent sind. Neben der Strategie der Rodungen und Neupflanzungen für die Bedürfnisse einer industrialisierten Landwirtschaft gibt es auch alternative Methoden. Marco Scorticchini, ein Bakteriologe aus Rom, behandelt die infizierten Bäume mit einer Flüssigkeit aus Zink, Kupfer und Zitronensäure – mit Erfolg. Die Symptome der Krankheit können durch die Anwendung zurückgehen und der Olivenbaum mit dem Bakterium leben, ohne ganz abzusterben. Doch die Methode ist teuer und umstritten.Xylella ist auf dem Vormarsch und an der Frage der geeigneten Gegenmaßnahmen scheiden sich die Geister. Ist es die Pflanzung neuer, angeblich resistenter Sorten oder sind es nachhaltige, noch wenig erprobte Heilungsmethoden? So oder so ist es ein Wettlauf gegen die Zeit – eine der schönsten Kulturlandschaften Europas droht zu verschwinden. (Text: arte)
Épisode 53 - Retter in der Klimanot? Wenn Stroh zum Baustoff wird
16 novembre 2020
Gewohnheiten zu durchbrechen, ist nicht einfach. Das wissen auch die Benediktiner-Mönche aus Plankstetten, dem „grünen Kloster“ in der Oberpfalz. Frater Richard ist der Öko-Landwirt des klostereigenen Gutes. Er und sein Bruder, Frater Andreas, sind beide im Dorf unterhalb des Klosters aufgewachsen. Beide Mönche sind beseelt von der Idee eines schöpfungsnahen, nachhaltigen Umgangs mit Ressourcen. Ihr bislang größter Coup: der seit gut einem Jahr entstehende Neubau just hinter dem denkmalgeschützten Klostergemäuer. Das größte Stroh-Holz-Haus Süddeutschlands entsteht hier, unterstützt von dem Interreg-Projekt UP STRAW der Europäischen Union. Die Baubranche sucht nach neuen Antworten auf die Klimakrise. Sie trägt einen entscheidenden Anteil am Ressourcen- und Energieverbrauch bei. Das Naturmaterial bindet schon beim Wachsen Kohlenstoff. Nach der Ernte kann es mit minimaler Energie zum Baustoff umgewandelt werden. Und kann – ohne chemische Brandschutzmittel – hohe Brandschutzanforderungen erfüllen. Das alles wissen die Strohpioniere vom Kloster Plankstetten. Doch eine Herausforderung jagt die nächste, denn der dreistöckige Bau ist komplex und vieles ist neu. Wird das Wetter halten? Wie kommen die gigantischen vorgefertigten Stroh-Holzwände zur Baustelle? Stroh: ein bestechend einfacher, sinnlicher Baustoff! Doch hat er das Zeug, ein Bau- und Dämmstoff der Zukunft zu werden? (Text: arte)
Épisode 54 - Militant und rechtsextrem – Der III. Weg und die Neonazi-Szene
17 novembre 2020
„Ich denke, das System, was wir aktuell vorfinden, ist nicht reformierbar, es muss komplett neu geordnet werden“, sagt Julian Bender. Der 28-jährige Angestellte ist der sogenannte Gebietsleiter West der neonazistischen Organisation „Der III. Weg“. Kaum eine Gruppe am rechten Rand agitiert so offen gegen die Demokratie. Viele ihrer Mitglieder entstammen dem gewaltbereiten Spektrum, warnen die Verfassungsschutzbehörden. Heute gehören der Gruppe knapp 600 Mitglieder in 20 Stützpunkten an. „Re:“ hat die Gruppe ein Vierteljahr lang begleitet. Die Reportage „Militant und rechtsextrem – Der III. Weg und die Neonazi-Szene“ zeigt, wie die Rechtsextremisten in neue Gebiete expandieren und Mitglieder anwerben. Im Mittelpunkt steht dabei ein breites Sozialprogramm nur für Deutsche: Hausaufgabenbetreuung, Kleidung für Bedürftige und ein Frauenfrühstück bietet die Gruppe zum Beispiel in Plauen. Tony Gentsch ist der Sektionsleiter vor Ort, ein ehemaliger Skinhead, der heute an der Essenstafel für Sozialschwache mithilft. Für Gentsch gehört die soziale Arbeit zum politischen Kampf: „Gemeinschaft schreiben wir ganz groß.“ Immer wieder werden auf Veranstaltungen ganz offen nationalsozialistische Parolen verbreitet. Auf dem Tag des Heimatschutzes in Olpe ruft eine Rednerin des III. Weges ins Publikum: „Im politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Bereich muss die Losung heißen: Gemeinnutz geht vor Eigennutz. Vom Ich zum Wir.“ Politische Tabus brechen, Freiräume für völkisches Denken erobern – das scheint die Strategie, verpackt in einer sozialen Fassade. (Text: arte)
Épisode 55 - Die Robin Hoods von Marseille – Hilfe für die Armen
19 novembre 2020
Der Norden Marseilles ist seit Jahrzehnten berühmt und berüchtigt für seine Sozialbauviertel, die vom Drogenhandel und von Armut geprägt sind. Eine außergewöhnliche Hilfsaktion sorgt nun weltweit für positive Schlagzeilen aus diesem Bezirk: Seit der Corona-Pandemie verteilen zwei Bewohner in einer ehemaligen Fast-Food-Filiale Essenspakete für mittellose Marseiller. Die dabei entstandene Solidarität und Hilfsbereitschaft nutzen sie, um in den langen Sommerferien die Familien mit Ferienaktivitäten auf andere Gedanken zu bringen. Die Reportage begleitet Salim Grabsi und Kamel Guémari bei ihrem unermüdlichen Einsatz für die Ärmsten der Hafenstadt. Mit der Unterstützung zahlreicher Vereine organisieren sie Essenspakete, Ausflüge und Wassersportaktivitäten für die Kinder und Eltern und haben immer ein offenes Ohr für deren Sorgen und Nöte. Ihr Ziel: den Familien langfristig zur Seite zu stehen. (Text: arte)
Épisode 56 - Verkäuferin mit Herz – Ein rollender Dorfladen in der lettischen Provinz
20 novembre 2020
Sechs Tage die Woche klappert die 67-jährige Leokadija Lescika mit ihrem Fahrer, Andris Klesa, mehr als hundert Verkaufsstellen ab. In den kleinen Dörfern und den vielen Einzelgehöften wird der rollende Tante Emma Laden schon sehnlichst erwartet. Das nächste Geschäft ist oft 20 Kilometer entfernt. Ohne Pkw bedeutet der Einkauf eine beschwerliche Tagesreise mit Bus oder Bahn. Für ihre Kunden ist so die wöchentliche Visite des klapprigen Verkaufsbusses ein „Gottesgeschenk“. Gerne erfüllt Leokadija kleine Sonderwünsche und wenn die schmale Rente am Ende des Monats nicht mal mehr für das Brot reicht, gewährt sie auch Kredit. Die Region ist durch Überalterung, Abwanderung und fehlende Arbeitsplätze geprägt.Jeden Tag beten Leokadija Lescika und ihr Fahrer, dass ihr rollender Laden weiter durchhält. Trotz der harten Arbeit reichen die Einnahmen nicht, um eine größere Reparatur des Verkaufswagens zu bezahlen, von einem neuen Fahrzeug ganz zu schweigen. „Re:“ hat Leokadija Lescika und Andris Klesa auf ihren Touren durch die lettische Provinz begleitet, ist bei StammkundInnen zu Gast und lernt die landschaftlich wunderschöne Region, inmitten des Nationalparks Gauja, kennen. (Text: arte)
Épisode 57 - Frauenmorde in der Türkei – Aufstand gegen die Gewalt
23 novembre 2020
Der grausame Mord an einer Studentin in der küstennahen Provinz Muğla löste im vergangenen Sommer landesweite Demonstrationen aus. Die 27-Jährige Pinar Gültekin wurde geschlagen, erwürgt und verbrannt. Täter ist ihr Ex-Freund. Die Eltern des Opfers, Kurden aus dem ostanatolischen Bitlis, sind fassungslos. Vater Siddik: „Da kommt ein Mensch und ruiniert unser ganzes Leben, zerstört die Familie. Ich verstehe das einfach nicht.“ Vielen Männern aus konservativ-religiös geprägten Gesellschaftsschichten passt es nicht, wenn sich ihre Frauen emanzipieren und nach mehr Freiheit streben. Nach Polizeiangaben begründen Männer ihre Taten mit Gründen wie „hat sich die Haare rot gefärbt“ oder „hat die Wäsche nicht gewaschen“. Figan Erozan aus Bodrum engagiert sich seit 30 Jahren für die Rechte der Frauen in der Türkei. Ihr Verein hat einen Notruf, der mittlerweile landesweit bekannt ist. Frauen aus der ganzen Türkei melden sich, wenn sie sich bedroht fühlen. Figan organisiert nicht nur praktische Hilfe, sondern vermittelt auch juristischen Beistand. Für die Frauenrechtlerinnen ist es unverständlich, dass die Regierung jetzt die sogenannte „Istanbul-Konvention“ zum Schutz vor Gewalt gegen Frauen in Frage stellt. Figan Erozan: „Häusliche Gewalt ist dann wieder Familienangelegenheit und wird vertuscht. Dagegen lehnen wir uns auf! „ (Text: arte)
Épisode 58 - Winzer ohne Weingut – Landwirtschaft zum Mitmachen
24 novembre 2020
Wer seinen Konsum nachhaltig gestalten möchte, hat es nicht leicht. Da klingt das Versprechen von Jan-Philipp Bleeke fast zu schön, um wahr zu sein: Wein trinken und damit die Welt verbessern? Der junge Winzer von der Mosel betreibt bio-dynamischen Weinbau, möchte fair produzieren und trotzdem einen Wein herstellen, den sich jeder leisten kann. Seine solidarische Weinwirtschaft bezieht die Konsumenten in den Produktionsprozess mit ein. „Re:“ begleitet die Mitglieder der ersten solidarischen Weinwirtschaft Deutschlands in ihrem ersten Jahr und fragt, ob so ein Modell funktionieren kann. (Text: arte)
Épisode 59 - Ultrarechts im Stadion – Bulgariens Fußballfans
25 novembre 2020
Sie sind männlich, rechts und demonstrieren schon vor dem Spiel ihre Stärke. Die „Lauta Army“ von Lokomotiw Plowdiw ist eine der härtesten Ultra-Gruppen Europas. Hier organisieren sich etwa 80 Hooligans mit rechter Gesinnung und Vaterlandsliebe für Verein und Nation. Die Reportage begleitet Petar, den Chef der Gruppe, vom Treffpunkt der Ultras bis zum Stadtderby und zeigt das Leben eines Hooligans. Ultras dominieren bei einigen Spielen in Bulgarien das Stadionbild und haben enormen Einfluss auf den nationalen Fußball und auf das Image des bulgarischen Fußballs insgesamt. Im Mittelpunkt der internationalen Berichterstattung stand bisher das Länderspiel Bulgarien gegen England Ende 2019, bei dem bulgarische Fans englische Spieler mit rassistischen Rufen und Affenlauten bedachten sowie Hitlergrüße zeigten. Auch Wasil ist Ultra. Seine Mannschaft ist Lewski Sofia. Und auch hier gibt es viele rechte Fans. Doch Wasil versucht seinen Verein ohne rechte Symbolik und Gewaltbereitschaft zu unterstützen. (Text: arte)
Épisode 60 - Der weiße Tod in Europa – Die Rückkehr der Tuberkulose
26 novembre 2020
Seit fast zwei Jahren lebt Jewgeni, abgeschottet von der Außenwelt, in einem Zimmer in der Lungenfachklinik in Borstel bei Hamburg. Neun Stunden am Tag tropfen Medikamente in seinen Körper. Doch er ist zufrieden mit seinem Schicksal. Jewgeni kommt aus der Ukraine, mit 22 erkrankte er an Tuberkulose. Nach zehn Jahren erfolgloser Behandlung in seinem Heimatland gab es für ihn nur noch eine Möglichkeit, um nicht zu sterben. Er machte sich auf – nach Deutschland. Seine abenteuerliche Reise brachte ihn am Ende nach Borstel – ins Leibnitz Lungenzentrum zu Professor Christoph Lange. Nun hofft er, dass er bald nach Hause kann, zu seiner Frau Oxana, die in der ukrainischen Stadt Charkiw lebt. Für Lena gibt es kaum noch Hoffnung – auch sie lebt in Charkiw. Sie ist 32 Jahre alt und wird wahrscheinlich bald sterben – es gibt keine Medikamente für sie. Tuberkulose auch als Schwindsucht oder Weißer Tod bekannt, gilt seit Mitte des 20. Jahrhunderts in Westeuropa als besiegt. In Deutschland gibt es lediglich fünf Fälle pro 100.000 Einwohner. Aber für Professor Lange in Borstel sieht die Situation anders aus: „Die Anzahl der absoluten Tuberkulosefälle weltweit war noch nie so hoch.“ In Osteuropa – in Russland, Belarus, der Republik Moldau und der Ukraine – gibt es sehr viele Erkrankungen. Und vor allem erkranken viele, so auch Jewgeni, an einer Form der Tuberkulose, deren Erreger gegen die meisten Antibiotika resistent sind. Die Behandlung solcher Fälle dauert ungleich länger und kostet viel Geld. In den westlichen Ländern ist das kein Problem, in Osteuropa schon. (Text: arte)
Épisode 61 - Auf die harte Tour – Drogenentzug auf dem Bauernhof
30 novembre 2020
Der Wunsch ein drogenfreies Leben zu führen, eint alle 130 Bewohner des Hofes Fleckenbühl. Die Selbsthilfeeinrichtung arbeitet ohne Ärzte und Therapeuten. Sie wird geführt von ehemaligen Drogensüchtigen, die wissen, dass Süchtige „jede Lücke im System suchen“. Es herrschen strenge Regeln keinerlei Suchtmittel, nicht einmal Nikotin ist erlaubt. Henry, 20, ist neu auf dem Hof und denkt immer wieder daran seinen Aufenthalt hier abzubrechen. Immer noch sehnt er sich nach dem Rausch, dazu fällt es ihm schwer sich in der Hierarchie des Hofs zurecht zu finden. Dabei werden die Neuen von den Alten unterstützt und mit Hilfsarbeiten versorgt, die sie von der Sucht ablenken sollen. Amrei, 77, lebt schon seit 20 Jahren in Fleckenbühl und genießt als langjährige Bewohnerin viele Vorteile. Die ehemalige Alkoholikerin braucht den Hof nicht mehr um nüchtern zu bleiben, liebt aber die Gemeinschaft. Für die meisten Süchtigen bleibt die Sucht ein lebenslanges Thema. Führt der Fleckenbühler Weg hinaus? (Text: arte)
Épisode 62 - Sex als Kulturkampf – Polen streitet um die Sexualmoral
1 décembre 2020
Verpflichtende Sexualkunde existiert im konservativen Polen nicht. An den Schulen wird nur das Wahlfach „Vorbereitung auf das Familienleben“ angeboten, dass von den erzkonservativen Ansichten der Kirche geprägt ist. Noch haben Schulen die Möglichkeit sich mit Hilfe von Vereinen und NGO’s liberale Aufklärungsworkshops von außen heranzuholen. In der Praxis findet das allerdings nur in einigen wenigen Großstädten statt. Wenn es nach der nationalkonservativen Regierungspartei PiS geht, soll es diese Möglichkeit bald nicht mehr geben. Ein neuer Gesetzesentwurf will Aufklärung für Minderjährige defacto unter Strafe stellen, mit bis zu drei Jahren Gefängnis. Initiiert wurde das Vorhaben von dem homo- und transfeindlichen Bündnis „Stop Pedofilii“, dass sich den vermeintlichen „Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt durch LGBTQ-Aktivisten“ auf die Fahnen geschrieben hat. Ihr homophob motivierter Kreuzzug gegen sexuelle Aufklärung wird von der Regierung unterstützt und fällt in eine Zeit, in der das gesellschaftliche Klima für nicht heteronormative Menschen in Polen immer gefährlicher wird. Mittlerweile haben sich knapp 80 Gemeinden und Landkreise zu sogernannten „LGBT-freien Zonen“ erklärt. Wie leben die Betroffenen in einem solchen Klima? Re: begleitet junge Polinnen bei ihrem Kampf für eine progressive Sexualaufklärung und für ein offenes Polen. (Text: arte)
Épisode 63 - Gott schütze uns vor Corona! – Rumäniens Umgang mit dem Virus
3 décembre 2020
„Das Virus ist eine Strafe Gottes, wir hätten unseren Glauben entschiedener ausüben sollen“, ist Vasile überzeugt. Wie der Großteil der Bevölkerung Rumäniens bekennt auch er sich zur rumänisch-orthodoxen Kirche. Der Siebzigjährige ist tief gläubig und froh, dass die Kirchen und Klöster nach dem Lockdown wieder geöffnet haben. Gottesdienste mit Hunderten von Gläubigen, die dicht gedrängt stehen, finden wieder wie eh und je statt. Auch das Ritual des Priesterhandkusses und der Eucharistie, das bei den orthodoxen Christen mit einem Löffel durchgeführt wird, bleibt Bestandteil der Liturgie. Riskant, findet Fernsehjournalistin Carla Tanasie, denn das Potential zur Weiterverbreitung des Virus sei hoch: „Der größte Infektionsherd unseres Landes ist durch eine religiöse Feier entstanden“, erklärt die 36-Jährige. Sie beklagt, dass viele ihrer Landsleute die Maßnahmen gegen das Virus nicht ernst genug nehmen. So wie Maria. Die Rentnerin organisiert regelmäßig Wallfahrten für ihr Dorf und ist überzeugt, dass ihr Glaube sie vor dem Virus schütze: „Wo Gott ist, gibt es keine Krankheit. Wir gehen ständig in die Kirche und machen Wallfahrten – ohne Maske – und keiner von uns ist je krank geworden.“ Um ein breites Umdenken in der rumänischen Bevölkerung zu erreichen, hat Carla Tanasie eine neue Reportagereihe gestartet, in der sie regelmäßig die Auswirkungen des Virus auf den Corona-Intensivstationen des Landes dokumentiert. Rumänien hat mit der „zweiten Welle“ des Virus hart zu kämpfen. Carlas Sorge, dass das ohnehin marode Gesundheitssystem Rumäniens zusammenbrechen könnte, ist groß. (Text: arte)
Épisode 64 - Fair spielen – Nachhaltigkeit im Kinderzimmer
4 décembre 2020
Weihnachten steht vor der Tür, Kinder freuen sich. Jahresende ist für die Spielzeugindustrie die wichtigste Zeit, mit einem Umsatz von 7,5 Milliarden Euro – allein in Deutschland. Ein Großteil des Spielzeugs ist aber als Wegwerfware konzipiert: Spielzeugautos, die sich nicht reparieren lassen. Puppen, für die es keine Anziehsachen nachzukaufen gibt. Das Thema Nachhaltigkeit spielt beim Spielzeug kaum eine Rolle, ebenso wie die Diversität. Noch immer sind Mädchensachen rosa, und die meisten Figuren spiegeln die Lebenswirklichkeit einer modernen Gesellschaft nicht wider. Claire Tournefier aus Paris gehört zu den Pionieren einer Bewegung, die den Umgang mit Spielzeug erneuern will. Ihr Verein Rejoué – übersetzt heißt das, „wieder damit spielen“ -, sammelt in großem Maße altes oder ausrangiertes Spielzeug. In eigenen Werkstätten wird es aufbereitet. Die erneuerten Autos, Puppen und Teddys sorgen dann in Kindergärten oder bei sozial benachteiligten Familien für strahlende Kinderaugen. Hans-Joachim Simon ist eigentlich Informatiker. Aber von seinen Kindern hörte der Familienvater aus Bonn nach besonders wilden Spiel-Sessions immer: „Papa, mach das mal ganz!“ Deshalb gründete er einen Verein, der Spielzeuge repariert – auch wenn es rein wirtschaftlich oft kaum Sinn ergibt. In seinem Keller in Bonn repariert er seit 2012 nicht nur die Spielzeuge seiner Kinder, sondern arbeitet auch Aufträge ab, die über seine Website hereinkommen. Mittlerweile ist er in ganz Deutschland vernetzt. Nachhaltiges Spielzeug ist vor allem eine Frage der Herstellung. Die Firma Gollnest & Kiesel (goki) aus der Nähe von Hamburg versucht seit Gründung, den Nachhaltigkeitsgedanken in allen Aspekten der Produktion einfließen zu lassen. Das beginnt beim Rohmaterial: goki pflanzt regelmäßig Wälder nach. Das Holz wird in klimaneutralen Werken verarbeitet, die Farben sind umweltschonend, und die Konstruktion ist auf Langlebigkeit ausgelegt. Eines der wichtigsten Umweltthemen ist der Versand von Spielzeugen
Épisode 65 - Der Helfer von Bihac: Zivilcourage in Bosnien
7 décembre 2020
Damals, 1992, schlug eine Rakete unmittelbar neben ihm ein und verletzte ihn so schwer, dass sein Bein nicht mehr zu retten war. Zlatans Heimatstadt Bihac im Nordwesten Bosniens wurde damals im Jugoslawien-Krieg bombardiert. Zlatan war das erste zivile Opfer der Stadt.Heute ist Bihac Brennpunkt der europäischen Flüchtlingskrise. Nur wenige Kilometer von Kroatien – und damit der Außengrenze der Europäischen Union – entfernt, stecken hier tausende Menschen aus Pakistan, Afghanistan oder afrikanischen Staaten fest. Viele von denen, die es über die Grenze schaffen, werden von der kroatischen Grenzpolizei verprügelt, misshandelt und zurück nach Bosnien getrieben. Dass diese „Push-backs“ völkerrechtswidrig sind, scheine in der EU niemanden zu interessieren, kritisieren Menschenrechtler.Zlatan ist heute einer der wenigen Menschen in der Region, die bereit sind zu helfen. Als Kopf der kleinen Hilfsorganisation „SOS Bihać“ ist er Tag und Nacht beschäftigt. Sieben Tage die Woche, wenn es sein muss bis zu 24 Stunden am Tag. Von seiner Behinderung lässt er sich dabei nicht abhalten. „Die Tatsache, dass ich nur noch ein Bein habe, hat mich stark gemacht.“Seitdem die Migranten da sind, brodelt es in der lokalen Bevölkerung. Viele Leute in Bosnien sind arbeitslos und arm. Helfer wie Zlatan werden angefeindet von denen, die der Meinung sind, dass Migranten in der Stadt nichts zu suchen haben. Zlatans Strategie: Nicht nur die Fremden unterstützen, sondern auch andere Bedürftige in Bihac. „Ich will, dass in meiner Stadt die Menschlichkeit siegt.“ (Text: arte)
Épisode 66 - Albaniens Platz an der Sonne – Ein Solarunternehmen startet durch
9 décembre 2020
Philipp und Bruno sitzen im Auto, es ist früher Morgen. Die beiden Freunde sind auf dem Weg von Tirana in die albanische Provinzstadt Korca im Südosten des Landes. Es wird ein aufregender Tag. Ein Kunde in Korca hat eine Solaranlage für sein Dach bestellt. Doch in Albanien warten auf jedem Dach neue Überraschungen. Der Eigentümer hat sein Haus diverse Male aus- und umgebaut, eine komplexe Dachstruktur ist entstanden. Da heißt es improvisieren. Montageelemente fehlen, der Kran ist auch nicht gekommen – die Bauarbeiter sind vor Ort, aber können nicht mit der Arbeit beginnen. Während viele junge Albaner das Land verlassen, um anderswo ihr Glück zu finden, sind die beiden Jungunternehmer den umgekehrten Weg gegangen. Philipp ist Deutscher, Bruno Albaner – sie haben sich in Deutschland bei ihrem Elektrotechnik-Studium kennengelernt. Letztes Jahr gründeten sie ihre Firma Vegasolar, ein Startup-Unternehmen in Albanien, das inzwischen mit 10 festen und bis zu 20 Leiharbeitern das Land mit Solaranlagen versorgt. Und es scheint, dass Albanien auf die beiden jungen Ingenieure sehnsüchtig gewartet hat: Denn Albanien hat nicht nur 300 Sonnenstunden im Jahr, sondern möchte als EU-Anwärter auch die Versorgung mit erneuerbaren Energien ausbauen. Erst vor kurzem wurden in Albanien die gesetzlichen Voraussetzungen für die Installation von Solaranlagen und die Einspeisung von Strom in die öffentlichen Netze geschaffen, auch dank der Expertise von Bruno und Philipp. (Text: arte)
Épisode 67 - Pferdesport am Limit – Distanzreiten in Europa
10 décembre 2020
Monatelang hat sich Julia Montagne auf das Rennen von Florac vorbereitet. Den 160-Kilometer-Ritt bestreitet sie zum ersten Mal. Die 28-jährige Französin und ihr Partner Robert Diez Noguera haben dazu das beste Pferd in ihrem Stall ausgewählt, die Araber-Stute Batanga. Das Rennen in Südfrankreich gilt als eines der technisch anspruchsvollsten. Um das Wohlergehen der Pferde zu gewährleisten, ist Tierarzt Antoine Séguin während des Rennens rund um die Uhr im Einsatz. Séguin gehört zu den offiziellen Tierärzten der FEI, dem Weltpferdesportverband. Ärzte wie er untersuchen die Pferde vor, während und nach dem Rennen auf Herz und Nieren. Wenn ein Pferd lahmt oder dehydriert ist, wird es aus dem Wettkampf genommen. Séguins Rolle wird zunehmend wichtiger: In der Vergangenheit hatte der Sport häufiger mit Vorwürfen der Tierquälerei und mit Manipulationen zu kämpfen. Immer wieder starben erschöpfte Pferde. Lässt sich das Distanzreiten gesund und sicher praktizieren? Reiter wie der deutsche Meister Bernhard Dornsiepen sind davon überzeugt. „Ich als Reiter habe die Verantwortung für das Tier. Ich muss dem Pferd nach dem Ritt mit reinem Gewissen in die Augen schauen können und sagen: Das haben wir gemeinsam geschafft!“ Auch Dornsiepen will in Florac antreten. Doch die Corona-Pandemie in Frankreich macht eine Teilnahme ungewiss. Nicht nur das: Auch das Wetter sorgt für zusätzliche Turbulenzen. (Text: arte)
Épisode 68 - Neues Leben im Kloster – Zwischen Abschied und Aufbruch
11 décembre 2020
Nicht nur in den Kirchen wird es leerer, auch in Deutschlands Klöstern macht sich Einsamkeit breit. Gab es 1960 noch etwa 110.000 Nonnen und Mönche, sind es heute weniger als 18.000 Ordensmitglieder. Die Franziskaner in Rheda-Wiedenbrück gehören zu Gottes letzten Dienern. Sie sind nur noch zu dritt und zwei der Brüder sind jenseits der 80. Jetzt müssen sie ihre Sachen packen. Die Entscheidung, den Standort aufzugeben, ist für den Orden eine schmerzliche Zäsur. Doch eine Alternative gibt es nicht. „Wir haben seit mehreren Jahren keinen Nachwuchs“, sagt Bruder Korbinian Klinger.Die Orden in Deutschland haben ein Nachwuchsproblem. Die meisten Nonnen und Mönche sind längst im Rentenalter. Da ist es fast schon ein Wunder, wenn sich eine 24-Jährige für ein Leben in Stille und Einkehr entscheidet. Nach 27 Jahren ist Annika Zöll die erste Novizin bei den „Franziskanerinnen von der ewigen Anbetung zu Olpe.“ Ein Leben als Ordensschwester bedeutet für für die junge Frau viel mehr als Verzicht, sie will neue Impulse setzen: „Ich bin nicht ins Kloster gegangen, um den ganzen Tag zu schweigen, sondern um Gemeinschaft zu leben – im hier und heute!“Im Kloster Arenberg bei Koblenz liegt das Durchschnittsalter der Dominikanerinnen bei 81 Jahren. Doch der Alltag ist nicht von Abschied und Wehmut geprägt. Denn auch wenn der Nachwuchs fehlt, die weltliche Faszination für das Klosterleben nimmt zu. Das haben auch die Schwestern gespürt und sich für einen mutigen Neuanfang entschieden. Mit einem Vitalzentrum hat sich das Kloster als spirituelle Wellness-Oase neu erfunden. Schwester Christina dient hier nicht nur Gott, sondern auch der Entspannung der Klostergäste. Als Masseurin legt sie jeden Tag für ein paar Stunden ihr Ordenskleid ab. Für sie ist das keine Verwandlung, sondern nur eine andere Form der Berufung. (Text: arte)
Épisode 69 - Konflikt unterm Kreuz – Reformdruck in der katholischen Kirche
14 décembre 2020
Tonke Dennebaum packt unbequeme Themen an: der 46-jährige Regens im Bistum Mainz bildet Priester aus. Er findet, dass die Kirche glaubwürdiges Personal im Umgang mit Schutzbefohlenen braucht. Bewerber für das Priesteramt prüft er gemeinsam mit Sexualtherapeuten auf Herz und Nieren. Das stößt in Teilen der katholischen Kirche auf Widerstand. Ebenso wie die Bewegung Maria 2.0, die mehr Gleichberechtigung für Frauen fordert: Zu katholischer Tradition gehört es, dass Frauen hinter den Kulissen einfache Dienste verrichten dürfen, während ausschließlich Männer Päpste, Kardinale, Bischöfe oder Diakone sind. Aber die weibliche Geduld hat nun ein Ende. Regina Ladewig, eine 44-jährige Religionslehrerin, ist eine der lautesten Aktivistinnen. Seit ihrer Jugend fühlt sie sich zur Priesterin berufen und ließ sich von der internationalen Bewegung der römisch-katholischen Priesterinnen zur Diakonin weihen. Ein Kirchengericht in Rom verhandelte lange über ihre Exkommunikation. Doch Ladewig darf Mitglied bleiben und auch wieder Religion unterrichten. Aber werden die Proteste der „Marias 2.0.“ überhaupt ernst genommen? Eine andere Sicht auf Kirche hat Schwester Sophia: Sie ist 29 Jahre, postet regelmäßig auf ihrem Instagram-Account und ist Novizin im Franziskanerinnen-Orden. Die „Braut Jesu“ sieht sich selbst als Feministin – wie geht das zusammen? (Text: arte)
Épisode 70 - Charlie Hebdo im Visier – Terror gegen Satire in Frankreich
15 décembre 2020
Könnten wir es uns im Namen des Humors erlauben, die Muslime in Frankreich und in der ganzen Welt zu schockieren? Oder ist es gerade im Gegenteil notwendig, weiterhin über alles zu lachen, auch über Mohammed und den Papst? In Paris drangen vor 5 Jahren die Brüder Kouachi in die Räumlichkeiten der Zeitung Charlie Hebdo ein und ermordeten im Namen Allahs die Karikaturisten Cabu, Charb, Honoré, Tignous und Wolinski sowie sechs ihrer Kollegen, weil sie es gewagt hatten, den Propheten Mohammed zu karikieren.Einige Tage später ging Frankreich, schockiert von der Gewalt der Anschläge auf die Straße, um für die Meinungsfreiheit zu demonstrieren, ausländische Staats- und Regierungschefs schlossen sich der Pariser Prozession an. Dann kamen die ersten Meinungsverschiedenheiten: Nein, nicht jeder war „Charlie“. Fünf Jahre später begann der Prozess. Ein politischer Prozess, der auch die französische Gesellschaft unter die Lupe nimmt. Sind wir immer noch „Charlie“? (Text: arte)
Épisode 71 - Venedig nach Corona – Zurück zum Massentourismus?
16 décembre 2020
Sogar die Schreie der Möwen sind weniger geworden. Es gibt seit Monaten kaum Touristen, denen sie etwas zu fressen stehlen könnten, und so haben viele Möwen Venedig verlassen. Das Ausbleiben der Besuchermassen bedeutet massive wirtschaftliche Probleme in der fast ausschließlich auf Tourismus ausgerichteten Stadt. Und doch atmen die letzten noch verbliebenen Venezianer nach dem ersten Lockdown auf. Jahrzehntelang gab es nicht nur auf der Rialtobrücke oder dem Markusplatz kaum noch ein Durchkommen, auch auf den Kanälen stauten sich die mit Besuchern besetzten Gondeln – zum Nachteil von Anwohnern, Handwerkern oder der Ambulanz-Boote.Die Venezianer hatten sich an diesen Ausnahmezustand gewöhnt – doch viele Einheimische sind nicht mehr bereit, dahin zurückzukehren und üben Widerstand. Der Rechtsanwalt Andrea Zorzi organisiert Flashmobs gegen neue touristische Bauvorhaben in einem der letzten intakten Wohnviertel, die Society-Lady und Umweltaktivistin Jane da Mosto macht gegen die Rückkehr der Kreuzfahrtschiffe mobil.“Radikal Chic“ nennt der Hafenarbeiter Silvestro Ravagnan das Engagement gegen die Tourismusindustrie in weiten Kreisen der Bevölkerung. Er selbst ist arbeitslos seit die Kreuzfahrtschiffe wegen Corona ausbleiben.Doch mit einem „Weiter wie bisher“ ist Venedig auf dem Weg, „zu einer Kopie seiner selbst zu werden,“ sagt die Künstlerin Sara Tirelli. Sie zeigt ihr Venedig, in dem gerade die Weichen für die Zukunft gestellt werden – denn, so sagt sie, „Venedig soll wieder eine lebenswerte Stadt und kein touristischer Vergnügungspark sein.“ (Text: arte)
Épisode 72 - Unser Haus! – Kölner Obdachlose helfen sich selbst
17 décembre 2020
Denn die Stadt hat ein Problem: knapp 6.200 Menschen leben hier auf der Straße. Europaweit steigt die Zahl der Obdachlosen dramatisch an: Zuletzt wurde sie auf 700.000 geschätzt – das ist ein Anstieg von 70 Prozent innerhalb der letzten zehn Jahre.André kennt das Leben ohne Dach über dem Kopf – neun Jahren hat auf der Straße gelebt, dann nahm er die Sache selbst in die Hand und besetzte ein leerstehendes Bürogebäude auf dem Kölner Großmarkt. Seine Idee: hier sollen Obdachlose und auch polnische Wanderarbeiter selbstverwaltet wohnen und arbeiten. So finden auch Thorsten und Ryszard ihren Weg ins OMZ das steht für „Obdachlose mit Zukunft“. Endlich ein Dach über dem Kopf, eine Tür, die man abschließen kann. Thorsten findet hier Halt, entdeckt sogar seine künstlerische Ader und beginnt zu malen. Ryszard hat wieder eine Familie, die polnische Community im Haus. Für die Stadtverwaltung ist die Besetzung Rechtsbruch, mehrere Male schon soll das Haus geräumt werden. Pfarrer Hans Mörtter dagegen sieht das OMZ als Pilotprojekt für andere Städte: Auf der Straße gilt das Recht des Stärkeren, im Haus müssen die Bewohner lernen, Konflikte mit Worten zu lösen. Schaffen sie es, ihren Traum vom selbstverwalteten Wohnen dauerhaft zu leben? (Text: arte)
Épisode 73 - Advent ohne Lichterglanz – Vorweihnachtszeit in der Pandemie
18 décembre 2020
Marc Roschmann aus Göppingen, Vorsitzender des Stuttgarter Schaustellerverbandes, stammt aus einer Schaustellerdynastie und führt die Geschäfte der Familie in vierter Generation. Der Familienvater macht ein Drittel des Jahresumsatzes mit dem Weihnachtsgeschäft. Aber dort, wo normalerweise die Lichter seines Süßigkeitenstands auf dem Weihnachtsmarkt leuchten, steht heute das Corona-Testzentrum. Der 39-Jährige kann sich selbst und die Kollegen nur mit der sogenannten Insellösung trösten: Das bedeutet, vereinzelte Stände über die Innenstadt verteilt. Eine Alternative, die in den meisten Großstädten Deutschlands greift. Anders in der Schweiz. In Bülach bei Zürich brennen nicht nur die Kerzen, sondern auch die Platte unter dem Glühweintopf. Dahinter steht Lars Gräf, der sich mit der Absage des Weihnachtsmarktes im Ort nicht abfinden wollte und nun kurzum selbst das „Weihnachtsdorf“ aus privater Initiative heraus organisiert. Das Hygienekonzept steht – Schlendern, Bratwurst und Alkohol sind hier am 2. und 3. Adventswochenende trotzdem erlaubt. Hält es dem Besucheraufkommen und den Erwartungen stand? Der offizielle Weihnachtsmarkt von Bülach lockte in den vergangenen Jahren bis zu 60.000 Besucher an einem Wochenende an. Auch Patrick Schultze, Busunternehmer aus Görlitz, hat eine Alternative für den Ausfall des Weihnachtsgeschäftes auf die Beine gestellt. Die Hälfte seiner Flotte steht still, denn es gibt keine Weihnachtsmarkttouristen mehr, die er nach Polen, Dresden und Königstein fahren kann. Der 36-jährige fährt in der Adventszeit ein selbst gebautes Glühweintaxi. (Text: arte)
Épisode 74 - Brennpunkt Covid-Station – Wie gefährlich ist die zweite Welle?
21 décembre 2020
Oberärztin Maja Iversen dirigiert den Ausnahmezustand auf einer Covid-Intensivstation in Hamburg. Tag für Tag wächst die Zahl der Infizierten in der Klinik, gleichzeitig müssen auch die anderen Schwerkranken versorgt werden. Sie ist besorgt: Es gibt zwar noch einige freie Betten, aber es fehlt an Personal. Drei Stockwerke höher auf der Isolierstation versuchen Ärzte und Pfleger die wachsende Zahl an Patienten so gut zu behandeln, dass sie erst gar nicht auf die Intensivstation kommen. Die Ärzte wissen mehr über die Krankheit als in der ersten Welle, doch das Virus bleibt unberechenbar. (Text: arte)
Épisode 75 - Corona-Test für alle? – Ärzte und Labore am Limit
22 décembre 2020
Die Arztpraxen sind überlastet, die Labore kommen mit der Analyse nicht mehr hinterher, Reagenzien werden knapp. Könnte die Freigabe des unkomplizierten Antigen-Schnelltests, die manche Ärzte fordern, die Lösung sein? Bisher sind die, wegen ihrer Fehleranfälligkeit, nicht für den Hausgebrauch vorgesehen. Die offizielle Teststrategie setzt stattdessen auf die verlässlicheren PCR-Tests, die im Labor ausgewertet werden. Während die Debatte über den richtigen Weg immer schärfer wird und Hunderttausende gesunde Schüler und Berufstätige die Wartezeit in Quarantäne verbringen, werden mit Hochdruck überall neue Impfzentren hochgezogen. Spätestens im Januar will man beginnen, die Bevölkerung zu immunisieren. Doch die aktuellen Probleme sind dadurch noch lange nicht gelöst. Der Film führt hinter die Kulissen der Test-Debatte. Nach Ingelheim ins Bioscientia-Labor, wo die erschöpfte Mannschaft buchstäblich rund um die Uhr arbeitet. Zur engagierten Haus- und Notärztin Lisa Federle, die in Tübingen auf eigene Faust die Alten und Pflegebedürftigen schützt und zum Berliner Chef-Koordinator Albrecht Broemme, der in nur zwei Wochen sechs Impfzentren aufbauen soll. (Text: arte)
Épisode 76 - Klinik in den Anden – Europäer helfen in Peru
23 décembre 2020
Die Geschichte des Missionskrankenhauses „Diospi Suyana“ klingt unglaublich. Inmitten der Anden, unweit der legendären Inkastätte Machu Picchu, auf 2.650 Meter Höhe, liegt eine der modernsten Kliniken Südamerikas. Eine, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Ärmsten der Armen, die Quechua, die Nachfahren der Inka, zu versorgen. Und das nahezu unentgeltlich. Gemeinsam mit seiner Frau Martina hat Klaus John dieses ambitionierte Projekt aufgebaut. Im Oktober 2007 war es soweit. Der erste Patient konnte dort behandelt werden. In einem Krankenhaus, das mit modernsten Gerätschaften ausgestattet ist. Das haben Spenden möglich gemacht. Unermüdlich reist Klaus John immer wieder nach Europa und den USA und hält Vorträge, begeistert Menschen für das Projekt und Firmen, die gerne mit Geräten helfen. 270 Mitarbeiter arbeiten mittlerweile in dem Andenkrankenhaus, dessen wohltätige Arbeit sich im ganzen Land herumgesprochen hat. Quechua aus allen Landesteilen reisen zur Behandlung hierher, manche sind drei Tage unterwegs. Ein internationales Ärzteteam kümmert sich um sie. Alle arbeiten ohne Lohn, alle sind hier aus Überzeugung, weil sie ‚etwas richtig Sinnvolles machen wollen‘. Wer hier arbeiten will, muss sich für mindestens drei Jahre verpflichten. So wie Lukas Steffen, ein anerkannter, junger Chirurg aus der Schweiz. Verheiratet, zwei kleine Kinder, ein interessanter Arbeitsplatz in einem Spital in Basel, Karrieremöglichkeiten. Aber der tiefgläubige Arzt will mehr. „Was kann es für einen besseren Lohn geben, als Dankbarkeit!“ Inmitten der Coronapandemie hat er mit seiner Familie den schwierigen Weg nach Lateinamerika auf sich genommen. (Text: arte)
Épisode 77 - Politik statt Protest – Klimaaktivisten als Volksvertreter
29 décembre 2020
Seit über zwei Jahren demonstrieren weltweit Hunderttausende fürs Klima. Drei junge Aktivisten aus der bayerischen Stadt Kempten entschieden sich für einen Seitenwechsel: Sie kandidieren für die Kommunalwahl. Mehr als ein Jahr lang begleitet sie dieser Film: Können sie in der Politik mehr bewegen als durch Protest?Aber geht das so einfach? Über ein Jahr lang begleitet „Re:“ sie ab dem ersten Tag, wie sie versuchen, es ohne politische Erfahrung oder Unterstützung einer Partei in den Kemptener Stadtrat zu schaffen. Wie kommt man überhaupt auf eine Wahlliste? Und wie macht man Wahlkampf? Der Film begleitet sie bei ihren ersten Gehversuchen auf dem politischen Parkett. Lassen sich die anderen Parteien auf ihre Ideen ein? Und was sagen die eigenen Leute: Entfernen sie sich als Politiker immer weiter von ihrer Protestbewegung? Verraten sie mit zu viel Kompromissbereitschaft ihre Ideale? Mitten im Wahlkampf macht ihnen auch noch die Corona-Krise einen Strich durch die Rechnung: Der Stadt brechen Millionen-Einnahmen weg, die Wirtschaft ist am Boden. Schon vor Corona scheiterten Maßnahmen für mehr Klimaschutz meistens am Geld. Wie wollen sie ihre Forderungen jetzt noch umsetzen? (Text: arte)
Épisode 78 - Braunbären in Osteuropa – Geschützt, geliebt, gehasst
30 décembre 2020
Attila Jakab ist Bürgermeister im kleinen Ort Homorod in Zentralrumänien. Die Region in den Karparten ist eine der am dichtesten besiedelten Gegenden Europas – wenn es um Braunbären geht. Offiziell wird die Zahl auf 8.000 Exemplare beziffert – Tendenz steigend. Weil Attila nicht nur Bürgermeister, sondern auch Jäger ist, wird er bei Wildunfällen mit Bären regelmäßig zum Einsatz gerufen. Manchmal muss ein verletzter Bär erlöst werden, oft kann nur noch der Tod festgestellt werden. Der Lebensraum der Bären schrumpft durch massive Abholzung der Wälder, und so kommt es immer wieder zu lebensgefährlichen Begegnungen mit den Menschen. Insbesondere in Tourismusgebieten wagen sich Bären ohne Scheu bis an die Mülltonnen der Hotels heran. Auch Bauern und Schäfer leiden beträchtlich unter der Vielzahl an Braunbären. Die örtliche Berg-Polizei muss ohnmächtig zusehen, denn der Bär ist eine geschützte Art. Einen verträglicheren Umgang mit den Bären hat man in Estland gefunden. Durch eine streng regulierte Jagd wird die Population stabil gehalten. Hier leben die rund 800 Bären in den Tiefen der Wälder und am Rand von aufgegebenen menschlichen Siedlungen. Die Bären sorgen als Attraktion für sanften Tourismus sogar für den Erhalt ihres Habitats. Die beiden Biologen Triin Arsi und Bert Rähni führen kleine Gruppen zu einer Hütte, von wo aus man mit Geduld und Glück die scheuen Tiere in ihrer natürlichen Umgebung beobachten kann. (Text: arte)
Épisode 79 - Prostitution, l’exploitation de la pauvreté en Europe
4 janvier 2021
Le rêve d’une vie meilleure en Allemagne conduit un certain nombre de Roumaines directement de la pauvreté à la prostitution forcée. Or, les trafiquants ne sont généralement pas inquiétés, car la prostitution est considérée outre-Rhin comme une prestation librement consentie. Le fait est, pourtant, que 90 % de ces femmes sont contraintes de faire commerce de leur corps.
Épisode 80 - Revolution aus der Ferne – Thailändische Oppositionelle im Exil
5 janvier 2021
Maha Vajiralongkorn alias Rama X, König von Thailand, liebt Bayern, seine zweite Heimat. Sein königlicher Glanz scheint auf München, aber sein Land ist eine Militärdiktatur, und er ist ein absolutistischer Herrscher. Dutzende Regimekritiker flohen nach Europa – doch auch dort erhalten sie weiter Morddrohungen aus ihrer Heimat. Junya Yimprasert ist eine Akademikerin aus Thailand, spezialisiert auf die Geschichte der Arbeiterbewegung und seit mehr als 20 Jahren Demokratieaktivistin. Im Jahr 2010 veröffentlichte sie als Gastwissenschaftlerin in Finnland einen Essay mit dem Titel „Warum ich den König nicht mag“. Damals wusste sie, dass sie nie wieder in ihr Land zurückkehren konnte. Seitdem leitet sie die „Aktion für Demokratie in Thailand“, die öffentliche Aktionen in ganz Europa organisiert, um die Militärdiktatur und die Willkürherrschaft des Königs anzuprangern. Sie war dabei, als Exil-Thailänder gegen die Anwesenheit von König Rama X in Bayern protestierten. Mit Hilfe deutscher Künstler projizierten sie Botschaften auf die Fassade des Hotels, in dem er lebte: „Die Thailänder brauchen keinen König, der in Deutschland lebt.“ Sie ist nur eine von dutzenden Regimekritikern, die im Exil für eine Wende in ihrer Heimat in Richtung einer Demokratie kämpfen. (Text: arte)
Épisode 81 - Wege aus dem Sanierungsstau – Fitnesskur für Brücken und Straßen
6 janvier 2021
Schlaglochpisten, marode Brücken und bröckelnde Hausfassaden: Der Sanierungsstau in Europa ist riesig. Neue Ideen können helfen, ihn zu bewältigen. Die Kommunen in Deutschland sind verantwortlich für etwa 67.000 Straßenbrücken, dazu kommen nochmal tausende Fußgänger- und Fahrradbrücken. Sie instand zu halten, kostet jährlich Milliarden Euro. Nach 25 Jahren müssen zum Beispiel viele Brücken komplett ersetzt werden. Dirk Büchler aus Mecklenburg-Vorpommern will das ändern. Der Tüftler stellt eigentlich Flügel für Windkrafträder aus Karbonfasern her. Sie sind leichter und stabiler als Stahl. Und: Sie halten wesentlich länger, weil Karbon weder rostet noch ermüdet. „Karbonfasern sind ideal für den Brückenbau. Sie halten große Lasten und sind nahezu unverwüstlich“, erklärt Büchler. Auf Rügen wird jetzt eine 24 Meter lange Fahrradbrücke aus Karbon gebaut. In den Niederlanden haben Kommunen, Energieversorger und Unternehmen einen Plan entwickelt, um alte Wohngebäude zu sanieren, ohne dass die Mieten steigen. „Wenn wir es ernst meinen mit den Klimazielen, dann müssen wir sehr viele Gebäude sehr schnell sanieren“, erklärt der Bauunternehmer Jan Willem Sloof. Er fertigt Wand- und Dachmodule vor und saniert damit mehrere Reihenhäuser gleichzeitig an einem Tag. Dies erspart Bewohnern zudem, während der Bauzeit ausziehen zu müssen. Der Sanierungsstau wird immer länger. 138 Milliarden Euro müsste Deutschland in den nächsten zehn Jahren investieren, um die Straßen und Brücken in den Städten und Gemeinden zukunftsfähig zu machen. Nur mit neuen Ideen lässt sich diese Aufgabe bewältigen. (Text: arte)
Épisode 82 - Agata allein zu Haus – Alltag einer Pendler-Familie in Polen
11 janvier 2021
Morgens um halb sechs. Vier müde Kinder stehen vor der Badezimmertür und reiben ihre Augen. Die Schulbrote sind schon fertig, die Hühner gefüttert, alles im Zeitplan. Nur dass ihr 18-jähriger Sohn Kuba im Badezimmer trödelt, passt Mutter Agata nicht. „Beeile dich, du brauchst ja so lange wie ein Mädchen“, schimpft sie.Agata hat den Alltag gut im Griff. Ihr Mann Henryk ist Maurer und pendelt nach Deutschland, um dort zu arbeiten. Dann kümmert sich die 43-Jährige allein um Haus und Hof. Fünf ihrer Kinder sind schon groß und verdienen ihr eigenes Geld. Die sechs jüngsten gehen noch zur Schule.Früher wohnten sie mit elf kleinen Kindern in einer baufälligen Hütte. Heute haben sie ihr eigenes Häuschen. Der Haken: Das Glück ist sehr zerbrechlich. Obwohl sie vom Kindergeld profitieren, das die nationalkonservative PIS-Regierung einführte, reicht ihr Einkommen nicht, um Rücklagen zu bilden. Ehemann Henryk arbeitet mit Sohn Dawid in Deutschland und hangelt sich von Auftrag zu Auftrag. Findet er keinen Anschlussjob, wird er krank oder kann wegen Coronaeinschränkungen nicht arbeiten, reißt das ein riesiges Loch in die Haushaltskasse. Agatas größte Sorge: Henryk könnte krank werden oder einen Unfall haben. Dann müssten sie alles verkaufen und wieder bei Null anfangen. (Text: arte)
Épisode 83 - Nervenkrieg in der Ägäis – Eine Insel im Gaskonflikt mit der Türkei
12 janvier 2021
Kastelorizo, die östlichste griechische Insel im Mittelmeer, ist zum Symbol der Krise zwischen Griechenland und der Türkei geworden. Seit der türkische Präsident Erdoğan sein Forschungsschiff Oruç Reis in die Hoheitsgewässer des 9km² großen Eilands geschickt hat, um nach Öl und Gas zu suchen, droht der Streit in der Ägäis zu eskalieren. Die Marine beider Länder rüstet auf, und auch auf Kastelorizo wurde die Militärpräsenz deutlich verstärkt. Wird die Insel mit ihren 250 Einwohnern zum Kollateralopfer einer geopolitischen Krise? Wie leben die Menschen auf Kastelorizo mit der Bedrohung, der Angst und Unsicherheit? „Re:“ zeigt den veränderten Alltag der Inselbewohner: Während immer mehr Soldaten auf der Insel für Sicherheit sorgen sollen, ist Bürgermeister Stratos plötzlich ein gefragter Interviewpartner der Medien, Fischer Nikitas kann nicht mehr mit seinen türkischen Kollegen fischen, und die fehlenden türkischen Tagestouristen sind für die Tavernen im Hafen ein Problem. (Text: arte)
Épisode 84 - Hass im Netz – Wenn anonyme Täter zur Bedrohung werden
13 janvier 2021
Die Zahl der digital angegriffenen Personen steigt. Einschüchterung und psychische Gewalt sollen sie aus der Öffentlichkeit drängen, meist aufgrund ihrer politischen Haltung, ihres Engagements oder ihrer Herkunft. Wie Fatima Benomar aus Paris: Als Feministin und Marokkanerin haben es die „Hater“ besonders auf sie abgesehen. Ihrem größten Shitstorm war sie ausgesetzt, als sie die „Podium-Girls“ der Tour de France öffentlich als eine sexistische Tradition bezeichnete und deren Abschaffung forderte. Sie wurde tausendfach beleidigt und bedroht. Ihr Versuch, gerichtlich gegen die Attacken vorzugehen, blieb erfolglos. Die Wiener Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl ist Expertin für rechtsextreme Bewegungen. In ihren Analysen, die sie zum Beispiel auf Twitter veröffentlicht, steht sie offen zur ihrer politisch linken Einstellung. Anfeindungen sind da beinahe Alltag. Doch nach einem Zeitungartikel wurde während eines massiven Shitstorms auch ihre Familie zur Zielscheibe. Hilfe fand Strobl bei „HateAid“. Die Beratungsstelle in Berlin ist einzigartig: Sie kümmert sich ausschließlich um Opfer digitaler Gewalt. Die Mitarbeiter unterstützen Strobl jetzt bei dem Versuch, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Zunehmenden Hass im Netz bekommt auch der Hannoveraner Politiker Belit Onay zu spüren. Onay ist der erste deutsche Oberbürgermeister mit türkischen Wurzeln. Am Tag seiner Wahl brach in den sozialen Netzwerken eine Hasswelle über ihn herein. Es folgten Morddrohungen per Mail. Offline ergibt sich ein komplett anderes Bild: In der realen Welt gehen die Menschen offen auf ihn zu. (Text: arte)
Épisode 85 - Der Lockruf der Provinz – Wenn die Großstadt ihren Reiz verliert
15 janvier 2021
Zum ersten Mal seit fast 20 Jahren ist Berlin im ersten Halbjahr dieses Jahres geschrumpft. Doch es ist nicht nur die aktuelle Corona-bedingte Flucht, die Großstädte ihre Anziehungskraft verlieren lässt. Vor allem aus der Kreativszene hat sich eine neue Siedlungsbewegung aufgemacht, verlassene Landstriche der Provinz zu erobern. Zukunftspioniere, die Enge, Lärm und Vereinzelung entfliehen wollen, um in den Brachen und Leerstellen des von Abwanderung gezeichneten ländlichen Raumes neue soziale Utopien zu entwerfen. Freiheit zu finden, die in den verdichteten Großstädten heute unmöglich geworden scheint, um als Gemeinschaften mit neuen Formen des Zusammenlebens zu experimentieren. So entschied sich eine Innenarchitektin aus Berlin-Kreuzberg während des ersten Lockdowns, gemeinsam mit ihrem elfjährigen Sohn ins strukturschwachen Wendland zu ziehen. Nach Jahren als Alleinerziehende will sie dort in einer ehemaligen Molkerei zusammen mit ihrer Cousine und deren Familie eine WG zu gründen. Doch die Umstellung hat so ihre Tücken – und das Landleben praktische Herausforderungen wie eine gute Schule zu finden für die Kinder, neue berufliche Standbeine zu entwickeln und trotz fehlender Infrastruktur mobil zu bleiben. Die ehemalige Grafikdesignerin Julia Paaß hingegen will eine größere Gemeinschaft in einem verfallenen Gutshof im Osten Brandenburgs aufbauen – und kann sich vor interessierten Berlinern kaum retten. Alteingesessene fürchten eine „Invasion der Hipster“, doch sie wirbt um Vertrauen, denn der Zuzug von Großstadtflüchlingen könnte für die Dorfgemeinschaft nach Jahren des Niedergangs eine Chance sein. Und dies haben auch Politiker inzwischen erkannt: Mit ihrer Hilfe unterstützt Julia Paaß heute die Ansiedelung ähnlicher Projekte in abgehängten ländlichen Regionen. (Text: arte)
Épisode 86 - Zeitbomben am Meeresgrund – Weltkriegserbe in Nord- und Ostsee
19 janvier 2021
Zu den Kampfstoffen gehören Artilleriemunition, Torpedos, Minen, Brand- und Sprengbomben. 75 Jahre nach Kriegsende sind sie eine tickende Gefahr für die Natur und den Menschen. Der Sprengstoff kann immer noch plötzlich explodieren, austretendes TNT und Senfgas sind hochgiftig.Bis heute erfolgt keine systematische und flächendeckende Sondierung und Räumung der Kampfstoffe in den Küstenmeeren, nur im Zusammenhang mit bodenberührenden Bauvorhaben. Dabei fordern Umweltverbände und Forscher schon lange ein gezieltes Handeln der Politik.Dieter Guldin und sein Team der Firma SeaTerra haben sich auf die Suche nach Kampfmitteln und Blindgänger spezialisiert. Mit eigener hochentwickelter Technik sondieren die Experten Quadratmeter für Quadratmeter am Meeresboden. Was verdächtig ist, wird genau untersucht. „Entweder nehmen wir die gefundenen Kampfmittel dann vorsichtig mit an Bord und übergeben sie dem Kampfmittelräumdienst an Land, oder wir sprengen vor Ort,“ erzählt Dieter Guldin. Zum Beispiel neulich ein riesiger Blindgänger in der Oder-Mündung in Polen. (Text: arte)
Épisode 87 - Frauen gegen Lukaschenko – Belarussinnen kämpfen im Exil
20 janvier 2021
Die Reportage führt hinter die Kulissen einer femininen Revolution und zeigt die Herzkammer dieser Startup-Revolution. Sie wird befeuert von Sozialen Medien wie dem Kurznachrichtendienst Telegram. Und es sind vor allem die gut ausgebildeten Belarussen im Ausland, die aus der Ferne aktiv mithelfen die Revolution am Leben zu halten. „Nation-Werdung“ zum Zuschauen sozusagen.Exil, Exodus und der innere Zirkel der Vilnius Gruppe: Neben der bekannten Freiheitskämpferin Swetlana Tichanowskaja und ihrer Büroleiterin und Freundin Maria Moro, leben zahlreiche StudentInnen von der belarussischen Exiluniversität in der Stadt. Etwa Sabina, sie ist gerade 19 Jahre alt geworden und wollte in Litauens Hauptstadt Vilnius Jura studieren. Nun kämpft sie als Nachrichtenmoderatorin gegen Lukaschenko und sein Regime.Zurück nach Belarus kann Sabina nicht, der Geheimdienst hat ihr zu erkennen gegeben, dass sie beobachtet wird. Und Lukaschenko hat seine Drohung wahr gemacht: Die Westgrenze zu Polen, Ukraine und Litauen ist geschlossen. Außer Waren und Diplomaten kommt keiner mehr ins Land, nur nach Russland sind die Übergänge noch offen. Die sichtbarsten Köpfe der belarussischen Demokratiebewegung sind Frauen. Denn viele männliche Führer wurden vom Regime weggesperrt. Wie der Ehemann von Swetlana Tichanowskaja. Statt ihm trat dann sie als Präsidentschaftskandidatin an. Was zunächst aus der Not geboren war, entpuppte sich als großartiger Schachzug: Denn der Autokrat in Minsk unterschätzte die Kraft der Frauen. Sie sehen sich als Teil der demokratischen Welt – und verlassen dafür ihre Heimat. (Text: arte)
Épisode 88 - Gestrandet auf den Kanaren – Flüchtlingskrise im Urlaubsparadies
21 janvier 2021
Schroffe Vulkanlandschaften, kilometerlange Traumstrände und über 350 Sonnentage im Jahr – die kanarischen Inseln sind für viele Europäer und vor allem für Deutsche ein Paradies, in dem man gern überwintert. Doch Ende 2020 sorgt der Archipel nicht wegen seiner touristischen Attraktivität für Schlagzeilen. Die Kanaren sind zum Schauplatz einer humanitären Krise geworden. Tagtäglich kommen hunderte von Flüchtlingen auf den Inseln an, in schwimmenden Nussschalen, erschöpft, dehydriert und traumatisiert – und nur einen Steinwurf entfernt von den Touristenorten mit ihren Bettenburgen und Strandpromenaden. Die Überfahrt über den Atlantik von Westafrika aus gilt als um ein Vielfaches gefährlicher als die Mittelmeerroute. NGOs schätzen, dass im Jahr 2020 allein im Herbst 500 Menschen auf der Überfahrt im Atlantik ertrunken sind. Ende November beginnt eigentlich die Hauptsaison auf den Kanaren. Da die Inseln Ende 2020 eines der wenigen Reisegebiete sind, die nicht als Risikogebiet deklariert wurden, hoffen Hoteliers und Gastronomen noch auf ein Geschäft. Durch das Corona-Virus sind ihre Umsätze massiv eingebrochen, weil deutlich weniger Touristen anreisten. Nun befürchten viele, Hotels und Restaurants würden dauerhaft leer bleiben – und die Insel sich in ein neues Lesbos oder Lampedusa verwandeln. (Text: arte)
Épisode 89 - Mit Anwälten für Klimaschutz – Bürger verklagen die EU
22 janvier 2021
Da sind zum Beispiel ein Biobauer in Portugal, dem die Böden vertrocknen und die Ernten verdorren; auf der Nordsee-Insel Langeoog ein Hotel- und Restaurant-Besitzer, bei dem die Angst wächst mit dem Anstieg des Meeresspiegels. In Deutschland legt man alljährlich Millionen Steuergelder für den Küstenschutz hin, statt das Übel, den Temperaturanstieg, an die Wurzel zu packen und drastische Maßnahmen gegen den Klimawandel zu beschließen. In Brüssel wird der Green-Deal, unter anderen die Reduktion der Treibhausgase, laut verkündet, während in Portugal Zigtausend Hektare für Monokulturen geplant sind, und das in einem Naturreservat und in einer Region, die heute schon enorme Probleme mit dem Trinkwasser hat. Die Heimat des Biobauers Alfredo Sendim in Südportugal und die Heimatinsel des Hoteliers Michael Recktenwald in Deutschland: Beide Protagonisten sehen sie in Gefahr. (Text: arte)
Épisode 90 - Bauernhof statt Seniorenheim – Ein Lebensabend mit Huhn und Kuh
25 janvier 2021
Nach fast 50 Jahren muss Heinz-Dieter Herper sein geliebtes Zuhause in Neuwied verlassen. Eigentlich wollte er hier noch viele Jahre leben, aber eine Krankheit macht das unmöglich. Seine Tochter Marion ist am Ende ihrer Kräfte, denn sie kann die nötige Pflegearbeit neben ihrem Vollzeit-Job kaum noch leisten. Doch ihr Vater kann noch vieles selbstständig erledigen, deshalb kommt ein klassisches Altenheim für beide nicht in Frage. Der Bauernhof von Guido Pusch im Westerwald ermöglicht beides. Hier kann Dieter ein selbstbestimmtes Leben führen und wird gleichzeitig unterstützt, wo er Hilfe braucht. Aber die Umstellung ist groß. Plötzlich muss er sich sein Esszimmer mit 19 anderen Bewohnerinnen und Bewohnern teilen. Außerdem hatte der gelernte Industriekaufmann noch nie viel mit Tieren zu tun, schon gar nicht auf einem Bauernhof. Kann das gut gehen?Silke Timmermann ist Landwirtin mit einem Milchviehbetrieb in Schleswig-Holstein. Einer der wenigen, die hier noch übrig sind. Seit den 1970er Jahren ist die Zahl der Bauernhöfe in Deutschland um 75 Prozent geschrumpft, vor allem kleine Betriebe mussten aufgeben. Auch Silke Timmermann macht sich Sorgen um die Zukunft, eine Vergrößerung kommt für sie nicht in Frage, und ein Leben ohne den Hof kann sie sich nicht vorstellen. Auf der Suche nach Lösungen hilft ihr ein Lehrgang über soziale Landwirtschaft. Was kann sie alten Menschen auf ihrem Hof anbieten? Wie funktioniert tiergestützte Therapie mit Bauernhoftieren? Und können ihr dabei ihre Kühe helfen? (Text: arte)
Épisode 91 - Sibirien taut auf – Klimawandel im Permafrost
26 janvier 2021
Der Klimawandel sorgt in Russlands Teilrepublik Jakutien hoch im Norden für tiefe Einschnitte im Leben der Einwohner. Denn steigende Temperaturen lassen den Boden im Rekordtempo auftauen, der hier aus Permafrost besteht. Nun müssen immer mehr Menschen ihre Häuser und Dörfer verlassen.Der 30-jährige Artjom Nabereschnij arbeitet als Ingenieur am Permafrost-Institut in der Hauptstadt Jakutsk. Er versucht, frühzeitig Schäden zu erkennen und den Menschen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie und wo sie dennoch Häuser bauen können.Doch vielerorts ist es bereits zu spät. Zum Beispiel in der Kleinstadt Tschuraptscha, 140 Kilometer östlich von Jakutsk, wo Hausbesitzer wie die zweifache Mutter Snezhana jedes Jahr den Boden abpumpen und begradigen müssen. Doch auch diese Maßnahmen sind nur temporär und lassen erahnen, dass in wenigen Jahren ein normales Leben an diesem Ort nicht mehr möglich ist.Im Norden der Region ist ein riesiger Thermokarst-Krater entstanden – anderthalb Kilometer breit und fast 100 Meter tief. Dennoch wollen die Menschen nicht aus der Region wegziehen. Denn Jakutien ist nicht nur die weltweit kälteste bewohnte Region, sie ist auch die Heimat des nördlichsten Turkvolks der Welt, der Jakuten. Damit diese Heimat eine Zukunft hat, versuchen Menschen wie der Ingenieur Artjom Nabereschnij, auf dem schwierigen Boden neue Techniken und Bauweisen zu entwickeln, wie und wo überhaupt noch sicher gebaut werden kann.Wie schaffen es die Menschen, sich auf die Veränderungen in ihrer Heimat einzustellen? Hat Jakutien eine Zukunft? (Text: arte)
Épisode 92 - Flucht aus Hongkong – Ein neues Leben im britischen Exil
27 janvier 2021
Hongkong war bis vor Kurzem ein Ort der Freiheit in Asien. Heute symbolisiert die chinesische Sonderverwaltungszone in den Augen vieler Beobachter den globalen Kampf zwischen demokratischen und autoritären Systemen. Spätestens seit im Juli ein kontroverses Sicherheitsgesetz für Hongkong in Kraft getreten ist, sind die Aktivisten Nathan Law, Finn Lau, Simon Cheng und Jim Wong gewissermaßen zu Staatsfeinden erklärt worden.Sie alle mussten ihre Heimat deshalb Hals über Kopf verlassen. Aus Sicherheitsgründen konnten sie sich weder von Freunden noch von der Familie verabschieden und flüchteten in den sicheren Hafen der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien. Aus der Ferne tun sie das, wofür ihre Kollegen zu Hause im Gefängnis landen würden: Sie sprechen offen über das, was in Hongkong passiert, prangern Missstände an, kritisieren China. Doch selbst hier im vermeintlich freien Europa müssen sie Chinas langen Arm fürchten. Das Resultat: ein Leben in Isolation und mit der ständigen Angst, ihre Liebsten zu Hause in Gefahr zu bringen, selbst angegriffen oder entführt zu werden.“Re:“ begleitet vier Hongkonger und ihren Alltag im Exil. Leben zwischen dem Kampf für die alte Heimat und dem Beginn eines Neuanfangs – all das, während die Welt und Großbritannien ein Virus bekämpfen, dass die sonst so pulsierende Metropole zum Stillstand gebracht hat. (Text: arte)
Épisode 93 - Geschäft mit dem Babyglück – Leihmütter in der Ukraine
29 janvier 2021
Sie sind die letzte Hoffnung vieler kinderloser Paare: die Leihmütter in der Ukraine. Denn in Deutschland und vielen anderen europäischen Staaten ist Leihmutterschaft verboten, in der Ukraine hingegen eine Branche, in der Millionen verdient werden. Und für die Wunscheltern fast sogar ein „Schnäppchen“: Anders als in den USA, wo ein Baby 150.000 Euro und mehr kostet, bekommt man es in der Ukraine schon für bedeutend weniger.Wie funktioniert dieses Geschäft mit dem Babyglück? Filmemacherin Bettina Wobst macht sich in der „RE Reportage“ auf den Weg in die Ukraine, besucht eine Fruchtbarkeitsklinik und trifft zwei Leihmütter. Olena, eine 25 Jahre alte Kiewerin, hat sich von dem Geld den Traum von einer eigenen Wohnung erfüllt, für sich und ihren Sohn Nikita und wirbt selbst als Vermittlerin Frauen für den Job an. Die 30-jährige Julia lebt auf dem Land und will endlich mit ihrem Mann und ihrer Tochter aus dem engen Haus der Eltern ausziehen. Gerade außerhalb der Städte gäbe es kaum Arbeit für junge Frauen, sagt sie. Deshalb habe sie schon zweimal als Leihmutter gearbeitet und damit mehr verdient als ihr Mann in mehreren Jahren. Die Reportage beobachtet, wie das Kind, das Julia geboren hat, an die genetischen Eltern Jens und Denise übergeben wird. Das deutsche Paar spricht über seine gescheiterten Versuche, durch künstliche Befruchtung, selbst ein Kind zu bekommen und wie es den Ausweg Leihmutterschaft gefunden hat. Der ukrainische Jurist Sergej Antonov beleuchtet die kritischen Seiten des Geschäftes mit dem Babyglück. (Text: arte)
Épisode 94 - Spiel mit der Sucht – Sieg oder Niederlage?
1 février 2021
Die Sportwetten-Branche erlebt einen nie dagewesenen Boom. 2019 wurden allein in Deutschland rund 9,3 Milliarden Euro gesetzt, obwohl Sportwetten formell nicht legal waren. Gleichzeitig stieg die Zahl der Spielsüchtigen. Jetzt soll ein neuer Glücksspielstaatsvertrag für Ordnung sorgen: Online-Sportwetten und Online Casinos werden erlaubt und gleichzeitig sollen Spielsüchtige besser geschützt werden. Sportwetter können auf alles, was in der Sportwelt irgendwo passiert, Geld setzen. Und zwar jederzeit, egal von wo, sie brauchen nur eine Internet-Verbindung. Die ständige Verfügbarkeit über das Handy und die schnelle Abfolge von Ereignissen steigert die Suchtgefahr, sagen Experten. Hinzu kommt die omnipräsente Werbung. Vor allem Fußballstars und Bundesligavereine werben massiv für Sportwetten. Die Reportage begleitet die Glückspieler zu einem Zeitpunkt, an dem sich der Markt komplett verändert. Wer gewinnt bei diesem neuen Gesetz? Die Anbieter von Sportwetten oder die Spieler? (Text: arte)
Épisode 95 - Generation Waldbesetzer – Im Baumhaus gegen die Klimakrise
2 février 2021
Für den Bau einer Autobahn sollen 27 Hektar Wald gerodet werden. Um das zu verhindern, bauen mehr als 150 junge Klimaaktivisten aus ganz Europa seit über einem Jahr Baumhäuser und Barrikaden im Dannenröder Forst. So auch die 25jährige Joschik. In ihrem selbstgezimmerten Baumhaus will sie in 20 Metern Höhe auch den Winter über ausharren. Für die Rettung des Klimas ist sie bereit, ins Gefängnis zu gehen. Im benachbarten Städtchen Homberg (Ohm) lebt Barbara Schlemmer. Die ehemalige Lehrerin veranstaltet jeden Sonntag einen Protest-Spaziergang durch den Dannenröder Forst. Als Mitglied der lokalen Grünen steht sie gegen die Vertreter ihrer eigenen Partei in der Landesregierung. Im November eskaliert der Konflikt, 2.000 Polizisten aus elf Bundesländern räumen die Baumhäuser und schützen die Rodungsmaschinen. Es kommt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen und Verletzten. Was geschieht mit Joschik und Barbara? (Text: arte)
Épisode 96 - Wir halten die Stellung! – Der Corona-Winter in Europa
4 février 2021
In Belarus gehen die Menschen seit Monaten für Freiheit auf die Straße. Das bestimmende Thema sind die Proteste gegen Präsident Lukaschenko. Die zweite Welle der Pandemie ist aber auch hier angekommen. Nationale Gegenmaßnahmen gibt es kaum. Eine Frau aus Minsk, die wegen ihres Alters zur Risikogruppe zählt, ist auf ihre Datscha gezogen, um dort den Winter zu verbringen. Das Ansteckungsrisiko in der Großstadt war ihr zu hoch. In Istanbul gefährden die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus ein Wahrzeichen der Stadt: die Straßentiere. Ausgangsbeschränkungen machen es Tierliebhabern schwer, die ca. 300.000 Katzen und Hunde zu füttern. Weil Restaurants schließen mussten, bleiben Essensreste für die Tiere aus. Die Mitarbeiter des Tierschutzvereins Huysuz İhtiyar kochen trotz aller Widrigkeiten Futter für herrenlose Hunde. Almería in Südspanien wird auch „Europas Garten“ genannt. In riesigen Gewächshausanlagen wird Obst und Gemüse für die Supermärkte des Kontinents produziert. Die ohnehin schlechten Arbeits- und Wohnbedingungen der Erntearbeiter verschärfen sich durch Corona noch. Andere Infektionskrankheiten waren schon vor der Pandemie ein Problem. Der Arzt Wladimir Morante von der NGO Médicos del Mundo versucht mit anderen Freiwilligen, die medizinische Grundversorgung für die Arbeiter sicherzustellen. Das 5-Sterne-Hotel De Russie in Rom darf im Corona-Winter 2020 / 2021 kaum ausländische Gäste beherbergen. Ein langjähriger Hotelangestellter kümmert sich um die Zimmer und den Empfang der wenigen verbliebenen Gäste und zeigt, wie anders das Arbeiten in dem Luxushotel durch Corona geworden ist. (Text: arte)
Épisode 97 - Damit’s fürs Alter reicht – Wege aus der Rentenlücke
5 février 2021
„Frauen kümmern sich zu wenig um ihre Finanzen“, sagt Börsenexpertin Cornelia Frey. Sie bekommen deutlich weniger Rente als Männer. Vielen droht Armut im Alter. Doch dem lässt sich vorbeugen. Mit Mut und Tatkraft kämpfen Frauen gegen die Ungleichheit. Noch sind sie im Nachteil – durch Erziehungszeiten, Teilzeitjobs und geringere Gehälter. Die Folge: 40 Prozent weniger Rente im Vergleich zu Männern in Westdeutschland. Jede Frau aber kann das ändern. Nicole G. nimmt ihre Altersvorsorge jetzt selbst in die Hand. Frisch getrennt, hat die alleinerziehende Mutter eines gleich gelernt: Ein Mann ist keine Altersvorsorge. „Man hat einen Lebensstandard gehabt mit einem Doppelverdiener-Haushalt, der wird so in der Form nicht mehr möglich sein“, sagt die 33-Jährige. Sie arbeitet als Beamtin in Stuttgart – in Teilzeit. Nicole muss rechnen. Und deshalb traut sie sich etwas, das sie vorher nie in Betracht gezogen hätte: Sie kauft Aktien. „Das ist mittlerweile so einfach“, sagt Xenia Borger. „Man kann mit ganz kleinen Beträgen starten und an der Börse investieren.“ Sie muss es wissen, denn sie ist die Vorständin der „Dagobertas“: So nennt sich ihr Frauenfinanzverein, und Nicole ist neu dabei. Für die 81-jährige Antje Kocea ist es zu spät zum Vorsorgen. Doch sie hat nach dem Tod ihres Mannes keine Abstriche an ihrem Lebensstandard machen müssen. Sie hat ihr monatliches Einkommen aufgestockt und ihr Haus zur Rente gemacht. 800 Euro kommen so zusätzlich aufs Konto. Und ausziehen aus ihrem Zuhause musste sie auch nicht. „Das ist so eine tolle Sache“, sagt Kocea. Die Immobilienverrentung funktioniert so: Eine Stiftung kaufte ihr Eigenheim. Dafür erhält sie ein lebenslanges Wohnrecht und – statt einmalig den Marktwert – eine monatliche Rente. Das Haus gehört jetzt der Stiftung. Ein Vorteil: Sie übernimmt die Instandhaltung. Ein Nachteil: Mögliche Erb*innen gehen leer aus. In Frankreich ist dieses Modell weiter verbreitet als bislang in Deutschland. Doch ein Drittel der Immobilienbesitzer
Épisode 98 - Abtreibungsverbot in Polen – Frauen fordern Selbstbestimmung
8 février 2021
Polen hat eines der strengsten Abtreibungsgesetze in Europa. Schwangerschaftsabbrüche sind nur in drei Fällen erlaubt: bei einer Vergewaltigung, einer gesundheitlichen Gefahr für die Mutter und bei einer Missbildung des Kindes im Mutterleib. Seitdem im Oktober 2020 das Verfassungsgericht den dritten Grund für nichtig erklärt hat, ist es viel schwieriger geworden, einen Schwangerschaftsabbruch durchzuführen. Deshalb sind viele Frauen wie Inga gezwungen, dafür ins Ausland zu gehen.Trotz landesweiter Proteste fordern zahlreiche konservative und strenggläubige Polen wie der Familienvater Pawel eine weitere Verschärfung des Gesetzes. (Text: arte)
Épisode 99 - Der Fahrradflüsterer – Hamburg im Zweiradfieber
9 février 2021
„Ich finde schon, dass manche Fahrräder sehr gequält wirken, naja, sie sprechen halt nicht mit mir, aber ich merke das“, sagt Stephan Röper. Der 53-Jährige ist einer der wenigen Zweiradmechniker-Meister in seiner Heimatstadt Hamburg. Aber Stephan Röper unterscheidet sich nicht nur durch seine profunde Ausbildung von vielen konkurrierenden Fahrradreparateuren. Er fährt in einem ausgemusterten, zur mobilen Werkstatt umgerüsteten Krankenwagen durch Hamburg. Früher hat er die Werkstatt in einem Hamburger Fahrradgeschäft geleitet, das war purer Stress. Heute liebt Stephan die Freiheit bei der Arbeit – und letztere geht ihm nie aus. „Na klar, hat die Corona-Pandemie zu mehr Aufträgen geführt“, erzählt er. Aber lieber als diese neu gekauften Räder mit ihren ersten kleinen Pannen sind ihm ältere Modelle mit ein paar Schrammen: „Ich habe letztens wieder ein uraltes Fahrrad fahrbar gemacht, und die Kundin war überglücklich, dass alles wieder so läuft, wie sie es gewohnt ist, und das ist mir auch Lohn genug. Es geht nicht immer nur ums Geld.“ Meist ist er gelassen, aber ein Wort treibt seinen Blutdruck hoch: „Basteln“ lehnt er kategorisch ab. „Ich bastele nicht. Ich mache Meisterarbeit! Es gibt keinen Schaden, den ich nicht reparieren kann.“ Aber durchaus Reparaturen, die er ablehnt. Räder mit einem Kaufpreis von unter 200 Euro nimmt Stephan nicht entgegen. „Das ist Schrott ab Werk, unmöglich zum Beispiel die Bremsen richtig einzustellen.“ Das Beste an seinem Beruf sei es, wenn Radfahrer ihm die Geschichte ihres Rades erzählen. Diese Kunden nennen Stephan den „Fahrradflüsterer“. (Text: arte)
Épisode 100 - Die Rohstoff-Revolution – Neu, natürlich, nachwachsend
10 février 2021
In Russland wurde Birkenrinde seit Jahrhunderten als langlebiges, flexibles und vor allem antibakterielles Material zur Herstellung verschiedener Produkte eingesetzt. Die junge Designerin Anastasiya Koshcheeva stammt ursprünglich aus Sibirien und hat die Vielseitigkeit des fast vergessenen Rohstoffs wiederentdeckt. In ihrem Berliner Studio fertigt die 33-Jährige Hocker, Lampen, Aufbewahrungsboxen und Uhrenarmbänder aus Birkenrinde. Mit ihren Kreationen will Koshcheeva der umweltfreundlichen Plastik-Alternative zur Renaissance verhelfen. Die 23-jährige Merit Ulmer studiert Biotechnologie und hat gemeinsam mit elf weiteren Studierenden verschiedener Fachrichtungen ein neues Verfahren zur Papierzellstoffherstellung entwickelt. Der Rohstoff dazu stammt aus Ananasresten, die bei der Ernte in Costa Rica anfallen und normalerweise aufwendig entsorgt werden müssen. Das Ziel: Es sollen weniger Bäume für die Papierherstellung gefällt werden, gleichzeitig sollen die Farmer vor Ort profitieren. Reinigungskraft Ilona Parsch stieß auf der Suche nach einem milden Putzmittel auf die Fähigkeiten der Roten Beete. Monika Meier stolperte im Urlaub über Bällchen aus Seegras und entwickelte aus dem nachwachsenden Rohstoff ein Dämmmaterial mit natürlichem Brand- und Schimmelschutz. Beide haben ihre Ideen zu eigenen Unternehmen ausgebaut. Das Potenzial natürlicher und nachwachsender Rohstoffe ist noch längst nicht ausgeschöpft. Und so bauen erfinderische Menschen mit der Kraft der Natur und vielen Ideen am Fundament für eine nachhaltigere Welt. (Text: arte)
Épisode 101 - Die neuen Jägerinnen – Abschied vom Lodenfilz
12 février 2021
Die „Re:“-Reportage begleitet die Absolventinnen einer Jagdschule in Brandenburg auf ihrem Weg zur Jägerin. Dabei geht es ihnen um mehr als ums reine Jagdfieber. Es treibt sie die Liebe zum Wald, der Schutz des Klimas, und nicht zuletzt die Frage: Woher kommt das Fleisch, das wir essen? Helena ist noch Jagdschülerin. Sie ist 16 Jahre alt und noch vor ihrem Abitur will sie den Jagdschein in der Tasche haben. Einmal im Monat packt sie ihren Rucksack mit Zelt, Schlafsack und warmen Sachen und macht sich auf zum Blockseminar im brandenburgischen Hohen Fläming. Auf dem Stundenplan stehen „Pirschen“, „Die Sprache der Vögel“, „Spurenlesen“ und natürlich auch Waffenkunde und Schießübungen mit Büchse und Flinte. Die Ausbildung spannt sich über ein ganzes Jahr. Der 51-jährige Tim Taeger, ist Wildnispädagoge und selbst Jäger. Er will seinen SchülerInnen beibringen, was er „Respektvoll Jagen“ nennt. Gerade GroßstadtbewohnerInnen aus dem nahen Berlin, fühlen sich von seiner Art, das Wissen über Wild und Wald zu vermitteln, besonders angesprochen. Inzwischen hat sich eine kleine Community von „neuen JägerInnen“ rund um seine Schule etabliert. Am Wochenende kommen ehemalige Absolventinnen und Jäger aus der Gegend und nehmen die SchülerInnen mit zur Jagd. Helena hat in Jungjägerin Lilli Schulte (22), ihre Mentorin gefunden. Gemeinsam sitzen die beiden auf dem Hochsitz, warten und spähen in den stillen Wald, über dem sich langsam die Abendsonne senkt. Später, nach Einbruch der Dunkelheit treffen sich alle JägerInnen wieder in der Jagdschule. Diejenigen, die erfolgreich waren, bringen ihre Beute mit, damit die JagdschülerInnen dabei zusehen können, wie das tote Tier fachmännisch ausgenommen – in Jägersprache „aufgebrochen“ – wird. Die Reportage zeigt eine neue Generation von Jägerinnen – weit entfernt von althergebrachten Klischees von Lodenfilz und Männerbünden. (Text: arte)
Épisode 102 - Spanien rückt nach rechts – Die Pandemie und die politische Krise
15 février 2021
Angaben des IWF zu Folge wird die spanische Wirtschaft in diesem Jahr um 12,8% schrumpfen. Besonders hoch ist das Minus beim Tourismus. Das trifft auch Granada in Andalusien hart. Abhängig von den Touristen sind in der Stadt mit der Alhambra unzählige Bereiche: Restaurants, Hotels, Taxifahrer, Stadtführer, der Einzelhandel und die Kultur. Und natürlich Stierkampf und Flamenco. Die traditionellen „Cuevas gitanas“, den traditionellen Höhlen, wo seit Jahrzehnten die bei Touristen beliebten Flamenco-Shows stattfinden, sind hart betroffen vom Ausbleiben der ausländischen Gäste. Auch der Stierkampf und die Stierzucht, ein Wirtschaftszweig, der im Durchschnitt 4,5 Milliarden Euro im Jahr einspielt, mussten harte Einbußen hinnehmen. Im März wurden jegliche Stierkämpfe für vier Monate untersagt. Die Wut der Branche und vieler Andalusier, deren Existenz bedroht ist, wächst. Es ist vor allem die rechtsextreme Partei VOX, die von dieser Wut profitiert. Laut einer Umfrage vom Spanish Institute (DYM), würde VOX bei Wahlen von 13,7% auf knapp 20% steigen. Besonders stark ist die Partei in Andalusien. (Text: arte)
Épisode 103 - Ein Herz für Laura – Das lange Warten auf ein Spenderorgan
17 février 2021
Die Diagnose kam für Laura und ihren Ehemann Tobias völlig überraschend. Innerhalb weniger Monate lag ihre Herzleistung nur noch bei 30 Prozent. Laura liebte es, Sport zu treiben, zu reiten, bergzusteigen. Das Paar wollte gerade mit der Familienplanung starten. Doch ihr Herz würde die Strapaze nicht überstehen. Sie braucht dringend ein neues Organ. Laut dem Deutschen Herzzentrum Berlin schafft es etwa ein Drittel der Patienten auf der Warteliste in Deutschland nicht bis zur Transplantation. Hinzu kommt, dass ein Herz nur die Patienten bekommen, die auf der so genannten High-Urgency-Liste, also mit hoher Dringlichkeit, stehen. Laura müsste es also noch bedeutend schlechter gehen, um gelistet zu werden. Ein Dilemma. Denn dann könnte es zu spät sein. Spenderorgane sind hierzulande rar, ebenso die Bereitschaft, einen Organspendeausweis zu besitzen. Deutschland liegt im Schlussfeld Europas: Auf eine Million Einwohner kommen in Deutschland lediglich elf Organspender, in Spanien sind es 49. Deswegen hat Fritz Diekmann, Experte für Transplantationen, die Charité Berlin verlassen und arbeitet seit zehn Jahren an der Uniklinik Barcelona. Dort gehört die Organspende zur Versorgung des Patienten im Übergang vom Leben zum Tod selbstverständlich dazu. Sie ist im System verankert. Anders als in Deutschland gilt hier, dass jede Person automatisch ein potenzieller Organspender ist, die zu Lebzeiten nicht aktiv widersprochen hat oder deren Angehörige nicht ausdrücklich widersprechen. Laura durchlebt eine ungewisse, belastende und kräftezehrende Zeit, immer mit der Hoffnung, noch rechtzeitig ein Spenderherz zu erhalten und zu überleben. Dabei ist ihre Familie stets an ihrer Seite. (Text: arte)
Épisode 104 - Skilifte zu, Berge in Ruh? Winter und Corona
18 février 2021
Während in anderen europäischen Ländern die Regelungen weniger streng sind, ist dem Skitourismus in Deutschland der Riegel vorgeschoben. Die beiden größten Wintertourismusorte Bayerns leiden besonders unter dem Lockdown. Allein in Oberstdorf sind 7.000 von 10.000 Einwohnern vom Tourismus existentiell abhängig. Die Skischule von Konrad Eggensberger kämpft gegen den Konkurs, obwohl alle von der Politik verlangten Hygienekonzepte vorbildlich umgesetzt wurden. Saisonarbeiter werden nicht von der Kurzarbeitsregelung erfasst und stehen vor dem Ruin. Auch Martina Simon, die Wirtin des Wankhauses, ist frustriert. Aus dem Traumberuf ist seit Corona ein ständiger Kampf geworden. Jetzt, da eigentlich Hochsaison wäre, darf die Wirtin nur to Go verkaufen. Die Regeln sind schwer umsetzbar und die Gäste unzufrieden. Viele Besucher bringen ihr eigenes Essen mit, lassen nur ihren Abfall am Berg und müssen trotzdem ständig beaufsichtigt werden. Hilft der lahmgelegte Skitourismus wenigstens der Natur – oder sorgen die vermehrten Skitourengeher für neue Gefahren? Für mehr Abfall in den Bergen? Und für mehr Einsätze der Bergwacht, da mehr und unerfahrenere Tourengänger unterwegs sind als in den Jahren zuvor? Kann sich das Wild erholen oder wird es von den Tourengehern auch noch aus seinen letzten Schlupflöchern verjagt? Alle Hoffnungen sind nun auf die Aufhebung des Lockdowns am 10. Januar gerichtet. Doch wird dies überhaupt geschehen, oder fällt die Saison dieses Jahr ganz aus? Die Autoren Kathrin Denk und Thomas Hauswald begleiten die Oberstdorfer und Garmisch-Partenkirchner durch Höhen und Tiefen. (Text: arte)
Épisode 105 - Das Attentat von Hanau – Ein Jahr voll Trauer und Wut
19 février 2021
Es dauerte zwölf Minuten, dann waren neun Menschenleben ausgelöscht. Serpil verlor bei dem rassistischen Anschlag in Hanau ihren ältesten Sohn. Aber der Alltag muss weitergehen, ihr kleiner Sohn braucht sie. Er fragt sich, ob er nun kein richtiger Deutscher ist und immer Angst haben muss? Serpil muss etwas tun, um die Trauer, das Entsetzen, die Wut zu verarbeiten – sie geht in Hanauer Schulen, um die Kinder gegen Rassismus stark zu machen.Piter ist gerade 19 und überlebte, neben ihm starben seine Freunde. Die Schüsse des Täters verfehlten ihn nur um Zentimeter. Iulia und Niculescu Paun trauern um ihren einzigen Sohn Vili – aber sie setzen alles daran, sein Andenken in der Stadt zu bewahren, denn der junge Rom versuchte, den Mörder aufzuhalten. (Text: arte)
Épisode 106 - Gott, Ehre, Vaterland – Unabhängigkeitsmarsch in Polen
22 février 2021
Der 11. November ist in Polen ein Nationalfeiertag, an dem das Land der Wiedererlangung seiner Unabhängigkeit im Jahr 1918 nach mehr als einem Jahrhundert der Aufteilung zwischen Russland, Österreich und Preußen gedenkt. Mit dem jährlichen Aufmarsch ist es den rechtsextremen Organisatoren gelungen, die öffentlichen Wahrnehmung des Gedenktages zu dominieren. Der Unabhängigkeitsmarsch ist eine der der größten Veranstaltungen rechter Gruppierungen in Europa. Unter den Mitläufern sind auch die „Soldaten Christi“, eine streng katholische, patriotische Organisation. Ihr Gründer Pawel erklärt: „Das Motto „Gott, Ehre, Vaterland“ ist die Essenz dessen, was mit dem Herzen eines Mannes passiert, wenn er seinen Fokus auf den Herrgott richtet“. Doch dieses Jahr fällt der Marsch in unruhige Zeiten: Hunderttausende protestieren trotz Pandemie gegen eine Verschärfung des Abtreibungsrechts. Wie Mical, der früher selbst Mitglied in einer rechtsextremen Partei war und nach seinem Outing mit seinem Freund heute für ein liberaleres Polen demonstriert. Pawel bereiten diese Entwicklungen große Sorgen: „Ich weiß nicht, wie wir unsere Kinder in einem Land erziehen sollen, in dem Abtreibungen legal sein werden und in dem die Bewegung der Lesben und Schwulen grassiert.“ Mit diesen Sorgen ist er nicht alleine. Polens Rechte fühlen sich von den liberalen Protesten herausgefordert. Mit dem Marsch wollen sie in dieser Situation Stärke demonstrieren. Die Veranstaltung endet in einer Schlacht. Es gibt 35 Verletzte, mehr als 300 Randalierer werden festgenommen. (Text: arte)
Épisode 107 - Konflikt im Kaukasus – Umkämpftes Bergkarabach
23 février 2021
Sechs Wochen lang bekämpften sich im Herbst 2020 armenische und aserbaidschanische Truppen in Bergkarabach. Bereits in den 1990er Jahren wurde um dieses Gebiet gekämpft. Damals siegten die Armenier. Hunderttausende Aserbaidschaner wurden vertrieben. Der armenische Regisseur Aram Shahbazyan war für „Re:“ im Kriegsgebiet unterwegs. Er filmte an der Front, sprach mit den Menschen, die trotz der Kämpfe in den Städten und Dörfern ausharrten und geriet selbst in Bombenangriffe.Tausende Soldaten starben, die Zahl der zivilen Opfer ist nicht genau bekannt. Beide Seiten sollen nach internationalen Beobachtern Kriegsverbrechen begangen haben. Der Hass sitzt tief bei den Menschen. Nach einem von Russland vermittelten Waffenstillstand mussten die Armenier Mitte November viele Gebiete in der von ihnen beanspruchten Region räumen. Das Filmteam wurde Zeuge, wie Armenier ihre Häuser verbrannten und historische Ornamente aus Klostermauern brachen, um nichts den Aserbaidschanern zu überlassen. (Text: arte)
Épisode 108 - Jungbrunnen Joghurt? Chinesen pilgern in ein bulgarisches Dorf
24 février 2021
Er gilt in Bulgarien als mystisches Elixier für langes Leben: Joghurt aus den Rhodopen. Damit werden nun auch Milchprodukte der chinesischen Staatsmolkerei Bright Dairy in China beworben. Eine Delegation aus China kam vor neun Jahren und hat sich genau angeschaut, wie Milch und Joghurt in Bulgarien produziert werden.Die Joghurtkultur mit Lactobacillus bulgaricus aus dem kleinen bulgarischen Bergdorf Momchilovtsi hat es den Chinesen besonders angetan. Die haben sie dann mitgenommen und in China mit Milch von chinesischen Kühen den Joghurt einfach kopiert. Seitdem machen sich jedes Jahr mehr Chinesen auf zum Ort des langen Lebens – in das Dorf Momchilovtsi, das sie aus der TV-Werbung kennen.Die Bewohner von Momchilovtsi lernen inzwischen Mandarin und begrüßen die bis zu 8.000 Besucher jährlich aus dem Reich der Mitte mit einem dreitägigen Joghurtfestival im September. Sie hoffen, dass der Joghurt-Boom die Abwanderung stoppt, und planen ein Hotel und ein paar kleine Pensionen für die Besucher, die selbst den Pfad es langen Lebens erkunden wollen.Die Chinesen sind fasziniert von den vielen über 90-jährigen Bewohnern. Doch nicht alle in Momchilovtsi sind vom China-Boom begeistert. Einzelne fürchten, dass der Ort seine Identität verliert, und plädieren für mehr Nachhaltigkeit. Wie gehen die Bewohner mit den chinesischen Touristenmassen um? Und was ist der wahre Grund, dass die Menschen in Momchilovtsi so lange leben? „Re:“ begleitet zwei Bewohner bei den Vorbereitungen auf das alljährliche Joghurtfestival und zeigt, wie sich das Bergdorf verändert. (Text: arte)
Épisode 109 - Kampf an vielen Fronten – Die Bundeswehr und ihre Reservisten
25 février 2021
Ulf Geisler treibt seine Truppe voran: „Ihr seid zu langsam! Geschwindigkeit ist euer Effekt hier bei der ganzen Geschichte.“ Vor dem Major stehen Menschen in Uniform, die tags zuvor noch als Lehrer gearbeitet haben, als Physikerin, als Handwerker. Jetzt sollen sie zum ersten Mal in ihrem Leben einen Hinterhalt im Gelände üben. Anschließend geht es zum Häuserkampf. Sie sollen in wenigen Tagen das lernen, wofür Berufssoldaten weitaus mehr Zeit haben. Aber Zeit ist begrenzt, wenn Reservisten ausgebildet werden. Der Zivilberuf lässt oft kaum Freiraum.Ebenso ambitioniert wie die Ausbildung ist das strategische Ziel, das sich die Bundeswehr nun gesetzt hat. Die Zahl verwendungsfähiger Reservisten soll innerhalb weniger Jahre auf das Dreifache wachsen, von derzeit 30.000 auf 90.000. Nur so sei die Landesverteidigung zu gewährleisten. Auch für besondere Situationen wie Katastropheneinsätze oder die Corona-Hilfe muss die Bundeswehr dringend aufstocken.Da der Reservistendienst de facto komplett freiwillig erfolgt, muss die Bundeswehr Frauen und Männer dafür motivieren. Gleichzeitig ist sie angehalten, Leute mit zweifelhafter Motivation abzuschrecken: „Wer da wirklich ein Extremist ist, hat nichts in der Bundeswehr, nichts in der Reserve zu suchen“, sagt Patrick Sensburg, Präsident des Reservistenverbandes. Die Abwehr von Radikalen ist aber nicht einfach, wie ein ehemaliger Neonazi bestätigt, der selbst in der Truppe gedient hat. „ARTE Re:“ hat Frauen und Männer als Reservisten über Wochen hinweg im Manöver und im zivilen Leben begleitet. Geht „Dienen für Deutschland“ auch als Teilzeitjob? (Text: arte)
Épisode 110 - Ausgemolken! – Bauern steigen aus der Nutztierhaltung aus
26 février 2021
Landwirt Matthias Obenhack betreibt mit seiner Familie einen Hof in der Mitte Deutschlands. Kühe und Schweine bringen nicht mehr genug ein, er steht kurz vor dem finanziellen Aus. Eine Tierschützerin und ein Agrarökonom kommen ihm zu Hilfe. Julya Günzl und Timo Geuß wollen seine Tiere vor der Schlachtung retten und ihn bei der Umstellung seines Hofes unterstützen. Für den ehemals konventionellen Landwirt Matthias ist hierfür komplettes Umdenken erforderlich. Auch wenn der junge Bauer schon länger ethische Bedenken zur heutigen Nutztierhaltung hat, so muss er sich erst einmal daran gewöhnen, dass Milchkühe, Mastschweine und Legehennen plötzlich ein Leben ganz ohne Nutzen für den Menschen leben dürfen, und dass er seinen Hof nun auf ökologische und rein pflanzliche Landwirtschaft umstellen soll. Finanziert wird dies durch Spenden und Patenschaften, die der Verein „Initiative Lebenstiere“ vermittelt. Landwirte, die wie Matthias in das Programm einsteigen, erhalten monatlich feste Zuwendungen, die es ihnen ermöglichen, ihre Betriebe ohne eine Tiernutzung zu erhalten.Inspiratorin des neuen Weges ist die Schweizer Philosophin Sarah Heiligtag. In der Nähe von Zürich betreibt sie einen Hof und einen Begegnungsort für Menschen, die nach Alternativen zur traditionell geprägten Landwirtschaft suchen. Mehr als 40 Höfe hat die Schweizerin bis heute bei der Umstellung zu einem Lebenshof begleitet. Diese „Transfarmationen“ haben dabei nicht nur das Tierwohl im Blick, sondern suchen ethisch vertretbare Lösungen zu den Themen Klimawandel und Welternährung. (Text: arte)
Épisode 111 - Après l’Holocauste, à la recherche des caches secrètes
1 mars 2021
En Pologne, Natalia Romik est partie à la recherche des cachettes qui ont abrité les Juifs au temps de l’Holocauste. Elle a découvert d’incroyables histoires de personnes qui ont survécu dissimulées au creux d’un vieux chêne ou dans un cimetière. Son initiative permet d'entretenir le souvenir de ces pages de l’histoire nationale que certains souhaiteraient occulter.
Épisode 112 - Aufstand gegen Putin – Steht Russland vor dem Umbruch?
2 mars 2021
Tausende Menschen gehen trotz winterlicher Temperaturen und drohender Verhaftungen auf die Straße und protestieren gegen eine Regierung, die sich selbst scheinbar maßlos bereichert und gleichzeitig keine Opposition zulassen will. Nicht nur in Moskau und St. Petersburg, in fast allen Städten Russlands gehen die Leute zu Tausenden auf die Straße. In Städten wie Perm, Irkutsk oder Archangelsk fanden die größten Demonstrationen seit Bestehen der Russischen Föderation statt. Die Demonstranten hoffen auf ein freieres, faireres Russland, in dem Andersdenkende nicht einfach weggesperrt werden.“Re:“ trifft Ksenia – die 18-jährige Studentin steht stellvertretend für die „Generation TikTok“, die nicht nur in den sozialen Netzwerken, sondern auch auf der Straße mit kreativem Protest äußerst präsent ist. „Re:“ trifft Galina, die trotz ihrer Anstellung als Staatsbeamtin gegen ein System ist, das es Angestellten und Arbeitern verbietet, Kritik an der Regierung zu äußern und mit Strafen und Entlassungen droht. Und „Re:“ zeigt, wie Mitarbeiter und Mitstreiter von Alexej Nawalny versuchen, das bestehende repressive System anzugreifen. (Text: arte)
Épisode 113 - Schuften für die Kinder – Eine rumänische Familie in Berlin
4 mars 2021
Meine Kinder sollen es einmal besser haben – dieser Wunsch bewog auch Dorel Oprea und Maria Cornienco mit ihren Kindern vor fünf Jahren die rumänische Heimat zu verlassen und in Deutschland ihr Glück zu suchen. Mehr als 230.000 Menschen verließen 2019 Rumänien in Richtung Deutschland. Sie sind damit die größte Zuwanderergruppe. Viele fliehen vor Armut und mangelnden Perspektiven in der alten Heimat. Dorel Oprea und Maria Cornienco schuften für ein besseres Leben. Jeden Morgen stehen sie früh um 4:00 Uhr auf, um im Logistikzentrum von Amazon bei Berlin zu arbeiten. Abends fahren sie oft noch Pizza aus. Eigentlich ist Dorel ausgebildeter Klempner, Maria hat in Rumänien eine Ausbildung als Bauleiterin absolviert. Doch in diesen Berufen, die eigentlich gefragt sind, können sie nicht arbeiten, weil ihre deutschen Sprachkenntnisse unzureichend sind. Für einen Sprachkurs haben sie keine Zeit, sie wollen lieber arbeiten für ihre drei Kinder. Und denen können sie etwas bieten, sagt Maria Cornienco, was in Rumänien so nicht möglich wäre: eine Zukunft. In Bukarest musste die ganze Familie in einem Zimmer unterkommen. In Berlin leben sie in einer eigenen kleinen Wohnung in einem Plattenbau in Berlin Marzahn. Wie schwer es mitunter ist, sich als Fremde zu integrieren, haben die Kinder erlebt. Die 17-jährige Alexandra wurde als „Zigeunerin“ beschimpft, der 13-jährige Ricardo verprügelt, als er neu in die Schule kam. Aber sie wollen in Deutschland bleiben. Alexandra möchte den Beruf der Visagistin lernen und Ricardo einmal als Polizist für Recht und Ordnung sorgen. (Text: arte)
Épisode 114 - Mit Corona auf die Piste – Skichaos in den Alpen
5 mars 2021
Wer vor Corona Skifahren wollte, ist vorzugsweise in eines der größten Skigebiete Europas gereist, nach Sölden in die Tiroler Alpen. Im Januar wären gewöhnlich 15.000 Touristen täglich hier unterwegs, jetzt sind es knapp 200. Die Einreisebestimmungen mit Quarantänepflicht verschrecken die Gäste aus dem Ausland. Auf den Pisten fahren de facto nur Einheimische Ski.Vier Bergketten weiter führt Paul-Marc Julen, Präsident des örtlichen Tourismusverbandes, durch das Schweizer Skigebiet Zermatt. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein – vor Corona. Internationales Publikum flaniert im Dorfkern – wenngleich mit Mundschutz. Gespeist wird in edlen Lokalen, die hier geöffnet bleiben dürfen, sofern sie zu einem Hotel gehören. Natürlich gilt auch hier an den Skiliften: Lange Schlangen sollen möglichst vermieden werden. Alle Berggasthöfe sind geöffnet, Speisen und Getränke gibt es zum Mitnehmen. Der Schweizer Weg, der die Wirtschaft schonen will, er wird in Zermatt eifrig verteidigt. Wenig wird über die im Vergleich zu den Nachbarländern hohen Corona-Todeszahlen gesprochen.Ganz anders in Frankreich. Wie in Deutschland ist der Ski-Tourismus hier seit Monaten im Lockdown. Viele französische Anwohner des halb in Frankreich, halb in der Schweiz liegenden Skigebietes „Portes du Soleil“ schauen neidisch auf die Schweizer Hänge: Dort tummeln sich Touristen und sorgen für immerhin noch 70 Prozent Auslastung im Vergleich zum Vorjahr. Auf französischer Seite fühlt sich dagegen Bürgermeisters Nicolas Rubin von den politischen Entscheidern in Paris im Stich gelassen. (Text: arte)
Épisode 115 - Arm auf Mallorca – Urlaubsinsel in Corona-Not
8 mars 2021
Auf der beliebten Ferieninsel ist die Lage vieler Familien dramatisch; die Leute haben wegen der Coronakrise kaum noch Einkünfte, das Arbeitslosengeld läuft vielfach aus oder es gibt erst gar keinen Anspruch.Selbst festangestellte Saisonkräfte konnten im Corona-Sommer kaum Rücklagen bilden, da sie oft in Kurzarbeit waren. Noch dramatischer ist die Situation bei jenen, die keine Festanstellung hatten und nach dem Verlust der Arbeit jetzt auch kein Arbeitslosengeld beziehen. Gabriel Moreno Valls hat im Zuge der Krise seinen Job als Maurer verloren. Der Familienvater konnte die Wohnung nicht mehr bezahlen, wurde geräumt und hat aus der Not heraus eine leerstehende Bankfiliale besetzt. Dort lebt er jetzt mit seiner Frau und den drei kleinen Kindern – ohne fließendes Wasser und mit einer Notbeleuchtung. Auch die alleinstehende Mutter Nieves Massa Sastre verlor in der Krise ihren Job, ihr Einkommen und schließlich ihre Würde: Sie musste ihre Möbel verkaufen und ihre Wertsachen verpfänden – nur um für sich und ihre fünfjährige Tochter Miriam Lebensmittel kaufen zu können. In der verzweifelten Lage hat sich Nieves an „SOS Mamas“ gewandt.“Wo viele die Augen verschließen, um nicht hinzuschauen, kommen wir, um zu helfen“, ist das Motto der Gründerin Ascensión Maestre. Doch in der aktuellen Krise hat der Verein plötzlich statt 4.000 mehr als 10.000 Anfragen nach Hilfe und die Helfer sehen sich einer unlösbaren Aufgabe gegenüber: Im wirtschaftlich härtesten Winter der vergangenen Jahrzehnte gibt es auf Mallorca einfach zu viele Menschen, die Hilfe brauchen. (Text: arte)
Épisode 116 - Letzte Hoffnung in Calais – Der Brexit und das Elend der Migranten
9 mars 2021
Drei Schicksale von Flüchtlingen in den Zeiten des Brexit, sie alle eint der Traum von einem neuen Leben in London: In einem Camp bei Athen verfolgt Fatemeh mit ihrem 2-jährigen Sohn noch immer ihren Plan, seit sie vor ein paar Monaten aus Afghanistan geflohen ist. In London lebt ein Teil ihrer Familie. Sie wollen bald weiter, von Athen nach Calais und von dort aus mit einem Schlauchboot nachts illegal über den Ärmelkanal. Der Iraner Achmed wartet seit sechs Monaten in Calais auf seine Chance, endlich rüber zu machen. Seit fünf Jahren lebt er in Europa, aber er erhielt nirgends legale Papiere. London ist sein Traum. Vor vier Monaten kam Issa mit einem Schlauchboot nach London. Er hat einen Job als Autowäscher gefunden. Sein erster Asylantrag wurde abgelehnt, er hat Widerspruch eingelegt. Alle drei warten auf ihre Chance, aber der Brexit ändert auch alle Gesetze über die Asyl-Verfahren zwischen Brüssel und London, wie, das wird sich noch zeigen… (Text: arte)
Épisode 117 - Waschen, schneiden, desinfizieren – Endlich wieder zum Friseur
10 mars 2021
Sonja Fischer aus Diepersdorf bei Nürnberg ist Friseurweltmeisterin und geradezu süchtig nach ihrem Beruf. Die Zeit des Lockdowns war für die Fränkin kaum erträglich. Sie hat die Wochen damit verbracht, Wände zu streichen – „Der Pinsel ist nur ein bisschen größer als der zum Haare färben“ – und ihre Gartenhecke zu stutzen, „um wenigstens irgendetwas zu schneiden“. Für die Wiedereröffnung hat sie sich einiges einfallen lassen: Wer Angst vor einer Ansteckung hat, den erwartet auf der Terrasse ein „Open Hair“-Erlebnis. Und sie öffnet ihren Salon von fünf Uhr morgens bis 22 Uhr. Berlin-Friedrichshain: Obwohl sich Szene-Friseur Thomas Goebel riesig freut, endlich wieder arbeiten zu dürfen, ist er auch verbittert. Anspruch auf Dezemberhilfe haben Deutschlands Friseure nicht, weil sie noch den halben Monat arbeiten konnten. Goebels Klientel: junge, hippe Berliner mit dem Wunsch nach ausgefallenen Haarschnitten. Letztere gibt es auch im Barber-Shop „Hairy Cutter“ auf der Sonnenallee bei Solomon Ciulin. Er erwartet am ersten Öffnungstag riesigen Andrang. Auf den hofft auch Ralph Schwalbach. In seinen Salon in Köln kommen die Leute aus dem Veedel („Viertel) nicht nur für einen Schnitt, sondern auch, um nach Herzenslust zu quatschen – auch mit Maske. Nach wochenlangem Wildwuchs auf – und schlechter Stimmung in – den Köpfen zeigt sich: Deutschlands Haarkünstler*innen bringen nicht nur Frisuren in Form, sondern sind auch Ansprechpartner für Wünsche und Ängste – gerade in Zeiten von Corona. „Re“ taucht in den Mikrokosmos Friseursalon ein – endlich gibt es ihn wieder! (Text: arte)
Épisode 118 - Mein Leben für Tiere – Eine Schottin und ihr Tierhospiz
12 mars 2021
Als die Ärzte bei Alexis Fleming die unheilbare Krankheit Morbus Crohn diagnostizieren, geben sie der Schottin nicht viel Hoffnung. Doch Aufgeben ist für die 40-Jährige keine Option. Die Krankheit hat ihr mehr gegeben als genommen, sagt Alexis: „Trotz dieser schrecklichen Krankheit und meines geschundenen Körpers habe ich etwas gefunden, das mich jeden Tag aus dem Bett bringt. Etwas, das mir alles bedeutet! „Alexis nimmt all ihre Kraft zusammen und baut ein Sterbehospiz für Nutztiere auf. Hier lebt sie zusammen mit Legehennen, Schafen und Schweinen, die eigentlich geschlachtet werden sollten. Bei ihr bekommen die Tiere nun das, was jeder im Angesicht des Todes verdient: ein Leben frei von Angst und Schmerz, begleitet von einem Menschen, der sie bedingungslos liebt.2018 findet Alexis ein altes Haus mit großem Grundstück an der schottischen Küste in Kirkcudbright, einem Ort etwa zwei Stunden südlich von Glasgow. Heute ist es das Zuhause von vier Hunden, zwei Ziegen, acht Schafen, sechs Schweinen, 87 Hühnern und einem Hahn. Das Hospiz finanziert Alexis ausschließlich über Spenden. Jeden Monat braucht sie mehrere tausend Pfund, um Futter, Medikamente und Tierärzte bezahlen zu können.Doch die Tiere geben ihr die Energie, um weiterzumachen. Dem Tod so nah zu sein, habe ihre Perspektive auf das Leben radikal verändert. Alexis will sich nicht ihrer Krankheit fügen, sondern einen Ort schaffen, an dem Ausgrenzung keinen Platz hat und Tiere in Frieden und Würden sterben dürfen. (Text: arte)
Épisode 119 - Schnitzel 2.0 – Pflanzliche Alternativen erobern Europa
15 mars 2021
Laura Gertenbach liebt gutes Fleisch. Aufgewachsen auf einem Bauernhof mit Viehhaltung kennt sie die Abläufe und Herausforderungen der Landwirtschaft genau. Und obwohl sie heute mit nachhaltigen und regionalen Fleischproduzenten arbeitet, hat sie eine andere Mission. Die 32-Jährige hat das erste Zellfleisch-Start-up in Deutschland gegründet. Ihr Ziel: Fleisch aus dem Reagenzglas soll schon bald die Nutztierhaltung wie wir sie kennen überflüssig machen. Schon seit einiger Zeit versucht sie staatliche Unterstützung zu erhalten – ein schwieriges Unterfangen im Schweinefleischland Deutschland. Anderswo in Europa – zum Beispiel in den Niederlanden oder in Belgien – ist man da längst viel weiter. Jan Bredack weiß schon lange, dass er sich auf staatliche Unterstützung nicht verlassen kann, wenn es um vegane Zukunftsvisionen geht. Der 47-Jährige gründete bereits 2011 den ersten veganen Supermarkt in Deutschland. Er weiß, was bei den Konsumenten zieht und ist mittlerweile auch selbst in die Produktion gegangen. Neben pflanzenbasiertem Fleisch stellt er inzwischen in Berlin Käse aus Cashews und Macadamia her. Doch im Oktober entschied das EU-Parlament: Käse-Alternativen dürfen nicht mehr „Käse“ im Produktnamen haben. Doch Jan Bredack will kämpfen. Nicht nur für ihn ist die Betitelung der Alternativprodukte elementar, sondern für eine ganze Reihe von veganen und vegetarischen Start-ups, die in den letzten Jahren in Deutschland entstanden sind. „Mushlabs“ mit Sitz in Berlin und Hamburg ist eines dieser jungen Unternehmen. Der Biologe Mazen Rizk füttert Pilz-Zellen mit Lebensmittelresten. Heraus kommt eine Proteinnahrung, die – aus seiner Sicht – das Zeug dazu hat, Gesundheits-, Klima- und Welternährungsprobleme zu lösen. (Text: arte)
Épisode 120 - Urne oder Sarg? – Griechenland streitet um die letzte Ruhe
17 mars 2021
Griechenland hat 2006 als letztes Land der Europäischen Union die Feuerbestattung gesetzlich erlaubt. 13 weitere Jahre mussten noch vergehen, bis das erste – und nach wie vor einzige – Krematorium des Landes in Ritsona nahe Athen in Betrieb gehen konnte. Zu verdanken ist dies Antonis Alakiotis. 24 lange Jahre hat der Präsident der Griechischen Kremationsgesellschaft darum gekämpft, dass sich jeder Grieche, der dies wünscht, in seiner Heimat einäschern lassen kann. Vorher war dies nur im Ausland möglich. Alakiotis’ stärkster Widersacher: Die griechisch-orthodoxe Kirche, die nicht müde wird, die Kremation als Sünde anzuprangern – obwohl immer mehr Friedhöfe an Überfüllung leiden und die Zahl der so genannten „Drei-Jahres-Gräber“ stetig wächst: Im Beisein eines Angehörigen werden die Gebeine des Verstorbenen nach drei Jahren ausgehoben, um Platz für den nächsten Toten zu schaffen – nicht immer ist die Verwesung zu diesem Zeitpunkt abgeschlossen. Für Alakiotis zutiefst unchristlich, für die griechisch-orthodoxe Kirche akzeptabel. 90 Prozent der Griechen sind orthodox getauft, die allermeisten von ihnen halten am Dogma der Erdbestattung fest – auch Adonis Golfis. Der Bauunternehmer aus Patras ist Vorsitzender eines Kulturvereins und überzeugt, dass das in seiner Stadt geplante Krematorium seine Kultur und Tradition, ja seine Heimat zerstören würde. (Text: arte)
Épisode 121 - Die Thunfischer von Andalusien: Eine Algenplage bedroht das Mittelmeer
19 mars 2021
Die Plage bedroht die Existenz von Hunderten Fischern und ihren Familien, die seit Generationen vom Fischfang leben. Es sind einfache Seeleute, die mit kleinen Booten aufs offene Meer hinausfahren und täglich aufs Neue versuchen, den Algenfang zu vermeiden – meist ohne Erfolg. Immer mehr Fischer verkaufen ihr Hab und Gut – und die, die noch da sind, flehen um Unterstützung. Ihre Forderung: dass der spanische Staat auch ihnen – und nicht nur den finanzstarken industriellen Fischereibetrieben – eine Thunfisch-Fangquote zugesteht. Thunfisch gibt es hier genug, und er schwimmt dort, wo die Alge nicht ist: ganz nah an der Wasseroberfläche. Bloß: Fangen dürfen ihn ausschließlich jene Fischer, die sich mit viel Geld eine Fangquote gekauft haben oder die angesichts ihrer guten Kontakte eine solche gratis bekommen haben. Und der Rest? Fühlt sich im Stich gelassen. Wenn nicht ganz schnell etwas passiere, dann gehe man bald endgültig unter, sagen die Männer. Ihre letzte Hoffnung: die Gründung einer Fischer-Vereinigung, die den Protest nach Madrid trägt. Aber die Zeit läuft ihnen davon. (Text: arte)
Épisode 122 - Überleben Glückssache? – Rumäniens krebskranke Kinder
23 mars 2021
Oana Gheorghiu und Carmen Uscatu haben ihre gut bezahlten Jobs in der freien Wirtschaft aufgegeben, um krebskranken Kindern in Rumänien bessere Überlebensbedingungen zu ermöglichen. Mit ihrer Organisation „Schenke Leben“ haben sie in den letzten Jahren nur mit Hilfe von Spenden landesweit 22 Krebsstationen renoviert, mehrere sterile Räume für Transplantationen gebaut und zwei mikrobiologische Labors eingerichtet. Hilfe vom Staat: Fehlanzeige. Die beiden Frauen finanzieren ihre Projekte ausschließlich aus Spenden. Unterstützt werden sie von der 37-jährigen Raluca Soaita, die sich als erste Frau in Rumänien auf Architektur im medizinischen Sektor spezialisiert hat. Zu dritt arbeiten sie an ihrem bisher größten Projekt: dem Neubau eines ganzen Krankenhauses in Bukarest. Die Kinderklinik für Onkologie soll das erste Zentrum für Strahlentherapie in ganz Rumänien werden. Dafür haben die Frauen über vier Jahre 30 Millionen Euro an Spenden gesammelt, von 350.000 Privatpersonen und 4.000 Firmen. Der Staat beteiligt sich mit keinem Cent an dem Krankenhaus-Neubau. Durch ihr privates Engagement wollen die Frauen vor allem eines erreichen: grundlegende Reformen im maroden Gesundheitssystem Rumäniens. (Text: arte)
Épisode 123 - Buddhisten gegen Oligarchen – Streit um einen Tempel im Ural
24 mars 2021
Es ist ein Konflikt David gegen Goliath – Schedrub Ling, ein einzigartiges buddhistisches Zentrum im Ural soll den Interessen von EVRAZ weichen, einem der größten Stahlproduzenten der Welt. Der Konzern will den Berg, auf dem der buddhistische Tempelkomplex steht, für den Erzabbau erschließen. Die Buddhisten aber leisten zivilen Widerstand gegen den Global Player und die enge Verflechtung zwischen Wirtschaft und Staat in Russland. Die Bewahrung eines spirituellen Ortes und eines einzigartigen ökologischen Lebensraums steht wirtschaftlichem Profit und dem Erhalt von Arbeitsplätzen gegenüber. (Text: arte)
Épisode 124 - Wärme dank Hanf und Hightech – Neue Wege zur Wärmewende
26 mars 2021
Fossile Brennstoffe sind absolute Klimakiller, belegen dennoch beim Beheizen von privaten und öffentlichen Gebäuden immer noch den ersten Platz. Dabei gibt es klimafreundliche Alternativen. Die Seethermie zum Beispiel. Sie ist eine noch junge Art der Energiegewinnung und wird derzeit vor allem in der Schweiz erforscht und getestet. Die Methode hat viel Potenzial, denn Seen sind riesige, schier unerschöpfliche Wärmespeicher. Das bisher größte Seethermie-Projekt des Landes geht seit Anfang 2021 in Luzern nach und nach ans Netz. „Es ist nachhaltige Energie“, sagt der betreuende Ingenieur Beat Dellenbach. „Wir zerstören unseren Planeten damit nicht. Wir müssen sie nicht um die halbe Welt verschiffen, um sie dann nutzen zu können (…), so sieht die Energiezukunft aus.“ In Paris wird zum Heizen Energie genutzt, die in der Stadt sowieso schon vorhanden ist: die Abwärme von Computern. Warum Serverräume und Rechenzentren unter hohem Energieaufwand kühlen, wenn die Wärme doch zum Heizen genutzt werden kann? Das dachten sich die Entwickler*innen des Start-ups Qarnot. Sie bauen jetzt Heizkörper, in denen Computer stecken. Die Rechenleistung verkaufen sie an Firmen, die statt in großen Serverräumen dezentral rechnen lassen. Die Heizkörper wiederum sorgen für Wärme in Privathaushalten – und das ganz ohne Nebenkosten für die Bewohner*innen, die lediglich in die Anschaffung investieren müssen. So lassen sich jede Menge CO2 und Kosten sparen. Die schnellste Methode, um CO2 einzusparen, ist, die Raumtemperatur zu reduzieren und nur dann hoch zu heizen, wenn Räume auch wirklich genutzt werden. Gerade in öffentlichen Gebäuden wie Schulen und Behörden steckt hier ein riesiges Potenzial. An der Gemeinschaftsschule in Bad Segeberg setzen sie dabei auf die Hilfe von künstlicher Intelligenz. Smarte Thermostate erkennen, wann Klassenzimmer belegt sind und geheizt werden müssen. Wer schon beim Bauen aufs richtige Material setzt, kann langfristig sparen. In Südtirol hat Baustoffhersteller Werne
Épisode 125 - St. Pauli in der Krise – Der Kiez vor dem Aus
29 mars 2021
Kneipenwirte, Prostituierte, Kulturschaffende – die St. Paulianer suchen nach Strategien, um den Lockdown durchzustehen. Die Reeperbahn empfängt jährlich rund 25 Millionen Besucher. Jetzt dominiert gespenstische Stille.“Die Situation ist besorgniserregend“, sagt Quartiersmanager Lars Schütze, „viele Betreiber warten immer noch auf Corona-Unterstützungen aus dem letzten Jahr, und die privaten Reserven sind aufgebraucht“.Die Notlage hat die Kneipenwirte enger zusammenrücken lassen. „Das ist das einzig Positive, dass ich dieser Zeit abgewinnen kann“, meint Barbesitzerin Michaela Hensel. Mit der Aktion „Laut und hell statt unbürokratisch und schnell“ wollen sie jetzt auf sich aufmerksam machen. Jeden Samstagabend schalten die Bars Musik und Beleuchtung ein, ohne Gäste. „Es tut gut, wieder Leben auf den Kiez zu bringen. Endlich nehmen wir die Sache selbst in die Hand. Wenn sie uns sterben lassen, verliert St. Pauli sein Herz.“Während Christian Schnell, Betreiber von Susis Showbar, jetzt Table Dance im Internet statt auf der Bühne anbietet, versuchen die Prostituierten aus der Herbertstraße, ihre finanzielle Not mit den Einnahmen aus einem Kunstprojekt zu mildern, das sie selbst ins Leben gerufen haben. Gemeinsam mit einer Streetart-Künstlerin sind Ölgemälde entstanden, die jetzt in den verwaisten Fenstern der Herbertstraße ausgestellt werden.Burlesque-Tänzerin Eve Champagne probt für Auftritte, ohne zu wissen, ob sie dieses Jahr überhaupt wieder auf die Bühne darf. Um die unfreiwillige Pause wirtschaftlich zu überstehen, hält sie sich mit einem Job im Impfzentrum über Wasser. (Text: arte)
Épisode 126 - Dicke Fische – Wettangeln am Balaton
31 mars 2021
So viele und schwere Karpfen wie möglich zu angeln – darum geht es beim „International Balaton Carp Cup“, dem größten Karpfenangel-Wettbewerb der Welt. 2020 wird er zum sechsten Mal am ungarischen Balaton ausgetragen. Über 200 Mannschaften reisen aus aller Herren Länder an, um eine Woche lang am größten Binnensee Mitteleuropas um die Wette zu angeln. Dem Gesamtsieger winken 30.000 Euro. Doch die Regeln sind streng. Oberste Prämisse: Alle Fische werden unversehrt wieder freigelassen.Robert Schaffer und Sebastian Heinz aus Dresden sind zum vierten Mal dabei. In diesem Jahr treten die beiden Deutschen gemeinsam mit ihrem ungarischen Angelfreund Norbert Szeli an. Wie alle träumen auch sie vom Sieg. Doch die Konkurrenz ist stark und die Gewinnchancen hängen sehr von den natürlichen Gegebenheiten des Angelplatzes ab. Der wird per Losverfahren zugeteilt. Die fischreichen Tiefen befinden sich oft erst viele hundert Meter vom Ufer entfernt und nicht überall tummeln sich Karpfen, die zu den kampfstärksten Süßwasserfischen Europas zählen. Sie dennoch in diesem Riesensee zu ködern ist eine Wissenschaft für sich.Seit 2013 setzt Ungarn darauf, den Balaton für den Angeltourismus zu entwickeln. Jedes Jahr werden 300 Tonnen Karpfen im Plattensee angesiedelt – allein für die Angler. Und Ungarn hofft auf noch mehr Angelgäste, vor allem aus dem Ausland. Sportevents wie der „International Balaton Carp Cup“ sind daher sehr willkommen, weil sie helfen, den See bekannter zu machen. (Text: arte)
Épisode 127 - Spielend zum Erfolg – Mehr Motivation für alle
2 avril 2021
Paula Monfeld muss jeden Tag anstrengende Muskelübungen machen. Sonst verschlechtert sich ihre Krankheit: Infantile Cerebralparese. Die 14-Jährige wünscht sich, die Übungen endlich mit Freude und ohne fremde Hilfe machen zu können. Dabei wollen ihr Britta Karn und Thomas Immich helfen. Sie sind keine Ärzte, sondern Spieleentwickler, sie wollen Paula von innen heraus motivieren.Das kann nicht nur bei Jugendlichen wie Paula, sondern auch im Operationsaal funktionieren. Bevor Chirurgen in Zukunft Hand an ihre Patienten legen, sollen sie erst mal am Handy üben und die Operationen bis ins kleinste Detail durchspielen. Das ist die Vision von Stefan Vilsmeier, dem Gründer einer großen Medizintechnikfirma. Mit Spielen für Ärzte will er den „Zugang zu adäquater Gesundheitsversorgung und Training demokratisieren“.Eine dänische Schule arbeitet mit Rollenspielen. So lebt die Deutschlehrerin Iris Sanders mit ihren Schülern zum Beispiel eine ganze Woche in der DDR. Sie bauen die Mauer, sind Stasi-Offiziere oder Systemkritiker. Manche flüchten sogar und demonstrieren für Freiheit und Wiedervereinigung. „Wenn man eine Sache lernt, dann lernt man am besten, wenn Gefühle mit dabei sind“, das ist Iris Sanders Credo.Aber funktioniert das auch im Arbeitsleben? Der Belgier Jelmen Lombarts will das mit einem Gabelstaplersimulator beweisen. Online-Handel und Logistik wachsen rasant, überall müssen schnell viele Staplerfahrer angelernt werden. Unfälle häufen sich. Training am Simulator kann da helfen. Aber kann Jelmen Lombarts auch einen großen deutschen Gabelstapler-Hersteller davon überzeugen? (Text: arte)
Épisode 128 - Der letzte Ausverkauf – Ladensterben im Einzelhandel
5 avril 2021
Die Gründe für das Ladensterben sind vielfältig: Überangebot, teure Mieten, zu wenig Kunden, Nachfolgersorgen und der Online-Handel. Und für viele Unternehmen ist Corona der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.So wie für Herbert Riepl und Claudia Koller. Sie müssen ihren Schuhladen im beschaulichen Touristenort Schliersee in Bayern schließen, den ihr Großvater vor 90 Jahren eröffnet hat. Vater Herbert Senior und Mutter Margot wohnen immer noch im gleichen Haus über dem Laden. Lange haben sich die Kinder die Entscheidung schwer gemacht und alles versucht, um die Ladenschließung zu verhindern. Doch die Umsätze wurden immer geringer. Corona war letztendlich der Todesstoß. Daniel Ohr versucht Ladenschließungen zu verhindern. Der Unternehmensberater ist europaweit im Einsatz und entwickelt Konzepte gegen den Leerstand. Er ist überzeugt: Die Menschen möchten auch weiterhin gerne in Geschäften kaufen, denn das klassische Einkaufserlebnis, das gibt es nur vor Ort. Dazu muss man den Leuten aber etwas bieten, ist sich Ohr sicher. So wie ein Kaufhaus in Osnabrück, in dem Ohr als Berater tätig ist: Hier ist vor einigen Jahren eine Indoor-Surfwelle entstanden.Daniel Solzers tägliches Brot hingegen ist die Geschäftsaufgabe. Er ist professioneller Räumungsverkäufer. Mit schwerem Gerät, bunten Rabattschildern, tatkräftigem Einsatz und viel Empathie rücken die Räumungsverkäufer an und holen für ihre Kunden das Beste beim letzten Geschäft raus. Aktuell sind sie im Modehaus von Günther Schwarte im Einsatz. Schwarte hat keinen Nachfolger für sein Geschäft in Steinfurt in Nordrhein-Westfalen. Auch das ist ein großes Problem des Einzelhandels. (Text: arte)
Épisode 129 - Flüchtlinge in der Türkei – Die Gestrandeten von Istanbul
7 avril 2021
Als der Syrer Muhammed Ende Februar hörte, dass die Grenze zu Griechenland geöffnet sei, zögerte er nicht lange. Zusammen mit seiner Frau Nadera und den sechs Kindern reiste er von Istanbul nach Edirne an die türkisch-griechische Grenze. Die Familie schaffte es fast, über den Grenzfluss Evros zu flüchten. Was dann geschah, kann Muhammed nur unter Tränen erzählen: Die Kinder seien vorausgegangen, doch sobald sie griechischen Boden betraten, hätten griechische Sicherheitskräfte das Feuer auf sie eröffnet. Plötzlich sei seine Frau nicht mehr bei ihm gewesen. Von der Mutter fehlt seither jede Spur.Zurück in Istanbul, trifft Muhammed die Anwältin Esin Bozovali und den ehrenamtlichen Sozialarbeiter Muhammed Sidik Yasar. Sie gehen dem Fall nach und fordern Ermittlungen. Sidik Yasar war im Februar 2020 bereits vor Ort im Grenzgebiet und kümmerte sich damals um die Flüchtlinge. Viele wurden von griechischen Sicherheitskräften teils mit Gewalt zurückgedrängt. Sidik Yasar macht Griechenland und die Türkei für die Eskalation verantwortlich. Griechenland bestreitet den Einsatz von Gewalt bis heute.Währenddessen hofft die Familie von Nadera in Istanbul noch immer auf Hinweise zu ihrem Verschwinden. Auch in Griechenland wurde Anzeige erstattet, doch die zuständige Staatsanwaltschaft verzögert die Ermittlungen. Der Fall offenbart die fatalen Folgen einer Politik, die Flüchtlinge als politischen Spielball missbraucht. (Text: arte)
Épisode 130 - Provinz für Anfänger – Italiens Ideen gegen die Landflucht
9 avril 2021
Hügelige Landschaften, atemberaubende Panoramen und malerische Siedlungen: Das ist das Hinterland von Italien. Doch immer mehr Dörfer und Kleinstädte sind vom Aussterben bedroht. Fehlende Arbeitsplätze und schlechte Infrastruktur sind die Gründe, warum die Menschen abwandern. 2.500 Ortschaften könnten in den kommenden Jahren völlig verlassen sein. Die Corona-Pandemie bremst diese Entwicklung ab. So hat Familie Vittoria aus Neapel während des strengen Corona-Lockdowns beschlossen, der engen Großstadt den Rücken zu kehren. Mit Sack und Pack sind sie im Herbst 2020 nach Teora in Kampanien umgezogen. Dort hat Bürgermeister Stefano Farina ein „Wiederbevölkerungsprogramm“ aufgelegt: Die Gemeinde zahlt neuen Einwohnern zwei Jahre lang die Miete, wenn deren Kinder in die örtliche Schule gehen. Auch Familie Greenwood ist darum mit ihren vier Kindern jüngst von Manchester nach Teora umgezogen. Gut 30 neue Einwohner aus aller Welt hat die Kleinstadt hinzugewonnen. Ein Erfolg auch für den Fortbestand der Schule im Ort. 700 Kilometer weiter südlich: Für einen Euro verkauft die Gemeinde Mussomeli, Sizilien, verlassene Häuser in der historischen Altstadt. Auch dort steht die Hälfte aller Gebäude leer. Die Initiative ist so erfolgreich, dass eigens eine Agentur gegründet werden musste. Sarah Cooper und ihr Mann aus Malta lassen sich von der Agentin Valeria Sorce durch die charmante Altstadt führen. Die Käufer müssen ihr Haus innerhalb von drei Jahren renovieren. Sie sind aber nicht verpflichtet, ihren Wohnsitz nach Italien zu verlegen. In Mussomeli geht es darum, den maroden Stadtkern zu retten. (Text: arte)
Épisode 131 - Arme Sau? – Deutsche Schweinebauern unter Druck
13 avril 2021
Michael Uckelmann ist einer der wenigen Schweinebauern, der noch offen über seine Arbeit spricht. In seinen großen Stallanlagen stehen rund 500 Sauen, die jedes Jahr etwa 15.000 Ferkel zur Welt bringen. Er und seine Kollegen geraten jedoch immer wieder in die Kritik. Tierschützer wie Johannes von Animal Rights Watch beklagen die Art und Weise, wie die Schweine hier gehalten werden. In engen Metallboxen, sogenannten Kastenständen, müssen sie zum Teil über mehrere Wochen leben. Um auf das Leid der Tiere aufmerksam zu machen, steigen die Tierschützer nachts in Ställe ein und machen Aufnahmen von den dort herrschenden Zuständen. Doch es gibt Alternativen, wo schon jetzt die Schweine mehr Freiheit haben. Anja Koch besitzt in Brandenburg einen kleinen Betrieb mit Freilandschweinen. Bei ihr leben die Tiere unter freiem Himmel. Enge Kastenstände gibt es hier nicht. Ein Modell für die Zukunft? Michael Uckelmann fühlt sich zu Unrecht an den Pranger gestellt, da er sich an geltende Gesetze hält. Doch die werden nun geändert. In den kommenden 15 Jahren müssen die Kastenstände aus den Schweineställen in Deutschland verschwinden. Die Tiere sollen mehr Platz erhalten. Michael Uckelmann und all die anderen Schweinebauern müssten dafür in den kommenden Jahren teure Umbaumaßnahmen in ihren Ställen in Angriff nehmen. Hinzu kommt: Durch die Corona-Pandemie und durch die Afrikanische Schweinepest, die sich in Deutschland gerade ausbreitet, sinkt für die Bauern der Preis für Schweinefleisch. Die Existenzen vieler Bauern sind in Gefahr. Wie wird sich die Schweinezucht in Deutschland verändern? (Text: arte)
Épisode 132 - Ein Staatsanwalt räumt auf – Jagd auf die Mafia in Kalabrien
14 avril 2021
Das Verfahren gegen die ’Ndrangheta, das Mitte Januar in Lamezia Terme in Kalabrien begonnen hat, gilt als das größte seiner Art seit den „maxi processi“ Mitte der 80er-Jahre. Den entscheidenden Schlag gegen die mächtigste und gefährlichste Mafia Europas leitete Generalstaatsanwalt Nicola Gratteri, der selbst seit 30 Jahren unter ständigem Polizeischutz steht: In koordinierten Razzien wurden Ende 2019 mehr als 350 Personen festgenommen, Unternehmen geschlossen, Gelder beschlagnahmt.Hauptangeklagt ist der Mancuso-Clan, der seit mehreren Jahrzehnten die Region Vibo Valentia beherrscht und eine entscheidende Rolle beim Kokainschmuggel aus Südamerika spielt. Dass auch Waffenhandel, Geldwäsche, Erpressung und Mord zum Tagesgeschäft der mit 55 Milliarden Euro Jahresumsatz mächtigsten Mafia-Organisation gehören, bezeugt im Film ein Aussteiger, der bei den Dreharbeiten anonym bleiben muss, da er um sein Leben fürchtet. Auch Familienangehörige von Opfern der ’Ndrangheta, wie Vincenzo Chindamo, beobachten den Prozess mit großem Interesse. Die Leiche seiner Schwester Maria wurde nie gefunden. Durch die Aussage eines Kronzeugen erfuhr die Familie, dass anscheinend ein Mitglied der ’Ndrangheta sie ermordete, weil sie sich weigerte, ihr Grundstück zu verkaufen. Der Journalist Michele Albanese, der seit Jahren über die Verbrechen der Mafia in Kalabrien berichtet und dafür sein Leben riskiert, hofft ebenfalls, dass dieser Prozess ein Meilenstein im Kampf gegen die ’Ndrangehta wird. (Text: arte)
Épisode 133 - Kosovo träumt vom Neuanfang – Junger Staat mit tiefen Wunden
15 avril 2021
Mit sechs Bussen sind sie angereist, Kosovo-Albaner aus dem deutschen Exil. Sie wollen in ihrer Heimat an der Parlamentswahl teilnehmen. Die meisten haben sich in Deutschland eine Existenz aufgebaut, fühlen sich aber dem Kosovo tief verbunden. Einer von ihnen: Osman Maliqi. Als Kind floh er mit seinen Eltern vor dem Krieg aus dem Kosovo. Heute ist er Architekt in Bielefeld. Viele seiner Familienangehörigen leben aber noch in dem kleinen Balkanstaat, wo die Massaker des Krieges und die politischen Morde in der Zeit danach tiefe Wunden hinterlassen haben. Korruption und Misswirtschaft bestimmen das Leben in dem armen Land. Diaspora-Kosovaren wie Osman Maliqi versuchen ihren Einfluss geltend zu machen, damit es den Menschen im Kosovo endlich bessergeht. In diesem Jahr, so hofft er, könnte die Parlamentswahl einen Neuanfang für das Land herbeiführen. Genau diesen hat sich die junge Partei „Vetevendosje“ auf ihre Fahnen geschrieben. Saranda Bogujevci ist eine ihrer populärsten Vertreterinnen. Das Schicksal der Künstlerin steht für das Leiden des Landes: Im März 1999 hat sie als 13-Jährige ein von Serben verübtes Massaker überlebt, bei dem fast ihre ganze Familie umgebracht wurde. Wie durch ein Wunder blieb sie am Leben, mit 16 Kugeln im Leib. Sie ging ins Ausland, kehrte aber wieder in ihre Heimat zurück. Seitdem wirkt sie als Politikerin aktiv an der Reformierung ihres Landes mit.Die Präsenz der Diaspora-Kosovaren vermittelt ein klein wenig Hoffnung, doch auch sie haben kein Allheilmittel für die vielen Probleme des Landes. (Text: arte)
Épisode 134 - Tunesiens verlorene Jugend – Eine Generation auf dem Weg nach Europa?
20 avril 2021
Die Ende Januar in Tunesien eskalierten Proteste zeigen, wie verzweifelt viele junge Tunesier sind. Der arabische Frühling ist aus Sicht der Jugend gescheitert, Korruption und Willkür bestimmen den Alltag. Die Folge: jedes Jahr machen sich Tausende auf den Weg nach Europa. Allein 2020 kamen über 12.000 Tunesier auf Lampedusa und Sizilien an. Die durch Corona ausgelöste Krise wird 2021 noch mehr Menschen in die Boote treiben. Doch nicht nur Europa ist das Ziel perspektivloser junger Tunesier. Mehrere tausend sind nach Syrien und Libyen gegangen und kämpfen dort für islamistische Terrorgruppen wie den IS. Zuvor wurden sie in Tunesien radikalisiert. Ebenso wie Brahim Aissaoui, der Attentäter von Nizza und auch Anis Amri, der 2016 in Berlin zwölf Menschen auf einem Weihnachtsmarkt ermordete. Die Behörden sind sich des Problems bewusst. Es gelten die sogenannten „S17“-Anordnungen, mit denen die Regierung verhindern will, dass Tunesier sich im Ausland bewaffneten Gruppen anschließen oder Terrorakte begehen.Wer unter Verdacht gerät, muss mit harten Einschränkungen leben, findet kaum noch eine Wohnung oder Arbeit und steht permanent mit einem Bein im Gefängnis. Eine Stigmatisierung, die viele junge Leute in Tunesien erst recht in die Arme der Radikalen treibt. Die Lebensläufe der vier tunesischen Attentäter, die in Europa in den vergangenen Jahren Anschläge verübt haben, gleichen sich: Sie erlitten Polizeigewalt, es folgten der soziale Abstieg, Familienprobleme und schließlich die Anwerbung durch eine radikale Gruppe. Tunesiens verlorene Generation – eine Gefahr auch für Europa? (Text: arte)
Épisode 135 - Franzosen gegen Amazon – Streit um den Online-Handel
22 avril 2021
Während die Corona-Pandemie den Einzelhandel in Europa zu Schließungen zwingt, ist der Online-Handel der große Gewinner der Krise. Amazon-Gründer Jeff Bezos ist der reichste Mensch der Welt. Der Konzern plant in Frankreich eine Verdopplung der Lagerfläche mit dem Bau von acht bis elf neuen Warenlagern.Jeder dritte Franzose ist Amazon-Kunde, gleichzeitig aber ist der Global Player vielen ein Dorn im Auge: Amazon bezahle kaum Steuern in Frankreich, so lautet der Vorwurf. Der Konzern vernichte Arbeitsplätze im Einzelhandel, die Angestellten müssten im Akkord arbeiten. Zudem verführe der Online-Versandhandel zu unnützem Konsum und habe eine vernichtende Ökobilanz.In Südfrankreich, in der Nähe des berühmten römischen Aquädukts Pont du Gard, soll ein neues Logistikzentrum und mit ihm 160 Arbeitsplätze entstehen. Es regt sich Widerstand. Für ein paar prekäre Arbeitsplätze die Sicht auf das Weltkulturdenkmal opfern, obwohl die ganze Region vom Tourismus lebt? Patrick Genay ist Imker, und noch fliegen seine Bienen dort, wo das Lager gebaut werden soll. Kommt Amazon, können die Bienen nicht bleiben. Aber auch die Touristen blieben dann womöglich weg, so befürchtet es der Imker. Doch es gibt auch Stimmen, die das Modell Amazon verteidigen: Der Online-Handel sei ein absolutes Zukunftsmodell, das in einem post-industriellem Land neue Arbeitsplätze schafft.Mittlerweile diskutiert die gesamte Grande Nation über die Vor- und Nachteile, die der Bau der Amazon-Warenlager mit sich bringen. Welche Zukunft will das Land? (Text: arte)
Épisode 136 - Das Vieh muss weg! – Niederländische Bauern in der Klimakrise
27 avril 2021
Die Landwirtschaft und insbesondere die Viehhaltung stoßen in den Niederlanden doppelt so viel Stickstoff aus wie der Verkehr und die Industrie zusammen. Kein Wunder, denn die Niederlande sind nach den USA der weltweit zweitgrößte Exporteur von Agrarprodukten, obwohl die Vereinigten Staaten flächenmäßig dreihundertmal so groß sind.In dem kleinen Land gibt es rund vier Millionen Rinder, zwölf Millionen Schweine und 100 Millionen Hühner. In vielen Ställen leben tausende Tiere.In der Region Brabant, im Süden des Landes, ist die Stickstoffbelastung am größten, denn hier produzieren sechs Millionen Schweine Gülle. Ein Mastbetrieb reiht sich an den nächsten. Einen von ihnen besitzen Eric und Chantalle Reijrink mit 2.400 Mastschweinen und 240 Sauen. Aber der Betrieb rechnet sich für das Ehepaar nicht mehr – sie geben auf und verkaufen ihren Hof an den Staat. Die niederländische Regierung kauft in der Region hunderte Höfe auf, um dem Stickstoffproblem irgendwie Herr zu werden. Rund 500 andere Schweinebauern in Brabant gehen denselben Weg wie die Reijrinks. Aber sie haben bereits einen Plan für die Zukunft – aus dem Schweinemastbetrieb soll eine Altenpflegeeinrichtung werden.Andere Landwirte sind dagegen kämpferisch und protestieren zu Hunderten mit Traktoren im ganzen Land. So auch Milchviehhalter Thijs Wieggers, der für die Aktionsgruppe „Farmers Defense Force“ Bauernproteste organisiert.Hat die intensive Landwirtschaft noch eine Zukunft in den Niederlanden? (Text: arte)
Épisode 137 - Corona in Französisch-Guayana – Das Virus an Europas Rand
29 avril 2021
„Vier lange Monate gab es hier den wohl härtesten Lockdown auf der ganzen Welt“, meint der Sekretär des Bürgermeisters von Saint Georges. Nur eine Stunde am Tag durfte man ins Freie. Saint Georges? Wo liegt denn das? Dieses 4.200-Seelen-Kaff liegt an Europas äußerstem Rand, im Süden von Französisch-Guayana. Und das ist eines jener französischen Überseegebiete, ein koloniales Erbstück sozusagen außerhalb des französischen Festlands.Der Fluss Oyapock bildet die natürliche Grenze. Das französische Saint Georges und das brasilianische Oiapoque liegen sich quasi gegenüber. Das Problem: Das Virus kennt keine Grenzen. Strikte Regeln hier, laxer Umgang dort. Wegen der hohen Infektionszahlen hat Frankreich seine Grenzen wieder geschlossen für Länder außerhalb der EU. Aber Frankreichs Grenzen sind kompliziert. Brasilien beispielsweise ist Hochrisikogebiet. Ein „Corona-Open-Air-Labor“, so nennen Kritiker das Land am Zuckerhut. Präsident Macron und die EU wollen sich abschotten gegen die Mutanten, Präsident Bolsonaro hingegen versucht, das Virus zu ignorieren, tut es als „kleine Grippe“ ab. Mittendrin leben hier die durch das Virus besonders gefährdeten Indigenen, die sich traditionell auf beiden Seiten des Ufers heimisch fühlen und für die diese Grenze eh ein Hirngespinst der Weißen ist. Wie kontrolliert die PAF, der französische Grenzschutz, das? Und wie hat das Virus das Leben an der Grenze zwischen Europa und Südamerika verändert? Wie wirkt sich ein erneuter Lockdown hier aus? Eine Reportage, die zwar das virale Thema dieser Tage behandelt, aber mit einem ungewöhnlichen Blick auf eine meist vergessene Region. (Text: arte)
Épisode 138 - Fliegen, fahren, schweben – Der Verkehr der Zukunft
30 avril 2021
Barkabystaden in Stockholm ist eines der größten Neubaugebiete Europas. Hier fahren autonome E-Busse. „Am Anfang ist es ein merkwürdiges Gefühl, aber inzwischen fühlen wir uns in den Bussen sicher“, sagt Marjorie Gamboa, die ihren Sohn jeden Tag per E-Bus in den Kindergarten bringt.In Bruchsal starten Chefkonstrukteur Christian Bauer und sein Team den „Volocopter“ zu einem seiner äußerst seltenen Testflüge. Das Unternehmen will alltagstaugliche Flugtaxis in bestehende Verkehrssysteme einbinden. „Und zwar nicht als Spielzeug für Reiche“, so Vorstand Christian Bauer, „sondern für jeden, der Zeit sparen will oder muss.“ Am Ende der Entwicklung sollen Bahnhöfe oder Flughäfen mit dem Lufttaxi genauso gut erreichbar sein wie heute mit einem konventionellen Taxi.Die „Ellen“ ist mit 60 Metern Länge und 13 Metern Breite das derzeit größte und leistungsstärkste vollelektrische Fährschiff. Sie verkehrt zwischen den dänischen Inseln Als und Aeroe. Eine Batterieladung reicht für die 40 Kilometer lange Strecke. Im Alltagsbetrieb beweist die „Ellen“, dass es schon heute möglich ist, im Fährbetrieb ohne Schiffsdiesel auszukommen. Und auch manche „alte Lösungen“ haben Potential für die Zukunft: Die „Bentheimer Eisenbahn“ in Niedersachsen ist ein Erfolgsmodell einer reaktivierten Strecke. Seit 1974 war die Verbindung für den Personenverkehr stillgelegt. Aber Unternehmen und die lokale Politik schafften es, die Strecke erfolgreich wieder in Betrieb zu nehmen. In Deutschland gibt es jede Menge Potential, stillgelegte Schienenstrecken in den Verkehr der Zukunft mit einzubinden. (Text: arte)
Épisode 139 - Frauen im Riesentruck – Das Ende einer Männerbastion
4 mai 2021
In einer Welt voller grobschlächtiger Typen, Diesel-Dunst und Reifenabrieb sind Truckerinnen mit Schwerlasttransporten noch eine Ausnahme. Ob die Frauen nun selbstbewusst die Genderdebatte ignorieren oder in den sozialen Netzwerken bewusst mit Klischees spielen – fest steht: Ihr Job ist hart – und sie lieben ihn. Besonders schwere und große Lasten werden auf Europas Straßen nur zwischen 22 Uhr und 6 Uhr morgens transportiert. Die Fahrer und Fahrerinnen dürfen höchstens zwei Mal vier Stunden am Steuer sitzen. Danach müssen sie eine neunstündige Ruhepause einlegen. Gehalten werden darf nur an extra dafür ausgewiesenen Autobahnparkplätzen. Die Reportage begleitet zwei Truckerinnen in ihrem Alltag: Iwona Blecharczyk (35) fährt seit zehn Jahren von Polen aus durch ganz Europa.
Épisode 140 - Durchhalten in der Krise – Die Pandemie und die Psyche
5 mai 2021
Seelisch erschöpft – so fühlen sich viele durch die andauernde Corona-Pandemie. Je länger das öffentliche und private Leben heruntergefahren ist, desto größer scheint die Herausforderung, psychisch gesund zu bleiben. Da, wo Vorbelastungen wie eine Depression bestehen, brechen im Lockdown bewährte Strukturen und Bewältigungsstrategien im Alltag ersatzlos weg. Die Rückfallgefahr ist groß. Zwar wurden viele psychiatrische Hotlines ausgebaut und aufgestockt. Doch Therapeuten und psychiatrische Kliniken verweisen behandlungswillige Patienten auf Wartelisten. Es gibt zu viele Hilfesuchende! Seit dem ersten Lockdown leiden auch mehr Frauen mittleren Alters erstmals an psychischen Beschwerden. Zu der allgemeinen nervenzehrenden Pandemie-Situation kommt bei ihnen oft die Mehrfachbelastung durch Haushalt, Home-Office und Home-Schooling. Viele sind am Rande ihrer Kräfte und dort, wo die psychischen Ressourcen schon vor der Pandemie knapp waren, drohen die Frauen unter der Last zusammenzubrechen. Schlafstörungen, Erschöpfungszustände, Antriebslosigkeit, sogar Panikattacken und Suizidgedanken können die Folge sein. Welche Perspektiven haben die Betroffenen? Ist das Gesundheitssystem darauf vorbereitet? Junge Menschen und Familien ringen im zweiten Lockdown um ihre psychische Gesundheit. (Text: arte)
Épisode 141 - Impfen für alle – Wie erfolgreich ist Serbiens Impfkampagne?
6 mai 2021
Serbien impft mit allem, was es kriegen kann und hat 15 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft – ein europäischer Spitzenwert. Von den sieben Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern des Landes haben mehr als 1,5 Millionen schon mindestens eine Dosis gespritzt bekommen. Geimpft wird mit Biontech / Pfizer, AstraZeneca, Sputnik V aus Russland und vor allem auch mit Sinopharm aus China. Weil Serbien von der Corona Pandemie besonders stark betroffen ist, versucht die Regierung, ähnlich wie Großbritannien, mit einem massiven Impfprogramm aus den Negativschlagzeilen zu kommen. Sogar Bürger der Nachbarstaaten wurden eingeladen, sich im Land impfen zu lassen. Serbien stärkt damit seine Rolle als einflussreichstes und wichtigstes Land des Balkans. Mirza Vranjakovic (33) lebt und arbeitet seit 7 Jahren in Berlin. Er lehnt die Vucic-Regierung Serbiens ab. Doch nun fliegt er zurück in seine Heimat, weil er im Gegensatz zu Deutschland in Belgrad schnell geimpft wird. Vor dem Belgrader Hauptimpfzentrum reiht er sich in eine lange Schlange ein. Außerhalb der Hauptstadt sind viele mobile Impfteams unterwegs, die die Menschen fernab der Zentren schnell impfen. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit, weil das Virus Tag für Tag mehr Opfer fordert. Nicht nur in Belgrad, auch in der Bäderstadt Sokobanja sind die Intensivstationen am Limit, die Inzidenz im Land liegt bei über 500. Trotz der vielen Toten sind sehr viele Menschen unvorsichtig geworden und schützen sich kaum vor Ansteckung. Zahlreiche Impfgegner verharmlosen die Krankheit, warnen vor der Impfung und gefährden damit den Erfolg der Impfkampagne. (Text: arte)
Épisode 142 - Wenn die Fluten steigen – Küstenschutz gegen Klimawandel
7 mai 2021
Auf der nordfriesischen Hallig „Nordstrandischmoor“ ragt bei Sturmfluten einzig das Haus von Nommen Kruse aus dem Wasser. Der Rest der flachen Insel ist überflutet. Das war schon immer so – doch nun droht die Hallig für immer im Meer zu versinken. Um seine Heimat zu retten, arbeitet Nommen Kruse gemeinsam mit Forschern der Universität Göttingen an einer ungewöhnlichen Lösung. Bei Flut trotzt er dem Meer Sediment ab, so dass die Hallig wieder wächst.Meeresökologin Brenda Walles möchte Küstenschutz und Naturschutz verbinden. Denn die Errichtung von Flutwehren und Deichen ist oft ein enormer Eingriff in die Natur. Vor der niederländischen Nordseeküste legt sie neue Riffe an, mit Austernbänken. Eine natürliche Maßnahme gegen den Anstieg des Meeresspiegels.Die zerklüftete, flache Atlantikküste der USA ist ähnlich bedroht wie die Ufer der Nordsee. In Norfolk erforscht der deutsche Ozeanograph Sönke Dangendorf, mit welchen Maßnahmen solche Landstriche geschützt werden können. Hilfe kommt aus dem Weltall: „Satellitendaten haben die Meeresspiegelforschung revolutioniert. Weil es das erste Messsystem gewesen ist, was uns Aussagen über den gesamten Ozean gegeben hat.“ Anhand der Daten aus dem Weltall möchte der Forscher genauere Prognosen geben, an welchen Küstenabschnitten der Meeresspiegel durch die Erderwärmung besonders stark steigen wird. (Text: arte)
Épisode 143 - Corona und der Haustier-Boom – Hund, Katze, Affe dringend gesucht
10 mai 2021
Norbert Zajacs Tierhandlung in Duisburg wird täglich von tausenden Besuchern gestürmt. Mit über 200.000 Tieren und 3.000 Arten, wird sie im Guinness Buch der Rekorde als größte Tierhandlung der Welt geführt. Zajac ist stolz auf sein Geschäft, legt aber Wert darauf, dass er sich strikt an alle gesetzlichen Bestimmungen hält.Doch andernorts gerät das Wohl vieler Tiere derzeit unter die Räder. Wöchentlich werden Transporte illegal eingeführter Welpen gestoppt, die unter schlechten Bedingungen in Osteuropa, aber auch in Belgien gezüchtet werden. Das zu verhindern, haben sich Tierschützer zur Aufgabe gemacht – öffentlich und „undercover“.Jana Hoger ist als Ermittlerin einer Tierschutzorganisation unterwegs. Sie deckt illegale und tierquälerische Praktiken auf. Jana besucht die berüchtigten „Welpenfarmen“ Belgiens, in denen Hunde als Massenware „wie am Fließband“ gezüchtet werden, und Händler, die illegal Tiere aus Osteuropa verkaufen. Gemeinsam mit einem Berliner Tierschützer lässt Jana Hoger vor der Kamera zwei Deals mit exotischen Tieren auffliegen.Von diesen Machenschaften bekommt Familie Frohloff aus Eisenhüttenstadt nichts mit. Was fehlt ihr noch zum Glück? Ein Hund natürlich! Nach monatelanger Suche wartet ein Vierbeiner im örtlichen Tierheim. Milo stammt aus Rumänien und wurde von Tierrettern hergebracht. Selbst solche Hunde, die bislang kaum zu vermitteln waren, finden nun sofort ein neues Zuhause. Wenigstens das ist eine gute Nachricht für die Tierschützerin Jana Hoger. (Text: arte)
Épisode 144 - Die Muschelsucher vom Tejo – Illegaler Beutezug aus Not
12 mai 2021
Maria war Putzfrau, ihre Tochter arbeitete in einem Restaurant. Nun im Lockdown stehen beide im Schlamm – die Enkelin im Kinderwagen – und kratzen am Flussboden, auf der Suche nach der begehrten Ware. Das Muschelsammeln ist illegal, das Gebiet an der Tejo Mündung steht unter Naturschutz. Und doch kommen täglich mehr Menschen hierher. Jeder mit seiner eigenen Geschichte der Not. Das Geschäft mit den Muscheln boomt. Sie werden nach Italien und Spanien exportiert und gelangen von dort aus in die Supermärkte in ganz Europa. Ein Millionengeschäft. Die Polizei weiß davon, und doch ist es schwer, den Händlern und Zwischenhändlern beizukommen. (Text: arte)
Épisode 145 - Ramadan in Europa – Beten, fasten, Abstand halten
13 mai 2021
Jasmine und ihr Mann Said verbringen das abendliche Fastenbrechen in Karlsruhe eigentlich immer im großen Kreis mit Freunden oder der Gemeinde. Weil das wegen der Corona-Regeln nicht erlaubt ist, bleibt das Ehepaar nun allein. Noch vor Sonnenaufgang stehen die beiden auf, beten, essen eine Kleinigkeit und trinken vor allem etwas – es ist das letzte Mal bis zum späten Abend. Said führt ein syrisches Restaurant in der Innenstadt und ist den ganzen Tag von Speisen und Düften umgeben. Zugreifen darf er während des Ramadans aber nicht. Trotz Corona soll möglichst viel beim Alten bleiben: Sie bereiten kleine Süßigkeiten für ihre Nachbarn zu und sammeln Gelder für die Tafeln, denn: Ramadan ist auch der Monat der Nächstenliebe und der guten Taten.Istanbul ist der Corona-Hotspot der Türkei. Im Ramadan herrscht eine strikte Ausgangssperre, nur Einkaufen ist erlaubt. Osman Gökrem ist Imam einer kleinen Moschee in der Innenstadt. Trotz Pandemie versucht er, weiter Obdachlosen zu helfen. Die Corona-Krise hat viele in Istanbul in wirtschaftliche Not gestürzt.Yasmine ist in Algier geboren, gläubige Muslima und studiert seit vier Jahren in Paris französische Literatur. Doch seit über einem Jahr ist wegen der Covid-Krise der normale Uni-Betrieb ausgesetzt. Für den Ramadan hatte sie eine Idee: In einer belebten Straße im Osten der Stadt eröffnete sie einen Pop-up-Store für algerische Backspezialitäten. Zwar wird im Ramadan tagsüber gefastet, doch nachts darf schlemmen, wer möchte. Mitten im Ramadan hat Yasmine alle Hände voll zu tun. (Text: arte)
Épisode 146 - Simonkas Schicksal – Ein Vater hofft
14 mai 2021
Erbsen sind die ganze Hoffnung von Petr Smeral. Der alleinerziehende Vater kümmert sich um seine schwerstbehinderte Tochter Simonka, inzwischen rund um die Uhr. Seine Karriere als IT-Manager hat er aufgegeben, um bei Simonka sein zu können. Das Geld ist knapp, Hilfe kann er sich kaum leisten. Der letzte freie Tag liegt drei Jahre zurück.Doch Petr Smeral will sich nicht abfinden mit dem scheinbar unabänderlichen Schicksal pflegender Eltern, mit der Wahl zwischen eigenem Kind oder eigenem Leben. „Herásek“ soll helfen, ein selbst erfundener Knabber-Snack aus knusprig frittierten Erbsen. In der eigenen Küche hat Petr Smeral angefangen, nun soll die Produktion im großen Stil starten, als Gemeinschaftsprojekt mit anderen pflegenden Eltern. Dabei geht es nicht nur um dringend benötigtes Geld für die Haushaltskassen, sondern auch um einen Ausweg aus dem Kreislauf der Hoffnungslosigkeit. (Text: arte)
Épisode 147 - Deutschland, Frankreich, Covid – Wie ein Virus die Grenze zurück bringt
17 mai 2021
Épisode 148 - Starkregen und Sturzfluten – Sind wir vorbereitet?
19 mai 2021
Am 1. Juni 2021 begeht Simbach am Inn in Niederbayern ein trauriges Jubiläum. Sieben Menschen kamen vor fünf Jahren bei einem Jahrhundert-Hochwasser ums Leben. Der Simbach, der der Gemeinde Simbach am Inn in Niederbayern seinen Namen gegeben hat, ist eigentlich nur ein kleines Gewässer, doch Starkregen hatte den Simbach 2016 im Nu anschwellen lassen. Der Ort war von den Wassermassen, dem Treibholz und dem Schlamm, die diese mit sich brachten, regelrecht verwüstet worden. Die Katastrophe hat sich den Einwohnern tief ins Gedächtnis gebrannt. Inzwischen wurde zwar viel Aufbauarbeit geleistet, wichtige Schutz-Maßnahmen wurden angestoßen. Doch die Mühlen der Bürokratie mahlen langsam und vieles steht bisher nur auf dem Papier. Unterdessen lässt die Angst, dass sich die Katastrophe wiederholen könnte, die Bürger nicht los. Und die Angst ist berechtigt. Experten sagen: Starkregen und Sturzfluten, wie sie Simbach 2016 erlebt hat, werden zunehmen – eine von vielen Folgen des Klimawandels. Ein Filmteam begleitet die Anstrengungen in Simbach und andernorts, solchen Unwetter-Katastrophen vorzubeugen. Und es wird hinterfragt: Sind wir gerüstet? Oder muss mehr für nachhaltigen Hochwasserschutz getan werden? Wie schützt man sich zum Beispiel im benachbarten Österreich, wo man aufgrund von Gletscherschmelze und Wildbächen von jeher Erfahrungen im Umgang mit solchen akuten Wetterereignissen hat? (Text: arte)
Épisode 149 - Hilfe aus der Natur – Alte Heilmethoden neu entdeckt
21 mai 2021
Die 77-jährige Barbara Hader erhält heute eine Blutegelbehandlung – am Krankenhaus für Naturheilweisen in München. Sie hat eine schwere Arthritis im rechten Knie. Chefärztin Dr. Michaela Moosburner setzt vier Blutegel an, das kostet Zeit. Nach einigen Minuten beißen die kleinen Tierchen zu und saugen sich voll. Dr. Moosburner weiß: „Mindestens hundert biologische Substanzen sind im Speichel der Tiere enthalten, die wirken schmerzstillend, blutgerinnungs- und entzündungshemmend.“ Den Menschen wieder klarmachen, wieviel Kraft die Natur hat: Das ist Annika Krause und ihrem Partner Thorben Stieler aus Berlin wichtig. Die beiden bieten Kräuterwanderungen in Berlin an, die TeilnehmerInnen erfahren, was in der eigenen Nachbarschaft so wächst und welche Pflanzen gegen welches Leiden wirken. Ebenfalls auf die Natur setzt Professor Uwe Frank. Der Infektiologe untersucht in seinem Labor in Freiburg im Breisgau die keimhemmende Wirkung von natürlichen Stoffen. Gerade forscht er an der Meerrettichpflanze. „Das ist eine Pflanze, deren Wurzel Senföle enthält und die wirken antibakteriell!“ Die Hoffnung von Professor Frank: unwirksam gewordenen Antibiotika durch die Zugabe von senfölhaltigen Stoffen neue Wirksamkeit verleihen. „Re:“ über neue Behandlungen mit alten Heilmethoden und die Wiederentdeckung von traditionellem Wissen. (Text: arte)
Épisode 150 - Der Brexit-Frust – Zollchaos im Königreich
24 mai 2021
Seit Generationen handelt die Familie von Nerys Edwards aus Wales mit Meeresfrüchten. Doch so kompliziert wie seit Anfang des Jahres war das Geschäft noch nie. Ihre Firma kauft bei lokalen Fischern Schalentiere wie Langusten und Hummer an und exportiert sie in die EU, vor allem nach Spanien. Wegen neuer Gesundheitszertifikate verzögern sich Lieferungen des Betriebs zum Teil so stark, dass die lebendig transportierten Meerestiere unterwegs verenden. Jede Lastwagenladung ist 50.000 Pfund Wert, die finanziellen Verluste für ihre Familie und die Fischer sind erheblich. Und die Anspannung ist groß, Nerys Edwards zittert um jeden Transport.Doch Probleme gibt es auch auf dem Kontinent. Der deutsch-britische LkW-Fahrer Colin Francis gerät seit dem Brexit immer wieder in Konflikt mit seinem Zeitplan. Er fährt für eine deutsche Spedition Waren durch den Eurotunnel – in beide Richtungen. Wie viele andere Fahrer, wird er an den neuen Zollstationen in England lange aufgehalten. Wenn Colin Francis morgens in England losfährt, hofft er, abends zu Hause zu sein – anstatt in seinem LKW schlafen zu müssen. Sicher sein kann er sich nicht mehr. Für Touren, die früher einen Tag dauerten, müssen die Spedition und ihre Kunden nun häufig die dreifache Zeit einplanen. Firmengründer wie Edzard van der Wyck aus London zwingt der Brexit zum Umdenken. Seine Firma produziert Kleidung aus neuseeländischer Schafswolle. Seit Januar kostet die Ausfuhr in die EU sogar mehr als in die USA. Nun will er ein neues Verteilzentrum errichten – wie viele andere britische Exporteure auf dem Kontinent. (Text: arte)
Épisode 151 - Die Kanaren der Zukunft – Neue Tourismuspläne für die Inseln
27 mai 2021
Die Coronavirus-Pandemie hat in Europa kaum eine Region wirtschaftlich so hart getroffen wie Spaniens Kanarische Inseln. Kein Wunder, fast jeder lebt hier vom zuletzt so krisengeplagten Fremdenverkehr. Aber: Auch vor Corona ging es vielen Menschen auf den Kanaren nicht gut. Armut, Jugendarbeitslosigkeit, fehlende Perspektiven. Dazu kommt Frust über Bausünden, fragwürdige Infrastrukturprojekte und Umweltverschmutzung. Was also, wenn die aktuelle Krise als Chance genutzt werden könnte? Hin zu einem smarteren Tourismus, näher an den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung, mehr im Einklang mit der Natur?“Wir müssen unsere Wirtschaft diversifizieren und uns breiter aufstellen“, sagt Yaiza Castilla, Ministerin der kanarischen Regionalregierung. Millionenschwere Kampagnen sollen die Inseln im Atlantik für digitale Nomaden und andere Besucherzielgruppen interessant machen.“Nein, wir müssen alles ganz radikal neu denken“, sagt Antonio Santana, der sich neben seiner täglichen Arbeit als Sozialarbeiter für einen grüneren Tourismus engagiert. Auf der kleinen Insel El Hierro will er zeigen, wie man Haien und Walen helfen kann, ohne dabei die Interessen der Menschen aus den Augen zu verlieren.“Wir sollten bei allen neuen Ideen und Projekten nicht vergessen, dass wir hier ohne Massentourismus aufgeschmissen wären“, sagt Tom Smulders, einflussreicher Hotelier auf Gran Canaria. Er und seine Mitstreiter bauen bereits an neuen Mega-Bettenburgen. Drei Menschen, drei Visionen – für die Kanarischen Inseln der Zukunft. (Text: arte)
Épisode 152 - Blut, Schweiß und Tränen – Leben an Russlands Elite-Sportschulen
31 mai 2021
In Russland existiert das System aus Elite-Schulen der Sowjetzeit fort, in dem junge SportlerInnen gefördert und mit aller Härte trainiert werden, damit auch in Zukunft die besten ArtistInnen aus Moskau, Sankt Petersburg oder Nowosibirsk kommen. Doch Tausende talentierte Jugendliche bleiben auf der Strecke. Denn nur die besten, eifrigsten und talentiertesten Kinder können später zur Primaballerina oder zum Olympioniken werden.“Re:“ begleitet die Kinder auf ihrem Weg – auf der Boris-Eifmann-Ballettschule, wo bereits siebenjährige Kinder den ganzen Tag sich dehnen, tanzen und trainieren, um eines Tages zu den Besten der Welt zu gehören. Hunderte Mädchen und Jungs stehen sich in diesem Elite-Internat als FreundInnen und KonkurrentInnen im täglichen Zusammenleben gegenüber. Und jede Woche gibt es den Wettbewerb, wer die besten Rollen tanzen darf und wer vielleicht doch noch durchs Raster fällt.Und die Zuschauer lernen die 16-jährige Lala Kramarenko kennen, die bereits eine der besten Gymnastinnen Russlands ist und diesem Erfolg ihre komplette Jugend unterordnet. Vom täglichen Drill im Training über strenge Diäten und steten Verzicht. Während Lala als zukünftige Medaillenhoffnung für die Olympischen Spiele gilt, hat ihre Zwillingsschwester die Sport-Karriere bereits im Alter von 14 Jahren an den Nagel gehängt, weil sie den Druck nicht ertragen konnte.Wie viel Sowjetunion steckt auch 2021 noch in Russlands Elite-Sportschulen? Wie hart ist der russische Weg zum Erfolg? (Text: arte)
Épisode 153 - Luchse ohne Zukunft? – Streit um die Wiederansiedlung in Europa
1 juin 2021
Lias heißt einer der wenigen Luchse in Baden-Württemberg. Er hält sich meist im Oberen Donautal auf. Forscher haben ihm eine Sendehalsband angelegt, um mehr über sein Verhalten zu erfahren. Armin Hafner, Fachexperte für Wildtiere, ist auf Lias’ Spuren. Während der Paarungszeit im März wandert Lias mehrere hundert Kilometer – auf der Suche nach einem Weibchen. Denn weit und breit gibt es keine. Die Weibchen kommen nicht nach Baden-Württemberg. Eine stabile Population mit Nachkommen kann also nur zustande kommen, wenn weibliche Luchse angesiedelt werden. Doch die Jäger im Land sind dagegen. Ohne neue Luchse aus Süddeutschland könnte aber auch die Zahl der Luchse in anderen Ländern zurückgehen. Wegen Inzucht. Luchs-Experte Armin Hafner sucht nach Lösungen.
Épisode 154 - Das Attentat von Nizza – Leben nach dem Terroranschlag
3 juin 2021
Épisode 155 - Schuldenfalle Corona – Berater am Limit
4 juin 2021
Épisode 156 - Durstige Avocados – Neue Monokulturen in Portugals Süden
7 juin 2021
Seinen neunten Sommer als Betreiber einer Urlaubs-Quinta hatte sich Matthew Ambrose (54) anders vorgestellt. Jahrzehntelang hat Matthew Bars und Discotheken in Großbritannien betrieben. Jetzt möchte er mit einem kleinen Gästehaus, inmitten eines grünen Gartens, mit seinem Esel, einem Pony und zwei Hunden ein ruhigeres Leben führen. Doch der Kleinunternehmer befürchtet, dass sein einziger Brunnen versiegt und sein Land verödet.Lärmende Bagger umzingeln sein Anwesen. Für die Anlage einer 50 Hektar großen Avocado-Plantage ist ein portugiesisches Obstbau-Großunternehmen dabei, Korkeichen und Feigenkakteen aus dem Boden zu reißen und Wasserleitungen zu verlegen.Drei tiefe Brunnen sind schon gebohrt, und das, „obwohl uns Bürgern das Bohren neuer Brunnen nach vielen regenarmen Jahren und Waldbränden strengstens verboten ist!“ regt sich Matthew auf.
Épisode 157 - Polnische Pflegerinnen – Schuften für Deutschland
9 juin 2021
Das Wohlstandsgefälle und die ungleichen Einkommensverhältnisse in Europa ermöglichen es, dass 300.000 Pflegekräfte aus Osteuropa, die in keiner offiziellen Statistik erfasst sind, in Deutschland arbeiten. Der größte Teil dieser Pflegerinnen in der ambulanten Pflege arbeitet schwarz – wie die Polin Halina (69), die seit Jahren Senioren in Deutschland pflegt und weder kranken- noch unfallversichert ist.Anders ist es bei Barbara (63) aus Imielno in Polen. Sie arbeitet seit zwölf Jahren legal in Deutschland als Altenbetreuerin. Zuvor war sie Versicherungsangestellte, verlor aber ihren Job und fand aufgrund ihres Alters in ihrem Land keine Arbeit mehr. Seit einiger Zeit pflegt sie ein Seniorenpaar in deren Haus in Bremen. Sie steht ihnen rund um die Uhr zur Seite: Kochen, Spülen, die Küche putzen, Medikamente bringen, Einkaufen, Bügeln.Auch Aneta (46) aus Slawkow will nach langer Krankheit als Altenpflegerin in Deutschland arbeiten. Sie hat früher in der Gastronomie gearbeitet, findet aber in Polen wegen der Corona-Pandemie keine Arbeit. „Re:“ begeleitet bsie nach Ascheberg in Nordrhein-Westfalen, wo sie beginnt, einen 80-jährigen Deutschen, der alleine in seinem Haus wohnt, zu pflegen.“Re:“ begleitet die drei polnischen Pflegerinnen und gibt Einblicke in die häusliche Altenpflege, zeigt die menschliche, karitative Seite der Arbeit, aber auch die Probleme, die durch die prekären Arbeitsbedingungen entstehen. (Text: arte)
Épisode 158 - Fernweh nach Italien – Anders reisen nach der Pandemie
10 juin 2021
Sie wollen sich nicht länger verstecken, sondern ihr Jüdischsein offen ausleben – so gut es geht. Zwar gehören junge Jüdinnen und Juden in Polen – dem einstigen Zentrum des europäischen Judentums – zu einer winzigen Minderheit, aber unter ihnen wächst ein neues Selbstbewusstsein. Allen antisemitischen Tendenzen zum Trotz.Radek, ein 19-jähriger Informatikstudent aus Warschau, hat erst vor kurzem von seiner jüdischen Abstammung erfahren. Er ist glücklich, endlich seine wahre Identität gefunden zu haben, lebt plötzlich streng nach den orthodoxen Gesetzen, bringt sich sogar die jiddische Sprache bei.Patrycja (27) und Eryc (23) aus Wrocław gehen nur selten in die Synagoge, aber das junge Paar fühlt sich dennoch im Herzen jüdisch. Das Schabbat-Mahl am Freitag ist für sie der Höhepunkt der Woche. Allerdings wagen sie es nicht, sich außerhalb ihres Freundeskreises als Juden zu erkennen zu geben.
Épisode 159 - Biosphère en Europe - La Polésie menacée par l'activité humaine
11 juin 2021
Aux confins de la Biélorussie, de l’Ukraine et de la Pologne, la Polésie est une région marécageuse d’une surface équivalente à la moitié de l’Allemagne. Considérée comme l’"Amazonie de l’Europe", elle présente une riche biodiversité et abrite des ours bruns, des loups, des bisons ainsi que des espèces d’oiseaux rares. Cependant, cet Éden est aujourd’hui menacé par la construction d’une gigantesque voie navigable.
Épisode 1 - Vorsicht Blutsauger! Forscher auf Zecken-Jagd
9 août 2021
Volker Fromm war sein Leben lang topfit: Er fuhr Motorrad, wanderte und trainierte seine Hunde. Doch plötzlich konnte er seinen Arm nicht mehr bewegen, kurz danach fiel er ins Koma. Die Diagnose: FSME, eine Viruserkrankung, übertragen vor allem von Zecken. "Re:" begleitet zwei Zecken-Forscher, die wissen wollen, wie brutal das Virus wütet und wo die Blutsauger besonders gefährlich sind.
Épisode 2 - Angler gegen Fischer – Streit um Frankreichs Lachse
10 août 2021
Der Lachs gilt als König der Fische. Er durchquert Ozeane, wechselt zwischen Süß- und Salzwasser, kämpft sich Gebirgsflüsse hinauf - und sein Fleisch ist begehrt. Genau deshalb flammt im Südwesten Frankreichs ein alter Streit zwischen AnglerInnen und BerufsfischerInnen wieder auf: Es geht um wirtschaftliche Existenzen, Arterhaltung und das Selbstverständnis einer Region.
Épisode 3 - Wasser für Istanbul – Trocknet die Millionenmetropole aus?
12 août 2021
Sultan Aksu ist Ortsvorsteherin im historischen Viertel Kadiköy. Wenn wegen Wasserrohrbrüchen mal wieder das Wasser abgestellt wird, laufen bei ihr im Büro die Drähte heiß. Dabei haben Istanbuls Bürger meist eine kleine Wasserreserve im Haus. Denn das Leitungswasser verwenden die meisten nur zum Blumengießen und Duschen. Trinkwasser wird in Kanistern nach Hause geschleppt. Durch die maroden Leitungen versickert rund ein Viertel des Wassers im Boden, und auch sonst ist der Wasserverbrauch der Istanbuler enorm. Aksu will das ändern. Sie verteilt Wasserfilter und bringt sie manchmal sogar selbst vor Ort an, damit die Bewohner ihres Viertels mehr Wasser sparen. Auch Selahattin Beyaz will seine Mitmenschen wachrütteln. Regelmäßig überprüft der Umweltingenieur die Wasserqualität und die Wasserstände der Trinkwasserreservoirs rund um Istanbul. Viele der Staudämme waren im Winter nur noch zu 20 Prozent gefüllt. Zwar gab es im Frühjahr einige Niederschläge, doch nicht genug, meint Beyaz. Er sieht auch die Pläne für den neuen „Kanal Istanbul“ kritisch, der das Marmarameer mit dem Schwarzen Meer verbinden soll. Denn ein bestehender Süßwasser-Stausee müsste dafür geopfert werden, und die Gefahr ist groß, dass der Grundwasserspiegel durch die weitere Versiegelung von Flächen sinkt. Darüber klärt er die Anwohner entlang der geplanten Trasse auf. Denn von Seiten der Politik kommen in dem autoritär geführten Land wenig Informationen über die Auswirkungen des Mega-Projekts. (Text: arte)
Épisode 4 - Den Rücken stärken – Wege in ein schmerzfreies Leben
13 août 2021
Susanne Weber ist gefragt wie nie. Die Ergonomieberaterin optimiert Arbeitsplätze und sorgt für einen gesunden Rücken am Schreibtisch – neuerdings für den im Homeoffice. Der Blick auf den PC-Bildschirm: Im richtigen Winkel schont er den Nacken. Passend eingestellte Armlehnen entlasten die Schultern, Schuhe zu tragen verbessert die Sitzposition. Ihre Kundin Annika Kintscher ist zufrieden: „Ich habe tatsächlich kaum noch Nackenschmerzen. Nach einem Jahr habe ich endlich ein richtig gut eingerichtetes Homeoffice.“Bereits vielen Kindern mangelt es an Bewegung. Seit dem Homeschooling allein daheim klagen noch mehr Mädchen und Jungen als sonst über Rückenschmerzen. An den Waldkliniken im thüringischen Eisenberg hat Physiotherapeutin Kerstin Morgenstern ihren jungen Patient*innen etwas ganz Besonderes zu bieten, das selbst Couch-Potatoes in die Gänge bringt: Physio im Pferdestall, die sogenannte Hippotherapie. „Kein Therapeut kann einen Patienten so gleichmäßig gut bewegen und kräftigen, wie es unser Pferd tut“, sagt sie.Rücken-OPs als Weg aus dem Schmerz sind in Verruf geraten, weil häufig zu schnell zum Skalpell gegriffen wird. Dr. Cordula Netzer, Wirbelsäulenchirurgin am Universitätsspital Basel, operiert erst, wenn nichts anderes geholfen hat: „Die Operation muss immer das letzte Mittel in der Behandlungskette sein“, sagt sie. Nach einer jahrelangen Leidensgeschichte wird sie Peter Erny eine Bandscheibe entfernen und ein Hightech-Implantat aus Titan einsetzen. „Ich hoffe, dass ich dann schmerzfrei bin. Das ist für mich ein Stück Lebensqualität zurück“, sagt der 56-Jährige. (Text: arte)
Épisode 5 - Rente mit 40? – Heute verzichten, später genießen
16 août 2021
Wenn er für seine Hafermilch nur 95 statt 99 Cent ausgeben muss, ist Mathias glücklich. Der Kölner IT-Berater und Familienvater will in fünf bis zehn Jahren deutlich weniger arbeiten und sein Einkommens vor allem aus den Dividenden seiner Aktien beziehen. Um möglichst viel zu sparen, lebt er mit seiner Frau Heidi und zwei Kindern in einer kleinen Wohnung, verzichtet auf ein Auto und investiert so viel er kann. Dafür studiert er jede Woche stundenlang die Börsenkurse. Mathias lebt für die Zukunft: „Du kannst nicht so viel im Jetzt leben, weil du halt auch verzichtest. Du musst dir das nur irgendwie schönreden.“ Mathias und Heidi sind Teil der so genannten FIRE-Bewegung. Die Abkürzung steht für „Financial Independence, Retire Early“ – also finanzielle Unabhängigkeit und frühzeitiger Ruhestand. Die weltweite Bewegung der Genügsamen findet auch in Deutschland und Frankreich immer mehr Anhänger. Die Rechnung geht aber nur auf, wenn man extrem spart, möglichst viel davon investiert – und diesen Lebensstandard auch für immer beibehält. Katrin aus Hamburg hat das Ziel schon erreicht. Sie kann von ihren Kapitalerträgen leben und braucht eigentlich nicht mehr zu arbeiten. Die Werbe-Managerin hat ein Leben lang viel gearbeitet, sehr gut verdient, aber auch immer etwas zur Seite gelegt. Katrin kritisiert an der FIRE-Bewegung, dass manche das Sparen zu verbissen betreiben – als Wettbewerb der Selbstoptimierung: Wer gibt beim Reisen am wenigsten aus? Wessen Bohnenrezept macht am längsten satt? Wie hart ist der Weg zur finanziellen Unabhängigkeit? Was muss ich dafür im Hier und Jetzt entbehren? Und lohnt sich der Verzicht? Oder opfere ich Jugend, Genuss und Spontaneität für eine Zukunft, die von Börsenkursen abhängt? (Text: arte)
Épisode 6 - Die Taliban in Kabul – Afghanische Zivilisten in Gefahr
17 août 2021
Vor zwei Jahrzehnten sind die USA und ihre Verbündeten in Afghanistan einmarschiert, um die radikalislamischen Taliban zu vertreiben. Doch die Taliban kontrollieren jetzt wieder das Land. Den Preis bezahlen die Afghanen und Afghaninnen, die an das Versprechen von Freiheit und Demokratie geglaubt haben. Wer kann, verlässt das Land. Für die fragile afghanische Zivilgesellschaft, die gerade erst entstanden ist, bedeutet das eine existenzielle Bedrohung. Was wird aus den lokalen Initiativen und NGOs, die hier in den letzten Jahren trotz aller Gefahren für eine bessere Zukunft kämpften? Was aus den Exil-Afghanen, die zurückkamen, um ihr Land wieder aufzubauen? Was ist mit den lokalen Helfern der internationalen Truppen? Und vor allem, was steht berufstätigen Frauen bevor, wenn die Taliban zurückkommen? Re: hat während der Rückeroberung des Landes durch die Taliban bis zu ihrem Einzug in Kabul am 15. August 2021 drei Afghaninnen und Afghanen begleitet: Shafic Gawhari kam aus Deutschland zurück, ist heute CEO des größten Medienunternehmens Tolo News. Nasrin Nawa moderiert bei der BBC. Wahed Sadad war Übersetzer für die Bundeswehr. Im Sommer 2021 fürchten sie um die Freiheit – und ihr Leben. Was passiert, wenn die Taliban nach 20 Jahren an die Macht zurückkehren? (Text: arte)
Épisode 7 - Der Krieg um den Wildfisch – Auf einem Trawler vor den Färöer-Inseln
18 août 2021
Momentaufnahme vom Krieg um den Wildfisch in europäischen Gewässern: Die Joseph Roty 2, ein riesiger alter Trawler mit einer internationalen Crew von 50 Mann, kämpft nördlich von Irland gegen Stürme und die Konkurrenz anderer, modernerer Boote. Außerdem muss sie sich seit dem Brexit mit No-Go-Zonen auseinandersetzen und dem schlechten Ruf, der der industriellen Fischerei anhaftet. Alain, der Kapitän, ist Franzose, Joaquim, der Bosco, ist Portugiese, und Michal, einer der Matrosen, ist Pole. Auf die Frage nach den schwindenden Fisch-Ressourcen antworten sie alle auf die gleiche Weise: „Wir müssen doch die Menschen ernähren!“ (Text: arte)
Épisode 8 - Käse statt Kriminalität – Ein Biohof in Marseille
19 août 2021
Marseille, die zweitgrößte Stadt Frankreichs, kommt fast jeden Monat in die Schlagzeilen der französischen Presse: Abrechnungsmorde im Drogenmilieu, tödliche Kämpfe um Stadtgebiete und Kundinnen und Kunden. Das geschieht vor allem im Norden der Stadt, einem Viertel mit einer Arbeitslosenquote von bis zu 50%. Und genau hier, mitten in einer der ärmsten Zonen Frankreichs, liegt der Bauernhof. Marie Maurage (65) kommt im Jahr 2015 mit vielen guten Vorsätzen nach Marseille. Die Landwirtin will weder einen Streichelzoo noch ein subventioniertes Integrationsprojekt aufbauen, sondern einen Ort, an dem es um die Produktion von landwirtschaftlichen Erzeugnissen geht. Viele Anwohnerinnen und Anwohner der Cité kommen, um bei Marie einzukaufen. Ihre Arbeit wird respektiert und geschätzt. Langfristig hatte sich Marie sich zum Ziel gesetzt, Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Viertel auszubilden, die dann eines Tages den Hof übernehmen könnten. Doch sie muss feststellen, dass die Lebensrealitäten der „quartier nords“ härter sind als gedacht.“Re:“ hat die Landwirtin und ihre Nachbarn und Nachbarinnen über mehrere Jahre begleitet und mit ihnen Erfolge und Enttäuschungen erlebt. (Text: arte)
Épisode 9 - Künstler im Knast – Meinungsfreiheit in Spanien gefährdet
23 août 2021
Für Abel Azcona – das Enfant Terrible der spanischen Kunst – zogen sich die gerichtlichen Auseinandersetzungen über Jahre hin. Sein Gegner war niemand geringeres als die katholische Kirche. Azcona zog den Zorn der iberischen Katholiken auf sich, weil er geweihte Hostien für seine Kunst verwendete, um auf Kindesmissbrauch in der Kirche aufmerksam zu machen. Die erzkatholische Anwaltsvereinigung „Abogados Cristianos“ überschüttete ihn mit Anklagen, überall, wo er seine Kunst ausstellte. Die meisten Anklagen wurden sofort vom Gericht abgelehnt. Doch eine Klage ging durch und als der Krawallkünstler Abel Azcona sich weigerte vor Gericht zu erscheinen, wurde er zur Fahndung ausgeschrieben. Ob triviale Blasphemie oder martialische Majestätsbeleidigung, das Thema Meinungsfreiheit brodelt seit langem im polarisierten Spanien. Anfang des Jahres explodierte der Kampf um die Redefreiheit. Auslöser war die Verhaftung des katalanischen Hass-Rappers Pablo Hasél. Sie schlug europaweit hohe Wellen. Tagelang gingen seine linksextremen Anhänger in Barcelona auf die Barrikaden. „Ich habe es in mein Bewusstsein tätowiert. Tod den Bourbonen!“ – Es ist unter anderem eine dieser Textzeilen, die den Hardcore Rapper Pablo Hasél ins Gefängnis brachte. Der Musiker wurde insgesamt zu gut zwei Jahren Haft verurteilt – wegen Beleidigung der Monarchie und Verherrlichung von Terrorismus. Verteidigt hat ihn vor Gericht Alejandra Matamoros. Die Reportage zeigt den Kampf der Künstler für die Meinungsfreiheit. Doch wo beginnt und wo endet sie? Das wird in Spanien gerade mit allen Mitteln ausgelotet. (Text: arte)
Épisode 10 - Invasion der Stinkwanzen – Ein neuer Schädling wird zur Plage
24 août 2021
In Städten wie Bern, Basel oder München bevölkert sie Balkone und Wohnungen und nervt die Bewohner. Für Landwirtinnen wie Ulrike Laimer aus Lana ist sie jedoch ein gefährlicher und teurer Schädling: die marmorierte Baumwanze – vulgo Stinkwanze. Eingereist aus Asien, hat sie sich in Zentraleuropa ausgebreitet. Ihr Appetit ist gewaltig: Über 300 Wirtspflanzen gibt es. Obst, Gemüse, Getreide – sie mag alles. Wo das Tier auftaucht, sind die Ernten in Gefahr. In der Schweiz, in Südtirol und Deutschland wird nun auf Hochtouren geforscht. Tim Haye von der Forschungsanstalt CABI in Delémont hat in detektivischer Feinarbeit aufgedeckt, wie das Tier in die Schweiz gelangt ist und arbeitet seit Jahren an Strategien zur Bekämpfung des Schädlings. Tatsächlich gibt es einen biologischen Gegenspieler der Wanze: Die winzige asiatische Samurai-Wespe. Sie parasitiert die Eier der Wanze. Mit Insektensauger bewaffnet, suchen Wissenschaftler auch entlang des Rheingrabens nach diesem Winzling. Olaf Zimmermann hat sie in Deutschland schon nachweisen können. Doch ob es eine gute Lösung ist, das Insekt auch aktiv bei uns auszubringen? Vertreter von Naturschutzorganisationen und Umweltbehörden sind skeptisch. Die Sorge, dass die kleine Schlupfwespe das Gleichgewicht der Natur stören könnte, ist groß. Betroffene Landwirte fordern schnelles Handeln. Doch während die Samuraiwespe in Italien schon zu Freilandversuchen ausgebracht wird, ist in Deutschland keine Entscheidung in Sicht. (Text: arte)
Épisode 11 - Hilfe für Rumäniens Straßenhunde – Ein neues Zuhause für Nummer 44330
26 août 2021
Die Hündin Nummer 44330 teilt sich im privaten Tierheim Smeura eine Box mit zwei weiteren Hunden. Tierschützer haben sie vor dem sicheren Tod aus einem staatlichen Tierheim gerettet. Sie war geschätzte drei Jahre alt und in einem schlechten Zustand, abgemagert und von Parasiten befallen. Tierpflegerin Nicoleta Radu arbeitet seit 15 Jahren in der Smeura und ist mit den Vierbeinern eng verbunden, sie kümmert sich um Hündin Nummer 44330 und 130 weitere Hunde. Rumänien ist das Land mit der größten Hundepopulation Europas, rund sechs Millionen Straßenhunde soll es geben. Seit Jahren holen Hundefänger Streuner von der Straße und bringen sie in staatliche Tierheime. In dem Land gilt seit 2013 das sogenannte Tötungsgesetz, welches das Töten von Hunden erlaubt, sofern sie nicht nach einer Frist von 14 Tagen aus den Tierheimen abgeholt werden. Die Politik fördert die systematische Tötung von Straßenhunden, obwohl Studien belegen, dass Kastrationen die Hundepopulation viel nachhaltiger reduzieren könnten als Tötungen. Matthias Schmidt, der in der Smeura arbeitet, leitet Kastrationsaktionen in ländlichen Gebieten, holt zusammen mit anderen Tierschützern Hunde aus den staatlichen Heimen und organisiert regelmäßig Hundetransporte von Rumänien nach Deutschland. Unterstützung erhält er von Privatleuten wie Norbert und Anette Müller aus Baden-Württemberg. Das Ehepaar reist regelmäßig mit Futter- und Sachspenden nach Rumänien. Ohne Menschen wie sie könnte die Smeura nicht existieren. Bislang wurden aus der Smeura knapp 40.000 Hunde vermittelt. Hündin Nummer 44330 soll die nächste sein. (Text: arte)
Épisode 12 - Für immer jung! – Omas und Opas gründen ihr eigenes Radio
30 août 2021
„Radio Ginseng“ wirkt wie ein wahrer Jungbrunnen: Plötzlich finden sie sich wieder in einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten, schließen neue Freundschaften und stellen sich gemeinsam den beträchtlichen Herausforderungen der Technik. Für Ulrich Burow (70) gelernter Radiotechniker und Theaterwissenschaftler, war es ein Lebenstraum, einmal richtig selbst zu moderieren. Mehr als drei Jahre hat er an dem Projekt „Radio Ginseng“ gearbeitet, anfangs ein Studio in seinem eigenen Keller eingerichtet. Dorothea Kiesecker (77) hatte das Gefühl, altersbedingt schrumpft ihr soziales Umfeld und wollte endlich mal wieder neue Leute kennenlernen. Inzwischen verbringt sie fast jeden Tag im Studio, hat eine eigene Gartensendung und sich inzwischen ein E-Bike gekauft, um die elf Kilometer zwischen ihrem Wohnort und dem Studio zurückzulegen. Ihr Mann findet, sie ist richtig wieder aufgeblüht. Das Herz von Joachim Seidler (79) schlägt für die Big Band, die er leitet. Aber er findet, die Menschen wissen viel zu wenig über Jazz – und macht deshalb jetzt seine eigene Sendung, mit der er diese Musik wieder unter die Leute bringen will. (Text: arte)
Épisode 13 - Gestions des forêts - Le retour du débardage à cheval
1 septembre 2021
Les chevaux de trait dits "à sang froid" qui aidaient jadis à déplacer le bois coupé dans les forêts pourraient bien faire leur retour en Allemagne. En raison du dérèglement climatique, les agents forestiers apprécient le débardage à cheval, technique plus respectueuse des sols et des milieux fragiles.
Épisode 14 - Spitzenküche ohne Fleisch? – Frankreichs Gastronomie im Umbruch
2 septembre 2021
Die 41-jährige Claire Vallée entdeckte ihre Liebe zum Kochen während einer Reise nach Thailand. Vor fünf Jahren eröffnete sie das Restaurant „ONA“ in der Nähe von Bordeaux – mit einem riesigen Erfolg. Für ein französisches Top-Restaurant ungewöhnlich: Tierische Produkte jeglicher Art sind in im „ONA“ tabu. Dieses Motto findet sich schon im Namen – „ONA“ gleich „origine non animale“ – ohne tierischen Ursprung. Damit wurde es zur Keimzelle einer kulinarischen Revolution. An deren Erfolg außer Claire Vallée anfänglich kaum jemand geglaubt hatte. Die Banken gaben ihr keinen Kredit, deshalb sammelte sie ihr Startkapital per Crowdfunding im Internet. Freundinnen und Freunde halfen ihr bei der Renovierung der Innenräume. Mittlerweile wollen Gäste aus aller Welt einen Tisch in ihrem Restaurant reservieren. Noch immer erfährt der vegane Lebensstil in Frankreich weniger Anerkennung als in anderen Ländern Europas. Während sich in Deutschland 3,2 Prozent der Bevölkerung als vegan bezeichnet, sind es in Frankreich gerade mal 0,9 Prozent. Für Claire Vallée liegen die Ursachen dafür in der traditionellen französischen Art des Essens, die zum Weltkulturerbe gehört und sich gegen plötzliche und grundlegende Innovationen wehrt. Gemüse dient nur zur Verfeinerung oder Ergänzung der Fleischportionen. (Text: arte)
Épisode 15 - My Camper Is My Castle – Corona und der Wohnmobil-Boom
3 septembre 2021
Solche Zeiten hat selbst die „Grande Dame“ der deutschen Camping-Szene – so nennt man Maria Dhonau im Ruhrgebiet – noch nicht erlebt. Die 82-Jährige ist seit mehr als einem halben Jahrhundert Wohnmobilhändlerin. Sie begann schon 1960 mit dem Geschäft und ist selbst leidenschaftliche Camperin. Wie macht die Expertin im Jahr 2021 Urlaub? Und was rät sie den vielen Neulingen? Die komplexe Technik des Gefährts will ebenso beherrscht sein wie dessen ungewohnte Ausmaße. Vor allem in den Bergen sorgen steile Pass-Strecken und enge Dorfstraßen für einen erhöhten Stresslevel. Familie Müller lässt sich diesen Sommer auf das Abenteuer ein: Mit dem Caravan geht es für Eltern, Kinder und den Familienhund an die Küste Kroatiens. Für Mutter Nicole geht damit ein Traum in Erfüllung. Überzeugt der Campingplatz auch den Rest der Familie? Der Camping-Trend kann aber auch mehr sein, als bloß in den Urlaub zu fahren. Reisen als Lebensstil – das ist das Motto der Vanlifer. Auf den sozialen Medien boomt der Hashtag, unter dem Millionen Fotos von ausgebauten Bussen gepostet werden. Ohne festes Ziel durch ganz Europa touren und von unterwegs arbeiten. Um sich diesen Traum zu erfüllen, setzen Doro und Jonas alles aufs Spiel. Wohnung und Job sind bereits gekündigt. In Bremerhaven bauen sie ihren Van zum neuen Zuhause um. Aber auch sie haben bisher keine Camping-Erfahrung. Kann das gut gehen? Oder wird der Lebenstraum zum Alptraum? (Text: arte)
Épisode 16 - Illegale Pestizide – Den Giften auf der Spur
7 septembre 2021
Europas Bauern sollen zur Bewahrung der Biodiversität den Einsatz von Pflanzenschutzmittel bis 2030 um die Hälfte reduzieren. Durch die zunehmend strengeren Auflagen innerhalb der EU fühlen sich die Landwirte aber einem immer ungerechteren Wettbewerb ausgesetzt. Denn was ihnen verboten ist, ist anderen auf dem Weltmarkt erlaubt. Nicht nur Landwirte, auch Umweltschützer beklagen diese unterschiedlichen Standards. Sie sind der Meinung: Die Einhaltung von ökologischen Standards sollte belohnt statt bestraft werden. Hinzukommt: Der Handel mit illegalen Pflanzenschutzmitteln blüht – ein Milliarden-Geschäft. Dabei kommen gefälschte, nicht geprüfte und nicht genehmigte Substanzen in den Umlauf, die erheblichen Schaden anrichten können – für Umwelt und Verbraucher. Besonders irritierend: Die Wirkstoffe für diese gefährlichen Pestizide stammen auch aus deutschen Fabriken – von Bayer und BASF. Und so kehren Gifte, die in der deutschen Landwirtschaft verboten sind, aus dem Ausland wieder zurück zu uns. Bei EUROPOL gibt es unter dem Namen SILVER AXE spezielle Einsatz-Operationen im Kampf gegen illegale Pflanzenschutzmittel. Allein in Deutschland wurden im vergangenen Jahr 70 Tonnen gefälschte Pflanzenschutz-Mittel aus dem Verkehr gezogen. „Re:“ zeigt das Dilemma der Bauern, gibt Einblicke in den Schwarzmarkt und begleitet die Ermittler bei der diesjährigen Aktion. (Text: arte)
Épisode 17 - Betrunken im Mutterleib – Alkoholgeschädigte Kinder in Nordirland
9 septembre 2021
Alison McNamara und ihr Mann Brian aus County Down haben vor elf Jahren zwei Kinder adoptiert: die Brüder Reece und Jordan. Da ihre leibliche Mutter während der Schwangerschaft getrunken hat, wurde bei den Brüdern eine fetale Alkohol-Spektrum-Störung, kurz FASD, diagnostiziert. Seitdem engagiert sich Alison McNamara für andere betroffene Familien, hat den Verein FASD Aware Northern Ireland gegründet. Alison und Brian machen sich vor allem um die Zukunft ihrer Söhne Sorgen. Werden sie jemals selbstständig leben können? Serena Shiels Eltern waren beide alkoholkrank. Bei ihren drei jüngeren Brüdern wurde FASD diagnostiziert. Während der Vater die Sucht in den Griff bekam, trank ihre Mutter weiter und verließ die Familie schließlich. Serena kümmerte sich lange Zeit um ihre Brüder und findet Verständnis und Unterstützung in Alisons Verein. Nun baut sich die junge Frau endlich ein eigenes Leben auf. Zusammen mit Leanne Armstrong, der einzigen Hebamme in Nordirland, die sich auf die Beratung von Schwangeren mit Sucht- und Alkoholproblemen spezialisiert hat, versucht Alison McNamara, auch Hebammen zu sensibilisieren. Das Problem: Werdende Mütter haben Angst über ihre Sucht zu sprechen. Leanne möchte über die Risiken von Alkohol in der Schwangerschaft aufklären, ohne zu verurteilen. Ein schmaler Grat. Experten vermuten, dass in jeder Schulklasse in Nordirland ein Kind mit fetaler Alkohol-Spektrum-Störung (FASD) sitzt. Denn bis zu 60% aller Frauen im Vereinigten Königreich und Irland trinken in der Schwangerschaft. Aber immer noch mangelt es an genauen Fakten, an Diagnose- und Behandlungsstrukturen und an Verständnis in der Gesellschaft. (Text: arte)
Épisode 18 - Die Artisten-Azubis – Voller Einsatz für die Bühnen-Reife
10 septembre 2021
34 Schülerinnen und Schüler leben aktuell in WGs auf dem Schulgelände. Von ihren Häusern blicken sie auch auf die riesige, hochmoderne Trainingshalle, die speziell für Artistik-Übungen ausgelegt ist. Nur sechs solcher Hallen gibt es in ganz Europa.“Manchmal wird es mir hier zu eng, dann gehe ich stundenlang in die Natur“, erzählt Ika, ehe sie in den nächsten Handstand geht und mit ihren Beinen kunstvolle Figuren in die Luft malt. Hinter ihr kreiseln währenddessen andere Schüler am Hochtrapez, Schülerinnen werfen sich wirbelnde Keulen zu. Anfang Mai ist Ika Pate einer Bewerberin für den neuen Jahrgang an der Artistenschule. Sie hilft Elisabeth in vielen Gesprächen und auch mit einigen Tipps zur verbesserten Aufführung.“Die Ausbildung hier ist wirklich super“, Ika hat sich entschieden, weitere zwei Jahre zur Artistenschule des Trägers CircArtive zu gehen. Jetzt möchte sie auch die Ausbildung zur geprüften „Artistin“ absolvieren. (Text: arte)
Épisode 19 - Urlaub auf der Krim – Sommer, Sonne und Sanktionen
13 septembre 2021
Die Krim – international gilt die Halbinsel seit 2014 als Krisengebiet. Während Russland das Territorium für sich behauptet, sieht die internationale Staatengemeinschaft die Halbinsel weiter als Teil der Ukraine an. Trotzdem strömen jedes Jahr Millionen Touristen auf die Krim, die von Sanktionen und internationaler Politik hier kaum etwas spüren. Tendenz: Klar steigend. Denn Russland tut alles dafür, dass immer mehr einheimische Gäste die Krim besuchen, statt ihren Jahresurlaub in Europa oder im Nahen Osten zu verbringen. Und so entstehen jedes Jahr neue Hotels, Wasserparks und riesige Infrastrukturprojekte. Seitdem Russland hier das Sagen hat, ist ein neuer, hochmoderner Flughafen entstanden, die längste Brücke Europas wurde zum russischen Festland gebaut und die maroden Straßen wurden in Rekordzeit modernisiert. Denn die Krim soll ein Ferienziel für alle Russen sein. Während Ausländer nur noch per Gabelflug auf die Halbinsel kommen, gibt es mittlerweile Direktflüge aus 50 russischen Regionen und einheimische Touristen erhalten 20% ihrer Ausgaben vom russischen Staat zurück! 2020 kamen trotz Corona sechs Millionen Gäste auf die Krim, 2021 rechnet die regionale Tourismusbehörde mit einem Rekordjahr und bis zu acht Millionen Gästen. Je länger Corona andauert, desto mehr Besucher kommen auf die Halbinsel. Denn viele Russen wollen oder können die Grenze aufgrund der Einschränkungen in diesem Jahr nicht überqueren. Doch wie sieht es auf der Krim aus? Postsowjetischer Charme oder hochmoderne Bettenburgen? Urlaubsidylle oder Krisengebiet: Was macht die Krim so beliebt? (Text: arte)
Épisode 20 - Tauben – Seuchenverbreiter oder Rennpferde der Lüfte?
14 septembre 2021
Für Frederik Leliaert sind Tauben sein Lebensinhalt. Er arbeitet bei dem belgischen Tauben-Auktionshaus Pipa. Regelmäßig ersteigern Liebhaber hier Vögel für Hunderttausende Euro. In seiner Freizeit trainiert Frederik die eigenen Tiere, um möglichst viele Rennen zu gewinnen. Frederiks Tauben haben einen einfachen Schlag. Anders als die einer seiner reichen Kunden. Der setzt auf Pool und Sauna. Doch Frederik ist sich sicher, dass die Luxusausstattung kaum Vorteile bringt: „Es macht keinen Unterschied, ob Du Dich für Tauben-, Hunde- oder Pferderennen begeisterst. Um zu siegen, ist die Leidenschaft die wichtigste Eigenschaft.“Gwendolin Wonneberger kann von Millionengewinnen nur träumen. Sie arbeitet bei der Kölner Taubenhilfe und versorgt dort 1.500 kranke und verletzte Tiere. „Ich mache das, weil die Tiere extremes Elend erleiden, sie müssen viele Schmerzen aushalten“. Die Stadt Köln hat für die Taubenhilfe ein Gelände zur Verfügung gestellt. Doch nun läuft die Förderung aus. Noch dazu wird das Projekt immer wieder sabotiert: Der Schlauch für die Wasserversorgung ist fast täglich zerschnitten, und dann brennt ein Container mit Taubenküken ab. Die Tierschützerinnen vermuten Brandstiftung.Gehasst und geliebt, verdrängt oder für Millionen verkauft: Tauben spalten die Menschen in zwei Lager, die gegensätzlicher nicht sein könnten. (Text: arte)
Épisode 21 - Elif will Gold – Ringen in Bulgarien
15 septembre 2021
Elif ist die Hoffnung eines kleinen Ringsportvereins in den Rhodopen. Die 14-Jährige hat erst vor einem Jahr mit dem Kampfsport begonnen und sich schon für die Jugend-Europameisterschaft qualifiziert. Trainer Atalai Suleiman hat große Erwartungen an sie. Elif lebt in Momtschilgrad, einer Kleinstadt in Südbulgarien. Die Mehrheit der Bewohner gehören – wie Elif und Atalai – zur türkisch-muslimischen Minderheit. Es ist die größte Minderheit Bulgariens. Ihr Verhältnis zur christlich-orthodoxen Mehrheit ist kompliziert. Die Zwangsbulgarisierung unter den Kommunisten wurde nie richtig aufgearbeitet. Türkische Namen wurden damals in bulgarische umgewandelt. Sportler, die das verweigerten, durften nicht in der Nationalmannschaft antreten. Dabei war Bulgarien zu sozialistischen Zeiten Weltspitze im Ringsport. Ringer Bojan Radew ist bis heute eine Legende: Er ist der einzige Ringer Bulgariens, der zwei Mal olympisches Gold gewann. Doch nach der politischen Wende versiegten die staatlichen Gelder für den Spitzensport. Viele Ringer gerieten in kriminelle Kreise oder verließen das Land. Auch Atalai lebte jahrelang im Ausland. Seit seiner Rückkehr versuchte er den Ringsport in seiner Region wiederzubeleben – im besten Sinne: Disziplin, harte Arbeit, Kampfgeist, das sollen seine Schützlinge lernen, nicht nur für den Sport, auch fürs Leben. Und der Trainer hat Erfolg: Seine Ringer haben schon viele Medaillen gewonnen. Elif ist das erste Mädchen seiner Jugendmannschaft, das an einer Europameisterschaft teilnimmt. (Text: arte)
Épisode 22 - Steuern rauf für Millionäre? – Deutschlands Geld-Elite nach Corona
16 septembre 2021
Stefanie Bremers Familie besitzt ein großes Maschinenbau-Unternehmen. Die erst 32-Jährige gehört zu den reichsten Menschen Deutschlands. „Ich hatte das Glück in die richtige Familie geboren zu werden und habe den goldenen Löffel im Mund. Das finde ich absolut ungerecht“, sagt sie. Die Erbin und andere Millionäre der Gruppe „Tax me now“ fordern, dass der Staat „Leute wie uns“ höher besteuert. Der Selfmade-Millionär Michael Hausenblas hingegen lehnt die Umverteilung von Vermögen ab. Der 53-Jährige ist durch den Vertrieb von Staubsaugern, die auch die Luft reinigen, reich geworden. Der Jahresumsatz seiner Firma Hyla Germany hat sich durch die Pandemie mehr als verdoppelt: auf 50 Millionen Euro. „Leistung muss sich lohnen und darf nicht mit zu hohen Steuern bestraft werden“, so lautet Hausenblas Credo. Bettina Gräfin Bernadotte und Björn Graf Bernadotte zählen dagegen zum klassischen Adel mit engen Verbindungen ins schwedische Königshaus. Die Geschwister sind Geschäftsführer der Mainau. Die Insel gehört der Familie nicht – oder nicht mehr. Vor rund 40 Jahren brachten ihre Eltern, um Erbstreitigkeiten zu verhindern, die Mainau in eine gemeinnützige Stiftung ein. Das hat auch steuerliche Vorteile. Gesellschaftliche Verantwortung übernehmen sie auf ihre Art. In ihren caritativen Projekten geht es um bessere Perspektiven für Kinder und Jugendliche. Stefanie Bremer ist freiwilliges Engagement zu wenig. „Ein Gemeinwesen kann sich nicht auf reiche Gönner verlassen“, sagt sie. „Beim Staat ist das Geld gut aufgehoben, denn der investiert auch in Bereiche, die für reiche Wohltäter nicht attraktiv sind.“ (Text: arte)
Épisode 23 - Créativité citoyenne
17 septembre 2021
Désaffection pour la politique, populisme de droite et polarisation croissante de la société minent nombre de démocraties européennes. Les citoyens veulent plus que jamais avoir leur mot à dire. Les associer davantage aux décisions est-il la solution ?
Épisode 24 - Schutzengel der Transfrauen – Loredanas Aufstand gegen den Hass
21 septembre 2021
Loredana Rossi hat ihr Leben lang gekämpft: erst als Prostituierte, heute als Sozialarbeiterin und Mutter der Femminielli von Neapel. Auch mit ihren 60 Jahren denkt sie nicht daran, leiser zu werden. 21 Jahre hat sie sich auf dem Straßenstrich durchgeschlagen. Lange war das für sie die einzige Chance zu überleben und überhaupt als Frau wahrgenommen zu werden. Heute setzt sie sich für die nächste Generation von Transfrauen in Neapel ein.In der Millionenstadt im Süden Italiens lebt nicht nur eine der größten Transgender-Communities der Welt. Neapel ist auch das Zuhause einer besonderen Subkultur. Hier nennen sie sich Femminielli. Sie wurden als Jungen geboren, empfinden sich jedoch als Frau. Nicht alle entscheiden sich dabei für eine geschlechtsangleichende OP. Die Ursprünge der Femminielli reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Lange wurden sie als Glücksbringer verehrt. Aber gleichzeitig immer wieder ausgegrenzt. Bis heute.Wie Transfrauen und Transmänner unter Diskriminierung leiden, erfährt Loredana Rossi jeden Tag. Nachts besucht sie Prostituierte auf dem Strich und versucht, mit Kondomen, Gleitgel und Hygienetüchern zu helfen. Tagsüber bietet sie eine Sprechstunde für junge Transmenschen an. Sie ist da, wenn sie gebraucht wird: beim Outing, der Namensänderung, einer Brust-OP oder bei Problemen mit dem Arbeitgeber. Auch politisch lässt sich Loredana nicht den Mund verbieten. Seit Jahren streitet das Parlament über ein Gesetz gegen Homo- und Transfeindlichkeit. Loredana Rosso ist überzeugt, dass Italien dieses Gesetz braucht, um Hass und Gewalt zu stoppen. Gegenwind kommt von den Rechtspopulisten und dem Vatikan. Grund genug für Loredana, auf die Straße zu gehen: „Es kann nicht sein, dass wir aufgrund unseres Geschlechts oder unserer sexuellen Orientierung Opfer von Gewalt werden. Genug ist genug!“ (Text: arte)
Épisode 25 - Ambulanz für Denkmäler – Ruinen-Retter in Siebenbürgen
22 septembre 2021
Im rumänischen Siebenbürgen verschwindet eine weltweit einmalige Kirchenburgenlandschaft. Trutzige Bauten aus dem Mittelalter stürzen nach und nach ein. Erbaut wurden die Kirchen einst von deutschen Siedlern – den Sachsen. Nach der Wende 1989 sind die meisten von ihnen ausgewandert. Ihre Gotteshäuser stehen seitdem leer.Der rumänische Restaurator Stefan Vaida will das Kulturerbe retten. Dafür geht er einen ungewöhnlichen Weg. Mit seinem Bruder Eugen gründete er eine mobile „Ambulanz für Denkmäler“. Damit fahren die beiden durch ganz Rumänien und sichern marode Bauten. Ihr aktueller Einsatz führt sie nach Beia in Zentralrumänien. Gemeinsam mit freiwilligen Handwerkern und Studenten will Stefan Vaida hier das einsturzgefährdete Dach eines fast 500 Jahre alten Wehrkirchenturms retten. Die Einwohner des Dorfes zeigen zunächst wenig Interesse an der Aktion. Viele der rumänischen Bauern, die heute hier leben, sind orthodox. Sie besuchen ihre eigene Kirche und brauchen die der ausgewanderten Siebenbürger Sachsen nicht mehr. Doch Stefan Vaida will den Turm für die nächsten Generationen erhalten. Er und sein Team haben nur drei Wochen Zeit, um das Denkmal zu retten. Die Schäden sind massiver als gedacht. Außerdem entdecken sie in der angrenzenden Kirche ein wertvolles Chorgestühl. Auch das wollen sie – aus Angst vor Verfall und Diebstahl – in Sicherheit bringen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.Hauptfinanzier des Ganzen ist kein Geringerer als seine Königliche Hoheit und Siebenbürgenfan Prinz Charles von Wales. Stefan Vaida und er sind seit Jahren befreundet. (Text: arte)
Épisode 26 - Einsatz in der Ostukraine – Ein Pastor zwischen den Fronten
23 septembre 2021
Seit dem Zerfall der Sowjetunion leiden die Bewohner von Mariupol. Zeitweise galt es als Stadt mit dem größten Drogenproblem Europas. Kinder leben hier in verlassenen Häusern, in Abwasserkanälen und auf der Straße, viele sind drogensüchtig. Vor mehr als 20 Jahren sagte der Pastor Gennadiy Mokhnenko dem Drogenhandel in der Stadt den Kampf an. Tausende Kinder hat er seitdem von der Straße geholt. Mit seiner Tatkraft hat er sich in Mariupol nicht nur Freunde gemacht. Doch der Staat und nicht zuletzt die Polizei hat die Stadt mit ihren Problemen allein gelassen. Auch, weil Polizisten vom Drogenhandel profitiert haben. Der jahrelange und kontinuierliche Einsatz des Pastors zeigt Erfolge. Sein Kinderheim „Republic Pilgrim“ ist eines der größten Kinder- und Rehabilitationsprojekte im post-sowjetischen Raum und bietet Kindern und Jugendlichen aus schwierigen Familienverhältnissen Zuflucht. 35 ehemalige Straßenkinder haben der Pastor und seine Frau selbst adoptiert. Viele konnten das Heim hinter sich lassen, haben heute eigene Familien und einen festen Arbeitsplatz. Doch die Frontlinie zu den russisch besetzten Gebieten verläuft vor den Toren der Stadt, eine ständige Bedrohung und eine wirtschaftliche Belastung. Der Flughafen ist zum Beispiel seit 2014 geschlossen. Mokhnenko unterstützt als Militärkaplan die ukrainischen Truppen und reist regelmäßig an die Front. (Text: arte)
Épisode 27 - Lust an der Gefahr – Warum Extremsportler ihr Leben riskieren
24 septembre 2021
Extremsportler begeben sich immer wieder absichtlich in Lebensgefahr. Sie lieben den Kick und suchen den Flow – intensive positive Gefühlszustände, in denen sich die Zeit dehnt und das Glück in Form von körpereigenen Hormonen den Körper flutet.Doch der Preis ist hoch, insbesondere bei der Extremsportart Basejumping. Hier endet einer von 60 Sprüngen im Tod. Mit einem Spezial-Anzug, dem Wingsuit mit eingenähten Tragflächen, stürzen sich die Sportler kopfüber von Felsklippen und rauschen im freien Flug an Berghängen entlang gen Tal.Auch der 32-jährige Maximilian Werndl gehörte jahrelang zur Community. Sechs gute Freunde sind durch den Sport ums Leben gekommen. Werndl stieg aus, um sein eigenes Leben zu retten. „Es ist ein großer Unterschied, ob man getrieben ist oder aus Leidenschaft springt – ich war ein Getriebener und musste deshalb aufhören.“ Auch die Schweizerin Geraldine Fasnacht stürzt sich mit dem Wingsuit die Berge hinab. Die 39-jährige Profi-Sportlerin tut das seit 20 Jahren – unfallfrei. Ihr Mann Simon Wandeler ist ebenfalls Basejumper. Mittlerweile sind sie Eltern eines kleinen Sohnes. Der bleibt bei Oma, wenn seine Eltern gemeinsam einen Sprung vom Hausberg in Verbier machen. Fasnacht sagt, sie gehe nie ein unkalkulierbares Risiko ein. Der Franzose Jean-Yves Blondeau hat auch immer vom Fliegen geträumt. Aber er lebt seinen Traum anders aus: „Ich fliege auf der Straße.“ Als Rollerman schießt er bäuchlings die Alpenpässe hinunter, auf Gummirollen mit einer Carbonrüstung, die er selbst entworfen hat. (Text: arte)
Épisode 28 - Schulschluss in Serbien – Wenn auf dem Land nichts mehr geht
27 septembre 2021
Predag (9) besucht die Schule im serbischen Dorf Temska. Noch – denn in zwei Jahren soll die Schule schließen. Während hier früher bis zu 1000 Schüler gleichzeitig lernten, sind es heute nur noch 18 – Tendenz fallend. Für so wenige Kinder eine Schule zu erhalten, lohnt sich nicht.In Serbien wurden in den letzten zehn Jahren 223 Dorf-Schulen geschlossen. Macht die Schule in Temska dicht, müssen die verbliebenen Familien in die Stadt ziehen oder auf Schulbildung für ihre Kinder verzichten. Schulbusse fahren nur in den seltensten Fällen und selber fahren, ist für viele zu teuer.Eine Erfahrung, die die Familien in den Bergdörfern der Umgebung schon vor Jahren machen mussten. Erst schließt die Schule, dann die Post und schließlich der letzte Einkaufsladen. Die Jungen ziehen in die großen Städte oder ins Ausland. Die Alten im Dorf bleiben allein zurück.Serbien ist EU-Beitrittskandidat und die Wirtschaft wächst. Doch die ländlichen Regionen werden abgehängt. Eine Millionen Serben leben an der Armutsgrenze, besonders auf dem Land. Bei der PISA-Studie 2018 erreichte das Land Platz 45 von 77. (Text: arte)
Épisode 29 - Gefährliche Gletscherschmelze – Klimawandel im Hochgebirge
28 septembre 2021
Der Klimawandel ist längst in den Hochalpen angekommen. Nach und nach schmelzen die Alpengletscher – in immer rasanterem Tempo. Doch was passiert, wenn die Riesen aus Eis verschwinden? Gletscher sind wichtige Wasserspeicher. Wenn sie weiter schrumpfen, führen auch Flüsse weniger Wasser. Im Hochsommer stammt heute bis zu einem Viertel des Wassers in Rhone, Rhein, Donau und Po aus der Schmelze der Alpengletscher. Versiegen diese Wasserquellen, könnten Europas Flüsse schwerer schiffbar, teilweise sogar unbefahrbar werden.“Die großen Gletscherzungen, die weit ins Tal reichen, werden wir in den nächsten Jahrzehnten mit hoher Wahrscheinlichkeit verlieren“, erzählt Prof. Matthias Huss, Glaziologe an der ETH Zürich. Kleinere Gletscher trifft es dabei zuerst. 500 sind in den letzten Jahrzehnten schon komplett verschwunden, viele weitere werden bereits in den kommenden 30 Jahren folgen.Am Morteratschgletscher im Schweizer Kanton Graubünden verfolgt der Glaziologe Dr. Felix Keller ein ehrgeiziges Projekt. Er will die Lebensdauer des Gletschers verlängern. Um ein schnelles Abschmelzen des Gletschers zu verhindern, müsse man ihn „pflegen“. Darunter versteht er das künstliche Beschneien des Eisriesen. Gelingt es, würde dem Morteratsch etwas Zeit geschenkt. Zeit, die man dafür nutzen könnte, den Klimaschutz voranzutreiben und die alarmierende Schmelze aufzuhalten. (Text: arte)
Épisode 30 - Baywatch auf 4 Pfoten – Italiens Rettungshunde
29 septembre 2021
Valentina Renzopaoli und ihr Labrador Ettore wollen ab dem Sommer Wache an Italiens Stränden schieben.Valentina ist eigentlich Journalistin, aber weil Ettore zu einer XXL-Version von einem Labrador heranwuchs, brauche sie für ihn eine Beschäftigung. So landeten die beiden im Training der SICS (Scuola Italiana Cani Salvataggio). Doch bis zum ersten richtigen Einsatz ist es für sie im Frühjahr noch ein weiter Weg. Ab März müssen Valentina und Ettore jeden Sonntag erst einmal Steinsäcke statt Menschen aus einem kühlen See bei Rom retten – unter den strengen, aber geduldigen Augen von Lehrer Roberto Gasbarri. Die Hunde brauchen volles Vertrauen in ihr Herrchen oder Frauchen. Sie lernen spielerisch, ohne Zwang, erklärt Roberto. Vor allem Neufundländer und Labradore seien ideale Rettungsschwimmer. „Sie bleiben auch in stressigen Situationen ruhig und nutzen Strömungen perfekt für den sichersten Weg zurück ans Ufer.“ Die Tiere können zudem drei bis fünf Menschen ans Ufer ziehen. Teams der SICS haben so schon dutzende Leben gerettet.Für Valentina Renzopaoli steht im April aber erst einmal eine Schwimmprüfung an. Und im Juni kommt der Gründer der Schule – Ferruccio Pilenga – persönlich, um eine zweite Prüfung mit Ettore abzunehmen. Werden die beiden ihr Ziel erreichen? „Arte Re:“ begleitet Valentina und Ettore durch Höhen und Tiefen, durch stressige und schöne Momente. (Text: arte)
Épisode 31 - Zurück zur Wildnis – Mensch und Natur im Einklang
1 octobre 2021
Iwona Krepic und Jonathan Rauhut wollen die Wildnis nach Europa zurückbringen. Die beiden leben im Grenzgebiet am Stettiner Haff – sie auf der polnischen, er auf der deutschen Seite – und engagieren sich für die Nichtregierungsorganisation „Rewilding Europe“. Die will keine Naturschutzgebiete, in denen der Mensch nicht erwünscht ist. „Das ist das Entscheidende: gemeinsamen Platz schaffen und dafür sorgen, dass die Menschen und die Natur versöhnt werden“, sagt der Umweltschützer. Bei ihnen im Oder-Delta heißt das womöglich: leben auch mit wilden Wisenten, die durch den Garten streifen. Jetzt gilt es, die Einheimischen von ihrer Vision zu überzeugen. Im fränkischen Aufkirchen wagt Nicole Amslinger ein Experiment. „Ich möchte nicht auf meiner Welt herumtrampeln“, sagt sie. „Und deshalb ist ein Garten für mich ein ganz wichtiges Projekt, um den Tieren ein Zuhause zu geben.“ Bei der Umgestaltung orientiert sie sich an den Ideen von Garten-Experte Markus Gastl. Ein wilder Naturgarten soll es werden. Was braucht es, um ein Artenparadies zu schaffen? Mitverursacher für den Verlust der Artenvielfalt ist die Landwirtschaft. Deshalb möchte der englische Farmer Derek Gow der Natur etwas zurückgeben. Er zieht seltene Tiere heran, um sie auszuwildern – darunter Biber. „Dieses Tier ist eine große Hoffnungsgeschichte“, sagt er. „Mit ihm entwickelt die Natur wieder ihre Fähigkeit, sich selbst zu heilen. Wir müssen diese Tiere zurück in die Landschaft bringen.“ Sein Tatendrang ist ansteckend: Immer mehr Großgrundbesitzer schließen sich ihm an und lassen Teile ihres Landes verwildern. (Text: arte)
Épisode 32 - Im Schatten des Ätna – Was wird aus den Dörfern am Vulkan?
4 octobre 2021
In den vergangenen Monaten kam es am Ätna zu starken Eruptionen. Große Mengen von Lava sind an den Gipfelkratern ausgetreten. Sie haben den Berg wachsen lassen. Ganze 40 Meter ist der Ätna in nur sechs Monaten höher geworden.Zwar haben die Lavaflüsse keine großen Schäden angerichtet, doch die Asche macht den Bewohnern der Region zu schaffen. Sie bedeckt Felder und Straßen und gerade Tiere und Pflanzen leiden unter ihr.Dabei macht sie die Region um den Ätna auch besonders fruchtbar. Ihre Weinbaugebiete sind heute berühmt, denn auf den mineralreichen Böden gedeihen besondere Trauben. Und von dem Tourismus, den der Vulkan anzieht, leben hier viele Menschen.Trotz der Besonderheiten, die das Leben am Berg mit sich bringt, belasten die neuerlichen Ausbrüche die Region. Gerade die Behörden wissen nicht mehr, wohin mit all dem Lava-Sand. Außerdem wird die Asche als Sondermüll eingestuft und bedarf einer teuren und aufwendigen Lagerung. Auch den Tourismus haben die Ausbrüche stark eingeschränkt.Für die Bewohner der Region ist der Ätna mehr als nur ein Vulkan. Liebevoll nennen sie ihn hier „Mama Ätna“. Und das Leben um „Mama Ätna“ möchte hier keiner aufgeben. Das macht die Menschen kreativ und Lösungsansätze, die sie zusammen mit Vulkanologen erarbeitet haben, geben ihnen Hoffnung für ein Zusammenleben mit dem Vulkan. (Text: arte)
Épisode 33 - Pulverfass Nordirland – Streit nach dem Brexit
5 octobre 2021
Jedes Jahr brennen in Nordirland Scheiterhaufen. Verbrannt werden irische Fahnen, Plakate von pro-irischen Parteien und andere Symbole der Katholiken. Leanne Abernethy findet das auch in Ordnung. Sie arbeitet für eine NGO und hofft, dass es in der Gegend rund um Ballymoney am 11. Juli, dem Abend vor dem „Orangemen’s Day“, zu keinen größeren Unruhen kommt. „Wir wollen vor allem verhindern, dass auf den Straßen randaliert wird.“Dass dieses Fahnenverbrennen Hass schürt, lässt sie nicht gelten. Das habe lange Tradition und sei Teil der Kultur der Loyalisten. Ginge es nach ihr, könnten ruhig auch Europa-Fahnen mit verbrannt werden, denn weder Irland noch die Europäische Union hätten das Recht, den Nordiren irgendetwas vorzuschreiben. Kris baut seit Monaten an einem Scheiterhaufen. Zwanzig Meter hoch sind die Paletten, dazwischen hunderte Autoreifen. Das Feuer, das anlässlich der Schlacht am Boyene entzündet wird, als Wilhelm der III. die Katholiken besiegte, soll endlich wieder so groß werden, wie vor der Corona-Pandemie. Kris lebt in Coleraine. Hier sind die meisten Protestanten, und viele von ihnen sind enttäuscht, dass das Vereinigte Königreich keinen „harten Brexit“ vollzogen hat. Statt der harten Grenze zu Irland gibt es Kontrollen in der Irischen See, also zum britischen Festland. Die meisten hier sind unmittelbar vom Konflikt zwischen Protestanten und Katholiken betroffen, haben Opfer der „Troubles“ im engsten Familienkreis zu beklagen. Der lange Weg der Versöhnung wurde durch den Brexit noch einmal massiv gestört, und an Tagen wie dem 12. Juli spricht kaum jemand von Versöhnung. (Text: arte)
Épisode 34 - Apfel, Kaktus, Bio-Büffel – Lederrevolution mit Pflanzenpower
6 octobre 2021
„In der Lederindustrie ist über viele Jahrzehnte wenig passiert. Wir wollten eine Alternative finden, die unsere Ressourcen schont und weder dem Anwender und noch dem Endverbraucher schadet,“ sagt Thomas Lamparter von der gläsernen Gerberei in Reutlingen. Hier im ehemaligen Herz der deutschen Lederindustrie haben sie eine Methode entwickelt, die über Deutschland hinaus Furore macht: Die Gerbung mit Olivenblättern. Das Laub der mediterranen Pflanze war bis dato ein Abfallprodukt der Ölproduktion, jetzt ist es der Grundstoff für eine Innovation. Auch die Automobilbranche reagiert auf den wachsenden Wunsch der Kundschaft, ressourcenschonendere Autos zu fahren, hier spielt für viele Käuferinnen und Käufer auch die Innenausstattung eine immer größere Rolle. „Leder hat einen sehr hohen ökologischen Fußabdruck“, erklärt Martina Gottschling, die für die Material-Innovation bei Volkswagen zuständig ist. Ihre jüngste Entdeckung ist Kunstleder aus Kaffeeresten.“Appleskin“ heißt die Erfindung des Südtiroler Pioniers Hannes Parth. Für die Lederalternative verwendet er den Trester, der bei der Produktion von Apfelsaft anfällt. Der Stoff ist in seiner Region in Hülle und Fülle zu haben – und viel zu schade für den Müll. Inzwischen ist die Apfelhaut ein beliebtes Material in der italienischen Modeindustrie und wird zur Herstellung hochwertiger Kleidung und Taschen verwendet.Auch die Mexikaner Adrián López Velarde und Marte Cázarez wollen mit einer heimischen Pflanze den Ledermarkt erobern: Sie nutzen Kaktus als Grundstoff und sind überzeugt, dass ihr veganes Material ein Riesenpotential hat. (Text: arte)
Épisode 35 - Ein Koch am Ende der Welt – Spitzenküche in Bulgarien
8 octobre 2021
Filip Zahariew – achtzehn Jahre lang zog der Bulgare um den Globus, um in den Küchen dieser Welt sein Handwerk zu lernen. Seine letzte Station: das Sterne-Restaurant „Gruvelagaret“ auf der norwegischen Insel Spitzbergen. Sechs Jahre lang war er Küchenchef im nördlichsten Restaurant der Welt und heimste viele Preise ein. Doch das Heimweh ließ ihn nicht los. Vor einem Jahr kehrte der Spitzenkoch zurück in seine Heimatregion – von einem Ende der Welt zum anderen: Der Nord-Westen Bulgariens zählt zu den ärmsten Regionen der EU. Hier grassiert Abwanderung, die Bevölkerung überaltert, Dörfer verfallen und sterben aus. Ausgerechnet hier – im Dorf Stakevtsi, 70 km von Vidin entfernt – will der 35-Jährige ein Spitzenrestaurant und zwei Ferienhäuser eröffnen. Eigentlich sollte alles längst in Betrieb sein. Doch dem Spitzenkoch stellen sich immer wieder neue Schwierigkeiten in den Weg – sowohl bei den Behörden als auch bei den Renovierungsarbeiten. Die Kosten steigen und steigen, Filips Ersparnisse sind fast aufgebraucht. Wenn er nicht mehr weiterweiß, nimmt er seine Fotokamera und geht raus in die wunderschöne Natur oder aber auch in die verlassenen Dörfer. Leere und Verfall geben ihm Ruhe, erinnern ihn aber auch an sein Ziel, die Gegend wieder zu beleben. Wenn er mit seinem Restaurant Erfolg hat, so sein ambitionierter Traum, werden Besucher aus der ganzen Welt kommen und Geld in die verarmte Region bringen. Nicht alle Einheimischen glauben daran, aber bei einigen hat Filip schon jetzt einen Hoffnungsschimmer auf eine bessere Zukunft ausgelöst. (Text: arte)
Épisode 36 - Schneeglöckchen aus Georgien – Handel mit Wildblumen aus dem Kaukasus
11 octobre 2021
Jeden Frühling ziehen Hunderte Frauen in die Bergwälder von Adscharien, Georgiens Schwarzmeerregion, um dort Schneeglöckchenzwiebeln zu pflücken. So auch die 36-jährige alleinerziehende Maka Dolidze, die damit nach dem langen Winter ihre Familie ernährt. Die Kaukasus-Republik liefert jedes Jahr 22 Millionen der Blumenzwiebeln an die Niederlande, davon 15 Millionen aus freier Wildbahn. Händler Mamuli Surmanidze ist einer von nur drei Lizenzhaltern in ganz Georgien, die die durch das Washingtoner Artenschutzabkommen geschützten Pflanzen exportieren dürfen. Der niederländische Großhändler John Boot ist Abnehmer für die Zwiebeln von Surmandize, seine Firma „C.S. Weijers“ verkauft den beliebten Frühlingsblüher an Gartencenter in ganz Europa weiter. Der Massenmarkt ist ein Multi-Millionengeschäft. Die Nachfrage nach Schneeglöckchen ist größer als das Angebot an europäischen Zucht-Sorten. Darum werden auch wilde Schneeglöckchen nachgefragt. Schneeglöckchen-Fans wie Loes de Groot aus Haarlem sammeln auch exklusive Sorten, die Niederländerin investiert pro Jahr bis zu 2.000 Euro in ihr Hobby. Nur einen Bruchteil dieses Geldes verdient die Pflückerin Maka hingegen für ihre schwere Arbeit in den Bergen Georgiens. Die Gewinnspannen im Schneeglöckchen-Geschäft sind riesig, aber bei den Pflückerinnen kommt nur wenig davon an. „Re:“ berichtet über den weiten Weg der Schneeglöckchen aus dem Kaukasus nach Europa und den Handel mit geschützten Wildblumen. (Text: arte)
Épisode 37 - Polen Shalom – Jung, jüdisch, selbstbewusst
12 octobre 2021
Sie wollen sich nicht länger verstecken, sondern ihr Jüdischsein offen ausleben – so gut es geht. Zwar gehören junge Jüdinnen und Juden in Polen – dem einstigen Zentrum des europäischen Judentums – zu einer winzigen Minderheit, aber unter ihnen wächst ein neues Selbstbewusstsein. Allen antisemitischen Tendenzen zum Trotz. Radek, ein 19-jähriger Informatikstudent aus Warschau, hat erst vor kurzem von seiner jüdischen Abstammung erfahren. Er ist glücklich, endlich seine wahre Identität gefunden zu haben, lebt plötzlich streng nach den orthodoxen Gesetzen, bringt sich sogar die jiddische Sprache bei. Patrycja (27) und Eryc (23) aus Wrocław gehen nur selten in die Synagoge, aber das junge Paar fühlt sich dennoch im Herzen jüdisch. Das Schabbat-Mahl am Freitag ist für sie der Höhepunkt der Woche. Allerdings wagen sie es nicht, sich außerhalb ihres Freundeskreises als Juden zu erkennen zu geben. Zu groß ist die Angst vor Anfeindungen. Anders als Radek sehen sie für sich keine Zukunft in Polen. Patrycja und Eryc packen die Koffer für ihre Ausreise nach Israel. In Krakau – eine Immigration in die andere Richtung: Aus Brasilien sind Jullie (39) und Sergio (35) bewusst nach Polen eingewandert, weil sie sich hier sicherer als in ihrer alten Heimat fühlen. Vom Antisemitismus bekommen sie wenig mit, sagen die Eltern von drei kleinen Kindern. Sie loben die lebendige jüdische Community in Krakau, fühlen sich in Polen wohl. Und überhaupt: „Als Juden werden wir sowieso überall etwas schief angesehen, da ist es fast egal, in welchem Land wir sind“, sagt Sergio achselzuckend. (Text: arte)
Épisode 38 - Überleben unter Islamisten – Die Taliban an der Macht
13 octobre 2021
In Kabul trifft „Re:“ den ehemaligen Bundeswehr-Dolmetscher Wahed Sadat in einem Versteck, in dem er mit seiner Familie ausharrt. Noch hat er etwas Geld, doch wie geht es weiter? Eine Flucht über den Landweg wäre für ihn lebensgefährlich, weiter abzuwarten ist es aber ebenso. Auch in Deutschland verfolgt „Re:“ seinen Fall. Mit Corinna Rüffer, Bundestagsabgeordneter der Grünen und Ferdinand Bauer, Oberstleutnant a.D. der Bundeswehr, versucht „Re:“ herauszufinden, warum Sadat und seine Familie nicht ausgeflogen wurden. Ferdinand Bauer hat mit Wahed zusammengearbeitet hat und sagt, er wäre der beste Dolmetscher gewesen, mit dem er in Afghanistan je zusammengearbeitet habe. Mittlerweile ist klar, Wahed gilt nicht als „Gefährder“. Doch wie kann man ihn in Sicherheit bringen? Auch die Journalistinnen und Journalisten von Tolo News, die „Re:“unmittelbar vor dem Umsturz traf, arbeiten in völliger Ungewissheit. Bislang sind die Taliban kaum einzuschätzen – während ein hoher Vertreter der Islamisten sich entspannt im Studio von Comedian Reza Ahmad Sheer interviewen lässt, werden Demonstrationen von Frauen für das Recht auf Arbeit und Selbstbestimmung gewaltsam niedergeschlagen. Und die junge Reporterin Tamina Usmani befürchtet, schon bald nicht mehr arbeiten zu dürfen. „Re:“ trifft auch das Ehepaar Schwittek, das von Deutschland aus verzweifelt versucht, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seiner Mädchenschulen in Afghanistan zu helfen. Peter Schwittek glaubt zu wissen, wer wirklich hinter dem Umsturz steckt. Seine Vermutung lässt ihn düster in die Zukunft blicken. (Text: arte)
Épisode 39 - Die Modeverweigerer: Slow statt Fast Fashion
14 octobre 2021
Die weltweite Textilproduktion hat sich seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt. Geschätzte 80 Milliarden Kleidungsstücke werden jedes Jahr verkauft. Doch immer mehr Klamotten werden immer weniger getragen. Und manche bleiben gleich ganz im Schrank liegen. Fast Fashion treibt diese Entwicklung massiv voran. Die Marktführer bieten bis zu 24 Kollektionen im Jahr. Weil Mode so günstig ist, ist sie längst zum Wegwerfartikel geworden. Die Modetrends von heute sind die Kleider-Müllberge von morgen.Zwei junge Schweden wollen die Fast Fashion Giganten herausfordern. August Bard Bringéus and Jakob Dworsky sind die Gründer von ASKET. Mit ihrem Mode-Startup wollen sie die Branche nachhaltig umkrempeln: „Wir machen Anti-Fashion. Bei uns gibt es nur eine einzige Kollektion. Damit brechen wir mit den Regeln der Modeindustrie, der es nur darum geht, sich ständig erneuern zu müssen.“ Ihre Mode ist eine radikale Reduktion: keine Trends, sondern Basics, die ein Leben lang halten sollen. Bei der Produktion setzen sie auf größtmögliche Transparenz. Lieferketten, Arbeitsbedingungen und Herstellungskosten werden offengelegt. Die Herkunft aller Materialien, von der Faser bis zum Knopf, soll für den Kunden nachvollziehbar sein.Zeitlos schöne Mode machen, das ist auch der Anspruch von Gitta und Peter Plotnicki und ihrem Label Merz b Schwanen. Dafür haben die Modedesigner aus Berlin eine fast vergessene Textilfabrik auf der Schwäbischen Alb zum Leben erweckt. Hier drehen sich nun wieder alte Rundwirkmaschinen und produzieren klassische Oberteile, die keinem Trend hinterherlaufen wollen. Slow Fashion im wahrsten Sinne: Für den Stoff eines Shirts braucht eine Maschine fast eine Stunde. Langsamer kann man kaum produzieren. Die Modedesigner sind überzeugt, dass ihre Retro-Hemden auch heute noch begeistern können: „Gewisse Klassiker haben kein Verfallsdatum. Die waren schon vor 100 Jahren super aktuell und sind es heute noch.“ (Text: arte)
Épisode 40 - Grönlands neue Rohstoffe – Eine Chance für den Aufschwung?
15 octobre 2021
Ole Christiansen startet in Südgrönland eine Expedition: Der Geologe will mit seinem Team für ein britisches Unternehmen nach neuen Graphit-Vorkommen suchen. Das Mineral wird dringend bei der Herstellung von Batterie- und Solaranlagen gebraucht. Christiansen verfolgt aber noch ein weiteres Ziel. Er führt im Auftrag seiner Gemeinde junge Männer ans Bergbau-Handwerk heran. „Mehr als die Hälfte der Schulabgänger haben keine richtige Bildung, und sie haben keinen Job. Das ist ein großes Problem“ sagt Christiansen.Der 31-jährige Jack Sebulonsen hat Glück, er hat einen Job als Taxifahrer. Doch die Lebenshaltungskosten in Grönland sind hoch. Jack sucht daher nach einem besseren Job im Bergbau. Ole Christiansen hat Jack ausgebildet. Jetzt begleitet er ihn auf seiner Expedition. Eisen, Zink, Kupfer, Gold, Graphit und sogenannte Seltene Erden schlummern im grönländischen Boden und ziehen internationale Konzerne an. Grönland gehört zwar zum Königreich Dänemark, darf aber seit 2009 selbst über seine Rohstoffe bestimmen. Doch gerade über eine der größten geplanten Minen gibt es seit Jahren einen erbitterten Streit. Niels Sakariassen ist einer der größten Gegner des geplanten Tagebaus. Nur wenige Kilometer von seinem Wohnort Narsaq entfernt, will ein australisch-chinesischer Konzern Seltene Erden abbauen. Aber auch Uran. Sakariassen und seine Mitstreiter der Anti-Uran-Bewegung befürchten, dass der Staub und der Abraum die Lebensgrundlagen seines Ortes gefährden. Auch wegen des Protests will Grönland nun ein Verbot des Uranbergbaus beschließen. (Text: arte)
Épisode 41 - Portugals „Himbeervisum“ – Asiaten schuften für den EU-Pass
18 octobre 2021
Den Köder wirft ihnen Portugal hin: Wer sieben Jahre lang durchhält, Sozialabgaben und Steuern zahlt, dem winkt die Staatsbürgerschaft. Ein Deal mit der Hoffnung auf ein besseres Leben. Der Inder Gian Pall wartet aktuell auf seinen portugiesischen Pass, der ihm problemlosen Zugang in 186 Länder ermöglicht. Seinen Sohn hat er auf WhatApp aufwachsen sehen. Er träumt davon nach fünf Jahren in Portugal Frau und Kind nachziehen zu lassen. Portugal ist für die Erntehelfer ein Trampolin nach Europa und darüber hinaus. Laut aktueller Schätzungen arbeiten 20.000 ausländische Erntehelfer auf den Plantagen. Für ihre Reise Richtung EU verschulden sich viele der Arbeiter. 16.000 Euro oder mehr für ein Touristenvisum, mit dem sie einreisen. Diese Summen müssen sie erst einmal abarbeiten. Ein Leben in den Händen einer Schleppermafia. Modernes Sklaventum mitten in Europa. Die portugiesische Regierung braucht die ausländischen Erntehelfer – in einer Region, wo Arbeitskräfte fehlen und viele ausländische Firmen investieren. (Text: arte)
Épisode 42 - Geisterstadt Varosha – Zypern zwischen Krise und Versöhnung
19 octobre 2021
Als Architekt Andreas Lordos (53) im zypriotischen Varosha aufwuchs, war es einer der beliebtesten Ferienorte des Mittelmeeres. Seine Familie besaß zahlreiche Hotels, Geschäfte und Wohnhäuser. Zu den Urlaubern zählten Stars wie Brigit Bardot und Elizabeth Taylor.Doch Andreas unbeschwerte Kindheit fand 1974 ein jähes Ende: Mit dem Zypernkrieg musste die vorwiegend griechisch-stämmige Bevölkerung von Varosha vor dem türkischen Militär fliehen. Seither ist Varosha Sperrgebiet. Eine Geisterstadt – und ein Symbol der Teilung Zyperns. Bis zum Herbst 2020: Da ließen der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan und der nordzypriotische Regierungschef Ersin Tatar überraschend einige Straßenzüge von Varosha wiedereröffnen. Die internationale Politik zeigte sich empört über den einseitigen Schritt. Doch Andreas hofft, dass sich nun endlich etwas bewegt. Er will nach Varosha zurückkehren – und damit den größten Traum seiner Familie erfüllen. Auch der türkisch-zypriotische Arzt und Aktivist Okan Dağlı wuchs in der Nähe von Varosha auf. Auch er kämpft seit Jahren für die Öffnung der Geisterstadt. Doch er betrachtet die jüngsten Schritte von Tatar und Erdoğan mit großer Skepsis, wittert vor allem machpolitisches Kalkül. Während sich Okan und Andreas für eine Wiedervereinigung der Insel einsetzen, scheinen beide Inselteile einer wirklichen Lösung der Krise kaum näherzukommen. Varosha wird einmal mehr zum politischen Spielball. Für die Zyprioten bedeutet das ein nicht enden wollendes Trauma, ein ständiger Anlass für Hoffnung ebenso wie für Enttäuschung. (Text: arte)
Épisode 43 - Pédopsychiatrie, le cri d’alarme des médecins
20 octobre 2021
Schon seit dem ersten Lockdown schlagen Kinder- und Jugendpsycholog:innen Alarm: Die Corona-Situation mit all ihren Beschränkungen ist für viele Kinder kaum zu bewältigen. Sie sind enorm belastet, fallen aus ihrer Alltagsstruktur heraus und kommen plötzlich mit dem Leben nicht mehr zurecht. Die Kinder brauchen dringend psychatrische Hilfe.
Épisode 44 - Auszeit in der Nordsee – Die Robben und der Lockdown
22 octobre 2021
Nicht nur Sportarenen und Restaurants waren während der Corona-Lockdowns menschenleer, sondern auch weite Teile der Nordseestrände. Das hat den Seehunden und Kegelrobben offenbar gut getan. Letztere erlebten am Ende der Wurfsaison auf Helgoland einen neuen Baby-Rekord. Auch gab es weniger Heuler als sonst, weil weniger Menschen auch weniger Störungen bedeuten. Die Seehundstationen jedoch, die diese Heuler aufnehmen, kamen durch Lockdown-bedingte Schließungen in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Aber wer kümmert sich um die Tiere, wenn diese Auffangstationen dicht machen müssten? (Text: arte)
Épisode 45 - Schwarzer Tee, grüner Anbau – Neue Ideen für ein Traditionsgetränk
25 octobre 2021
Was ist eigentlich aus dem Tee unserer Kindheit geworden?, fragten sich die Balten Tomas Kaziliunas und Hannes Saarpuu. Vor dem Fall des Eisernen Vorhangs versorgte Georgien ganz Osteuropa mit Tee, denn das Klima in dem Land südlich des Kaukasus ist ideal für den Anbau. Vor vier Jahren reisten Tomas und Hannes nach Georgien – und blieben. Sie pachteten eine verwilderte Teeplantage. 30 Jahre lang hatte sie brachgelegen, denn mit der Sowjetunion war auch die georgische Teeproduktion zu Grunde gegangen. Jetzt bauen die beiden Abenteurer eine ökologische Teeplantage auf. Und alle Menschen können online Mit-Farmer werden.Aron Murro, Sven Bock und Leon Franken haben ihr Start-up „KarmaKollektiv“ getauft. Die jungen Firmengründer wollen Tee und Teegetränke so nachhaltig und gesund wie möglich herstellen – zum Beispiel einen Kräuter-Erfrischungstee aus regionalen Zutaten, der ohne Zucker und Konservierungsstoffe auskommt. „Mir wird oft gesagt, das klappt nicht. Und das ist für mich Motivation genug, es doch hinzubekommen“, sagt Aron. Was braucht es, damit der neue Erfrischungstee auch gelingt?Im indischen Bundesstaat Assam will Plantagenbesitzer Ketan Patel seinen weitläufigen „Jalinga Tea Garden“ komplett CO2-frei bewirtschaften. Bereits seit 17 Jahren baut er hier seinen Tee ökologisch an. Sein nächstes ehrgeiziges Ziel: „Alles, was auf der Farm wächst, wird auch verwendet.“ Statt Steinkohle verfeuert er nun Pellets aus Pflanzenresten, um die Teeblätter zu trocknen. So macht er seinen schwarzen Tee Schritt für Schritt immer grüner. (Text: arte)
Épisode 46 - Wenn Pflege krank macht – Ein Berufsstand vor dem Burnout
26 octobre 2021
Der Pflegenotstand in Deutschland ist seit Jahren bekannt. Seit der Einführung der Fallpauschalen 2004 haben Krankenhäuser den Druck, Gewinne einfahren zu müssen und sparen an Pflegekräften. Im europäischen Vergleich müssen in Deutschland Krankenpflegerinnen und -pfleger fast doppelt so viele Patientinnen und Patienten betreuen wie in den Niederlanden. Das sind laut der Hans-Böckler-Stiftung im Schnitt 13 Patientinnen beziehungsweise Patienten auf eine Krankenpflegerin oder Krankenpfleger. Die hohe Arbeitsbelastung und der Schichtdienst führen dazu, dass Krankenpflegernnen und -pfleger im Schnitt nur sieben Jahre im Beruf bleiben. Die Folge: Bereits jetzt fehlen in Deutschland 100.000 Pflegekräfte in den Krankenhäusern. Bei einer immer älter werdenden Gesellschaft ein ernstzunehmendes Problem.Wie sehr die aktuellen Arbeitsbedingungen krank machen können, weiß Krankenpflegerin Irene Wereschtschagin. Trotz Spätfolgen ihrer eigenen Corona-Erkrankung pflegte sie in 12-Stunden-Schichten weiter Patientinnen und Patienten. Nach ihrem psychischen Zusammenbruch möchte sie heute nur wieder gesund werden und hat sich für das deutschlandweit einzige Behandlungsprogramm für Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter in der Pflege angemeldet – in den Bliestal-Kliniken im Saarland.Jeden Tag bis an die Grenze der Belastbarkeit arbeiten, das kennt auch Tina Schwederski. Die 44-Jährige arbeitet als Intensiv-Krankenpflegerin an der Berliner Charité. Tina versteht nicht, warum die Pflegekräfte im Frühjahr 2020 beklatscht wurden, sich aber bisher kaum etwas für sie geändert hat. Warum ist es so schwer, die Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal zu verbessern? Re: über Krankenpflegerinnen und -pfleger am Ende ihrer Kräfte. (Text: arte)
Épisode 47 - Jagd auf Pilze in Rumänien – Das Geschäft mit einer Delikatesse
27 octobre 2021
Es ist ein lohnendes Geschäft: Illegale Trüffel- und Pilzsucher streifen im Sommer durch Rumäniens Wälder und ernten täglich hunderte Kilo der begehrten Delikatessen. Zwischenhändler bringen sie nach Italien, wo sie für das Hundertfache des Lohnes verkauft werden, den die Pilzsucher – meist Angehörige der Minderheit der Roma – erhalten. Inzwischen leben ganze Roma-Dörfer von der illegalen Jagd nach Trüffeln und Pilzen. Dass die Pilzsucher in Naturschutzgebieten wildern und mit ihren Hacken die Wälder massiv zerstören, nehmen die zuständigen Behörden hin. (Text: arte)
Épisode 48 - Lebendig und lebenswert – Wie Städte sich neu erfinden
28 octobre 2021
Paris ist die Vorzeigemetropole im Wandel, der Kopf dahinter heißt Carlos Moreno. Der französisch-kolumbianische Stadtforscher hat sechs Grundbedürfnisse definiert: Wohnen, Arbeiten, Einkaufen, Gesundheitsversorgung, Ausbildung und Freizeit. In einer lebenswerten Stadt sind sie in nur 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen. Seine „Stadt der Viertelstunde“ ist der Bauplan für die Zukunft von Paris.In seinem Fahrradladen erlebt Mathieu Roulleau die Veränderungen hautnah mit. Zweiräder boomen, seit die Stadt für 10 Millionen Euro im Jahr das Radwegenetz ausbaut, insgesamt sind 200 Streckenkilometer geplant – und die Pandemie pusht die Entwicklung noch: Paris radelt in eine grünere Zukunft.Im niedersächsischen Hameln geht für Anja Hassoun gerade ein Traum in Erfüllung. In einem leerstehenden Laden mitten in der Innenstadt eröffnet sie einen Kochsalon. Ihr wichtigster Förderer: die Stadt und deren Leerstandsoffensive „Hameln handelt“. 12 Monate lang übernimmt die Kommune die Kaltmiete und zahlt einen Zuschuss für den Ladenausbau. Statt großer Ketten sollen wieder mehr inhabergeführte Geschäfte in die Innenstadt geholt werden – und damit mehr Individualität. In Kiel hat ein Zusammenschluss von Vereinen, Start-Ups und Künstlerinnen und Künstler beharrlich eine Vision verfolgt: ein kreatives Dorf mitten in der Stadt. ALTE MU nennt sich die Initiative in der ehemaligen Kunsthochschule am Rand der Innenstadt, wo Menschen arbeiten, voneinander lernen und miteinander teilen können. Über den Ateliers, Büros und Werkstätten entsteht Wohnraum, genossenschaftlich geführt. (Text: arte)
Épisode 49 - Die Klima-Aussteiger – Leben ohne Strom und fließend Wasser
31 octobre 2021
Der Wunsch nach einem ökologischen Wandel hat Roc Sandford zu einem Leben auf der schottischen Insel Gometra bewogen. Roc ist Millionär. Trotzdem lebt er nur mit dem Nötigsten auf der Insel, die er vor 30 Jahren gekauft hat, um seinen vier Kindern ein Aufwachsen mit der Natur zu ermöglichen. Die sind mittlerweile erwachsen und leben nicht mehr auf Gometra. Tochter Savannah wohnt mittlerweile in der Metropole London und versucht, dort ein CO2-neutrales Leben zu führen. Auch Matthew und Charis mit ihren beiden Kindern Elsa und Billy haben sich für ein Aussteiger-Leben ohne fließend Wasser und Strom entschieden. Die Familie lebt in Wales – und zwar fast vollkommen autark. Vor dem Ausstieg arbeiteten Matthew und Charis beide als Tierärzte. Sie kündigten ihre Jobs, um der Spirale von Zeitdruck und Konsum zu entkommen und mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Roc Sandford ist auf seiner Insel immerhin per Mail erreichbar. Ein Solarpanel erzeugt etwas Elektrizität für das Handy. Eine Waschmaschine oder ein Kühlschrank gibt es aber nicht. Er ist davon überzeugt, dass die Welt am Rand des Abgrundes der Klimakatastrophe steht. Dass sich die Natur radikal verändert, kann er auf und um seine Insel beobachten: Viele nistende Vögel sind verschwunden, die Fischbestände haben dramatisch abgenommen. Von seiner Insel aus hilft er bei der Organisation von Demonstrationen in London und hat eine Gruppe von Aktivistinnen und Aktivisten mitbegründet. Nur etwa zwei Mal im Jahr verlässt er Gometra für wichtige Treffen und Besorgungen. (Text: arte)
Épisode 50 - Wir machen Moor – Im Einsatz für den Klimaschutz
1 novembre 2021
Acht Stunden mit Spaten, Hacken und bloßen Händen mächtige Stauwerke aufbauen, gemeinsam im Freien essen, im Zelt schlafen – die freiwilligen Helfer vom Bergwaldprojekt e.V. verbringen ihren Urlaub damit, Moore wieder zu vernässen. Forscher vom Greifswalder Moor-Centrum suchen unterdessen nach Möglichkeiten, nasse Flächen rentabel zu bewirtschaften. Dabei arbeiten sie auch mit Partnern zusammen, die Pflanzen aus Mooren und auf Feuchtwiesen zu nachhaltigen Rohstoffen verarbeiten. Zum Beispiel zu Möbelplatten aus Rohrkolben oder gleich zu einem ganzen Tiny-House aus Baustoffen aus dem Moor. (Text: arte)
Épisode 51 - Ein Ende der Qual? – Schweinebauern denken um
4 novembre 2021
Massenhafte Ferkelzucht – das war jahrzehntelang das Geschäft von Genossenschaftsbauer Steffen Hausmann und seinen Kollegen. Doch nun stehen sie – wie viele europäische Viehzüchter – wegen des Preisdrucks am Fleischmarkt vor dem Ruin. Die Corona-Pandemie und die Afrikanische Schweinepest haben den finanziellen Verfall noch beschleunigt. Hausmanns letzte Hoffnung ist Olaf Mahr, ein Fleischsommelier, der teures Edelfleisch an Berlinerinnen und Berliner verkauft. Er verspricht den Bauern bessere Preise für ihre Tiere, wenn sie auf nachhaltige Zucht umsteigen. Strohhaltung, Auslauf, besseres Futter und viele weitere Kriterien müssen die Landwirte erst erfüllen, um Mahrs Partner werden zu dürfen. „Re:“ begleitet Steffen Hausmann und die Agrargenossenschaft Görsdorf bei der radikalen Umstellung des Betriebs auf tierwohlgerechte Haltung. Nicht alle sind vom Strategiewechsel überzeugt, sie fürchten um ihre Arbeitsplätze und misstrauen dem Premiummarkt, für den sie nun produzieren sollen. Fleischsommelier Olaf Mahr versucht unermüdlich, Bäuerinnen und Bauern von seiner Vision einer artgerechten Tierhaltung, einer besseren Bezahlung der Bauern und bewussteren Ernährung der Menschen zu überzeugen. Eine nicht immer einfache Mission. Dabei wächst gleichzeitig die Nachfrage nach Premiumfleisch. Mahrs Geschäft läuft. Immer mehr Kunden sind offenbar bereit, für gutes Fleisch tiefer in die Tasche zu greifen. (Text: arte)
Épisode 52 - Samenbank oder Hausbesuch? – Wunschkinder von fremden Vätern
7 novembre 2021
Private Samenspenden sind in vielen Ländern immer noch ein Tabuthema. Doch für viele Paare und Singlefrauen ist es der einzige Weg zum lang ersehnten Wunschkind. Zahlreiche Internetportale bringen Frauen und Spender zusammen. Diese Art der Kontaktaufnahme bietet – anders als bei der Samenbank – die Möglichkeit, sich vorab kennen zu lernen. Welche Rolle der biologische Vater später spielen wird, ist offen. Von gar keinem Kontakt bis zu Co-Parenting ist alles drin. Im Gegensatz zu einer Samenbank sind die Kosten gering. Die meisten Spender verlangen nur die Erstattung der Reisekosten oder eine Aufwandsentschädigung. Private Spenden bergen jedoch auch Risiken. Denn nicht alle Spender lassen sich auf Infektionskrankheiten untersuchen. Und nicht immer stimmt die Spermienqualität. Im Vergleich: Bei Samenbanken werden nur fünf bis sieben Prozent der Kandidaten für eine Samenspende zugelassen. Oft bleibt auch die wahre Identität des privaten Spenders verborgen, und kein Gesetz regelt, wie viele Nachkommen er haben darf. Letzteres gilt auch für Samenbanken, die sich aber zum Teil freiwillig auf 15 Kinder pro Spender beschränken. Ed Houben, ein ehemaliger Spender aus den Niederlanden, ist genetischer Vater von mindestens 125 Kindern. Zu einigen hält er Kontakt. Doch was heißt das für die aus einer Samenspende entstandenen Kinder? Nur jedes Fünfte von ihnen kennt die Umstände seiner Zeugung. Und obwohl sie das Recht auf Kenntnis des biologischen Vaters haben, scheitern viele noch immer bei ihrer Suche. (Text: arte)
Épisode 53 - Der Synagogenretter – Jüdisches Erbe in der Ukraine
8 novembre 2021
Nur noch tausend Juden leben im ukrainischen Lwiw, dem früheren Lemberg. Die Deutschen brachten im Holocaust mehr als 100.000 Juden aus der Stadt um. Zu Sowjetzeiten unterdrückte der Staat alle Religionen. Viele Juden emigrierten. Fast alle der einst mehr als 40 Synagogen der Stadt sind zerstört oder drohen zu verfallen. Doch Sasha Nazar stemmt sich dagegen. Er will eine von Lwiws letzten Synagogen retten und dort neuen Raum für jüdische Kultur schaffen. Unterstützung bekommt er dafür kaum, nicht einmal von der kleinen jüdischen Gemeinde der Stadt. (Text: arte)
Épisode 54 - Plan anti-migrants au Danemark
10 novembre 2021
Le Danemark fait les gros titres dans toute l'Europe avec sa politique de gestion des migrants. Double peine pour les infractions, leçons de culture danoise, relocalisations forcées dans les quartiers à problèmes. Si certains considèrent le plan ghetto comme la solution pour faire face aux sociétés parallèles, pour de nombreux résidents, il bouleverse soudainement leur vie.
Épisode 55 - Tante Emma lebt – Dorfläden im Trend
12 novembre 2021
Das Dorf Ohne hatte früher sogar vier Läden zum Einkaufen, und das bei gerade mal 600 Einwohnern. Vor eineinhalb Jahren schloss das letzte Geschäft. Niemand wolltel mehr einen Laden führen, es lohnte sich nicht. Deshalb krempeln Frauen und Männer nun die Ärmel hoch: Es wird ein neues Haus gebaut, alle werfen Geld in einen Topf, Ohne baut sich selbst einen neuen Laden. Die Erwartungen sind groß, bei Kundinnen ebenso wie beim Eier-Bauern aus dem Ort, der frische 1a-Ware verspricht. Wird Ohne „mit“ besser? Der Laden sei auch eine Begegnungsstätte, betont die Bürgermeisterin: „Wenn morgens die Glocken läuten, weiß man, dass jemand gestorben ist, aber nicht, wer. Im Dorfladen aber erfährt man, um wen es geht.“ Wolfgang Gröll ist so etwas wie der Vater des Dorfladenbooms. Viele hundert Gründungen kleinerer Geschäfte hat der gelernte Einzelhändler und Unternehmensberater bundesweit betreut. Sein Optimismus stößt nicht selten zuerst auf Skepsis, das kennt er. Er sagt: „Wenn man flexibel an die Sache herangeht, rechnet sich auch ein Laden in einer 160-Einwohner-Gemeinde.“ Das A&O eines erfolgreichen Dorfladens seien regionale Produkte und Frische. Wenn unter den Laden-Gründern Quereinsteiger sind, freut ihn das: „Das sind nach meiner Erfahrung oft die besten.“ Ein Schlüssel zum Erfolg: Die Bürger im Dorf werden selbst zu Miteigentümern. Es bilden sich Genossenschaften und ähnliche Zusammenschlüsse. Dorfläden werden oft staatlich gefördert, was kein Wunder ist: Länder und Kreise, auch die Europäische Union, haben ein großes Interesse daran, dass die Infrastruktur auf dem platten Land funktioniert. Die Menschen sollen sich versorgen können, ohne jedes Mal mit dem Auto viele Kilometer zurücklegen zu müssen. (Text: arte)
Épisode 56 - Rauschlos glücklich? – Der Hype um den Wirkstoff CBD
14 novembre 2021
In Brandenburg und Berlin findet eine grüne Revolution statt. In deren Zentrum: CBD – der nicht-psychoaktive und legale Wirkstoff der Cannabispflanze. Der gilt als neues Wundermittel gegen Schlafstörungen, Stress oder Hautprobleme. Die Reportage zeigt unterschiedliche Menschen, deren Leben sich um CBD dreht.Da ist Finn Hänsel, Start-Up-Unternehmer aus Berlin Mitte. Für ihn ist CBD das neue große Ding, „das neue Koffein“. Mit dem Stoff aus der Hanfpflanze möchte er seine Firma ganz nach oben bringen und arbeitet unter Hochdruck daran, für jede Lebenslage das passende CBD-Produkt zu entwickeln.In Brandenburg sehen Florian Herms und Cina Bousselmi in CBD vor allem eine Möglichkeit als Hanfbauern ein Leben im Einklang mit ihren Nachhaltigkeitsidealen zu führen. Den Hanf, den sie als Grundlage ihrer CBD-Produkte nutzen, bauen sie in der Prignitz selbst an. Das Geschäft läuft, doch es bleibt eine ständige Unsicherheit. Obwohl ihre zum Verzehr gedachten Produkte annähernd THC-frei sind, ziehen Behörden deren Legalität immer wieder in Zweifel. Denn für CBD in Lebensmitteln gelten andere Regeln als für Kosmetika.“Fabian“ hingegen war Hardcore-Kiffer und hat sich mit illegalem „Gras“ fast das Leben ruiniert. Jetzt ist er clean, raucht aber hin und wieder CBD-Gras zur Entspannung. Doch das ist eigentlich ein absolutes No-Go, wenn man vom Kiffen loskommen möchte. Entsprechend ist sein Therapeut davon nicht begeistert.Gleichzeitig diskutiert auch die Wissenschaft inzwischen über mögliche positive Effekte von CBD in der Suchttherapie – allerdings steht eine Vielzahl von Studien dazu noch aus.Die Reportage beleuchtet die vielfältigen Aspekte um den CBD-Hype aus unterschiedlichen Perspektiven. (Text: arte)
Épisode 57 - Das beste Heu der Welt – Wem gehört das Wasser in Südfrankreich?
15 novembre 2021
David Doulière ist Landwirt und Heuhändler. Auf seinen Feldern in der Crau, einer einstigen Steppe im Süden Frankreichs, baut der 55-jährige Heu an. Das Erzeugnis, mit dem er und viele seiner Kollegen ihr Geld verdienen, ist ein ganz besonderes. Ihr Gras kostet bis zu 250 Euro pro Tonne, ist mit einer Herkunftsbezeichnung ähnlich geschützt wie Champagner und unter Pferdezüchtern weltweit heiß begehrt. Das Edelheu gedeiht auf Böden, die einst brach lagen. Erst mit Hilfe eines umfangreichen Kanalsystems, welches Wasser aus einem nahen Alpenfluss, der Durance, ableitet, hat sich die Crau in den letzten Jahrhunderten zu einer blühenden Landschaft gewandelt. Um ihren Ertrag zu sichern, müssen die Bauern ihre Felder üppig fluten. Doch der Wasserverbrauch der Bauern ruft auch Kritikerinnen und Kritiker wie Annick Mièvre, Leiterin der regionalen Wasserbehörde, auf den Plan. Denn mit dem Fortschreiten des Klimawandels wird das Wasser in Südfrankreich knapp, auch die Durance könnte bis zu 50 Prozent ihres Wassers verlieren. Neben den Heubauern nutzen auch noch zwei Drittel der Region PACA, in welcher der Großraum Marseille liegt, das Wasser der Durance. Für Mièvre ist deshalb klar: Jetzt müssen alle Wasser sparen. Während erste Heubauern bereits auf Alternativen setzen, wie den Anbau von Mandelbäumen, bangen andere um ihre Zukunft. Wird das Wasser neu verteilt, könnten sie ihre Privilegien und damit ihr wichtigstes Produkt verlieren. Sie sind überzeugt, der Grundwasserspiegel der Region würde sinken und die Felder versteppen, wenn sie ihre Felder nicht mehr fluten dürfen – und natürlich sicher, dass Frankreich ohne das Edelheu der Crau um einen exquisiten Exportschlager ärmer wäre. (Text: arte)
Épisode 58 - Wasser für den Donbass – Kriegsalltag in der Ostukraine
17 novembre 2021
Sie wollen die maroden und lädierten Wasserleitungen in der Ukraine reparieren und begeben sich dabei in Lebensgefahr. Anatoli Malyuk und sein Montage-Team der Wasserwerke haben oft nur einige Stunden Zeit, um ein Rohrbruch oder ein Leck zu beheben, bevor wieder geschossen wird. Mit ihrem klapprigen Truck fahren sie durch Minenfelder entlang der Frontlinie. „Natürlich haben wir oft Angst“, sagt Vorarbeiter Anatoli Malyuk, „aber wir müssen dafür sorgen, dass die Menschen Wasser haben.“ Neun Monteure der Wasserwerke kamen bei ihrer Arbeit seit Beginn des Konflikts ums Leben. Sie arbeiten mit einfachsten Mitteln. Löcher im Rohr flicken sie mit Holzkeilen, die sie in die maroden Leitungen schlagen. Für den Kindergarten in der Kleinstadt Marjinka direkt an der Front gibt es trotzdem kein sauberes Leitungswasser. Wie wichtig Wasser ist, erleben die Kinder und Mitarbeiter im Kindergarten hier jeden Tag. Sie haben gelernt, sich zu beschränken. Die Zufuhr wurde bereits vor sieben Jahren auf russischer Seite der Grenze gekappt. Die 80 Kinder im Kindergarten sind wie die restlichen Einwohner auf Wasserlieferungen von Hilfsorganisationen angewiesen. Dennoch versuchen sie optimistisch zu sein, auch wenn der Konflikt allgegenwärtig ist. Das Krankenhaus im Nachbarort ist ebenfalls mehrfach das Ziel von Angriffen. Dann, wenn die Schießereien näher rücken, muss der Klinikchef die Patienten entlassen oder verlegen. Das Ringen um sauberes Wasser steht stellvertretend für die Ungerechtigkeit und die Traumatisierung, die dieser Konflikt für die ukrainische Bevölkerung mit sich bringt. (Text: arte)
Épisode 59 - Tropenfrüchte ohne Reue – Ökologisch, fair und lecker
18 novembre 2021
Im Tropenhaus Klein Eden in Oberfranken wollen Gärtnerinnen, Gärtner, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beweisen, dass der Anbau tropischer Früchte auch in Deutschland gelingen kann. Genutzt wird Industrieabwärme, gewässert wird mit Regenwasser, gedüngt mit Fischkot – ein Forschungsprojekt der Universität Weihenstephan. Im spanischen Andalusien sind die Farmerinnen und Farmer einen Schritt weiter: Sie produzieren bereits in großen Mengen tropische Früchte, ressourcen- und CO2-sparend. Maria Martinez ist Vorreiterin der neuen tropiteranischen Bewegung. Drei Tage nach der Ernte sind ihre Bio-Mangos und Avocados bei den Konsumentinnen und Konsumenten auf dem Tisch. Durch effiziente Bewässerung verbrauchen ihre Früchte nur ein Drittel des Wassers, das konventionell angebaute Avocados und Mangos derzeit durchschnittlich benötigen. Die Banane ist Deutschlands liebste Importfrucht: 11,4 Kg Bananen isst jede(r) Deutsche im Jahr. Damit ist die sie die zweitliebste Frucht im Lande, hinter dem Apfel. Im Bananenanbau entstehen mehr als 700 kg Plastikmüll pro Hektar, weil unter der Plastikfolie ein Insektizid direkt auf die Bananenfinger aufgetragen wird. Müll, der selten recycelt wird. Das will Louis Hesselholt ändern. Im kolumbianischen Santa Marta baut er Bio-Bananen an. Er ist ein Pionier im plastikfreien Anbau. Mit seinem Team entwickelte er Sisalschnüre, die Nylonseile ersetzen und Papiertüten anstelle von Plastiksäcken. Diese werden vor Ort im Biokompost recycelt – das verbessert gleichzeitig die Bodenfruchtbarkeit und schafft eine Kreislaufwirtschaft auf seiner Farm. (Text: arte)
Épisode 60 - Bandenkriminalität in Schweden – Eskalation der Gewalt
21 novembre 2021
Jede Woche kommt es in Schweden zu Schießereien. Wiederkehrende Berichte über Waffengewalt in Brennpunktbezirken gehören mittlerweile zum medialen Grundrauschen. Die meisten Fälle werden kaum noch von der Öffentlichkeit registriert. Dabei ist die Statistik alarmierend: In Schweden sterben jedes Jahr mehr Menschen durch Schusswaffen als im Rest Europas – mit steigender Tendenz. In den vergangenen fünf Jahren kam es zu mehr als 2500 Schießereien, 199 davon endeten tödlich, 588 Menschen wurden verletzt. Die meisten Opfer, aber auch die Täter, sind junge Männer. Viele von ihnen gehören kriminellen Banden an. Das Problem betrifft das ganze Land auch abseits der Großstädte. „Arte Re:“ sucht in Helsingborg, einer 150.000-Einwohnerstadt an der Grenze zu Dänemark, nach den Hintergründen. Hier gibt es Drogenhandel, kriminelle Banden und Problemviertel. Und es kommt immer wieder zu Waffengewalt.Nour Habib war hier früher selbst in einer Gang. Viereinhalb Jahre saß er wegen bewaffneten Raubes im Gefängnis. Danach wollte er nicht wieder zurück in den Teufelskreis der Kriminalität und hat eine Allianz für gefährdete Jugendliche mit der lokalen Wirtschaft gegründet. Omar El-Almali hat 2020 einen seiner besten Freunde bei einer Schießerei verloren. Omar hat gerade sein Kriminalistik-Studium beendet und ist angehender Sozialarbeiter. Er will sich nicht damit abfinden, dass vor allem junge Männer mit Migrationshintergrund in Gewalt und Kriminalität verstrickt werden. Gemeinsam mit der Polizistin Mona Ammar Persson arbeitet er in seiner eigenen Community gegen die Perspektivlosigkeit. (Text: arte)
Épisode 61 - One-Way-Ticket aus Budapest – Ungarn in Berlin
22 novembre 2021
Viktoria und Zoltan lieben sich. Das junge Paar war noch keinen einzigen Tag voneinander getrennt. Die beiden tanzen gern, leben in Budapest, beide haben einen gut bezahlten Job, reisen viel. Eigentlich ist alles perfekt, doch Viktoria will weg aus Ungarn. Die tief gespaltene ungarische Gesellschaft, der Druck auf Menschen, die anders sind, Vetternwirtschaft und Medienzensur treiben sie aus ihrer Heimat. Ihre Kinder sollen in einer anderen Welt aufwachsen. In Berlin will Viktoria neu anfangen, hat einen Job bei Daimler gefunden, erst einmal für ein Jahr. Sie lässt alle Menschen zurück, die ihr etwas bedeuten. Ein schwerer Schritt, umso mehr, weil sie wegen Corona im Home-Office arbeiten muss und kaum Möglichkeiten hat, Menschen zu treffen und Freundschaften zu knüpfen. Um ihre Einsamkeit zu bekämpfen, nimmt sie Kontakt zu anderen „Exil“-Ungarn in Berlin auf, lernt Menschen kennen, die sie in Budapest wohl kaum getroffen hätte. Trotzdem wünscht sie sich mehr als alles andere, dass auch Zoltan einen Job in Berlin findet und nach Deutschland kommt. Gerade lernt er mit Hochdruck deutsch in Budapest. Er hat eine Stelle im neuen Tesla-Werk bei Berlin in Aussicht. Viktoria kann kaum noch schlafen, so aufgeregt ist sie in den Tagen, bevor Zoltan den endgültigen Bescheid bekommen soll… Sie haben sich geschworen, wenn Zoltan nach Berlin zieht, dann tanzen sie Salsa am Brandenburger Tor. Und beginnen ein neues Leben fern der Heimat. (Text: arte)
Épisode 62 - Gewalt im Kreißsaal – Wenn die Geburt zum Albtraum wird
24 novembre 2021
Wenn die junge Mutter Monika Kurpiers aus Hamburg an die Geburt ihrer Tochter zurückdenkt, steigt in ihr die Wut hoch. Sie fühlte sich von der Klinikärztin übergangen: angefangen mit der PDA (Periduralanästhesie), die sie ausdrücklich nicht wollte, bis zur Saugglockengeburt, die vermutlich hätte vermieden werden können, wenn man ihr mehr Zeit gelassen hätte. Dazu ein äußerst ruppiger Ton.Der Chefarzt der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe Philippe Deruelle gibt zu, dass es auch im Universitätsklinikum Straßburg immer wieder Vorkommnisse gibt, die die Gebärenden als Gewalt empfinden. Entscheidend sei, Fehler zuzugeben, sagt er. Deshalb bietet die Leitende Hebamme Nadine Knezovic Gespräche zur Aufarbeitung der traumatisierenden Geburtserfahrung an. Leider würden viele Hebammen gar nicht mehr wissen, wie eine natürliche Geburt ohne jegliche medizinischen Eingriffe funktioniert, beklagt sie.Im anthroposophisch orientierten Kreißsaal des Gemeinschaftskrankenhauses Herdecke wird alles dafür getan, Gewalt bei der Geburtshilfe möglichst zu vermeiden. Dazu gehört auch, vorab Traumaerfahrungen der werdenden Mütter abzufragen und zu erfahren, worauf die Hebammen bei jeder einzelnen Frau besonders achten sollen. Hier sind die Ärztinnen sehr darauf bedacht, dass, wenn Eingriffe doch notwendig werden, sie möglichst achtsam durchzuführen sind. Die Chefärztin Anette Voigt hat bei der Geburt ihres ersten Kindes selbst schlechte Erfahrungen gemacht. Nun hat sie sich zur Aufgabe gemacht, sanfte Geburten auch im Krankenhaus zu ermöglichen. Allerdings ist dies zu Zeiten großen Hebammenmangels oft schwer umzusetzen. (Text: arte)
Épisode 63 - Wunderwaffe Hanf – Altes Wissen neu entdeckt
25 novembre 2021
Vincent Lartizien ist auf dem Weg ins Büro, kopfschüttelnd blickt er zu den riesigen Bewässerungsanlagen auf den vorbeiziehenden Feldern. In den vergangenen Jahren haben die Landwirte den Klimawandel immer stärker zu spüren bekommen – vor allem in Südeuropa werden die Sommer heißer und trockener.Vincent ist überzeugt: die Landwirtschaft muss in Zukunft auf Pflanzen setzen, die mit wenig Wasser auskommen. Seine persönliche Lieblings-Wunderwaffe: Hanf. Denn die robusten Pflanzen wachsen auch in unseren Breitengraden wie Unkraut. Gemeinsam mit der jungen Landwirtschaftsexpertin Camille klappert Vincent die Bauern ab, um sie von seinem Konzept zu überzeugen.Aus den Hanffasern möchte Vincent T-Shirts herstellen – eine ökologische Alternative zur Baumwolle. Das Besondere an seiner Idee: Alle Arbeitsschritte vom Anbau bis zur Schneiderei sollen in Frankreich bleiben. Doch ist das in unserer globalisierten Welt heute überhaupt noch möglich? (Text: arte)
Épisode 64 - Dollars für die Heimat – Familie als Sozialsystem
28 novembre 2021
Die 35-jährige Linda lebt in Ghana- und bastelt an ihrer Zukunft. Trotz guter Schulbildung keine einfache Sache in Westafrika. Die Jobs sind rar, Mieten und Lebenshaltung in der Hauptstadt Accra trotzdem horrend. Linda bekommt Unterstützung von ihrer Familie, die in Deutschland lebt. Viele Migranten in der Diaspora überweisen regelmäßig Geld in ihre Heimatländer – so auch Lindas Eltern. 650 Milliarden Dollar werden jedes Jahr auf diese Weise verschickt, mehr als alle Entwicklungshilfe zusammen. Für Länder wie Ghana ist das ein enormer Wirtschaftsfaktor. Die deutsche Entwicklungsorganisation GIZ will die bereits bestehenden Zahlungsströme nutzen, um neue Jobs in Afrika zu schaffen. Vielleicht kann auch Linda davon profitieren. Mit ihrer Teilnahme am sogenannten Widu-Projekt ‚Jobs for Africa‘ könnte sie es schaffen, sich in Accra selbständig zu machen. Die Reportage auf zwei Kontinenten erzählt von einer Familie, die sich trotz der großen Entfernung sehr nah ist – und in jeweils eigenen Lebensumständen eine Heimat gefunden hat. (Text: arte)
Épisode 65 - Der große Holzmangel – Warum ein Dorf nicht bauen kann
29 novembre 2021
Im Herbst 2021 sollte der Bau ihres Hauses beginnen: Jenny und ihr Lebensgefährte Pascal stammen beide aus dem Dorf Mandern, hier wollten sie unbedingt bleiben, hier hatten sie ein Grundstück reserviert. Doch dann explodieren plötzlich die Baustoff-Preise, vor allem die für Holz. Die Kosten für den geplanten Hausbau stiegen von etwa 350.000 Euro auf bis zu einer halben Million. „Das könnten wir irgendwie auch noch stemmen“, sagt Jenny, „aber dann müssen wir nur noch fürs Haus leben – und das ist nicht unsere Vorstellung von Lebensqualität.“ So zerplatzt der Traum vom eigenen Haus. In Mandern, dem Dorf, das von riesigen Waldflächen umgeben ist und seit Jahrhunderten von der Waldwirtschaft lebt, gibt es plötzlich kein Holz mehr zum Bauen. Das junge Paar sucht nach Alternativen. Das ist kein Einzelfall, sagt der Bürgermeister der kleinen Gemeinde. Eigens für die jungen Familien aus dem Ort wurde ein Neubaugebiet erschlossen, um ihre Abwanderung zu verhindern. Und nun sei man weitgehend machtlos. Als wichtigster Preistreiber gilt die riesige Holz-Nachfrage aus den USA und China. So jedenfalls erzählen es die großen Sägewerke, bei denen die Baumstämme verarbeitet werden. In Mandern gibt es viele kleine Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, die sich zu einer Genossenschaft zusammengeschlossen haben. Sie sind weitgehend machtlos, was die Preise betrifft. „Uns geht es genauso wie den Milchbauern, die Supermärkte beliefern“, sagt ein Waldbesitzer, der seinen eigenen Haus-Anbau nicht vollenden kann: „Dort im Wald ist mein Holz und das würde ich gern hier verbauen, aber ich komme ja selbst nicht ran.“ Dachdeckermeister vor Ort sind schon dazu übergegangen, die Nägel aus alten Dachlatten zu ziehen, um sie für Neubauten wiederzuverwenden. (Text: arte)
Épisode 66 - Illegaler Müll in Polen – Millionengeschäft Müllexporte
30 novembre 2021
Épisode 67 - Diagnose unbekannt – Leben mit einer seltenen Erkrankung
2 décembre 2021
Gioia di Biagio lebt in einem kleinen, toskanischen Dorf außerhalb von Florenz. Sie ist eine „Frau aus Porzellan“. Was nach einer romantischen Traumfigur klingt, hat einen traurigen Hintergrund. Gioia leidet seit ihrer Geburt unter dem Ehlers-Danlos-Syndrom. Eine seltene, genetisch bedingte Bindegewebsstörung, die sich durch eine Überdehnbarkeit der Haut und überbewegliche Gelenke auszeichnet.Der Alltag steckt für Gioia voller kleiner und großer Hürden. Ihre Hände sind zu kraftlos, um eine Wasserflasche zu öffnen und ein Stolpern beim Treppen steigen kann die Einweisung in die Notaufnahme bedeuten. Die Ärzte sind hilflos. EDS ist bisher unheilbar. Doch Gioia di Biagio transformiert ihre Schwachpunkte in Stärke. Gemeinsam mit ihrer Schwester Ilaria arbeitet sie an einem Fotoprojekt, um auf das Ehlers-Danlos-Syndrom aufmerksam zu machen, denn durch die fehlende Bekanntheit der Krankheit werden auch heute noch viele Patienten fehldiagnostiziert.Den falschen Umgang mit einer seltenen Krankheit hat auch die Berlinerin Nadine Großmann erlebt. Nadine wurde als Jugendliche mit Fibrodysplasia Ossificans Progressiva, kurz FOP, diagnostiziert. Eine seltene genetische Krankheit, die Muskeln sowie Bindegewebe verknöchern lässt. Obwohl die Krankheit im Jugendalter bei Nadine richtig erkannt wurde, operierten sie die Ärzte drei Mal. Vergeblich – denn der genetische Defekt führte dazu, dass die entfernten Knochen binnen kürzester Zeit wieder nachwuchsen. Grund genug für die studierte Biochemikerin, die Erforschung von FOP selbst in die Hand zu nehmen. (Text: arte)
Épisode 68 - Faire Wolle – Neue Wege in der Textilindustrie
3 décembre 2021
Schafswolle kommt meist vom anderen Ende der Welt: aus Neuseeland oder Australien. Das ist nicht gut fürs Klima. Hinzu kommen oft schlechte Haltungsbedingungen. Dabei gibt es gute Alternativen. Die naheliegendste: Wolle von heimischen Schafen. Sie landet wegen der schlechten Infrastruktur und hoher Produktionskosten in Deutschland allerdings meist auf dem Müll. Während Wolle aus regionaler Produktion wiederentdeckt wird, gehen erfinderische Köpfe an ganz neue Fasern. Warum nicht Strickmode aus Hundehaaren herstellen? Das dachte sich Modedesignerin Ann Cathrin Schönrock und gründete zusammen mit Textilingenieurin Franziska Uhl die Marke Chiengora. „Das ist ja das Verrückte eigentlich, dass wir dieses super hochwertige Material vor der Haustür haben und wegwerfen,“ findet Uhl. Die beiden jungen Unternehmerinnen aus Berlin lassen Hundehaare zu hochwertigem Garn verarbeiten. Auch in den Labors der Hochschulen arbeiten Forschende an den Fasern von morgen. Gemeinsam mit ihren Studierenden tüftelt Maike Rabe, die Leiterin des Forschungsinstituts für Textil und Bekleidung an der Hochschule Niederrhein, an Pflanzenresten, die sich zur nachhaltigen Produktion von Textilien eignen. Gerade testen sie, wie sich aus Ananasblättern flauschige Garne herstellen lassen. Einen anderen Weg geht das kleine Label „Raincloud & Sage“ aus Marburg. Gründerin Ruth Werwai und ihr Geschäftspartner Marten Wellbrock wollen die Wolle der sechs Millionen heimischen Schafe wieder marktfähig machen. (Text: arte)
Épisode 69 - Giftige Jeans – Die dunkle Seite der türkischen Textilindustrie
5 décembre 2021
Bego Demir kennt die Schattenseiten der türkischen Textilindustrie wie kaum ein anderer. Als 15-Jähriger kam er auf der Suche nach Arbeit aus einem Dorf im Südosten der Türkei allein in die Metropole Istanbul. In einer Textilfabrik bleichte er Jeans mit der berüchtigten Sandstrahlmethode. Mit fatalen Folgen: Er erkrankte schwer, verlor die Hälfte seiner Lunge. Viele seiner Kollegen starben sogar. Heute ist die Sandstrahlmethode in der Türkei und anderswo verboten. Auch dank des Engagements von Bego Demir. Am Ziel ist er aber noch lange nicht. Die meisten Firmen färben Jeans mittlerweile mit giftigen Chemikalien. Schutzmaßnahmen sind selten. Bego warnt, dass die Chemikalien nicht nur die Gesundheit der Arbeiter, sondern auch die Umwelt bedrohen. Die Türkei gehört zu den größten Textil-Exporteuren weltweit. Die Kleidung entsteht in hochmodernen, scheinbar vorbildlichen Fabriken. Die Realität dahinter sieht aber anders aus. Viele Textilarbeiterinnen und -arbeiter arbeiten in Kellerwerkstätten schwarz, 12 Stunden am Tag und sind dabei den gefährlichen Chemikalien schutzlos ausgeliefert. Viele Modemarken ignorieren diese Zustände. Obwohl sie eigentlich durch neue Lieferkettengesetze zur Rechenschaft gezogen werden könnten. Bego will beweisen, dass nachhaltige Textilproduktion in der Türkei möglich ist – und hat dafür jetzt seine eigene Jeansmarke gegründet. (Text: arte)
Épisode 70 - Auswandern nach Deutschland? – Londons jüdische Gemeinde und der Brexit
7 décembre 2021
Die gebürtige Britin Pippa Goldschmidt nahm vor kurzem die deutsche Staatsangehörigkeit an und zog nach Frankfurt am Main. Zum Unmut vieler Freunde und Familienmitglieder. Denn Pippa ist die Enkelin eines geflüchteten deutschen Juden. Obwohl ihr Großvater Ernst Goldschmidt im Ersten Weltkrieg für Deutschland in den Schützengräben an der Somme kämpfte, musste er Jahre später in seiner Heimat um sein Leben fürchten. Zuflucht vor den Nazis fand er in Großbritannien. Heute sichert Deutschland den Nachfahren geflüchteter Juden das Recht auf die deutsche Staatsangehörigkeit zu. Gab es vor dem Brexit-Referendum etwa 40 solcher Anträge pro Jahr, wuchs ihre Zahl mittlerweile auf über 1.500 an. Pippa Goldschmidt verließ Anfang 2020 London, um sich in Deutschland auf die Spuren ihres Großvaters zu begeben. Auch Janet Lew hat für sich und ihre Kinder die deutsche Staatsangehörigkeit beantragt. Während Tochter Annie und Sohn Saul nach dem Brexit die Vorteile eines EU-Passes sehen, ist das Thema für Janets Mutter Eva ein überaus emotionales. Eva ist gebürtige Berlinerin und entkam dem NS-Regime durch ihre Flucht nach England. Der deutschen Kultur ist sie nach wie vor stark verbunden: Auch heute noch bewahrt sie beispielsweise deutsche Kuchenrezepte auf. Weil die deutsche Kultur zu Hause immer lebendig war, fühlt sich Tochter Janet Deutschland näher als Großbritannien. Dennoch kann ihre Mutter Eva nicht verstehen, dass ihre Tochter und ihre Enkel wieder deutsche Staatsbürger werden wollen. „Re:“ über einen generationenübergreifenden Identitätskonflikt. (Text: arte)
Épisode 71 - Die deutschen Russen – Späte Rückkehr in eine fremde Heimat
9 décembre 2021
Essenskarte entgegennehmen, Fieber messen, Zimmer beziehen – die ersten Schritte von Familie Kotschevnikov in Deutschland. Die vierköpfige Familie ist aus dem Ort Swetlogorsk bei Königsberg nach einer langen Reise im Lager in Friedland angekommen. Hier landen alle Russlanddeutschen, die sich entschließen, ein neues Leben in Deutschland zu beginnen. In den nächsten Tagen wird sich entscheiden, in welchem Ort der Neuanfang stattfinden soll und auch, als wer. Mit einem neuen Familiennamen werden die Kotschevnikovs das Lager wieder verlassen. Jährlich kommen noch immer fast 8.000 sogenannte Russlanddeutsche als Spätaussiedler nach Deutschland. Die meisten aus Folgestaaten der ehemaligen Sowjetunion. In den letzten 35 Jahren kamen über drei Millionen Russlanddeutsche in die Bundesrepublik. Die Russlanddeutschen gelten heute als vorbildlich integrierte Migrantengruppe. Obwohl sie nach dem Gesetz gar keine Migranten sondern Deutsche sind. Und doch pflegen viele von ihnen ihre russischen Wurzeln. So wie Familie Geist, die schon seit über einem Jahr in Zwickau lebt. Aber ohne die regelmäßigen Besuche im Russenladen „Sibirien“ oder das Treffen mit anderen Russischsprechenden im Klub „Impuls“ hätten sie das Abenteuer Deutschland wahrscheinlich schon abgebrochen. Während die Russlanddeutschen in Russland als Deutsche oft Nachteile hatten, werden sie nun in Deutschland meist als Russen wahrgenommen. Auch das Leben in Deutschland haben sich viele anders vorgestellt. Ein Spannungsfeld, dass das Ankommen in ihrer neuen, alten Heimat erschwert. (Text: arte)
Épisode 72 - Gold und Glitzer – Schmuck aus fairem Handel
10 décembre 2021
Zwei Pioniere aus Deutschland, Jan Spille und Florian Harkort, kämpfen für einen menschlichen und umweltgerechten Goldbergbau – auch tief im Dschungel Kolumbiens. „Fair gehandelte Rohstoffe schaffen bessere Lebensbedingungen in den Ursprungsländern und ein gutes Gewissen bei den Kunden.“ Florian Harkort ist der erste deutsche Händler für Gold aus fairem Bergbau und Handel. „Unser Ziel ist es, den weltweiten Kleinbergbau auf fair und ökologisch umzustellen.“ Was können sie auf ihrer Reise nach Kolumbien bewirken? „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir kein Gold mehr aus der Erde holen müssen“, sagt die Berliner Schmuckdesignerin Guya Merkle. „Wir haben genug Gold im Umlauf.“ In Afrika zum Beispiel. Millionen von Secondhand-Handys und -Tablets landen dort auf Müllhalden und werden verbrannt – und dabei ihre wertvollen Bestandteile gleich mit, darunter kleine Mengen an Gold. Deshalb holt die 32-Jährige den Elektro-Schrott containerweise zurück nach Europa. Ihr Ziel: so viel recyceltes Gold wie möglich daraus zu gewinnen. Auch in Deutschland liegt viel Gold herum: geschätzt 120 Millionen alte Handys in unseren Schubladen. Für Guya Merkle stecken darin drei bis vier Tonnen reines Gold. Auf Edelsteine und Kristalle haben sich die beiden österreichischen Zwillingsbrüder Hannes und Gerhard Hofer spezialisiert. Sie klettern tagelang durchs österreichische Hochgebirge und wagen sich auch in unerforschte Höhlen vor, um Edelsteine und Kristalle aus dem Berg zu schlagen – in umweltverträglichen Mengen. Denn die Auflagen für Kristallsammler sind dort an strenge Kriterien geknüpft. (Text: arte)
Épisode 73 - Leben mit der Lava – La Palma kommt nicht zur Ruhe
13 décembre 2021
Seit dem 19. September befinden sich viele Palmeros im tagtäglichen Überlebenskampf. Fischer César Camacho hat durch den Vulkanausbruch sein Haus verloren – und ist zudem seit kurzem auch noch arbeitslos. Aufgrund der reichen Thunfischgründe direkt vor der Westküste der Insel war der 41-Jährige gut beschäftigt, doch diese sind seit dem Ausbruch für die Fischer unerreichbar. Die Küstenwache hat das Meeresgebiet, in das die Lava aus dem Cumbre Vieja fließt, weiträumig abgesperrt. Wie César Camacho bangt auch Pedro Pérez Rodríguez um seine Zukunft und fürchtet, wieder von ganz vorne anfangen zu müssen. Der Farmer verdient sein Geld mit dem Anbau von Bananen. Ob er wenigstens einen Teil der diesjährigen Ernte verkaufen kann, steht noch in den Sternen, denn sie wurde durch den Ausbruch stark in Mitleidenschaft gezogen. Von der Politik fühlen sich viele Insulanerinnen und Insulaner im Stich gelassen. Auch der Tourismus auf der Insel ist zum Erliegen gekommen, fast alle Urlauberinnen und Urlauber sind seit dem Ausbruch des Vulkans abgereist. Wolfgang Bauer-Schneider hingegen packte in Deutschland schnurstracks seinen Koffer, als er die Nachrichten sah. Der Darmstädter hatte sich als Teilhaber einer Bungalowanlage einen Lebenstraum verwirklicht. Bislang blieb die Ferienanlage von der Lava verschont, aber die Situation kann sich täglich ändern. Die durch den Vulkanausbruch verursachte Schadenssumme beläuft sich auf bislang mehr als 400 Millionen Euro. Die spanische Regierung hat Hilfsgelder in Höhe von 10,5 Millionen Euro für den Wiederaufbau versprochen. Doch das reicht noch lange nicht. (Text: arte)
Épisode 74 - Geld ist nicht alles – Investieren mit doppelter Rendite
13 décembre 2021
Familie Engemann aus dem Kreis Höxter baut Bio-Obst, Gemüse und Getreide an. Sie sind gut vernetzt und unterstützen auch andere regionale Betriebe beim Bioanbau. 2020 haben sie eine so genannte „Gemeinwohl-Bilanz“ aufgestellt. Die zeigt nicht nur den finanziellen Gewinn ihres Betriebs, sondern auch den sozialen und ökologischen Nutzen. Diese Idee hat sich schon auf großer Ebene durchgesetzt: Länder wie Schottland, Neuseeland und Island wollen ihren Wohlstand nicht mehr am Bruttoinlandsprodukt messen, sondern schauen auf neue Kennzahlen der Erfolgsmessung, wie soziale Gerechtigkeit oder Umweltfreundlichkeit. Geld investieren und dabei Gutes tun – diesen Weg geht man auch in Münster. Die Stadt gilt seit Jahrzehnten als Vorreiter im kommunalen Klimaschutz. Sie investiert in so genannte Klimatrainer. Bürgerinnen und Bürger werden zu CO2-Expertinnen und -experten fortgebildet, die Haushalte und Unternehmen beraten. Ein voller Erfolg: Münsteraner Haushalte verursachen seitdem insgesamt 2,5 Tonnen weniger CO2 im Jahr. Die kenianische Firma „BURN“ entwickelt einen ressourcenschonenden Herd für die Landbevölkerung. Für den Bedarf nach Feuerholz werden oft große Waldflächen abgeholzt. Der neue Herd soll das ändern. Doch das Unternehmen braucht Kapital, um weiter zu expandieren. Kapital, das Olga Dickmann über „Crowdinvesting“ organisiert: Statt in anonyme Fonds, können Investorinnen und Investoren bei dieser Anlageform gezielt nachhaltige, umweltfreundliche Projekte fördern. Dabei können auch kleine Beträge von vielen Geldgeberinnen und Geldgebern größere Investitionen möglich machen. Die Anlegerinnen und Anleger wiederum bekommen ihr Investment später mit Zinsen zurück. (Text: arte)
Épisode 75 - Misshandelt – Kinderschutz in der Pandemie
15 décembre 2021
Nie gab es mehr häusliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche als während des Lockdowns. Im ersten Pandemiejahr wurden in Deutschland rund 4.500 Kinder und Jugendliche geschüttelt, geschlagen oder einfach vergessen. 152 Kinder kamen gewaltsam zu Tode, ein Anstieg von 36 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Schon vor Corona war die Dunkelziffer hoch. Wenn Sozialarbeiterin Vivian Osterhoff vom Wiesbadener Jugendamt Familien zuhause besucht, weiß sie nie, was sie erwartet. Klar ist nur: Kinder und Jugendliche könnten in Not sein. Die 28-Jährige kennt viele Betroffene, ihre Schicksale und ihre Schmerzen. So oft wie möglich versucht sie seit dem Ende des Lockdowns nun wieder, ihre jungen Klienten persönlich zu treffen. Wie die 19jährige Vanessa. Als die beiden sich wiedersehen, weiß die Sozialarbeiterin, dass sie richtig entschieden hat: Sie hat Vanessa aus der Familie geholt, nachdem sie von ihrem Vater geschlagen, von ihrem Stiefvater sexuell belästigt wurde. Das Mädchen wohnt jetzt in einer Wohngruppe, hat gerade eine Ausbildung begonnen und die Chance auf ein gewaltfreies Leben. Doch was geschieht, wenn es nicht gelingt, die Familien rechtzeitig zu erreichen? Das weiß Rechtsmedizinerin Sarah Kölzer nur zu genau. Als eine der Ersten sieht sie misshandelte Kinder, untersucht sie und versucht mit ihnen zu sprechen. Was ist tatsächlich geschehen? Kann das Kind in der Familie bleiben oder muss es raus? Ihre Gutachten sind eine wichtige Entscheidungsgrundlage für Jugendämter und Familiengerichte. (Text: arte)
Épisode 76 - Zurück in den Job – Wege aus der Arbeitslosigkeit
16 décembre 2021
In Oldenburg betreibt das Jobcenter ein Projekt, das sich vor allem um Langzeitarbeitslose kümmert. Yaşar Balkanci-von-Häfen betreut hier Menschen, die seit Jahren keinen Weg mehr in die Arbeitswelt finden, etwa nach schweren Schicksalsschlägen. Auf einem eigens angemieteten Bauernhof lernen die Teilnehmenden, wieder einer festen Tagesstruktur zu folgen. Sie arbeiten gegen eine Aufwandsentschädigung im Garten, in der Werkstatt oder in der Küche des Hofes und erlangen neues Selbstbewusstsein, das oft nach Jahren der Arbeitslosigkeit schwer erschüttert ist. Gestärkt gehen sie danach in den Bewerbungsprozess und finden so einen Weg zurück in den Job.Einen anderen Ansatz verfolgt Arbeitsmarkt-Visionär Sven Hergovich in Wien: Er möchte Langzeitarbeitslosigkeit abschaffen. Deshalb gibt es in der 3.600-Einwohner-Gemeinde Gramatneusiedl in Niederösterreich neuerdings eine Jobgarantie, also das Recht auf einen bezahlten Job für alle, die einen suchen. Statt Arbeitslosigkeit nur zu verwalten, wird der Staat hier aktiv, schafft öffentlich finanzierte Stellen für Arbeitslose, besonders auch für diejenigen, die wenig Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt haben. Die bisherige Bilanz: Alle Langzeitarbeitslosen sind der Einladung gefolgt und haben das Jobangebot genutzt. Arbeitslose gezielt in Berufen auszubilden, die dringend benötigt werden. Darum kümmert sich das das Digital Career Institut in Düsseldorf: Für Tedros Ghebremichael, der vor vielen Jahren aus Eritrea geflüchtet ist, eine riesige Chance. Zehn Jahre lang jobbte der 48-jährige studierte Mathematiker in Deutschland als Lagerarbeiter, wegen Corona wurde er entlassen. Aus dem Arbeitslosen ist mittlerweile eine gesuchte Fachkraft geworden. Nach dem Ende der Programmierer-Ausbildung hat er wieder gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. (Text: arte)
Épisode 77 - Zoff im Tagebau Turow – Gräbt Polen anderen das Wasser ab?
17 décembre 2021
Das Ehepaar Kukuc ist wütend, seit 20 Jahren arbeiten beide in der polnischen Kohlegrube Turow, doch nun steht der Weiterbetrieb des Tagebaus in Frage. Sie haben Angst um ihre Zukunft und mit ihnen tausende polnische Bergarbeiter, die mit ihren Familien von der Arbeit im Tagebau abhängig sind. Ganz in der Nähe, im tschechischen Uhelna misst Michael Martin jeden Tag den Wasserstand im Brunnen. Auch er hat Angst, der Grundwasserspiegel sinkt seit Jahren. Bald geht dem Dorf das Wasser aus. Im deutschen Zittau, nur ein paar Kilometer vom Rand der Grube entfernt, beobachtet Henry Smala den Riss in seinem Haus, der immer länger wird. Der Tagebau Turow liegt im Dreiländereck Polen, Tschechien, Deutschland. Wenn es nach Polen geht, soll in dem riesigen Tagebau noch bis 2044 Kohle abgebaut werden, aber die deutschen und tschechischen Nachbarn sind besorgt, der Einfluss des riesigen Erdlochs auf Grundwasser und Bodenstabilität scheint nicht mehr beherrschbar zu sein. Die tschechische Regierung hatte vor dem Europäischen Gerichtshof Klage gegen Polen eingereicht, weil PGE, der polnische Betreiber der Grube, kein vollständiges Umweltgutachten für die Erweiterung des Tagebaus vorweisen könne. Im Sommer fällten die Richter in Luxemburg ein klares Urteil: Der Betrieb von Turow soll sofort gestoppt werden, bis es zu einer juristischen Klärung gekommen ist. Doch Polen wehrt sich und fördert weiter Kohle in Turow, die Vorwürfe der Nachbarn seien nicht wahr. Seit September muss Polen deswegen 500.000 Euro Strafe am Tag zahlen. Die Fronten sind verhärtet. Aussage steht gegen Aussage. (Text: arte)
Épisode 78 - Oje, Tannenbaum! – Schlagen, mieten oder selber basteln?
20 décembre 2021
Die Nordmanntanne ist der beliebteste Weihnachtsbaum der Deutschen. Rund 80 Prozent entscheiden sich für den Baum mit den weichen, dunkelgrünen Nadeln. Dabei kommt diese Art hierzulande eigentlich gar nicht vor. Ursprünglich im Kaukasus beheimatet, wird sie in Deutschland auf Intensivplantagen gezüchtet, regelmäßig gespritzt und gedüngt. Das größte Anbaugebiet ist das Sauerland. Hier liegt auch der Weihnachtsbaumhof von Gerhard Schulte-Göbel. Bereits vor 30 Jahren hat er sich entschieden, komplett auf Chemie zu verzichten. Stattdessen setzt der Bauer auf Hühnerkot als Dünger und Shropshire-Schafe. Die fressen Gras und Unkraut und sorgen mit ihrem Kot für zusätzliche Düngung. Der Markt für Bio-Tannen ist bislang eine Nische. Nur ein Prozent der in Deutschland verkauften Weihnachtsbäume wird nach ökologischen Richtlinien erzeugt. Der Weihnachtsbaum muss erst gar nicht geschlagen werden, findet Andreas Frädrich. Der Berliner Landschaftsgärtner lässt seine Nordmanntannen im Topf heranziehen, um sie dann zu vermieten. Nach dem Fest holt er die Bäume wieder ab, damit sie in freier Natur weiterwachsen dürfen. Der konventionelle Wegwerfbaum ist für ihn eine Umweltsünde: „Zu Weihnachten steht er im Mittelpunkt und danach ex und hopp.“ Ein Keinachtsbaum, also ein Weihnachtsbaum, der keiner ist – mit dieser Idee will Nico Stisser Weihnachten nachhaltiger machen. Er hat einen Holzständer entwickelt, in den man Tannenzweige stecken kann. Ein Bastelbaum fürs gute Gewissen? (Text: arte)
Épisode 79 - Meine Katze aus Damaskus – Wie Geflüchtete ihre Haustiere wiedersehen
21 décembre 2021
Rawaa Kilani, die bis 2016 in Damaskus lebte, gründete in ihrer neuen Heimat den Niederlanden die Organisation CatConnect. Die Mitglieder vereinen Haustierbesitzer mit ihren Lieblingen, die diese bei der Flucht aus dem Kriegsgebiet zurücklassen mussten. Rawaa organisiert aber nicht nur Zusammenführungen, sondern hat auch bereits neue Zuhause für hunderte Straßenhunde und -katzen aus Syrien gefunden. (Text: arte)
Épisode 80 - First Lady of Whisky – Schottland auf neuen Wegen
23 décembre 2021
Auf der schottischen Halbinsel Morvern hat Annabel Thomas die Regeln der Whisky-Produktion auf den Kopf gestellt: Sie gründete eine Distillerie, in der das „Wasser des Lebens“ nachhaltig produziert wird. (Text: arte)
Épisode 81 - Zwischen den Fronten – Lebensretter an Polens Ostgrenze
22 décembre 2021
Épisode 82 - Lieber verstrahlt als im Krieg? – Neuanfang in Tschernobyl
27 décembre 2021
Seit Ausbruch des Krieges in der Ostukraine sind über 1,5 Millionen Menschen aus den selbsternannten Republiken Donezk und Lugansk in andere Landesteile geflohen. Einige der Binnenflüchtlinge hat es ausgerechnet an den Ort verschlagen, den viele meiden: die Fallout-Region um Tschernobyl. Auch Wadym Minsjuk und Jurij Andrejew versuchen genau dort einen Neuanfang, wo die radioaktive Wolke nach der Reaktorkatastrophe am 26. April 1986 niederging und Felder, Wälder, Straßen mit Strontium und Cäsium verseuchte. Direkt neben der Sperrzone um Tschernobyl baut Wadym Minsjuk seine neue Firma auf. Dort schmilzt er jetzt Schlacken zu Metall, um genug Geld für seine Familie zu verdienen. Vor dem Krieg waren er und seine Frau erfolgreiche Unternehmer, mit Umsätzen in Millionenhöhe – genau wie Jurij Andrejew. Rund 200 Tage war er in Gefangenschaft der Separatisten. Inzwischen kann der Landwirt wieder seinen Lebensunterhalt mit Sonnenblumen und Getreide verdienen – allerdings in der Fallout-Region von Tschernobyl. Seine Produkte seien sauber, beteuert Jurij, er habe all seine Felder vorher kontrollieren lassen. Aufgrund der vergangenen Halbwertszeit hat die Strahlenbelastung von Cäsium und Strontium tatsächlich abgenommen, erklärt Walerij Kaschparow, Direktor des ukrainischen Instituts für landwirtschaftliche Radiologie, aber in einigen Gebieten könne die Bodenverschmutzung noch ein Gesundheitsrisiko für die Menschen darstellen. Dennoch: Auch Kaschparow ist überzeugt, dass die Fallout-Region bereit sei für einen Neuanfang. Die Binnenflüchtlinge könnten ein Motor dafür sein. (Text: arte)
Épisode 83 - Land für alle – Keine Chance für Spekulanten
28 décembre 2021
Die Natur braucht in Deutschland rund 2.000 Jahre, um zehn Zentimeter fruchtbaren Boden zu schaffen. Menschen überdüngen ihn, laugen ihn aus, fügen ihm Schadstoffe zu. Und sie besitzen ihn, verkaufen ihn teuer, verteilen ihn ungerecht – und kämpfen um ihn. Große Konzerne und Investorinnen und Investoren kaufen landwirtschaftlich genutzte Flächen auf und nutzen sie als lukratives Anlageprodukt. Die Gründe: niedrige Zinsen, der Boom von Energiepflanzen für Biogasanlagen und die EU-Subventionspolitik, die ausschließlich nach Flächengröße ausschüttet. Der Markt bestimmt die Regeln und wer da nicht mithalten kann, ist aus dem Spiel. Ganz Deutschland in der Hand gewinnfixierter Investorinnen und Investoren, Spekulantinnen und Spekulanten und Großunternehmerinnen und Großunternehmern? Nicht ganz: Da ist der Laakenhof im Münsterland, dem das Aus drohte, aber durch die Bioboden-Genossenschaft an einen neuen Hof und Land kam. Bioboden kauft Land auf, um es dem Zugriff von Spekulantinnen oder Spekulanten zu entziehen und den Landwirtinnen und Landwirten langfristig zur Verfügung zu stellen. Ein anderes Beispiel sind Anousha Zähringer und Dominik Löwe, die in Deutschland keinen bezahlbaren Hof fanden und mit Hilfe der französischen Landentwicklungs-Gesellschaft SAFER ihren Traum vom Leben als Bauer und Bäuerin in Frankreich verwirklichen. (Text: arte)
Épisode 84 - Obdachlos am Bosporus – Wenn der Staat nicht hilft
29 décembre 2021
Die Schere zwischen Arm und Reich in Istanbul zeigt sich im Stadtbild der 18-Millionen-Metropole immer deutlicher. Man findet die Obdachlosen mitten drin – zwischen Touristen, Luxusgeschäften und Neubauten. Die 54-jährige Ayşe Tükrükçü hat selbst auf der Straße gelebt, nach Jahren der Zwangsprostitution konnte sie keinen Fuß mehr fassen und fand weder Arbeit noch eine Wohnung. Mittlerweile hat sie sich zurückgekämpft und hilft nun anderen Wohnungslosen. Sie ist Teil eines Cafés, in dem Bedürftige umsonst essen können. Um das Projekt am Laufen zu halten, ist Ayşe auf Sponsoren angewiesen – neue zu finden, ist eine echte Herausforderung. Mustafa Karaman ist ebenfalls Freiwilliger in der Obdachlosenarbeit, gleichzeitig forscht er zum Thema, als einer der wenigen in der Türkei. Gemeinsam mit seinem Vater hat er ein altes Postauto zur mobilen Suppenküche umgebaut und fährt damit abends durch Istanbul. Dabei erlebt er derzeit eine Armutskonkurrenz – zwischen Menschen türkischer Herkunft und Menschen mit Fluchtgeschichte. Fatal findet er, dass die Betroffenen einfach kein Gehör finden. Im Winter erfrieren immer wieder Menschen, und die Öffentlichkeit nehme kaum Notiz. (Text: arte)
Épisode 85 - Urgences à Tel Aviv
30 décembre 2021
Le système des urgences médicales en Israël est unique au monde. Nulle part ailleurs on ne trouve autant de bénévoles. Au sein du Magen David Adom, l’équivalent de notre Croix-Rouge, ils travaillent main dans la main avec des secouristes diplômés, telle Ayrin Kabha. Cette musulmane pratiquante est à la tête d’une équipe de bénévoles juifs. Ici, tous ont dépassé les divisions dont pâtit cruellement le pays.
Épisode 86 - Traum vom eigenen Schloss – Märchen oder Millionengrab?
3 janvier 2022
Épisode 87 - Leben auf den Aran Islands – Wo junge Iren Gälisch lernen
4 janvier 2022
Épisode 88 - Jung, arm und ausgebremst – Jugendarmut in Deutschland
5 janvier 2022
Eine unbeschwerte Kindheit und Jugend hatte Aicha, 21, nicht. Als Älteste von sechs Geschwistern musste sie früh Verantwortung für ihre Geschwister und im Haushalt übernehmen, weil ihre Eltern krank sind und von Hartz IV leben. Bei dem schweren Weg ins selbstbestimmte Berufsleben hilft ihr der Lichtblick Hasenbergl. Er unterstützt junge Menschen wie Aicha und ihre Freunde während der Schulzeit, der Ausbildung und auch noch danach. Auch bei Konflikten mit Behörden oder Familie steht er ihnen bei. Alle geben etwas zurück, engagieren sich in der Sozialeinrichtung. Denn sie wissen, was Geldnot und mehrere Nebenjobs bedeuten. Sie wollen anderen Betroffenen helfen.
Épisode 89 - Endlich Ruhe – Wie der Alltag leiser wird
6 janvier 2022
„An den Hauptverkehrsstraßen kann keiner richtig schlafen oder das Fenster auf Kipp stellen“, sagt Akustik-Experte Christian Popp vom Lärmkontor Hamburg. Die Grenzwerte von 65 dB am Tage und 55 dB in der Nacht werden permanent überschritten. Eine mögliche Lösung zeigt Christian Popp an einer achtspurigen Straße mitten in Hamburg. Hier schirmt heute ein moderner Wohnblock alte Siedlungshäuser ab. Die Bewohner hören vom Straßenlärm kaum etwas, stattdessen das Zwitschern der Vögel. Der neu entstandene Innenhof ist ein kleines Naturparadies. Lärm reduzieren wollen auch Marc von Elling und Lukas Henkel: Sie arbeiten mit Antischall speziell für Fahrerkabinen von Baggern. Bisher hat der Fahrer acht Stunden täglich das Dröhnen und Wummern der Maschinen auf dem Ohr. Mit dem neuen Hightech-System werden die tiefen Frequenzen gemindert. Das Resultat: 50 Prozent weniger Krach. Überhaupt keinen Krach machen Eulen. Sie fliegen so leise, dass sie nicht zu hören sind. Die Kunst des geräuschlosen Flieg
Épisode 90 - Segel setzen, Zeichen setzen – Nachhaltiger Handel im Mittelmeer
7 janvier 2022
Handel mit Windkraft: Eine Gruppe von jungen Umweltschützern und passionierten Seglern hatte die Idee, nachhaltig produzierte Waren per Windkraft im Mittelmeer zu vertreiben. In ihrem Heimathafen Marseille, wo hunderte Yachten vor sich hin rotten und nur selten das offene Meer sehen, sprachen sie die Eigner der Boote an. Gegen Reparatur und Instandsetzung wurden ihnen einige Boote zur Verfügung gestellt. Die Reportage begleitet sie auf einer ihrer Reisen. Marseille – Sizilien und zurück mit köstlichem Olivenöl. Zugleich ein Beitrag zum ökologischen Gleichgewicht und ein Abenteuer für die Mannschaft. (Text: arte)
Épisode 91 - Stark am Ball – Im Verein gegen Judenhass
10 janvier 2022
Der 1965 gegründete jüdische Sportverein Makkabi ist einer der größten der Mainmetropole. Dort werden nicht nur Fußballtalente gefördert, die Mitglieder sollen lernen, sich dem Antisemitismus zu stellen. (Text: arte)
Épisode 92 - Süchtig nach Muskeln – Junge Männer und ihr Körperkult
12 janvier 2022
Besonders unter jungen Männern ist Kraftsport beliebt. Viele trainieren mit dem klaren Ziel, den eigenen Körper zu optimieren. Zum Lifestyle gehört die richtige Ernährung, bei der nur bestimmte Nahrungsmittel auf den Teller kommen und jedes Gramm abgewogen wird. Grundsätzlich ein positives Phänomen, bei dem gesunde Ernährung und Sport im Mittelpunkt stehen und das bei vielen Jugendlichen, die sich vorher zu dick oder zu mager fanden, zu mehr Selbstbewusstsein und einem besseren Körpergefühl führt. Die virtuelle Welt von YouTube und Instagram gaukelt jedoch ein Schönheitsideal vor, das die Wenigsten je erreichen können. Dabei versorgen die Stars der Szene ihre Follower täglich mit Trainings- und Ernährungstipps für die vermeintlich perfekte Figur. Wo sich Frauen in der Body-Positivity-Bewegung vom Schönheitsdruck zu befreien versuchen, scheint dieser Trend bei den jungen Männern noch nicht angekommen zu sein. Unter dem Druck, perfekt sein zu wollen, gerät ein kleiner Teil von ihnen in e
Épisode 93 - Senioren am Steuer – Altersgrenze für den Führerschein?
13 janvier 2022
In den meisten Länder Europas ist das anders, dort gibt es regelmäßige Kontrollen des Gesundheitszustandes für ältere Menschen. Solange kein Verkehrsdelikt vorliegt, gilt in Deutschland hingegen das Prinzip der Freiwilligkeit. Nur wer selbst entschließt, seinen Führerschein abzugeben, scheidet aus dem aktiven Straßenverkehr aus. Eine Altersgrenze gibt es nicht. In Sicherheitstrainings speziell für Seniorinnen und Senioren können die Teilnehmenden ihre Fähigkeiten von unabhängigen Expertinnen und Experten überprüfen lassen. Ganz ohne Gefahr, den Führerschein zu verlieren. Ob die Reaktionsfähigkeit, das Bremsverhalten und die Sehfähigkeit noch zum Autofahren ausreichen, zeigt sich auf der Teststrecke schnell. Doch die Bereitschaft zur Einsicht, nicht mehr fahrtauglich zu sein, fehlt bei vielen älteren Menschen. Und das, obwohl in dreiviertel aller Unfälle mit Seniorinnen oder Senioren sie selbst die Unfallverursacher sind.
Épisode 94 - Bitte warten! – Krebskranke im Schatten der Pandemie
16 janvier 2022
Experten schlagen Alarm: Ca. 20 Prozent weniger Früherkennungen und ca. 30 Prozent weniger Tumor-Operationen wurden in Deutschland in den ersten beiden Corona-Wellen durchgeführt – mit oftmals verheerenden Folgen für die Betroffenen. Zwei Krebspatientinnen berichten davon, welche Auswirkungen die Pandemie auf ihren Krankheitsverlauf und ihre Heilungschancen hat. Zum Beispiel Eva aus der Nähe von Mainz. Sie steht für all diejenigen, die während des ersten Lockdowns den eindringlichen Aufrufen der Regierung folgen und auf jeden unvermeidbaren Kontakt verzichten. Obwohl sie einen Knoten in der Brust spürt, zögert sie und verschiebt den Arztbesuch. Doch nach der Aufhebung der Kontaktbeschränkungen kommt der Schock: ein schnell wachsender äußerst bösartiger Tumor, der bereits Metastasen gebildet und die Lymphdrüsen befallen hat. Julia aus Bamberg reagiert sofort, als sie Symptome an sich wahrnimmt. Und sie bekommt auch umgehend einen Termin für ihre Schilddrüsenuntersuchung. Doch am Tag dav
Épisode 95 - Siziliens Frauen begehren auf – Unabhängig statt unterwürfig
18 janvier 2022
Nicoletta Cosentinos Tagesablauf ist eng getaktet: Vormittags produziert sie in ihrer Manufaktur Brotaufstriche, Marmeladen und andere sizilianische Spezialitäten, nachmittags trifft sie Kundinnen und Kunden und Geschäftspartnerinnen und -partner, dazwischen kümmert sich die Alleinerziehende um ihre zwei Kinder. Oft fühlt sich die Sizilianerin ausgebrannt, aber dann denkt sie: „Wie würde mein Leben denn sonst aussehen? Wahrscheinlich wie früher, als ich allein mit den Kindern zu Hause war. Ich konnte mich nicht verwirklichen, hatte immer finanzielle Probleme.“ Die 50-Jährige wurde jahrelang von ihrem eifersüchtigen Ehemann gedemütigt und kontrolliert. Erst mithilfe einer Frauenberatungsstelle gelang es ihr, sich scheiden zu lassen. 2017 gründete sie in Palermo ihr Unternehmen und taufte es „Kämpferische Köchinnen“. Sie bietet Frauen, die Opfer psychischer oder körperlicher Gewalt wurden, Praktika zur beruflichen Orientierung an und will mit den Bewohnerinnen eines Problemviertels einen
Épisode 96 - Boden gut, alles gut – Mit lebendiger Erde das Klima retten
19 janvier 2022
So auch der österreichische Landwirt Josef Nagl. Ein Unfall, der ihn fast das Leben kostete, brachte ihn zum Nachdenken: Will er seinen Kindern ausgelaugte tote Äcker hinterlassen, die nur mit Industriedüngern und Pestiziden reiches Wachstum hervorbringen? Radikal stellte er seinen Familienbetrieb um. Pflug und Chemie, die beide das Bodenleben zerstören, sind heute Tabu. Stattdessen arbeitet er mit einer vielfältigen Fruchtfolge, einer ständigen Begrünung des Ackers und vor allem mit einer anderen Haltung zu natürlichen Kreisläufen. Josef Nagl hat sich der Ökoregion Kaindorf angeschlossen: einer wachsenden Bewegung von Landwirten, die Boden als lebendigen Organismus respektieren und so anbauen, dass Humus im Boden nicht verschwindet, sondern ständig neu entsteht. Die Umstellung ist auch ein finanzieller Gewinn: Für den Aufbau von Humus und damit für die Speicherung von CO2 werden sie mit einer Prämie belohnt. Auf dem Boden, auf dem Erika Kothe steht, ist Landwirtschaft für Jahrhunderte
Épisode 97 - Marie-Claires „Rote Orchideen“ – Hilfe für Opfer von Genitalverstümmelung
20 janvier 2022
In Bordeaux kämpft Marie-Claire mit ihrer Initiative „Rote Orchideen“ gegen weibliche Genitalverstümmelung. Lange hat sie unter den körperlichen und seelischen Folgen der Verstümmelung gelitten. „Inzwischen geht es mir gut“, sagt sie. Nathalie Kanga hat den Hilfsverein im Internet entdeckt. Ärzte, Therapeuten, aber auch Anwälte stehen ihr hier kostenlos zur Seite. „Endlich kann ich mit jemandem über meine Beschneidung sprechen“, sagt die Literaturstudentin aus Elfenbeinküste. Sie hofft auch auf Hilfe für ihre elfjährigen Zwillingstöchter. Ihnen droht die Beschneidung in ihrer Heimat. Weltweit leiden über 200 Millionen Opfer an weiblicher Genitalverstümmelung. Ohne Betäubung entfernen meist medizinisch ungeschulte Frauen die äußeren Geschlechtsteile der Mädchen mit Rasierklingen, Glasscherben oder sonstigen nicht sterilen Hilfsmitteln. „Frauenbeschneidungen gibt es auf allen Kontinenten, außer in der Antarktis. Christen, Muslime und Animisten praktizieren dieses Ritual, um die weibliche
Épisode 98 - Klimakiller Fliegen – Wohin geht die Luftfahrt?
23 janvier 2022
Die Corona-Krise bedeutet für die Luftfahrt einen dramatischen Einschnitt. Nun kehren die Menschen zurück an die Flughäfen – die Zahl der weltweiten Flugbewegungen liegt bereits bei 71 % des Vorkrisenniveaus. Für den jungen Vielflieger Igor bedeutet Fliegen die Freiheit, die Welt und andere Kulturen kennenzulernen und sich selbst weiterzuentwickeln. Deshalb will er so viel wie möglich reisen. Doch jeder seiner Flüge verursacht CO2 und andere Schadstoffe. Laut einer aktuellen Studie des DLR trägt der Luftverkehr rund 3,5 Prozent zur Klimaerwärmung bei. 2019, im Jahr vor der Krise, betrug der besonders schädliche CO2-Ausstoß 950 Millionen Tonnen. Das Bewusstsein, das Klima zu schützen, ist stark gewachsen. Auch bei ihm: dem Musiker Frank Wiedemann. Ein in der Szene bekannter Künstler, der weltweit Elektromusik auflegt. Für seine Auftritte muss er oft reisen, in seinem Leben hat er durch die vielen Flüge eine große Anzahl klimaschädlicher Gase verursacht. Dies will er nun zu korrigieren,
Épisode 99 - Das portugiesische Wunder im Kampf gegen die Drogen – Wie Portugal den Süchtigen helfen will
24 janvier 2022
Mit dem Sturz der Militärjunta im Jahr 1975 wurden Drogen in Portugal zu einem dringenden Problem der öffentlichen Gesundheit. Das Land hat damals neue Freiheiten entdeckt, und eben auch die Drogen, vor allem Heroin, das zwei Jahrzehnte lang immer mehr Portugiesen süchtig machte. Im Jahr 2000 waren über 100.000 Portugiesen drogenabhängig, gut 1 % der Bevölkerung, aus allen sozialen Schichten. Die Regierung entschied sich für einen radikalen Wechsel. Wer wegen Drogenkonsums von der Polizei erwischt wird, den schicken sie zur „Kommission zur Verhinderung von Drogenmissbrauch“, das sind Ärzte, Rechtsvertreter und Sozialarbeiter. Dort bieten sie den Süchtigen individuelle medizinische, soziale und psychologische Hilfen. Wer nach Jahren des Konsums einen echten Wunsch zeigt, aus der Sucht herauszukommen, dem vermitteln sie in Portugal eine Arbeit und eine Wohnung, die zu 80 % vom Staat bezahlt wird. (Text: arte)
Épisode 100 - Familie mit Grenzen – Binationale Paare und ihr Kampf um Anerkennung
25 janvier 2022
Cremeno in Norditalien, seit zwei Jahren der Mittelpunkt des Familienlebens von Sarah, Sulayman und ihrem zweijährigen Sohn. Sulayman flieht 2015 von Gambia nach Italien. Dort lernt er Sarah kennen, die seit Kurzem in Italien lebt. Sie verlieben sich. Ein paar Monate später wird Sarah schwanger. Sulayman kommt nach Deutschland. Das Paar beantragt einen Aufenthaltstitel. Doch der wird abgelehnt – obwohl er der Vater eines deutschen Kindes ist und nach Paragraph 28 Aufenthaltsgesetz ein Recht hätte, in Deutschland zu bleiben. Sulayman wird im Rahmen des Dublin-Verfahrens nach Italien rücküberstellt. Seit knapp zwei Jahren steckt die Familie in einem komplizierten Visumverfahren. Nicht aufzugeben kostet Kraft und Geld. Und sie sind kein Einzelfall. Daniela ist seit drei Jahren mit Stephen aus Ghana zusammen. Sie lebt in Mannheim, er in Alessandria im Piemont. Denn als Einreiseland ist Italien für seinen Asylantrag zuständig. Die beiden wollen heiraten – doch das ist weder in Italien noch
Épisode 101 - Für alle Felle – Die Tierschutzpolizei Ihrer Majestät
27 janvier 2022
Während in vielen anderen Ländern Europas aktiver Tierschutz und der Kampf gegen Tierquälerei die Aufgabe kleiner, privater Organisationen sind, verfügt England gar über eine Art Tierschutzpolizei. Die RSPCA, die „Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals“, wurde 1824 gegründet, fünf Jahre früher als die staatliche Polizei Englands. Die „Königliche Gesellschaft zur Vermeidung von Tierquälerei“ war sogar das Vorbild für die „richtige“ Polizei, sowohl für deren Organisation, als auch für die Uniformen. „Königlich“ darf sie sich nennen, weil das Königshaus Schirmherr ist. 1.750 Mitarbeiter, die als Tierrettungsbeamte und Inspektoren betitelt werden, gehen 1,2 Millionen telefonischen Hinweisen auf Tierquälerei nach. Sie retten misshandelte Haustiere und unterernährte Igel genauso wie gestrandete Seehunde. Doch an den Haustüren ist die Macht der Tierschutzpolizisten oft am Ende, weil sie eben doch keine Staatsbeamte sind. Die Tierschutzorganisation finanziert sich rein aus Spen
Épisode 102 - Neustart mit Hindernissen – Afghanische Ortskräfte in Deutschland
30 janvier 2022
Sayed, Sami, Ameen und Noor haben es geschafft: Sie konnten sich und ihre Familien in Sicherheit bringen. Ihre Familiennamen werden nicht genannt, um Angehörige in Afghanistan zu schützen. Nach der Machtübernahme der Taliban mussten sie ihre Heimat Afghanistan verlassen – von einem Tag auf den nächsten haben sie alles verloren. Jetzt stehen sie vor der Herausforderung, sich in Deutschland ein neues Leben aufzubauen. Keine leichte Aufgabe, denn auch Monate nach ihrer Ankunft stehen die meisten noch ganz am Anfang. Vereine und private Unterstützer wollen helfen, aber verzweifeln an der deutschen Bürokratie. Was braucht es für einen erfolgreichen Neustart in Deutschland? (Text: arte)
Épisode 103 - Contrefaçons : sur la piste des faussaires
31 janvier 2022
Tous les produits de luxe font l'objet de contrefaçon. Cette activité lucrative coûte chaque année des milliards de chiffre d'affaires à de nombreux secteurs et peut également représenter un danger pour les consommateurs.
Épisode 104 - Ein Dach für alle – Wege aus der Obdachlosigkeit
1 février 2022
Die Sozialarbeiterin Maria Joecks ist verantwortlich für das Bamberger Housing First-Projekt „Übergangswohnen Plus“. Housing First ist ein Konzept, bei dem Obdachlose eine Wohnung angeboten bekommen, und erst im zweiten Schritt beweisen, dass sie mit dieser Hilfe ihr Leben in den Griff bekommen können. In Ulm ist ebenfalls eine Initiative ins Leben gerufen worden, die sich für den Schutz von Menschen einsetzt, die kein Zuhause haben. Der Projektmanager Florian Geiselhart will mit innovativen Schlafkapseln, den „Ulmer Nestern“, verhindern, dass obdachlose Menschen in der kalten Jahreszeit erfrieren. Mindestens 23 Obdachlose sind im letzten Winter auf Deutschlands Straßen erfroren – in Ulm soll so etwas nicht passieren. Ganz neue Wege bei der Bekämpfung von Obdachlosigkeit geht Spanien: Conrado Giménez von der Stiftung „Fundazión Madrina“ versucht, zwei der großen gesellschaftlichen Probleme gleichzeitig zu lösen: Obdachlosigkeit und Landflucht. Der 62-jährige frühere Banker vermittelt v
Épisode 105 - Die Müllsammler vom Bosporus – Wem gehört der Abfall?
3 février 2022
Der 24-jährige Orhan ist einer von schätzungsweise 500.000 Müllsammelnden in der Türkei. Sein Einsatzgebiet ist ein Istanbuler Viertel östlich des Bosporus. Orhan ist Kurde und stammt aus Südostanatolien. Seine Familie züchtet Schafe und Ziegen, doch die hohen Futterpreise zwingen Orhan immer wieder für mehrere Wochen nach Istanbul, um Müll zu sammeln und somit Geld für seine Familie zu verdienen. Bis zu zwölf Stunden zieht er seinen Handkarren durch die Straßen der Metropole auf der Suche nach recycelbaren Wertstoffen wie Plastik, Metall oder Papier. Das Gesammelte bringt er ins Depot von Ahmet. Hier wird sortiert, abgerechnet – und hier auf Ahmets Deponie wohnt er auch. Ahmet fungiert als eine Art Mittelsmann des Mülls. Er verkauft Plastik und Papier weiter an Recyclinghöfe. Ihm ist es wichtig, seinen Leuten faire Preise zu bezahlen, denn als ehemaliger Müllsammler weiß er nur zu gut, dass viele Mittelsmänner die Sammelnden ausnutzen. In Ahmets Depot sind die meisten kurdischer Absta
Épisode 106 - Hilfe vom Heilpraktiker – Gefahr oder alternative Medizin?
6 février 2022
Heilpraktikerin Anette Knell behandelt Hauterkrankungen, Unfruchtbarkeit oder innere Unruhe. Neben dem Einsatz Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM) und abendländischer Kräuterheilkunde bietet sie auch sogenanntes Channeling an. Knell versteht sich als göttliches Medium, das eine Verbindung zwischen Welt und Engeln aufbauen – und so Fragen zu Krankheiten und Lebenssituationen ihrer Patientinnen und Patienten ausloten kann. Um in Deutschland schröpfen, pendeln oder channeln zu dürfen, reichen ein Mindestalter von 25 Jahren, ein Hauptschulabschluss und ein bestandener Test beim Gesundheitsamt aus. In allen anderen EU-Ländern ist die Ausübung des Berufs verboten. Nur in der Schweiz praktizieren Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker, hier gibt es aber seit 2015 eine staatlich anerkannte Diplomausbildung. Allein 700 Stunden Schulmedizin stehen hier auf dem Lehrplan. So ist es wenig überraschend, dass in Deutschland ein medizinischer Beruf mit derart niedrigen Ansprüchen zwielichtige Gest
Épisode 107 - Spaltung in Bosnien – Gemeinsam gegen Populisten
7 février 2022
In Banja Luka wehrt sich der Blogger Srdjan Puhalo gegen die nationalistische Propaganda der Politikerinnen und Politiker seines Landesteils. Der bosnisch-serbische Nationalismus geht ihm gehörig auf die Nerven, und er schreibt darüber in seinem Blog. Für seine scharfsinnige Kritik am separatistischen Kurs seiner Regierung wird er immer wieder angefeindet. Auch in Mostar, im bosnisch-kroatischen Teil des Landes, machen Separatistinnen und Separatisten Stimmung gegen ein Land, das nach dem Krieg in den 90er Jahren als ethnisch geteilter Staat entstand. Zwei mutige Frauen wollen das nicht länger hinnehmen und kämpfen gegen die ethnische Trennung, die wie eine Art Apartheid alle Bereiche durchzieht und schon in der Schule beginnt. Stefica Galic betreibt ein Online-Portal und leitet eine „Schule für kritisches Denken“ in Mostar, um den aggressiven Parolen vieler Politikerinnen und Politiker etwas entgegen zu setzen. Und Irma Baralija ist die erste Politikerin im Stadtparlament, die mit ein
Épisode 108 - Kreuzfahrt auf neuem Kurs – Schrottplatz oder Jungfernfahrt?
8 février 2022
Über viele Jahre erlebte die Kreuzfahrtbranche einen Boom. Dann kam Corona und die Pleitewelle, 500.000 Menschen verloren ihre Jobs. Viele Kreuzfahrtschiffe gingen auf den Schrottplatz, statt auf große Fahrt. Eine ganze Flotte einst stolzer Ozeanriesen mit klangvollen Namen wird seit Mitte 2020 im türkischen Aliaga, 30 Kilometer nördlich von Izmir, abgewrackt, von der beliebten MS Astor bis zur Carnival Fantasy. Doch das sind oft nur unrentable Schiffe für 2.000 Passagiere und weniger. Zur gleichen Zeit entstehen beispielsweise auf der Meyer Werft in Papenburg neue Traumschiffe für 5.000 Passagiere und mehr, mit neuen Antrieben und noch mehr Unterhaltungsangeboten. Kreuzfahrt auf neuem Kurs! Ein Kamerateam der Reportage-Reihe „ARTE Re:“ hat das Verschrotten alter Ozeanriesen in Aliaga begleitet und war hautnah bei der Überführung eines der modernsten und größten Kreuzfahrtschiffe unserer Zeit in die Nordsee dabei, der AIDAcosma. (Text: arte)
Épisode 109 - So ein Käse – Köstlich, kreativ und klimafreundlich
10 février 2022
„Wer nachhaltig Milch und Käse produzieren will, der muss eigentlich die ganze Wertschöpfungskette im Auge haben. Nicht nur die Milch für sich, den Käse für sich,“ weiß Berchtold. Deshalb stehen seine Kühe das ganze Jahr auf der Weide und fressen Gras, Klee und Kräuter anstelle von Kraftfutter. Damit aus seiner Heumilch ein hochwertiger Käse entstehen kann, hat sich der Landwirt mit anderen Milchproduzierenden in einer Genossenschaft zusammengetan und eine Käserei gegründet. Hier werden die Bio-Käselaibe dank neuster Technik und der Rückbesinnung auf traditionelle Kühlmethoden CO2-neutral hergestellt. Sportlerinnen und Sportlern eine ausgewogene Ernährung bieten – das ist die Mission von Doris Erne, und dazu setzt die Schweizerin auf ein Abfallprodukt aus der Käseherstellung. Sie hat einen völlig neuen Molke-Drink entwickelt. Denn Käserinnen und Käser verwenden bei der Käseproduktion ganze 90 Prozent der Milch nicht, sondern entsorgen sie nach der Herstellung als Molke. „Es tut mir weh
Épisode 110 - Säen, ernten, posten – Junge Influencer in der Landwirtschaft
13 février 2022
Die Entfremdung zwischen Verbraucher*innen und Erzeuger*innen von Lebensmitteln nimmt immer mehr zu. Dabei steckt harte Arbeit in der Produktion von Nahrungsmitteln. In Eimen bei Niedersachen wirbt Bauer Malte Messerschmidt deshalb via Instagram für die konventionelle Landwirtschaft. „Ich will den Leuten ungeschönt zeigen, was bei mir auf dem Hof abläuft.“ In der Steiermark in Österreich führt Martina Hopf den Milchwirtschaftsbetrieb ihrer Eltern weiter. Täglich postet sie Bilder und Stories über ihre Arbeit mit den Kühen – für mehr Transparenz in der Nutzviehhaltung. Nicht selten muss sie dafür auch scharfe Kritik einstecken. „Man beschäftigt sich 365 Tage im Jahr mit den Tieren und schaut, dass es ihnen gut geht und im Grunde kriegt man dann das vor die Füße geschmissen. Ein richtiger Star bei TikTok ist Emile Coddens. Er begeistert seine Follower*innen mit Videos und Tutorials rund um das Thema Wein. Der 23-Jährige wurde von einer Jury kürzlich zu einem der besten 50 Winzer weltweit
Épisode 111 - Ekatarina sucht das Eheglück – Russische Frauen in der Krise
14 février 2022
„Ohne Ehemann bist Du keine Frau!“, selbst in den nach westlichem Lifestyle strebenden Metropolen Russlands hat dieser Satz Einfluss auf das Mindset vieler Frauen. Auch auf Ekaterina. Sie hat Karriere gemacht, ist finanziell unabhängig und konnte sich sogar eine Eigentumswohnung im teuren Moskau kaufen. Und doch ist sie mit ihrem Leben unzufrieden: „Ich will eine stabile Familie, in der der Mann das Sagen hat. Dafür bin ich bereit, auf meine Karriere zu verzichten und meinem Ehemann zu dienen.“ Frauen wie Ekaterina sehen sich im modernen Russland häufig zerrissen zwischen ihrem beruflichen Erfolg und einem gesellschaftlichen Druck, sich traditionellen Werten unterzuordnen. Der bekannte Coach Pavel Rakov will Frauen aus der Krise helfen: „Ich mache mir Sorgen um die Zukunft der russischen Frauen, weil wir leider europäisiert sind. Die Frauen brauchen keinen Mann mehr und kommen weinend zu mir.“ In seinen Seminaren bringt er ihnen bei, ihre Weiblichkeit zu entwickeln und den Mann als Füh
Épisode 112 - Hetzjagd in Frankreich – Kampf um eine königliche Tradition
15 février 2022
Épisode 113 - Was ist schon normal? – Zusammen leben mit und ohne Behinderung
17 février 2022
Épisode 114 - Schwimmen mit Handicap – Höchstleistung ohne Arme und Beine
20 février 2022
Einer von sechs Menschen lebt in Europa mit einer Behinderung, das sind rund 80 Millionen Frauen, Männer und Kinder. Einer von ihnen ist der Franzose Théo Curin, vierfach amputiert und paraolympischer Schwimmer. Mit nur 16 Jahren wurde er Vize-Europameister über 200m Freistil. 2021 bereitete er sich auf seine bisher wohl größte Herausforderung vor: 120km auf 3.800 Höhenmetern bei neun Grad Wassertemperatur zu durchschwimmen, als Erster durch den Titicacasee zwischen Peru und Bolivien. Dazu absolvierte er mit seinen beiden Mitschwimmern, der Silbermedaillegewinnerin Malia Metella und dem Abenteurer Mathieu Wietvoet, ein Survival-, Schwimm- und Höhenluft-Training. Unter Anleitung eines Polarforschers und eines Schwimm-Experten trainierten sie unter anderem in einem eiskalten französischen Bergsee auf 2.000 Metern samt Übernachtung in einem Biwak. „Re:“ hat Théo Curin und sein Team über viele Monate mit der Kamera begleitet. (Text: arte)
Épisode 115 - Huhn and the City – Der Traum vom eigenen Ei
21 février 2022
Meike Dewein ist auf dem Weg in den Taunus. Die Tierärztin kümmert sich um Hühner aus Legebatterien, die erlöst wurden und nun privat bei Tierliebhabern untergekommen sind. „Die Tiere, die ich in die Hand gedrückt bekomme, sehen oft leider nicht so schön aus,“ beschreibt sie den Gesundheitszustand vieler Nutztiere, die sie gemeinsam mit der Aktion „Rettet das Huhn“ in den letzten Jahren aus Tierbetrieben an private Halter vermittelt hat. 293 Eier pro Kopf wurden in Deutschland 2019 verzehrt, die meisten stammen aus konventionellen Legebetrieben. Die Hühner dort sind auf Hochleistung gezüchtet und leben beengt unter fragwürdigen Umständen Bei Familie Dominguez im Taunus finden einige von ihnen ein neues zuhause. Mit Auslauf und vor allem Liebe. Hier können sich die Tiere, die oft kaum noch mit Federn bedeckt sind, endlich erholen und ein tierwürdiges Leben führen. Doch nicht nur befreite Hühner werden in Deutschlands Vorgärten gehalten. Gerade in der Pandemie, die viele Menschen verstär
Épisode 116 - Illegale Autorennen – Wenn Raser Menschenleben fordern
22 février 2022
Rosenheim 2016. Die Freundinnen Melanie, Ramona und Magdalena fahren in einem Nissan Micra vom Pizza-Essen nach Hause. Plötzlich kommt ihnen auf der Landstraße ein Golf GTI auf ihrer Spur entgegen. Die 21-jährige Melanie Rüth hat keine Chance mehr auszuweichen – die Autos stoßen frontal zusammen. Melanie ist auf der Stelle tot, die 15-jährige Ramona Daxlberger stirbt während der Not-OP. Nur ihre Schwester Magdalena überlebt schwer verletzt. Der GTI-Fahrer sagt später aus, dass er zwei BMW überholen wollte, als ihm die Freundinnen entgegenkamen. Die BMW-Fahrer ließen ihn dann angeblich nicht mehr einscheren, es kam zum Frontalzusammenstoß. Fünf Jahre ziehen sich die Prozesse gegen die drei Unfallraser durch mehrere Instanzen. Am Ende werden der GTI-Fahrer und einer der BMW-Fahrer zu geringen Haftstrafen verurteilt./> Der dritte Fahrer wird freigesprochen. Für die Familien sind die Urteile ein Hohn, sie haben jeden Glauben an die Rechtsprechung verloren. Wie schwer der Kampf gegen die Au
Épisode 117 - Patrouille am Stacheldraht – Georgier gegen russische Okkupation
23 février 2022
Abseits des Ukraine-Konflikts und der Krim-Annexion (2014) findet seit Jahren eine schleichende Besetzung Georgiens durch Russland statt. Mit dem Kaukasuskrieg 2008 haben sich die abtrünnigen Regionen Südossetien und Abchasien mit Russlands Hilfe von Georgien abgespalten. Seitdem kontrolliert Russland die Gebiete. „20 Prozent unseres Landes wurden von Russland nach dem Krieg besetzt“, so der Georgier David Katsarava, „aber die Okkupation hat 2008 nicht aufgehört.“ Immer mehr Grenzbefestigungen durchziehen völkerrechtswidrig georgisches Territorium. Sie teilen Dörfer und trennen Menschen von ihren Feldern, von Freunden und Verwandten. Doch damit nicht genug: Still und heimlich, so Katsarava, werde die Grenzlinie immer tiefer in georgisches Gebiet verschoben. Die Regierung in Tiflis scheint machtlos dagegen. Deshalb hat David Katsarava 2017 eine Bürgerwehr gegründet. Mit ihr will er die fortschreitende Annexion seines Landes stoppen. Ihr übermächtiger Gegner: Russland, das mit bewaffnete
Épisode 118 - Calvinisten und Corona – Proteste in den Niederlanden
24 février 2022
Épisode 119 - Heiße Höschen aus Sibirien – Mit Unterwäsche gegen Vorurteile
27 février 2022
„Unser Trip zum Fetisch-Festival nach Berlin war für Artiom die erste Auslandsreise“, erinnert sich Bulat. „Es war seine Erweckung.“ Vor sieben Jahren wollte das schwule russische Paar die Freiheit Berlins in vollen Zügen genießen – und sich das richtige Outfit für die Gay Pride Parade kaufen. Schockiert davon wie teuer Fetisch-Unterwäsche ist, setze sich Artiom daheim in Nowosibirsk direkt an die Nähmaschine und versuchte sein Glück. Marketing-Experte Bulat erkannte das Potenzial. Heute haben die beiden eine Fabrik für sexy Unterwäsche – mitten im homophoben Sibirien, 55 Angestellte, einen Laden in Berlin, eine liebende Familie und mehr Freiheit, als sie sich jemals erträumt hätten. Doch der Weg dorthin war lang. Bulat kämpfte nach seinem Coming-out für die Rechte Homosexueller in Nowosibirsk. Die Folge: Hooligans lauerten ihm auf und schlugen ihn zusammen. Als er eine Tochter mit einer lesbischen Frau bekam, war das ein Skandal, der in den Zeitungen breitgetreten wurde. Noch immer fü
Épisode 120 - Der Traum vom Moulin Rouge – Tanzkarriere trotz Pandemie
28 février 2022
Ganze 18 Monate war das berühmte Kabarett in Montmartre wegen Corona geschlossen. Seit September 2021 hat es wieder geöffnet, und ist jeden Abend ausverkauft. 70 Tänzerinnen und Tänzer treten zweimal pro Abend in der Erfolgsrevue „Féerie“ auf und reißen die Zuschauenden mit in ihre bunte, glitzernde Welt, in der die Frauen auf der Bühne ein erotisiertes, freizügiges Traumbild verkörpern. Im Moulin Rouge aufzutreten, davon träumt Portia Secker bereits seit langem. Die 21-Jährige stammt aus Perth in Australien und tanzt bereits, seit sie 2 Jahre alt ist. 2019 hat sie es geschafft, sich bei einem Vortanzen gegen über 600 Mitstreitenden durchzusetzen, und hat einen Vertrag mit dem Pariser Kabarett ergattert. Aber wer im Moulin Rouge auf der Bühne stehen will, muss dafür erstmal fit gemacht werden. Selbst für Profis wie Portia heißt das: ein hartes Training, um die Choreografie zu lernen, und um zu beweisen, dass sie die Richtige für den Job ist. Dabei hilft Audrey Bagassien, eine erfahrene
Épisode 121 - An der Frontlinie – Auf der Flucht in der Ukraine
1 mars 2022
Die Psychologin Jekaterina fährt im Donbass von Schule zu Schule, um vom jahrelangen Konflikt traumatisierte Kinder zu behandeln. Mit der Anerkennung der „Volksrepubliken“ spitzt sich die Lage zu, und sie versucht, mit den Kindern aus dem Kriegsgebiet zu fliehen. Zunächst fliehen sie aus dem Frontgebiet nach Charkiw. Die Millionenstadt im Osten der Ukraine gerät jedoch schon am nächsten Morgen unter schweren Beschuss, die russische Invasion hat begonnen. Sie brechen wieder auf und versuchen, in den Westen zu gelangen, um die Kinder in Sicherheit zu bringen. Nach einer dreitägigen Fahrt durchqueren sie ein Land, in dem der Krieg und das Chaos ausgebrochen sind und gelangen schließlich in die Karpatenregion im Südwesten der Ukraine, wo ihnen vorerst keine Gefahr droht. Der Reporter Roman Schell hat die Psychologin und die Gruppe die ganze Zeit über begleitet und erzählt die eindringliche Geschichte der Flucht von ohnehin schon traumatisierten Kindern. (Text: arte)
Épisode 122 - Umweltgift am Mittelmeer – Frankreichs Industrie in Fos-sur-Mer
2 mars 2022
Etwa 50 Kilometer nordwestlich von Marseille liegt die Hafenstadt Fos-sur-Mer. Die Einwohner nennen ihre Heimat „Klein Venedig“, aber viele können sich an der Einzigartigkeit dieser Küste nicht mehr erfreuen, denn Frankreichs größte Industriezone mit ihren über 200 Werken liegt direkt am Mittelmeer. Seit einigen Jahren treibt die Menschen die Frage um, warum so viele von ihnen krank werden. (Text: arte)
Épisode 123 - Le destin des jeunes Serbes sans patrie
3 mars 2022
En 2020, près de 2 000 ressortissants serbes ont été expulsés d’Allemagne vers leur pays ou sont rentrés volontairement. Certains d’entre eux avaient vécu plus de dix ans outre-Rhin, d'autres y étaient même nés. À présent, ils doivent se débrouiller dans un pays qui leur est totalement étranger. Et souvent, ils n’ont pas de papiers.
Épisode 124 - Wunschkinder für Solo-Männer – Familienplanung ohne Partnerin
6 mars 2022
Heterosexuelle Männer mit Kinderwunsch sehen sich auch heute noch institutioneller und gesellschaftlicher Diskriminierung ausgesetzt. Als alleinstehender Mann ein Kind zu adoptieren, ist in Europa so gut wie unmöglich. Den meisten Männern bleibt nur die Leihmutterschaft im Ausland. Ein Weg, für den sich der Brite Ian Mucklejohn entschied. Im Alter von 52 Jahren beschloss er, sich mit Hilfe einer Eizellenspende und einer Leihmutter in den USA seinen Kinderwunsch zu erfüllen. Ian wurde Vater von Drillingen und zog seine Söhne allein groß. „In Großbritannien schienen die Menschen nicht dafür bereit zu sein, dass ein Mann auch allein Kinder bekommen möchte und kann. Die Leute taten so, als würde ich meine Söhne foltern, weil sie dazu verdammt waren, ohne Mutter aufzuwachsen. Vollkommen verrückt!“ Auch für homosexuelle Single-Männer ist es ausgesprochen schwer, ihren Traum von der eigenen Familie zu verwirklichen. Eine Situation, die der Berliner Gianni Bettucci nur allzu gut kennt. Der geb
Épisode 125 - Rebellin mit Krückstock – Minja und die serbischen Flüsse
7 mars 2022
Minja (68) ist vierfache Großmutter und wirkt eigentlich ganz harmlos: Wie alle Frauen in dem kleinen serbischen Dorf Temska beackert sie ihren Gemüsegarten, legt Reserven für den Winter an und strickt ihre Pullover noch selbst. Doch wer sie kennt, weiß – Minja hat es faustdick hinter den Ohren. Gemeinsam mit ihrem Partner Mitja (67) kämpft sie mit viel Engagement, Humor und Ausdauer für den Erhalt der kleinen Flüsse in ihrer serbischen Heimat, gegen Korruption und für ein besseres Leben in ihrem Dorf. Denn wenn es um ihr Dorf geht, versteht Minja keinen Spaß. Den Versuchen einen regierungstreuen Bürgermeister einzusetzen, bietet sie entschieden Paroli. Den Plänen von Investoren und der Regierungspartei 58 Mini-Wasserkraftwerke zu bauen, stellte sie sich mutig entgegen. Sie wurde verhaftet, verhört und an den Lügendetektor angeschlossen. Doch das machte Minja nichts aus. Im Gegenteil. Mutig sein, nicht aufgeben – das ist ihre Devise. Und damit will sie nicht nur ihre Heimat retten, son
Épisode 126 - Land unter in Portugal – Angst vor dem Meer
8 mars 2022
Der Druck auf Portugals Westküste steigt von Jahr zu Jahr: Vor allem im Norden des Landes führen viele Portugiesen einen verzweifelten Kampf gegen das Fortschreiten des Meeres, das Strände und Küstenorte bedroht. Jedes Jahr müssen die Umweltbehörden Wohnhäuser an der Küste aufgeben und Bewohner umsiedeln. Die Reportage zeigt, wie Menschen in Portugal gegen das Fortschreiten des Meeres und die Küstenerosion ankämpfen, etwa den Fischer Vítor Cacheira, der von der Küstenfischerei schon lange nicht mehr leben kann und sich deshalb als Stadtrat im Ort Esmoriz für ein Umsiedlungsprogramm einsetzt, das betroffenen Familien sichere Wohnungen zur Verfügung stellt. Am Strandbad von Furadouro sieht Surflehrer und Naturguide João Paulo seine wirtschaftliche Grundlage gefährdet. Restaurantbetreiber Abel Vieira aus dem Fischerort Apúlia befürchtet, dass sein jahrhundertealtes Dorf in einigen Jahren vom Meer verschluckt werden könnte. Viele Häuser, die direkt am Strand lagen, sind in den vergangenen
Épisode 127 - Krieg in der Ukraine – Fliehen oder bleiben?
10 mars 2022
Épisode 128 - Unterwegs mit Verzweifelten - Ukrainer auf der Flucht vor Putins Truppen
11 mars 2022
Per Anhalter und zu Fuß mit ihrem Rollator musste Maria gemeinsam mit ihren zwei Enkelkindern aus einem Dorf nahe Odessa fliehen. Die Hafenstadt am Schwarzen Meer wurde gleich zu Kriegsbeginn bombardiert. Zwei Tage war die 71-Jährige gemeinsam mit ihren Enkeln in den Wirren des Krieges unterwegs, um an die Donau zu gelangen. Die Donau bildet die Grenze zu Rumänien und damit zur Europäischen Union. Als sie den Grenzfluss endlich überqueren kann, ist die Ukrainerin völlig erschöpft. 48 Stunden fast ohne Ruhepause auf der Flucht, und dann darf sie doch nicht nach Rumänien einreisen. Ihr Pass ist abgelaufen. Wie geht es weiter mit Maria und den Enkeln im bürokratischen Niemandsland? Das Ehepaar Nadja und Roman (Namen geändert) will entgegen dem Flüchtlingsstrom unbedingt in die Ukraine einreisen.
Épisode 129 - Leben ohne Ackergift – Fünf Jahre später
13 mars 2022
Martina Hellriegel ist sich sicher: „Unsere Aktion war richtig – und wichtig. Wir wollen hier keine Pestizide auf unseren Lebensmitteln.“ Vor fünf Jahren war Martina eine der Aktivistinnen im kleinen Südtiroler Ort Mals. Mit Hilfe einer Volksabstimmung sollte der Einsatz von Pestiziden verboten werden – im weit verbreiteten Apfelanbau, aber auch sonst in der Landwirtschaft. Viele Bauern waren entsetzt und wollten sich den neuen ‚Malser Weg‘ nicht vorschreiben lassen. Sie fochten die Volksabstimmung vor Gericht an- mit Erfolg. Bis heute ist das Pestizid-Verbot in Mals ausgesetzt. Was die Aktivisten aber erreicht haben, ist ein neues Bewusstsein für das Thema. Knapp ein Drittel der Apfelbauern im Vinschgau haben in den letzten Jahren auf Bio umgestellt. Fünf Jahre nach der ersten Reportage besucht „Re:“ einige der Protagonisten ein zweites mal. Wo sehen sich Martina und ihre Mitstreiter heute? Wie ist der Konflikt mit dem zuständigen Landwirtschaftsminister ausgegangen?
Épisode 130 - Erdogans Geiseln – Fünf Jahre später
14 mars 2022
Es war ein gefährlicher Weg, den die 31-jährige Esra Er auf sich genommen hat: Mit ihrem 6-jährigen Sohn ist sie über Griechenland nach Deutschland geflohen. Ihr Mann wird beschuldigt, als Soldat am Putsch vom 15. Juli 2016 teilgenommen zu haben. Inzwischen wurde er aus dem Hochsicherheitsgefängnis Silivri freigelassen, auf Bewährung. Trotz elektronischer Fußfessel konnte auch er sich nach Deutschland absetzen. Heute lebt die Familie zusammen in Bremen und wartet darauf, dass ihr Asyl-Status anerkannt wird. Noch haben sie alle Angst vor einer Ausweisung und einer lebenslänglichen Strafe in der Türkei. Die 39-jährige Wissenschaftlerin Sunay Usluer lebt heute in England. Aus Sicherheitsgründen ist sie zunächst allein aus der Türkei nach Cambridge gekommen. Sechs Monate später schaffte sie es, ihre beiden Söhne nachzuholen. Ihr Mann – ein Journalist und ebenfalls beschuldigt, am Putsch beteiligt gewesen zu sein – ist inzwischen auf Bewährung freigelassen. Aber er schafft es nicht, aus der
Épisode 131 - Der Traum vom Paradies – Fünf Jahre später
15 mars 2022
Jose, 2018 Höhlenbewohner aus Leidenschaft, lebt noch auf La Gomera – nun aber in einem festen Haus. Der Endvierziger musste vor einem Jahr aus seiner Höhle fliehen, weil eine riesige Steinlawine herunterkam. Doch der heute recht erfolgreiche Kinderbuchautor hat sich arrangiert – er kümmert sich voller Hingabe um seine kleine Familie und baut im Garten Gemüse und Obst an, sodass er seinem Ziel der Selbstversorgung nahegekommen ist. Aber ist das nicht bloß eine Spielart des Lebenstraums zahlloser Menschen, von denen sich Jose einst abheben wollte? Boris, der aus Deutschland ausgewanderte Straßenmusiker, lebt heute noch in einer Höhle am Strand. Doch auch sein Leben hat sich weiterentwickelt. Boris ist nun eine Art Höhlenhippie-Influencer. Er platziert nahezu täglich Fotos und Texte über sein Leben am Meer in den sozialen Medien, was manche Hippies stört: Sie wollen nicht, dass ihre ruhige Bucht zu einem Instagram-Hotspot mutiert. In den Höhlen gibt es auch Hippie-Nachwuchs. Tom und Toni
Épisode 132 - Zurück nach Albanien – Fünf Jahre später
16 mars 2022
2017 kam die Familie Uka aus Albanien nach Deutschland, hoffte auf Asyl und ein besseres Leben für die Kinder. Doch ihre Träume zerplatzten nach nur wenigen Wochen. Ihr Asylantrag wurde abgelehnt, und sie kehrten zurück in ihr armseliges Häuschen im Norden des Landes. Ohne Arbeit, erstmal gescheitert. Wie sieht ihr Leben jetzt dort aus, fünf Jahre später? Das Häuschen ist kaum wieder zu erkennen. Dank Mutter Emirjeta, die von Sonnenaufgang bis spät in den Abend schuftet. Neben ihren Kindern laufen jetzt ein paar Ziegen und Hühner durch den Garten. Das brachliegende Land um das Haus hat sie kultiviert, baut Kartoffeln, Tomaten und Paprika an. Das Gemüse verkauft sie auf dem Markt. Abends dann, wenn die Kinder schlafen, klebt sie in Heimarbeit italienische Schuhe zusammen. Vater Jetmir ist immer noch auf der Suche nach Arbeit als Tagelöhner. Meist steht er an irgendeiner Ecke und raucht und hofft auf einen Stammhalter. Dass sich das Leben der Ukas dennoch verändert hat, liegt allein an s
Épisode 133 - Schottergärten im Visier – Wenn Kies und Co. die Natur verdrängen
20 mars 2022
Ein umstrittener Trend hält Einzug in Deutschlands Vorgärten: Schotter, Kiesel und Splitt als moderne Alternative zum wilden Grün. Die neue Lust auf Stein zeigt sich eindrucksvoll bei einem Streifzug durch so manches Neubaugebiet. Pflegeleicht und ästhetisch sagen Befürworterinnen und Befürworter, umweltschädlich und hässlich, finden Kritikerinnen und Kritiker. Schottergärten sind in einigen Bundesländern bereits verboten. Zurecht, sagt Ulf Soltau, ein Biologe aus Berlin, der sich vehement gegen diese Entwicklung einsetzt. Seine Lösung: Humor und mediale Aufmerksamkeit. Die von ihm gegründete Facebook-Seite „Gärten des Grauens“ illustriert satirisch die steinernsten Gärten Deutschlands. Dabei geht es ihm nicht nur um die Ästhetik, sondern um die ökologischen Folgen der buchstäblichen Verwüstung deutscher Vorgärten. „Es ist nicht legal, was da passiert“, sagt er. Durch die Abdeckung mit Unkrautvlies oder Teichfolie werde der Boden wasserfest versiegelt, unter dem Gewicht der Kiesel und
Épisode 134 - Erzfeinde im Kosovo – Albaner und Serben streiten um Trepca-Mine
21 mars 2022
Miodrag Kragović ist Bürger Kosovos – und Serbe. Und auch 14 Jahre, nachdem Kosovo seine Unabhängigkeit erklärt hat, vertritt er die offizielle Meinung Belgrads, dass sein Land noch eine Provinz Serbiens ist. Miodrags Abneigung gegen seine ethnisch-albanischen Landsleute geht so weit, dass er für eine Operation lieber sechs Stunden Fahrt in die Hauptstadt Serbiens auf sich nimmt, als sich im nur 40 Kilometer entfernten Pristina, der Hauptstadt Kosovos, behandeln zu lassen. Mitrovica, in dem die Zentrale des Bergbaukonzerns Trepĉa steht, ist wie ganz Kosovo geteilt: Der Fluss Iba trennt den Nordteil vom Süden. Eine Zusammenarbeit zwischen beiden Seiten gibt es so gut wie nicht. Ohne die brach liegende Zinkhütte und Bleischmelze im serbischen Teil, wo auch Miodrag früher gearbeitet hat, können die geförderten Erze nicht weiterverarbeitet werden, und mögliche Profite bleiben dadurch aus. Bergmann Eset Meha aus dem Süden Mitrovicas kann sich seit dem Kosovo-Krieg nicht vorstellen, je wiede
Épisode 135 - Angst vor Russlands Panzern – Moldawien und der Krieg in der Ukraine
23 mars 2022
Für Rosian Vasiloi, Chef der moldawischen Grenzpolizei, steht die Hilfe für die Flüchtenden im Vordergrund. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt sollen so wenig Menschen wie möglich in Notunterkünften und Zelten untergebracht werden. Mehr als hunderttausend Geflohene, davon rund die Hälfte Kinder, sind in Moldawien geblieben. Die überwältigende Hilfsbereitschaft der Moldawier ist der einzige Trost für die verzweifelten Menschen. Viele räumen teilweise ihre ohnehin kleinen Wohnungen. Andere, wie Anatolie Botnaru, stellen ihre Hotels und Tourismusunterkünfte kostenlos zur Verfügung. Sein Personal arbeitet weiter im Wissen, dass es ohne Einnahmen auch keinen Lohn gibt. „Wer weiß“, sagt Botnaru, „wenn der Wahnsinn im Nachbarland weitergeht, sind wir womöglich die nächsten, die auf der Flucht sind.
Épisode 136 - Ein Haus aus Müll – Bauen für eine saubere Zukunft
24 mars 2022
Gemeinsam starten Alice und Simon ein millionenschweres Bauvorhaben – aber ohne jemals zuvor ein Haus gebaut zu haben. Ihr Traum: nachhaltiges Bauen so zu realisieren, dass die Umwelt und die Gesellschaft davon profitieren. Das ist der Plan. Denn bisher ist die Baubranche einer der klimaschädlichsten Wirtschaftszweige überhaupt. Über die Hälfte aller Abfälle entstehen im Bausektor. Rohstoffe, die man eigentlich noch verwenden könnte. Aber günstig bauen kann man bisher nur wenn man schnell ist und vorhandene Materialien wegschmeißt, statt sie aufwendig weiterzuverarbeiten. Um das zu ändern, baut das junge Team von Alice und Simon mitten in Berlin ein mehrstöckiges Haus aus Müll und Stroh. Auf der Suche nach Lösungen experimentieren sie mit Materialien, die auf anderen Baustellen weggeschmissen werden. Der Ansatz soll helfen, die Baukosten niedrig zu halten, damit damit die späteren Mieten für alle Gesellschaftsschichten finanzierbar sind. Ein Traum? Alice Gedamu und Simon Lee sind zusam
Épisode 137 - Die Lawinensprenger – Sicherheit für Österreichs Pisten
28 mars 2022
Bis zu 10.000 Skitouristen täglich bewegen sich durch das beliebte Gletscherskigebiet am Kitzsteinhorn. Starke Niederschläge über Nacht mit einem halben Meter Neuschnee sind hier keine Seltenheit. Dann schlägt die Stunde für René Zisek und sein Team. Im Morgengrauen, bevor die ersten Wintersportler eintreffen, fahren die „Lawinensprenger“ ins freie Gelände und platzieren ihre explosiven Sprengladungen in den kritischen Neuschneehängen. „Auch gerade bei starkem Schneefall müssen wir dafür sorgen, dass keine Lawinen unsere Gäste auf den Skipisten gefährden“, sagt René Zisek und zündet die Lunte am Sprengstoff. Der Pistenchef und seine Kollegen sorgen dafür, dass die Lawinen kontrolliert dann abgehen, wenn keiner auf den Hängen unterwegs ist. Welche Zerstörungskräfte Lawinen entwickeln können, das untersucht Lawinenforscher Engelbert Gleirschner unter anderem an einem Testfeld im Stubaital. Hier rasen Lawinen über 700 Höhenmeter in die Tiefe und treffen auf ein mit Sensoren gespicktes Fan
Épisode 138 - Danny und die gute Küche – Ein Australier begeistert ein italienisches Dorf
29 mars 2022
Danny McCubbin ist durch eine Verkaufsaktion auf das Örtchen Mussomeli aufmerksam geworden. Weil der kleine Ort, völlig abgelegen in Sizilien, seit Jahren Einwohner verliert, stehen viele Häuser leer. Wie viele ärmer Kommunen bietet Mussomeli deshalb Häuser für einen Euro zum Kauf an. Das zieht neue Bewohner aus der ganzen Welt an. Auch den Australier Danny. 15 Jahre lang arbeitete er für den bekannten Fernsehkoch Jamie Oliver, organisierte für ihn viele Hilfsprojekte. Nach dem Brexit suchte der weltoffene Danny eine neue Herausforderung. In Mussomeli eröffnete er Mitten in der Pandemie „The Good Kitchen“: eine Nachbarschaftsküche, in der Menschen aus dem ganzen Ort zusammenkommen können. „The Good Kitchen ist viel mehr als eine Suppenküche. Ich will hier einen Ort der Begegnung schaffen. Und wo sollte das besser klappen als in einer Küche?“ Danny hat schon für viele hier gekochte: Kinder, Jugendliche und bedürftige Senioren. Immer mehr Einwohner begreifen, was er hier vorhat und helfe
Épisode 139 - Trucker verzweifelt gesucht – Wie Speditionen um Nachwuchs kämpfen
30 mars 2022
In ganz Europa fehlen LkW-Fahrer. Allein in Deutschland spricht man von 60.000 – 80.000 Truckern, die gesucht werden. Kein Wunder, denn der Beruf ist unattraktiv: sehr lange Arbeitstage. Oftmals Touren über Tage und Wochen – fernab von Freunden und der Familie. Und dann noch die schier unlösbare Aufgabe, einen Schlafplatz zu finden – nach Feierabend… Der Trucker Alois Mühlbauer und die Auszubildende Christina Nekraschewitsch erleben täglich den Wahnsinn auf der Straße. Alois Mühlbauer ist seit 28 Jahren verheiratet. Vom Aufwachsen seines Sohnes hat er nicht viel mitbekommen. Christina Nekraschewitsch, 24 Jahre jung und im letzten Ausbildungsjahr, will es trotzdem wissen. Noch genießt sie ihre Einsamkeit auf dem Bock ihres 15-Tonners, wo ihr niemand reinredet, wenn sie richtig laut Musik hört. Doch sie ist die Ausnahme. Die mittelständischen Spediteure in Westeuropa stehen unter großem Wettbewerbsdruck, denn die Konkurrenz aus Osteuropa und inzwischen sogar aus Drittstaaten ist immens.
Épisode 140 - Die Russen und der Krieg – Protest und Unterdrückung
31 mars 2022
Die russische Bevölkerung ist seit dem Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine gespalten. In vielen Städten gehen Menschen auf die Straße und fordern ein Ende des Krieges. Zeitgleich unterstützt ein großer Teil der Bevölkerung die „Spezielle Militäroperation“. Eine Gruppe von Aktivistinnen und Aktivisten um den 81-jährigen Dissidenten Lew Ponomarjow organisieren den Widerstand gegen den Krieg. Mitglieder der NGO „Für das Menschenrecht“ wollen eine Petition mit über einer Million Unterschriften an Präsident Putin übergeben und riefen zu Protesten am 06. März auf. Immer stärker werdende Repressalien und ein drakonisches Durchgreifen der Staatsorgane verhindern, dass sich breite Bevölkerungsgruppen den Protesten anschließen.
Épisode 141 - Fremd im eigenen Körper – Hilfe für junge Transmenschen
3 avril 2022
Als Jugendlicher hatte der 19-jährige Danilo Selz starke Depressionen – damals hieß er noch Felicia und lebte als Mädchen. Eine Therapie blieb jahrelang erfolglos, bis seine Therapeutin ihn fragte, ob er sich nicht vielleicht als Junge fühle. „Es fiel mir wie Schuppen von den Augen“, sagt Danilo heute. Er begann, männliche Hormone einzunehmen. Seine Schultern wurden breiter, auf der Brust und im Gesicht wuchsen Haare. Nach der Brustentfernung steht nun die erste genitalangleichende Operation an. Ein Schritt, den Danilo als „alternativlos“ bezeichnet. Er sehnt den Eingriff herbei. Für die Einnahme gegengeschlechtlicher Hormone gibt es in Deutschland kein Mindestalter. Solange das Einverständnis der Erziehungsberechtigen vorliegt, kann der behandelnde Arzt diese Medikamente ohne weiteres verschreiben.
Épisode 142 - Mit Vollgas gegen die Langeweile – Schrottrennen in der finnischen Provinz
4 avril 2022
Rokkiralli: So heißt eine eingefleischte DIY-Rallye-Szene in Finnland, die sich vor allem in der Provinz großer Beliebtheit erfreut. Hier trifft sich ein bunt zusammengewürfelter und eingeschworener Haufen von Autofanatikerinnen und Fanatikern, Bastlerinnen und Bastlern und gelangweilten Jugendlichen, um regelmäßig in selbstmontierten und nicht straßentauglichen Autos um die Wette zu fahren. Das Regelwerk der Amateur-Rallye ist schmal. Kollisionen sind ausdrücklich erlaubt. Nur teuer dürfen die Autos nicht sein, maximal 650 Euro können sie wert sein. Was zählt sind Kreativität, Können und die Lust am Chaos. In den entlegenen Städtchen und Dörfern Finnlands bieten die Rokkiralli-Rennen eine willkommene Abwechslung zum Alltag, insbesondere in der kalten Jahreszeit.
Épisode 143 - Abschied von Allah – Wenn Muslime aufhören zu glauben
7 avril 2022
Amed wächst in einer streng religiösen Familie im kurdischen Teil des Irak auf. Von einem bösen Geist sei er besessen, glaubt seine Mutter, als Amed in der Pubertät anfängt, an der Religion zu zweifeln. Mit 15 verbrennt er den Koran, um zu prüfen, ob er vom Blitz getroffen und getötet wird. Sein eigener Vater zeigt ihn an, und Amed landet im Gefängnis. Heute lebt Amed in Deutschland und kämpft für Vielfalt in muslimisch geprägten Gesellschaften. Auch Zeinab wird aus der eigenen Familie bedroht, nur, weil sie sich in einen nicht-muslimischen Mann verliebt. Doch sie steht zu Christian und teilt ihrer Familie gleichzeitig mit, dass sie mit dem Islam nichts mehr zu tun habe, sie nicht mehr glaube. Selbst in Deutschland ansässige Scheiche erklären ihr, dass Apostaten getötet werden sollen.
Épisode 144 - Jagdfieber in Frankreich – Die Hetzjagd und ihre Gegner
7 avril 2022
Alain Drach ist Frankreichs wohl bekanntester Hetzjäger. Zweimal die Woche geht er während der Saison mit seinem Verein in einem Wald nördlich von Paris auf Hetzjagd und versucht mit seinen Hunden, einen Hirsch in die Enge zu treiben und zu strecken. „Das ist die natürlichste Art der Jagd“, sagt er. Sie ermögliche es den Tieren, ihre Instinkte zu trainieren. Forderungen nach einem Verbot der Hetzjagd kann er nicht nachvollziehen. Drachs größter Gegner ist Stanislas Broniszewski. „Einen Hirsch bis zur Erschöpfung zu treiben, ist Tierquälerei und eine aus der Zeit gefallene Tradition“, sagt er. Broniszewski hat deshalb vor fünf Jahren den Verein AVA gegründet: „Abolissons la Vénerie Aujourd’hui“ (zu Deutsch „Hetzjagd abschaffen jetzt“). Damit hat er eine Debatte angestoßen.
Épisode 145 - Geprüft, gesperrt, gesprengt – Sind Deutschlands Brücken noch zu retten?
10 avril 2022
Hamburg ist Europas Brückenhauptstadt. Circa 2.500 Bauwerke zählt die Hansestadt. Damit die halten, sind die Brückenprüfer des LSBG ständig im Einsatz. Michael Bartols und Torsten Bensch klopfen Beton nach Schäden ab, steigen in alte Widerlager und dokumentieren jeden Schaden, der das Bauwerk gefährdet. Dabei sehen sie die Stadt aus Perspektiven, die anderen verborgen bleiben. Die Brückenprüfer tragen große Verantwortung: Sie müssen die Schäden melden und Instandsetzungsarbeiten empfehlen. Das Erstaunliche: Selbst 400 Jahre alte Brücken halten noch – wenn sie gepflegt werden und vor allem gut gebaut sind! Gravierende Schäden gibt es oft an Brücken, die gar nicht so alt sind. Die Salzbachtalbrücke in Wiesbaden hat in den letzten Monaten für Chaos gesorgt.
Épisode 146 - Trouver son bonheur en Israël ou en Europe ?
11 avril 2022
Un jeune couple juif quitte la Pologne pour Israël dans l’espoir de vivre heureux en Terre sainte. Deux Israéliens font le voyage en sens inverse, animés par un tout autre désir : trouver les meilleurs falafels confectionnés hors de Jaffa.
Épisode 147 - Boom der Geisterjäger – Sehnsucht nach dem Paranomalen
12 avril 2022
Die Österreicher Michael, Alina, Robert und Bernhard eint eine Leidenschaft, die vielen Menschen seltsam vorkommt – die Suche nach Geistern. Ob verlassene Burgen oder Privat-wohnungen – in ihrer Freizeit rücken die Mitglieder des „Projekt Anderwelt“ mit modernsten Geräten zu Orten aus, an denen es spuken soll. Der jüngste Einsatz führt das Team nach Spittal an der Drau. Von der Einlassdame bis zum Bürgermeister sind hier viele überzeugt, dass es im örtlichen Schloss nicht mit rechten Dingen zugeht. Eine paranormale Untersuchung soll Klarheit schaffen. Dabei sind die Jenseitsforscher, die sich nur ungern als Geisterjäger bezeichnet sehen, felsenfest von der Existenz der Spukerscheinungen überzeugt.
Épisode 148 - Lockruf der Provinz – Die neue Lust aufs Land
13 avril 2022
Die neue Heimat von Chloé Belloc und Fernando Collin-Roque ist ein kleines pittoreskes Dorf in der Nähe von Alès, am Rand der Cevennen. „Alle unsere Freunde wollen Paris verlassen. Mit dem Lockdown ist der Wunsch noch größer geworden.“ Die beiden Filmemacherinnen und Filmemacher hat es 700 km weit weg in den Süden verschlagen. Einen zusätzlichen Ansporn lieferte ihnen der erste Platz beim dortigen Wirtschaftsförderpreis. Sie wollen sich neben ihren Dokumentarfilmen ein zweites Standbein aufbauen: mit einer Pilzzucht. Arvieu ist ein 800-Seelen-Dorf in einem dünn besiedelten Landstrich in Südfrankreich. Trotzdem war es vor 20 Jahren der sehnlichste Wunsch von Vincent Benoit, nach dem Studium hierher zu ziehen und eine Genossenschaft im Multimediabereich aufzubauen. „Ich lebe hier meinen Kindheitstraum.
Épisode 149 - Schwarz unter Weißen – Rassismus als Alltagsproblem
17 avril 2022
Armand Zorn zieht als zwölfjähriger Junge mit seinen Eltern aus Kamerun nach Halle an der Saale. Als Jugendlicher macht er hier die ersten Erfahrungen mit Fremdenhass, als er mit seiner Fußballmannschaft zu Auswärtsspielen über die Dörfer in Sachsen-Anhalt fährt. Er erinnert sich, dass die Leute ihn ausgebuht haben oder Affenrufe nachgemacht haben, wenn er am Ball war. Mittlerweile lebt der 33-jährige Unternehmensberater in Frankfurt am Main und macht hier Wahlkampf, denn sein Ziel ist es, als Abgeordneter in den Deutschen Bundestag in Berlin gewählt zu werden. An ihre Zeit in der deutschen Hauptstadt erinnert sich Chloé Lopes Gomes nicht gerne zurück. Die Tänzerin wird 2018 Ballerina im Ensemble am Staatsballett Berlin, doch hier fühlt sie sich durch eine Ballettmeisterin rassistisch diskriminiert, sagt sie.
Épisode 150 - Das marode Herz von Marseille – Eine Stadt im Zerfall
20 avril 2022
Kaouther Ben Mohamed kann sich noch genau daran erinnern, wie im November 2018 die zwei Häuser im Zentrum von Marseille eingestürzt sind und acht Menschen unter sich begraben haben. Ihre Tante hat nebenan gewohnt und war stundenlang unauffindbar. Seitdem ist sie zum Sprachrohr derjenigen geworden, die hier in unwürdigen Verhältnissen wohnen. Anastasia Baik ist eine davon. An zwei Stellen ihrer Wohnung ist die Decke eingestürzt. „In der Nacht habe ich Angst, dass uns die Balken auf den Kopf stürzen“, sagt sie, „aber die Experten der Stadt meinen, es gebe Schlimmeres.“ Oder Yasmine Khelifi. Sie war schwanger, als sie vor zwei Jahren ihre einsturzgefährdete Wohnung Hals über Kopf verlassen musste. Seither wohnt sie mit ihrer Familie in einer 2-Zimmer-Wohnung in einem Aparthotel. Doch nun droht ihr die Kündigung.
Épisode 151 - Les monnaies locales pour sortir de la crise
21 avril 2022
En Catalogne, deux villes misent sur les monnaies locales pour atténuer les conséquences économiques de la pandémie. À Santa Coloma de Gramenet, cité voisine de Barcelone, l’expérience est si probante qu’il est question de verser sous cette forme une partie des salaires des fonctionnaires municipaux.
Épisode 152 - Un volontaire s’engage pour défendre l’Ukraine
24 avril 2022
Un ancien soldat de l'armée allemande part à la guerre et rejoint la Légion internationale en Ukraine. Selon le président Selenskyj, il fait partie des quelque 20.000 hommes de plus de 52 pays qui risquent leur vie pour un pays qu'ils connaissent à peine. C'est dans une ville de l'ouest de l'Ukraine qu'il s'est engagé dans la Légion étrangère.
Épisode 153 - Wenn Krebs arm macht – Überleben nach der Diagnose
25 avril 2022
Jährlich erkranken in Deutschland etwa 16.000 junge Menschen zwischen 15 und 39 Jahren an Krebs. Die meisten können mittlerweile geheilt werden – auch dank neuartiger Therapieansätze. So groß der Fortschritt, so groß sind aber aber auch die Lücken bei der finanziellen Absicherung. Viele junge Krebspatienten verlieren ihre Arbeit, ihre Wohnung, ihr Erspartes, weil die sozialstaatlichen Absicherungsmechanismen bei ihnen noch nicht ausreichend greifen. Sie fallen durchs Raster, etwa weil sie noch keine Ansprüche erworben haben. Ärzte schlagen Alarm und fordern ein Überbrückungsgeld, denn die Angst vor dem finanziellen Absturz wirkt sich verheerend auf die Genesung aus – ein Teufelskreis. (Text: arte)
Épisode 154 - Krakau ohne Krakauer – Polens neue Lust auf vegan
26 avril 2022
Der Trend zur pflanzenbasierten Ernährung in Polen ist gewaltig: In den letzten drei Jahren hat der Verkauf von Fleischersatzprodukten im Land um 480 Prozent zugenommen. Warschau bietet allein 70 rein vegane Restaurants und Hunderte weitere, die mindestens ein veganes Gericht auf ihrer Speisekarte anbieten. Die Folge: Im Ranking der veganfreundlichsten Städte der Welt liegt Warschau aktuell auf Platz sechs. Aber den Trend zum Veganismus erlebt Alicja nicht nur in den polnischen Großstädten. Sie ist nur selten zuhause in Krakau. Meist reist sie kreuz und quer durch Polen, häufig auch in die Provinz, um Kochkurse und Interviews zu geben, in Talkshows oder auf der „Veganmania“, Polens größte Vegan-Messe, aufzutreten. Ihr Ziel: Alicja will unbedingt, dass der polnische Trend zum Veganismus anhält. Dabei hatte sie eine solche Karriere nie geplant.
Épisode 155 - Mit der Kamera an die Front – Zwei Kriegsfotografinnen in der Ukraine
28 avril 2022
Die ersten Bilder des Krieges halten Johanna Maria Fritz und Mila Teshaieva in Irpin fest. Die Fotos der fliehenden Menschen, die über eine zerstörte Brücke den gleichnamigen Fluss überqueren, gehen um die Welt. Irpin wird zur Frontlini,e und die beiden Fotografinnen bringen sich in Kiew in Sicherheit. Hier treffen sie Menschen, die bleiben, so wie Maxim. Er war bis vor wenigen Wochen noch Artdirector eines Undergroundclubs, jetzt baut er Molotowcocktails. Seit sechs Jahren lebt der Russe in der Ukraine und will nun helfen, seine neue Heimat zu verteidigen. Auch wenn das bedeutet, dass er sich gegen seinen eigenen Bruder stellen muss, der als Soldat auf russischer Seite kämpft. Mit ihrem alten VW Golf bewegen sich Johanna und Mila durch die leeren Straßen der ukrainischen Hauptstadt.
Épisode 156 - Valerius’ Schützlinge – Zuflucht für Bukarests verlorene Kinder
1 mai 2022
Alexandra ist 17 und mit dem dritten Kind schwanger. Raluca ist zehn und war nie in der Schule. Marina ist auch zehn Jahre alt und hat mit ihren zwei Geschwistern kein Dach über dem Kopf. Sie alle leben im gefährlichsten Bezirk von Bukarest: Gewalt, Drogen und Prostitution ist ihr Alltag. Die meisten sind Roma. Hoffnungslose Fälle? Damit will sich Valeriu Nicolae nicht abfinden: Er ist selbst Roma, stammt aus armen Verhältnissen, hat es aber in seinem Leben geschafft. Als erfolgreicher internationaler Berater will er etwas zurückgeben: Seine Organisation „Casa Buna“, „Das Gute Haus“, bietet den ärmsten Kindern Zuflucht, Essen und vor allem Bildung. Mit vielen Freiwilligen engagiert er sich rund um die Uhr und zeigt durch sein Vorbild: Veränderung ist möglich. (Text: arte)
Épisode 157 - Abschied vom Ungeborenen – Sternenkinder und ihre Familien
3 mai 2022
Im Januar 2021 brachte Patrizia Vallera ihren Sohn Tom auf die Welt – in der 27. Schwangerschaftswoche. Es war eine Totgeburt. Tom hatte Trisomie 18, eine schwere Chromosomenstörung, bei der die meisten Kinder noch im Mutterleib sterben. Unterstützung fand Patrizia in dieser schweren Zeit bei Birgit Rutz. Sie arbeitet als Sterbe- und Trauerbegleiterin und ist selbst Mutter von fünf Sternenkindern – so heißen Babys, die noch im Bauch oder kurz nach der Geburt sterben. Birgit Rutz leitet den Verein „Hope’s Angel“, der Frauen und deren Familien bei der Trauerbewältigung hilft. In Deutschland können sich Mütter nach einer Fehlgeburt zwar krankschreiben lassen, aber es gibt keinen gesetzlichen Anspruch auf Trauerurlaub. Das Problem für die Familien ist nicht nur der Verlust eines Kindes, sondern vor allem auch der Umgang der Gesellschaft damit.
Épisode 158 - Medizin von morgen – Wenn Computer heilen helfen
4 mai 2022
An der Berliner Charité forscht Prof. Surjo Soekadar daran, wie Neurotechnologie den Alltag von gelähmten Patienten unterstützen kann – zum Beispiel durch Assistenzsysteme, die nur über die Kraft der Gedanken gelenkt werden. Hoffnung bedeutet das für Patienten wie Guido Schule oder Anne Nitzer. Die zweifache Mutter erlitt kurz nach der Geburt ihres zweiten Kindes einen Schlaganfall und kann sich seitdem weder bewegen noch sprechen, obwohl sie vollständig bei Bewusstsein ist. Am Allgemeinen Krankenhaus Wien (AKH) konnte Prof. Ursula Schmidt-Erfurth bereits ein erstes KI-basiertes Diagnoseverfahren bis zur Zulassung entwickeln. Heute forscht sie an weiteren Möglichkeiten, mit der Hilfe von KI die Diagnostik und Therapie bei einer altersbedingten Veränderung der Netzhautmitte (AMD) zu verbessern.
Épisode 159 - Windräder in der Ägäis – Streit um Griechenlands grüne Zukunft
9 mai 2022
„Windkraft ja, aber bitte woanders“ – wie überall in Europa scheint auch auf der griechischen Insel Euböa diese Haltung verbreitet: Über 600 Windräder stehen schon auf Euböa, mindestens doppelt so viele sollen hinzukommen. Der Strom dient einem ehrgeizigen Projekt der Regierung: der grünen Energiewende Griechenlands. Bis 2030 soll der Kohleausstieg vollbracht sein und der Anteil erneuerbarer Energien deutlich gesteigert werden. Doch auf Euböa formiert sich Widerstand. Für den Bergsteiger und Naturliebhaber Tasos Baltas bedeuten die Windparks viel mehr Umweltzerstörung als deren Schutz. „Die Windanlagen halten vielleicht 20 Jahre lang. Danach sind sie unbrauchbar. Dafür aber wurden ganze Bergspitzen abgeflacht, Wälder abgeholzt, historische, archäologische Stätten in Beton eingegossen. Und wer daran verdient sind ein paar große Konzerne.
Épisode 160 - Doktor Olga in der Taiga – Post und Pillen für Sibirien
12 mai 2022
Es braucht zwei Olgas für ein glückliches Dorf. Und Ust-Talma in der Taiga ist solch ein Dorf. Die eine Olga bringt die Post, Rente und den Klatsch, die andere sorgt für die Gesundheit der Bewohner. Der jungen ausgebildete „Landärztin“ Olga machen jedoch Armut und die Widrigkeiten des Landlebens zu schaffen. Zum Glück steht ihr Postbotin Olga hilfreich zur Seite… (Text: arte)
Épisode 161 - Ackern, Kämpfen, Helfen – Bauern zwischen Krieg und Frieden
12 mai 2022
Andrij, Betriebsleiter eines großen Milchviehbetriebs bei Cherson, hat gerade noch seinen 15-jährigen Sohn aus dem Kampfgebiet evakuieren können. Die Kühe auf seinem Hof melken sie noch, doch Saatgut und Diesel für die Traktoren fehlen, und die Angst vor Streumunition auf den Feldern ist groß. Biobauer Martin hat Frauen und Kinder von seinem Hof in der Ukraine zu sich nach Franken geholt. Täglich sind er und die Geflüchteten mit den gebliebenen Verwandten und Freunden in Kontakt. Wie überstehen seine Mitarbeiter die Bombenangriffe ganz nah am Hof? Wie können sie die fehlenden Landarbeiter, die zum Militär eingezogen wurden, ersetzen? Werden sie genügend Saatgut erhalten, um das Land zu bestellen? Zur akuten Sorge um die Menschen in der Ukraine kommt in der EU die Verantwortung für die Versorgungssicherheit mit Getreide.
Épisode 162 - Mit Körper und Köpfchen – Ganzheitlich gesünder sein
13 mai 2022
Während unsere Urahninnen und Urahnen tagtäglich ihre Koordination und Bewegung trainieren konnten, sind nach Erkenntnissen der WHO heute 80 Prozent der Kinder zu passiv. Dadurch entwickeln sie auch wichtige kognitive Fähigkeiten nicht richtig. Die Bremer Ronzelen Schule hat mit Harald Wolf ein Projekt eingeführt, das die frühzeitige Degeneration bei Kindern verhindern soll. Hier dürfen sie nämlich während des Unterrichts auf Ergometern Radfahren. Wie auch erwachsene Menschen ihre naturgegebenen Fähigkeiten zurückerlangen können, bringt Heike Tharun einer Gruppe von Frauen bei. Bei ihren Wanderschulungen lernen die Teilnehmerinnen, wie sie ihren Orientierungssinn trainieren können. „Wenn du in der Stadt aufgewachsen bist oder halt nie was machen durftest alleine, dann hast du die Orientierungsfähigkeit noch nicht so entwickelt.
Épisode 163 - Flucht vor Putin – Russen in Georgien
16 mai 2022
Für viele Russen ist Georgien ein Zufluchtsort, um der Gewalt des Staates oder den westlichen Sanktionen zu entkommen. Unter den Georgiern wächst indessen die Besorgnis, dass Tausende von russischen Bürgern darüber nachdenken, nach Georgien umzusiedeln. Viele Georgier fordern von der Regierung, ein strenges Visaregime für Russen einzuführen – zwischen der „Flucht vor dem Diktator“ und der „Flucht vor Sanktionsbeschwerden“ zu unterschieden. Quasi nur mit dem Handy in der Hosentasche musste Artyom Petukhov, der Organisator einer Anti-Kriegsdemonstration, vor dem Putin-Regime flüchten. Bei Egor Kuroptev, einem Exilrussen, der seit über zehn Jahren in Georgien lebt, fand er Unterstützung. Tanja aus Moskau ist keine Aktivistin, möchte jedoch ihren vier Kindern in Georgien eine Zukunft bieten und schlägt sich auf eigene Faust durch.
Épisode 164 - Agnes und Amir – WG mit einer 101-Jährigen
17 mai 2022
Eigentlich suchte Amir Farahani nur eine Wohnung, als er auf eine Anzeige im Internet stieß: „Mietfrei wohnen gegen Gesellschaft für unsere Omi.“ Der junge Mann aus dem Iran macht derzeit eine Ausbildung zur Pflegefachkraft in Berlin. Er stellte sich vor, genau an Agnes Jeschkes 101. Geburtstag. Es war Liebe auf den ersten Blick. Amir setzte sich gegen 22 Bewerberinnen durch und zog kurz darauf ein. Es ist eine sehr besondere Wohngemeinschaft, anders als die Alt-Jung-WG’s, die es schon länger gibt. Der 28-jährige Azubi wohnt im Wohnzimmer und schläft dort auf dem Sofa. Er möchte nichts verändern, damit die 101-jährige Agnes sich weiter in ihrer Wohnung zurechtfindet. Amir kümmert sich um sie, wenn er zuhause ist, schmiert Brote, hilft beim Anziehen und Zähneputzen.
Épisode 165 - Gesundheit für alle – Mehr als Medizin
19 mai 2022
Im Berliner Stadtteil Neukölln eröffnet ein Gesundheitszentrum, wie es so in Deutschland noch nicht gibt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Einrichtung wollen herausfinden, was ihre Patientinnen und patienten wirklich krank macht und daran nachhaltig etwas ändern. Hier sollen nicht nur Krankheitssymptome behandelt, sondern die gesamte Lebenssituation ihrer Patientinnen und Patienten in den Blick genommen werden. Denn unsere Gesundheit hängt maßgeblich von den sozialen Verhältnissen ab, in denen wir leben. Zahlreiche Studien zeigen: Wer arm ist, ist häufiger krank und lebt kürzer. Elisabeth Lange ist Sozialarbeiterin und Eva Weirich Krankenschwester und seit kurzem Gesundheitswissenschaftlerin. Sie sind zwei von 25 Leuten, die zum Gesundheitskollektiv Berlin gehören.
Épisode 166 - Brexit ja, Zukunft nein – Der Frust der britischen Fischer
20 mai 2022
Der Fischer Darren Kenyon aus Grimsby hatte den Versprechen der Initianten der Leave-Kampagne geglaubt und wie 70 Prozent der Menschen im armen Nordosten Englands für den EU-Austritt gestimmt. Damit sollte mehr Kontrolle über die Fanggründe vor der eigenen Küste erlangt werden. Doch ein Jahr nach dem Brexit fühlen sich die einstigen Befürworter von Premierminister Boris Johnson betrogen. (Text: arte)
Épisode 167 - Kabeljauzungen-Schneider – Traditionsjob für die Kinder der Lofoten
23 mai 2022
Etwa 80 Prozent ihres Jahreseinkommens verdienen die Fischer und Fischerinnen auf den Lofoten in nur drei Monaten mit dem Fang von Skrei, dem norwegischen Winterkabeljau. Kein Wunder, dass es in Norwegen heißt, wer nach Fisch riecht, riecht nach Geld. Die Region ist abhängig von Skrei – nicht nur ökonomisch, sondern auch touristisch und kulturell. Zu Ehren des schuppigen Wirbeltiers aus der Familie der Dorsche findet im Fischerdorf Myre regelmäßig das Vesterålen Skreifestival statt. Dieses Jahr bringt eine Woche Sturm die Vorbereitungen für das Spektakel kurz ins Wanken, doch dann bringt Kapitän Preben Meland mit seinem Fischkutter Morgenstjerne Nachschub für die Fischfabriken und das Festival.
Épisode 168 - Heimatlos und ungeliebt – Syrische Flüchtlinge in der Türkei
25 mai 2022
Etwa 3,6 Millionen Syrerinnen und Syrer sind seit Beginn des Bürgerkriegs in die Türkei geflohen. Kein Land der Welt beherbergt derzeit so viele Flüchtlinge. Viele haben sich inzwischen gut integriert, arbeiten und leben in türkischen Großstädten. Andere verdienen sich ihr Auskommen als Landarbeiter und hausen in Hütten oder Zelten. Präsident Erdogan inszenierte sich jahrelang als Schutzherr der Muslime und nahm syrische Frauen, Kinder und Männer bereitwillig auf. Die türkische Bevölkerung steht jedoch im Zuge der Wirtschaftskrise den Flüchtlingen inzwischen zunehmend skeptisch gegenüber. „Re:“ begleitet eine in Istanbul arbeitende syrische Krankenschwester und einen an der türkisch-syrischen Grenze lebenden Landwirt mehrere Monate bei ihren täglichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen als Flüchtlinge in der Türkei.
Épisode 169 - Insekten à la Carte – Frankreichs Nouvelle Cuisine
26 mai 2022
Die Firma Micronutris in Toulouse ist heute einer der führenden Anbieter von Insekten als Lebensmittel in Europa. In riesigen Hallen züchten sie die Krabbeltiere in Hochregalen, in ihrer Probeküche entwickeln sie neue Rezepte für Köchinnen und Köche sowie Verbraucherinnen und Verbraucher, und ihre Marketingabteilung designt die Konzepte von der Ernährung für morgen. Schon heute genießen manche Französinnen und Franzosen Insekten à la carte: Das kleine Restaurant „Le Festin Nu“ in Paris serviert Grillen, Skorpione, Würmer, Grillen, Wanzen oder auch Heuschrecken zu Chicorée oder eingelegten Paprikaschoten… Guten Appetit! (Text: arte)
Épisode 170 - Vielfalt leben – Schluss mit Vorurteilen
27 mai 2022
Die Dragqueen Veuve Noir besucht Neuntklässlerinnen und -klässler der Gemeinschaftsschule in Neumünster. Als homosexueller Mann, der sich gerne als Frau zurechtmacht, stellt sich Veuve ihren Fragen. Gemeinsam mit Olivia Jones hat sie das Projekt „Olivia macht Schule“ ins Leben gerufen. Ziel ist es, nicht nur Vorurteile gegenüber Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Orientierungen abzubauen, sondern sie gar nicht erst entstehen zu lassen. Dafür geht sie in Schulen und spricht mit den Kindern. Auch Geflüchtete haben häufig mit Verurteilung zu kämpfen und werden in ihrer neuen Heimat oftmals nicht genug gefördert. Doch die aus Syrien stammende Chocolatiers-Familie Hadad wurde nach ihrer Flucht in Kanada aufgenommen und konnte dort in kürzester Zeit in ihrem neuen Heimatstädtchen Antigonish eine neue Schokoladenfirma gründen.
Épisode 171 - Born Into War – A Surrogate Child in Kyiv
30 mai 2022
German-couple Eva and Reza want to get their son out of Kyiv where he was born through a surrogate mother just one day after the war began. Since then, he has been living in an air raid shelter with 30 other babies. Eva and Reza are about to embark on the most dangerous journey of their lives to get their son back to safety in Germany.
Épisode 172 - Culture in Wartime – Lviv's Opera House Reopens
1 juin 2022
In Lviv in western Ukraine, the Russian invasion had forced the country's second largest opera house to close. But after a month of closure, director Vasyl Vovkun decided to reopen the cultural institution to allow the artists to rehearse and perform despite the risks.
Épisode 173 - Putins langer Schatten – Kampf gegen Serbiens gelenkte Demokratie
2 juin 2022
Dragana Rakic will bei der Wahl am 3. April für die oppositionelle Demokratische Partei ins serbische Parlament einziehen. Sie hat genug vom Klima der Angst in ihrem Land. Als Kommunalpolitikerin wurden sie und andere Kolleginnen von Mitgliedern der regierenden nationalpopulistischen SNS regelmäßig beleidigt. Andere Oppositionspolitikerinnen und -politiker wurden physisch bedroht und eingeschüchtert. Falschmeldungen zum Ukraine-Krieg und Verleumdungskampagnen in regierungsnahen Boulevardmedien beschäftigen auch die Journalistinnen und Journalisten der investigativen Online-Plattform KRIK wie Vesna Radojević: Sie recherchieren Korruptionsfälle, die bis in die Regierungsspitze reichen und werden dafür immer wieder angefeindet. Im Gegensatz zu den meisten großen Medienhäusern ist die KRIK-Redaktion unabhängig finanziert.
Épisode 174 - Spaniens Lithium-Schatz – Fluch oder Segen?
3 juin 2022
Ohne Lithium können Elektroautos nicht fahren, doch der geplante Abbau des Rohstoffs ruft auf der Iberischen Halbinsel Unmut hervor. Die Bürger der Stadt Cáceres kämpfen gegen eine Energiegesellschaft. (Text: arte)
Épisode 175 - Mein Hund is(s)t vegan! Fleischlose Tiernahrung
6 juin 2022
Vegan liegt im Trend. Nicht nur bei Menschen. Immer mehr Hundehalter:innen ernähren auch ihre Vierbeiner fleischlos. Das passt prima zum Zeitgeist und ist gut fürs Klima. Aber ist es auch artgerecht?
Épisode 176 - Schluss mit Torf – Irlands Ausstieg aus dem Torfabbau
9 juin 2022
In der Gemeinde Carbury wird der Torf im Sommer gestochen, anschließend getrocknet und im Winter verheizt. Ciaran Duggan und Shane Hynan gehören zu einer Kooperative aus knapp 100 Familien, die weiterhin das Recht haben, Torf für den Eigenbedarf abzubauen. Das Heizen mit Torf hat hier eine lange Tradition. Während in ganz Europa die Heizkosten steigen, gilt Torf als billiger Rohstoff und hat lange die Energie-Unabhängigkeit der Region gesichert. Der Abschied vom Torf fällt besonders den Älteren schwer, denn das Umrüsten der Häuser ist aufwendig und kostet viel Geld. Imelda Goldsboro ist Energieberaterin und hilft Familien bei der Umrüstung auf alternative Heizsysteme wie Wärmepumpen. Sie betreut bis zu 50 Renovierungen im Jahr, die teilweise von der EU finanziell gefördert werden.
Épisode 177 - Essen für alle – Wie wir in Zukunft satt werden
10 juin 2022
Maximaler Ertrag auf minimaler Fläche, dazu noch ressourcenschonend – das verspricht die „Vertical Farm“, die Anders Riemann in Kopenhagen betreibt. In Riemanns klimaneutraler Indoor-Farm wächst Gemüse auf 14 Etagen. 800 Kilogramm Salat werden hier pro Woche geerntet. Dieses Gegenmodell zur konventionellen Landwirtschaft stellt für Riemann eine große Zukunftschance dar: „Gerade Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben uns gezeigt, wie verwundbar unsere Lieferketten in der Lebensmittelproduktion sind. Wir brauchen Lebensmittelproduktionen direkt vor Ort in den Städten, als Teil der Infrastruktur.“ Ute Grauwinkel von „Superfood Sachsen-Anhalt“ erforscht, welche Pflanzen im Osten Deutschlands neu angebaut werden könnten, um den geänderten klimatischen Bedingungen zu begegnen und unabhängiger von Langstreckenimporten zu werden.
Épisode 178 - Krabbenfischer mit Gegenwind – Ein Berufsstand kämpft ums Überleben
13 juin 2022
Der Jungfischer Mike Maalstedt ist verzweifelt, weil er seinen Betrieb im Dorf Spieka-Neufeld bei Bremerhaven kaum mehr halten kann. Alle seine Krabbenfischerkollegen an der deutschen Nordseeküste stecken in einer tiefen wirtschaftlichen Krise, weil die Preise für Nordseekrabben gerade auch während der Corona-Zeit stetig gefallen sind. Nun steigen auch noch die Dieselpreise. Sein Kollege Olaf kämpft ebenfalls gegen den Untergang seines Berufstands, engagiert sich in der Erzeugergemeinschaft und versucht, die Lage der deutschen Krabbenfischer gegenüber der mächtigen Konkurrenz der niederländischen Fischer zu verbessern, die mit größeren Schiffen höhere Fangquoten erreichen.
Épisode 179 - Face à la menace russe, les Preppers se mobilisent
14 juin 2022
La Suède vit depuis longtemps dans la peur d’une invasion russe. L’annexion de la Crimée en 2014 et, bien sûr, l’agression contre l’Ukraine, n’ont fait que renforcer ces craintes. Le gouvernement prépare donc la population au pire et souhaite que les Suédoises et les Suédois apprennent des techniques inspirées des survivalistes.
Épisode 180 - Zwischen Lager und Ausreise – Ukrainische Kriegsflüchtlinge in Russland
15 juin 2022
Aus dem stark umkämpften Donbass ist die Ausreise besonders schwierig. Familie Kulikow stammt aus Mariupol. Nur durch einen Fluchtkorridor konnten sie die inzwischen weitgehend zerstörte Hafenstadt verlassen. Ihre Wohnung, alles mussten sie zurücklassen. Nach Tagen auf der Flucht werden sie von den russischen Behörden nach Pensa gebracht. Eine Stadt in der russischen Provinz. 700 Kilometer östlich von Moskau, 1200 Kilometer entfernt von ihrer ukrainischen Heimat. Dort leben sie in einem Flüchtlingslager. Man stellt ihnen das Nötigste: ein einfaches Bett, karge Mahlzeiten. So wie Familie Kulikow geht es vielen geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern. Rund 730.000 landeten in Russland. Ein großer Teil von ihnen will schnellstmöglich wieder weg. Ihr Ziel: Europa, die EU. Doch dorthin zu gelangen, gleicht einer weiteren Flucht. Sie sind auf freiwillige Helfer angewiesen, die in der derzeitigen Situation selbst ihre Sicherheit aufs Spiel setzen. Denn Russland führt nicht nur einen Krieg in
Épisode 181 - Trucker unter Druck – Preiskampf auf der Autobahn
16 juin 2022
Der Rumäne Marius Balacenoiu hat in Frankreich Chemikalien geladen und fährt damit 1.800 Kilometer durch Europa bis nach Rumänien. Die Tour ist geprägt von engen Zeitplänen, Ärger mit dem Arbeitgeber und Geldmangel. Es ist, so sagt Marius Balacenoiu, „die schlimmste Tour“, die er je gefahren ist. Gerade osteuropäische Trucker arbeiten unter schwierigen Bedingungen. Stanislava Rupp-Bulling vom Gewerkschafts-Projekt „Faire Mobilität“ hat in den letzten Jahren Hunderte von ihnen beraten. Viele kennen ihre Rechte nicht. Wenn sie zum Beispiel im Ausland unterwegs sind, steht ihnen für diese Zeit der örtliche Mindestlohn zu. Der ist in Deutschland oder Frankreich höher als in Osteuropa. Mindestlöhne, Lenk- und Ruhezeiten, Kabinenschlafverbote – längst gibt es unzählige neue EU-Regeln, die die Situation in der Lkw-Branche verbessern sollen. Doch die Kontrolleure kommen gegen die schiere Masse an Lkw kaum an. 2020 gab es allein in Deutschland über 455 Millionen Lkw-Fahrten. Dabei sind Kontroll
Épisode 182 - Zerreißprobe Ukrainekrieg – Russlanddeutsche und der Ukrainekrieg
17 juin 2022
Seit dem 24. Februar geht ein Riss durch die russlanddeutsche Community. In Würzburg Heuchelhof, einem Stadtteil, in dem viele Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion wohnen, hat dieser Riss Gestalt angenommen: Eine Kirche wurde mit fünf teils riesigen „Z“-Symbolen beschmiert. Ein Schock – und zugleich ein Weckruf. Engagierte Anwohnerinnen und Anwohner wollen sich nun verstärkt für den inneren Frieden in ihrem Viertel einsetzen. Denis Bartuschkin ist einer von ihnen. Er stammt aus Kasachstan und kam im Alter von 21 Jahren nach Bayern. Seine eigenen Erfahrungen als Spätaussiedler motivierten ihn dazu, Kindern im Viertel über den Sport ein positives Selbstbild zu vermitteln. Denn so sehr sich auch die Ansichten je nach Herkunft und Biografie unterscheiden, eins haben sie gemeinsam: Sie haben mit Vorurteilen zu kämpfen.
Épisode 1 - Neustart nach der Flut – Nadine und Dirk geben nicht auf
15 août 2022
Innerhalb von 24 Stunden fallen 100 Liter Regen pro Quadratmeter, und das kleine Flüsschen Ahr reißt Autos, Häuser und Bäume mit sich. Dirk und Nadine Heuer haben in der Flutnacht alles verloren: ihr Wohnhaus mit dem Malerbetrieb, Fahrzeuge, Erinnerungen. Ihr Traumhaus hatte Dirk selbst gebaut. Gerade mal ein Jahr hat die Familie dort gewohnt. Die Heuers haben Glück. Sie kommen in einer kleinen 2-Zimmer-Ferienwohnung unter. Von hier aus bauen sie ihr Leben wieder auf. Dirk und seine Ehefrau Nadine beschließen weiterzumachen, auch wenn das schwierig wird. Ursprünglich war der Malerbetrieb auf filigrane Malertechniken spezialisiert: Veredlung von Wänden mit besonderen Techniken und Materialien. Nach der Katastrophe werden die feinen Pinsel erstmal gegen Fräse und Bohrhammer getauscht, denn Dirk Heuer will mit seinem Team im Ahrtal beim Wiederaufbau mitwirken. „Re:“ begleitet Dirk und Nadine Heuer ein Jahr lang beim privaten und beruflichen Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe.
Épisode 2 - Barcelonas Bürgerpatrouille – Anwohner machen Jagd auf Diebe
17 août 2022
In einer Woche mehr als 600 Diebstähle in der Altstadt: Mit dem Beginn der Touristensaison versinkt Barcelona wieder in Kriminalität. Eliana Guerrera, gebürtige Kolumbianerin aus Medellin, will das nicht mehr hinnehmen. Sie ist die „Königin“ der Bürgerpatrouille von Barcelona. So nennen sie ihre Mitstreiter der „Patrulla BCN“. Gemeinsam streifen sie durch die U-Bahn-Stationen der beliebtesten Stadtviertel. Um Touristen vor Taschendieben zu warnen, aber auch um Straftäter auf frischer Tat zu ertappen. Mit der Pandemie war damit erst einmal Schluss. Keine Touristen – keine Opfer. Doch mit der Rückkehr der Gäste kommen auch die Kriminellen zurück. So streifen Eliana und ihre „Patrulleros“ nun wieder täglich durch die Gassen Barcelonas. Manchmal bis zu sieben Stunden am Stück.
Épisode 3 - Streit um Stonehenge – König Artus und der Autotunnel
18 août 2022
Für Arthur Uther Pendragon ist das Göttliche in der Natur allgegenwärtig. Der 68-Jährige ist ein moderner Druide – und ein König. Denn Arthur Uther Pendragon, der früher einmal John Timothy Rothwell hieß, sagt von sich, er sei die Reinkarnation des sagenumwobenen König Artus. König Artus hat einiges zu tun diese Tage, denn die über 5000 Jahre alte Steinkreisanlage, UNESCO-Weltkulturerbestätte, und Heiligtum jedes modernen Druiden, soll zur Baustelle werden. Da sich auf der angrenzenden zweispurigen Schnellstraße A303 und deren Kreuzungen oft lange Staus bilden, soll hier für 1,7 Milliarden Pfund ein etwa drei Kilometer langer vierspuriger Tunnel gebaut werden. Das will König Artus zusammen mit britischen Archäologinnen uns Archäologen unbedingt verhindern. Sie glauben, der Tunnelbau würde den heidnischen Wallfahrtsort tiefgreifend verändern.
Épisode 4 - Bornholm lebt grün: Eine Insel als Vorbild für Europa
19 août 2022
Trine Richter, Mads Boss und Klaus Vesløv sind nur einige von denen, die sich vor 20 Jahren zusammengesetzt haben, um ihre Insel zu verändern. Die dänische Ostseeinsel Bornholm litt unter Abwanderung, steigender Arbeitslosigkeit und fehlendem Wirtschaftswachstum. Eine Umfrage unter den verbliebenen knapp 40.000 Bewohnern ergab, dass viele mit Fokus auf die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz eine Chance sehen, Bornholm wiederzubeleben. Und so entwickelten sie einen Plan, wie Bornholm nachhaltig werden kann – und zwar in allen Bereichen: Elektrizität, Verkehr, Wärme, Ernährung, Bauen. Alle Projekte, die wieder Wachstum generieren sollen, haben nun Nachhaltigkeit als Grundlage. 100 Prozent erneuerbare Energien, modernste Baustoffe aus recycelten Materialien und Lebensmittel aus der regionalen Landwirtschaft – hier versuchen sie, es in der Praxis umzusetzen.
Épisode 5 - Das Ende der Neutralität – Finnland vor dem NATO-Beitritt
16 août 2022
Noch vor gerade mal einem halben Jahr galt es in Finnland als Tabu, von einem Ende der militärischen Neutralität auch nur zu sprechen. Der Überfall Russlands auf die Ukraine hat diese nationale Überzeugung nicht nur ins Wanken gebracht, sondern ins Gegenteil verkehrt: Drei Viertel aller Finnen und Finninnen wollen in die NATO, genau wie der Chef des Reservistenverbands, Ilpo Pohjola. Der Film erzählt von einer radikal veränderten sicherheitspolitischen Ausrichtung des Landes, aber auch von der pazifistischen, jugendlichen Minderheit, die jede Art von Gewalt ablehnt. Dazu gehören Vili Nurmi und seine Mitstreiter und Mitstreiterinnen. Vili leistet seinen Zivildienst in Helsinki und organisiert Demonstrationen gegen die NATO, der er Kriegstreiberei vorwirft.
Épisode 6 - Eintrittsgeld fürs Mittelmeer – Streit um Italiens Strände
22 août 2022
Seit 1957 betreibt die Familie von Mario Morra bereits ein traditionelles Strandbad in Neapel. Bald muss er sich – wie die anderen etwa 30.000 italienischen Strandbetreiber – neu um eine Konzession bewerben. Bislang wurde sie einfach immer wieder verlängert, jahrzehntelang. Während Morra sein Geschäft in Gefahr sieht, überlegt Anwohner Mario Avoletto, wie er überhaupt ans Meer kommen soll. De facto werden in Italien seit Jahrzehnten öffentliche Strände privatisiert. Wer baden will, muss zahlen oder muss mit kleinen, oft schattigen, Fleckchen am Ende des Strandabschnitts vorliebnehmen. Auch Bürgeraktivist Paolo Casale klagt, dass viele Strandbetreiber zudem gar nicht mehr ihrem Kerngeschäft nachgehen. Hochzeiten und Partys am Meer – das bringt mehr ein als das Vermieten von klapprigen Sonnenliegen.
Épisode 7 - Cannabis für alle – Deutschland auf dem Weg zur Legalisierung
23 août 2022
Es ist ein spektakuläres Projekt der Bundesregierung: Cannabis soll legalisiert werden. Das beschert Startup-Unternehmern grasgrüne Zukunftsträume und Lobbyisten volle Terminkalender – hinter den Kulissen steckt die Branche die Claims für einen Multi-Milliarden Markt ab. Doch der Weg zur Freigabe als Genussmittel hält noch manche Herausforderung bereit… (Text: arte)
Épisode 8 - Schwangere unter Druck – Der Streit um Abtreibungen
24 août 2022
Wer in Bayern abtreiben möchte, muss lange Wege auf sich nehmen. Ungewollt Schwangere müssen oft mehrere hundert Kilometer weit fahren, um Hilfe zu finden. Denn die Versorgungslage ist schlecht, seit immer weniger Ärztinnen und Ärzte Schwangerschaftsabbrüche durchführen. Dagegen kämpfen drei junge Aktivistinnen der Pro Choice Bewegung in Passau. Mit Protestaktionen und einer Petition wollen sie im Stadtrat die Abtreibungsgegner und -gegnerinnen umstimmen. Die Parteien im Stadtrat sollen sich dafür einsetzen, dass am Klinikum Passau Abtreibungen nach der Beratungsregelung durchgeführt werden können. Denn zurzeit gibt es nur eine Ärztin in ganz Niederbayern, die Abtreibungen durchführt. Weil es so schwierig ist, Hilfe zu finden, fahren noch immer Frauen aus Deutschland für einen Abbruch in die Niederlande.
Épisode 9 - Grigny – Der beste Bürgermeister der Welt
25 août 2022
Im September 2021 wurde der Franzose Philippe Rio zum weltbesten Bürgermeister gewählt. Der Lokalpolitiker steht einer der ärmsten Städte Frankreichs vor, dem 30 Kilometer südlich von Paris gelegenen Grigny. (Text: arte)
Épisode 10 - Das Schweigen der Kirche – Sexueller Missbrauch in Spanien
26 août 2022
In Frankreich geht eine Untersuchungskommission von mehreren Hunderttausend Opfern aus, in Deutschland werden die Zahlen ähnlich hoch geschätzt. In Spanien waren noch vor vier Jahren offiziell 34 Fälle von sexuellem Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche bekannt. Als die Zeitung „El Pais“ damals über das Thema zu berichten begann, meldeten sich immer mehr Opfer, inzwischen sind es 1.300. Enrique Pérez Guerra kämpft bis heute mit den Folgen des Missbrauchs. Als dieser nach Jahren bekannt wurde, wurde der Priester versetzt, das Verbrechen vertuscht. Enrique ist heute Sozialarbeiter, auch beruflich hat er immer wieder mit sexuellem Missbrauch zu tun, mit Opfern und mit Tätern. Erst durch ein Buch, das er schrieb, konnte er sich von dem Trauma einigermaßen befreien.
Épisode 11 - Sterneküche statt Sozialamt – Neustart für Frauen in Frankreich
29 août 2022
Die gebürtige Marokkanerin Hayat ist alleinerziehende Mutter von fünf Kindern und hat nur wenige Jahre eine Schule besucht. Ikrame aus Algerien, lebt nach einer gescheiterten Ehe in einem Frauenhaus. Fanta kam vor 6 Jahren von der Elfenbeinküste nach Paris und möchte ihre Töchter nachholen. Alle drei Frauen haben auf dem französischen Arbeitsmarkt so gut wie keine Chance. Doch alle drei teilen eine Leidenschaft: das Kochen. Das Programm „Des étoiles et des femmes“ („Von Sternen und Frauen“) bietet jährlich rund 150 Frauen aus benachteiligten Verhältnissen einen Ausbildungsplatz in der Spitzengastronomie. Hayat, Ikrame und Fanta haben drei der begehrten Ausbildungsplätze ergattert und gehen bei Sterneköchen in Paris und Lyon in die Lehre.
Épisode 12 - Die Corona-Auswanderer – Eine neue Heimat in Bulgarien
30 août 2022
Bulgarien war jahrelang als Land bekannt, aus dem die Menschen abwanderten. Millionen Bulgaren verließen ihre Heimat auf der Suche nach höheren Löhnen und einer besseren Zukunft in Richtung Ausland. 1990 lebten noch rund neun Millionen Menschen im Land, heute sind es nur noch etwa 6,5 Millionen. Doch seit der Pandemie ist ein umgekehrter Trend sichtbar. Denn auf einmal zieht es Corona-Skeptiker aus aller Welt hierher. Bulgarien lockt nicht nur mit laxen Corona-Regeln, sondern auch mit günstigen Lebenshaltungskosten und niedrigen Steuern. Familie Van der Sluis aus den Niederlanden hat bereits in den USA, Spanien und Israel gelebt. Nun ist Sofia ihr neues Zuhause. Tochter Evia geht auf eine spanische Schule mit internationalen Mitschülern, Papa Yuri arbeitet im hippen Co-Working an internationalen Projekten, und Mutter Emily ist Immobilienmaklerin.
Épisode 13 - Schwimmen gegen Plastikmüll – 2.700 Kilometer donauabwärts
31 août 2022
Andreas Fath warb mit einer Aktion für den Gewässerschutz: Der Wissenschaftler stieg in Ulm in die Donau, um 2700 Kilometer bis ans Schwarze Meer zu schwimmen und dabei Proben von Mikroplastik zu sammeln. (Text: arte)
Épisode 14 - Grönlands Eisbärpatrouille – Die Arktis im Klimawandel
2 septembre 2022
Das Dorf Ittoqqortoormiit an der Ostküste Grönlands hat mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen. Immer häufiger verirren sich Eisbären hierher. Da die Eisbären Eis benötigen, um zu den Robben zu gelangen, ihrer bevorzugten Beute, das Eis aber immer später im Jahr zufriert, ziehen sie hungrig die Küste entlang. Die Menschen hier ernähren sich und ihre Hunde ebenfalls von Robbenfleisch. Nicht selten tauchen die Raubtiere deshalb plötzlich auf dem Kinderspielplatz oder der Müllkippe des Ortes auf. Um die Menschen und die Bären zu schützen, gibt es seit acht Jahren die Eisbärpatrouille. (Text: arte)
Épisode 15 - Freiwillig gegen die Feuer – Die Waldschützer von Chios
5 septembre 2022
„In zwölf Minuten war ich kürzlich in dem abgelegenen Bergdorf, in dem ein Feuer ausgebrochen war“, erzählt Giorgos Peristeris stolz. Zu viert haben sie den Brand in Schach gehalten, bis nach einer Stunde Verstärkung kam. Die „richtige“ Feuerwehr war noch später dort. Giorgos Peristeris und seine Frau Marianna engagieren sich in der Freiwlligengruppe Omikron, die seit über 20 Jahren auf Chios gegen die Feuer kämpft. In der abgelegenen Gegend, in der sie auf der Insel leben, gibt es keinen Feuerwehr-Stützpunkt. Deshalb sind sie selbst aktiv geworden. Nicht nur beim Löschen, sondern auch für Brand-Prävention und für den Schutz der Wälder. Sie sind sich einig: Eine Katastrophe wie vor 10 Jahren, bei der große Teile der Insel verbrannten, darf sich niemals wiederholen. Dafür geben sie und die anderen Omikron-Mitglieder alles – ehrenamtlich. (Text: arte)
Épisode 16 - Brot für das Volk – Die Türkei in der Lebensmittelkrise
7 septembre 2022
Die Istanbulerin Çiçek Yiğit macht im Moment vor allem eines – Schulden. Die dreifache Mutter und ihr Mann gehören zur Istanbuler Mittelschicht. Früher lebten sie gut mit dem Verkauf von Damenbekleidung. Doch mit der Inflation sind die Verkäufe eingebrochen. Ohne Einnahmen werden für die Familie selbst Miete und das tägliche Brot zu teuer. Sie sind auf staatlich subventioniertes Brot Halk Ekmek angewiesen, übersetzt: Volksbrot. Sie sind nicht die einzigen: die Schlangen vor den Verkaufsständen werden immer länger. Eigentlich produziert die Türkei 20 Mio. Tonnen Weizen jährlich selbst. Doch der Ertrag nimmt seit Jahren ab. Im Hinterland der Schwarzmeerküste baut Landwirt Sadik Turan Weizen an. Obwohl der so heiß begehrt ist, sind seine Aussichten dieses Jahr düster. Weil sich der Preis für Dünger vervierfacht hat, konnte Turan in den letzten Monaten kaum düngen. Zudem explodiert der Diesel-Preis und eine Dürre im letzten Jahr hat viele Bauern in den Ruin getrieben. Nun hofft Turan auf R
Épisode 17 - Mit Bäumen gegen die Dürre – Wie Agroforstwirtschaft unsere Felder schützt
8 septembre 2022
In Frankreich weiß man dank der Arbeit des Agrarwissenschaftlers Christian Dupraz bereits sehr viel über Agroforst. Auf seinem Versuchsfeld fährt der Bauer inzwischen bessere Ernten ein als auf den Vergleichsfeldern ohne Bäume. Im Languedoc, dem größten Weinanbaugebiet Frankreichs, setzen nun auch ein Winzer Bäume zwischen die Rebstöcke, damit die Trauben nicht schon im August reifen. Auch in Deutschland erkennen immer mehr Landwirte die Vorteile – wenngleich es sich für manche fast wie ein Rückschritt anfühlt, wieder wie früher Hecken in die Äcker zu pflanzen. Hatte man sie doch gerodet um effektiver mit den großen Landmaschinen arbeiten zu können. Eine Gruppe schwäbischer Bauern reist zum Ortstermin nach Frankreich. Zusammen mit ihrem Verpächter wollen sie die Umwandlung ihrer Äcker in widerstandsfähige Agroforstsysteme planen.
Épisode 18 - Gleich und gerecht – Wie die Welt für alle passt
9 septembre 2022
Crash-Simulatoren, Spielplätze oder medizinische Diagnosen – selbst scheinbar geschlechtsneutrale Bereiche unserer Gesellschaft sind von der männlichen Perspektive geprägt, machen das Leben für Frauen mühsam oder gar gefährlich. Das soll sich ändern. Eva Kail gestaltet in Wien die Blaupause einer Stadt für alle – angepasst an die sich ändernden Bedürfnisse von Familien. Sie drängt darauf, dass Spielplätze auch Mädchen Spaß machen, Grünanlagen dem Sicherheitsbedürfnis von Frauen entsprechen, Co-Working-Spaces Eltern die Berufstätigkeit erleichtern. Dabei geht es ihr nicht speziell um Frauenförderung. Ihre Arbeit soll das Leben für alle verbessern. Auch Astrid Linder und Lotta Jakobsson sind Pionierinnen auf diesem Feld. Gemeinsam erarbeiten sie Crashtests, die Autos für Frauen sicherer machen, und retten damit Leben.
Épisode 19 - Alarm am Atlantik – Hochsaison für Lebensretter
12 septembre 2022
Schnelle Wetterumschwünge, gefährliche Strömungen, extremer Wellengang und scharfe Felsen machen die französische Atlantikküste zu einer unzähmbaren Naturgewalt, die trotz aller Anstrengungen jedes Jahr Dutzende Menschenleben fordert. Um die Gefahr zu minimieren, geben die lokalen Rettungskräfte täglich alles; besonders im Hochsommer, wenn die kleinen Orte entlang der Küste ein Vielfaches ihrer Einwohnerzahl beherbergen. Am Stadtstrand der beliebten Küstenstadt Biarritz wacht die junge Rettungsschwimmerin Oiana Trillo in ihren Semesterferien über die Badezone. Die 19-Jährige ist in Biarritz aufgewachsen, kennt den Tourismus-Boom der Region und weiß: viele unterschätzen die Tücken des Atlantiks. „Wir retten oft Menschen, für die das Meer völlig fremd ist. Prävention ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit.
Épisode 20 - Ärztemangel in Frankreich: Rettung aus Tunesien
14 septembre 2022
Tunesien: das Land der Jasmin-Revolution, eines der Länder, denen es im sogenannten Arabischen Frühling gelang, ihren Diktator zu stürzen. Doch trotz aller demokratischen Fortschritte emigrieren jährlich fast 1000 Ärzte – das sind mehr, als sie dort jährlich neu ausbilden. In Frankreich verdienen sie nicht nur mehr Geld als in ihrer Heimat, dort haben sie auch keine Probleme mehr damit, Medikamente und funktionierende medizinische Geräte zu beschaffen. Sie wurden in ihrem Herkunftsland sehr gut ausgebildet und erweisen sich als effiziente Fachkräfte. Während Tunesien eine beispiellose politische und wirtschaftliche Krise durchlebt, sind die Ärzte in aller Regel eher unkritisch, was die Arbeitsbedingungen angeht, die ihnen ihr Gastland bietet. Ob es nun darum geht, für einen geringeren Lohn als ihre französischen Kollegen zu arbeiten oder sich in den entlegensten Winkeln des Landes niederzulassen, sie sind zu fast allem bereit. Haben sie überhaupt eine Wahl? (Text: arte)
Épisode 21 - Mikroplastik auf der Spur – Die Jäger der unsichtbaren Teilchen
15 septembre 2022
Mikroplastik ist erst seit wenigen Jahren ein Thema in der Öffentlichkeit. Christian Laforsch ist ein Pionier der Mikroplastik-Forschung. Ihn interessiert vor allem, wie gefährlich es für uns ist. Diese Frage treibt ihn an, denn sie kann in Zukunft lebensentscheidend sein. Deshalb möchte er aber auch wissen, wie wir es schaffen können, weniger Plastik in die Umwelt zu bringen. Man findet die winzigen Teilchen überall: im Schnee auf dem Mont Blanc, im Wasser unserer Flüsse – genauso wie in der Luft, die wir atmen. Mikroplastik ist so klein, dass wir es nur unterm Mikroskop sehen können. Doch Christian Laforsch, Professor an der Uni Bayreuth, begibt sich mit seinem Team auf die Suche nach den heimtückischen Partikeln. Sie spüren sie auf mit selbstgebauten Messgeräten, im Wasser, in der Luft und im Ackerboden.
Épisode 22 - Willkommen auf Spitzbergen – Ohne Visum in die Arktis
16 septembre 2022
Manche zieht es auf der Suche nach gut bezahlter Arbeit in die arktische Abgeschiedenheit, andere sind fasziniert von der atemberaubenden Natur. Efren Regato von den Philippinen hat sich für ein Leben als Putzkraft am Rande von Europa entschieden. Dafür muss er mit der klirrenden Kälte klarkommen und damit, dass seinen Söhnen der Alltag in ihrem Wohnort Longyearbyen nur wenig Abwechslung bietet. Die Visafreiheit von Spitzbergen hat noch einen anderen Preis: Es darf zwar jeder kommen, Verlass auf ein soziales Netz gibt es hingegen nicht. Grundsätzlich gilt: Alle müssen für ihren Lebensunterhalt selbst aufkommen können oder die Insel wieder verlassen. Für die Belgierin Élise Thil und ihren französischen Mann Loup Supéry wäre der Traum von einem Neuanfang in der Arktis fast geplatzt. Die Coronakrise hat ihnen alles abverlangt.
Épisode 23 - Last Exit Moldau – Ein deutscher Hafenmanager am Rande Europas
19 septembre 2022
Es begann als Abenteuer und ist jetzt eine geopolitische Herausforderung. Vor acht Jahren gab der Ökonom Mathias von Tucher mit Ende 40 seinen sicheren Job in Deutschland auf und zog nach Moldawien. Hier leitet er seitdem den internationalen Freihafen Giurgiuleşti an der Donau. Der Krieg in der Ukraine, die nur wenige Meter hinter dem Hafen beginnt, bringt neue Herausforderungen. Weil die ukrainischen Häfen am Schwarzen Meer von der russischen Armee blockiert sind, sollen viele Güter aus dem Land in Giurgiuleşti umgeschlagen werden. Doch dafür reichen die Kapazitäten nicht. Ein neues Terminal ist in Planung, wird allerdings erst im nächsten Jahr fertig sein. Vor den Toren des Hafens stauen sich die Lastkraftwagen, die darauf warten, am Zoll oder an den Grenzübergängen nach Rumänien oder in die Ukraine abgefertigt zu werden.
Épisode 24 - Land ohne Queen - Ein Königreich im Umbruch
20 septembre 2022
London. Nah am Buckingham Palace krabbelt John Loughrey aus seinem Zelt. Es ist fünf Uhr morgens, der 67-Jährige muss sich beeilen, denn schon bald müssen er und seine Freunde den Platz für die Massen räumen. Der Sarg der Queen wird an diesem Nachmittag vom Buckingham Palace zur Westminster Hall überführt. Seit Tagen campen die „Royal Superfans“ hier, um Abschied von ihrer Königin zu nehmen. Nicht nur John Loughrey, überall erzählen Briten von ganz persönlichen Begegnungen mit der Königin – und wie es ihr Leben bis heute prägt. So auch in Schottland. In Edinburgh verabschieden sich Menschen am geschlossenen Sarg der verstorbenen Monarchin. Vor Schloss Balmoral haben Anwohner hunderte Blumensträuße abgelegt. John Sinclair ist Metzger in Ballater, Aberdeenshire und beliefert das Schloss seit vielen Jahren.
Épisode 25 - Alle lieben Ota – Große Kunst aus Böhmen
21 septembre 2022
Vormittags faltet er Wäsche in einem Behindertenheim, nachmittags durchstöbert er unermüdlich die Container des gesamten Umlandes nach alten Zeitschriften, aus denen er Ausschnitte in tagebuchartige Journale klebt. Der 62-Jährige ist mental zurückgeblieben, lebt in einer Einrichtung für geschütztes Wohnen im nordböhmischen Rumburk, in der wunden Landschaft der ehemaligen Sudeten. Abends malt er hier die Welt, wie er sie sieht – die Nase fast auf dem Schreibtisch, weil die Augen schlecht sind, er eine Brille aber ablehnt. So entstehen auf meterlangen Papierbahnen Straßenschluchten und urbane Dschungel, verworrene Systeme von ganz eigener Schönheit – ein Kosmos für sich. Die Prager Kuratorin Ivana Bradkova, die die Kunst geistig Behinderter propagiert, hat Ota Prouza für die Kunstwelt entdeckt.
Épisode 26 - Vier Düsen für ein Halleluja – Der Flugzeugparkplatz von Teruel
22 septembre 2022
Eingewickelte Triebwerke und verklebte Fensterscheiben: In der spanischen Halbwüste bei Teruel liegt einer der größten Flugzeugparkplätze der Welt. Ganze Flotten wurden zu Corona-Zeiten nach Teruel geflogen, auch Jumbojets und sogar der Airbus A 380. Jetzt stehen sie in Teruel nutzlos im Sand rum. Beim Kauf vor zehn Jahren kostete jede A 380 noch 400 Millionen Euro. Jetzt haben sie plötzlich keinen Wert mehr und gelten als unverkäuflich. In diesem Spannungsfeld arbeitet der Betreiber Tarmac Aerosave und versucht sich an einem neuen, nachhaltigen Geschäftsmodell: Luftfahrt als Kreislaufwirtschaft. Wie man Flugzeuge einmottet und dabei trotzdem flugfähig hält, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Die Techniker sind Verpackungskünstler, denn die empfindlichen Maschinen müssen vor der Witterung und vor Tieren geschützt sein.
Épisode 27 - Klimaschutz im Krankenhaus – Neue Rezepte für nachhaltige Medizin
23 septembre 2022
Europas größtes Universitätsklinikum hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Die Berliner Charité will klimaneutral werden. Dafür hat sie eine Task-Force ins Leben gerufen, die ökologische Probleme im Krankenhausbetrieb ausfindig macht und an Lösungen arbeitet – etwa bei Narkosegasen, welche die CO2-Emissionen immens erhöhen. Nachhaltigkeitsforscherin Dr. Susanne Koch prüft verschiedene Filter, die für das Abgasproblem der Charité und anderen Krankenhäusern wegweisend sein könnten. Ihr Ziel: wiederverwenden statt in die Atmosphäre leiten. Kardiologe Dr. Carsten Israel ist Chefarzt des Evangelischen Klinikums Bethel in Bielefeld. Jeden Tag setzt er Patientinnen und Patienten Herzschrittmacher ein. Die meisten Geräte überleben ihre Träger und Trägerinnen.
Épisode 28 - Tourisme : sauver les Dolomites
26 septembre 2022
L’afflux de touristes génère tellement de nuisances dans ce massif classé au patrimoine mondial de l’Unesco qu’il est question d’en limiter l’accès. Ce territoire, dont les 500 000 habitants résident pour l’essentiel dans des villages, recense 33 millions de nuitées par an, sans oublier les innombrables visiteurs à la journée. Un guide de montagne et une architecte militent activement pour préserver leur région.
Épisode 29 - Theresienstadt und das Lager – Maroder Gedenkort oder lebenswerte Stadt?
27 septembre 2022
Épisode 30 - Hoffnung auf Heilung – Phagentherapie in Georgien
28 septembre 2022
Es ist die Reise seines Lebens. „Seine letzte Chance“, nennt es Dieter Offermann. Der 60Jährige fliegt nach Tiflis, der Hauptstadt Georgiens, um sein Bein zu retten. Seit 7 Jahren kämpft er gegen Bakterien, die nach einer Knie-OP in die Wunde eingedrungen sind. Kein Antibiotikum hilft. Auch nicht die vier weiteren Knieoperationen. Die Ärzte raten dringend zur Amputation, allerdings ohne Garantie, dass die Wunde danach wirklich heilt. Zu undurchschaubar sei die Lage mit den Bakterien. Für Dieter Offermann bricht eine Welt zusammen. Er ist sehr aktiv, arbeitet, hat eine große Familie, viele Freunde, Hunde – ein erfülltes Leben. Dieter Offermann recherchiert. Ein Kollege erzählt ihm von der Phagentherapie in Georgien. Die Phagen – ein Wundermittel? Phagenforschung gibt es schon seit den 1920er Jahren.
Épisode 31 - Unser täglich Brot – Natürlich und gesund backen
30 septembre 2022
In seiner Backstube auf der Schwäbischen Alb setzt Heiner Beck für ein aromatisches und bekömmliches Brot auf Regionalität, eine lange Teigruhe und Rohstoffe in Bio-Qualität. Aktuell testet er verschiedene Leinsamen-Sorten in Hinblick auf Ertrag, Geschmack und die verdauungsfördernde „Schleimigkeit“ – gemeinsam mit Getreideforscher Friedrich Longin. Der 43-Jährige führte mit Heiner Beck schon viele Praxistests durch und leitet an der Uni Hohenheim die Arbeitsgruppe Weizen. Er will mit Vorurteilen aufräumen, denn Weizen hat einen schlechten Ruf. Gleichzeitig will er auf alte Getreidearten aufmerksam machen, die zu einer wichtigen Vielfalt beitragen – sowohl auf dem Teller als auch auf den Feldern. Bei Hobby-Bäckerin Grit Steußloff aus Rostock hat die Back-Leidenschaft klein angefangen, inzwischen bietet sie Kurse für Backbegeisterte an.
Épisode 32 - Bierbrauen ist Frauensache – Unterwegs auf Spaniens Bierroute
3 octobre 2022
„Die Besucher sagen uns: Euer Bier ist gut, wer ist Eurer Braumeister? Wir sind eine Frauenbrauerei, wir machen das Bier, verdammt!“, erzählt Ana Salazar der Bierexpertin Susana Giner. Susana besucht auf ihrer Reise Bierbrauerinnen. Ihre Route ist 1200 Kilometer lang und führt sie von Barcelona bis nach Vigo – auf den Spuren der Geschichte des Bierbrauens. In den Anfängen waren überall auf der Welt Frauen für die Zubereitung des weltweit beliebten Getränks zuständig. Vom alten Ägypten über Mesopotamien, wo die Brauerinnen als Priesterinnen der Göttin Ninkasi galten, bis hin zu den Wikingergesellschaften, wo nordische Frauen das Getränk zur Feier von Eroberungen brauten. Wie auch in anderen Bereichen wurden die Namen der Frauen, die die ersten Steine legten, von der Macht des Patriarchats begraben. Bierbrauerinnen galten sogar als Hexen und wurden verbrannt, der lukrative Zugang auf den Markt wurde ihnen verwehrt.
Épisode 33 - Die große Dürre – Keine Zukunft für den Wald?
4 octobre 2022
Épisode 34 - Sehnsucht nach Algerien – Drei Generationen im französischen Exil
5 octobre 2022
Épisode 35 - Une autoroute de luxe - Un deal entre le Monténégro et la Chine
6 octobre 2022
Dans le nord du Monténégro, l’époustouflant "canyon de la Tara", classé au patrimoine de l’Unesco, est menacé par la construction d’une autoroute, un chantier pharaonique mené par une compagnie chinoise pour plus d'un milliard d'euros.
Épisode 36 - Sauber in die Zukunft starten – Wasserstoff für die Energiewende
7 octobre 2022
Épisode 37 - Nachhaltige Mode aus Seide – Die spinnen, die Schweizer
10 octobre 2022
Modedesigner Rafael Kouto hat 2019 den Swiss Design Award für seine Kollektion gewonnen, die er mit nachhaltiger Schweizer Seide entworfen hat. Für den Seidenbauern Ueli Ramseier war es natürlich eine Geschäftsidee, aber er wollte auch beispielhaft zeigen, dass es nicht nötig ist, Seide tausende von Kilometer mit einem fetten CO2-Abdruck aus China zu importieren. Sein Ziel: Er will noch mehr Menschen von der Raupenaufzucht mitten in der Schweiz überzeugen und so lokal produzierte, nachhaltige Mode herstellen. (Text: arte)
Épisode 38 - Mehr als Hut und Stiel – Wie Pilzforscher an der Zukunft arbeiten
11 octobre 2022
Patrik Mürner aus Luzern ist Pilzfan von Kindesbeinen an. Und er ist überzeugt, dass Pilze ein Schlüssel zur biologischen Kreislaufwirtschaft sind. Der studierte Produktdesigner befasst sich seit Jahren intensiv mit Mycel und Fruchtkörpern und hat seinen erlernten Beruf dafür inzwischen an den Nagel gehängt. Eines seiner Haupt-Forschungsgebiete: die Sanierung belasteter Böden mithilfe von Pilzen. Demnächst möchte er auf diese Weise eine Zink-belastete Industriebrache vor seiner Haustür wiederherstellen: Biologisch reinigen, statt den belasteten Aushub wegzupacken und zu lagern. Eine Methode, die Zeit braucht, aber zukünftig viele Probleme lösen könnte. Auf einem Bio-Weingut hilft Patrik Mürner außerdem die Weinreben mit flüssigem Pilz-Mycel zu stärken.
Épisode 39 - Neue Lust auf gutes Fleisch – Wenn das Tierwohl im Mittelpunkt steht
13 octobre 2022
Die 49-jährige Landwirtin Gabriele Mörixmann aus dem niedersächsischen Melle hat schon immer in der Schweinehaltung gearbeitet. Überzeugt hat sie keines der bestehenden Haltungskonzepte. Also hat sie eine Stallwelt rund um das Schwein geschaffen, die auch in kein Biosiegel passt. Ihre Schweine haben mehr Platz als selbst in der höchsten Haltungsstufe vorgeschrieben. „Aktivstall für Schweine“ heißt das Konzept, bei dem die Tiere jederzeit die Sau rauslassen können. Benedikt Bösel (37) setzt auf seinem Hof im brandenburgischen Alt Madlitz auf ziemlich wilde Rinder. Als der frühere Finanzberater den elterlichen Ackerbaubetrieb an einem der trockensten Standorte Deutschlands 2016 übernommen hatte, wurde ihm schnell klar: Die Folgen des Klimawandels und eine nur auf Ertrag ausgelegte Landwirtschaft haben die Böden ausgelaugt.
Épisode 40 - Russlands Soldaten – Wie sie den Krieg in die Heimat bringen
14 octobre 2022
Nach wie vor rekrutiert Russland eine unverhältnismäßig hohe Zahl der in der Ukraine eingesetzten Soldaten unter den nichtrussischen Ethnien des Landes. Doch die Unzufriedenheit über die vielen Toten und Verletzten in der sogenannten „Spezialoperation“ wächst in den betroffenen Regionen wie Burjatien oder Jakutien. Die russische Regierung unterdrückt jeglichen Widerstand mit besonders starker Propaganda und totaler Kontrolle. Mit jedem Tag nimmt der Druck auf Andersdenkende und Journalisten zu. Menschenrechtlerin Nadjeschda saß bereits viermal in Haft.
Épisode 41 - Wenn Menschen verschwinden – Familien fordern Antworten
17 octobre 2022
Jeden Tag gehen bis zu 300 Vermisstenanzeigen bei der deutschen Polizei ein. Die meisten Menschen tauchen nach wenigen Tagen wieder auf. Aber von rund drei Prozent fehlt auch nach einem Jahr jede Spur. Ein Albtraum für die Angehörigen. Das Taumeln zwischen Hoffnung und Furcht lässt sie meist auch nach Jahren nicht zur Ruhe kommen.
Épisode 42 - Mit 90 vor die Kamera – Seniorenmodels starten durch
18 octobre 2022
Der Spanier Andrés García-Carro ist Influencer – und das mit 90 Jahren. Während der Corona-Pandemie startet er zusammen mit seiner Enkelin Celine van Heel den Instagram-Account „The Spanish King“. Sein Markenzeichen: Braungebrannt posiert er in schrillen Klamotten und erreicht damit über 40.000 Follower. Der Instagram-Erfolg lockte sogar Modemarken wie Zara an. „Ich glaube, ich bin 30 Jahre jünger geworden, seit ich mit ihr zusammenarbeite“, erklärt Granfluencer Andrés García-Carro. Die Senioren erobern nicht nur die sozialen Medien. Auch Modelagenturen verzeichnen eine gestiegene Nachfrage nach sogenannten Best-Ager-Models. Renate Raschke ist eine von ihnen und wagt mit 80 Jahren den Einstieg ins Modelbusiness – auch um ihre Rente aufzubessern. Bis zu einigen tausend Euro Honorar gibt es für ein Fotoshooting.
Épisode 43 - Wettlauf gegen die Zeit – Minenräumerinnen in der Ukraine
20 octobre 2022
Trotz des anhaltenden Beschusses arbeiten junge Ukrainerinnen wie Olena Tschisch als humanitäre Minenräumerinnen weiter. Unter Einsatz ihres Lebens versuchen sie in akribischer Arbeit, Straßen und wichtige Infrastruktur-Punkte von Kampfmittelrückständen und Minen zu säubern. Die verschmutzten Flächen genau zu lokalisieren, das hat sich Tetiana Welschina zur Aufgabe gemacht. Systematisch fährt die junge Frau mit ihrem Team die verseuchten Gebiete ab, sucht nach Hinweisen und befragt auch Zeugen vor Ort. Sie muss wissen, wo die russischen Einheiten langgefahren sind und wo es schweren Beschuss gab, oder wo es bereits zu Minenunfällen gekommen ist. Wie wichtig die Arbeit der Minenräumerinnen ist, zeigt das Schicksal der 23-jährigen Krankenschwester Oksana Balandina.
Épisode 44 - Der Knochenjäger – Ein Hund sucht Vermisste
21 octobre 2022
Bei Archäologen und der Polizei gelten Dietmar Kroepel und sein Hund Flint als Geheimwaffe: Sie können menschliche Knochenreste aufspüren, selbst wenn die vor Jahrhunderten tief vergraben wurden. Ursprünglich war Flint Rettungshund, bis der Archäologe Dietmar Kroepel auf die Idee kam, den Rüden nach menschlichen Knochen suchen zu lassen. Zweieinhalb Jahre bildete Dietmar seinen altdeutschen Hütehund selber aus – mit Erfolg: Inzwischen konnten die beiden bei unzähligen archäologischen Grabungen und 33 Kriminalfällen die Überreste von Verstorbenen aufspüren. In Nürnberg macht sich das eingespielte Team auf die Suche nach einer seit acht Jahren vermissten Frau, die vermutlich einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Ihre Schwestern haben Dietmar Kroepel engagiert. Die Polizei ermittelt nicht mehr aktiv.
Épisode 45 - Fluss ohne Fische – Ist die Oder noch zu retten?
24 octobre 2022
Im vergangenen Sommer hielt das Fischsterben in der Oder die Öffentlichkeit in Atem. Während polnische und deutsche Anwohner:innen des Flusses verzweifelt gegen den Umweltkollaps ankämpfen, versuchen Wissenschaftler:innen, den Grund für die Naturkatastrophe herauszufinden. Alle sind sich einig, dass es nach dem Unglück nicht so weitergehen kann. (Text: arte)
Épisode 46 - Selbstbestimmt sterben – Sterbehilfe auf dem Prüfstand
25 octobre 2022
Ursula Andermatt ist in Basel geboren und lebt seit fast 40 Jahren in Berlin. Nun hat sie das zweite Mal Brustkrebs – die aggressivste Form. Die Metastasen sind weit gestreut. Sie bangt um jeden Tag Leben, der ihr noch möglich ist. Doch bevor es noch schlimmer wird, möchte sie ihr Leiden abkürzen. Ihr größter Wunsch ist es, selbstbestimmt zu sterben. Zoraya aus Oldenzaal in den Niederlanden ist erst 27 Jahre alt und hat den festen Willen, Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Von Kindheit an hat sie psychische Erkrankungen. Zahlreiche Therapien haben ihr nicht geholfen. Obwohl sie alles hat, wie sie sagt, – ein Haus, einen Freund, zwei Katzen – fühlt sie sich wie im Dunklen gefangen, entfremdet von sich selbst und allen anderen. Sie hat keine Energie mehr für das Leben, und es fehlt ihr jede Motivation, weiter darum zu kämpfen.
Épisode 47 - Mehr als Applaus – Luxemburg lockt deutsche Pflegekräfte
27 octobre 2022
Mehr als jede vierte Pflegekraft in einem luxemburgischen Altenheim ist Deutsche, in den vier Krankhäusern des Großherzogtums ist es immerhin jede dritte: Mehr als 4.000 Pflegerinnen und Pfleger aus Deutschland pendeln täglich in das nur 630.000 Einwohner zählende Großherzogtum. Somaeh Metzger und Oliver Lantuejoul sind zwei von ihnen. In Deutschland fühlten sie sich ausgenutzt und ausgebrannt. Luxemburg lockte sie mit nahezu idealen Bedingungen: kaum Überstunden, mehr Wertschätzung und ein doppelt so hohes Gehalt. Eine Rückkehr nach Deutschland – für beide derzeit undenkbar. Die Corona-Pandemie hat die Defizite im deutschen Pflegesystem offengelegt. Für deutsche Krankenhäuser und Altenheime, vor allem in der Region Trier und im Saarland, ist die Abwanderung nach Luxemburg eine Katastrophe, sie sind personell eh schon am Limit.
Épisode 48 - E-Autos für alle – Wie wir in Zukunft mobil bleiben
28 octobre 2022
Es ist der größte Umbruch in der Geschichte der Autoproduktion: Die E-Mobilität soll Klimaretter werden. Die Anzahl zugelassener E-Autos auf Deutschlands Straßen nimmt zu. Kritik bezüglich Umwelt- und Kostenfragen bleibt jedoch bestehen. Pionier und Bäckermeister Roland Schüren denkt groß – er hat nicht nur sein Unternehmen auf E-Mobilität umgestellt, sondern schafft auch Infrastrukturprojekte für seine Mitmenschen: „Ich möchte zeigen, dass E-Mobilität funktioniert und für alle geht“. Bei seinen Bemühungen wird er jedoch durch Regularien und Gesetze ausgebremst. In den Niederlanden gibt es nicht nur zehnmal so viele Ladesäulen pro E-Auto wie in Deutschland, unser Nachbarland wird im November das welterste Solar-E-Auto auf den Markt bringen: Den „Lightyear 0“.
Épisode 49 - Kaiseradler in Gefahr – Auf der Spur der Wilderer
31 octobre 2022
In Österreich und Ungarn gibt es immer öfter Angriffe auf seltene Greifvögel. Bedroht ist vor allem der Kaiseradler. Vogelschützer versuchen deshalb, möglichst viele der Tiere mit Sendern auszustatten und zu bewachen. Die Situation ist dramatisch. Von den Jungvögeln sind in den letzten Jahren zwei Drittel getötet worden oder verschollen. Sie sterben durch Schussverletzungen oder verenden durch Giftköder. Tierschützer wie Marion Schindlauer trainieren Hunde, um solche Giftköder aufspüren zu können. Und auch die Polizei ermittelt in einzelnen Fällen, um den Wilderern auf die Spur zu kommen. (Text: arte)
Épisode 50 - Frauen auf der Flucht – Zwischen Hoffnung und Gewalt
2 novembre 2022
Huguette Gitoka flüchtete 2015 gemeinsam mit ihren drei kleinen Kindern aus ihrer Heimat Kongo nach Griechenland. Sie ist eine von vielen, denn von den 84 Millionen Menschen, die letztes Jahr auf der Flucht waren, waren gut die Hälfte Frauen und Mädchen. Sie machen ganz andere Erfahrungen als geflüchtete Männer: Die Sorge um die Familie, sexuelle Gewalt oder eine Geburt während der Flucht – solche Traumata sind spezifisch weiblich. In Griechenlands Hauptstadt Athen kümmert sich ein Verein besonders um die Bedürfnisse von Frauen und Mädchen – wobei das Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ wichtig ist. Huguette macht derzeit eine Schulung bei „Amurtel“, wo Frauen vor, während und nach der Schwangerschaft unterstützt werden.
Épisode 51 - Die Schakale kommen – Dürre in Rumänien
3 novembre 2022
Seit Mai dieses Jahres ist der Amara-See in Rumänien komplett ausgetrocknet. Auch seine Nachbarseen schrumpfen zusehends. Nicht nur die Fische verenden, auch Vögel, Insekten und andere Lebewesen des Sees verschwinden. Ohne Zweifel zeige hier der Klimawandel seine Auswirkungen, meint Umweltschützer Dan-Cătălin Turiga von der NGO „Agent Green“. Aber „die Behörden hätten eingreifen können“, ist er überzeugt, um den See möglicherweise zu retten. Man hätte Wasser aus dem benachbarten Fluss in den See leiten oder zumindest die sozioökonomischen Folgen abmildern können: „Die Fischer sind am stärksten betroffen. Die meisten müssen jetzt von Sozialhilfe leben.“ Valerikă Marin ist einer von ihnen. Der Traktorist hat Zeit seines Lebens regelmäßig als Tagelöhner für den lokalen Fischerei-Betrieb gearbeitet.
Épisode 52 - Tolle Knolle – Kartoffeln mit Zukunft
4 novembre 2022
Die Süßkartoffel liegt im Trend und hat als Pommes, Püree oder in Currys die Restaurants und Küchen der Deutschen erobert. Um den Bedarf zu decken, werden die meisten Süßkartoffeln importiert – vor allem aus den USA. Die Importmenge lag 2020 rund 19-mal höher als noch 10 Jahre zuvor. Sönke und Anna Strampe wollen das ändern. Sie leisten Pionierarbeit und bauen Bio-Süßkartoffeln in der Lüneburger Heide an. Ein wärmeres Klima macht das möglich, doch der Anbau ist risikoreich und erfordert viel Geduld und Kreativität. Der Bio-Landwirt Karsten Ellenberg züchtet neue Kartoffelsorten und bewahrt alte. Bis zu zehn Jahre dauert die Zucht einer neuen Sorte. Seine gelb-, rosa- oder sogar violettfleischigen Kartoffeln vertreibt er als Speisekartoffeln und als Saatgut für andere Kartoffelbauern.
Épisode 53 - Das korsische Feuer – Junge Rebellen fordern die Autonomie
7 novembre 2022
Für die meisten Franzosen ist Yvan Colonna der Mörder des Präfekten Erignac im Jahr 1998, doch auf Korsika ist der nationalistische Hirte ein Held, ein Märtyrer und ein Mythos für eine ganze Generation junger Korsen. „Er verkörpert die Rebellion, den Widerstand, den Rebellen, aber ohne Kapuze. Eine Art Che Guevara, obwohl er nichts dafür getan hat“, erklärt der Politikwissenschaftler Thierry Dominici. Die Jugendlichen projizierten sich auf ihn: „Sie haben ein großes Gefühl der Deklassierung: Viele haben den Eindruck, keine Zukunft zu haben, im Vergleich zu den Jugendlichen auf dem Kontinent. Sie sind der Meinung, dass der Staat viel mehr für sie tun sollte.“ Korsikas Unabhängigkeitsbewegung entstand Mitte der 1970er Jahre. Die politischen Führer der Region Korsika, der korsischen Exekutive, kommen heute alle aus dieser Bewegung. (Text: arte)
Épisode 54 - Ein Volk auf Reise – Das harte Leben der Irish Traveller
8 novembre 2022
Obwohl sie vielen kaum bekannt sind, leben heute über 300.000 Irish Traveller in England und Irland. Sie werden oft mit den Roma verglichen, mit denen sie die Lebensweise des Reisens gemeinsam haben. Ansonsten werden sie noch stärker als andere Minderheiten ausgegrenzt und diskriminiert. In England und Irland ist der Rassismus gegen dieses Volk auf Reise tief verwurzelt. Offensichtlich aber wird ihre Lage immer schlimmer. Die Irish Traveller leben lange schon am Rande der Gesellschaft. Die seriöse Studie der Europäischen Union hat allerdings einen Schock ausgelöst, vor allem wegen der ermittelten Zahlen: Heute begehen 11 % der Irish Traveller Selbstmord, und nur 3 % von ihnen werden älter als 65 Jahre. In Europa sind das die schlimmsten Statistiken für eine Bevölkerungsgruppe. (Text: arte)
Épisode 55 - Oktopus aus Massenzucht – Die Delikatesse aus dem Labor
9 novembre 2022
Der globale Hunger: immer mehr, immer günstiger und immer verfügbar. So sollen unsere Lebensmittel sein. Doch während unser Appetit immer größer wird, sind die Ressourcen endlich – vor allem im Meer. Galicien ist einer der wichtigsten Lieferanten von Oktopus in der EU. Während aber die Nachfrage nach dem Kraken steigt, schrumpfen die natürlichen Bestände. Auch Fischer wie Santiago Castro holen immer weniger Exemplare der Delikatesse aus dem Meer. Um unseren Appetit zu befriedigen soll der Oktopus jetzt in Massen gezüchtet werden. Erstmals ist es einem spanischen Fischereikonzern gelungen, den Oktopus in Gefangenschaft zu vermehren. Das Ziel der Firma: 3.000 Tonnen jährlich zu ziehen und zum Verzehr zu verkaufen. Das soll Arbeitsplätze schaffen und den Wildfang entlasten. Es wird aber auch Millionen in die Kassen des Konzerns spülen.
Épisode 56 - Gefährliche Ernte – Tee-Anbau in der Türkei
10 novembre 2022
Tee ist in der Türkei Nationalgetränk. Wahrscheinlich kam er im Mittelalter über die Seidenstraße aus Fernost. Bis heute wird er in der Türkei „Cay“ genannt, wie in China. Das Mekka der türkischen Teeproduktion liegt in Rize, an der Schwarzmeerküste im Nordosten des Landes. Angebaut wird der Tee von abertausenden von Kleinbauern an den Hängen des Küstengebirges. Weil die so steil sind und die Säcke mit den geernteten Teeblättern groß und schwer, setzen die Teepflücker hier Seilbahnen ein, um die Tee-Ernte bergauf oder bergab zur nächsten Straße zu befördern. Doch aus Geldmangel sind es Seilbahnen Marke Eigenbau, die hier eingesetzt werden, oft abenteuerliche Konstruktionen mit unisolierten Verkabelungen, angetrieben von rostigen Diesel- oder Elektromotoren.
Épisode 57 - Energie für morgen – Keine Angst vor Alternativen
11 novembre 2022
Martin Lass hat schon vor Jahren erkannt: Umweltschutz, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit sind keine Gegensätze. Als Landwirt betreibt er auf seinem Familienhof eine Biogasanlage, die in Zeiten der Krise einen Boom erlebt. Er hat eine regionale Lösung entwickelt, um nachhaltig Energie zu speichern. Sein Biogas- und Wärmespeicher macht Energie dann nutzbar, wenn sie auch benötigt wird. Auch Cornelius Paul hat den Grundstein seiner Idee vor mehreren Jahren gelegt: Solardachziegel. Schon 600 Häuser hat der Unternehmer mit ihnen decken lassen, die von herkömmlichen Ziegeln kaum zu unterscheiden sind. Doch Pauls Firma hat ein Problem: Es fehlen Handwerkerinnen und Handwerker, um die Aufträge abzuarbeiten. Dass aus Krisen auch Chancen erwachsen können, davon ist Lars Angenent überzeugt.
Épisode 58 - Jongleure des Lebens – Kataloniens letzter Familienzirkus
14 novembre 2022
Der Circus Raluy befindet sich in einer wirtschaftlichen Krise. Nach dem Tod ihres Vaters Luis Raluy und der Coronapandemie bemühen sich die Töchter Kerry und Louise Raluy, den Zirkus wieder zum Leben zu erwecken. Die Schwestern versuchen, die Familientradition weiterzuführen und neben ihren Auftritten auch alles Organisatorische zu stemmen. Mit fast 40 Artisten – Clowns, Akrobaten, Zauberern und Trapezkünstlern – bereisen sie Katalonien und Teile Frankreichs. Es ist eine bunte Zirkusgemeinschaft, zusammengestellt aus fast 15 Nationen. Tiere gibt es schon seit Langem nicht mehr. Umso wichtiger ist daher eine gute Mischung aus spektakulären Zirkusnummern und den beliebten Clowns. Es ist ein hartes, unstetes Leben, das alle Beteiligten körperlich fordert.
Épisode 59 - Wir bringen Lieder und Liebe – Wie ein polnischer Chor gegen Hass kämpft
15 novembre 2022
Seit Wochen versucht Misza aus Warschau einen Konzertsaal für den Auftritt seines Chores Voces Gaudii zu mieten. Aber immer, wenn die Vermieter erfahren, dass es sich um einen LGBTQ-Chor handelt, ist der Saal plötzlich nicht mehr verfügbar oder doppelt so teuer. „Zurückweisung kennen wir von Anfang an, aber das hält uns nicht davon ab, weiterzumachen“, sagt Chorleiter Misza. Jetzt steht ein mutiges Projekt an: Der Chor will Konzerte in besonders konservativen Regionen Polens geben. Seit die Partei PiS an der Regierung ist und Stimmung gegen queere Menschen macht, erleben Schwule, Lesben und Transpersonen immer öfter Diskriminierung und Gewalt in Polen. „Dagegen kämpfen wir, denn wir sind nicht hier, um zu leiden“, sagt Ola nach einer Chorprobe.
Épisode 60 - Ein Hausboot in London – Bezahlbar wohnen auf dem Wasser?
16 novembre 2022
Anna Chapman-Andrews und ihre Familie leben seit zehn Jahren auf einem Schiff auf der Londoner Themse. Ebbe und Flut gehören zu ihren ständigen Begleitern. Ihr Boot haben Anna und Jonathan als Alternative zu den wahnwitzigen Immobilienpreisen in London gekauft. Aber ihre 90 Quadratmeter müssen sie aufwendig instand halten. Mittlerweile haben sie zwei Kinder. Die Kosten steigen. Für den festen Liegeplatz zahlen sie rund 20.000 Pfund Miete im Jahr. Das Ehepaar sieht keine andere Chance als ihr Boot zu verkaufen. Offiziell leben in London mittlerweile rund 10.000 Menschen auf Booten. Mehr als 2.000 davon sind so genannte Narrow Boats ohne festen Ankerplatz. Colin Legge besitzt eins: 23 Meter lang und nur zwei Meter breit. Colin arbeitet in der Verwaltung eines Theaters. Einen Briefkasten, Wasser- und Stromanschluss besitzt er nicht.
Épisode 61 - Das Erbe des Kolonialismus – Eine deutsch-namibische Spurensuche
18 novembre 2022
Israel Kaunatjike ist Berliner und Nachkomme der Hereros – einer Bevölkerungsgruppe Namibias, an denen deutsche Kolonialtruppen vor über hundert Jahren im damaligen „Deutsch-Südwestafrika“ Völkermord begingen. Von Berlin – der ehemaligen Hauptstadt der deutschen Kolonialmacht – geht er auf eine Spurensuche in seine alte Heimat Namibia. Während Israels Reise durchs Land wird deutlich, wie eng die Geschichte Namibias und die Deutschlands noch heute miteinander verflochten sind. Er sieht seine Familie und ihre Traditionen, trifft sich mit seiner Freundin Esther Muinjangue, die als erste Herero-Frau zur Ministerin Namibias aufsteigt und besucht Laidlain Periganda, der in Namibia ein Genozid Museum betreibt.
Épisode 62 - Rückkehr nach Armenien – Die junge Diaspora und der Krieg
21 novembre 2022
Marie Wurry ist in Frankreich geboren und aufgewachsen. Ihre armenischen Wurzeln waren für die junge Frau schon immer ein wichtiger Bestandteil ihrer Identität. Der Krieg um Bergkarabach im Jahr 2020 wurde für sie zu einer Art Erweckungserlebnis. Der Drang, mehr über die Heimat ihrer Vorfahren zu erfahren und sich dort zu engagieren, wurde immer größer. Marie entschied sich, für drei Monate nach Armenien zu gehen, um dort an dem Birthright Armenia-Programm teilzunehmen. Birthright Armenia richtet sich an junge Menschen mit armenischen Wurzeln, um das Land kennenzulernen, Sprachkurse zu belegen und in ausgewählten sozialen Projekten mitarbeiten zu können. Das Programm findet 2022 unter schwierigen Bedingungen statt, Mitte September griffen aserbaidschanische Soldaten armenische Stellungen und Dörfer an.
Épisode 63 - Wie geht eigentlich jüdisch sein? – Junge Deutsche auf Identitätssuche
22 novembre 2022
Organisiert wird diese Fahrt von „Taglit“ mit dem Ziel jungen Menschen mit jüdischen Wurzeln, Kultur und Geschichte des Judentums näherbringen. Das hebräische Wort Taglit bedeutet übersetzt: entdecken. Gemeint ist damit sowohl das Land Israel wie auch sich selbst. Über 90 Prozent der deutschen Jüdinnen und Juden haben einen sowjetischen Hintergrund. In den 90er Jahren senkte Deutschland die bürokratischen Schranken zur Einwanderung für Jüdinnen und Juden deutlich. Zum einen als Form der Wiedergutmachung, zum anderen, um die alternden jüdischen Gemeinden zu verjüngen. Da viele der Familien in der Sowjetunion unter Antisemitismus litten, schärften Eltern oft ihren Kindern ein, in der neuen Heimat Deutschland, besser nicht zu erzählen, dass man jüdisch sei.
Épisode 64 - Land ohne Eltern – Die verlassenen Kinder von Moldau
23 novembre 2022
NGOs schätzen, dass aufgrund der massenhaften Arbeitsmigration fast die Hälfte aller moldauischen Kinder zeitweise ohne ein Elternteil aufwächst. Knapp zwei der vier Millionen Moldauer leben und arbeiten mittlerweile im Ausland, die meisten von ihnen in Ländern der Europäischen Union. Gerade auf dem Land fehlt den Menschen in Moldau die Perspektive. Es gibt keine Jobs, die das Überleben der Familie sichern würde, deshalb wandern sie ab und lassen ihre Kinder oft bei den Großeltern zurück. Doch der Preis dafür ist hoch: „Als wir nach langer Zeit wieder zurück nach Moldau gekommen sind, hat uns unsere eigene Tochter nicht mehr erkannt! Diese Momente sind so schmerzhaft“, erzählt Sergiu, der Vater der zwölfjährigen Loredana. Seitdem Loredana zwei Jahre alt ist, leben Sergiu und Elena im Ausland – erst in Moskau, nun in der Nähe von London.
Épisode 65 - Krieg ums Panzerdenkmal – Estland und seine Russen
24 novembre 2022
In der estnischen Grenzstadt Narva sind über 90 Prozent der 54.000 Einwohner russischstämmig, doch eine Minderheit der Esten regiert die Stadt. Bürgermeisterin Katri Raik bemüht sich seit Jahren um eine gemeinsame estnisch-russische Identität. Seit Beginn des Ukraine-Krieges wird das Zusammenleben der russischen Mehrheit und der estnischen Minderheit auf eine harte Probe gestellt. Wie im gesamten Baltikum geht auch hier die Angst vor einer russischen Invasion um. Die estnische Regierung hat den Ton gegenüber Russland verschärft. Seitdem die estnische Regierung ein sowjetisches Panzerdenkmal am Rande der Stadt abbauen ließ, ist die Stimmung in der Stadt noch aufgeheizter. Für die Esten war es ein Symbol für die russische Aggression, für die russischstämmige Bevölkerung eine Erinnerung an den Sieg über Nazi-Deutschland.
Épisode 66 - Ecstasy für Europa – Einsatz gegen niederländische Drogenlabore
25 novembre 2022
Aus dem stark umkämpften Donbass ist die Ausreise besonders schwierig. Familie Kulikow stammt aus Mariupol. Nur durch einen Fluchtkorridor konnten sie die inzwischen weitgehend zerstörte Hafenstadt verlassen. Ihre Wohnung, alles mussten sie zurücklassen. Nach Tagen auf der Flucht werden sie von den russischen Behörden nach Pensa gebracht. Eine Stadt in der russischen Provinz. 700 Kilometer östlich von Moskau, 1200 Kilometer entfernt von ihrer ukrainischen Heimat. Dort leben sie in einem Flüchtlingslager. Man stellt ihnen das Nötigste: ein einfaches Bett, karge Mahlzeiten. So wie Familie Kulikow geht es vielen geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern. Rund 730.000 landeten in Russland. Ein großer Teil von ihnen will schnellstmöglich wieder weg. Ihr Ziel: Europa, die EU. Doch dorthin zu gelangen, gleicht einer weiteren Flucht.
Épisode 67 - Mode aus zweiter Hand – Das Geschäft mit gebrauchter Kleidung
28 novembre 2022
Melanie Kieback aus Berlin liebt und trägt seit ihrer Kindheit Secondhand-Kleidung. Auf Social Media gibt die 27-jährige Influencerin Tipps, wo und wie man die besten Schnäppchen finden kann. Für sie sind jahrzehntealte Shirts, Hosen und Accessoires die maximal gelebte Form des Individualismus, denn eine Marken-Handtasche von 1988 besitzt eben nicht jeder. Gebrauchte Kleidung, die mindestens 20 Jahre alt und zudem qualitativ hochwertig ist, wird als „Vintage“ bezeichnet und vor allem um diese Einzelteile hat sich ein ganz eigener Markt entwickelt, der die Preise steigen lässt. Der Online-Marktplatz Rebelle in Hamburg konzentriert sich auf gebrauchte Mode und Accessoires namhafter Designermarken.
Épisode 68 - Se loger en Catalogne, un sport de combat
29 novembre 2022
En Espagne, le phénomène des squats a explosé. À Barcelone, il y aurait 20.000 occupations illégales où nombre de citoyens fragilisés ont trouvé refuge. Ils occupent des immeubles vides mais aussi des logements appartenant à des petits propriétaires qui, face à lenteur de la justice, se tournent vers des entreprises privées de "désoccupation" pour récupérer leur bien. Une solution musclée aux frontières de la légalité.
Épisode 69 - Umweltschutz im Blumentopf – Wie Zimmerpflanzen nachhaltig werden
30 novembre 2022
Pro Jahr werden rund 100 Millionen Zimmerpflanzen in Deutschland verkauft. Weniger als zwei Prozent werden nach ökologischen Kriterien produziert. Klaus Bongartz will das ändern. Als Berater für Bioanbau setzt er sich unermüdlich für echte Nachhaltigkeit bei der Produktion von Pflanzen ein. Seit einigen Jahren berät er die Brüder Stefan und Achim Fleischle, die in Baden-Württemberg tropische Grünpflanzen züchten. In ihrem Gartenbaubetrieb setzen sie inzwischen Nützlinge statt Pestizide ein, verzichten auf synthetische Dünger und suchen sich Partner in Mittelamerika, die bereit sind, diesen Weg zu gehen. Die 42-jährige Marei Karge ist Gärtnerin in vierter Generation. Sie findet, gerade Orchideenzüchter und -züchterinnen haben eine besondere Verantwortung für den Artenschutz.
Épisode 70 - Lieblingspartner in Europa – Wie China in Serbien Fuß fasst
2 décembre 2022
China streckt seine Fühler – auch in Form der Neuen Seidenstraße – immer stärker nach Europa aus. Serbien ist eines der Länder, das ein besonders enges Verhältnis zu China pflegt. Seit 2010 haben die Chinesen rund 8,5 Milliarden Dollar im Land investiert. Für Präsident Vucic ist China die vierte Säule der serbischen Außenpolitik. Was die chinesischen Handelsbeziehungen betrifft, ist Serbien auf dem Balkan mit Abstand Spitzenreiter. Während chinesische Firmen den Osten des Landes rund um die Kupfermine Bor aufkaufen und dort in großem Stil Rohstoffe fördern, beginnen Chinesinnen und Chinesen in zweiter Generation in der Großstadt ihre Träume zu verwirklichen. Die 25-jährige Chinesin Weiya Chen nutzt das Kapital ihrer Eltern, um ihr eigenes Café zu eröffnen.
Épisode 71 - Rosa Pralinen, bunte Kuchen – Wenn aus Blüten Farben werden
5 décembre 2022
Bunt und grell leuchten sie uns im Supermarkt entgegen: Schokoladen, Gummibärchen, Joghurt, Eis. Alles schön bunt, denn bunt verkauft sich gut. Aber bunt ist nicht immer gesund – viele Lebensmittelfarben werden mit Chemie angefertigt und können dem Verbraucher vielleicht schaden. Gerade hat die EU einen wichtigen Zusatzstoff für Lebensmittel verboten: Titandioxid, als weiße Grundfarbe in vielen Lebensmitteln enthalten. Begründung: Der Stoff könne nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen krebserregend sein. Also, Zeit für eine neue Idee – die Rohstoffe dafür kommen aus dem Vinschgau in Südtirol. Urban Gluderer und Hans-Jürgen Sopper haben sich zum Ziel gesetzt, leuchtende Bio-Lebensmittelfarben herzustellen – komplett ohne Zusatzstoffe, allein aus Blüten und ein wenig Kakaobutter. Sie sind sich sicher, dass es das auf der Welt noch nicht gibt.
Épisode 72 - Affenpocken auf dem Vormarsch – Ein Rennen gegen die Zeit
6 décembre 2022
Im Mai 2022 meldet die WHO erstmals Fälle von Affenpocken in Europa. Bislang trat die Krankheit vor allem in Zentralafrika auf. Schnell zeigt sich: 99 Prozent der Infizierten sind Männer, die Sex mit Männern haben. Während die Gay Community den Pride Month feiert und in Berlin Hunderttausende schwule Männer beim Christopher Street Day für ihre Rechte demonstrieren, steigen in Europa und Nordamerika die Fallzahlen rasant an. Gleichzeitig entbrennt unter Gesundheitsbehörden ein Streit darüber, wie der Ausbruch zu bewerten ist und wie er öffentlich kommuniziert werden soll – anfangs ist noch die Rede von der „Risikogruppe der homosexuellen Männer“.
Épisode 73 - Ein Leben für Buddha – Shaolin-Mönche in Deutschland
8 décembre 2022
Keine Frauen, kein Fleisch, kein Besitz – den 21-jährigen Miao Qing schrecken die strengen Regeln des Shaolin-Klosters nicht ab, denn er möchte Novize werden. Seitdem er mit den Mönchen trainiert, hat sich sein Leben völlig verändert: „Früher war ich eher schüchtern und schwach, mittlerweile bin ich viel ruhiger und fokussierter“. Neben Kämpfen und Beten gehören auch Putzen und Gartenarbeit zu den täglichen Pflichten. Laoban, alias Veronika, gilt als Herrscherin des Haushalts. Die 42-Jährige lebt als einzige Frau im Kloster und bezeichnet sich selbst als „Tempelmanagerin“. Unter dem Regiment der attraktiven Tschechin gibt es nur wenig Freizeit. Damit die jungen Männer nicht auf dumme Gedanken kommen, sind sie fest in die Arbeitspläne der Klostergemeinschaft eingebunden. Laoban kümmert sich auch um die Verpflegung der zahlreichen Gäste.
Épisode 74 - Venedigs Frauen am Steuer – Platz da, Männer!
9 décembre 2022
„Ich will, dass Boote so wie früher wieder die Verbindung zwischen jedem Ort und jeder Welt in dieser Stadt werden“, sagt Marta. Die Unabhängigkeit und Freiheit, die sie auf ihrem Boot mit Ausflügen in die Lagune genießt, möchte sie auch anderen Frauen ermöglichen. Besonders während der Pandemie, seien diese vom öffentlichen Nahverkehr abhängig gewesen, der damals nur sehr eingeschränkt fuhr. Aus ihrer Idee, Fahrstunden anzubieten, ist nach eineinhalb Jahren ein Verein gewachsen, der die Frauen vernetzt. Auf dem Boot durch Venedig entdecken sie ihre Identität wieder, denn in Venedig haben Frauen auf dem Boot eine lange Tradition. Mit ihrem Verein wollen Marta und ihre Schülerinnen sich ihre Stadt und das Wasser zurückerobern. (Text: arte)
Épisode 75 - Im Islandfieber – Touristenansturm auf die Vulkaninsel
12 décembre 2022
Die Isländerinnen und Isländer haben in den letzten Jahren viel dafür getan, in der Tourismusbranche auf sich aufmerksam zu machen. In den vergangenen Jahren stiegen die Besuchszahlen auf Rekordwerte. Mittlerweile wird die rund 375.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählende Insel regelrecht vom Tourismus überschwemmt. Inzwischen beschränkt sich der Tourismus nicht mehr nur auf die Hochsaison: Das ganze Jahr über drängeln sich Menschen durch die Straßen Reykjaviks und an den von der Hauptstadt gut erreichbaren Spots. Das kleine Land muss nun Lösungen finden, um mit diesen Massen fertig zu werden. Arbeitskräfte aus vielen Ländern Europas werden ins Land geholt, um offene Stellen im Tourismus zu besetzen. Den letzten Vulkanausbruch auf der Halbinsel Reykjanes besuchten im August 2022 eine Million Menschen in kürzester Zeit.
Épisode 76 - Valencias Honig-Königin – Wie eine Sterneköchin Bienen rettet
13 décembre 2022
Auf den Feldern ihres Großvaters wurde Maria José Martinez zur Imkerin. Rund um ihre Bienenstöcke sieht sie heute überall Treibhäuser. „Das war früher nicht so.“, sagt sie voller Wut und Tränen. „Jetzt können die Bienen sich hier nicht mehr ernähren, sie können nicht überleben, überall wird Insektenvernichtungsmittel verwendet. Genau das erzähle ich den Gästen in meinem Restaurant, wo ich nur mit biologischen Produkten koche.“ Maria José vergleicht sich gerne mit den fleißigen Bienen. Die Ruhetage ihres Restaurants nutzt sie um, in der Umgebung Imker zu besuchen, die wegen der verheerenden Brände im Sommer fast alle Bienenstöcke verloren haben. Das erzählt sie weiter, auch in Kochshows überall im Lande. In Valencia rettet sie Bienenvölker, die in die Stadt fliehen, weil sie nur noch dort Überlebenschancen haben.
Épisode 77 - Delikatesse Froschschenkel – Zwischen Gaumenkitzel und Öko-Desaster
14 décembre 2022
Im Osten der Türkei betreibt Händler Mustafa eine Sammelstelle für Froschjäger. Sein Dorf ist von Reisfeldern umgeben und ein ideales Biotop für Wasserfrösche. In Gummistiefeln durchkämmen die Männer der Region nachts Felder und Tümpel nach den Amphibien. Bis in die frühen Morgenstunden nimmt Mustafa ihren Fang entgegen. Doch der Froschfang ist in der Türkei bis heute weitgehend unreguliert. Wenn sich das nicht ändert, werden die Froschpopulationen in den nächsten 50 Jahren um bis zu 90 Prozent zurückgehen. Zu diesem Ergebnis kommt Professor Kerim Çiçek. Für die Ägäis Universität in Izmir betreibt er eine Langzeitstudie über die Froschpopulation der Region. Froschhändler Mustafa unterstützt ihn dabei.
Épisode 78 - Für einen neuen Iran – Revolution im Exil
15 décembre 2022
Sie leben in Deutschland und Frankreich, haben ihre Familien im Iran seit Jahren nicht gesehen. Wenn sie nach Hause zurückkehren würden, würde das Regime sie einsperren, foltern oder töten. Jetzt hat die iranische Diaspora erstmals Hoffnung: Die Proteste gegen die Islamische Republik wachsen, Revolution liegt in der Luft. Und Frauen wie Anahita und Sadaf tun alles, um von außen zu unterstützen. Anahita ist Filmemacherin aus Teheran und lebt in Berlin. Die 31-Jährige ist Teil eines feministischen Kollektivs, das die Demonstration mit mehr als 80.000 Teilnehmern am Brandenburger Tor organisiert hat. Sie hat ihre Arbeit aufgegeben; trifft sich Tag und Nacht mit Gleichgesinnten und organisiert Veranstaltungen, auf denen sie so laut sie nur kann mit Slogans wie „Frau! Leben! Freiheit!“ ihre Wut auf das Regime hinausbrüllt.
Épisode 79 - Weg vom Erdgas! – Landwirte als Energieversorger
16 décembre 2022
Landwirt Manfred Greiner bewirtschaftet in Walding bei Linz einen Hof, zu dem auch Wald gehört. Wird dort ein Baum gefällt, geht das gute Stammholz ins Sägewerk, aus den Resten macht er Hackschnitzel. Sie kommen in eine kleine Nahwärme-Anlage, die aktuell vier Wohnblöcke mit 70 Wohnungen beheizt. Bereits vor zwei Jahren beschlossen er und weitere 15 Landwirte diese Anlage zu vergrößern. Ein Wagnis, doch die Gemeinde sagte zu, öffentliche Gebäude wie Kindergarten, Seniorenheim und Sportpark anzuschließen. Gas war 2020 noch günstig, das Interesse von Privatleuten eher verhalten. Aber seit dem Ukrainekrieg können sich die Landwirte vor Anfragen kaum retten. Das spornt sie an: Bis Weihnachten soll die Anlage vier Mal so viel Heizenergie liefern wie ursprünglich geplant. Auch in Bayern wächst das Interesse an der sicheren Wärme aus der Region.
Épisode 80 - Verdrängtes Leid – Die Niederlande und ihr koloniales Erbe
19 décembre 2022
Haydie Wells kam vor mehr als 30 Jahren aus Suriname nach Amsterdam. Bis zur Unabhängigkeit 1975 war Suriname im Nordosten Südamerikas eine Kolonie der Niederlande. Haydies Urgroßmutter musste noch als Sklavin auf einer Kaffeeplantage arbeiten. Bis heute pflegt die 60-jährige Krankenschwester die Traditionen ihrer Ahnen weiter. Haydie findet, der niederländische Staat sollte Entschädigungen an seine ehemaligen Kolonien zahlen und somit das Leid ihrer Vorfahren endlich anerkennen. Offiziell entschuldigt hat sich die Regierung nun immerhin. Während die weißen Niederländerinnen und Niederländer stolz auf die makellosen Amsterdamer Grachtenhäuser – einst Waren- und Wohnhäuser wohlhabender Kaufleute – sind, leben schwarze Niederländerinnen und Niederländer wie Haydie in weniger vorzeigbaren Vierteln.
Épisode 81 - Der Geschmack des Glücks – Vater und Tochter auf der Flucht durch Europa
20 décembre 2022
Der 36-jährige Amir Akbari stammt aus Teheran, wo er zum Christentum konvertierte. Aus Furcht, im Iran wegen seines Glaubens verfolgt zu werden, flieht der alleinerziehende Vater mit seiner dreijährigen Tochter nach Athen. In Griechenland ist das Leben jedoch härter als erwartet. Amir beantragt Asyl, doch das Verfahren stockt. Von seinem Job in einer kirchlichen Organisation kann er gerade mal überleben. Im Sommer 2021 ist der alleinerziehende Vater so verzweifelt, dass er mit seiner Tochter zu Fuß Richtung Bosnien aufbricht. Über Kroatien und die Slowakei gelangen die beiden bis nach Frankreich. Amir trägt Anahita während der Flucht meist auf seinen Schultern, oft gehen die beiden Hand in Hand.
Épisode 82 - Schottland in der Krise – Raus aus dem Königreich
21 décembre 2022
Musiker Neil Mackay ist einer der hartnäckigsten Kämpfer für die Unabhängigkeit Schottlands. Er organisiert Großdemonstrationen, bei denen Tausende Landsleute für die Loslösung aus dem Vereinigten Königreich protestieren. Explodierende Energie- und Lebensmittelpreise treffen viele Menschen zwischen Highlands und Edinburgh besonders hart. Zu ihnen gehört auch Sandra MacPherson. Die alleinerziehende Mutter muss sich in diesem Winter wie viele Menschen zwischen „heat or eat“, „heizen oder essen“, entscheiden und ihren Kindern Verzicht beibringen. Befürworter der Unabhängigkeit machen London für die Notlage verantwortlich, die Gegner hingegen die schottische Regierung. Die Erste Ministerin Nicola Sturgeon hat bereits ein neues Unabhängigkeitsreferendum trotz unklarer Gesetzeslage angekündigt. Wie schon der Brexit, spaltet auch die Unabhängigkeitsfrage die Gesellschaft. (Text: arte)
Épisode 83 - Chaos auf der Schiene – Die Deutsche Bahn und die Verspätungen
22 décembre 2022
Berufspendler Matthias Gastel reist jährlich rund 150 mal mit Fernverkehrszügen der Deutschen Bahn. Vom Halt auf freier Strecke bis hin zu Türstörungen: Er kennt die Verspätungsgründe aus eigener Erfahrung. Seine Erlebnisse hält der Grünen-Politiker in seinem Bahn-Tagebuch fest. Das Fazit: In den vergangenen Monaten haben die Verspätungen drastisch zugenommen. Damit sich das ändert, muss die Regierung laut Gastel in den Ausbau und die Instandhaltung des Schienennetzes investieren. Das Chaos in Deutschland bekommt auch Andreas Schläpfer zu spüren. Er ist Fahrgastbegleiter bei den Schweizerischen Bundesbahnen. Auf seiner Stammstrecke von Zürich nach Stuttgart kommt es immer häufiger zu Verzögerungen. Der Grund ist die verspätete Bereitstellung des Zuges aus Deutschland. An Bord versucht Schläpfer alles, um keine weitere Zeit zu verlieren.
Épisode 84 - Christen in der Türkei – Eine Nonne kehrt zurück
23 décembre 2022
Die syrisch-orthodoxe Nonne Hatune Dogan wurde 1970 im Dorf İzbırak im Südosten der Türkei geboren. Damals lebten noch 270 christliche Familien in İzbırak, doch alle sind geflohen. Auch Schwester Hatune musste mit ihren Eltern und neun Geschwistern Mitte der 80er-Jahre ihre Heimat verlassen. In den 1980er und 90er-Jahren bekriegten sich im Südosten der Türkei kurdische Milizen der PKK und die türkische Armee. Die Christen gerieten zwischen die Fronten. Die Vorfahren der syrisch-orthodoxen Christen in der Türkei gelten als eine der ersten christlichen Volksgruppen überhaupt. Ihre Jahrtausende alte Religion, mit eigenen Bräuchen und eigener Sprache, machten die syrischen Christen über viele Jahrhunderte immer wieder zur Zielscheibe von Angriffen in einer Region, in der mehrheitlich Muslime leben. Die meisten entschieden sich zur Flucht.
Épisode 85 - Scharf aber fair – Gewürze einfach nachhaltig
27 décembre 2022
Richard Friedrich aus Chemnitz ist Gewürzexperte. Auf der Suche nach guten Quellen für seine scharfen Lieblingszutaten reiste der ehemalige Maschinenbauer vor einigen Jahren buchstäblich dahin, wo der Pfeffer wächst: nach Indien. Als er dort erstmals ökologisch angebaute Gewürze probierte, war er überwältigt. Seitdem fährt er durch die Welt, um natürliche und fair produzierte Ware nach Deutschland zu holen. Zusätzlich gibt er Gewürz- und Kochkurse, bei denen seine Kursteilnehmer häufig zum ersten Mal hochwertige Produkte schmecken. Remigius Pfaffen ist einer der Retter des Schweizer Safrans. In dem Dorf Mund wird Safran seit dem 14. Jahrhundert angebaut – auf stolzen 1.200 Metern Höhe. Nachdem der Safrananbau in den 50er-Jahren fast zum Erliegen kam, haben Menschen wie Remigius Pfaff dafür gesorgt, dass diese Tradition wiederbelebt wurde.
Épisode 86 - Der Ausverkauf von Lissabon – Altstadt ohne Einheimische
28 décembre 2022
Seit ihrer Kindheit lebte Margarida Lopes in ihrer Wohnung im Lissaboner Stadtteil Alfama. Bis sich die Probleme mit ihrem Vermieter häuften. Mit teils jahrzehntealten Mietverträgen sind Menschen wie Margerida vielen Hausbesitzerinnen und -besitzern ein Dorn im Auge. Lebten in Alfama in den 80er-Jahren noch 20.000 Menschen, sind es heute keine 1.000 mehr. Die meisten Objekte werden hier nur noch online an Ausländerinnen und Ausländer vermietet, denn der boomende Tourismus bringt mehr Renditen als einheimische Mieterinnen und Mieter. Nach einer Reihe von Schikanen durch ihren Vermieter landete Margarida auf der Straße – bis sie auf Lurdes Pinheiro traf. Diese besorgte ihr eine neue Wohnung und einen Job in ihrem Verein. Als Vorsitzende der Bürgervertretung Alfamas will Lurdes Zwangsräumungen um jeden Preis verhindern.
Épisode 87 - Eine Kur für Karlsbad – Wenn der Rubel nicht mehr rollt
29 décembre 2022
Karlsbad und die Russen, das ist eine lange Geschichte, die schon mit Zar Peter dem Grossen begann. Nach 1989 rollte der Rubel wieder so richtig, als viele wohlhabende Russen Immobilien in der Stadt kauften und sanierten. Russische Familien vom Großvater bis zum Enkel reisten zu langen Kuraufenthalten an, samt Kleingeld für Einkäufe. Die Abhängigkeit von den Russen wuchs. Doch damit ist nun Schluss. (Text: arte)
Épisode 88 - Verbotene Liebe – Der lange Kampf für den Uhudler
30 décembre 2022
Matthias Mirth produziert einen Wein, der lange Zeit verboten war und der noch heute mit Vorurteilen zu kämpfen hat: den Uhudler. Für die Gegner ist der Uhudler ein Rebensaft, der krankmachen würde. Die Befürworter führen ins Feld, dass der Uhudler zu einer alten Rebsorte gehört, die gegen die Reblaus resistent ist. Uhudler-Weine sind Bio – sie müssen nicht gespritzt werden. „Bei mir ist noch keiner blöd geworden“, scherzt er gern, wenn seine Gäste im Wirtshaus ihr jeweils drittes Viertel bestellen. Und spätestens dann ist nicht nur für Mirth klar: Der Uhudler ist ein „Urgetränk“, der sich in den letzten Jahren vom Hauswein zum Kult-Wein gemausert hat. „Das Verbot in der EU hat uns Aufmerksamkeit gebracht, und die versuche ich zu nutzen, um die vorgeschobenen Gründe der Verbote zu entlarven“, sagt Mirth.
Épisode 89 - Endlich null Promille – Frauen auf Entzug
2 janvier 2023
Drei Porträts von ehemals alkoholkranken Frauen zeigen die Faktoren, die den Weg in die Trunksucht bereiten. Berichtet wird von einer Juristin, einer jungen Mutter und einer Journalistin. Die Gefahr bei einem geglückten Entzug: Die Rückfallgefahr bleibt hoch. Nach einer gelungenen Therapie greifen etwa die Hälfte aller Betroffenen und zwischendurch Trockenen zu Hause doch wieder zur Flasche. (Text: arte)
Épisode 90 - Ein Zirkus für Lesbos – Eine Artistenfamilie versucht zu helfen
3 janvier 2023
Leila Köckenberger und Thibault Gouin wollen helfen. Vor den Toren der Inselhauptstadt Mytilini leben hunderte Familien abgeschottet in einem großen Flüchtlingscamp. Für die Kinder heißt ein Leben im Lager: kein Spielplatz, keine Schule, kein Rückzugsort. Leila und Thibault sind entschlossen, dass etwas geschehen muss: „Wenn die Kinder nicht zu uns kommen können, dann müssen wir eben zu ihnen gehen.“ Mit ihrem mobilen Zirkus wollen sie Abwechslung und Freude in den Alltag der Kinder bringen. Es soll ein Ort entstehen für Spiel, Musik und Akrobatik. Bei ihrer Mission erfahren Leila und Thibault viele Widerstände: Der Zugang zum Flüchtlingslager wird ihnen verwehrt, die einheimische Bevölkerung lehnt die Arbeit internationaler Hilfsorganisationen zunehmend ab. Mit Hilfe von griechischen Artisten gehen Leila und Thibault auf die Bewohner der Insel zu.
Épisode 91 - Verseucht und vergiftet – Gefahr an der polnischen Weichsel
4 janvier 2023
Seit sechs Jahren kämpft Renata Wlazik, um eine drohende Umweltkatastrophe in Polen zu verhindern. Die giftigen Hinterlassenschaften des ehemaligen Rüstungs – und Chemiekonzerns Zachem in Bydgoszcz sind über Jahre ins Grundwasser gesickert und gefährdeten das Leben an der Weichsel. Es drohe die Tötung des gesamten Ökosystems des Flusses, meint auch der Geowissenschaftler Professor Mariusz Czop von der Akademie für Bergbau und Hüttenwesen. Er untersucht mit seinem Team seit Jahren, wie sich die kontaminierten Stoffe ausbreiten. In der Stadtverwaltung in Bydgoszcz weiß man von der gefährlichen Situation auf dem Gelände von Zachem. Allerdings glaubt man dort, man habe noch einige Jahre Zeit, um darauf zu reagieren. Auf einem Teil des ehemaligen Werksgeländes wurden inzwischen Lagerhallen und Logistikzentren errichtet.
Épisode 92 - Wenn die Arbeit liegenbleibt – Fachkräfte verzweifelt gesucht
6 janvier 2023
Épisode 93 - Gentherapie für das Auge – Rettung vor dem Erblinden
9 janvier 2023
Eine neuartige Gentherapie hilft Menschen, die bislang erblinden würden. Der sechsjährige Magnus gehört zu den wenigen Betroffenen, die für die Therapie in Frage kommen. Er hat den typischen Tunnelblick und läuft in der Dämmerung gegen Hindernisse. Seine Eltern hoffen, dass sich seine Sehkraft durch die OP so verbessert, dass er eine Regelschule besuchen kann. Rund drei Millionen Menschen leiden weltweit an der Netzhautdegeneration „Retinitis Pigmentosa“. Die 38-jährige Giusi Grikus war eine der Ersten in Deutschland, die behandelt wurden. Jetzt kann sie sogar wieder am Computer arbeiten. (Text: arte)
Épisode 94 - Heim zu Allah – Wenn Muslime sterben
10 janvier 2023
„Stirbt ein Gemeindemitglied, bekomme ich einen Anruf – dann muss alles ganz schnell gehen“, erklärt Daniel Abdin, der das Beerdigungsinstitut der Hamburger Al-Nour-Gemeinde leitet. Doch das deutsche Bestattungsgesetz sieht vor, dass eine Beisetzung in der Regel frühestens 48 Stunden nach dem Todesfall durchgeführt werden darf. Auch die Organisation der offiziellen Dokumente nimmt Zeit in Anspruch. Durchschnittlich dauert die Ausstellung einer Sterbeurkunde in Deutschland eine Woche. Viele Musliminnen und Muslime möchten nach ihrem Tod in ihren Herkunftsländern beigesetzt werden. Doch insbesondere jüngere Muslime und Musliminnen, die Deutschland als ihre Heimat empfinden, wünschen sich eine Bestattung hierzulande. Aber es gibt ein weiteres Problem: In vielen Städten fehlt es an Platz für islamische Grabstätten.
Épisode 95 - Europas Wirtschaft im China-Dilemma – Unabhängiger werden – aber wie?
11 janvier 2023
Deutschland ist stolz auf seine Hidden Champions – mittelständische Unternehmen, die in ihrem Geschäftsfeld Weltmarktführer sind. Oft sind sie im ländlichen Raum angesiedelt und stützen die Wirtschaft einer ganzen Region. So wie der Druck- und Messtechnikspezialist WIKA aus Klingenberg. Doch das Unternehmen ist wie viele andere vom wichtigsten Wachstumsmarkt China abhängig. Von einem Land also, das von Europa und den USA zunehmend als Rivale wahrgenommen wird. Was einst ein Garant für Wohlstand und Gewinne war, wird nun zur Hypothek: Die meisten Unternehmer passen ihre China-Strategie an. Doch die Abhängigkeit ist schwer zu reduzieren. Besonders in Zeiten, in denen der Mittelstand ohnehin mit Inflation, hohen Energiepreisen und dem Fachkräftemangel kämpft. Ganz besonders exponiert ist Webasto.
Épisode 96 - Klima ahoi – Wie Schiffe sauberer werden
13 janvier 2023
Feinstaub, Ruß und umweltschädliches Schweröl als Kraftstoff: Frachter und Kreuzfahrtschiffe stoßen viele Schadstoffe aus. Schiffe sind für etwa drei Prozent der weltweiten Treibhausemissionen verantwortlich. Höchste Zeit also für einen Kurswechsel auf den Meeren. Emissionsfreier Seehandel ist schließlich seit Jahrtausenden möglich – dem Wind sei Dank. „Re:“ begleitet Kapitän Andreas Lackner auf seiner Reise mit seinem segelnden Frachtschiff. Ganz ohne Motor transportiert er bis zu 40 Tonnen Waren über die Meere. „Damit schließen wir die Lücke zwischen fair bezahlten Erzeugern von Bio-Waren und bewussten Konsumenten“, so Lackner. Auch andere haben die Kraft des Windes wiederentdeckt. Ralf Oltmanns aus Ostfriesland fuhr mit 16 schon zur See, 30 Jahre später entwickelte der leidenschaftliche Segler den Flettner-Rotor.
Épisode 97 - Krieger und Frauenversteher – Wann ist ein Mann ein Mann?
16 janvier 2023
Für 220 Männer, die ihre Männlichkeit hinterfragen, beginnt Anfang Oktober der Workshop „Männlichkeit stärken“. Auch Hendrik wird teilnehmen. Seit seiner Kindheit lehnt er Werte ab, die als klassisch „männlich“ gelten. Jetzt möchte er seine Männlichkeit finden. Neben Hendrik nimmt auch Stefan teil. Seit dem Ende seiner langjährigen Beziehung besucht er Männer-Workshops, um sich im Leben neu zu orientieren. Die Seminare von „Männlichkeit stärken“ werden von Sven Philipp und Martin Rheinländer geleitet. Die beiden betreiben neben dem Workshop auch einen Youtube-Kanal, auf dem sie sich Fragen rund um Frauen, Flirten und Sex widmen. Christoph May und Susanne Kaiser kritisieren diese Männer-Workshops. Sie sehen in diesen reinen Männerrunden mythopoetische Männerbündnisse, in denen toxische Werte und altbackene Ideale verstärkt werden können.
Épisode 98 - Tafeln am Limit – Neue Armut in Deutschland
17 janvier 2023
In Berlin-Neukölln, dem ärmsten Bezirk der Hauptstadt, kämpft Uschi Sachs jede Woche um Lebensmittel für die Ärmsten. Die Rentnerin leitet eine der fast 50 Ausgabestellen der Berliner Tafel. Das Hoffen auf genügend Spenden kommentiert sie mit Berliner Witz: „Das ist wie im Lottospiel. Ich hab’ noch nie gewonnen.“ Die Lebensmittel sammelt Uschi bei der Zentrale der Berliner Tafel ein, aber dort gibt es nicht immer genug für alle ihre Bedürftigen. Deshalb klappern sie und ihr Team zusätzlich die Bäckereien und Supermärkte in Neukölln ab – immer öfter vergeblich. Uschi Sachs musste schon die Rationen für ihre Bedürftigen verkleinern, damit alle etwas abbekommen. Wer dagegen in einem reichen Stadtteil zur Tafel geht, dem geht es etwas besser.
Épisode 99 - Die Quiz-Champions – Wer wird Europas Alleswisser?
19 janvier 2023
Im November 2022 trifft sich Europas Quiz-Elite in Berlin. Ihr gemeinsames Ziel: Die Ultimate Quizzing Championships, wie die Europameisterschaften inzwischen heißen, zu gewinnen. Einer von ihnen ist Sebastian Klussmann, Deutschlands bekanntester Quizzer und Kapitän der deutschen Nationalmannschaft. 2022 wagen vier Wissensgladiatoren das Unmögliche – das englische Team um Quizlegende und Seriensieger Kevin Ashman herauszufordern. Doch wie schlägt man eine lebende Legende, die sich mit den Dialekten nordamerikanischer Ureinwohner genauso gut auskennt wie mit zeitgenössischer Rap-Musik und der weiß, dass die sizilianische Vesper keine Zwischenmahlzeit, sondern ein Massaker an Franzosen im 13. Jahrhundert bezeichnet? Die Antwort: „im Trüffelschweinmodus“, das heißt, wenn man die ganze Welt als Spielwiese des Lernens begreift.
Épisode 100 - Schwarzhemden im Aufwind – Wie Neofaschisten Italien infiltrieren
20 janvier 2023
Sie marschierten in schwarzer Kleidung, einige zeigten den faschistischen Gruß: In Italien sind Tausende zu Mussolinis Grab gepilgert und haben den 100. Jahrestag des „Marschs auf Rom“ gefeiert. (Text: arte)
Épisode 101 - Das Balkan-Orchester – Mit Musik gegen alte Konflikte
23 janvier 2023
„Wir reden nicht über Politik“, sagt Desar Sulejmani. Der Essener mit albanischen Wurzeln ist Gründer, Dirigent und Pianist des Western Balkans Youth Orchestra. Aber weil sich das Streichorchester aus 31 Musikerinnen und Musikern aus fünf Westbalkanstaaten zusammensetzt, ist es eben ein mindestens genauso wichtiges politisches wie musikalisches Projekt. Die Reportage begleitet das junge Orchester auf seiner ersten größeren Tournee über den westlichen Balkan. Organisatorisch ist eine solche Tournee bis heute schwierig – die vier kosovarischen Musikerinnen etwa erhalten kein Visum für das Konzert im bosnisch-herzegowinischen Mostar. Und auch wenn nach außen alles harmonisch abläuft, gibt es doch unausgesprochene Regeln innerhalb der Gruppe.
Épisode 102 - Stroh, Lehm, kein Abfall – Der Traum vom nachhaltigen Bauen
24 janvier 2023
Neue Häuser braucht der Mensch! Das findet auch ein junges Paar aus Nürnberg. Carolin Volk und ihr Mann Holger beschließen Ende letzten Jahres, ins Burgenland auszuwandern, um dort ihren Traum eines ökologischen Hauses zu verwirklichen – ganz aus Stroh, Holz und Lehm. Die ersten Entwürfe mit Gründach, Kompost-Toilette, Gästehaus und Selbstversorger-Garten hat die Fotografin selbst angefertigt. Doch bei der Umsetzung gibt es Hürden zu überwinden, wie zum Beispiel den Mangel an geeigneten Handwerkern. Und so verzögert sich die Realisierung. Holger, eigentlich Informatiker von Beruf, nutzt die Zwischenzeit und widmet sich mit Hingabe der Begrünung des Dachs und dem Permakultur-Garten. Ganz anders Andrej Fideršek im slowenischen Žalec. Er baut nicht neu, sondern im Bestand. Sein Ziel: so wenig Abfall wie möglich.
Épisode 103 - Kreativ gegen Stromfresser – Mit Marke Eigenbau durch die Energiekrise
25 janvier 2023
Wie kann man in seinen eigenen vier Wänden nicht nur Strom, sondern auch Wasser und Gas sparen? Diese Frage stellen sich derzeit viele Französinnen und Franzosen. Frankreich ist zwar weniger von russischem Gas abhängig als Deutschland, doch dafür wird mehr als ein Drittel aller Haushalte mit Atomstrom beheizt. Weil im Moment ein großer Teil der französischen Atomreaktoren gewartet werden muss, steigen auch hier die Preise, zusätzlich drohen Blackouts. Der gelernte Industriedesigner Paul Chaquet hinterfragt schon seit Längerem, wie man energieintensive Geräte wie Kühlschrank oder Herd ersetzen kann. Auch einen Betonmischer kann man zu einem Ofen umbauen, zum Kochen eine selbst gebaute Kochkiste benutzen. Für die braucht man lediglich ein Behältnis, eine Woll- und eine Rettungsdecke.
Épisode 104 - Der Stier soll leben – Spanier wenden sich gegen den Stierkampf
26 janvier 2023
Laut einer aktuellen Umfrage ist jeder zweite Spanier für ein Verbot des Stierkampfs, das wäre noch vor wenigen Jahrzehnten unvorstellbar gewesen. 84% der jungen Leute sagen, sie seien nicht stolz darauf, in einem Land zu leben, in dem der Stierkampf Tradition sei. Die Plätze in den Arenen leeren sich, die Jahresabonnements sind keine Schätze mehr, die Väter an ihre Söhne vererben, und Toreros werden nicht mehr wie Rockstars umschwärmt. In Katalonien und auf den Kanarischen Inseln sind Stierkämpfe verboten. Auf den Balearen und in Galizien sind die Fans der Meinung, dass die neuen Gesetze den Stierkampf so sehr seines Wesens beraubt haben – kein Töten des Stieres mehr, keine Minderjährigen in der Arena – dass sie ihn nicht mehr feiern wollen. Trotzdem kämpfen einige „Aficionados“ für den Erhalt des Stierkampfs als Tradition und nationales Symbol, während andere für die endgültige Abschaffung einer als barbarisch empfundenen Praxis kämpfen. (Text: arte)
Épisode 105 - Vergiftetes Erbe – Auf der Suche nach jüdischen Eigentümern
27 janvier 2023
Vor über 80 Jahren versteigerte der NS-Staat auf sogenannten „Juden-Auktionen“ alles, was in den Wohnungen deportierter oder emigrierter Juden übriggeblieben war. Vieles kauften – weit unter Wert – auch Privatpersonen, ehemalige Nachbarn, Kollegen, Freunde. So wie der Großvater von Katrin Meinke. 1941 ersteigerte der Bankangestellte unter anderem eine wertvolle Brillantkette auf solch einer Auktion in Karlsruhe. Woher die Kette kam und wem sie gehörte, darüber hat sich der Großvater jahrzehntelang ausgeschwiegen. Jetzt, viele Jahre nach seinem Tod, möchte die Enkeltochter das Erbstück wieder an die rechtmäßigen jüdischen Eigentümer oder deren Nachkommen zurückgeben – als eine Art „Wiedergutmachung“ Katrin Meinke hat sich an Sharon Adler und die Stiftung „Zurückgeben“ in Berlin gewandt.
Épisode 106 - Lust auf Eis und Einsamkeit – Auswanderer Grönland
30 janvier 2023
Max Audibert verließ vor 33 Jahren seine Heimatstadt Marseille, um seinen Traum zu verwirklichen: Er wollte leben und jagen wie die Inuit in Grönland. Bei Eis und Kälte zog er mit ihnen zur Jagd, zehn Jahre lang. „Ich wollte nicht anhand von Büchern lernen, sondern ihre Art zu leben selbst entdecken.“ Noch immer lebt der 53-jährige Franzose in Tiilerilaaq im Osten Grönlands. Es ist die einzige bewohnte Siedlung im Sermilik-Fjord, rund 70 Einwohner leben hier. Es gibt keine Straßen, nicht einmal fließend Wasser. Die Einsamkeit sei nicht immer leicht zu ertragen, gesteht Max, doch inzwischen gebe es ja Internet. Max ist heute Lehrer und leitet die Dorfschule von Tiilerilaaq. Es war kein Berufswunsch, vielmehr realisierte er, dass er gebraucht wurde. Ein Großteil der 56.000 Einwohner Grönlands lebt im Westen und in der Hauptstadt Nuuk.
Épisode 107 - Waschen, schneiden, Meere retten – Europas Friseure für den Umweltschutz
31 janvier 2023
„Jeden Tag schmeißen wir kiloweise abgeschnittene Haare in den Müll. Dabei können wir sie so viel sinnvoller einsetzen, im Umweltschutz zum Beispiel“, sagt Thierry Gras. Der Friseur verarbeitet die Haar-Abfälle zu Ölfiltern. Denn Haare können Öl aufsaugen. Die Filter helfen so im Kampf gegen Ölverschmutzungen in Meeren oder Seen. Eine halbe Stunde östlich von Marseille lagert Thierry Gras in einer alten Scheune tonnenweise Haarmüll. Friseursalons aus ganz Europa schicken ihm den zu, machen mit im Projekt „Coiffeurs Justes“. Aus den Haarresten fertigt Thierry zusammen mit vier Langzeitarbeitslosen Haarfilter. Lange, dicke und kurze Haarfilterwürste. Ein Kilogramm Haare kann etwa acht Liter Öl aufsaugen. Davon hat sich in Deutschland auch der Friseur Emidio Gaudioso anstecken lassen. Er hat die Organisation „Hair Help the Oceans“ gegründet.
Épisode 108 - Der Feind ist schwul – Zunehmender Hass in Russland
1 février 2023
Diesen Druck spüren Homosexuelle stark, die Zahl der Gewaltverbrechen nimmt zu. Das liegt vor allem daran, dass sie in den Medien täglich als Perverse und Feinde der russischen Gesellschaft dargestellt werden. Außerdem können die Opfer von homophoben Gewaltverbrechen kaum noch mit Schutz rechnen. Schließlich ist Schwulenhass auch bei der Polizei allgegenwärtig. Sergej und Andrej aus Sankt Petersburg wurden wegen des Instagram-Posts eines gleichgeschlechtlichen Kusses verhaftet. Sie gehen davon aus, dass auf offene Homosexualität schon bald Haftstrafen stehen könnten. Trotzdem gibt es weiterhin mutige Menschen, die die Situation von Russlands LGBTQ-Gemeinschaft verbessern wollen. Zum Beispiel den Kommunalpolitiker Sergej Troschin, der sich als erster Politiker des Landes öffentlich zu seiner Homosexualität bekennt.
Épisode 109 - Clever gegen Krisen: Frühwarnsysteme der Zukunft
3 février 2023
Pandemien, Vulkanausbrüche, Erdbeben oder Erdrutsche – Katastrophen nehmen zu. Deshalb arbeiten weltweit Menschen an cleveren Frühwarnsystemen, die Leben retten können. Sogenannte Geofone überwachen gefährdete Bergregionen und warnen rechtzeitig vor Erdrutschen. Routinemäßige Abwasserkontrollen könnten in Deutschland gefährliche Viren schneller erfassen, und besenderte Tiere weisen mit ihrem Verhalten auf Vulkanausbrüche hin. Martin Wikelski vom Konstanzer Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie ist davon überzeugt, dass Tiere einen sechsten Sinn haben und Naturkatastrophen vor Menschen „erspüren“ können. Dies zu beweisen, ist sein Lebenstraum. Denn bisher weiß niemand, wie sich ein Vulkanausbruch verlässlich vorhersagen lässt. Seit vielen Jahren rüstet Wikelski deshalb Tiere mit Sendern aus. Am Ätna auf Sizilien sind es vor allem Ziegen und Hunde.
Épisode 110 - Angst auf dem Heimweg – Wie sicher fühlen sich Frauen?
6 février 2023
Spazierengehen – was für viele Menschen eine willkommene Abwechslung im Pandemiealltag bedeutete, wurde für Paola Matacchioni zum Stressfaktor. Nach dem Mord an der 33-jährigen Sarah Everard stellte der Gang auf die Straße die gleichaltrige Frau vor ein Problem. Vor allem im Dunklen erlitt sie Angstzustände. Wie ihr ergeht es vielen Frauen. Einer Studie zufolge, empfinden vier von fünf Frauen Großstädte als unsicher. Die Britin Emma Kay sieht darin eine Marktlücke. Sie ist Entwicklerin einer App, die Nutzerinnen mithilfe von polizeilichen Kriminalitätsdaten einen möglichst gefahrlosen Weg nach Hause aufzeigen kann. Was es bedeutet, sich nachts ohne Begleitung draußen aufzuhalten, erlebte Emma am eigenen Leib.
Épisode 111 - Namenlose tote Flüchtlinge – Ein griechischer Forensiker ermittelt
7 février 2023
Der Fluss Evros markiert nicht nur die Grenze zwischen Griechenland und der Türkei. Ein seit dem Jahr 2020 stetig erweiterter Grenzzaun entlang des Evros ist das Sinnbild für die Festung Europa: ein High-Tech-Grenzwall gegen die Flüchtlingsströme in die EU. Doch trotz dieses fünf Meter hohen und 38 Kilometer langen Bauwerks aus Stahlstreben riskieren Tausende Menschen ihr Leben, um hier über den Fluss in die EU zu gelangen. Wie viele Menschen dabei sterben, ist unbekannt. Allein im Jahr 2022 waren es mehr als 60 Tote, die allein auf der griechischen Seite des Flusses gefunden wurden – ein negativer Rekord. Pavlos Pavlidis ist Professor für Rechtsmedizin an der Universität in Alexandroupolis und Chronist der tödlichen Grenze. Wird ein Leichnam im Fluss oder in den dahinterliegenden Wäldern gefunden, kommt er zu Pavlidis auf den Obduktionstisch.
Épisode 112 - Risiko Corona-Impfung? – Wie gefährlich ist der Piks?
8 février 2023
Bis vor kurzem verlief Pascal Mertens’ Leben noch ganz normal: Der 34-Jährige war gerade mit seiner neuen Freundin zusammengezogen. Ende letzten Jahres ließ er sich gegen Corona impfen, und seitdem hat sich sein Alltag drastisch verändert: Zum Laufen benötigt er jetzt einen Rollator, seine Wohnung kann er allein kaum mehr verlassen. Mittlerweile verbringt Pascal den Großteil seiner Zeit zu Hause auf dem Sofa. Besserung ist nicht in Sicht. In mehreren Kliniken wurde er untersucht, doch kein Arzt wollte eine Diagnose in direktem Zusammenhang mit der Impfung stellen. Seine letzte Hoffnung ist nun das Universitätsklinikum Marburg, wo man sich auf Fälle wie jenen von Pascal spezialisiert hat. Hier betreibt Dr. Bernd Schieffer die erste deutschlandweite Therapiestelle für Betroffene des sogenannten Post-Vac-Syndroms.
Épisode 113 - Gas aus dem Schwarzen Meer – Verpasst Rumänien seine Chancen?
10 février 2023
Seit Juni 2022 wird auf der Bohrinsel „Ana“ im rumänischen Schwarzen Meer Erdgas gefördert – zehn Prozent des rumänischen Bedarfs. Valentin Solomon ist Elektro-Ingenieur und stolz, Teil des Projektes zu sein. „Ana“ ist das erste Offshore-Projekt Rumäniens seit über 30 Jahren und jetzt – inmitten von Europas Energiekrise – ein Hoffnungsschimmer. Rumänien ist reich an fossilen Ressourcen. Neben dem Gasfeld von „Ana“ verfügt das Land über noch ein viel größeres Gasfeld: „Neptun Deep“. Mit beiden Gasfeldern zusammen könnte Rumänien vollständig unabhängig von Gas-Importen, ja sogar Lieferant für seine Nachbarländer sein. Stattdessen sind Rumäniens Gas-Importe im letzten Jahrzehnt um 25 Prozent gestiegen.
Épisode 114 - Schwangerschaft als Business
13 février 2023
Lisa und Henry Walser sind ein Influencer-Paar. Über 450.000 Menschen folgen den Walsers auf Instagram, über eine Million sind es bei TikTok. Ihrer Community geben sie privateste Einblicke in ihren Alltag. Lisa fing mit Kochvideos auf Instagram an, seit ihrer Schwangerschaft hat sie das Business aber verlagert: Alles dreht sich nun um den wachsenden Babybauch, nahezu alles wird gepostet. Lisa ist Vollzeit-Influencerin, Ehemann Henry unterstützt nebenberuflich. Für die freie Hebamme Livia Clauss-Görner aus Hamburg birgt der Hype ums Baby in den sozialen Netzwerken vor allem Probleme. Sie ist seit fast 40 Jahren Hebamme und beobachtet seit einigen Jahren, wie Internet-Trends vor das Wohl der Kinder gestellt werden.
Épisode 115 - Besser als Tinder – Wie Irlands Amor Singles verkuppelt
14 février 2023
Willie ist Matchmaker in dritter Generation. „Das ist eine Gabe“, sagt er, „man kann es nicht erlernen zu erkennen, wer zu wem passen könnte.“ Alle, die mit Willies Hilfe eine neue Liebe suchen, müssen zuerst seinen Fragebogen ausfüllen. Der ist zwar nicht besonders ausgefallen. Aber die ausgefüllten Fragebögen steckt Willie über Nacht in sein sogenanntes „Lovebook“, eine 160 Jahre alte, ziemlich zerrissene Lose-Blatt-Sammlung. So sollen sich die Interessierten schon hier treffen. Willie ist sich sicher: Das hilft. Zu Willies Lieblingsgeschichten gehört die Vermittlung einer bekannt launischen Frau durch seinen Großvater an einen rein gälisch sprechenden Bauern auf den Aran Islands. „Mein Großvater war auf der Pferdemesse in Midtown und er stellte dieser sehr schönen jungen Frau einen Mann vor.
Épisode 116 - Long Covid und kein Ende – Die unheimliche Krankheit
15 février 2023
Seit Jakob Eiserloh im März 2022 an Covid erkrankte, kann der 13-jähige Junge nicht mehr zur Schule gehen, hat Schmerzen, fühlt sich unendlich kraftlos und wird einfach nicht mehr gesund. Diagnose: Long Covid. Seine Mutter Daniela Eiserloh hat schon alles versucht, bislang ohne Erfolg. „Ich erwarte von unserem Gesundheitssystem, dass für die Betroffenen mehr getan wird“, sagt die alleinerziehende Mutter. Eine passende Reha für ihren Sohn musste sie privat finanzieren. Die Krankenkasse zahlte nicht. Auch Long-Covid-Patient Christopher Peters hat die meisten seiner Therapieversuche aus eigener Tasche bezahlt. Das Problem: Es gibt für die unterschiedlichen Long-Covid-Symptome noch keine zugelassenen Medikamente oder sonstige Therapien. Bislang wurde zu wenig Geld für die Erforschung dieser neuartigen Krankheit bereitgestellt.
Épisode 117 - Trauern – aber anders! – Zurück ins Leben
16 février 2023
Trauer hat kaum noch Platz in unserem modernen Leben. Die Gesellschaft erwartet, dass Hinterbliebene schnell wieder „funktionieren“ – im Leben und im Job. Die Konsequenz: Viele Trauernde verdrängen und verstecken oft ihre Gefühle. Und das mit fatalen Folgen. Denn unbewältigte Trauer macht Menschen krank. Dazu kommt, dass konfessionelle Trauerbegleitung und klassische Seelsorge immer weniger Menschen erreichen. „Ich glaube an das Schöne im Schlimmen“, sagt Anemone Zeim. Die Trauerbegleiterin hat „Vergiss mein nie“ gegründet. In ihrer Agentur kreiert sie mit Hinterbliebenen Erinnerungsstücke für Verstorbene, die helfen sollen, den Kummer zu verarbeiten. Sie will dem Tod mit Leichtigkeit und Freude begegnen. Denn am Ende geht es um das Leben, sagt Anemone. Trauer hat zu Unrecht ein schlechtes Image, sagen Susann Brückner und Caroline Kraft.
Épisode 118 - Boom der Bunker – Wer ist wo wie sicher?
20 février 2023
2007 hat Deutschland beschlossen, einen Großteil seiner öffentlichen Schutzräume stillzulegen. Viele von ihnen sind jetzt Hotels, Galerien oder Museen. Wie zum Beispiel ein großer Bunker in Ilbenstadt bei Frankfurt am Main. Ob er wieder reaktiviert werden kann? Der Zivilschutzexperte Andreas Kling berät Behörden beim Katastrophenmanagement und kennt sich mit Schutzanlagen aus. Sein Fazit nach der Besichtigung: „Um unseren Zivilschutz ist es schlecht bestellt. Er war jahrzehntelang nur ein Anhängsel des Katastrophenschutzes. Und das muss sich wieder ändern.“ Das ist in der Schweiz anders: Dort ist fast jedes Gebäude mit einem Schutzraum ausgestattet. Die Firma Mengeu bei Zürich hat sich auf den Bau von Bunkern und deren Ausstattung mit Schutzraumtechnik spezialisiert.
Épisode 119 - Jagd auf Kriegsverbrecher – Ermittlungsteams in der Ukraine
21 février 2023
Die US-Amerikanerin Belkis Wille ist stellvertretende Direktorin der Abteilung Krisen und Konflikte bei der internationalen Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch und seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine regelmäßig im Land unterwegs. Sie dokumentiert Kriegsverbrechen, die russische Soldaten an der ukrainischen Zivilbevölkerung begangen haben sollen. Überlebende in den noch vor Monaten besetzten Gebieten berichten ihr von Verschleppung, Vergewaltigung, Folter und Mord. In der Region Charkiw sucht Belkis Wille nach Beweisen, dass russische Truppen für den Raketenangriff auf den Bahnhof von Kramatorsk am 8. April 2022 verantwortlich waren. Aus einem Dorf in der Nähe von Isjum soll die ballistische Rakete abgefeuert worden sein, die auf dem Bahnhofsgelände in Kramatorsk 57 ukrainische Zivilistinnen und Zivilisten tötete.
Épisode 120 - Ein Sender im Exil – Europa und die russische Opposition
23 février 2023
In den Rigaer Büros und Studios von Doschd herrscht rege Geschäftigkeit. Chefredakteur Tikhon Dzyadko bereitet sich auf seine Sendung vor: Zweimal täglich moderiert er die Nachrichten. Momentan sendet der russische Sender lediglich via YouTube. Anfang Dezember hatte die lettische Rundfunkbehörde Doschd die Lizenz entzogen, weil ein Moderator seine Sympathie mit den Rekrutierten der russischen Mobilmachung ausgedrückt hatte. Nicht nur aus Lettland, sondern aus ganz Europa kamen harte Worte und scharfe Kritik. Die Geschichte von Doschd begann 2010. Ein unabhängiger Fernsehkanal sollte ein Gegenentwurf zum Kreml-kontrollierten TV-Programm sein. Da aber unabhängiger Journalismus und Putins Regime unvereinbar sind, wurde Doschd 2014 aus dem russischen Kabelprogramm geworfen.
Épisode 121 - Welterbe Ohridsee – Europas ältester See vor dem Kollaps
27 février 2023
Der Ohridsee gilt als das Gewässer mit der höchsten Biodiversität weltweit. Selbst Arten, die überall sonst bereits ausgestorben sind, haben hier über viele Jahrtausende überlebt: Mehr als 200 Pflanzen und Lebewesen sind ausschließlich hier zu finden, wie zum Beispiel die Ohrid-Forelle. Doch diesen lebenden Fossilien droht Gefahr. Nordmazedonien und Albanien gehören noch immer zu den ärmsten Ländern Europas, und der Tourismus rund um den Ohridsee verspricht wirtschaftliches Wachstum, trägt aber auch zur Verschmutzung des prähistorischen Gewässers bei. Da der Fischbestand bereits sinkt und endemische Spezies vom Aussterben bedroht sind, will die UNESCO den See auf die Liste des gefährdeten Welterbes setzen. Die Menschen in der Region sind zwiegespalten, zwischen wirtschaftlichem Aufschwung und dem Schutz dieser einzigartigen Natur.
Épisode 122 - Die Hafermacher – Woher kommt das Trendgetreide?
28 février 2023
Die tschechische Bäuerin Veronika Stránská hat vor einigen Jahren die Haferfelder ihres Vaters übernommen. Als eine der wenigen selbständigen Frauen in der Landwirtschaft hat sie gelernt, was es heißt, sich zu behaupten. 50 Tonnen Hafer will sie nach Plauen im sächsischen Vogtland zu Stephan Leins Mühle liefern. Der 29-Jährige ist Produktionsleiter einer der größten Hafermühlen in Ostdeutschland. Für Stephan ist Hafer das Getreide der Zukunft. Auch Stephan Leins hat große Pläne. Eine zweite Mühle ausschließlich für Biohafer ist im Bau. Zwischen Stephan und Veronika besteht seit Jahren eine geschäftliche Kooperation. Im Herbst will die Hafermacherin nach Deutschland reisen und Stephan endlich persönlich kennen lernen. Dann wird sie auch erfahren, ob ihr Hafer den hohen Qualitätserwartungen des Müllers entspricht und sich die Mühen gelohnt haben. (Text: arte)
Épisode 123 - Hoffen auf eine Prothese – Syrische Kriegsopfer in der Türkei
2 mars 2023
2021 entdeckt ein Fotograf den syrischen Flüchtling Munzer Al-Nazzal und seinen Sohn Mustafa in der Türkei nahe der Grenze zu Syrien. Kurz darauf geht sein Foto von den beiden um die Welt. Der Vater verlor bei einem Bombenangriff im nordsyrischen Idlib ein Bein, sein Sohn wurde ohne Gliedmaßen geboren – vermutlich, weil seine Mutter in der Schwangerschaft einem Giftgasangriff ausgesetzt war. Die Familie lebt in der Türkei unter prekären Bedingungen. Durch die mediale Aufmerksamkeit hofft sie nun auf eine Therapie für Mustafa. Über vier Millionen Flüchtlinge leben in der Türkei, darunter zehntausende kriegsversehrte Kinder. Anders als Mustafa, bekommen sie kaum eine Chance. Im Armenviertel Buca in Izmir hat die Irin Anne O’Rorke ein Nachbarschaftszentrum aufgebaut, das genau solchen Kindern helfen will.
Épisode 124 - Zu zweit im Geisterdorf – Kalabriens vergessene Orte
3 mars 2023
Pentedattilo liegt an einem Bergmassiv im Süden Kalabriens. Nach Erdrutschen wurde die Kleinstadt in den 70er Jahren komplett aufgegeben. Als Rossella Aquilanti den Ort zum ersten Mal betritt, ist Pentedattilo bereits seit einem Jahrzehnt unbewohnt. Sie verliebt sich sofort in das Geisterdorf, kündigt ihren Job und lässt ihr altes Leben zurück. Umgeben von Ruinen hat Rossella einen Neuanfang gewagt. 20 Ziegen, ein paar Olivenbäume und ein kleines Stück Land reichen ihr für ein erfülltes Leben. Doch die 63-Jährige spürt, dass sie mit zunehmendem Alter die Arbeit nicht mehr alleine schafft. Lange hat sie vergeblich nach jemandem gesucht, der mit ihr in dieser Abgeschiedenheit leben will. Schließlich kontaktiert sie eine Flüchtlingsunterkunft in Kalabrien und findet Maka Tounkara.
Épisode 125 - Sie sollte sterben – Was tun EU-Länder gegen Frauenmorde?
8 mars 2023
Martina aus Hessen ist seit dem Angriff ihres Ex-Freundes nicht mehr arbeitsfähig und muss in eine psychiatrische Klinik. Es macht sie wütend, wenn sie von ähnlichen Fällen in der Zeitung liest: Vor allem wenn es heißt: „Beziehungstat“ oder „Eifersuchtsdrama“. Gewalt oder Mord in Partnerschaften werden nach wie vor häufig als tragische Einzelfälle betitelt. Opfer sind häufig Frauen – insbesondere dann, wenn sie sich trennen wollen. Die Zahl der Frauenmorde steigt nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen EU-Ländern. In Österreich kämpft die Anwältin Sonja Aziz für die Rechte ihrer Mandantinnen und gegen das Victim-Blaming vor Gericht sowie zu niedrigen Strafen für die Täter. Oft gibt es schon vor einer Tat Warnzeichen, Betroffene werden dabei aber nicht immer ausreichend geschützt. Ein anderes Bild zeigt Spanien.
Épisode 126 - Die Schweizer Energiekrise – Chance oder Umweltfluch?
9 mars 2023
„Energienotlage“ ist das Wort des Jahres in der Schweiz. Der 44-jährige Nicholas Bornstein will gerade jetzt alles tun, um seine geliebten Berge zu schützen. Dafür gründete er den Verein „Protect our winters“ und setzt auf Dialog mit Energieunternehmern und Bergbahngesellschaften. Energiekrise und Wintertourismus, wie kann man das miteinander vereinbaren? Bei den Energieunternehmern will Nicholas den bescheidenen Einfluss seines jungen Vereins geltend machen, um auf wichtige Entscheidungen einzuwirken: Muss man wirklich die größte alpine Solaranlage Europas für den Winterstrom über die Nebelgrenze in Wallis bauen? Oder die nächste Staumauer in einem noch unberührten Tal im Berner Oberland? Nicholas will um die fünf Millionen Outdoorsportler der Schweiz, Naturliebhaber, wie er sagt, mobilisieren – für die Abstimmung des für ihn sehr wichtigen Umweltschutzgesetzes im März 2023. (Text: arte)
Épisode 127 - Rock, Hut, Stock – Handwerkerinnen auf Wanderschaft
10 mars 2023
Yvonne Heil ist frisch ausgelernte Bäckergesellin. Sie will ihr altes Leben zurücklassen und auf Wanderschaft gehen, doch das kann sie nicht alleine. Um auf die Walz zu kommen, braucht sie eine Altgesellin, die ihr zeigt, wie das Leben auf der Straße funktioniert. Lisa Goldmann ist schon vier Jahre unterwegs. Die Bierbrauerin will Yvonne zeigen, worauf es ankommt: Schlafplatzsuche, Essen finden, Arbeitssuche. Auch die vielen Regeln auf Wanderschaft muss Yvonne erst lernen. Hinzu kommt: Frauen auf der Walz stehen vor anderen Hürden als Männer. Ihr größter Gegenspieler: die Tradition. Denn jahrhundertelang war es Frauen verboten, ein Handwerk zu erlernen und auf die Walz zu gehen. (Text: arte)
Épisode 128 - Jagd auf Biberratten – Niederländische Deiche in Gefahr
13 mars 2023
Épisode 129 - Wenn der Arzt nicht kommt – Kann Telemedizin helfen?
15 mars 2023
Volle Krankenhäuser und Notfallambulanzen, überlastetes Personal – die Gesundheitssysteme sind am Limit. Notärztin Birgit Plöger aus Marburg leitet die Rettungskräfte über Telemedizin an. Am Telefon fällt sie die Entscheidung, was mit den Patienten passiert. Im französischen Le Favril ersetzt mittlerweile eine Selbstuntersuchungskabine den Hausarzt. (Text: arte)
Épisode 130 - Eine Bürgermeisterin in Polen
16 mars 2023
Seit 2014 ist Beata Moskal-Slaniewska Bürgermeisterin von Swidnica, einer Industriestadt im Südosten von Polen mit knapp 60.000 Einwohner. Als sie eines Morgens ihren Computer hochfährt, erwartet sie eine E-Mail von einem anonymen Absender mit dem Betreff „In den Ofen mit dir“. „Es ist höchste Zeit, dass du vom Erdboden verschwindest für all die Verbrechen, die du an den Menschen in der Region begangen hast … Wir sehen uns in der Hölle …“ Der Brief macht ihr Angst – und Angst macht angreifbar. Aber sie möchte sich nicht einschüchtern lassen und macht weiter. Die Reportage begleitet Beata Moskal-Slaniewska bei ihrem täglichen Einsatz für eine weltoffene und tolerante Stadt. Die von der polnischen Regierung beschlossenen Budgetkürzungen oder ideologisch geprägten Gesetze schränken ihre Handlungsfreiheit drastisch ein.
Épisode 131 - Nagellack und Bohrmaschine – Die Driller Queens von Berlin
17 mars 2023
Als Charly Machin 2018 nach Berlin zieht, erfindet sie sich als Driller Queen neu. Die Waliserin pendelt zunächst allein durch die Stadt und hilft bei kleinen Reparaturen und Renovierungen. Schnell merkt Charly, dass die Nachfrage nach der Frau mit der Bohrmaschine groß ist. Innerhalb von vier Jahren wird aus der One-Woman-Show ein Team von mehr als 20 Driller Queens. Die Driller Queens setzen sich für Vielfalt ein und zeigen ganz praktisch, dass Frauen, trans und nicht-binäre Menschen Handwerk können und lieben. Charly Machin: „Das ist doch überholt, davon auszugehen, dass die einzigen Menschen, die diese Arbeit verrichten können, Männer sind. Das macht keinen Sinn. Wir sind stark und wir sind fähig, absolut fähig, diesen Job zu machen.
Épisode 132 - Preiskämpferinnen – Leben auf dem Polenmarkt
20 mars 2023
Wenn Iwona Sałańdziak und Aneta Lach morgens um Acht ihren winzigen Friseurladen aufschließen, warten schon die ersten Kunden. Dann schneiden sie meistens wortlos und im Akkord die Haare der Deutschen, die zum billigen Tanken und Einkaufen auf den Markt von Łęknica kommen. Ein Haarschnitt kostet hier gut die Hälfte weniger als jenseits der Neiße. Schon seit vielen Jahren ist der Markt für seine Kampfpreise berühmt. Erhöhen können die beiden Polinnen ihre Preise aber nicht. Im Gegenteil: manche Deutsche versuchen sogar noch zu feilschen. „Sie verstehen einfach nicht“, sagt Iwona und zuckt mit den Schultern, „dass unsere Preise doch auch gestiegen sind.“ Die Inflation in Polen liegt bei 16% – deutlich höher als in Deutschland. Aber auf dem Markt von Łęknica darf davon nichts zu spüren sein.
Épisode 133 - Ungarns rotes Gold in Gefahr – Paprika-Peter gibt nicht auf
21 mars 2023
Peter Szabo ist 50 und stolzer Paprika-Bauer in Ungarn. Das Gewürz steht für den Nationalcharakter des Landes und sicherte über Generationen das Auskommen vieler ungarischen Familien auf dem Land. Vor zwölf Jahren hat Peter den Familienbetrieb übernommen. Seitdem produziert er mit modernen Maschinen, altem Wissen und großer Leidenschaft das rote Gold Ungarns. Peters Rezept: uralte Paprikasorten von Hand gepflückt, langsam getrocknet und gründlich gemahlen. Seine Idee, Vulkansteine in den Boden zu bringen, hilft bei Trockenheit das Wasser länger zu halten. Chemikalien haben Hausverbot. Stattdessen wird gemulcht. Ein gesunder Acker ist Peter wichtig. Doch das alles frisst Zeit. Während der Ernte muss Peter auf seine Familie verzichten, da er dann in der Firma wohnt. Auch Peters Eltern packen immer noch mit an, denn allein ist es nicht zu schaffen.
Épisode 134 - Alles unter Kontrolle? – Leben mit einer Zwangserkrankung
22 mars 2023
Dominique kann ihre Wohnung nicht ohne einen letzten Kontrollgang verlassen: Ist der Herd aus? Sind alle Fenster geschlossen? Sie leidet unter einem Kontrollzwang. Die Zwangshandlungen geben ihr ein kurzfristiges Gefühl von Sicherheit. Doch sie bestimmen ihren Alltag. Phasenweise konnte Dominique ihre Wohnung nicht verlassen. Dabei weiß sie wie irrational ihre Zwänge sind. Allein in Deutschland leiden etwa zwei Millionen Menschen an Zwangsstörungen. Die Dunkelziffer ist deutlich höher. Die Krankheit tritt meist in der Kindheit oder im frühen Erwachsenenalter auf. So auch bei der 71-jährigen Margit aus der Nähe von Wien. Sie ekelt sich schon als Kind vor Schmutz. Außer ihrem Ehemann darf heute niemand in die gemeinsame Wohnung. Ihre Einkäufe wäscht sie ab, reinigt sogar die Packungen. Dabei sind ihre Zwänge schon deutlich besser.
Épisode 135 - Generation Glücksspiel – Wie junge Serben ihre Zukunft verzocken
23 mars 2023
Die Kleinstadt Šabac liegt rund 80 Kilometer westlich von Belgrad entfernt. Hier gibt es für junge Menschen nicht viele Perspektiven: Nach dem Schulabschluss ziehen die meisten weg. Doch der 26-jährige Miroslav ist geblieben. Vor mehr als zehn Jahren hat er bereits als Minderjähriger mit dem Glücksspiel begonnen. Zeitweise hatte er 20.000 Euro Schulden bei verschiedenen Geldverleihern. Neben seiner Wohnungstür hat Miroslav eine Überwachungskamera installiert – aus Angst vor gewalttätigen Geldeintreibern. Aktuell ist er schuldenfrei, seine Familie hat ihm mit großer Anstrengung geholfen. Zum ersten Mal in seinem Leben hat er sogar einen festen Job. Nach eigener Aussage wäre er jetzt in der Lage, kontrolliert zu spielen. Das dachte auch Nikola. Der 27-Jährige hat sein Maschinenbaustudium wegen seiner Spielsucht abgebrochen.
Épisode 136 - Der Abwrack-Clan – Das harte Geschäft der Schiffsverwerter
27 mars 2023
Morten, Eddie und Klaus Smedegaard sind drei von 18 Geschwistern, die sich im dänischen Esbjerg dem Schiffsrecycling verschrieben haben. Vater Henning gründete das Unternehmen 1962. Seither werden hier Schiffe entkernt, Teile ausgebaut, chemische Rückstände entsorgt und die Wracks am Ende mit brachialen Maschinen zerteilt. Das sieht oft martialisch aus, geschieht dennoch nach strengen Regeln: Alle Materialien werden getrennt, verwertet oder fachgerecht entsorgt. Die Familie Smedegaard hat das ökologische Schiffsrecycling mitentwickelt und die EU bei der Verordnung zum Schiffsrecycling beraten. Geld verdient das Unternehmen mit dem Verkauf der alten Motoren, der Steuerelektronik und der gewonnenen Altmetalle. Die Brüder sind die vierte Generation im Abwrack-Geschäft. Mutter Grethe hält den Clan zusammen.
Épisode 137 - Im Schatten der Angst – Albaner und Serben im Nordkosovo
28 mars 2023
Immer wieder heizt sich der Konflikt zwischen Kosovo und Serbien auf, das Kosovos Unabhängigkeit nicht anerkennt. Schmelztiegel der Spannungen ist jedes Mal der Norden Kosovos, der direkt an Serbien grenzt und hauptsächlich von ethnischen Serben besiedelt ist. Mit Unterstützung aus Belgrad widersetzen sie sich regelmäßig der Hoheitsgewalt des von ethnischen Albanern geführten Staates. Immer wieder kommt es zu Eskalationen; zuletzt fielen sogar Schüsse. Auch Dragan Daničić träumt davon, wieder zu Serbien zu gehören, doch vor allem sehnt sich der Vater einer Tochter nach einem Leben ohne Angst. Die regelmäßigen Ausschreitungen bedrohen seine Existenz als Bauer und Taxifahrer. Der Serbe fühlt sich als Spielball zwischen Pristina und Belgrad und sieht sich von zwei Seiten unter Druck: „Keiner sorgt sich um die wirklichen Probleme der Menschen hier.
Épisode 138 - Pferdeblut für Billigfleisch – Tierschützerinnen im Einsatz für die Islandstuten
30 mars 2023
Die Schweizer Tierschützer haben auf der Vulkaninsel ein dunkles Geheimnis hinter der idyllischen Fassade der Islandpferde aufgedeckt. Die Pferde werden nicht nur als Reitpferde gezüchtet oder als Pferdefleisch vermarktet. Vor allem in den Sommermonaten, wenn Millionen von Touristen auf Island in Urlaub sind, wird den trächtigen Stuten wöchentlich Blut abgenommen. Die isländische Pharmafirma hat auf der Insel ein Monopol, um aus dem Blut das Hormon PMSG zu gewinnen. Es ist extrem wertvoll und weltweit gefragt, weil es in der industriellen Ferkelzucht eingesetzt wird, um die Fertilität der Sauen in der Massentierhaltung zu erhöhen. Billiges Schweinefleisch gibt es dank dieses Hormons. Diese Praxis möchten die Tierschützer und Tierschützerinnen der Animal Welfare Foundation stoppen.
Épisode 139 - Jagd auf Biberratten – Niederländische Deiche in Gefahr
31 mars 2023
Épisode 140 - Tourbières et marais - Au secours des héros du climat
31 mars 2023
À l’origine de bien des mythes et légendes terrifiants, les marais n’en jouent pas moins un rôle essentiel pour le climat et la biodiversité. Capables de stocker de grandes quantités de carbone, ces lieux absorbent en effet du CO2 présent dans l’atmosphère. Et pourtant, l’assèchement et la destruction des zones humides se poursuit dans le monde entier.
Épisode 141 - Rettung aus der Luft – Einsatz mit der Air Zermatt
3 avril 2023
Gerold Biner ist leidenschaftlicher Rettungspilot der Air Zermatt. Seit mehr als 30 Jahren ist er bereits für das Unternehmen im Einsatz. Wie riskant die Einsätze für die Retter sind, weiß Biner aus erster Hand. 1989 flog er seinen ersten Einsatz und überlebte knapp einen Absturz. Über die Jahre musste der Pilot miterleben, wie der Klimawandel die Gefahrenlage bei den Rettungseinsätzen verschärft hat. In diesem Jahr führen die schlechten Schneebedingungen zu besonders vielen Brüchen und Verletzungen bei Alpinisten und Wintersportlern. Der deutsche Notarzt und Anästhesist Dr. Stephan Prückner liebt die Berge, ist selbst leidenschaftlicher Skifahrer und Wanderer. Um die Air Zermatt als Rettungsarzt zu unterstützen, nimmt er sich bei seinem eigentlichen Arbeitgeber, dem Universitätsklinikum München, extra frei.
Épisode 142 - Liverpool gegen Hunger – Zwei Fanclubs rufen zu Spenden auf
4 avril 2023
In Großbritannien ist die Armut so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Angesichts einer galoppierenden Inflation und immer prekärerer Arbeitsbedingungen hungern Tausende von Briten. Der Krieg in der Ukraine hat die Preise für Strom und Benzin auch im Vereinigten Königreich noch einmal in ungeahnte Höhen getrieben. In Liverpool haben sich die Fans der beiden großen Fußballvereine der Stadt, die eigentlich miteinander verfeindet sind, bereits vor sieben Jahren zusammengeschlossen, um ein riesiges Netzwerk zur Umverteilung von Lebensmitteln aufzubauen, das sich seitdem über das ganze Land ausgebreitet hat. Die Gründer nennen dieses kleine Wunder: Solidarität der Arbeiterklasse. (Text: arte)
Épisode 143 - Fast Fashion in der Wüste – Müllberge in der Atacama
5 avril 2023
Mitten in der Atacama-Wüste im Norden Chiles ist der 38-jährige Juan Jose Saldana auf der Suche nach Müll. Genauer nach Kleidung, die illegal in der Region verklappt wird. Saldana will den Menschen zeigen, welche negativen Auswirkungen das Fast-Fashion-Geschäft auf seine Heimat hat. Denn hier landet, was im Globalen Norden nicht gewollt ist: Ladenhüter und kaum getragene Kleidung, im Sand verscharrt, verbrannt oder einfach weggeworfen. Die Textilien stammen vor allem aus Europa und den USA. Importeure bringen sie über die Freihandelszone im Norden Chiles ins Land, mit dem Ziel, sie auf dem südamerikanischen Kontinent zu verkaufen. Doch längst nicht alles lässt sich weiterverwerten. Aber weil es in Chile an politischen Kontrollen fehlt, bezahlen Importeure lokale Fahrer, um die Kleidung illegal in die Wüste zu bringen.
Épisode 144 - Neues Leben für ein Bergdorf – Corippo darf nicht sterben
6 avril 2023
Clarina Scettrini ist 87, die älteste Einwohnerin von Corippo. Nie wollte sie wegziehen von hier, auch wenn es immer verlassener um sie herum wurde, die Jungen wegzogen, die Alten starben. Gerade einmal sieben Personen leben noch in Corippo. Das Schweizer Dorf im Tessiner Varzascatal ist vom Aussterben bedroht. Niemand hat mehr Lust auf ein beschwerliches Leben in viel zu kleinen und dunklen Häusern. Zur Mitte des 19. Jahrhunderts lebten hier über 300 Menschen, meist Bergbauern, die von der Wanderwirtschaft lebten. 1950 waren es nur noch 70. Als Clarina Scettrini hier zu Schule ging, waren sie noch 14 Kinder im Ort und das Glöcklein in der Schule läutete in der Früh zum Unterricht. Die Schule machte bald dicht, dann die Post, dann der kleine Laden.
Épisode 145 - Le dilemme du retour au charbon
11 avril 2023
La guerre en Ukraine et le mauvais état du parc nucléaire font planer le risque de black-out sur la France. Alors, le gouvernement fait réouvrir la centrale à charbon de Saint-Avold, fermée en mars 2022. Face à l'aberration écologique et aux coûts, les autorités plaident l'urgence temporaire. Les salariés licenciés, eux, ont repris le chemin de la centrale...
Épisode 146 - Eine Chance für Kinder: Paten für ein besseres Leben
12 avril 2023
Hamburg, Stadtteil Dulsberg. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Wohnungen winzig, viele Familien sind auf staatliche Hilfe angewiesen. Alle zwei Wochen holt Filiz die sechsjährige Begüm hier bei ihrer Mutter ab. Die ist alleinerziehend, seit Begüms Vater an Krebs gestorben ist. Filiz und Begüm gehen zusammen Eis essen, auf den Spielplatz, ins Museum oder erkunden Hamburg. Filiz und Begüm kennen sich erst seit kurzem, doch die 44-jährige Angestellte hat sich dazu entschlossen Begüm als „Weggefährtin“ zu unterstützen Hajo und der elfjährige Asmen treffen sich seit mehr als drei Jahren, an jedem zweiten Samstag. Meist fahren sie raus ins Grüne oder an den Elbstrand. Asmen hat einen großen Bewegungsdrang, den er in der kleinen Wohnung in Altona nicht ausleben kann. Asmens Mutter ist alleinerziehend.
Épisode 147 - Aufstand der Klimaschützer – Stresstest für die Gesellschaft
13 avril 2023
In ganz Europa wollen Umweltaktivistinnen und -aktivisten die Politik durch zivilen Ungehorsam zu einem klimafreundlicheren Handeln zwingen. In Spanien ist die Gruppe „futuro vegetal“ aktiv. Im vergangenen Jahr klebte sich die 20jährige Studentin Alba im Prado-Museum in Madrid an einem Goya-Gemälde fest. Nun will sie zusammen mit anderen Aktivistinnen und Aktivisten das Rednerpult im Parlament besetzten. Viele Spanier können die Aktionen der Gruppe nicht nachvollziehen, die Straßenblockaden scheinen die meisten einfach nur zu nerven. Die 23-jährige Dina wohnt in Lützerath. Dem Ort am Tagebau Garzweiler droht – trotz massiven Widerstands – das endgültige Aus. Sollte das Camp geräumt werden, wird Dina nicht freiwillig gehen und nimmt dafür eine Festnahme in Kauf.
Épisode 148 - Die A380 kommt zurück: Aufwecken eines Riesenfliegers
14 avril 2023
Von der Corona-Krise hat sich die Luftfahrt trotz der Klimadiskussion rasend schnell erholt. Plötzlich wird jedes Flugzeug gebraucht. Selbst die ausgemusterten A380, vierstrahlige Riesenflieger, kommen zu einem unerwarteten Comeback. Wenige Tage, nachdem die Lufthansa entschieden hat, einen Teil ihrer A380-Flotte in den Betrieb zurückzuholen, geht ein heftiger Hagelsturm am Abstellplatz der Flugzeuge in Spanien nieder und ramponiert die millionenteuren Maschinen. Trotz der Schäden sollen vier Flugzeuge im Juni 2023 wieder in Betrieb gehen. Ein gewaltiges Vorhaben. Technisch, aber auch organisatorisch. Die meisten A380-Piloten hatte die Lufthansa bereits auf andere Typen umgeschult oder in den Vorruhestand geschickt. 90 Piloten müssen nun neu für die A380 bei Lufthansa angelernt werden.
Épisode 149 - Hausbesetzungen – Der Kampf um Wohnraum in Katalonien
17 avril 2023
Seit der Finanzkrise von 2008, als 350.000 spanische Familien ihre Hypothek nicht mehr abzahlen konnten und ihre Wohnung verloren, verschlechtert sich die Wohnungssituation in Spanien zunehmend. Das Land hat viel zu wenig Sozialwohnungen, während angeblich insgesamt fast vier Millionen Wohnungen – d.h. 15 % des Immobilienbestandes – leer stehen. Ergebnis: Das Phänomen der Hausbesetzungen hat um sich gegriffen, vor allem in Katalonien. Allein in Barcelona soll es 20.000 illegale Besetzungen geben, durch die viele krisengeschädigte Bürger Zuflucht fanden. Die 55-jährige Gärtnerin Llum Oliver musste ihre Wohnung 2012 der Bank überlassen. Nachdem sie von einem Tag auf den anderen obdachlos geworden war, wandte sich die Barcelonerin an einen Wohnrechtsverein.
Épisode 150 - Le chic des laids : le club dei brutti de Piobbico
18 avril 2023
"La laideur est une vertu, la beauté une servitude." Telle est la devise du village italien de Piobbico, dans la région des Marches. Ses quelque 2 000 habitants opposent en effet une résistance farouche au culte de l’apparence, perpétuant chaque année une tradition née en 1879 : le festival des moches.
Épisode 151 - Éco-activisme : un engagement radical
19 avril 2023
Depuis peu, on les voit s’attacher sur la voie publique pour bloquer la circulation ou asperger des tableaux de diverses substances : des activistes cherchent ainsi à attirer l’attention sur la cause climatique. Ces jeunes sont convaincus que leur génération est la dernière encore capable de sauver la planète.
Épisode 152 - Déserts médicaux en France
20 avril 2023
Aujourd’hui, des millions de Français renoncent à leur droit à l’accès aux soins faute de moyens et de personnels de santé disponibles. Quelles sont les conséquences de ces choix politiques engagés depuis plus de 20 ans qui creusent l’écart entre la médecine des villes et celle des campagnes ?
Épisode 153 - Objectif Lune : les astronautes européens en lice
21 avril 2023
Qui sera le premier Européen à poser le pied sur la Lune ? Les sept astronautes en activité de l'Agence spatiale européenne – parmi lesquels Thomas Pesquet – sont tous candidats, mais seuls trois d'entre eux pourraient décrocher la timbale...
Épisode 154 - Une station balnéaire bulgare dans la guerre
24 avril 2023
La guerre en Ukraine a bouleversé le quotidien de Pomorie, surnommée la "petite Moscou bulgare". Dans cette station balnéaire cohabitent des réfugiés ukrainiens, des touristes russes pro-régime et d'autres qui ont fui Poutine. Regards croisés dans ce microcosme étonnant de la mer Noire.
Épisode 155 - Hôpital pour enfants : stress et détresse au quotidien
25 avril 2023
Manque de lits, de personnel et même de médicaments : en Allemagne, les services de pédiatrie sont au bord du gouffre. Cette situation condamne les jeunes patients et leurs parents à passer des heures en salle d’attente ou à être transférés dans des hôpitaux loin de chez eux. Les médecins et les autres soignants sont à bout, eux aussi.
Épisode 156 - Le retour du bison : est-il le bienvenu ?
26 avril 2023
Le dernier bison sauvage de Roumanie a été abattu en 1790. Aujourd’hui, le plus grand bovidé d’Europe est de retour : plus de 250 individus vivent dans les Carpates. Adrian Aldea, biologiste, gère un programme de réintroduction du bison dans ce pays d’Europe orientale, et prépare l’arrivée d’un sixième troupeau.
Épisode 157 - Protéger la forêt, sauver le climat
27 avril 2023
Avec la hausse des températures et la multiplication des épisodes de sécheresse, bois et forêts sont de plus en plus victimes d’incendies dévastateurs. Longtemps cantonné à l’Europe méridionale, à la Californie ou à l’Australie, ce phénomène touche désormais l’Europe du Nord. Une situation qui pousse les pompiers à adopter de nouvelles stratégies.
Épisode 158 - Crise en mer Baltique - Quel avenir pour les pêcheurs ?
28 avril 2023
Leurs histoires ne font pas la une, mais elles émeuvent, surprennent et donnent à réfléchir. En prise avec un thème d'actualité, les reportages choisis par Arte Regards vont à la rencontre de citoyens européens et proposent une plongée inédite dans leurs réalités quotidiennes.
Épisode 159 - À Grenoble, la riposte des livreurs
2 mai 2023
La riposte des "ubérisés" a démarré. Pas d'horaires, pas de congés, pas de couverture santé : ces travailleurs "indépendants", suspendus aux commandes envoyées sur leur téléphone, font face à la précarité partout en Europe. Regards croisés à Grenoble sur ce monde de la livraison de repas en pleine mutation.
Épisode 160 - Meine fremde Mutter – Adoptionskinder suchen ihre Familie
3 mai 2023
Marcia Engel wurde als Kleinkind aus Kolumbien adoptiert und wuchs in den Niederlanden auf. Erst mit 11 Jahren erfuhr sie von ihren Adoptiveltern die Wahrheit über ihre Herkunft. In den offiziellen Papieren hieß es, sie sei ein Waisenkind. Doch Marcia gab sich mit dieser Erklärung nicht zufrieden und machte sich auf die Suche nach ihrer Familie: Acht Jahre suchte sie ihre biologische Familie. Doch erst als sie eine private Ermittlerin anheuerte, fand sie ihre Mutter, die nie einer Adoption zugestimmt hatte. Es gibt immer wieder Fälle, bei denen die Kinder ohne Zustimmung der leiblichen Eltern illegal zur Adoption frei gegeben werden. So wie bei Marcia. Kinder werden als Waisen ausgegeben, obwohl sie nur vorübergehend im Heim leben. Es werden Papiere gefälscht und den Adoptiveltern sogar erzählt, die leibliche Mutter sei gestorben.
Épisode 161 - Charles wird gekrönt – Kann er die Monarchie erneuern?
4 mai 2023
Am 6. Mai wird Charles zum König gekrönt. Wie steht die britische Bevölkerung zu ihrem neuen Staatsoberhaupt? Mary Hobson gehört zur britischen Mittelschicht und ist ein großer Royal-Fan, auch wenn ihr Ehemann die Begeisterung nicht ganz teilen mag. Mary bereitet sich schon seit Wochen auf das Spektakel vor und hat sich bereits einen Platz gesucht, von dem aus sie den König aus nächster Nähe sehen kann. Doch die Skandale um Prinz Harry und Meghan haben ihren Enthusiasmus etwas getrübt. Noch kritischer sehen schwarze Briten die Monarchie: Viele von ihnen betrachten die englische Monarchie als Symbol für eine überwiegend weiße Elite, die aus der Zeit gefallen scheint und mit dem Volk nicht mehr viel gemein hat. So sehen es zumindest die Jugendlichen in der Wohltätigkeitsorganisation „Voyage Youth“, die sich für schwarze Jugendliche engagiert.
Épisode 162 - Kiews Techno-Szene packt an – Wiederaufbau mit Beats
5 mai 2023
Gegründet wurde „Repair Together“ im Mai 2022 von vier kreativen Großstädtern aus der Kiewer Techno-Szene. Anders als andere Hilfsinitiativen verbinden sie den Wiederaufbau mit Gemeinschaft, Kreativität und Musik. Im Sommer zogen ihre sogenannten „Aufbau-Raves“ hunderte freiwillige Helfende aus aller Welt zu Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten in zerstörte Dörfer im Norden der Ukraine. Doch je länger der Krieg dauert und je kälter die Temperaturen werden, desto mehr drohen Zusammenhalt und Unterstützung abzunehmen. Techno-Partys feiern die Organisatorinnen und Organisatoren bei Kälte eher im Privaten – nicht auf Baustellen. Infolgedessen melden sich immer weniger Freiwillige zu den Bauarbeiten, sodass die Vier die meisten Wiederaufbauprojekte im Winter pausieren lassen mussten.
Épisode 163 - Gastarbeiter gesucht! Asiatische Arbeitskräfte in Rumänien
9 mai 2023
Seit dem Zusammenbruch des Kommunismus hat Rumänien über vier Millionen Staatsbürger verloren, die zum Arbeiten in den Westen abgewandert sind. Ergebnis: Einer neueren Studie zufolge erklären 80 % der rumänischen Arbeitgeber, keine Beschäftigten zu finden. Um diesen Notstand zu lindern, rekrutiert das Land in Asien. In Partnerschaft mit mehreren asiatischen Ländern hat Bukarest die Anzahl der Arbeitserlaubnisse für Nicht-EU-Bürger von 3.000 Visa im Jahr 2016 auf 100.000 im Jahr 2022 erhöht. Um den großen Zustrom zu bewältigen, regeln rumänische Vermittlungsagenturen – inzwischen sind es schätzungsweise 4.000 – die Aufnahme der Ausländer. Im Auftrag der Arbeitgeber suchen sie – in enger Zusammenarbeit mit ihren örtlichen Mittelsleuten in den jeweiligen Ländern – nach geeigneten Kandidaten.
Épisode 164 - Schatzsuche im Schrott: Elektromüll vermeiden und recyceln
10 mai 2023
In Straßburg hat sich Elie Assémat zum Ziel gesetzt, dass Elektroschrott möglichst gar nicht mehr entsteht. Er ist Mitbegründer von Commown, einer Genossenschaft, die Elektronikgeräte als gemeinsames Gut betrachtet. Die Genossenschaft vermietet seit 2018 Smartphones, Computer und Kopfhörer. Dabei geht es ihm vor allem um Nachhaltigkeit und eine längere Nutzung. Alle Produkte im Angebot sind leicht zu reparieren und garantieren damit eine lange Lebensdauer. Für 2030 prognostizieren Fachleute eine Lawine von über einer Million Solarmodule, die in der Entsorgung zu landen drohen. Mit seiner Firma 2ndlifesolar will Martin Wilke aus Hamburg dafür sorgen, dass möglichst viele dieser Alt-Module ein zweites Leben bekommen, zum Beispiel als Balkonkraftwerke. Aber auch das Recycling der aussortierten Module steht im Fokus des Ingenieurs.
Épisode 165 - Allein unter Schafen: Ein neues Leben als Schäferin
11 mai 2023
In der Domaine du Merle, inmitten der malerischen Provence, werden seit den 1930ern Schäferinnen und Schäfer ausgebildet. Knapp 20 Menschen lernen dort binnen eines Jahres alles, was sie wissen müssen, wenn sie während der Sommermonate mit oft mehr als 1000 Schafen in den Alpen leben. Unter den Auszubildenden des aktuellen Jahrgangs sind auch Mathilde (24), Geoffrey (22) und Lucas (18). Mathilde kommt aus Paris, hat studiert und ist auf der Suche nach einer Arbeit, die sie in die Natur bringt. Geoffrey hat eine Maurerlehre abgeschlossen, dann eine Ausbildung zum Koch gemacht – nichts hat ihm wirklich gefallen. Diesmal könnte es anders sein, meint er. Die Einsamkeit mache ihm nichts aus. Das ist bei Lucas anders. Er hat gerade die Schule abgeschlossen und will mit Tieren arbeiten. Die langen Momente der Stille machen ihm etwas Angst.
Épisode 166 - Machtwechsel in der Türkei? Das Bündnis gegen Erdogan
12 mai 2023
Lange galt Istanbuls Bürgermeister Ekrem Imamoglu als chancenreichster Herausforderer von Präsident Erdogan bei den Wahlen am 14. Mai 2023. Der Kandidat der sozialdemokratischen CHP hatte vor drei Jahren überraschend die ökonomisch wichtigste Stadt des Landes der Regierungspartei AKP abgetrotzt. Doch ein Gerichtsurteil wegen Beamtenbeleidigung, das auf Druck der AKP-Regierung zustande kam, zwang ihn, in die zweite Reihe zurückzutreten und dem CHP-Vorsitzenden Kemal Kilicdaroglu im Wahlkampf den Vortritt zu lassen. Dieser führt nun ein Sechserbündnis der Opposition an. Die CHP-Vorsitzende von Istanbul Canan Kaftoncioglu kämpft auch für einen Regierungswechsel. Sie gilt als Mastermind hinter Bürgermeister Imamoglu. Die Ärztin ging in die Politik, um die politischen Verhältnisse in der Türkei zu verändern.
Épisode 167 - Zurück in die Ukraine? Was wird aus den minderjährigen Flüchtlingen
15 mai 2023
Pavlo, 11 Jahre, erlebte die russische Invasion in seiner Heimat, einer ländlichen Gegend in der Nähe von Tschernobyl. Anfang Juni kam er in einem Bus mit 46 anderen Kindern in Nordfrankreich an. Ein regionaler Verein organisierte ihre Vermittlung in Gastfamilien. Pavlo kam bei Véronique und Frührentner Hervé vorübergehend für drei Monate unter. In der Ukraine erwarten ihn seine Eltern zum Schulbeginn im September. Allerdings hat sich zwischen Pavlo und Hervé eine Beziehung wie zwischen Enkel und Großvater entwickelt. Luciana ist seit Kriegsbeginn mit ihren beiden Brüdern und ihrer kleinen Schwester in Frankreich. Alle vier kamen in verschiedenen Gastfamilien unter. Sie stammen aus der Region Saporischja, die besonders schwer vom Krieg betroffen ist. Ihr Vater kämpft an der Front.
Épisode 168 - Tierärzte unter Druck – Bellen, beißen, Burnout
18 mai 2023
Ein Sonntag im beschaulichen Commercy im Osten Frankreichs: Dr. Tri Tran Cong hat Notdienst und operiert einen schwer verletzten Hund, der mit einem Wildschwein zusammengestoßen ist. Nacht- und Wochenendschichten sowie Überstunden sind für den seit 30 Jahren praktizierenden Arzt keine Ausnahme. Seine Tierklinik ist eine der wenigen Anlaufstellen in der Region. Trotz der hohen Arbeitslast muss bei den Behandlungen jeder Handgriff sitzen. Dr. Trang Cong selbst stand schon kurz vor dem Burnout und ist seit drei Jahren in Therapie. Doch aus Liebe zu den Tieren kann er sich nicht vorstellen, seinen Beruf aufzugeben. Dr. Petra Kracher hat sich mit einer Tierarztpraxis in München selbstständig gemacht. Sie ist für drei Angestellte verantwortlich.
Épisode 169 - Die Artenschützer – Im Einsatz für die Natur
19 mai 2023
Egal wie klein und unscheinbar sie ist: Jede Art zählt – das weiß auch Elisabeth Kühn. Die Biologin vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle hat ein Herz für Schmetterlinge – genauer gesagt für Tagfalter. Viele Schmetterlingsarten kämpfen ums Überleben. Gemeinsam mit ehrenamtlichen Hobbyforschern untersucht Kühn, wie es um den Bestand der Schmetterlinge steht und warum manche Tagfalterarten aus einem Gebiet einfach verschwinden. An dem Projekt „Tagfalter-Monitoring-Deutschland“ kann sich jeder beteiligen. Ulrich Eichelmann ist Mitbegründer der Umweltorganisation RiverWatch, seine Mission einer der letzten großen Wildflüsse in Europa. Die Vjosa in Albanien ist für ihn ein Naturjuwel, das es unbedingt zu schützen gilt. Er kämpft vor allem gegen den Bau von Wasserkraftwerken. Sie bedrohen die noch intakten Ökosysteme in und am Fluss.
Épisode 170 - Traumjob Bestatter/Bestatterin – Das Geschäft mit dem Tod floriert
22 mai 2023
Der Trauerberater und Zeremonienmeister Guillaume Loiseau unterrichtet auch an der staatlichen französischen Berufsschule für Bestattungsberufe. Er stellt fest, dass die üblichen Zeremonien oft nicht den Vorstellungen der Hinterbliebenen entsprechen. Seiner Meinung nach muss individuell auf die Wünsche jeder Familie eingegangen werden, damit die Trauerfeier in guter Erinnerung bleibt. Er will seinen Schülern vermitteln, wie sie jede Feier fast wie eine Bühnenvorstellung gestalten können. Auf Fachmessen findet er dafür neue Anregungen und Ideen. Stéphanie ist Thanatopraktikerin. Sie sorgt für ein ästhetisches Erscheinungsbild der Verstorbenen bei der Aufbahrung – eine besonders tabubehaftete Tätigkeit. Stéphanie gibt in den sozialen Netzwerken Einblick in ihre Arbeit, und zu ihrer Überraschung stößt ihr Beruf auf starkes Interesse.
Épisode 171 - Exoten im Vogelkäfig – Das Geschäft mit Tropenvögeln
23 mai 2023
Auf Europas größtem Vogelmarkt in ’s-Hertogenbosch in den Niederlanden sucht Harald Garretsen schwarze Schafe. Der Handel mit Zucht-Vögeln ist zwar erlaubt, doch der Inspektor der niederländischen Behörde für Lebensmittel- und Konsumgütersicherheit hat es auf Händler abgesehen, die mit verbotenen Wildvögeln Geschäfte machen wollen. Immer wieder stoßen Garretsen und seine Kollegen vom Zoll auf illegal importierte Tiere aus Südamerika. Im südamerikanischen Suriname, einer ehemaligen niederländischen Kolonie, gehören Exoten im Vogelkäfig zum Straßenbild. Die Vögel werden im Amazonas-Regenwald gefangen. Dion Coutinho ist einer der erfahrensten Vogelfänger des Landes. Für Tierparks weltweit und große Exportfirmen jagt er gewöhnlich gleich mehrere Tiere und ist dafür oft wochenlang im Busch. Diesmal will er einen ganz bestimmten Singvogel aufspüren.
Épisode 172 - Ratten in Paris – Gefährliche Plage
24 mai 2023
In Paris leben sechs Millionen Ratten, die Krankheiten übertragen. Die Stadtverwaltung zahlt jedes Jahr 1,5 Millionen Euro allein für die Rattenbekämpfung. Die städtischen Kanalarbeiterinnen und -arbeiter belegen die Gänge der Kanalisation mit kleinen grünen Würfeln mit gerinnungshemmendem Mittel, die drei bis vier Tage brauchen, um bei Ratten zu wirken. Das Ziel ist nicht, alle Ratten zu töten, sondern die Population zu regulieren. Aber das ist vielen Parisern wie Jacques und Sylvain nicht genug, sie handeln auf eigene Initiative: „Es ist alles eine Frage der Hygiene und der öffentlichen Gesundheit. Wir sind gezwungen, die Arbeit zu machen, die das Rathaus nicht tut. Die Bürgerinnen und Bürger haben es satt, in einer Stadt zu leben, die mit Müll übersät ist. Das führt zur Vermehrung der Ratten.
Épisode 173 - Un bidonville à Madrid
25 mai 2023
Le plus grand bidonville d’Europe occidentale se trouve aux portes de Madrid. Plusieurs milliers de personnes vivent sans électricité ni chauffage à la Cañada Real. Mais alors que la ville poursuit son inexorable expansion, ceux qui peuplent ces lieux vont devoir lever le camp.
Épisode 174 - Israël vire à droite
26 mai 2023
Depuis quelques mois, Israël est dirigé par un gouvernement incluant la droite ultra-orthodoxe. Benyamin Netanyahou a formé une coalition avec des partis représentant les colons radicaux, qui s’imaginent déjà à la tête d’un Grand Israël, "Eretz Israel". Avec quelles répercussions sur le conflit sanglant qui oppose l’État israélien aux Palestiniens en Cisjordanie et à Jérusalem-Est ?
Épisode 175 - Kohle-Comeback: Frankreichs Kohleausstieg gebremst
30 mai 2023
Épisode 176 - Deutsche Soldaten in Frankreich – Die erste gemeinsame Fliegerstaffel in Évreux
31 mai 2023
Für den Fluggerätetechniker Patrick ist es ein großer Schritt: Mit Frau und vier Kindern, Hund und Hase zieht er 2022 von Laupheim in Baden-Württemberg nach Évreux. Nach 16 Jahren beim Hubschraubergeschwader und Einsätzen in Afghanistan muss er sich bei der Hercules-Staffel nicht nur an einem neuen Standort und einem anderen Flugzeugtyp zurechtfinden, sondern auch in einer neuen Sprache. Am Fliegerhorst in Évreux, eine Stunde westlich von Paris, entsteht seit 2020 die deutsch-französische Transportfliegerstaffel. 300 Soldatinnen und Soldaten sowie vier französische und sechs deutsche Flugzeuge vom Typ Super Hercules C-130 sollen ab 2024 dazu gehören. Der französische Pilot Benoît und der deutsche Hauptmann Jan sind von Anfang an dabei. Sprachliche Barrieren gibt es noch, man verständigt sich auf Englisch.
Épisode 177 - Pflegende Jugendliche – Voller Einsatz für die Familie
1 juin 2023
Leonora und Adrien mussten viel zu schnell erwachsen werden. Schon als Grundschulkinder sorgten sie für ein krankes Familienmitglied und haben dadurch bis heute wenig Zeit für Freunde, Freizeit und Schule. Dabei sind die beiden weitgehend auf sich allein gestellt und die mentale Belastung der zu frühen Verantwortung wiegt schwer auf ihnen. In Frankreich gibt es für Kinder und Jugendliche, die ihre Eltern oder Geschwister pflegen, wenig Hilfe vom Staat. Zufällig erfuhr Adrien von einem Verein, der für Jugendliche wie ihn, Auszeiten organisiert. Dort kann er endlich einmal richtig abschalten. (Text: arte)
Épisode 178 - Sekt, made in England: Klimawandel, Kommerz und Weinkultur
5 juin 2023
Schaumwein ist in Großbritannien ein sehr beliebtes Getränk, vor allem dessen edelster Vertreter, der Champagner. Mittlerweile werden auch jenseits des Ärmelkanals exzellente Weine produziert. Vor weniger als einem halben Jahrhundert gab es im ganzen Land nur ein einziges kommerzielles Weinbaugebiet; heute gibt es 800. Diese Entwicklung ist das Ergebnis einer Klimaerwärmung, die alle betrifft: So sehr der Temperaturanstieg den Rebstöcken in der französischen Region Champagne-Ardenne zusetzt, so sehr erleichtert er den Weinanbau in England. Der 57-jährige Ian Kellett war früher als Banker tätig und hat 1999 das Gut Hambledon in Hampshire erworben. Der Geschäftsmann ist sich seiner Sache sicher: Aufgrund der Klimaerwärmung haben die englischen Weine eine verheißungsvolle Zukunft vor sich.
Épisode 179 - Flucht vor der Einberufung: Russische Kriegsverweigerer
6 juin 2023
Seit Oktober 2022 leben drei russische Kriegsflüchtlinge im Kinderzimmer eines Münchner Filmemachers: sein Freund Dima, 41 Jahre alt und zwei seiner Freunde, Denis und Andrey, 36 und 34 Jahre alt, plus Hugo, der Hund. Monatelang hatten sie darüber nachgedacht, Russland den Rücken zu kehren. Als dann am 21. September die Mobilmachung verkündet wurde, verließen sie fluchtartig das Land. Alle drei lehnen Putin strikt ab, alle drei wollen auf keinen Fall an Kampfhandlungen gegen die Ukraine teilnehmen. Sie waren zuversichtlich, in Deutschland aufgenommen zu werden. Doch die Hoffnungen, die das deutsche Innenministerium russischen Kriegsverweigerern den ganzen Sommer 2022 gemachte hatte, erfüllten sich nicht. Fieberhaft suchen die Freunde nun nach einem Ausweg. Denis ist Koch, Andrey Graphikdesigner. Zwei Fachkräfte, die in Deutschland dringend gebraucht werden.
Épisode 180 - Abfallprodukt Schafwolle: Ist der Rohstoff noch zu retten?
7 juin 2023
Schafhalter sind frustriert: Sie haben einen nachwachsenden, regionalen Rohstoff, der als Nebenprodukt bei der Landschaftspflege und Fleischerzeugung regelmäßig anfällt – doch kaum einer will ihn haben. Einst hat die Wolle ihrer Schafe ganze Regionen reich gemacht. Nun ist sie ein Draufzahlgeschäft und wird inzwischen oft einfach entsorgt. Auch, weil in der Modeindustrie die billigeren, erdölbasierten Synthetikfasern auf dem Vormarsch sind. Clare Campbell empört das. Sie hat vor sieben Jahren eine kleine Weberei in den schottischen Highlands aufgebaut und möchte für ihre modernen Karo-Stoffe mehr regionale Wolle verarbeiten. Der Rohstoff ist direkt vor ihrer Haustür im Überfluss vorhanden. Doch die Wolle der schottischen Schafe ist oft sehr grob und geht deshalb meist an die Teppichindustrie.
Épisode 181 - Die Eisenbahnladys der Ukraine: Wie sie den Schienenverkehr am Laufen halten
8 juin 2023
Die ukrainische Eisenbahn ist die Lebensader des Landes in Kriegszeiten. Die größte Flüchtlingskrise in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg beginnt mit der Russischen Invasion am 24.02.2022. Über Tage hinweg, die zu Wochen wurden, arbeiteten die Eisenbahnladys der ukrainischen Ukrzaliznytsia ununterbrochen und ohne Pause, um die Menschen aus diesem Albtraum zu befreien. Die Züge und ihr Personal, mehr als 230.000 Mitarbeiter, sind für die Evakuierung und die Kriegsanstrengungen unverzichtbar. Die Eisenbahnladys fahren, betreuen und reparieren die Züge. Sie transportieren Menschen, Waffen, Gütern und Vorräten von entscheidender Bedeutung und sichern den diplomatischen Weg ins Land. Fast täglich treffen die Sonderzüge in Kiew ein. An Bord sind die Eisenbahnladys, die helfen, den Krieg zu gewinnen. Als Russland begann kritische Infrastrukturen ins Visier zu nehmen, wurde die Arbeit noch gefährlicher. Doch die Züge fahren weiter nach Plan und trotz des Krieges meist pünktlich. (Text: arte)
Épisode 182 - Pflege in Not – Wege aus der Krise
9 juin 2023
Kein Job treibt so viele in den Burnout wie die Krankenpflege. Die Reportage zeigt, an welchen Stellschrauben gedreht werden kann, um eine Trendwende in der Pflege zu schaffen. Simone Dieter ist mit ihrer Arbeitsstelle zufrieden. Die 38-Jährige ist Pflegerin auf der Intensivstation am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart. Sie integriert dort neueste wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis – das steigert sowohl die Zufriedenheit mit dem Job als auch die Pflegequalität für die Patientinnen und Patienten. Attraktivere Arbeitsbedingungen tragen längerfristig zur Trendwende bei, aber um etwas gegen die akute Überlastung zu tun, braucht es mehr Personal. Dafür bekommt Deutschland Unterstützung aus dem Ausland. Zum Beispiel von Lejla Taric.
Épisode 183 - Gerettet nach dem Beben – Der schwere Weg für Opfer und Helfer
13 juin 2023
Der griechische Feuerwehrmann Dimitris Roupas war unter den ersten Rettern bei dem verheerenden Beben in der Türkei. Die Bilder dieser Katastrophe kriegt er auch nach mehr als drei Monaten nicht mehr aus dem Kopf. Fatma, das erste Mädchen, das er und sein Team gerettet haben, liegt schwer verletzt in einem Krankenhaus in Ankara. Ihre seelischen Wunden werden sie wohl ihr Leben lang begleiten: Die 7-jährige Fatma ist durch das Beben Vollwaise geworden. Ihre Mutter hat in Aleppo den schrecklichen Bürgerkrieg erlebt, floh aus Syrien und starb in dem Beben in Hatay. Fatma hat noch ihren Großvater, der sich um sie kümmert, der nun das Sorgerecht erhalten möchte. (Text: arte) Deutsch
Épisode 184 - Ostseefischer am Limit – Polens Heringsflotte und der nahe Krieg
14 juin 2023
Épisode 185 - Irlands geraubte Kinder: Zwangsadoption im Namen der Kirche
15 juin 2023
In Irland waren Verhütung und Abtreibung lange verboten, Sex vor der Ehe nicht erlaubt und Aufklärung praktisch nicht existent. Bei ungeplanten Schwangerschaften galt die Frau meist als die „Schuldige“, selbst wenn die Schwangerschaft Folge einer Vergewaltigung war. Wer die Schwangerschaft nicht illegal im Ausland beenden wollte oder konnte, hatte im von Kirche und Tradition bestimmten Irland keine Wahl: Der Priester wurde informiert. Und er entschied, ob die Frau verstoßen oder in eines der 18 katholischen Mutter-und-Baby-Heime geschickt wurde. Paul Redmond wurde in einem solchen Heim geboren. Er bezeichnet sich und andere Betroffene als „Überlebende“ eines Skandals, der Irland bis heute erschüttert. Der 59-Jährige sucht immer wieder das heute leerstehende Gebäude auf, in dem er zur Welt gekommen ist.
Épisode 186 - Essensretter im Einsatz – Neue Ideen gegen Lebensmittelverschwendung
16 juin 2023
Bis vor kurzem mussten die Orangenbauern auf dem Peloponnes einen großen Teil ihrer Ernte an Saftproduzenten verramschen – die Früchte waren zwar von guter Qualität, aber ihr Aussehen entsprach nicht der EU-Handelsnorm für Export-Speiseorangen. Adrian Wiedmer von der Schweizer Fair Trade Organisation Gebana hat gemeinsam mit seinen griechischen Partnern einen Trick gefunden, das zu umgehen: Sie vermarkten die Orangen direkt an Endverbraucher im deutschsprachigen Raum – und legen den Kisten einfach einen Zettel bei: „Nur zur Verarbeitung“. Die Bauernfamilien verdienen dadurch um die 30 Prozent mehr als vorher und können dieses Geld in nachhaltigere Anbaumethoden investieren. In Island ist Kabeljau-Filet eines der wichtigsten Exportprodukte – und zugleich ein Problem, denn das Filet macht nur etwa 44 Prozent des Fischs aus.
Épisode 187 - Freiwillige Sanitäter an der Front – Leben retten im Krieg
19 juin 2023
Der 27-jährige Kontrabass-Spieler mit dem Kampfnamen „Bass“ arbeitet in einem geheimen Trainingslager am Rande von Kiew mit besonderen Rekruten: er ist für die Ausbildung der neuen Sanitäter zuständig. Die Grundausbildung dauert hier eine Woche, Kost und Logis sind frei, Honorar gibt es keines. In der Ukraine sind die Hospitallers gefeiert. ARTE:re durfte sie als erstes ausländisches TV-Team eine Woche begleiten. 800 Kilometer weiter östlich in den umkämpften Gebieten leben die, die die Grundausbildung von Bass schon lange absolviert haben. Katja (27), Domino (21), und Max (33) haben sich mit ihrem Versorgungszentrum nur wenige Kilometer hinter der Front in einem verlassenen Bauernhaus eingerichtet. Nur noch etwa 50 Zivilisten leben in dem Dorf, ohne fließendes Wasser, dafür mit dem dumpfen Dröhnen des täglichen Artilleriefeuers.
Épisode 188 - Schnelles Geld in Krisenzeiten: Ansturm auf Pfandleihhäuser
20 juin 2023
Pam Pomerance hat vor acht Jahren das Unternehmen ihres Vaters übernommen und ist mit ihrem Pfandleihhaus spezialisiert auf KFZ-Beleihungen. Die Nachfrage nach kurzfristigen Krediten ist seit Monaten gestiegen. Sich die Sorgen ihrer Kunden anzuhören, gehört für die Pfandleiherin zum Job. „Sie sollen sich hier gut aufgehoben fühlen, genau wie die Gegenstände, die wir für sie verwahren“, sagt sie. In Mannheim befindet sich das letzte öffentlich-rechtliche Pfandleihhaus Deutschlands. Anders als privatwirtschaftliche Betriebe muss das städtische Leihamt keine Gewinne erwirtschaften und kann deshalb schon Pfandkredite ab 5 Euro anbieten. Jürgen Rackwitz leitet das Institut. „Bei uns spielt sich gerade die knallharte Wirklichkeit ab“, sagt er. Oftmals wird der Pfandleiher für seine Kunden zum Prellbock: „Der Dienst am Schalter ist kein leichter.
Épisode 189 - Die Frauen von Ceuta – Leben zwischen Europa und Afrika
21 juin 2023
Ceuta ist wichtig – für Spanien, für die EU und die Nato. Die Ceutis aber sind es nicht. Die kleine spanische Exklave im Norden Afrikas ist wie ein Brennglas für zwei der drängendsten Probleme Europas: die unaufhaltsamen Flüchtlingsströme aus dem Süden und den erstarkenden Alltagsrassismus. Muslime machen fast die Hälfte der knapp 85.000 Einwohner aus, aber sie sind überproportional von prekären Lebenssituationen betroffen. Die Reportage trifft drei Frauen, die am Rande der EU ein Spielball der großen Politik sind und die sich nicht damit abfinden wollen, dass ihre Heimat zum Flüchtlingslager und Ghetto wird. Um die Not zu lindern, packen sie die Probleme selbst an.
Épisode 190 - Albaniens letzte Pfleger: Gehen oder bleiben?
22 juin 2023
Deutschlands Pflegemangel hat sich bis ins letzte albanische Dorf herumgesprochen. In der Hoffnung auf eine bessere Zukunft verlassen viele studierte Pfleger und Pflegerinnen ihre Heimat. Auch die 22-jährige Alketa Kaja lernt in Tirana „Pflege auf Deutsch“ und bereitet sich auf ihr neues Leben vor. Nur 50% der ausgebildeten Pflegekräfte bleiben in Albanien. Einer von ihnen ist Kastriot Qehaja. Auch wenn seine Arbeit anstrengend und kaum rentabel ist, will er seine Heimat nicht verlassen. Wer würde sich sonst um die alten Menschen kümmern, deren Kinder in Westeuropa arbeiten? (Text: arte)
Épisode 191 - Wasserkrise am Lago Maggiore: Eine Region trocknet aus
23 juin 2023
Marcella Severino, Bürgermeisterin von Stresa am Lago Maggiore, sorgt sich um die Wasserversorgung der vielen Hotels. Leere Netze und magere Fänge zwingen den Berufsfischer Giorgio Brovelli zum Umstieg auf Aqua-Farming. Und der Reisbauer Alfredo Saracco stellt in der Po-Ebene Flächen seines Hofes auf den Anbau von Gerste um. Auch für ihn ist ohne das Wasser des Lago Maggiore nichts mehr so wie es war. Seit beinahe zwei Jahren bleiben im großflächigen Wassereinzugsgebiet des Sees die Niederschläge aus und die Schmelzwasser aus den Bergen versiegen: Dem Lago Maggiore geht allmählich das Wasser aus. Nach der historischen Trockenheit des vergangenen Jahres droht für das Jahr 2023 ein neuer Dürre-Rekord.
Épisode 192 - Little Britain in der Dordogne – Baguette statt Brexit
27 juin 2023
Nicola und Graham Parker suchen ihr Glück in Südwest-Frankreich: Genervt von Wirtschaftskrise und Brexit-Chaos haben sie ihr Haus in England verkauft und ein altes Landgut in Montignac-de-Lauzun erworben. So wie sie sind mittlerweile rund 9000 Briten in die Dordogne gezogen. Doch der EU-Austritt Großbritanniens macht den Neustart kompliziert, denn nun gibt es viele bürokratische Hürden: Die Aufenthaltsgenehmigung beantragen, Sprachkenntnisse nachweisen, Einbürgerungstests bestehen. Manch ein Einheimischer rümpft die Nase angesichts der Briten, die mittlerweile ganze Ortschaften prägen. (Text: arte)
Épisode 193 - Frankreichs Drohnenpiloten – Der Krieg aus der Distanz
28 juin 2023
20 Meter Spannweite. 5 Tonnen schwer. Ende 2019 kündigte Frankreich an, seine Reaper-Drohnen für den Einsatz über der Sahelzone zu bewaffnen. Im April 2022 beschließt Deutschland nach einer hitzigen öffentlichen Debatte, bewaffnete Drohnen anzuschaffen. Auch Spanien und Italien haben den Schritt gewagt. Bewaffnete Drohnen verkörpern eine neue Art, in den Krieg zu ziehen, die sogenannte asymmetrische Kriegsführung ist modern und hocheffektiv, wie man es gerade im Krieg der Ukraine gegen den Angreifer Russland sehen kann. Und so entstand in den letzten Jahren ein neuer Beruf bei der Luftwaffe, den noch kaum einer kennt. In Frankreich herrscht ein akuter Mangel an Drohnenpiloten, deshalb bieten sie dort seit Neuestem eine Ausbildung gleich nach dem Abitur an: 3 Jahre lang lernen die jungen Rekrutinnen und Rekruten nach einem harten Auswahlverfahren, feindliche Kämpfer über den Bildschirm aus der Ferne anzuvisieren und auf Befehl zu töten. (Text: arte)
Épisode 194 - Umzingelt vom Feind – Leben in Moldaus Sicherheitszone
29 juin 2023
Er gilt als einer der schönsten Landstriche Moldaus und wäre der perfekte Ort für Touristen – wenn nicht die russischen Soldaten und die Separatisten da wären. Wenn Iurie Coţofan mit der Fähre den Dnjestr überquert, um sein moldauisches Dorf zu erreichen, sieht er bewaffnete Soldaten und Panzer. Das Dorf Cocieri befindet sich am linken Dnjestrufer, wo auch die „Republik Transnistrien“ liegt. 1992 hat sie sich in einem Krieg von Moldau für unabhängig erklärt. Seitdem ist Cocieri eine moldauische Exklave mit besonderem Sicherheitsstatus: eingekesselt von Moskau-treuen Separatisten, umgeben von Checkpoints russischer Soldaten, die den Waffenstillstand überwachen sollen. Für Iurie sind die russischen „Peace-Keeper“ eine Bedrohung und Transnistrien Feindesland, obwohl er dort aufgewachsen ist. 1992 hat er gegen die Separatisten gekämpft.
Épisode 195 - Genial gärtnern – Balkon und Garten optimal nutzen
30 juin 2023
Im Berliner Stadtteil Britz wächst und gedeiht ein Pionierprojekt: ein essbarer Waldgarten auf 28.000 Quadratmetern. Herz der Anlage ist der Gemeinschaftsgarten. Hier und in den 60 darum gruppierten Kleingärten schrebern, lernen und ernten Laien, angeleitet von Profis. Eine davon ist Projektleiterin Jennifer Schulz: „Der Waldgarten hat verschiedene Vegetationsschichten mit essbaren Pflanzen: Obst- und Nussbäume, Beeren tragende Sträucher und Wurzelgemüse.“ Wichtig ist ihr auch das soziale Miteinander beim urbanen Gärtnern und der Klimaschutz: Der Waldgarten speichert CO2, sorgt für Kühlung und bietet Tieren und Insekten Lebensraum – mitten in der Stadt. Gemüse in seiner ganzen Vielfalt lässt sich auch auf engstem Raum anbauen – das stellt Melanie Öhlenbach seit 2012 auf ihrem sechs Quadratmeter großen Balkon unter Beweis.
Épisode 196 - Par amour du train, ils achètent leur ligne
4 juillet 2023
En France et en Allemagne, les kilomètres de voies ferrées abandonnées se comptent en milliers. Des particuliers reprennent désormais les choses en main, achetant les lignes désaffectées pour les remettre en service par leurs propres moyens. Mais peut-on vraiment ranimer le train quand les rails sont rouillés ?
Épisode 197 - Der Horror im Klassenzimmer: Mobbing an Spaniens Schulen
5 juillet 2023
Die Narben von Mobbing tragen die Kinder oft ihr Leben lang, viele entwickeln psychische Krankheiten, einige haben sogar Suizidgedanken. In Spanien hat der Fall von Kira Lopez für Aufmerksamkeit gesorgt und Mobbing in die öffentliche Diskussion geholt. Mit 15 Jahren hat sich Kira Lopez das Leben genommen. Der Vorwurf der Eltern: Mobbing in der Schule habe ihre Tochter in den Tod getrieben, die Schule habe keine Maßnahmen ergriffen, um das Mobbing gegen Kira zu unterbinden. Sie haben gegen die Schule geklagt. Sie wollen die Schule zur Verantwortung ziehen und andere Kinder vor Mobbing schützen. Auch Brian Giner weiß, was es heißt, wenn der Schulalltag zum Albtraum wird: Zwölf Jahre lang wurde er aufgrund einer Fehlstellung seines Auges gemobbt.
Épisode 198 - Athen wird schick – Wie Investoren eine Stadt verändern
6 juillet 2023
Chryssoula Papageorgiou ist entschlossen: Zusammen mit anderen Bewohnerinnen und Bewohnern des alternativen Stadtteils Exarchia zieht die Grundschullehrerin gegen die Stadt Athen vor Gericht. Auf dem zentralen Platz von Exarchia soll eine U-Bahn-Haltestelle errichtet werden, Papageorgiou und ihre Mitstreiter konnten den Bau vorerst stoppen. Sie haben die Befürchtung, dass das ganze Viertel „aufgewertet“ werden soll und die U-Bahn erst der Anfang ist. Danach eröffnen neue Geschäfte, Hotels werden gebaut, Touristen kommen und die Mieten steigen. Für Vize-Bürgermeister Vasilis Axiotis ist dagegen klar, dass es eine U-Bahn-Haltestelle in einem so zentralen Viertel wie Exarchia geben muss. Die Stadt, sagt er, sei eine zeitgenössische Metropole, die aber noch gar nicht danach aussehe. Das soll sich nun ändern, nicht nur in Exarchia.
Épisode 199 - Stark durch Fußball – Mädchen kicken gegen Widerstände
7 juillet 2023
Mädchen, die Fußball spielen – in einigen Religionen und Kulturkreisen nahezu undenkbar. Eltern verbieten ihren Töchtern den Sport, aus Angst vor Entwurzelung oder dem Gerede anderer. Doch immer mehr Mädchen wollen genau das: Fußballspielen. In Deutschland erleben die Schwestern Maisa und Maisun aus dem Irak beim Fußball-Projekt „Scoring Girls“ Teamgeist, Lebensfreude und das lang vergessene Gefühl von Freiheit. Niemand fragt, woher sie kommen oder sagt ihnen, dass sie es durch ihre Zuwanderungsgeschichte schwer haben werden in der Gesellschaft. Projekt-Gründerin Tugba Tekkal ist sicher: Fußball kann ein Schlüssel sein zur Integration. Als Tochter kurdisch-jesidischer Einwanderer hat sie selbst allen Widerständen zum Trotz ihren Traum wahr gemacht und es nach jahrelangem heimlichen Training zum Profifußball und bis in die 1. Bundesliga geschafft. Deutsch
Épisode 200 - Einsatz gegen Fahrradklau – Wohin verschwinden unsere Räder?
10 juillet 2023
Die Tätergruppe ist vielschichtig: von Gelegenheitsdieben bis zu organisierten Banden, die die Räder über die Grenze nach Osteuropa bringen. Vor allem in größeren Städten ist der Fahrraddiebstahl mittlerweile ein Massendelikt mit tausenden Opfern. Dagegen geht in der Universitätsstadt Fürth eine eigens eingerichtete Fahrradstaffel der Polizei entschieden vor. Die Experten kennen die bei Dieben beliebtesten Tatorte, durchforsten Internetplattformen nach Auffälligkeiten, fahnden aber auch analog auf den Straßen: In allgemeinen Fahrradkontrollen stoßen sie immer wieder auf gestohlene Räder und können diese – wenn sie registriert waren – wieder den rechtmäßigen Besitzern zurückbringen. In Deutschland gibt es mittlerweile mehr als 9 Millionen Fahrräder – Tendenz steigend.
Épisode 201 - Touristenboom in Kroatien – Aufschwung oder Ausverkauf?
11 juillet 2023
Jeder dritte Immobilienkäufer an der Adria stammt aus dem Ausland. Das Geschäft mit dem Tourismus brummt – so auch in Kroatien. Die Schattenseiten: Saisonkräfte in der Gastronomie und im Hotelgewerbe finden keinen Wohnraum und die Branche leidet unter Personalnot. Die Indizien, dass es so nicht mehr weitergehen kann, häufen sich: Letztes Jahr musste im Sommer der Wasserverbrauch eingeschränkt werden, die Strände drohen immer mehr zu vermüllen, die Parksituation ist chaotisch. Die Reporterinnen Steffi Illinger und Susanne Fiedler schauen sich in Istrien um. Bereits an Pfingsten beginnt der Touristenansturm. Sie begleiten den Immobilienmakler Patrick Kohl bei seinen Verkaufsgesprächen, wenn er Filetstücke an der Küste mit Pool und Sicht aufs Meer an den Mann bzw. die Frau bringen will.
Épisode 202 - Mit Mama hinter Gittern – Italiens jüngste Gefangene
12 juillet 2023
Im Jahr 2011 hat die damalige italienische Regierung ein Gesetz erlassen, wonach Kinder bis zu einem Alter von sechs Jahren in der Obhut ihrer Eltern bleiben sollen, selbst dann, wenn diese strafffällig werden und eine Gefängnisstrafe antreten müssen. Für das Kindeswohl sei es so besser. In anderen europäischen Ländern liegt das Hafthöchstalter des Kindes bei drei Jahren, auch in Deutschland und Frankreich. Angelica Miri verbüßt eine vierzehneinhalbjährige Haftstrafe im Frauengefängnis Casa Circondariale di Lecce – und mit ihr lebt auch ihre zweijährige Tochter Emma hinter Gittern. Emma ist das einzige Kind in der Haftanstalt. Sie sind zwar in einem eigenen Trakt untergebracht und es gibt ein wenig Spielzeug, aber Emmas einzige Spielkameraden und Kontakte sind ihre Mutter und die Wärterinnen.
Épisode 203 - Second Hand als erste Wahl – Zweites Leben für alte Sachen
13 juillet 2023
Das Start-up von Evoléna de Wilde hat ein Online-Tool entwickelt, das weltweit 55 Second-Hand-Plattformen miteinander vernetzt. Wer es herunterlädt, bekommt beim Online-Shoppen automatisch Second-Hand-Alternativen auf dem Bildschirm angezeigt. Das Tool greift so auf zehn Millionen gebrauchte Gegenstände zu. „Wir können damit 70 Prozent des Preises und 90 Prozent CO2 sparen“, sagt Gründerin Evoléna de Wilde. Aktuell möchte die 30-Jährige ihr Netzwerk um weitere Plattformen erweitern, zum Beispiel für Kinderprodukte zur Miete. In Schweden revolutioniert Ola Sjödin die Gebrauchtmöbelbranche. Im großen Stil kauft er hochwertige, gebrauchte Büromöbel ein, um diese dann zu reparieren und weiterzuverkaufen – oft auch nach Kundenwunsch individuell umgestaltet.
Épisode 204 - Flamingos oder Flughafen? Natur in Albanien bedroht
14 juillet 2023
In direkter Nachbarschaft zum ersten Wildfluss-Nationalpark Europas in Albanien soll ein großer internationaler Flughafen gebaut werden. Er bringe Touristen ins Land, schaffe Arbeitsplätze, so die albanische Regierung. Der geplante Flughafen mitten in einem großen, unberührten Feuchtgebiet würde eines der letzten Naturparadiese im europäischen Raum zerstören, warnt Zydjon Vorpsi, der für eine albanische Umweltschutzorganisation arbeitet. Er sorgt sich vor allem um die vielen seltenen Vogelarten, die im Bereich der Narta-Lagune leben und brüten, und die er regelmäßig zählt und katalogisiert. Ob seltene Pelikane, Flamingos oder bedrohte Arten wie der Bruchwasserläufer oder der Triel – sie alle wären durch das Projekt gefährdet. Doch obwohl die Narta-Lagune nationalen und internationalen Schutzstatus genießt, wird bereits gebaut.
Épisode 205 - Italien nach der großen Flut – Eine vermeidbare Katastrophe?
18 juillet 2023
Das Haus von Marcos Familie in Faenza stand tagelang unter Wasser. Nun harrt er mit seinem Sohn Agostino aus und versucht zu retten was geht. Ob sein Haus noch standsicher ist, muss die Feuerwehr prüfen. Völlig unklar ist, ob die Versicherung den Schaden bezahlt. Das Haus haben er und seine Frau vor sieben Jahren gekauft. Doch die ganze Siedlung steht dicht am Fluss. Nun muss geklärt werden, ob die städtischen Behörden Fehler gemacht haben. Immerhin, Marco hat einen Job. Sein Restaurant ist von der Flut verschont geblieben. In Ravenna helfen Flavia und ihr Mann beim Katastrophenschutz. Im Akkord verteilen sie Spenden in der Region. Weil viele Straßen zerstört sind, können Supermärkte nicht beliefert werden, es fehlt an den nötigsten Lebensmitteln.
Épisode 206 - Kampf gegen Allergien – Hilfe für das Abwehrsystem
21 juillet 2023
Die Augsburger Wissenschaftlerin Claudia Traidl-Hoffmann möchte dafür sorgen, dass Allergiker fast in Echtzeit erfahren, welche Orte sie meiden sollten. Dafür sammelt sie Daten und stellt neuartige Messgeräte auf. Die Versuche sind vielversprechend. Die Ergebnisse fließen in die Entwicklung einer App, die Gräserpollen-Allergiker mit auf sie persönlich zugeschnittenen Informationen über Pollenflug versorgen soll. Das Ziel: Allergikern mehr Sicherheit im Alltag geben, auch mit Hilfe von künstlicher Intelligenz. In Südtirol gehen Forschende noch einen Schritt weiter: Mit Hilfe von Äpfeln sollen Birkenpollenallergiker am besten ganz von ihren Leiden befreit werden. Thomas Letschka und Klaus Eisendle nutzen unterschiedliche Apfelsorten zur Immuntherapie – Äpfel statt Spritzen – eine einfache und kostengünstige Methode gegen Allergien.
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